3 von 5
Heimacker
Top 100 Rezensent
26. Juni 2023
Gesamteindruck:
3,0 von 5
Künstlerische Qualität:
3,0 von 5
Repertoirewert:
1,0 von 5
Verborgene Romantik
Arnold Krug ist nicht mit großem Werkekatalog oder hervorstechenden Einzelkompositionen in die Geschichte eingegangen. Es gibt eigentlich nur das hier eingespielte Sextett, was in den einschlägigen Kreisen bekannt ist. Und auch nur deshalb, weil es einen Preis eines Geigenbauers gewonnen hat, der Werke für seine Instrumentenkreationen Violotta und Cellone beauftragt hatte. Zehn Jahre später hat er sich nach einem Bankrott das Leben genommen. Nicht unser Komponist. Der war zu diesem Zeitpunkt schon verschieden. Ich hatte gehofft, das Sextett mal mit den beiden genannten Originalinstrumenten zu hören. Krug hat extra ausgedehnte Passagen für die beiden Exoten vorgesehen. Aber leider sind Violotta und Cellone im Museum geblieben. Das Stück ist schwelgerische Romantik, wenn man es so spielt. Das Klavierquartett aus der Jugend des Komponisten, auch dafür soll es einen Preis und lobende adlige Worte gegeben haben, hat eine hübsche rein romantische Struktur und mit dem nächtlichen Ritt als Scherzo und dem Karneval als Kehraus-Finale sogar ein wenig Programmatik. Das Linos Ensemble spielt die Stücke stringent, temporeich und absolut unromantisch. Leise Töne sind der Künstler Sache nicht. Es geht forsch und kompromisslos vom Hocker. Mein Klassik liebender Hund hat beim nächtlichen Ritt fluchtartig den Salon verlassen und kam auch beim Carneval nicht zurück. Das hat er nun davon. Hier wäre weniger Kraft und breitere Dynamik mehr gewesen. Der Begleithefttext Stefan Weymars ist informativ und war mangels Quellenlage bestimmt nicht einfach zu recherchieren. Wer Krug hören will, dem sei die Platte empfohlen. Viel mehr gibt es von ihm nicht, weder auf dem Markt noch auf der Bühne.