Felix Mendelssohn Bartholdy: Lieder ohne Worte (Ausz.) on CD

Mendelssohns Lieder ohne Worte entziehen sich einfach jeder gewöhnlichen Beschreibung. Raffiniert und nuanciert gehören sie zu den besten und bekanntesten Werken des Komponisten. Fast zweihundert Jahre lang galten sie als bezaubernde Reliquien, erlesene romantische Juwelen, die in kleinen Konzertsälen und Salons aufgeführt wurden. Während ihre subtilen, ornamentalen Qualitäten sicherlich in intimeren Umgebungen am hellsten erstrahlen, offenbart sich bei näherer Betrachtung eine unerwartete Tiefe und Komplexität dieser Miniatur-Meisterwerke. Ihre interpretatorischen und technischen Anforderungen sind beträchtlich und erfordern Feingefühl bei der Stimmführung, Pedalführung und dynamischen Kontrolle. Sie sollen eher verzaubern als blenden und rufen unzählige Träume hervor, die einige der innersten Reflexionen des Komponisten offenbaren. Wie private Einträge in einem musikalischen Tagebuch bieten sie einen seltenen Einblick in die Gedanken dieses zurückhaltenden, aber leidenschaftlichen Künstlers.

In den letzten Jahren blieben Mendelssohns Lieder ohne Worte auf meinem Klavier. Inmitten turbulenter gesellschaftlicher Veränderungen bleiben diese bewegenden Werke eine Quelle des Trostes und des Friedens. Auf dem Höhepunkt der Pandemie meldete sich Dr. Kirk Payne – ein alter Schulfreund, der Covid-Patienten behandelte – bei mir. Er wollte ein schönes Denkmal für die Verstorbenen und diejenigen finanzieren, die gegen die Krankheit kämpfen. Mit seiner großzügigen Unterstützung beauftragte ich Price Walden, einen langjährigen Bewunderer von Mendelssohns Liedern ohne Worte, ein neues Set zu komponieren, das unsere eigene Ära reflektieren würde. Als ich Waldens sieben großartige Stücke hörte, wählte ich vierzehn der schönsten Werke aus Mendelssohns Sammlung aus – sieben als Vorläufer des neuen Zyklus und sieben als Folgewerke.

Mendelssohn ist ein hervorragender Aquarellist und zeigt in diesen exquisiten Tondichtungen seine Meisterschaft in Linie und Farbe. Waldens Zyklus, der von Anspielungen auf viele von Mendelssohns Liedern ohne Worte durchdrungen ist, wagt sich über seine Quelle hinaus, um sich eine neue und inspirierte Klangleinwand vorzustellen. Durch ihre Musik erforschen beide Komponisten - im Gespräch über Jahrhunderte hinweg - die Bereiche Erinnerung, Natur, Freude, Angst, Verlust, Dankbarkeit und Liebe – und kommunizieren eloquent in einer gemeinsamen Sprache, die zu eindeutig für Worte ist. - Bruce Levingston