4 von 5
montesacro
04. September 2015
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
4,0 von 5
Weigles Frau ohne Schatten
Trotz der sehr starken Konkurrenz, ist es allen voran Sebastian Weigles verdienst, dass diese CD-Veroeffentlichung Daseinsberechtigung hat. Nicht zu Unrecht wurde er fuer seine Interpretation der Premiere an den Staedtischen Buehnen Frankfurt schon vor mehr als einem Jahrzehnt hoch gelobt. Hier handelt es sich um die Wiederaufnahme 2014 der Inszenierung in veraenderter Besetzung. Das Anhoeren gestaltet sich zu einer Wohltat ob der fein ausgekluegelten Mikrophonaufstellung und der Durchhoerbarkeit des Orchesterklanges. Weigle nimmt insgesamt recht flotte Tempi. Der Klang ist freilich nicht so warm wie in so manch einer Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern.
Waehrend sich Sebastian Weigle nicht hinter seinen Starkollegen Boehm, Sawallisch, Solti, Keilberth, Kempe oder Karajan verstecken muss, so wird es schon schwieriger, dem Staraufgebot von Saengern in den bisher vorliegenden Aufnahmen mit dem Ensemble der Frankfurter Oper Paroli zu bieten. Die Trauben haengen hoch, gerade wenn fuer die Rollen wie die Kaiserin Rysanek, Janowitz oder Studer, fuer die Faerberin Borkh, Goltz, Ludwig oder Nilsson und fuer Barak Schoeffler, Berry, Fischer-Dieskau oder Metternich zur Verfuegung standen.
Tamara Wilson als Kaiserin und Sabine Hofgrefe als Faerberin schlagen sich gut, den Stimmen fehlt es aber am individuellen Klang und bislang an Stetigkeit im Ton. Der garnicht mehr junge Bariton Sterje Stensvold wurde in Frankfurt schon gefeiert, nachdem er in Weigles Ring Wotan und Wanderer verkoerpert hatte, und ist hier als Barak rollendeckend besetzt. Seine Stimme klingt aber nicht mehr in allen Lagen frisch, bisweilen etwas stumpf.
Burkhard Fritz hat die noetige Robustheit und Sicherheit fuer die heikle Tenorrolle des Kaisers, in der mich bisher kein Startenor nach Hans Hopf ueberzeugen konnte (Peter Seifferts Interpretation, auf DVD erhaeltlich, kenne ich nicht).
Die wichtige Rolle der Amme wird von Tanja Ariane Baumgartner sicher gesungen, doch ist ihre Artikulation bislang etwas mulmig, was bei der Wortverstaendlichkeit stoert. Weitere wichtige zweite Rollen sind mit dem Geisterboten Dietrich Volles und der Stimme des Falken von Brenda Rae sehr gut besetzt, und der Rest des Ensembles macht dem Theater alle Ehre.
Insgesamt eine moderne Interpretation des Werkes in einer klanglich guten Aufnahme. Trotz einiger Abstriche bei den Saengern -- wohlgemerkt im Vergleich zu der exzellenten Diskographie des Werkes -- ist diese Aufnahme zu empfehlen.