Robert Schumann: Kinderszenen op.15
Kinderszenen op.15
3
CDs
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
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- +Humoreske op. 20; Toccata op. 7; Gesänge der Frühe op. 133; Album für die Jugend op. 68; Kreisleriana op. 16; Geistervariationen WoO. 24; Faschingsschwank aus Wien op. 26
- Künstler: Michael Endres, Klavier
- Label: Oehms, DDD, 2003
- Erscheinungstermin: 2.1.2006
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Michael Endres wurde für seine hochgepriesenen Aufnahmen von Werken von Franz Schubert und W. A. Mozart (OehmsClassics 253) mit dem »Choc de Musique« und dem »Diapason d'Or« ausgezeichnet. Nun legt er eine weitere bedeutende Einspielung vor: Klavierwerke von Robert Schumann.
CD 1
Die auf dieser CD eingespielten vier Werke beleuchten auf anschauliche Weise die enorme Spannweite des Kompositionsstils Robert Schumanns: Von der kühn-genialen, manisch virtuosen Toccata Op. 7 über die poetisch schlichten Kinderszenen Op. 15 zu der komplexen und gewaltigen Struktur der Humoreske Op. 20 bis zu den sich merkwürdig entfernenden Gesängen der Frühe Op. 133.
1839 komponierte Schumann sein Op. 20, welchem er den etwas irreführenden Titel Humoreske gab, der nur einem kleinen Teil des Stücks angemessen scheint. Nach einer versonnenen Einleitung kommt es in der Tat zunächst zu einem ersten heiteren Aufschwung, der wiederum mit dem Anfangszitat schließt. Doch bereits der folgende unruhige Teil, der unter anderem die Vortragsangabe »wie außer Tempo« enthält, mündet in einen furiosen erhitzten Marsch, und versinkt schließlich in zartem pianissimo. Bereits hier zeichnet sich die weitere Grundstruktur der Humoreske ab: Jeder der vier großen ineinander übergehenden Teile schließt nachdenklich, und im Fall des letzten Teiles weit ausschweifend und in düsteren, beunruhigenden Bildern. Der kurze furiose Schlusspart kann nicht mehr darüber hinwegtäuschen, dass die leiseren und dunkleren Töne im Verlauf des Stücks immer mehr die Oberhand behalten haben. Dies mag der Grund dafür sein, dass die Humoreske nur selten im Konzertsaal anzutreffen ist, der Stil der späteren kompositorischen Jahre wirft hier erste Schatten voraus.
Die stupend schwierige, kompromisslose Toccata Op. 7 endet überraschenderweise in zartem pianissimo, so als wolle Schumann das vorher virtuos Gesagte diskret zurücknehmen. Dennoch verströmt das rhythmisch unglaublich vitale Werk ein Übermaß an Energie, Zuversicht und kühnstem Schwung. Alles ist hier exzessiv vorangetrieben: die gnadenlose Motorik der Doppelgriffe, die fast unspielbaren Sprünge, welche die Musik auf phantastische Weise zur Explosion bringen und die typisch Schumannsche Verschiebung des Taktschwerpunktes, bis hin zu dem Punkt, wo sich für den Hörer diese Änderung nicht mehr nachvollziehen lässt. Bis heute ist diese »tour de force« eine der großen Herausforderungen der Klavierliteratur geblieben, da sich hinter dem zunächst fast etüdenhaft abschreckenden, horrend schwierigen Klaviersatz eine der glutvollsten Musiken von Schumann verbirgt.
Wie von einem anderen Planeten muten hingegen die im Jahr 1853 komponierten Gesänge der Frühe Op. 133 an, die in die letzte Schaffensperiode Schumanns fallen. Clara Schumann schrieb am 18. Oktober in ihrem Tagebuch dazu: »Robert hat 5 Frühgesänge komponiert, ganz originelle Stücke wieder, aber schwer aufzufassen, es ist so eine ganz eigene Stimmung darin«. Inwieweit Schumanns fortschreitend sich verschlechternde Gemütsverfassung in seinem Spätwerk nachweisbar ist, kann nur wenig zufriedenstellend beantwortet werden, da man kompositorische Techniken und psychisches Befinden kaum miteinander verrechnen kann. Diese in sich kreisende und wiederum am Ende jeden Stückes sich auflösende und verschwindende Musik geht nicht auf den Hörer zu, sondern entzieht sich geradezu konventionellen Hörgewohnheiten: Die Melodik ist merkwürdig verschroben und spröde, sie versagt sich mittelsamer Effekte und Gestik.
Dem gegenüber klingen die poetischen Kinderszenen Op. 15 unbelastet und frisch. Nach Schumanns eigenen Worten handelt es sich um »Rückspiegelungen eines Älteren für Ältere«, was anzeigt, dass diese Miniaturen nicht kindlich-niedlich, sondern tief ernst aufzufassen sind. Dem entspricht die strenge Konstruktion: Aus einem zentralen Motiv (h-g-fis-e-d) entwickelt sich der ganze Zyklus und wird auf diese Weise zu einem einheitlichen Ganzen zusammengeschweißt.
CD 2
Der im Jahr 1848 komponierte Zyklus Album für die Jugend Op. 68, bestehend aus 43 Klavierstücken, ist mit einer Aufführungsdauer von über 70 Minuten das umfangreichste Klavierwerk von Robert Schumann. Es ist in 2 Unterteilungen gegliedert, Nr. 1 bis 18 »Für Kleinere« und Nr. 19 bis 43 »Für Erwachsenere«. Es ist eine seiner ungewöhnlichsten und auch vielschichtigsten Kompositionen für Klavier und in seiner Bedeutung bis heute nicht genug gewürdigt: Es zählt wahrscheinlich zu den am wenigsten sowohl auf Tonträger wie auch im Konzertsaal erklingenden Werke Schumanns. Doch der ganze Schumannsche Kosmos findet sich in diesem Werk, von innigster Poetik (z. B. Nr. 21, 30, 38) hin zu großem romantischen Gestus (Nr. 12, 31), spukhaftem Alptraum (Nr. 23, 29) und – typisch für das Spätwerk – düsteren, melancholischen Bildern (Nr. 34, 37, 39, 41).
Der Zyklus ist ein geradezu erschütterndes Psychogramm einer seelischen Entwicklung: Beginnend mit den unschuldig- naiven und kindlichen Stücken Nr. 1 bis 5, wo noch kein Schatten zu spüren ist. Bei Nr. 6 kommt es zu einer ersten Eintrübung: Das Arme Waisenkind signalisiert eine bereits ernst zu nehmende Verlorenheit. Danach, abgesehen von einem kurzen Zwischenteil im Volksliedchen (Nr. 9), sind bis einschließlich Nr. 11 zupackende und plastische Werke zu finden, mit Nr. 12 und 13 verlässt der Zyklus erstmals – was die pianistischen Anforderungen betrifft – den kindlichen Bereich. Nr. 14 bis 18 schließen den 1. Teil mit geringen Eintrübungen ab (die gestaltlose Kleine Studie Nr. 14, der noch erträgliche Erste Verlust).
In der zweiten Abteilung verändert sich der Tonfall, und es kommt zu einer Gegenüberstellung zwischen den freundlichen A-Dur Werken (Nr. 20, 22, 24, 28) und den dazwischenliegenden kontrastierenden Stücken wie der düsteren Kleinen Romanze (Nr. 19), den großartig inspirierten Nummern 21 und 26, dem unheimlichen Reiterstück (Nr. 23) und der erregten Nr. 25. Mit dem albtraumhaften Fremder Mann (Nr. 29) nimmt der Zyklus eine letzte Wendung hin zum Verhangenen und Reflexiven. Außer den etwas helleren Stücken Nr. 33, 40 und 43 sind die verbleibenden 10 Nummern wunderbare Beispiele für die ganz eigene, in sich zurückgezogene Welt des späten Schumann. Die traumverlorenen Nummern 30, 32, 35 und 42 etwa, das wirr im Kreis sich drehende, verzweifelt und vergeblich auftrumpfende Kriegslied (Nr. 31), die Nr. 34 mit Thema betitelt, jedoch ohne ein erkennbar solches, das bedrohliche Matrosenlied (Nr. 37) und das erschütternde genial inspirierte Nr. 38 (Winterszeit I), oder die Reminiszenz am Ende von Nr. 39 (Winterszeit II), wo noch einmal etwas aus den Papillons Op. 2 anklingt, aus einer fernen, versunkenen Vergangenheit. Aus dem kindlich schlichten Choral (Nr. 4) wird schließlich am Ende bei Nr. 42 (Figurierter Choral) ein verworrenes, traumhaftes Gebilde.
Mit dem volksliedhaften Silvesterlied beschließt Schumann diesen grandiosen Zyklus, der in seiner Vielschichtigkeit und Inspiriertheit den großen Werken der Frühzeit an die Seite zu stellen ist.
CD 3
Robert Schumann komponierte seine Kreisleriana Op. 16 im Jahr 1838. Diese in nur acht Tagen komponierten 8 Phantasien beziehen ihren Titel von der phantastischen Figur des Kapellmeisters Kreisler in E. T.A. Hoffmanns Roman »Lebensansichten des Katers Murr«.
Der literarischen Vorlage entsprechend ist das Werk voll von hintergründigen und nächtlichen Stimmungen, gleichzeitig dokumentiert es die wunderbar melodische Erfindungskraft des noch frühen Schumann, welcher zum Zeitpunkt der Komposition 28 Jahre alt war.
Die acht Phantasien haben höchst unterschiedlichen Charakter; der leidenschaftlichen ersten Nummer, unterbrochen durch einen zarten zerbrechlichen Mittelteil, folgt das kantable und elaborierte zweite Stück, mit zwei Zwischenteilen die umfangreichste Phantasie. Nummer 3 beginnt manisch-motorisch und wird kontrastiert durch einen aufblühenden Mittelteil, endet aber in einer fulminanten Katastrophe.
Die Nummern 4 und 6 sind Ruhepunkte im Zyklus, nur gelegentlich erscheinen dunkle Eintrübungen. Das 5. Stück ist das spukhafteste, unwirklichste, mit einer (in der hier eingespielten ersten Fassung) Überleitung zur 6. Phantasie. Die Stimmung des Zyklus wird fieberhaft unruhig bis hysterisch aufgeregt durch das hochdramatische 7. Stück, welches überleitet zu Nr. 8, das die bemerkenswerte Spielanweisung »Die Bässe leicht und frei« enthält, was dazu führt, dass rechte und linke Hand fast unabhängig nebeneinander herlaufen und damit ein beunruhigender Effekt erzielt wird. Mit einem spukhaften pianissimo endet die Kreisleriana, fast wie in einer bösen Ahnung schon vorausblickend auf die erschütternden »Geistervariationen« aus dem Jahr 1854, während deren Komposition Schumann sich in den Rhein stürzte (am 27. Februar) und nach überlebtem Selbstmordversuch daran weiterarbeitete.
Der deprimierte Zustand, in welchem sich Schumann in diesen Jahren seit langem befand, ist zweifellos verantwortlich für die fast ohnmächtige und leise Verzweiflung dieses Werks, das sich, nicht mehr auf dramaturgischen Effekt bedacht, gängigen Hörgewohnheiten entzieht (Schumann behauptete, das Thema sei ihm von »Engeln diktiert« worden). Mit der letzten der 5 Variationen, in der eine ständige, nicht mehr kontrollierbare Dissonanz auftaucht, endet auf tragische Weise Schumanns schöpferische Arbeit. Die nächsten 2 Jahre bis hin zu seinem Tod sollte er, unfähig wieder zu komponieren, in der Heilanstalt Endenich verbringen.
Der Faschingsschwank Op. 26 aus dem Jahr 1839 bietet einen ganz anderen und unbeschwerten Schumann. Der Titel »Faschingsschwank aus Wien« verrät allerdings auch, dass es sich um eine Maskerade handelt, also die plakative Fröhlichkeit unter Umständen nur gespielt ist, hinter welcher eine andere Wirklichkeit lauert. Die Sätze 1, 3 und 5 versprühen geradezu Optimismus und jugendliche Kraft, doch bleibt der Klaviersatz bei aller Brillanz merkwürdig kompakt, das heißt, nur selten werden die äußeren Register in einer aufgebrocheneren Schreibweise benutzt, so dass ein eher dunkler Klang entsteht. Auch der rastlos agierende letzte Satz verströmt mehr rastloses Vorantreiben als pianistischen, instrumentalen Glanz.
Die Romanze ist ein verhangenes, intimes und fast sprödes Werk, während das Intermezzo nach leidenschaftlicher Aufgewühltheit in tiefen Registern versinkt.
Die Bildhaftigkeit des Titels kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die über weite Strecken durchgehaltene Unbeschwertheit in Verbindung mit einem recht homophonen Klaviersatz doch eher ein Ausnahmewerk im Schaffen Schumanns darstellt, wenngleich eine faszinierende Facette seines großen und originellen Klavierwerks. - Michael Endres
(OehmsClassics)
CD 1
Die auf dieser CD eingespielten vier Werke beleuchten auf anschauliche Weise die enorme Spannweite des Kompositionsstils Robert Schumanns: Von der kühn-genialen, manisch virtuosen Toccata Op. 7 über die poetisch schlichten Kinderszenen Op. 15 zu der komplexen und gewaltigen Struktur der Humoreske Op. 20 bis zu den sich merkwürdig entfernenden Gesängen der Frühe Op. 133.
1839 komponierte Schumann sein Op. 20, welchem er den etwas irreführenden Titel Humoreske gab, der nur einem kleinen Teil des Stücks angemessen scheint. Nach einer versonnenen Einleitung kommt es in der Tat zunächst zu einem ersten heiteren Aufschwung, der wiederum mit dem Anfangszitat schließt. Doch bereits der folgende unruhige Teil, der unter anderem die Vortragsangabe »wie außer Tempo« enthält, mündet in einen furiosen erhitzten Marsch, und versinkt schließlich in zartem pianissimo. Bereits hier zeichnet sich die weitere Grundstruktur der Humoreske ab: Jeder der vier großen ineinander übergehenden Teile schließt nachdenklich, und im Fall des letzten Teiles weit ausschweifend und in düsteren, beunruhigenden Bildern. Der kurze furiose Schlusspart kann nicht mehr darüber hinwegtäuschen, dass die leiseren und dunkleren Töne im Verlauf des Stücks immer mehr die Oberhand behalten haben. Dies mag der Grund dafür sein, dass die Humoreske nur selten im Konzertsaal anzutreffen ist, der Stil der späteren kompositorischen Jahre wirft hier erste Schatten voraus.
Die stupend schwierige, kompromisslose Toccata Op. 7 endet überraschenderweise in zartem pianissimo, so als wolle Schumann das vorher virtuos Gesagte diskret zurücknehmen. Dennoch verströmt das rhythmisch unglaublich vitale Werk ein Übermaß an Energie, Zuversicht und kühnstem Schwung. Alles ist hier exzessiv vorangetrieben: die gnadenlose Motorik der Doppelgriffe, die fast unspielbaren Sprünge, welche die Musik auf phantastische Weise zur Explosion bringen und die typisch Schumannsche Verschiebung des Taktschwerpunktes, bis hin zu dem Punkt, wo sich für den Hörer diese Änderung nicht mehr nachvollziehen lässt. Bis heute ist diese »tour de force« eine der großen Herausforderungen der Klavierliteratur geblieben, da sich hinter dem zunächst fast etüdenhaft abschreckenden, horrend schwierigen Klaviersatz eine der glutvollsten Musiken von Schumann verbirgt.
Wie von einem anderen Planeten muten hingegen die im Jahr 1853 komponierten Gesänge der Frühe Op. 133 an, die in die letzte Schaffensperiode Schumanns fallen. Clara Schumann schrieb am 18. Oktober in ihrem Tagebuch dazu: »Robert hat 5 Frühgesänge komponiert, ganz originelle Stücke wieder, aber schwer aufzufassen, es ist so eine ganz eigene Stimmung darin«. Inwieweit Schumanns fortschreitend sich verschlechternde Gemütsverfassung in seinem Spätwerk nachweisbar ist, kann nur wenig zufriedenstellend beantwortet werden, da man kompositorische Techniken und psychisches Befinden kaum miteinander verrechnen kann. Diese in sich kreisende und wiederum am Ende jeden Stückes sich auflösende und verschwindende Musik geht nicht auf den Hörer zu, sondern entzieht sich geradezu konventionellen Hörgewohnheiten: Die Melodik ist merkwürdig verschroben und spröde, sie versagt sich mittelsamer Effekte und Gestik.
Dem gegenüber klingen die poetischen Kinderszenen Op. 15 unbelastet und frisch. Nach Schumanns eigenen Worten handelt es sich um »Rückspiegelungen eines Älteren für Ältere«, was anzeigt, dass diese Miniaturen nicht kindlich-niedlich, sondern tief ernst aufzufassen sind. Dem entspricht die strenge Konstruktion: Aus einem zentralen Motiv (h-g-fis-e-d) entwickelt sich der ganze Zyklus und wird auf diese Weise zu einem einheitlichen Ganzen zusammengeschweißt.
CD 2
Der im Jahr 1848 komponierte Zyklus Album für die Jugend Op. 68, bestehend aus 43 Klavierstücken, ist mit einer Aufführungsdauer von über 70 Minuten das umfangreichste Klavierwerk von Robert Schumann. Es ist in 2 Unterteilungen gegliedert, Nr. 1 bis 18 »Für Kleinere« und Nr. 19 bis 43 »Für Erwachsenere«. Es ist eine seiner ungewöhnlichsten und auch vielschichtigsten Kompositionen für Klavier und in seiner Bedeutung bis heute nicht genug gewürdigt: Es zählt wahrscheinlich zu den am wenigsten sowohl auf Tonträger wie auch im Konzertsaal erklingenden Werke Schumanns. Doch der ganze Schumannsche Kosmos findet sich in diesem Werk, von innigster Poetik (z. B. Nr. 21, 30, 38) hin zu großem romantischen Gestus (Nr. 12, 31), spukhaftem Alptraum (Nr. 23, 29) und – typisch für das Spätwerk – düsteren, melancholischen Bildern (Nr. 34, 37, 39, 41).
Der Zyklus ist ein geradezu erschütterndes Psychogramm einer seelischen Entwicklung: Beginnend mit den unschuldig- naiven und kindlichen Stücken Nr. 1 bis 5, wo noch kein Schatten zu spüren ist. Bei Nr. 6 kommt es zu einer ersten Eintrübung: Das Arme Waisenkind signalisiert eine bereits ernst zu nehmende Verlorenheit. Danach, abgesehen von einem kurzen Zwischenteil im Volksliedchen (Nr. 9), sind bis einschließlich Nr. 11 zupackende und plastische Werke zu finden, mit Nr. 12 und 13 verlässt der Zyklus erstmals – was die pianistischen Anforderungen betrifft – den kindlichen Bereich. Nr. 14 bis 18 schließen den 1. Teil mit geringen Eintrübungen ab (die gestaltlose Kleine Studie Nr. 14, der noch erträgliche Erste Verlust).
In der zweiten Abteilung verändert sich der Tonfall, und es kommt zu einer Gegenüberstellung zwischen den freundlichen A-Dur Werken (Nr. 20, 22, 24, 28) und den dazwischenliegenden kontrastierenden Stücken wie der düsteren Kleinen Romanze (Nr. 19), den großartig inspirierten Nummern 21 und 26, dem unheimlichen Reiterstück (Nr. 23) und der erregten Nr. 25. Mit dem albtraumhaften Fremder Mann (Nr. 29) nimmt der Zyklus eine letzte Wendung hin zum Verhangenen und Reflexiven. Außer den etwas helleren Stücken Nr. 33, 40 und 43 sind die verbleibenden 10 Nummern wunderbare Beispiele für die ganz eigene, in sich zurückgezogene Welt des späten Schumann. Die traumverlorenen Nummern 30, 32, 35 und 42 etwa, das wirr im Kreis sich drehende, verzweifelt und vergeblich auftrumpfende Kriegslied (Nr. 31), die Nr. 34 mit Thema betitelt, jedoch ohne ein erkennbar solches, das bedrohliche Matrosenlied (Nr. 37) und das erschütternde genial inspirierte Nr. 38 (Winterszeit I), oder die Reminiszenz am Ende von Nr. 39 (Winterszeit II), wo noch einmal etwas aus den Papillons Op. 2 anklingt, aus einer fernen, versunkenen Vergangenheit. Aus dem kindlich schlichten Choral (Nr. 4) wird schließlich am Ende bei Nr. 42 (Figurierter Choral) ein verworrenes, traumhaftes Gebilde.
Mit dem volksliedhaften Silvesterlied beschließt Schumann diesen grandiosen Zyklus, der in seiner Vielschichtigkeit und Inspiriertheit den großen Werken der Frühzeit an die Seite zu stellen ist.
CD 3
Robert Schumann komponierte seine Kreisleriana Op. 16 im Jahr 1838. Diese in nur acht Tagen komponierten 8 Phantasien beziehen ihren Titel von der phantastischen Figur des Kapellmeisters Kreisler in E. T.A. Hoffmanns Roman »Lebensansichten des Katers Murr«.
Der literarischen Vorlage entsprechend ist das Werk voll von hintergründigen und nächtlichen Stimmungen, gleichzeitig dokumentiert es die wunderbar melodische Erfindungskraft des noch frühen Schumann, welcher zum Zeitpunkt der Komposition 28 Jahre alt war.
Die acht Phantasien haben höchst unterschiedlichen Charakter; der leidenschaftlichen ersten Nummer, unterbrochen durch einen zarten zerbrechlichen Mittelteil, folgt das kantable und elaborierte zweite Stück, mit zwei Zwischenteilen die umfangreichste Phantasie. Nummer 3 beginnt manisch-motorisch und wird kontrastiert durch einen aufblühenden Mittelteil, endet aber in einer fulminanten Katastrophe.
Die Nummern 4 und 6 sind Ruhepunkte im Zyklus, nur gelegentlich erscheinen dunkle Eintrübungen. Das 5. Stück ist das spukhafteste, unwirklichste, mit einer (in der hier eingespielten ersten Fassung) Überleitung zur 6. Phantasie. Die Stimmung des Zyklus wird fieberhaft unruhig bis hysterisch aufgeregt durch das hochdramatische 7. Stück, welches überleitet zu Nr. 8, das die bemerkenswerte Spielanweisung »Die Bässe leicht und frei« enthält, was dazu führt, dass rechte und linke Hand fast unabhängig nebeneinander herlaufen und damit ein beunruhigender Effekt erzielt wird. Mit einem spukhaften pianissimo endet die Kreisleriana, fast wie in einer bösen Ahnung schon vorausblickend auf die erschütternden »Geistervariationen« aus dem Jahr 1854, während deren Komposition Schumann sich in den Rhein stürzte (am 27. Februar) und nach überlebtem Selbstmordversuch daran weiterarbeitete.
Der deprimierte Zustand, in welchem sich Schumann in diesen Jahren seit langem befand, ist zweifellos verantwortlich für die fast ohnmächtige und leise Verzweiflung dieses Werks, das sich, nicht mehr auf dramaturgischen Effekt bedacht, gängigen Hörgewohnheiten entzieht (Schumann behauptete, das Thema sei ihm von »Engeln diktiert« worden). Mit der letzten der 5 Variationen, in der eine ständige, nicht mehr kontrollierbare Dissonanz auftaucht, endet auf tragische Weise Schumanns schöpferische Arbeit. Die nächsten 2 Jahre bis hin zu seinem Tod sollte er, unfähig wieder zu komponieren, in der Heilanstalt Endenich verbringen.
Der Faschingsschwank Op. 26 aus dem Jahr 1839 bietet einen ganz anderen und unbeschwerten Schumann. Der Titel »Faschingsschwank aus Wien« verrät allerdings auch, dass es sich um eine Maskerade handelt, also die plakative Fröhlichkeit unter Umständen nur gespielt ist, hinter welcher eine andere Wirklichkeit lauert. Die Sätze 1, 3 und 5 versprühen geradezu Optimismus und jugendliche Kraft, doch bleibt der Klaviersatz bei aller Brillanz merkwürdig kompakt, das heißt, nur selten werden die äußeren Register in einer aufgebrocheneren Schreibweise benutzt, so dass ein eher dunkler Klang entsteht. Auch der rastlos agierende letzte Satz verströmt mehr rastloses Vorantreiben als pianistischen, instrumentalen Glanz.
Die Romanze ist ein verhangenes, intimes und fast sprödes Werk, während das Intermezzo nach leidenschaftlicher Aufgewühltheit in tiefen Registern versinkt.
Die Bildhaftigkeit des Titels kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die über weite Strecken durchgehaltene Unbeschwertheit in Verbindung mit einem recht homophonen Klaviersatz doch eher ein Ausnahmewerk im Schaffen Schumanns darstellt, wenngleich eine faszinierende Facette seines großen und originellen Klavierwerks. - Michael Endres
(OehmsClassics)
- Tracklisting
- Details
- Mitwirkende
Disk 1 von 3 (CD)
Humoreske op. 20
- 1 Einfach - Sehr rasch und leicht - Noch rascher - Erstes Tempo - Wie am Anfang
- 2 Hastig - Nach und nach immer lebhafter und stärker - Wie vorher - Adagio
- 3 Einfach und Zart - Intermezzo - Wie vorher: Innig
- 4 Sehr lebhaft - Mit einigem Pomp - Zum Beschluss - Allegro
- 5 Toccata op. 7
Gesänge der Frühe op. 133
- 6 1. Im ruhigen Tempo
- 7 2. Belebt, nicht zu rasch
- 8 3. Lebhaft
- 9 4. Bewegt
- 10 5. Im Anfange ruhiges, im Verlauf bewegtes Tempo
Kinderszenen op. 15
- 11 1. Von fremden Ländern und Menschen
- 12 2. Kuriose Geschichte
- 13 3. Hasche-Mann
- 14 4. Bittendes Kind
- 15 5. Glückes genug
- 16 6. Wichtige Begebenheit
- 17 7. Träumerei
- 18 8. Am Kamin
- 19 9. Ritter vom Steckenpferd
- 20 10. Fast zu ernst
- 21 11. Fürchtenmachen
- 22 12. Kind im Einschlummern
- 23 13. Der Dichter spricht
Disk 2 von 3 (CD)
Album für die Jugend op. 68 (43 Stücke für Klavier)
- 1 Melodie
- 2 Soldatenmarsch
- 3 Trällerliedchen
- 4 Ein Choral
- 5 Stückchen
- 6 Armes Waisenkind
- 7 Jägerliedchen
- 8 Wilder Reiter
- 9 Volksliedchen
- 10 Fröhlicher Landmann
- 11 Sizilianisch
- 12 Knecht Ruprecht
- 13 Mai, liber Mai, - bald bist Du wieder da
- 14 Kleine Studie
- 15 Frühlingsgesang
- 16 Erster Verlust
- 17 Kleiner Morgenwanderer
- 18 Schnitterliedchen
- 19 Kleine Romanze
- 20 Ländliches Liedchen
- 21 * * * (Langsam und mit Ausdruck zu spielen)
- 22 Rundgesang
- 23 Reiterstück
- 24 Ernteliedchen
- 25 Nachklänge aus dem Theater
- 26 * * * (Nicht schnell, hübsch vorzutragen)
- 27 Kanonisches Liedchen
- 28 Erinnerung (4. November 1847)
- 29 Fremder Mann
- 30 * * * (Sehr langsam)
- 31 Kriegslied
- 32 Sheherazade
- 33 "Weinlesezeit - fröhliche Zeit"
- 34 Thema
- 35 Mignon
- 36 Lied italienischer Marinari
- 37 Matrosenlied
- 38 Winterzeit 1
- 39 Winterzeit 2
- 40 Kleine Fuge
- 41 Nordisches Lied
- 42 Figurierter Choral
- 43 Sylvesterlied
Disk 3 von 3 (CD)
Kreisleriana op. 16 (8 Fantasien für Klavier)
- 1 1. Äußerst bewegt
- 2 2. Sehr innig
- 3 3. Sehr aufgeregt
- 4 4. Sehr langsam
- 5 5. Sehr lebhaft
- 6 6. Sehr langsam
- 7 7. Sehr rasch
- 8 8. Schnell und spielend
Thema mit Variationen Es-Dur WoO 24 "Geistervariationen"
- 9 Thema
- 10 Variation 1
- 11 Variation 2
- 12 Variation 3
- 13 Variation 4
- 14 Variation 5
Faschingsschwank aus Wien op. 26 (5 Stücke für Klavier)
- 15 1. Allegro
- 16 2. Romanze
- 17 3. Scherzino
- 18 4. Intermezzo
- 19 5. Finale
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