Jonas Kaufmann - Du bist die Welt für mich (180g) auf 2 LPs

Jonas Kaufmann mit »Du bist die Welt für mich«: Glücksgefühle auf Knopfdruck

Ein Operettenalbum. Muss das sein? Diese Frage musste Jonas Kaufmann in Bezug auf sein neues Album »Du bist die Welt für mich« das ein oder andere Mal in Interviews beantworten. Das Gute ist: Eloquent und gebildet wie Jonas Kaufmann ist, kann er diese Frage lässig beantworten. Und sobald man die Hörproben gehört oder das Making-Of-Video gesehen hat, kann man sich diesen Hits früherer Zeiten ohnehin nicht mehr entziehen.

Jonas Kaufmann ist momentan der bekannteste und erfolgreichste Tenor der Welt, sieht gut aus, ist intelligent und vielseitig. Grundsätzlich könnte er also ohnehin tun, was er möchte, und alle wären begeistert. Doch hinter der neuen CD »Du bist die Welt für mich« steht er mit Überzeugung und Leidenschaft. Operetten-Evergreens wie »Dein ist mein ganzes Herz«, »Freunde, das Leben ist lebenswert« oder »Du bist die Welt für mich« sang er in der Vergangenheit regelmäßig als Zugabe bei Konzerten. Das sind Hits, die selbst Operettenverweigerer kennen und heimlich mögen. Das positive Lebensgefühl, die teilweise wortwitzigen Texte und einprägsamen Melodien der Stücke auf »Du bist die Welt für mich« haben Jonas Kaufmann bei den Aufnahmearbeiten am Album ein dauerhaftes Lächeln in die Stimme gezaubert.

Wie so oft erinnert die Musik von »Du bist die Welt für mich« Jonas Kaufmann an seinen Großvater. Der studierte in den 1920er Jahren in Berlin und hat diese Stücke auf der Straße gepfiffen. Für die Platte hat Kaufmann eine Auswahl treffen müssen. Es sollte keine Hitparade der Operetten-Evergreens, sondern ein klares Konzeptalbum werden. Die Entscheidung fiel für einen eng gesteckten Zeitrahmen: 1925 bis 1935. Selbst bei diesen Eckdaten reicht die Spanne der Lieder auf »Du bist die Welt für mich« von Glanzstücken, die Franz Léhar für Richard Tauber komponierte, bis hin zu den Hits aus der Blütezeit des Tonfilm-Schlagers.

Das beste Argument für die Operettenhits auf »Du bist die Welt für mich« liefert Jonas Kaufmann jedoch mit der technischen Herausforderung. Kaufmann hat in der Vergangenheit betont, wie wichtig es gerade für einen Tenor sei, sich immer wieder unterschiedlichen und neuen Stilen und Gesangsanforderungen zu stellen, um bei gesunder weil flexibler Stimme zu bleiben. Die hier ausgewählten Songs sind die beste und anspruchsvollste Übung, die man sich denken kann. Von der erwähnten lächelnden Schlagerstimme bis hin zum kraftvollen Heldentenorklang verlangt die Operette einem Tenor alles ab. Eigentlich logisch, denn in früheren Zeiten mit festen Engagements musste ein Tenor an einem Theater von Opern bis Operette innerhalb einer Woche alles singen, was gerade auf dem Spielplan stand.

Das neue Album »Du bist die Welt für mich« ist wirklich unwiderstehlich. Klar liegt das natürlich an Jonas Kaufmann und der hochprofessionellen Art, in der er sich diesen Werken musikalisch lustvoll und doch mit höchstem gesangstechnischen Anspruch gewidmet hat. Auf der DVD der Deluxe- und limitierten Super-Deluxe-Ausgabe sieht man Kaufmann mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Jochen Rieder bei einem Konzert in den Nalepa-Studios, in denen auch die CD aufgenommen wurde. Allen steht der Spaß ins Gesicht geschrieben. Im Oktober 2014 erscheint dieses Konzert mit einer Dokumentation über die Operette in Berlin um 1930 von und mit Jonas Kauffmann auf DVD und Blu-ray. Nur in der Limited-Super-Deluxe-Ausgabe ist das komplette Konzert sowie die komplette filmische Dokumentation der Aufnahmearbeiten im Studio enthalten.

Stilvoll, nostalgisch, technisch perfekt: »Du bist die Welt für mich« ist für jeden, der sich für eine schöne Tenorstimme begeistern kann, eine absolute Bereicherung. Jonas Kaufmann bezaubert damit auch Operettenskeptiker. Gleichzeitig ist das Album ein Ticket für eine Zeitreise aus dem 21. Jahrhundert in die ›Roaring Twenties‹ und wieder zurück. Selten war es so beglückend und einfach, sich eine komplett neue Welt zu erschließen.

Rezensionen

»Eine herrliche Hommage an eine faszinierende Musikepoche!« (stereoplay, November 2014)