5 von 5
meiernberg
Top 10 Rezensent
15. November 2015
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Jenseits aller Konkurrenz und Vorbilder
Dass der Carmina-Burana-Komponist Orff mehr zu bieten hatte, als sein einzigartiges Opus Magnum, wissen wir spätestens, seit cpo zwei unbekannte(re) Werke herausbrachte. Orffs frühes Bühnenwerk "Gisei - Das Opfer" ist nun die dritte Folge dieser Entdeckungsreise in das vernachlässigte Werk Orffs. Sicher hatte Orff selbst auch Schuld. Er missachtete und verurteilte seine Frühwerke und ließ vor seiner Carmina Burana nichts gelten. Dabei ist dieses Japan-Drama des 18-jährigen Orff durchaus hörenswert. Abgesehen von dem so gänzlich typisch japanischen Stoff um die Vasallentreue eines Beamten zur Obrigkeit, die schließlich darin mündet, den eigenen Sohn zu opfern, um den Sohn seines Herrn zu retten, setzt Orff nur gelegentlich musikalisch-japanische Stilmittel ein, um die Geschichte zu erzählen, verkürzt den Stoff zielgerichtet und findet das Finale nach einem viertelstündigen Vorspiel nach einer guten Stunde Spielzeit. Orff wählt eine schnörkellose, abseits romantischer Ambitionen, gelegentlich schon den späten Orff erahnende, oft seltsam anmutende Klangsprache, die sich stilistisch sicher hier und da bedient, sich aber jeder Konkurrenz und jedem Vorbild entzieht. Man muss nicht extra betonen, dass das Ensemble der Deutschen Oper Berlin um den Dirigenten Jacques Lacombe solistisch, chorisch und orchestral beste Qualität abliefert. Da wird gekonnt und professionell musiziert und Orffs Frühwerke eine späte Ehre zuteil. Sicher wird durch diese cpo-Produktion Orffs "Opfer" nicht zum Renner auf den Opernbühnen. Doch eines ist sicher: Dem neugierigen Opern- oder Orff-Freund gibt diese CD unerwartete Einblicke in das Schaffen eines außergewöhnlichen Komponisten.
Wie selbstverständlich bei cpo: Technik und Booklet-Qualität sind bestens!