3 von 5
blackbird
Top 50 Rezensent
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Alter:
45 bis 54
-
Geschlecht:
Männlich:
15. März 2016
Gesamteindruck:
3,0 von 5
Künstlerische Qualität:
3,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Turandot und Kalaf in den Kostümen von Tosca und Cavaradossi
Eine Oper, deren Handlung in Rom spielt, dort aufzuführen oder für die Schallplatte einzuspielen, hat schon etwas Authentisches. Wenn man dann noch das richtige Ensemble zur Verfügung hat (oder hätte), kann (oder könnte) es zumindest musikalisch ein ganz großer Wurf werden. Chor und Orchester der Accademia Nazionale di Santa Cecilia sind untadelig - soviel vorweg. Der junge Maazel war 1966 (noch) nicht ein Meister der subtilen Töne, was die Interpreten dann ja auch nicht gerade inspiriert. Nilsson und Corelli schreien sich zwar nicht so gnadenlos an wie in ihren gemeinsamen TURANDOT-Abenden in Verona, aber wenn sie nicht gerade ein Duett miteinander singen, gehen beide doch stimmlich an Grenzen, die dem Werk nicht unbedingt schmeicheln. Besonders im 1., aber auch im 3. Akt, finden beide dann aber auch zu bezaubernden Zwischentönen, zu fast inniger Gemeinsamkeit, zu großen und wirklich schönen (aber immer auch etwas heroischen) Momenten (vergleichbar mit AIDA, dort haben sie es ähnlich gemacht). Vielleicht muss man es so sehen: die beiden Stimmgewaltigen haben im Laufe ihrer Karrieren viele TOSCA-Aufführungen mit Partnern/Partnerinnen gesungen, die ihnen nicht gewachsen waren. Nun will man für die Ewigkeit eine Aufnahme mit ebenbürtigen Sängern produzieren. Was spricht da noch gegen die Paarung Nilsson/Corelli, zumal beide bei derselben Firma unter Vertrag waren? Corelli war übrigens live als Cavaradossi um ein paar Längen besser, wirkt im Studio doch irgendwie eindimensional. Fischer-Dieskau ist für mich immer ein Problem - im italienischen Fach ist er (außer bei Mozart) grundsätzlich falsch besetzt. Stilistisch total ahnungslos transportiert er vom Charakter des Polizeichefs Scarpia: NICHTS. Leider war auch er bei DECCA unter Vertrag, so dass man offenbar nicht um ihn herumkam und er somit eine stattliche Anzahl ansonsten hervorragender Einspielungen durch seine Mitwirkung ruiniert hat. Aus diesem Grund insgesamt nur 3 Sterne, der Rest hat mindestens 4 verdient und stellt durchaus eine Bereicherung der TOSCA-Diskografie dar.