3 von 5
jommelli
Top 50 Rezensent
27. September 2017
Gesamteindruck:
3,0 von 5
Künstlerische Qualität:
3,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Sprödes Gotteslob
Eigentlich ein großer Freund von Graupner- Kantaten, hat mich die vorliegende Doppel-CD mit 5 Epiphanias-Kantaten der Zeit von 1730-53 ziemlich befremdet. Der verinnerlichte, ausgesparte, meist jegliche Eingängigkeit bewusst vermeidende Stil seiner Kantaten ist ja ein Markenzeichen des Darmstädter Hofkomponisten. Doch die vorliegenden Werke scheinen mir in Bezug auf bizarrem kompositorischen Eigensinn und spröde-karger Satztechnik kaum noch steigerbar. Interessant ist es allemal zu hören, wie stark sich ein Komponist um 1740 damals moderner Terzen-Süße und Verbindlichkeit des galanten Stils verweigert hat. Leider hat mich die vorliegende Einspielung aber trotzdem über große Strecken angestrengt, ja sogar gelangweilt. Das liegt zum einen daran, dass die meisten Nummern langsame bis gemessene Tempi haben und bis auf ein Duett von Alt und Tenor nur Sopran und Bass Arien singen dürfen. Das durchaus originelle Instrumentarium (neben Streichern verschiedene Flöten, Oboen und in der letzten Kantate zwei fast schon brutal dröhnende Naturhörner) ist nahezu pointilistisch eingesetzt und nur äußerst selten darf sich ein wirklich vollklingender Satz, den wir an Bach- und Telemannkantaten so lieben, entfalten. Ausnahmen sind die sehr kurzen Chöre und die wunderbar einfallsreichen Choräle. (Alles in solistischer Besetzung musiziert) Diese Manier ist bei aller Originalität dann schon wieder vorhersehbar. Leider trägt bei dieser relativ nebengeräuscharmen Liveaufnahme ein sehr direkter, oft etwas harter und spitzer Klang zu dem oftmals recht ungemütlichen Hörereignis bei, da kleinste Unebenheiten in Intonation (hohe Streicherlagen!) oder Aussprache gnadenlos hörbar sind, was besonders bei dem insgesamt recht unidiomatischen Deutsch der amerikanischen Sopranistin, die meinem Empfinden nach manchmal auch zu viel Tremolo verwendet, auffällt. Hingegen überzieht Basssolist D. Wörner die Textausdeutung gelegentlich ins Manierierte.
Als äußerst störend empfand ich ein zu präsent im Vordergrund agierendes Cembalo.
Natürlich ist eine Gesamtbewertung immer sehr subjektiv. Hoch zu loben ist das Engagement von CPO, der immer noch sehr rudimentären Graupnerrezeption einen weiteren Mosaikstein zuzusetzen, aber verglichen mit den letzten sehr gelungenen Kantateneinspielungen unter H. Max und F. Heyerick fällt die neue Aufnahme deutlich ab.