5 von 5
Kardewski
30. Oktober 2018
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Meisterwerke aus dem Nichts
Seit der Veröffentlichung seines wunderschönen Oratoriums „Die Hirten an der Krippe zu Bethlehem“, sowie etlichen Adventskantaten auf cpo wissen wir, daß Georg Philipp Telemann auch im Bereich der weihnachtlichen Festmusik zu den Großmeistern gehört. Hier nun legt das Entdeckerlabel par excellence drei Oratorien in Kantatenlänge vor, von denen insbesondere das erste, „Schmecket und Sehet“ mit einer durchgehend exquisiten Qualität begeistert, die das zuvor völlig unbekannte Werk augenblicklich ins Standardrepertoire erheben sollte. Kurioserweise erinnern mich diese Kompositionen eher an Telemanns Bürgerkapitänsmusiken – im zweiten und im dritten Oratorium vermisse ich die weihnachtliche Stimmung fast ganz, was dem Hörgenuß jedoch keinen Abbruch tut. Nein, diese Chöre! Allesamt gehören sie zu den elegantesten, die Telemann geschrieben hat, und es treten zudem auch originelle Mischformen auf, wie die vom sonoren Fagott begleitete Arie „Wer wirbelt das feurige Rennen der Sonnen?“, in der sich ein hinreißendes, vielleicht einzigartiges „Frage-und-Antwort-Spiel“ entspinnt. Hervorzuheben wären weiterhin die herrlich pastorale Sopranarie „Mein Herze wallet sanft“ und der Schlußchor des dritten Oratoriums, ein fast schlichtes Lied in Rondeauform, das einem so schnell nicht mehr aus dem Sinn geht. Die Solisten, allen voran Monika Mauch und der nimmermüde Klaus Mertens, machen ihre Sache blendend, und Michael Alexander Willens (der anläßlich seiner „Amtseinführung“ mit gleich zwei großen Booklet-Fotos geadelt wird) reiht sich mit seiner Kölner Akademie mühelos in die Riege der kompetenten GPT-Vokalwerk-Interpreten ein. Eine schließlich auch klanglich äußerst überzeugende Veröffentlichung, die neuerlich die spannende Frage aufwirft, was der gewissermaßen nur „scheintote“ Herr Telemann nicht noch alles für uns auf Lager haben mag? Cpo dürfte die Antwort geben.