Isleys live oder doch nicht ?
Ein im October 1980 aufgenommenes, aber erst 2015 veröffentlichtes Live-Album der Gruppe. Live? Naja, schon, aber nicht „in concert“, sondern im Studio. Anstatt sich die Mühe zumachen, bei 10 oder 20 Live-Konzerten die Bandmaschinen mitzunehmen und zu hoffen, dass etwas Verwendbares dabei herauskommt, nahm man eine Woche lang im Studio unter Live-Bedingungen auf. Das heißt, es gibt wirklich keine Overdubs, sondern die Songs wurden gespielt als wäre es ein Live-Konzert. Unterstützt werden die Brüder von ihren langjährigen Begleitern Everett Collins (dr) und Kevin Jones (congas, perc), denn anders als bei den Studio-LPs konnte ja Ernie hier nicht auch noch die drums spielen. Herausgekommen ist dann ein 75-minütiges „Konzert“, das absolut Klasse ist. So etwas hätte man sich als Fan schon lange gewünscht, denn ansonsten gibt es von der Gruppe nur Liveaufnahmen aus 1973 auf der aber die Songs ihrer besten Zeit in den Mitt-70ern nicht drauf sein konnten und ein Album aus 1993, als die Gruppe aber schon aufgelöst war und quasi nur noch Ronnie und Ernie dabei waren (und Marvin als Backgroundsänger).
Aber leider hat die Band damals versäumt die Record-Company zu fragen, ob die überhaupt ein Live-Album rausbringen wollten. Wollten die nicht ! Also blieben die Bänder weggeschlossen.
Einen „Schönheitsfehler“ gibt es bei dem Album leider doch noch. Um vorzutäuschen, dass es ein Live-Album hätte sein sollen, hat man Applaus und Publikumsgeräusche (Jubel, Pfiffe etc) vom Band eingespielt. Naja, kann man mal machen, aber leider hat man es hier so hemmungslos übertrieben, dass es doch eher stört. Ob die das wohl damals tatsächlich als echtes Live-Album verkauft hätten ? Dann hätte man aber noch ein paar Ansagen und mal ein "Thank yous" reinschneiden sollen. Stattdessen gibt es nur drei kurze Ansagen eines Masters of Ceremony, der auch eher nervt.
Trotzdem, aufgrund der hohen Qualität der Aufnahmen gibt es von mir fünf Sterne.