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    Kerstin1975 Top 25 Rezensent

    Aktiv seit: 08. August 2013
    "Hilfreich"-Bewertungen: 290
    701 Rezensionen
    Die Frauen vom Rosenhag. Sehnsucht nach Freiheit Corina Bomann
    Die Frauen vom Rosenhag. Sehnsucht nach Freiheit (Buch)
    28.08.2025

    Atemberaubende Fortsetzung der Schweden-Reihe - spannend und vielschichtig. Absolute Leseempfehlung!

    Buchinhalt:

    Karlskrona, Schweden 1910: Marlene und Liv haben inzwischen das Rosenhag gegründet, ein Haus für in Not geratene Frauen, das sie auch selbst bewohnen. Dank des Hauses hoffen alle auf einen Neuanfang, doch Livs Mann, der Reeder Boregard, kommt auf Kaution aus dem Gefängnis frei und wieder ist das Leben der Frauen bedroht. Die Männer sehen nicht ein einen Teil ihrer Macht aus den Händen zu geben und schrecken auch vor dem Äußersten nicht zurück. War das Rosenhag nur ein gut gemeinter Traum oder schaffen es die Frauen, selbständig ihren eigenen Weg zu gehen?


    Persönlicher Eindruck:

    Im zweiten Band ihre Dilogie „Die Frauen vom Rosenhag“ knüpft Autorin Bomann nahtlos an die Geschehnisse vom ersten Band an und somit ist das Buch auch nur als Fortsetzung lesbar. Spannend und mitreißend geht die Geschichte um Kapitänswitwe Marlene und Reedergattin Liv Boregard weiter, die im alten Wildhüterhaus inzwischen das Rosenhag gegründet haben, ein Haus für in Notlagen geratene Frauen.

    Neue Begegnungen, Zweifel und Vertrauensbrüche trüben das Bild des Neuanfangs für die beiden Freundinnen. Doch schon bald kommt eine erste Bewohnerin dazu, die ebenfalls Geheimnisse hat und nicht nr deswegen steht das Vorhaben alsbald auf der Kippe. Sten Boregard sitzt zwar im Gefängnis, doch das Urteil ist noch nicht in Stein gemeißelt.

    10 Jahre nach der Jahrhundertwende angesiedelt vermittelt der Roman ein anschauliches Bild vom Leben im Schweden des beginnenden 20. Jahrhunderts. Auch wenn alles harmonisch erscheint, so haben Frauen noch immer keine Rechte, sind ihren Ehemännern untergeordnet und haben noch nicht mal das Recht, über das eigene Tun zu bestimmen. Da sich Marlene und Liv mit ihrer modernen Einstellung der der Männer entgegensetzen, schrecken diese auch nicht vor lebensbedrohenden Maßnahmen zurück.

    Gut gefallen hat mir der Zusammenhalt und die tolle Beschreibung des Settings – es war wie ein Zurückkommen an einen lieb gewonnenen Ort, verbunden mit packenden Wendungen und einer sehr spannenden und wenig vorhersehbaren Grundhandlung.

    Die Kapitel werden aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, sind relativ kurz und so springt man auch immer wieder von einem Schauplatz zum anderen, ehe es woanders dann weiter geht. Das erhält die Spannung ungemein und ich hatte Mühe, das Buch zwischendurch überhaupt einmal wieder aus der Hand zu legen.

    Insgesamt eine tolle, sehr empfehlenswerte Dilogie, die alles vereint, was einen Romane zum Reißer macht: gut recherchiertes historisches Setting, starke, nachvollziehbare Figuren, Liebe und Spannung.

    Eine absolute Leseempfehlung, hat mir sehr gut gefallen!
    Blau Nana Ekua Brew-Hammond
    Blau (Buch)
    26.08.2025

    Ansprechendes Bilderbuch um die Farbe Blau mit ganzseitigen Bildern. Toll gemacht.

    Buchinhalt:

    Die Farbe Blau begegnet uns täglich – in Himmel oder Wasser oder als Farbe in verschiedenen Textilien. Doch wie haben Menschen in alter Zeit das Blau gewonnen und warum war es mitunter so teuer, dass sich nur ganz Reiche blaue Kleider leisten konnten? Dieses Bilderbuch geht der blauen Farbe nach und erzählt von den Menschen, die damit zu tun hatten.


    Persönlicher Eindruck:

    Blau ist ein Bilderbuch für ein empfohlenes Lesealter ab 6 Jahren, zum Vorlesen geeignet und mit wirklich außergewöhnlich schön gemachten, ganzseitigen Bildern. Es geht um die Farbe Blau, wo sie uns begegnet, wie blaue Farbe einst gewonnen wurde und was das Blau damals so teuer machte.

    Rein optisch und layoutmäßig kommen die ganzseitigen, sehr bunten Bilder mit relativ wenig Text aus und sind dennoch aussagekräftig. Früher waren es meist Naturmaterialien, die einen Farbstoff lieferten und so kommen z.B. auch Meeresschnecken vor, die natürlich selten waren und das Blau dementsprechend kostbar und nur für die Oberschicht erschwinglich.

    Es ist eine Entdeckungsreise zu verschiedenen Völkern, das Buch ist wie gesagt sehr bunt und spricht auch beim Anschauen kleine und große Leser gleichermaßen an.

    Was mir sehr gefallen hat, ist das Format. Ich kennen aus dem Gratitude Verlag bereits ein anderes Kinderbuch, das mit seiner quadratischen und etwas überdimensionierten Form nicht ganz so gut auch in Kinderhänden liegt wie dieses. Auch die Haptik und die Qualität des Papiers können sich sehen lassen.

    40 Seiten, wenn auch fest gebunden, sind für 20 € Kaufpreis eher höheres Preissegment, aber ich finde, es lohnt sich. Das Buch sticht auf jeden Fall aus der Masse des Bilderbuch-Mainstreams heraus.
    Die Melodie der Gnade Bruce Hindmarsh
    Die Melodie der Gnade (Buch)
    22.08.2025

    Inhaltlich durchaus interessant aber stellenweise sehr zäh. Keine leichte Kost - ein Pageturner war es nicht.

    Buchinhalt:

    Der im 18. Jahrhundert lebende John Newton, von dem das bekannte Kirchenlied „Amazing Grace“ stammt, ist Hauptfigur dieser Biografie, die die beiden großen Lebensabschnitte des ehemaligen Seefahrers, Sklavenhändlers und schließlich dann Pastors beleuchtet. Dabei bedienen sich die beiden Autoren einer sehr genauen Quellenrecherche, fügen aber auch fiktive Passsagen mit ein, um die Lücken im Leben der Hauptfigur erzählerisch zu füllen. Wer war der Mann, der einen Sinneswandel vom Saulus zum Paulus durchlebte und schließlich für das berühmte Leid verantwortlich zeichnete?


    Persönlicher Eindruck:

    „Amazing Grace“ verbinde ich persönlich mit verschiedenen Personen und Begebenheiten und habe mir eigentlich noch nie wirklich Gedanken darüber gemacht, wie es entstanden sein könnte und was der Auslöser dafür war. Daher kam für mich dieser biografische Roman gerade zur richtigen Zeit. Dennoch bin ich sehr zwiegespalten – einerseits gibt er durch fundierte Recherche ausreichend Aufschluss über die Beweggründe und das Leben des Verfassers, andererseits will die Geschichte einfach zu viel auf einmal.

    Warum empfinde ich so? Nun, zunächst liest sich das Buch wie ein Seefahrerroman á la Horatio Hornblower, zeigt Entbehrungen und das schonungslose alltägliche Leben auf den Segelschiffen im 18. Jahrhundert, will aber gleichzeitig Erweckungs- und Bekehrungsgeschichte sein für die Hauptfigur, den Kapitänssohn John Newton. Denn seine Bekehrung, wenn man es so will, ist der Auslöser für einen radikalen Sinneswandel und schließlich für die Entstehung von „Amazing Grace“. Doch ich frage mich: warum spielt das Lied, das hier sogar titelgebend ist, erst im letzten Viertel der Geschichte überhaupt eine Rolle und dann auch nur derart untergeordnet?

    Newton wächst auf bei seinem Vater, einem strengen und erbarmungslosen Kapitän, dem er nie wirklich genügt. Später wird er zur Marine verschleppt und landet als Matrose auf einem Sklavenschiff, wird nach Jahren selbst Kapitän und kauft Sklaven ein – erst das Erlebnis, bei einem furchtbaren Sturm von einer höheren Macht gerettet worden zu sein, lässt Newton innehalten und sein Leben neu überdenken. In der zweiten Hälfte seines Daseins wird er schließlich Pastor und Liederdichter, wendet sich Gott zu und ändert sein Leben radikal.

    Ich bin ehrlich: viele Dinge wurden sehr ausführlich geschildert, andere dafür recht schnell abgehandelt. Zu keiner Zeit war das Buch für mich eine spannende und leicht zu lesende Lektüre. Durch zahlreiche Längen, insbesondere in der Seefahrerzeit Newtons, bläht sich der Plot derart auf, so dass ich öfter dachte: wenn sich jetzt nicht bald mal was tut, lese ich quer. Und das ist das k.o-Kriterium für jedes Buch.

    Zweifelsfrei ist der Sinneswandel, den Newton durchlebt, bewegend und interessant, doch ich hatte einfach mehr erwartet hinsichtlich des berühmten Liedes und das war dann doch eher eine Randerscheinung. Schade.

    Insgesamt ein Buch für eingefleischte Fans von Biografien, aber eher kein Buch für historisch Interessierte, die auch eine spannende und mitreißende Handlung erwarten.

    Ich kann nur eine mittlere Bewertung von drei Punkten geben. Ein Pageturner war es auf keinen Fall.
    Wir Mädchen vom Kiez Juliane Jensen
    Wir Mädchen vom Kiez (Buch)
    22.08.2025

    Mitreißender Roman vom St. Pauli der Nachkriegszeit, um Freundschaft und Zusammenhalt

    Buchinhalt:

    1953 flieht die junge Hanna vom Bauernhof ihres übergriffigen Stiefvaters und kommt nach Hamburg, ins berüchtigte St. Pauli. Prompt wird sie überfallen, erfährt aber Rettung durch Richard, den Hausmeister im Puff von Puffmutter Evke. Zunächst ist Hanna entsetzt über das sündige Viertel mit Reeperbahn und Hermannstraße, doch unter den Fittichen der Seemannswitwe Rieke, die im Erdgeschoss des Etablissements eine eigene Wohnung hat und inmitten der Hilfsbereitschaft, die ihr im Haus begegnet, findet Hanna schnell ein neues Zuhause. Hanna möchte sich mit einem Kleinunternehmen eine eigene Existenz aufbauen und kann dabei auf Richards Hilfe zählen, doch sein Herz bleibt Hanna verschlossen....


    Persönlicher Eindruck:

    Schon lange habe ich keinen derart mitreißenden Roman aus der deutschen Kriegs- und Nachkriegszeit gelesen, der schon auf den ersten Seiten dafür sorgt, dass ich als Leser direkt an den Schauplatz der Handlung gesaugt werde: Wir Mädchen vom Kiez ist eine authentische Geschichte aus St. Pauli, der berüchtigten Amüsiermeile Hamburgs. Hanna als Landei verschlägt es genau dort hin und prompt landet sie nach einem Überfall im Puff von Evke, wo man sich ihrer Verletzungen annimmt und sie nett und freundlich behandelt.

    Natürlich liegt es Hanna mehr als fern, selbst Teil des Rotlichtmilieus zu werden, doch sie weiß nicht wohin und ist dankbar, dass sie von Rieke, einer Freundin von Puffmutter Evke, als Untermieterin aufgenommen wird. Die Gegenleistung: sie muss im Puff putzen und ab und zu für alle kochen. Auch der kriegsversehrte Hausmeister Richard ist Hanna gewogen und unterstützt sie, als sie sich schließlich mit einem Kleinunternehmen selbständig machen will. Zusammen mit Evke, deren Mädels und Richard findet Hanna ein neues Zuhause in der Großstadt.

    Mir hat der Schreibstil, der sehr eingängig und bildhaft ist, sehr gut gefallen und ich konnte das Buch kaum aus den Händen legen. Der Zusammenhalt der Prostituierten in Evkes Laden, die Freundlichkeit, mit der Hanna bedacht wird und die geschlossenen Freundschaften haben mich sehr beeindruckt.

    Viele Probleme der damaligen Zeit werden angesprochen, denn trotz aufkommendem Wirtschaftswunder sind viele Kriegsnarben noch immer in Hamburg zu sehen und das Leben ist nicht leicht. So hat auch die halbwüchsige Tochter von Evke, Lorelei, mit Spott und Häme zu kämpfen, weil ihr Vater und respektive sie selbst dunkelhäutig ist.

    Zahlreiche historische Begebenheiten, wie das Endspiel der Fußball-WM in Bern werden im Buch verwendet, so dass sich eine authentische, historisch nachvollziehbare Kulisse für die Handlung ergibt. Natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz, wobei viele Irrungen und Wirrungen nötig sind, bis Hanna hinter die Schale des vom Krieg traumatisierten Richard gelangt.

    Der Schluss ist rund und harmonisch und wartet davor noch mit einem wahrhaften Showdown auf, doch die Möglichkeit einer eventuellen Fortsetzung mit Lorelei als Hauptfigur hält sich die Autorin mit einem kleinen Cliffhanger ebenfalls offen. Schön wär's – ich wäre auf jeden Fall erfreut, wenn die Handlung fortgesetzt werden würde.

    Fazit: Eine absolute Leseempfehlung für alle, die historische Romane mit tiefgängiger Handlung und sympathischen Figuren lieben!
    Der Barmann des Ritz Philippe Collin
    Der Barmann des Ritz (Buch)
    19.08.2025

    Große Enttäuschung - ich kann keinerlei fortlaufende Handlung erkennen und habe nach 250 Seiten abgebrochen.

    Buchinhalt:

    Paris in den 1940er Jahren: Frankreich ist von den Deutschen besetzt, die auch im mondänen Nobelhotel Ritz ein und aus gehen – in eben jenem Ritz ist Frank Meier Barmann und kredenzt der Hautevolée Cocktails vom Feinsten. Was keiner wissen darf: Meier ist Jude, ebenso sein Gehilfe Luciano und die Frau des Direktors....


    Persönlicher Eindruck:

    Ich habe mir sehr viel erhofft von diesem Buch, das eine Mischung sein soll aus Biografie (denn Frank Meier existierte tatsächlich) und fiktionalem Roman aus der Zeit des Nationalsozialismus. Leider konnte das Buch meine Erwartungen in keiner Weise erfüllen. Der Erzählstil ist episodenhaft und wird unterbrochen von Kapiteln aus dem Tagebuch des Frank Meier, wobei ich davon ausgehe, dass eben gerade diese Passagen der Fantasie des Autors entspringen und lediglich die Funktion eines Erzählers haben, der dem Leser die Hintergründe aus dem Leben der Hauptfigur verdeutlichen sollen.

    Bedauerlicherweise konnte ich weder eine fortlaufende, zusammenhängende Handlung erkennen, der der Leser gebannt folgen kann noch wurde ich warm mit der Hauptfigur. Der Erzählstil ist durchweg distanziert und es springt keinerlei Funke zum Leser über, von Identifikationspotential möchte ich gar nicht reden.

    Frank Meier als Hauptperson ist auch keineswegs jemand, mit dem man sich identifizieren kann oder den man als „Helden“ der Geschichte sehen könnte – Meier ist ein Blender und Opportunist, hängt sein Fähnchen in den Wind dorthin, wo er einen Nutzen daraus zieht und hat neben seinem Beruf als Barmann allerlei krumme Geschäfte am Laufen, von Morphiumdeals für seine Geliebte bis zu illegalen Pferdewetten, die er unter der Theke abwickelt. Meier kommt aus ärmlichen Verhältnissen, arbeitet sich in den USA zum Barmixer hoch, diente in der Fremdenlegion und hält nirgends hinterm Berg, was für ein toller Barmann er doch ist – der Beste, wenn es nach ihm geht. Dieses Großspurige macht ihn für mich nicht gerade zu einem Sympathieträger.

    Daneben tauchen eine Unmenge Namen und Personen auf, teilweise bekannt, teilweise unbekannt (fiktiv?): Intellektuelle, Künstler, High Society. Und Meier spielt mit ihnen wie mit einem unsichtbaren Orchester. Dann noch die deutschen Offiziere. Bei manchen macht Meier ebenfalls lieb Kind – dennoch sind ihm alle Deutschen als Boches verhasst, und das, obwohl er selbst gar kein gebürtiger Franzose ist.

    Lange Rede, kurzer Sinn: auf was der Roman hinaus will, hat sich mir nicht erschlossen und ich habe auch nicht den Eindruck, dass es in der zweiten Hälfte eine nennenswerte Änderung dessen geben würde. Nichts von dem, was ich gelesen habe, bleibt lange im Gedächtnis haften, so dass ich nach etwa der Hälfte des Buches beschlossen habe: ohne mich. Ich habe auf Seite 250 entnervt abgebrochen.

    Im Anhang des Buches finden sich einige Originalfotos von Personen, die real existierten nebst kleinen Steckbriefen.

    Für mich war dieser hochgelobte historische Roman ein Flop, eine Enttäuschung, für die ich keine Leseempfehlung geben kann.
    Sein Wort auf den Lippen Claudia Dahinden
    Sein Wort auf den Lippen (Buch)
    14.08.2025

    Historischer Roman mit sehr starkem christlichem Bezug - die Handlung konnte mich inhaltlich leider nicht überzeugen

    Die Erweckungsbewegung in der Schweiz im ausgehenden 19. Jahrhundert ist das zentrale Thema dieses historischen Romans. Der christliche Bezug ist wirklich sehr stark ausgeprägt und wer glaubt, die Suche der Hauptfigur nach ihren Wurzeln, sprich der leiblichen Mutter, bleibt Dreh- und Angelpunkt, der wird bald eines Falschen belehrt. Mittelpunkt der Geschichte ist Charlottes neue Gemeinde und ihre Frömmigkeit.

    Charlotte ist emotional entwurzelt, seit sie erfuhr, dass ihre Eltern gar nicht ihre Eltern sind und sucht nach Antworten. Bei ihrem Patenonkel in Bern angekommen, kommt sie schnell in die Fänge einer doch sehr vereinnahmenden Freikirche (die evangelische Kirche der Schweiz ist es jedenfalls nicht) und ist auch mehr als empfänglich dafür, dass man sie dort wie ein Familienmitglied annimmt, sobald sie sich vor Ort öffentlich zum Glauben bekehrt.

    Das ist alles erst mal nicht schlimm und auch löblich; die Aussage, dass Gott jeden Menschen so annimmt, wie er ist, spricht zweifelsfrei auch den Leser an. Was mich jedoch sehr gestört hat, ist der nahezu sektenhafte Charakter der neuen Gemeinde von Charlotte. Der Absolutheitsanspruch, den Amos Stuber (der Gemeindevorstand) und Elias Weber (Pfarrer) vertreten, war mir nicht wirklich geheuer: „die da draußen“ hätten „nicht die richtige Lehre“ und nur man selbst die Weisheit sprichwörtlicherweise mit Löffeln gefressen. Sorry, aber das klang mir alles zu fanatisch. Charlotte ist in ihrer Situation labil und formbar und alles, was die Stubers ihr sagen, fällt dementsprechend auf fruchtbaren Boden. Hinterfragt wird so gut wie nichts und auch dass Charlottes Onkel sie einfach gewähren lässt, klingt für mich sehr fragwürdig.

    Die Einblicke in die Arbeit der Heilsarmee, die in Bern an Bedürftige Suppe ausgibt und das Wort Gottes predigt, fand ich sehr interessant, denn Heilsarmee und Freikirche stehen einander zunächst als zwei Parteien gegenüber und dabei war mir die Heilsarmee weitaus sympathischer als die doch recht verbohrte Freikirche.

    Später im Roman fängt Charlotte an, selbst zu predigen und eckt dabei mit Stuber und dem Pfarrer an, die der Meinung sind, Frauen haben in der Kirche zu schweigen und sich dem Mann unterzuordnen. Ob sich Charlotte daran hält, verrate ich nicht, mir war aber der freikirchliche Touch (die Autorin ist selbst ebenfalls Mitglied in einer solchen) zu intensiv und der Plot als solcher einfach zu langatmig.

    Alles in allem fehlte mir in der Geschichte das durchgehend spannende Element. Die Autorin legte ihren Schwerpunkt auf die Erweckungsbewegung und die christliche Grundthematik, aber um den Leser an die Seiten zu fesseln, reicht das einfach nicht.

    Eine wirkliche Leseempfehlung kann ich nicht geben, es gibt weitaus mitreißendere Romane im christlichen Genre. Mich hat Frau Dahinden mit ihrem Buch nicht überzeugt.
    Duftwickensommer Sylvia Lott
    Duftwickensommer (Buch)
    28.07.2025

    Schöner und anheimelnder Sommerroman auf zwei Zeitlinien. Hat mir sehr gut gefallen!

    Buchinhalt:

    England, 1911: Die junge Deutsche Anni arbeitet als Vorleserin bei einer reichen englischen Adligen. Als die Tageszeitung Daily Mail einen Wettbewerb um den schönsten Wickenstrauß Englands ausruft, ist auch Anni schnell im Wickenfieber: mit dem Preisgeld und ihrer Freundin möchte sie eine Weltreise machen. Doch noch ist der Sommer nicht zu Ende und die wachsende Trockenheit macht nicht nur Annis Wickenbeet zu schaffen...

    Borkum, 2024: Die frisch geschiedene Marieke hat sich auf der Insel ein Insulanerhäuschen gekauft, das einst einer gewissen Anni gehörte. Dort möchte sie zur Ruhe kommen und neu anfangen. Als sie durch die üppigen Wicken am Gartenzaun den Biologen Tibo kennen lernt und zusammen mit ihm von ihrer Nachbarin Alwine die Geschichte um das Inselhäuschen hört, verbinden sich auf wundersame Weise beide Geschichten.


    Persönlicher Eindruck:

    Zwei Geschichten aus zwei unterschiedlichen Epochen – eine Gemeinsamkeit: Duftwicken. Die duftenden Rankpflanzen mit den Schmetterlingsblüten verbinden die Schicksale zweier Frauen, die zunächst gar nichts miteinander zu tun haben, letztendlich durch das Häuschen auf Borkum aber eine Art Seelenverwandschaft zusammenfügt, die das Buch zu einem absoluten Leseerlebnis macht.

    Kurz vor dem Ersten Weltkrieg fällt ganz England in ein Wickenfieber: durch einen Wettbewerb der Daily Mail und das hohe Preisgeld für den Gewinner pflanzen plötzlich Menschen aller Schichten Duftwicken an. So auch Anni, eine Deutsche, die in Diensten einer Adligen steht und dort als Vorleserin tätig ist. Man erfährt aber auch von Meg und Millie, Annis Freundinnen und taucht zusammen mit ihnen schnell in eine vielschichtige Geschichte aus historischer Zeit ein. Natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz: während Jim, der einen Gartenbaubetrieb führt, um Anni wirbt, ist diese auch fasziniert von Lord Ramsgate, einem Reporter, der jedoch in Adelskreisen verlobt ist.

    In der Gegenwart ist es Marieke, die durch die Wicken in ihrem Garten auf Borkum neue Kontakte knüpft. In dem Botaniker und Umweltaktivisten Tibo findet sie eine verwandte Seele, denn Marieke ist frisch geschieden und leidet noch immer unter einer mysteriösen Depression, die ihr das Zugehen auf andere Menschen oft unmöglich macht. Tibo ist der Fels in der Brandung, eine ehrliche Haut und auch in der Nachbarin Alwine findet Marieke eine Stütze.

    Ich gebe ehrlich zu: eich hatte ein bisschen Einstiegsschwierigkeiten in den Roman. Einerseits waren mir die vielen Namen und Personen im historischen Teil am Beginn zu viel und auch mit Marieke wurde ich nicht recht warm. Sie kam mir überheblich und zynisch vor und ihr Charakter änderte sich erst mit der Zeit. Je länger ich allerdings im Buch las, desto mehr fasste ich darin Fuß und konnte den Roman später kaum mehr zur Seite legen.

    Spannung, Historisches, Liebe und Freundschaft, aber auch Verrat und Ränkespiele verweben beide Geschichten, so dass lange Zeit nicht klar ist, wie diese enden bzw. zusammenfinden. Es gäbe sogar noch genügend Stoff für eine Fortsetzung, denn der Schluss ist zwar stimmig und rund, aber nicht alle Fragen werden komplett beantwortet und bleiben so der Fantasie des Lesers überlassen.

    Insgesamt empfand ich die Gesamtgeschichte als heimelig und tiefgängig, mir hat der Roman sehr gefallen so dass ich eine absolute Leseempfehlung geben kann. Dieses Buch hat auf alle Fälle das Potential, mehrfach gelesen und immer wieder neu entdeckt zu werden!
    Eine unmögliche Braut Jody Hedlund
    Eine unmögliche Braut (Buch)
    24.07.2025

    Seichte, übertrieben dargestellte Liebeskomödie ohne Tiefgang, keine Leseempfehlung!

    Buchinhalt:

    St. Louis, 1849: Finola, Tochter aus wohlhabendem Hause, soll unter die Haube – dazu engagiert die irische Einwandererfamilie einen Heiratsvermittler, der die Ehe arrangieren soll. Denn die Eltern haben genaue Vorstellungen von ihrem künftigen Schwiegersohn: ein Ire soll es sein, unbedingt Katholik, aus denselben Kreisen soll er entstammen und der Familie Ehre machen. Doch Finola denkt nicht daran, zu heiraten. Sie will ins Kloster eintreten und Nonne werden – 12 Heiratskandidaten hat sie schon vergraulen können. Als sie bei einem Unfall von Riley, einem irischen Wagenbauer, gerettet wird, der beim selben Heiratsvermittler in der Kartei steht, kommt eins zum anderen: Finola und Riley sind das Paar, das der Heiratsvermittler im Sinn hat, zu verkuppeln....


    Persönlicher Eindruck:

    Ich habe schon viele Bücher der Autorin gelesen und bislang immer gedacht, von ihr jeden Titel mit Begeisterung zu verschlingen – doch diesmal war ich einfach nur enttäuscht. Eine unmögliche Braut ist eine überspitze, sehr seichte und vorhersehbare Liebeskomödie, deren Handlung sich in zwei Sätzen zusammenfassen lässt: es geht darum, dass Finola in eine arrangierte Ehe gedrängt wird, lieber ins Kloster ginge und zwei Menschen sich wie Hund und Katze hinterher fauchen, um letztendlich dann zusammenzukommen. Mehr nicht. Und das war mir zu wenig – dafür sind keine 300 Seiten nötig.

    Finola ist die typische Tochter aus gutem Hause, die Familie ist irisch und ein Ire soll auch der Zukünftige sein. Es wird in der irischen Community von St. Louis munter und ausschließlich untereinander geheiratet und der Heiratsvermittler ist derjenige, der am besten weiß, wer zusammenpasst. Im Grunde eine längst ausgelutschte Idee, denn Ehen werden in dieser Epoche wohl ausschließlich arrangiert geschlossen und hinterher wächst die ach so große Liebe daraus – ja, wer's glaubt.

    Während die Figur der Finola noch für diese Epoche authentisch angelegt wurde, ist Riley, ihr männlicher Gegenpart, ein übertrieben gezeichneter Universalheld, der tagtäglich jeden rettet, der ihm über den Weg läuft – ob Jungfer in Nöten, ein beim Eislaufen ins Eis eingebrochenes Kind oder ein Ertrinkender. Egal wo etwas passiert, Riley ist vor Ort, lässt alles fallen und stürzt sich in eine Rettungsaktion nach der anderen, so soft, dass es einfach unglaubwürdig wirkt.

    Letztendlich geht es um den Konflikt zwischen Pflichterfüllung den Eltern gegenüber (Ehe) und dem Versprechen an sich selbst (Nonne zu werden). Natürlich ist die Oberin des Ordens absolut für Letzteres, schließlich hat sie für den Fortbestand des Klosters zu sorgen. Die Einzige, die meiner Meinung nach Rückgrat hat und sich nicht vor den Karren spannen lässt, ist Enya, Finolas jüngere Schwester, die einen Protestanten poussiert und schließlich mit diesem durchbrennt und damit zeigt, dass sie eine eigene Meinung hat.

    Der christliche Aspekt der Geschichte ist so gut wie gar nicht vorhanden. Erst gegen Ende kommt ein bisschen Spannung auf – der Beginn ist zäh und überzuckert-süßlich, eben auf Romantikkomödie getrimmt. Schade, denn von Frau Hedlund kommen normal tiefgängige Geschichten zum Nachdenken, was sie hier geritten hat, vermag ich nicht zu sagen.

    Einzig die historische Einbettung und den Einblick in die Slums von St. Louis und das Schicksal der irischen Einwanderer ist gut dargestellt, ansonsten kann ich das Buch nicht weiter empfehlen.
    Wir sehen uns wieder am Meer Trude Teige
    Wir sehen uns wieder am Meer (Buch)
    17.07.2025

    Relativ emotionslose Erzählung aus dem besetzten Norwegen – hallt nicht lange im Gedächtnis nach.

    Buchinhalt:

    1944 in Norwegen: Birgit arbeitet im von den Deutschen besetzten Norwegen in einer Klinik, als sie der Zwangsarbeiterin Nadja begegnet. Im Zuge dessen und weil Birgit Russisch spricht, gerät sie in eine Widerstandsgruppe und nach Kriegsende sogar als Agentin nach Moskau – doch Moskau ist aus anderem Grund ihr Traumziel: ihre große Liebe Sascha, ebenfalls ehemaliger Zwangsarbeiter, soll dort wohnen. Birgit lässt sich auf Deals ein zwischen dem norwegischen Geheimdienst und dem KGB und auch Sascha ist nicht der, der er vorgab zu sein. Wird sie trotz grauenhafter Erlebnisse in der Vergangenheit in der Zukunft neu anfangen können?


    Persönlicher Eindruck:

    Wir sehen uns am Meer ist ein historischer Roman um mehrere befreundete Frauen, der sich as 3. Band in Teiges Großmutter-Trilogie reiht. Gelesen werden kann das Buch allerdings ohne jedwede Vorkenntnisse, die Handlung ist in sich geschlossen.

    Hauptfigur ist die Krankenschwester Birgit, der Schauplatz ist das von den Deutschen besetzte Norwegen, dessen Bevölkerung in zwei Lager gespalten ist: einerseits die Unterstützer des NS-Regimes und andererseits die, die nichts damit zu tun haben wollen und jedweden Kontakt mit Menschen, die zur ersten Gruppe gehören, als Stigma brandmarken.

    Birgits Arbeit in der Klinik macht sie bekannt mit den Zwangsarbeiterinnen der Fischfabrik, ukrainische Frauen, die aus ihrer Heimat verschleppt wurden und wie Sklaven schuften müssen. Sie freundet sich schließlich mit Nadja an, die Freundschaft besteht auch über das Kriegsende hinaus.

    Birgit hüpft in der Handlung von einem Job in den anderen, beginnt als Krankenschwester und wird schließlich Agentin für die Amerikaner, sucht nach der großen Liebe und glaubt diese mehrfach in unterschiedlichen Russen gefunden zu haben – bis die Realität sie jedes Mal einholt. Mir war Birgit nicht direkt unsympathisch aber weder sie noch die anderen Frauenfiguren, die in der Geschichte eine Rolle spielen, kamen mir emotional irgendwie nahe.

    Gerade bei den Emotionen fehlt es meiner Meinung nach in der Erzählung. Teilweise sehr episodenhaft ist es im Grunde eine Aneinanderreihung aus Stationen im Leben von Birgit, bei denen immer wieder Berührungspunkte zwischen ihr und ihren Freundinnen bestehen, sie sich aber doch jedes Mal dorthin wendet, „wo es warm rausguckt“, sprich, sie ist recht opportunistisch und wenn ihre ach so große Liebe in ersten Fall stirbt, im zweiten Fall flüchtet, ist das auch schnell wieder verwunden. Gefühle konnte Frau Teige mir nicht vermitteln, auch wenn der Roman historisch sehr gut recherchiert ist und laut ihren Aussagen im Nachwort sogar auf wahren Tatsachen fußt.

    Insgesamt hatte ich mir mehr erhofft und muss gestehen, dass die Handlung wohl nicht sehr lang im Gedächtnis nachhallt. Schade.
    Ihr habt es gut, ihr habt ja mich Renate Bergmann
    Ihr habt es gut, ihr habt ja mich (Buch)
    17.07.2025

    Unterhaltsam und humorvoll, aber doch nicht ganz so toll wie andere Bände der Reihe.

    Buchinhalt:

    Wegen eines innerfamiliären Haushaltsunfalles bei Renates Neffen Stefan entschließt sich die Online-Oma, vorerst nach Spreeweide zu ziehen – und dem Neffen mit Familie tatkräftig unter die Arme zu greifen. Es dauert gar nicht lange, bis Renate merkt, wo in dem kleinen brandenburgischen Dorf der Schuh drückt, und weil bald Gemeinderatswahlen anstehen, kandidiert die rüstige Rentnerin kurzum und gründet eine Bürgerliste. Dem alteingesessenen Bürgermeister gefällt das gar nicht, doch kurze Zeit später haben sich noch mehr Damen und Renate geschart und betreiben ordentlich Wahlkampf.....


    Persönlicher Eindruck:

    Ich bin ein großer Fan der Reihe um die Online-Oma Renate Bergmann und so stand es außer Frage, auch den neusten Band bei mir einziehen zu lassen. Renate lässt sich in den Gemeinderat wählen – doch vorher stehen Networking und Wahlkampf auf ihrem Programm. Das tut sie alles nicht in Spandau, nein, kurzerhand zieht sie in ihre Spreeweider Einliegerwohnung und somit ins Brandenburgische.

    Gewohnt mit Witz und Charme kommt auch dieser Band der Online-Oma-Reihe daher: Renate Bergmann, 82, viermal verwitwet, hat das Herz auf dem rechten Fleck und legt ihren Finger scharfzüngig in die Wunden des täglichen Lebens. Und das alles immer mit einem wahren Kern dahinter, trotz allen Humors sind ihre Aussagen authentisch und glaubwürdig.

    Diesmal geht es also um die Wahl zur Gemeinderätin. Mir hat die Geschichte gut gefallen, sie ist kurzweilig und witzig aber dennoch nicht ganz so toll wie die meisten Vorgängerbände. Dadurch, dass Renate hier nach Spreeweide zieht und Berlin hinter sich Berlin sein lässt, kommen auch ihre Freunde Gertrud, Ilse und Kurt nur sporadisch vor und das fehlte mir. Ebenso die Nachbarinnen Berber und Meiser, die Kaufhallenbesuche mit dem Koyota und was weiß ich noch alles. So schön das neue Setting auch sein mag, es fehlt irgend etwas am Charme der Erzählung.

    Ob Renate nun auf Dauer in Spreeweide bleibt, erfährt man (noch) nicht, denn zum ersten Mal gibt es einen Cliffhanger mit offenem Ende, so dass ich davon ausgehe dass es im nächsten Band an der Stelle weiter geht. Bleibt nur zu hoffen, dass sie wieder in ihr altes Revier in Spandau zurückkehrt und auch ihre Freunde wieder mehr Anteil an der Geschichte haben.

    Ansonsten kamen natürlich viele alte Bekannte auch wieder vor: Günter Habicht, der Nörgelrentner, Kneipenwirt Erbse, der als Tony Cortino mit Ohrwurm „Die Sonne von St. Tropez“ und schlecht sitzendem Toupet als Alleinunterhalter auftritt und auch Gertruds Doberschnauzer Norbert, der plötzlich zur Doberdogge umbenannt wurde (warum auch immer). Man braucht trotz allem keine Vorkenntnisse aus anderen Bänden, um sofort mitten in der Handlung anzukommen.

    Mein Fazit: Für Fans ein absolutes Muss und auch lesenswert, aber nicht ganz so gut wie mein absolut unerreichter Favorit „Fertig ist die Laube“, sofern man mit den anderen Bänden der Reihe überhaupt vergleichen möchte.
    Der Garten der kleinen Wunder Patricia Koelle-Wolken
    Der Garten der kleinen Wunder (Buch)
    01.07.2025

    Unaufgeregter, nachdenklicher und poetischer Roman um Akzeptanz und Freundschaft

    Buchinhalt:

    Am Gartenzaun kommen die 14jährige Vica und ihre Nachbarin Toja in Kontakt. Beide verbindet nicht nur ihr Vorname – Victoria – sondern auch die Tatsache, schüchtern und introvertiert zu sein. Menschenmassen und laute Geräusche, viele einprasselnde Sinneseindrücke und das Stehen im Mittelpunkt ist für Vica eine immense Belastung, doch in ihrem Umfeld fühlt sie sich unverstanden. Erst im Garten der Nachbarin findet sie die Ruhe und den Fokus, den sie braucht – und eine verwandte Seele. Tojas unkonventionelle Art und der verwilderte, bunte Blumengarten helfen dem Mädchen, zu sich zu finden.....


    Persönlicher Eindruck:

    Zwischen unzähligen Blumen alles Facetten, bunten Tierskulpturen und schattigen Obstbäumen hat sich die Mittdreißigerin Tonja ein Paradies geschaffen. Eigentlich gehörte der Garten ihrer Freundin Wille, doch auch nach deren Tod leben Tonja und ihr Mitbewohner, den alle nur Bär nenne, auf dem unkonventionellen Grundstück. Eines Tages schaut ein Mädchen durch den Zaun: die 14jährige Vica, Tochter des neuen Nahcbarn, eines Augenarztes. Schnell erkennt Toja: Vica ist introvertiert und hochsensibel, eine verwandte Seele. In Vica sieht Toja sich als Kind wieder und von da an nimmt sie das unglückliche Mädchen unter ihre Fittiche.

    Die Erzählung lebt von ihrem poetischen Sprachstil, der bildhaften und blumigen Ausdrucksweise, die gleichsam den vielen bunten Blumen in Tojas Garten einen bunten Teppich in die Vorstellung des Lesers webt. Denn in Tojas Garten scheint es wirklich alles zu geben, was einen Ziergarten ausmacht. Toja fühlt sich zu dem Nachbarsmädchen hingezogen und will das weitergeben, was einst die verstorbene Wille an ihr in jungen Jahren tat: ihr einen Zufluchtsort zu geben vor den Erwartungen des Umfeldes, der Mitschüler und letztendlich des eigenen Vaters, die Vica von ihrem Wesen her einfach nicht erfüllen kann.

    Die Geschichte plätschert unaufgeregt dahin, viel Spannungselemente gibt es nicht. Es ist die Erzählung eines Sommers, des Alltages einer ungewöhnlichen Freundschaft über Generationengrenzen hinweg.

    Die handelnden Personen sind tiefgängig und mit Profil angelegt, besonders gefiel mir Tojas Mitbewohner, den alle Bär nennen und der von Statur und Beschreibung alles andere ist als ein Bär. Dennoch bildet er den ruhigen Pol und guten Freund für Toja wie für Vica gleichermaßen.

    Als gegensätzliche Figur bringt Autorin Koelle-Wolken Vicas Vater, einen renommierten Augenchirurgen, der zunächst mit Tojas Art nichts anzufangen weiß, sich aber Stück für Stück auf das einlässt, was Toja und Bär im vorleben. Nach und nach findet er Zugang zu seiner Tochter und erkennt, dass viel Potential in Vica steckt, sie aber nie so wein wird, wie andere Gleichaltrige. Im Laufe der Handlung macht das allerdings immer weniger aus und Vica wächst immer mehr über sich hinaus.

    Was ist vermisst habe in dem ganzen Bullerbü-Land des Zufluchtsgartens und der Akzeptanzblase, in der sich Vica schnell befindet, ist die Tatsache, dass niemand aus Vicas Umfeld darüber nachdenkt, dass Vica trotz aller Freundschaft Hilfe braucht. Hilfe, die ihr das Leben außerhalb ihres Zufluchtsortes ermöglicht – denn das Leben ist nun mal rau und kein Ponyhof. Gerade ihr Wechsel in eine Parallelklasse, weil die Lehrerin dort ach so verständnisvoll ist und Vica sein lässt, wie sie ist, war für mich nicht nachvollziehbar und ging an der Realität vorbei. Die Realität heißt Lehrplan und auch wenn eine Schülerin hochsensibel und introvertiert ist, wird keine Schule der Schülerin eine Extrawurst braten. Insofern gebe ich der ersten Lehrerin recht: Vica muss sich durchbeißen und gegebenenfalls professionelle Hilfe erhalten. So wie hier in der Geschichte ist die Realität leider nicht.

    Alles in allem hat mir die Geschichte gut gefallen, wobei sie auch relativ melancholisch daherkommt und eine depressive Grundstimmung beim Leser nicht auszuschließen sein wird.
    Natürlich Maria Maria Groß
    Natürlich Maria (Buch)
    17.05.2025

    Viel Selbstdarstellung der Autorin, die Rezepte für mich größtenteils eher enttäuschend. Keine Empfehlung.

    Buchinhalt:

    „Rezepte für das Leben“ - ein großes Versprechen: das Kochbuch der thüringischen Sterneköchin Maria Groß verspricht Gerichte mit einfachen Zutaten, von Suppe, Salaten über Hauptgerichte bis hin zu Süßspeisen und Brötchen. Futter fürs Volk sozusagen – für jedermann nachkochbar und ohne viel Chichi.


    Persönlicher Eindruck:

    Vergleicht man Kochbücher auf heutigem Wissensstand, findet man selten eines, das ausdrücklich geläufige Zutaten, die man in jedem Supermarkt bekommt, verwendet. Ohne viel Chichi, bodenständig. Wer darauf Wert legt, greift wahrscheinlich auch zu Maria Groß' Werk, schon allein, weil sie auf dem Klappentext genau das verspricht: Futter fürs Volk, einfach und schnell zuzubereiten, schmackhaft und lecker. So bin auch ich auf dieses Kochbuch aufmerksam geworden.

    Frau Groß ist Sterneköchin mit eigenem Restaurant. Also jemand vom Fach – dementsprechend hoch sind aber auch meine Erwartungen an die Rezepte, die die volle Bandbreite von Suppe über Hauptgang bis zum Nachtisch sowie süßes und herzhaftes Backwerk abdecken. Die Rezepte sind sowohl mit Fleisch als auch vegetarisch, also eine bunte Mischung.

    Jedes Rezept ist doppelseitig präsentiert, mit großem ansprechendem Foto und gegenüber die Zutatenliste und die Kochanleitung. Nährwertangaben gibt es leider keine. Die Portionsangaben sind für jeweils zwei Personen gerechnet. Insgesamt wird viel aus einem Topf gekocht, das muss man mögen. Nach eigenen Angaben spricht die Autorin von „einfachem Lebens- und Kochstil“.

    Leider bin ich nicht wirklich überzeugt von den Rezepten, denn auch wenn ich einfache, bodenständige Küche schätze, die ohne Exotik mit regionalen Produkten auskommt, finde ich hier nur wenig, was mich direkt anspricht – und dafür sind 36 € Anschaffung einfach zu teuer.

    Zudem stimmt das Preis-Leistungsverhältnis meines Erachtens überhaupt nicht: 34 % des Buches sind anderweitige Text- und Bildseiten, mit viel Selbstdarstellung der Autorin, Informationen rund um ihr Restaurant (das ja angeblich so gut geht – und trotzdem hat es diese Art der Werbung nötig?) und ganzseitigen Privatfotos. Rein rechnerisch sind das 12 € des Kaufpreises für Nebensächlichkeiten, die ich gar nicht wissen will. Wenn ich ein Kochbuch kaufe, dann lediglich für eben diesen Zweck – anderweitiger Schnickschnack gehört auf Blogs oder in Biographien, aber nicht in ein Kochbuch, das so ohne weiteren Nutzen schnell teuer wird.

    Natürlich gibt es vereinzelt Dinge, die ich vielleicht mal nachkochen oder -backen würde, das Meiste jedoch wohl weniger. Als Ganzes betrachtet hält sich meine Begeisterung sehr in Grenzen: das können andere bedeutend besser. Der Preis von 36 € lohnt sich meines Erachtens nicht und wäre anders sicher besser investiert.


    Mit allen Wassern gewachsen Sigrid Drage
    Mit allen Wassern gewachsen (Buch)
    14.05.2025

    Informationsflut mit teils zweifelhaften Tipps – bin nicht überzeugt.

    Buchinhalt:

    Die im Zuge des Klimawandels veränderte Verfügbarkeit von Wasser hat auch die Sicht auf die Bewässerung von Gärten verändert. Wie lässt sich Wasser sparen bzw. sinnvoller nutzen und wie mache ich meine Beete tauglich für heiße, trockene Sommer? Dieses Buch soll Anleitung geben vom einfachen Sammeln in Regentonnen bis hin zu investitionsintensiven Grauwasseranlagen, die das Brauchwasser aus dem Haus für Gartenzwecke aufbereiten. Wetterextreme sind genauso ein Thema wie auch der Wasserhaushalt von Kommunen und Gemeinden.


    Persönlicher Eindruck:

    Es steht außer Frage: Wasser ist ein lebensnotwendiges Gut und es wird immer knapper. Die Veränderung des Klimas geht einher mit längeren Trocken- bzw. Dürrezeiten im Sommer, aber auch mit Extremwetterereignissen wie Starkregen, den Böden oft nicht verarbeiten können. Wie aber kann der Wasserhaushalt neu gemanaged werden? Dises Buch will verschiedene Wege aufzeigen, angefangen vom Einamilienhaus mit Garten bis hin zu Kommunen und Gemeinden.

    Das klingt erst mal alles sehr gut und sinnvoll. Als Gartenbesitzer mit größerem Grundstück habe ich mir neue Erkenntnisse erhofft, die auch ich in meinem Hausgarten umsetzen kann. Das Buch wartet auch mit einer extremen Informationsfülle auf – leider liegt auch gerade dort der Hund begraben. Aufgrund der Fülle an ökologischen Ideen verliert es oft den Fokus und beim Lesen geht der Rote Faden verloren. Die Tipps reichen vom Aufstellen von Regentonnen zum Auffangen von Regenwasser bis hin zu Grauwasseranlagen, die das Brauchwasser für den Garten reinigen und wieder nutzbar machen. Alles schön und gut.

    Einerseits wird jeder Gartenbesitzer sowieso schon an Regentagen Wasser sammeln, dafür braucht man beileibe kein Buch. Andererseits sind viele Anweisungen, wie gerade jene Grauwasseranlagen, aber auch andere Dinge, nicht praktikabel für ein Einzelhaushalt und nur im Großen mit dementsprechendem Finanzpolster durchführbar. Auch wenn Öko derzeit „in“ ist und jeder auf der Welle mitschwimmen will, muss erlaubt sein anzumerken, dass wegen zwei Bund Radieschen, ein paar Tomaten und ein paar Salatköpfen sich derartige Anschaffungen auch erst mal finanziell lohnen müssen. Leider geht das Buch überhaupt nicht ein auf derartige Fragen – der Umweltaspekt ist als zwingender Fakt gesetzt und wird nicht weiter hinterfragt.

    Was mir auch unangenehm auffiel: Gießen soll nur noch alle 3-4 Tage gemacht werden dürfen, man täte seinen Pflanzen sogar einen Gefallen damit. Leider geht die Autorin völlig undifferenziert an diese Aussage heran und lässt den Leser (der möglicherweise nicht sehr erfahren in Gartendingen ist) im sprichwörtlichen Regen stehen. Es kommt nämlich darauf an, um was für eine Pflanze es sich handelt, wie lange sie schon steht und an welchem Standort. Dreitägige Gießpausen führen bei Gemüse zum Verlust meist aller Fruchtansätze und sind nicht zielführend für den (Klein-)Gartenbesitzer. Im Gegenteil: in heißen Sommern gießt man sogar zwei Mal am Tag, wenn es nötig ist. So meine über die Jahre gewachsene Erfahrung.

    Insgesamt bin ich enttäuscht von dem recht teuren Werk, da ich so gut wie nichts mitnehme in meine eigene Gartenpraxis: das, was für den Hausgarten sinnvoll erscheint, habe ich bereits realisiert und fürs Aufstellen von Regentonnen oder zum Mulchen brauche ich kein Buch, das mir die Nützlichkeit desselben vor Augen führt.

    Leider keine Leseempfehlung, weil es sich einfach nicht lohnt und zu wenig praxistaugliche Hilfestellung gibt.
    Megalithen und ihre Sagen Tankred Kiesmann
    Megalithen und ihre Sagen (Buch)
    12.05.2025

    Fundiertes und sehr interessantes Werk zu den Megalithbauwerken aus der Jungsteinzeit - lesenswert!

    Buchinhalt:

    Megalithen. Menhire, Dolmen – jeder kennt zumindest dem Namen nach Stonehenge oder hat vielleicht schon einmal von Men-an-Tol gehört. Steinkreise und Hünengräber aus der Jungsteinzeit haben seit Jahrhunderten die Menschen fasziniert und so nimmt es nicht Wunder, dass sich allerlei Sagen und Mythen um die mysteriösen Bauwerke ranken. Das Buch vereint Sachkenntnis und Historie mit Mythos und Fantasie und schlägt somit den Bogen zwischen Geschichte und Geschichten.


    Persönlicher Eindruck:

    Historische Stätten haben mich schon immer fasziniert. Ich kannte verschiedene Stätten aus Südengland, zu denen auch das berühmte Stonehenge gehört – gerade Cornwall hat so einiges zu bieten aus der Megalithkultur. Doch wer hätte gedacht, dass sich auch in Deutschland viele Spuren aus der Jungsteinzeit finden, die größtenteils noch erhalten sind und die die Fantasie von späteren Generationen geprägt haben?

    Megalith-Sammler und Dolmen Hunter Tankred Kiesmann nimmt seine Leser mit auf eine abenteuerliche Reise zu unterschiedlichen Steinformationen menschlichen Ursprungs. Dabei geht es von Deutschland über das europäische Ausland bis nach Korea. Ergänzt mit vielen Bildern aus Privatbesitz, gibt Kiesmann einen fundierten Einblick in die Vielfalt von Megalithen, Dolmen, Hünengräbern, Steinkreisen und Kultplätzen.

    Gut gefallen hat mir zweifelsfrei der Teil mit den historischen Hintergründen zu den verschiedenen Stätten, ihre Beschreibung und die wirklich große Sachkenntnis des Autors, die sehr beachtlich ist und ihresgleichen sucht.

    Darüber hinaus geht das Werk ein auf zahlreiche Mythen, Geschichten und Sagen, die sich im Laufe der Jahrhunderte um die prähistorischen Stätten ranken. Darin begegnet der Leser dem Teufel, Trollen, Riesen und anderen Gestalten. Darüber hinaus schlägt das Buch den Bogen über moderne Kurzgeschichten des Autors zum Thema bis zu Verschwörungstheorien und sogar dem Gedanken, Außerirdische könnten mit dem Bau zu tun gehabt haben. Man sieht: die Megalithkultur ist eine unerschöpfliche Inspirationsquelle.

    Insgesamt sind Megalithen, Dolmen und Co. faszinierend, egal von welcher Warte man sie betrachtet. Allein die Größe und das Volumen der Steine, die die Menschen von damals mit einfachen Mitteln bewegt, gehoben und positioniert haben, lässt den heutigen Leser staunen.

    Ein absolut lesenswertes Werk, nicht nur für historisch Interessierte, das mit Sachkenntnis und Liebe zum Thema punktet!
    Unwillige Volksgenossen Peter Longerich
    Unwillige Volksgenossen (Buch)
    03.05.2025

    Umfassend recherchiert aber für den Privatleser viel zu trocken, leider.

    Buchinhalt:

    Inwieweit stand die deutsche Bevölkerung geschlossen hinter Hitler und seiner NS-Diktatur? Dieser Frage geht Autor Longerich in seinem umfangreichen Werk nach und beleuchtet dabei unterschiedliche Bevölkerungsschichten. Volksgemeinschaft war das Zauberwort der Nationalsozialisten, doch Unzufriedenheit und Unmut gab es auch nach 1933 in weiten Teilen der Bevölkerung und macht deutlich: die Deutschen standen nicht geschlossen hinter der NS-Ideologie.


    Persönlicher Eindruck:

    Fundiert recherchiert und durchgehend mit Quellenangaben forscht Longerich in den Archiven bezüglich der Nazifizierung der deutschen Bevölkerung nach 1933. Erstaunlicherweise kommt seine Forschung zu einem unerwarteten Schluss: es gab keine breite Befürwortung der Politik Hitlers. Auch wenn es in der Gegenwart seltsam anmutet: große Teile der damaligen Bevölkerung waren durchaus unzufrieden. Gerade mit fortschreitendem Kriegsverlauf wurden die Menschen skeptisch und viele zogen ihre anfängliche Begeisterung Stück für Stück zurück.

    Insgesamt handelt es sich bei dem umfassenden Band um ein Fachbuch, das vor allem im Geschichtsunterricht oder beim Fachpublikum punktet – für den interessierten „Privat“-Leser (zu dem ich mich auch zähle) ist die Lektüre reichlich trocken und die Informationsflut fast zu groß.

    Dennoch empfand ich das Werk als sehr fundiert und als Nachschlagewerk großartig, allerdings nicht geeignet, um es am Stück durchzulesen. Es bleibt ob der Informationsflut auf diese Weise wohl wenig hängen, das Buch ist vielmehr selbst als Quelle für Hochschulstudenten viel besser geeignet.

    Da ich das Buch aus der Warte des Privatlesers bewerte, kann ich trotz hervorragender Recherche durch den Autor nur eine mittlere Punktzahl vergeben, unabhängig von Inhalt der 80 Jahre nach Kriegsende wieder so aktuell ist.

    Gut fand ich die Beleuchtung und Gegenüberstellung beider Seiten, die der Befürworter und die der Kritiker.
    Die Cornwall-Saga Nicola Vollkommer
    Die Cornwall-Saga (Buch)
    02.05.2025

    Spannender Zweiteiler, aber auch nicht ohne manche Unglaubwürdigkeit. Dennoch ein Reißer, den man schwer wieder beiseite legt.....

    Buchinhalt:

    Cornwall im beginnenden 19. Jahrhundert: schon wieder gebiert Lady Greenwold ein Mädchen und nicht den erhofften Stammhalter. Das Baby wird einer Amme aus dem Dorf gebracht, die es als ihre Tochter aufzieht und Charlotte nennt. Erst Jahre später Holt der Lord seine verstoßene Tochter zurück, um sie mit einem Geschäftspartner zu verheiraten um sicherzustellen, dass das Anwesen der Greenwolds nicht an seinen Verhassten Vetter Malcolm fällt. Wieder zurück im Schoß der Familie deckt Charlotte schließlich ein schreckliches Familiengeheimnis auf....


    Persönlicher Eindruck:

    Die Cornwall Saga ist die überarbeitete Neuauflage der bereits vor einigen Jahren bei SCM erschienenen Einzelbände Wie Möwen im Wind und Die Rückkehr des Erben, jetzt als Doppelband in Taschenbuchausgabe, inhaltlich aufgearbeitet und konkretisiert. Es geht darin um eine fiktive adlige Gutsbesitzerfamilie im Südwesten Englands, deren Besitz in der Nähe des Fischerdorfes St. Ives in Cornwall verortet ist.

    Im Zentrum der Handlung steht die verstoßene Tochter Charlotte, die von einer Bauersfrau aufgezogen wurde und als Heranwachsende von ihrem skrupellosen Vater wieder zurück ins Herrenhaus geholt wird. Charlotte ist der Spielball in einem Erbschaftsstreit zwischen Lord Greenwold und seinem Vetter Malcolm; dieser will sich zunutze machen, dass er der rechtmäßige Erbe des Besitzes sein wird, sollte der Lord keinen Sohn zeugen. Der Lord wiederum will Charlotte mit einem Helfershelfer verheiraten, damit dieser dann den Besitz erbt und der verhasste Vetter leer ausgeht. Soweit die Rahmenhandlung der Geschichte.

    Im Zweiten Teil geht es dann um den 13jährigen Halbbruder von Charlotte, mit welchen Vetter Malcolm und der über Leichen gehende Waisenhaus- und Bordellbetreiber Mr. Creek sich den Grundbesitz der Greenwolds unter den Nagel reißen wollen.

    Insgesamt ist die Geschichte sehr spannend und mitreißend, wobei es eine Zeit lang braucht bis er Leser in der Handlung Fuß fasst. Der Beginn ist relativ zäh und erst mit der Zeit steigt der Spannungsbogen. Im Hinblick darauf, dass es sich um eine bearbeitete Neuauflage handelt, hätte man vieles gerade am Anfang noch gestraffter und ohne Einbußen für die Handlung zusammenfassen können. Auch einige Unglaubwürdigkeiten wurden nicht ausgemerzt. So beispielsweise kann der 13jährige Edward eine schriftliche Nachricht hinterlassen, obwohl er im Armenviertel Londons aufwuchs und garantiert keine Schule besucht hat. Zudem Lord Jake, der als ehemaliger Pferdeknecht plötzlich ein Gut mit Ländereien mühelos verwaltet. So wirklich glaubwürdig war das für mich nicht.

    Charlotte als Hauptfigur fällt auf durch unfassbare Naivität, zu Beginn aber auch später. Sie ist leichtgläubig und – man verzeihe mir den Ausdruck – treudoof, leicht und mit Schmeicheleien zu begeistern und denkt oft nicht von zwölf bis Mittag. Gerade im ersten Teil der Geschichte möchte man oft nicht glauben, wie einfältig sich die zukünftige Lady Greenwold gibt und dennoch immer wieder auf die Füße fällt.

    Die christliche Grundthematik ist relativ sparsam eingeflochten und befasst sich vor allem mit dem Thema Gottvertrauen und Gottergebenheit.

    Insgesamt hat mir der Doppelband gut gefallen, keine Frage. Er ist tatsächlich ein Reißer mit unglaublichen Geheimnissen, skrupellosen Schurken und dramatischen Wendungen, den man nur schwer wieder weglegt, hat man einmal mit Lesen begonnen.

    Der Einblick in das Leben von Adel und Bediensteten im 19. Jahrhundert und die Schmugglervergangenheit Cornwalls wurden perfekt eingefangen und sorgen für packende Lesestunden!
    Es war einmal das Huhn Astrid Drapela
    Es war einmal das Huhn (Buch)
    30.04.2025

    Kulturwissenschaftlicher Abriss, leider wenig biologisches und keine Relevanz für (zukünftige) Hühnerhalter. Enttäuschend.

    Buchinhalt:

    Hühner sind mit die ältesten Nutztiere des Menschen. Doch wie entstand aus dem asiatischen Bankivahuhn das moderne Haushuhn? Welchen Stellenwert hatten Hühnervögel über die Jahrtausende in verschiedenen Kulturen und welchen Einfluss hatten sie auf die Kultur des Menschen jenseits von Ackerbau und Viehzucht? Die bewegte Geschichte von Mensch und Huhn – hochwissenschaftlich analysiert.


    Persönlicher Eindruck:

    Das vorliegende zweite Hühnerbuch der Autorin Drapela ist eine hochwissenschaftlich angepackte Arbeit, die wenig Substanz und Information hat für alle diejenigen, die schon Hühner halten oder dies vorhaben. Wer hier nach klassischem Hühnerwissen rund um Anschaffung, Haltung, Zucht und Nutzung als Haus- und Nutztier sucht, wird bitter enttäuscht. Auch ich hatte etwas anderes erwartet als eine trockene Wissenschaftsarbeit, die zahlreiche (unzweifelhaft gut recherchierte) Literaturquellen aus Kulturwissenschaft, Geschichte, Religionen und Kulten in einem neuen Werk zusammenfasst.

    Das asiatische Bankivahuhn ist der ursprünglich wilde Vorfahr der Haushühner – und unterscheidet sich rein äußerlich im Grunde gar nicht von dem Haushuhn und seinen vielen Hühnerrassen. Lebensweise und Vorkommen des Bankivahunhs sind Einstieg in das Werk und man könnte zunächst meinen, dass ein biologischer Abriss über unterschiedliche Zuchten im Wandel der Zeit folgt. Falsch gedacht. Die Lektüre schweift schnell ab ins kulturhistorische Klein-Klein, von Awaren, Römern und Ägyptern, von Grabbeigaben, Kultopfern, rituellen Eigenheiten unterschiedlichster Art bis hin zum Hahnenkampf, der in manchen Teilen der Welt als „Sport“ angesehen wird und nichts weiter ist als blutrünstige Tierquälerei.

    Für den Leser, der das Ganze wissenschaftlich (ich sage bewusst nicht: zoologisch wissenschaftlich) betrachten möchte, eine Fülle an Informationen. Wen es nicht stört, dass das Ganze relativ trocken und bildarm rüber kommt, ist hier sicher nicht verkehrt – mir jedoch erschien die Lektüre, die sich teilweise zügig teilweise schleppend las, als trockene Wissenschaftsarbeit, aus der ich langfristig nur wenig mitnehme. Das Meiste wird nicht lange im Gedächtnis haften bleiben – warum auch?

    Mich hätte viel mehr die zoologische Entwicklung des Huhns an sich interessiert. Erst gegen Ende wartet das Buch dann mit einem doppelseitigen Schaubild auf, das die Formenvielfalt des Haushuhns zum Thema hat. Leider ist der Druck hier so winzig, dass ich die Unterschriften zu den Bildchen nicht mal mit der Brille entziffern kann. Das ist nicht gelungen, bei allem Verständnis.

    Am Ende der Ausführungen geht das Buch auf einen Ausblick ein, wie das „Huhn der Zukunft“ aussehen müsste, wie die Haltung verbessert werden könnte und somit wird auch noch der Aspekt des Tierwohls aufgegriffen. Letztendlich will die Autorin hier viel, fasst die zahlreiche Fachliteratur kompakt zusammen und interviewt verschiedene Wissenschaftler. Dennoch will sie meines Erachtens zu viel und verliert den einfachen Leser aus dem Blick.

    Mein Fazit: für kulturhistorisch Interessierte mag das Buch interessant sein, für private Hühnerhalter hat es keinerlei nützliches Wissen für die Praxis. Für mich war die Lektüre eine Enttäuschung, ich hatte andere Erwartungen, leider.
    Wenn wir wieder Schwestern sind Gertraud Schöpflin
    Wenn wir wieder Schwestern sind (Buch)
    24.04.2025

    Spannender, vielschichtiger Roman um die Missionsarbeit in China und die Liebe

    Buchinhalt:

    Berlin um die Jahrhundertwende: die beiden Pfarrerstöchter Sofie und Grete haben kein sonderlich gutes Verhältnis zueinander. Sie sind Stiefschwestern und die berechnende Grete giert nach ellem, was ihre beliebtere Schwester hat – so lange, bis sie es ihr wegnehmen kann. Das war schon immer so und gipfelt darin, dass Grete Sophie den Bräutigam wegschnappt. Denn beide Schwestern sollen über die Missionsgesellschaft zwei als Missionare in China lebende Junggesellen heiraten, die sie als „Bräute auf Bestellung“ ausgesucht haben....


    Persönlicher Eindruck:

    Wenn wir wieder Schwestern sind ist der zweite Teil auf den Roman Auf der anderen Seite des Sturms, doch inhaltlich haben beide Romane nichts miteinander zu tun, können also solo gelesen werden. Der gemeinsame Nenner wenn man es so will ist die Missionsarbeit, die die Hauptfiguren in einen entlegenen Teil der Welt führt – in diesem Fall China. Um 1900 ist ein Teil Chinas deutsches Pachtgebiet und zahlreiche Missionare verbreiten unter den Chinesen das Wort des Herrn.

    Hauptfiguren sind die beiden Halbschwestern Sofie und Grete, wobei beide nicht sonderlich gut miteinander auskommen – Grund dafür ist Gretes oft missgünstiges Wesen, wenn Sofie irgend etwas hat. Grete arbeitet so lange, bis sie es der Schwester abspenstig macht. Sofie ist eher der verzeihende Typ, doch auch sie kommt an ihre Grenzen, als Grete Sofies Verlobten heiratet, während ihre Schwester krank darnieder liegt.

    Gut gefallen haben mir auch die beiden Männer, um die es bei den Braut-auf-Bestellung-Sache geht, Johannes und Herrmann. Die Autorin arbeitet die Figuren gekonnt und mit Tiefe aus und auch die Kulisse, vor der die Geschichte spielt, ist detailreich und authentisch.

    Schauplatz ist das koloniale China und die Missionsarbeit der Christen dort. Die Missionare haben es alles andere als einfach, denn die Christen werden nicht gerne gesehen und die Verbreitung des Evangeliums ist gefährlich und Christen werden durchaus auch mit dem Tod bedroht, vor allem bekehrte Chinesen, wie die sogenannten „Bibelfrauen“.

    Mir hat das Eintauchen in eine mir bis dato völlig fremde Kultur gut gefallen, wobei ich mir gewünscht hätte, dass das chinesische Element noch detailreicher eingebracht worden wäre. Schön sind die beiden Landkarten und die Originalfotos aus der Zeit im Anhang des Buches, um sich den Kontext noch bildhafter vor Augen zu führen.

    Die christliche Komponente befasst sich mit Themen wie Nächstenliebe und Vergebung, aber auch der Erkenntnis, dass manche Dinge, die einem im Leben widerfahren und die uns nicht gefallen, in Wahrheit einen tieferen Sinn ergeben und eben doch nach Gottes Plan ablaufen.

    Insgesamt ein spannender und mitreißender Romane, der den Leser in eine entlegene Gegend der Welt entführt und Einblick gibt in die Missionsarbeit zur Jahrhundertwende.
    Backen und Beten Kendall Vanderslice
    Backen und Beten (Buch)
    16.04.2025

    Der Zugang zum Gebet über das Brotbacken - interessanter Ansatz, aber auch relativ starre "Liturgien". Überzeugt mich nur zum Teil.

    Buchinhalt:

    Brot als das Grundnahrungsmittel schlechthin kommt in der Bibel an vielen Stellen vor. Sei es als Manna in der Wüste oder bei der Speisung der 5000, immer schwingt auch der Gedanke mit, dass der Mensch nicht davon allein lebt sondern von dem Geschenk, das Gott ihm mit dem Brot macht. Nicht zuletzt symbolisiert das Brot im Abendmahl den Leib Christi. In diesem Buch stellt die Autorin ihren ganz persönlichen Zugang zum Gebet über das Brotbacken vor bei dem in meditativer Weise jeder Arbeitsschritt von Gebet durchdrungen ist und das Backen selbst sozusagen das Gebet und den Dialog mit Gott darstellt.


    Persönlicher Eindruck:

    Mich hat schlichtweg die Mischung aus Brotbackbuch und christlichem Sachbuch gereizt, dieses Buch in die Hand zu nehmen. Brotbacken als geistliche Übung – wer wird da nicht neugierig?

    Die Autorin selbst ist Bäckerin und Theologin und Entwicklerin der „Backen & Beten-Methode“. Dabei wird der Backprozess an sich als Gebet und Liturgie verstanden, die Autorin gibt dazu sogar Seminare. Jeder Schritt im langen Prozess des Brotbackens ist von Gebet und Innehalten durchwoben, gerade die Langsamkeit durch den Gär- und Gehprozess bringt den Menschen dazu, über Gott und die eigene Beziehung zu ihm nachzudenken.

    In verschiedenen „Liturgien“ gibt Vanderslice Anregung zum Innehalten, je nachdem worauf der Schwerpunkt liegt: sei es die starke Verbindung, die Veränderungsprozesse, die Ruhephasen. Jede Liturgie, sprich Backanweisung, ist unterteilt in Vorbereitung, Mischung des Teiges, Dehnen und Falten, in Form bringen, Backen und Essen. Alles ist mit Gebetsvorgaben. Dabei wird deutlich: nicht nur das Mehl und der Teig wird durch den Reifeprozess verändert, auch wir werden es, wenn wir und auf Gottes Wirken einlassen.

    Daneben erzählt die Autorin aus ihrem eigenen Leben und ihrer Arbeit, wie sie zu ihrer Methode kam und welche Erfahrungen sie gemacht hat. Mehlkunde und Grundlagen zum Brotbacken inklusive. Im letzten Kapitel werden zahlreiche Brotrezepte aus aller Welt bezogen auf das Kirchenjahr vorgestellt, diesen Abschnitt fand ich den interessantesten des ganzen Buches.

    Insgesamt ist der Ansatz zweifelsfrei interessant, dennoch wiederholt sich vieles. Mich hat auch ein bisschen gestört, dass das Buch den Eindruck macht, man brauche zwangsläufig die Backen & Beten-Methode, um überhaupt in persönlichen Kontakt mit Gott treten zu können. Ich sage ehrlich: Für mich ist das Gebet ein Reden des Herzens mit Gott, in Bitte und Fürbitte, Dank und Anbetung. Und dafür habe ich noch nie das Backen gebraucht.

    Vielleicht ist das Ganze einfach als Zugangsweg für diejenigen zu verstehen, die gar nicht wissen, wie sie beten sollen und wie sie Zugang zu Glauben finden. Mir war vieles, was Vanderslices Liturgie betrifft zu starr und schabonenartig, so wirklich überzeugen konnte sie mich jetzt nicht. Zudem wundert mich ihr großer Brotverbrauch in einer Woche (zwei Laibe!) - für amerikanische Verhältnisse bei der im Vergleich zu Deutschland in den USA wenig vorhandenen Brotkultur fast nicht zu glauben.
    Die Erbin Claire Winter
    Die Erbin (Buch)
    16.04.2025

    Brauner Sumpf, Klüngel und Familiengeheimnisse – spannend erst in der zweiten Hälfte, leider

    Buchinhalt:

    Köln in den 1950er Jahren: Durch ihre Stiftungsarbeit kommt Cosima, die Enkelin des Großindustriellen Liefenstein, in Berührung mit der Vergangenheit ihrer Familie zur Zeit des Nationalsozialismus. Stück für Stück erkennt sie: auch igre Familie hat sich auf dem Rücken anderer bereichert. Doch Cosimas Nachforschungen sind für ihren Onkel und dessen alte Seilschaften ein Stich ins Wespennest und als dann auch noch ein Anwalt ermordet am Rheinufer aufgefunden wird, begreift Cosima: ihre Familie hat mehr als ein dunkles Geheimnis...


    Buchinhalt:

    Die Erbin ist ein Einzelband, der die Verstrickungen, den Klüngel und die Seilschaften einer Industiellenfamilie während der Zeit des Dritten Reiches zum Thema hat. Dabei wird der Plot auf zwei Zeitlinien erzählt, wobei sich beide schließlich in der Buchgegenwart der 50er Jahre treffen. Hauptfiguren sind zum einen die Enkelin des Liefenstein-Patriarchen, Cosima, zum anderen das ehemalige Dienstmädchen und Cosimas Kindermädchen Elise.

    Durch ihre Arbeit für ihre neu gegründete Stiftung kommt Cosima erstmals wirklich in Berührung mit den braunen Verstrickungen ihrer Familie. Stück für Stück deckt sie auf, dass die Liefensteins durch Arisierung, Bestechung und Linientreue zu Reichtum und Einfluss kamen und dieser sich bis in die Nachkriegszeit erstreckt. Währenddessen kommt sie auch dahinter, in welchem Verhältnis ihr Vater Edmund und ihr Kindermädchen standen. Derweil recherchiert der Journalist Leo zu einem ungeklärten Todesfall: ein Anwalt wurde tot aufgefunden und schon bald wird klar: auch dieser hat mit dem Nazi-Klüngel um die Liefensteins zu tun.

    Das alles ist keinesfalls ein unspannender Plot, allerdings muss man als Leser bei dem vorliegenden Wälzer mit fast 600 Seiten auch eine Menge Geduld aufbringen. Das erste Drittel des Buches ist zäh und nicht wirklich zwingend zum Verständnis notwendig. Es zieht sich mühsam und jeder, der hier entnervt das Handtuch wirft, hat mein Verständnis. Erst nach etwa der Hälfte beginnt die Geschichte dann Spannung aufzubauen, die sich in der zweiten Hälfte fulminant steigert und in einem dramatischen Höhepunkt mündet.

    Letztendlich ist relativ früh klar, was denn nun das dunkle Geheimnis der Liefensteins ist. Nichts desto trotz fand ich dessen Auflösung und das Dahinterkommen, das man zusammen mit Cosima erlebt, lesenswert und vielschichtig. Lediglich hätte ich mir eine etwas gestrafftere Erzählung gewünscht, denn ich sage offen: der Beginn war nix, trotz guter Historieneinbindung.

    Die Figuren sind relativ schwarz-weiß angelegt, es gibt eine Menge Böse und ein paar Gute, der braune Sumpf, aus dem die Liefenstein`schen Millionen stammen, wurde gut geschildert und auch das Leben während es Krieges und Nationalsozialismus war bildhaft und authentisch.

    Insgesamt bekommt das Buch 3 Bewertungssterne – denn man muss wie gesagt sehr viel Geduld aufbringen, ehe die Geschichte endlich zu Potte kommt. Das können andere besser.
    Plankton Tom Jackson
    Plankton (Buch)
    15.04.2025

    Hochwertiger, höchst informativer Bildband über das Leben der Kleinstlebewesen der Meere

    Buchinhalt:

    Plankton, die kleinsten Lebewesen der Ozeane sowie allen Gewässern der Erde, leben als sogenannte Drifter – sie schweben in der Strömung. Egal ob Einzeller oder Riesenqualle, was macht diese Lebensformen so besonders? Plankton ist unverzichtbare Grundlage für alles Leben auf der Erde und ernährt sogar die ganz Großen. Wie diese Kleinlebewesen leben, sich vermehren, was sie ausmacht – und nicht zuletzt wie sie aussehen, das vermittelt dieser großartige Bildband.


    Persönlicher Eindruck:

    Vorab: ich bin absolut begeistert von diesem Buch, das eine Gruppe Unterwasserlebewesen zum Thema hat, von dem die meisten unter uns wohl nur wenige wirklich kennen. Klar, man kennt Quallen oder Seeschnecken, hat schon mal einen kleinen Krebs gesehen. Aber die wirkliche Vielfalt dieser Gruppe Meeresbewohner kennen wohl die Wenigsten.

    Plankton ist ein Überbegriff für eine große Vielzahl an als „Drifter“ lebenden Wesen der Meere und sonstigen Gewässer. Denn überall im Wasser leben sie und bilden als Basis der Nahrungskette Lebensgrundlage für alle, die darüber kommen. Wer hätte gedacht, das das größte Säugetier der Welt, der Blauwal, sich von den Kleinsten ernährt? Natürlich braucht er viel. Sehr viel. Die Bestände des Planktons scheinen auf den ersten Blick unendlich, doch durch Klimaerwärmung und Umweltzerstörung sind auch die Kleinsten im Wasser bedroht. Und sterben diese, ist das Leben für alle Übrigen auch nicht mehr möglich.

    Das Buch zeigt in faszinierenden Bildern die kleinsten Wesen der Unterwasserwelt. Gut hat mir gefallen, das bei den Steckbriefen immer die Größe eines solchen Tierchens angegeben war und man sich deren Winzigkeit so erst richtig bewusst wird.

    Es wird detailliert eingegangen auf das Leben und den Aufbau sowie die Grundlagen von Ein- und Mehrzellern, die Teilung der Quallen und ihren Stadien bis hin zu einem Blick in die Zukunft und dem Schicksal des Planktons, sollte die Klimaerwärmung nicht gestoppt werden können.

    Hauptaugenmerk allerdings sind die zahlreichen Steckbriefe und die hervorragenden Bilder.

    Es ist ein Sachbuch, das man nicht von vorne nach hinten durchliest, nein, es ist vielmehr ein Buch, das man immer wieder irgendwo aufschlägt, um erneut in die Weiten des Ozeans einzutauchen. Und das, ohne sich selbst die Füße nass zu machen.

    Eine absolute Leseempfehlung für alle, die sich für die Natur und insbesondere für die Fauna der Ozeane interessieren: hochwertig, fundiert und sachorientiert gibt das Werk umfassenden Aufschluss.
    Wie Wildkräuter wirken Renée Schroeder
    Wie Wildkräuter wirken (Buch)
    29.03.2025

    Wissenschaftlich sehr fundiert, setzt aber Kenntnisse voraus. Tolle Makrofotos der verschiedenen Pflanzen.

    Buchinhalt:

    Heilkräuter sind seit Jahrtausenden Teil der Volksmedizin. Dieses Buch erläutert wissenschaftlich belegt die Heilanwendungen von vielen bekannten und auch unbekannteren Heilpflanzen, die wild in der Natur vorkommen. Dabei liegt das Augenmerk auf Geschichtlichem, Inhaltsstoffen, Anwendung und Wirkung und wird ergänzt durch wissenschaftliche Fakten, die die Nützlichkeit der Anwendung belegen. Dazu zahlreiche Rezepte für Tees, Gewürzmischungen, Oxymele, Salben & Cremes, Elixiere und vielem mehr.


    Persönlicher Eindruck:

    Insgesamt hat mich das Buch sehr beeindruckt, da es wissenschaftlich fundierte Fakten zur Phytomedizin (Pflanzenheilkunde) liefert und sich somit angenehm abhebt vom Hokuspokus der Alternativmedizin. Die im Buch besprochenen Wirkungsweisen und Anwendungen sind wissenschaftlich belegt und ergänzen die Schulmedizin mit dem Wissen aus der Natur.

    Die Autorin ist selbst Biochemikerin und weiß, was sie schreibt. Aufgrund ihres Fachwissens erscheint das Buch an einigen Stellen für den Laien sehr theoretisch, ich würde sagen, Vorkenntnisse sind von Vorteil, denn die chemischen Formeln und Zusammenhänge sind für einen auf diesem Gebiet unbeleckten Leser sicher wenig Verständlich.

    Sehr gut gefallen haben mir die Pflanzenportraits, die bekannte Heilpflanzen wie Kamille, Baldrian und Zinnkraut mit unbekannteren Pflanzen wie etwa Mädesüß, Hohlzahn und Meisterwurz präsentieren. Die zugehörigen Bilder sind Makroaufnahmen mit einem Mikroskop hergestellt und erlauben einen ganz nahen Blick auf Details der jeweiligen Pflanze.

    Gefehlt haben mir allerdings Fotoaufnahmen oder zumindest Grafiken, wie die Pflanzen in Gänze aussehen, so, wie man sie in der Natur findet. Bei einigen mit unbekannten Arten weiß ich nun immer noch nicht, wie ich diese auf der „Wilden Wiese“ finde, sollten sie mir einmal begegnen. Hier hätte man zumindest kleine Gesamtaufnahmen ergänzen müssen, um den Leser besser zu informieren.

    Abgerundet wird das Buch durch eine Vielzahl von Rezepten, von Tees und Gewürzmischungen über Elixiere, Oxymele und Hydrolaten bis hin zu Seifen, Salben und Cremes. Ich persönlich würde mich anhand der Rezepte nicht an alles hin trauen, dafür waren mir einige Rezeptbeschreibungen zu dürftig – auch hier setzt Frau Schroeder wieder ein Wissen voraus, das die meisten Leser wohl nicht haben dürften.

    Abrundend ist zu beachten, dass auch die Phytomedizin Überdosierung, Wechsel- und Nebenwirkungen kennt und nicht jeder unbedarfte Leser einfach drauflos kurieren sollte. Man sollte schon wissen, was man tut und es gibt durchaus einen Unterschied zwischen dem einfachen Kamillentee, der nicht viel schadet und so mancher Tinktur, von der man am besten die Finger lässt, wenn man sich nicht auskennt. Vielleicht hätte das etwas mehr betont werden sollen.

    Insgesamt hätte ich mir noch mehr Pflanzenportraits gewünscht, diese waren für mich der Kern des Buches. Mit den Rezepten konnte ich jetzt nicht so viel anfangen, leider.
    Ein Stiefel kommt selten allein Karen Witemeyer
    Ein Stiefel kommt selten allein (Buch)
    29.03.2025

    Zäher Beginn, nicht die beste Story der Autorin. Dann aber zunehmend spannend.

    Buchinhalt:

    Texas, 1889: Asher Ellis bricht in das Ranchhaus des reichen Viehzüchters Dearing ein, um Beweise für dessen unlautere Machenschaften zu finden. Auf der Flucht verliert er einen Stiefel, den Dearings Tochter Samantha findet. Samantha, ebenfalls unter der Fuchtel ihres Vaters, sehnt sich nach mehr Selbständigkeit und setzt sich in den Kopf, den Besitzer des mysteriösen Stiefels zu finden. Nach und nach werden Anschläge auf Samantha Dearing verübt und Asher – noch immer unentdeckt – eilt ihr galant zu Hilfe. Wer hat es auf die Tochter des reichen Rinderbarons abgesehen?


    Persönlicher Eindruck:

    Im zweiten Band ihrer Texas Ever After - Buchreihe greift Autorin Witemeyer das Motiv des verlorenen Schuhs aus dem Märchen Aschenputtel auf. Insgesamt hat das Märchen allerdings keinen Bezug zu der spannenden Westerngeschichte – es geht um reiche Rinderbarone, kantige Cowboys, wilde Pferde und natürlich um die Liebe.

    Samantha ist die Tochter eben jenes reichen Viehzüchters, der dafür verantwortlich zeichnet, die Mutter und die beiden kleinen Brüder von Asher Ellis an die Luft gesetzt zu haben. Sie mussten die gepachtete Farm erlassen und leben nun unter ärmlichen Verhältnissen. Asher vermutet Geldgier und sucht Beweise – muss aber bald erkennen, dass Eli Dearing alles andere ist als der hartherzige Rinderbaron, den Asher vermutet.

    Als im Laufe der Handlung immer wieder Anschläge auf das Leben von Samantha passieren, steht Asher ihr hilfreich zur Seite. Erst mit der Zeit kommt Samantha dahinter, was hinter den Mordanschlägen steckt – das Tagebuch ihrer verstorbenen Mutter gibt Aufschluss.

    Insgesamt ist die Geschichte spannend und steigert auch ihren Spannungsbogen bis zum großen Showdown gegen Ende, ist aber im ersten Viertel zäh und nicht die beste Story der preisgekrönten Autorin. Auch die Bezüge zu dem Märchen Aschenputtel fand ich etwas weit hergeholt und für die Handlung unnötig. Gerade am Schluss, als Asher den verlorenen Stiefel anprobieren soll, fand ich das doch etwas dick aufgetragen und eher unfreiwillig komisch.

    Der christliche Aspekt der Geschichte ist mittelstark und glaubhaft in den Alltag und die Handlungen der Figuren eingeflochten. Zahlreiche Bibelstellen untermauern den Hintergrund und befassen sich mit Vergebung, Gottvertrauen, Freundschaft und Trost.

    bwohl Teil einer Reihe ist Ein Stiefel kommt selten allein quasi ein Soloband, denn Vorkenntnisse sind keine nötig – es kommen auch keine Figuren aus der ersten Märchen-Adaption darin vor.

    Letztendlich ein unterhaltender Western mit sympathischen Figuren, dessen zäher Beginn den Leser nicht abschrecken sollte. Man wird mit einem spannenden Fortgang und fulminantem Ende belohnt, das auch ein Happy End für die Beteiligen mit sich bringt.
    Tüfteln und Knobeln mit Dominosteinen. 30 Karten mit kniffligen Rätseln für Kinder Anja Wrede
    Tüfteln und Knobeln mit Dominosteinen. 30 Karten mit kniffligen Rätseln für Kinder (Div.)
    23.03.2025

    Kurzweiliges Spiel für alle Altersstufen - 30 Logikrätsel in einer handlichen Box

    Buchinhalt:

    Auf insgesamt 30 Karten begeistert dieses kompakte Spiel alle Altersstufen: mit einem herkömmlichen Satz Dominosteine (nicht Teil der Packung) werden unterschiedlichen Bilder gelegt, dabei muss das Domino-Prinzip eingehalten werden, das heißt: nur die jeweils gleichen Zahlenwerte dürfen aneinander gelegt werden. Das Spiel fördert Konzentration, logisches Denken und Geduld, ein kurzweiliger Zeitvertreib für zwischendurch, Gehirnjogging, das Spaß macht!


    Persönlicher Eindruck:

    Dieses kurzweilige und durchaus anspruchsvolle Spiel, das mit einem gewöhnlichen Satz Dominosteine gespielt werden kann, hat es in sich: nach der normalen Dominoregel (Zahl an Zahl) werden hier Figuren gelegt. Dabei ist auf der jeweiligen Karte vorne die Figur angegeben, die Rückseiten präsentieren eine von mehreren möglichen Lösungen für das jeweilige Problem.

    Empfohlen ist das Spiel für Kinder ab der ersten Klasse, doch meiner Meinung nach ist es ein Familienspiel, das alle Altersstufen einschließlich Erwachsener gleichermaßen herausfordert. In meinen Augen haben die Karten durchaus unterschiedliche Schwierigkeitsstufen.

    Zum Spielen muss ein Dominospiel vorhanden sein, es ist nicht Teil des Lieferumfanges. Die Bildkarten und das Anleitungsheft kommen in einer stabilen Papp-Box, die man problemlos überall mit hinnehmen kann, so dass dem Spielspaß unterwegs nichts im Wege steht.

    Insgesamt ein wirklich empfehlenswertes Logikspiel!

    Swinging Ladies - So klingt die Hoffnung Anna-Luise Melle
    Swinging Ladies - So klingt die Hoffnung (Buch)
    15.03.2025

    Bittersüßer Roman aus der deutschen Nachkriegszeit, mitreißend und authentisch

    Buchinhalt:

    Westberlin, 1945: Nachdem die Russen marodierend und vergewaltigend über die Berliner hereingebrochen sind, steht der Bezirk jetzt unter amerikanischer Besatzung. Die Freundinnen Karla, Gisela und Elsbeth träumen von einer Musikkarriere, singen mit dem Leierkastenmann und hegen die Hoffnung, dass alles bald besser wird. Auf Karlas Initiative hin gründen sie eine Swing-Band und treten in verschiedenen Clubs auf, Karlas Job im Office der Amerikaner ist dabei eine große Hilfe. Während Karla ihren kleinen Sohn, der in einer Bombennacht verloren ging, verzweifelt sucht und ihr Mann Arthur in Russland vermisst wird, verliebt sie sich ausgerechnet in Major Barnes, ihren amerikanischen Vorgesetzten....


    Persönlicher Eindruck:

    Nach einer ganzen Reihe eher mittelmäßiger Romane auf dem Markt bin ich von diesem historischen Roman hier wieder voll und ganz überzeugt. Bittersüß und mitreißend, dabei schonungslos ehrlich und deshalb auch so authentisch erzählt Autorin Melle eine Geschichte aus dem Berlin der unmittelbaren Nachkriegszeit. Das Dritte Reich ist untergegangen, jedoch nicht in den Köpfen vieler Menschen – auch das, was danach kommt, beutelt die Bewohner. Die russischen Besatzer sind verroht und vergewaltigen reihenweise die Frauen, derer sie habhaft werden, auch die drei Hauptfiguren der vorliegenden Erzählung.

    Trotzdem ist die Zeit eine Zeit des Wandels und der neuen Hoffnung, vieles ist nun möglich, was vorher verboten und verpönt war. Viele Männer sind gefallen oder werden vermisst, die Frauen müssen selbst ihren Mann stehen und bauen als Trümmerfrauen die zerbombte Stadt mit ihren Händen wieder auf – nur, um an reichhaltigere Lebensmittekarten zu kommen.

    Karla, Gisela und Elsbeth geht es wie vielen. Dennoch haben die drei Frauen einen Traum und der heißt: Musik. Nach anfänglichen Schwierigkeiten werden sie mit ihrer neu gegründeten Band Swinging Ladies der Besuchermagnet in den Clubs des neu erwachenden Westberlin.

    Wer einen kitschigen Liebesroman erwartet, wird schnell merken: diese Geschichte ist anders. Natürlich kommt es zwischen dem Amerikaner Raymond und Karla zu einer zarten Liebe, doch der weitere Fortgang der Beziehung ist bittersüß und unerwartet. Ich möchte auch nicht zu viel verraten – im Mittelpunkt steht die Swingband und der Kampf dreier starker Frauen gegen Anfeindungen, Demütigungen und dem Vorwurf, als Ami-Flittchen sich ins gemachte Nest setzen zu wollen.

    Die Erzählung ist mitreißend und vielschichtig, man mag das Buch nicht mehr aus der Hand legen, hat man einmal mit dem Lesen begonnen. Historisch verbürgte Tatsachen, wie die Berliner Luftbrücke, Mauerbau und Mauerfall, Wende und das Verhältnis zwischen Ost und West sind genauso Themen wie die zwischenmenschlichen Konflikte, die jeden treffen – gestern, heute und morgen.

    Es handelt sich bei dem Roman um einen Einzelband, keinen Teil einer Reihe, was im Genre der historischen Romane, die zur Zeit der beiden Weltkriege und kurz danach spielen, sehr angenehm auffällt.

    Insgesamt eine absolute Leseempfehlung: authentisch, packend, mitreißend!
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