4 von 5
gemi:re
Top 25 Rezensent
25. November 2021
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
Moderner Mozart, hist.beleuchtet
Bzgl.sog. 'genialer Interpretation' hat der versierte Ulrich Schreiber einst in seinen Publikationen bemerkt, es komme finalmente doch weniger auf das Instrumentarium an, als auf den musikalischen Geist der Interpreten, Sinn und Gestalt eines Werks adäquat zum Klingen zu bringen, die aufgeklärte Darstellung.
Insofern präsentiert hier das Ensemble Resonanz unter Riccardo Minasi Mozarts finale Sinfonien-Trias auf einer modernen Ebene historisch informierter Aufführungspraxis auf Instrumenten unsrer Zeit, spieltechnisch heutig versiert und zudem hist.aufgeklärt gespielt.
Dabei sei an Harnoncourts Pionierleistung mit dem Amsterdamer Concertgebouw erinnert, die Mozarts Sinfonien fast vollständig und unerhört lebendig akzentuiert für Teldec einspielten, ein seinerzeit grosser und für manche Kollegen durch dominante Pauken und radikale Phrasierung verstörender Wurf.
Inzwischen sind unsre Hörgewohnheiten Jahrzehnte weiter, und Minasi spielt auf einem lange vorbereiteten Terrain.
Er differenziert auch den manches Mal sportiven Drive andrer und Dirigenten seinesgleichen wie Jacobs in schnellen Sätzen, wo aus einem Allegro assai fix ein Presto wird, durch subtile Diktion der dynamischen Extreme. Dadurch gewinnt die Darstellung seines Ensembles cantable Leichtigkeit und instrumentale Tranzparenz, auch nicht zuletzt, weil er Mozarts Andante Zeit zum Atmen, Verhalten und Ausklingen gewährt. Alles erfreulich hörens- und unbedingt empfehlenswert.