2 von 5
Musaion
Top 100 Rezensent
31. Dezember 2022
Gesamteindruck:
2,0 von 5
Katzenjammer
Schlimmer geht immer - der alte Spruch gilt leider auch hier.
Zwar ist Thielemanns Dirigat durchaus eindrucksvoll, aber die Sängerriege ist weitgehend ein Totalausfall und es lässt tief in den Zustand des Musikbetriebes blicken, wenn solche Sänger für die Salzburger Festspiele aufgeboten und dann noch derart hymnisch gefeiert werden.
Klaus Florian Vogt ist und bleibt kein Wagner-Tenor und es stellt sich die eklatante Frage, ob er überhaupt ein Opernsänger ist, denn weder kann er ein lyrisches Legato singen, noch heldische Akzente setzen - regelmäßig wird er vom Orchester überdeckt, und es liegt nicht an letzterem. Aber selbst im Piano schwingt die Stimme nicht, sondern Vogt verfällt in einen anämisches Sprechsingen, das unerträglich ist und so gerät spätestens das Preislied zum gequälten Katzenjammer.
Eine Zumutung für jeden, der schon einmal einen richtigen lyrisch-dramatischen Tenor in der Rolle gehört hat! Man vergleiche nur die Video-Aufzeichnung mit Johan Botha (auch unter Thielemann) oder jetzt auch Sacca (unter Gatti) - so gehört diese Partie gesungen!
Zeppenfeld ist abgekämpft und quält sich durch die Partie, ohne sie gestalten zu können.
Vom traurigen Rest ist nur Wagners Evchen in Ordnung. Schade um Thielemanns gute orchestrale Leistung, der aber dramatischer Schwung an entsprechender Stelle fehlt.
Wer eine neuere Aufnahme wünscht, sollte zu Sawallisch (mit gutem Ben Heppner) greifen, sonst bleiben nur die alten Meister der 50er Jahre oder - immer noch unerreicht: Bodanzky 1936 - die Namen sagen alles: Schorr als Sachs, Maison als Stolzing, ... oder auch Leinsdorf 1939 mit Schorr, Jessner und Kullman. Es treibt einem fast die Tränen in die Augen, wie lebendig und schön selbst kleine Szenen wie zwischen Sachs und David (Laufkötter grandios) gesungen werden. Leider sind beide Mitschnitte der Met mit den üblichen damaligen Strichen.