2 von 5
blackbird
Top 50 Rezensent
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Alter:
45 bis 54
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Geschlecht:
Männlich:
19. August 2015
Gesamteindruck:
2,0 von 5
Künstlerische Qualität:
2,0 von 5
Repertoirewert:
2,0 von 5
Überflüssig - streckenweise auch ärgerlich
Allein die Tatsache, dass man diesen "LIVE-Mitschnitt" aus 4 verschiedenen Aufführungen zwischen dem 1. und 10. Juli 2013 zusammenstückeln musste, macht mich extrem stutzig - umso mehr, weil das Ergebnis trotz dieser Flickschusterei alles andere als einwandfrei ist. Positiv muss angemerkt werden, dass der Dirigent, der Münchener Opernchor und das Münchener Opernorchester einen tadellosen Job machen. López-Cobos lässt eine weitestgehend strichlose Fassung spielen, was dem Werk immer zuträglich ist. Es sind sogar ein paar Takte enthalten, die Donizetti gar nicht für diese Oper komponiert hat, sondern für ein ganz anderes, inzwischen völlig vergessenes Werk (Schlusstakte aus Lucias Arie, 1. Akt). Zu den besseren Leistungen dieser Aufführungsserie gehören der Edgardo von Joseph Calleja (mit unendlich viel Schmelz gesungen, aber auch nicht frei von kleinen Mogeleien) und der Raimondo von Nicolas Testé (ein bisschen hölzern, aber eigentlich grundsolide). Auch die kleineren männlichen Partien Arturo und Normanno sind rollendeckend besetzt. Alisa klingt sehr bemüht, mit wechselndem Erfolg, im 1. Akt noch ok, im 2. Akt mehr gewollt als gelungen. Mit der stimmlichen Interpretation des Ludovic Tézier als Enrico bin ich schon nicht mehr einverstanden. Dieser Stimme fehlt jeglicher Schmelz, Italianitá, Agilität, Modulationsfähigkeit. Der Klang ist knochentrocken und spröde. Verzierungen versucht der Sänger mithilfe von Aspirierungen zu bewältigen - vergeblich... Das Ergebnis klingt sperrig und ungelenk. Das Duett zwischen Edgardo und Enrico zu Beginn des 3. Aktes wirkt wie eine Lehrstunde des Tenors in Sachen Belcanto und Stimmtechnik. Leider ist der Schüler ziemlich resistent... Über die Leistung von Diana Damrau in der Titelrolle möchte ich mich nicht äußern, weil es darüber nichts Lobendes zu sagen gibt. Insgesamt halte ich diese Aufnahme für völlig überflüssig und für den Tonträgermarkt denkbar ungeeignet, weil sie keinen einzigen neuen Aspekt enthält im Vergleich zu den zahllosen bereits erhältlichen Aufnahmen, von denen fast jede empfehlenswerter ist als diese aus München.