3 von 5
gemi:re
Top 25 Rezensent
20. September 2016
Gesamteindruck:
3,0 von 5
Künstlerische Qualität:
3,0 von 5
Repertoirewert:
2,0 von 5
Kein 'Wonderland'
Beim Titel "Wonderland" denkt man doch gewiss an Exotischeres als an Grieg und seine Klaviermusik, vor allem nicht an sein Klavierkonzert, das zu den drei bekanntesten und am meisten gespielten Konzerten der romantischen Literatur gehört, neben Schumann und Tchaikovskys b-moll, welche landauf-landab immerzu gespielt werden, Grieg letztens von Nicolai Lugansky und LangLang, dem pianistischen Überflieger.
Da muss man sich als Produzent (und Künstler) für ein Grieg-Album doch mehr einfallen lassen als so einen feschen Titel, der nichts zur Griegschen Musik, also dem musikalisch-spielerischen Programm aussagt, also musikalisch mehr. Doch leider klingt das ganze so wie eine hübsch-moderate musikalische Beruhigungspille, beliebig, unprätentiös und ohne werkdienliche Aussagen zur Musik - die klingt gepflegt dahin - allenfalls schafft der eigentlich komplex strukturierte Esa-Pekka Salonen als komponierender Dirigent zumindest orchestral ein paar schärfende Akzentuierungen, die Ott leider nicht korrespondieren kann.
Wenn man bedenkt, dass einst der grosse Schnabel beim Anhören eines Mitschnitts des Griegkonzerts vom jungen Dinu Lipatti schwärmte und meinte, neues Klavierspiel zu hören, und wenn man diese, Lipattis berühmte Aufnahme mit dem Philharmonia unter Galliera (oder Arrau, Curzon, Vogt ...) hier vergleicht, fragt man sich schon, warum nur-?
Ebenso bei den lyrischen Genrestücken, kleinen pianistischen Perlen, die zu schimmernd-sprechender Gestalt erspielt werden müssen, so wie es einst Gilels ganz überlegen seriös gelang, oder dem jungen, klanglich freier agierenden Barenboim. Auch hier bleibt die Pianistin uninspiriert und aussagearm und bietet allenfalls musikalische Konfektionsware, die im Vergleich zum höherkarätigen Angebot eigentlich nur überflüssig ist.