Felix Mendelssohn Bartholdy: Violinkonzert op.64
Violinkonzert op.64
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
- +Violinkonzert d-moll
- Künstler: Angele Dubeau, Orchestre Metropolitain, Joseph Rescigno
- Label: Analekta, DDD, 1997
- Bestellnummer: 8315810
- Erscheinungstermin: 1.1.2014
Konzert e-Moll für Violine und Orchester, Op. 64
Heute ist Mendelssohns Größe weithin anerkannt und sein Violinkonzert ist für Musikliebhaber eine lebendige Quelle des Vergnügens. Dies war jedoch nicht immer der Fall. Vor einem Jahrhundert hatte George Bernard Shaw keine Skrupel, Mendelssohns Musik zu verspotten, indem er erklärte, sie enthalte nichts weiter als »konventionelle Sentimentalität«. Ansichten wie die von Shaw – ganz zu schweigen von der von Wagner – haben leider ihre Spuren hinterlassen, und lange Zeit war es für die Kritik à la mode – und zweckmäßig –, die übliche Litanei von Klischees zu rezitieren: das Wunderkind, das Mozarts »Engel« geerbt hatte » Merkmale; der Schüler Goethes, der in den 1830er Jahren noch einem Klassizismus anhing, den die originelleren Komponisten passé gemacht hatten; der gläubige Archäologe des Barock; der Sohn von Reichtum und Hochkultur, dessen einzige Tragödie im Leben der Verlust seiner geliebten Schwester war.
Mendelssohns Briefe vermitteln uns bereits ein genaueres Bild, das eines von Ängsten erfüllten Mannes, dessen Persönlichkeit viel komplexer war als allgemein angenommen. Aber um den tiefgründigen Reichtum seines Werkes voll zu würdigen, müssen wir über die bloße Oberfläche hinausblicken: Im Kern von Mendelssohn liegt, genau wie bei Liszt oder Brahms, ein Aufeinandertreffen widersprüchlicher Elemente, das die eigentliche Natur der Romantik ausmacht – der Antike und das Moderne, das Individuum und die Gemeinschaft. Die Romantik, mit Goethe als ihrem ersten Vertreter, weihte den Kult des Genies und der Originalität. Für viele Romantiker war das »Poetische«, das Musik und die gesamte Literatur umfasste, etwas für die »Elite« – diejenigen, die in der Lage sind, den nächtlichen Aspekt der Welt zu spüren und ihre geheimen und geheimnisvollen Codes zu lesen.
Bereits in den 1830er Jahren distanzierte sich Mendelssohn von dieser Position und entwarf ein ästhetisches Programm, das eine universelle Gemeinschaft anstrebt, die nur die Musik lehren konnte. Ob in Leipzig oder an der Berliner Singakademie, und in Werken wie den Oratorien (Paulus, Elias) und der Lobgesang-Symphonie werden die meisten seiner musikalischen Aktivitäten von diesem ehrgeizigen Projekt motiviert sein: Vermittlung des Glaubens, der Schönheit, der Ethik usw der Bruderschaft aller. Um solche Ziele zu erreichen, setzt Mendelssohn auf Klarheit: Sein Ideal ist das einer für alle zugänglichen und verständlichen Musik. Für den Komponisten muss der Hörer in der Lage sein, die Essenz eines Werkes beim ersten Hören zu erfassen. Daher spüren wir im Violinkonzert ein viel präsenteres Interesse an reinen und natürlich schönen Melodielinien als in den beiden Klavierkonzerten.
Die Hauptthemen des ersten Satzes, keusch und lyrisch, prägen sich auf natürliche Weise in die Erinnerung des Zuhörers ein – ebenso wie alle Dinge, deren Bedeutung keinen Zweifel lässt. Die Art der virtuosen Verzierung, die vielen Komponisten und Interpreten des 19. Jahrhunderts Berühmtheit verschafft hatte, ist kaum noch vorhanden, was nicht auf eine Abneigung gegen die Konventionen des Konzertgenres zurückzuführen sein könnte (er bevorzugte solche Darstellungen in seinen Klavierkonzerten), sondern weil es die Klarheit der Linien beeinträchtigt hätte. Selbst im sehr zarten, ja schwierigen Allegro molto vivace darf Virtuosität als solche selten zu hören sein. Hier ist die Zeile, die vielleicht einer malerischen Beschwörung der fabelhaften Welt von Oberon und Titania entlehnt ist, so witzig und klar, dass sie die Heldentaten des Interpreten in den Schatten stellt – ein Zeichen dafür, dass nichts als die Essenz der Musik vorhanden ist.
Natürlich ist auch die Form wichtig. Wie so oft bei Mozart finden sich die intensivsten dramatischen Momente nicht im ersten Allegro, sondern im Kern des Werkes, im langsamen Satz. Aber die Einleitung des Andante sowie das kurze Allegretto non troppo, das dem Satz folgt und sanft zur Dominante (B) des Finales gleitet, sind wahre romantische Züge und tragen durch die Vereinigung der drei Sätze zu einem einzigen zur Unmittelbarkeit des Satzes bei musikalisches Erlebnis. Als es an der Zeit war, die Violinstimme zu überarbeiten und ihre Machbarkeit sicherzustellen, wandte sich Mendelssohn an seinen Freund, den Geiger Ferdinand David.
Seine Briefe an David sind eine wertvolle Quelle, denn sie führen uns nicht nur durch viele Phasen des Werks und geben Hinweise auf die Aufführung des Werks (»Die Arpeggien [in der Kadenz] sollten sofort im Tempo beginnen und im Viervierteltakt weitergehen, bis … das Tutti: Ist das zu anstrengend für den Interpreten?«, zeigen aber auch die Integrität und Bescheidenheit dieses Naturtalents (»Lachen Sie nicht über meine Fragen... ich tappe nur herum«). Es war Ferdinand David, der das Werk am 13. März 1845 unter der Leitung des Komponisten Niels Gade uraufführte.
Konzert d-Moll für Violine und Streichorchester
Das Konzert in d-Moll entstand 1822, als Mendelssohn erst 13 Jahre alt war. Das längst vergessene Manuskript des Werkes befand sich zeitweise im Besitz von Ferdinand David (es trägt die Inschrift: »Als Geschenk von Frau Cécile Mendelssohn-Bartholdy am 24. Mai 1853 erhalten«). Das Manuskript gehört heute dem berühmten Geiger Yehudi Menuhin, der das Werk 1952 herausgab und veröffentlichte. Mendelssohns frühe Werke, jene vor dem wunderbaren und ausgereiften Ausbruch des Streichoktetts Op. 20 ähneln oft eher Pastiches als wirklich originellen Produktionen. Es lassen sich zwei Vorbilder finden: Einerseits natürlich die Komponisten des klassischen Stils, Mozart und Beethoven, deren Einfluss in den Klavierquartetten (Mozart) und den Klaviersonaten in E- und B-Dur (Beethoven) spürbar ist; Andererseits sind auch Komponisten des Barock und der Frühklassik vertreten, und Pastiches der Letzteren scheinen noch stärker gefördert worden zu sein. Die klassischen und vor allem die barocken Farbtöne in Mendelssohns frühen Werken sind auf das besondere Klima zurückzuführen, in dem der Komponist aufwuchs. Als Sohn einer gebildeten Familie und Enkel des Philosophen Moses Mendelssohn wurde er im Humanismus und Klassizismus ausgebildet. Schon früh beherrschte er fließend Altgriechisch und Latein, studierte Geschichte und Philosophie. Im Alter von zwölf Jahren lernte er Goethe kennen und nahm bald an den intellektuellen Soirées teil, die seine Eltern in ihrem Berliner Zuhause organisierten.
Der Komponist Carl Friedrich Zelter kümmerte sich um die musikalische Ausbildung des jungen Felix. Zelter war eine illustre Persönlichkeit im Musikleben Berlins in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, aber was noch wichtiger ist, er war ein begeisterter Sammler alter Manuskripte und definierte sich selbst als Mitglied der langjährigen Musiktradition Berlins. Das d-Moll-Konzert hat daher, ebenso wie die Symphonien für Streichorchester, einen leicht anachronistischen Klang (was seltsamerweise zu seinem Charme beiträgt).
Das Werk beginnt in gewisser Weise wie ein Concerto Grosso – man beachte den typisch barocken punktierten Rhythmus –, aber sobald die Violine zum Einsatz kommt, gleitet es in ein Terrain, das von den Meistern des frühen Klassizismus intensiv kultiviert wurde. Beim Hören des Andante wird schnell klar, dass seine wunderbare Melodie ohne die Lyrik von Mozarts Arien nicht zustande gekommen wäre; Obwohl wir uns hier immer noch im Bereich des Pastiches befinden, ist die Emotion real, die Aufrichtigkeit naiv und berührend. Was das Finale betrifft, so erinnert die Verwendung zigeunerartiger Rhythmen an Haydns erfolgreichste Anleihen dieses Genres.
© Alex Benjamin
Heute ist Mendelssohns Größe weithin anerkannt und sein Violinkonzert ist für Musikliebhaber eine lebendige Quelle des Vergnügens. Dies war jedoch nicht immer der Fall. Vor einem Jahrhundert hatte George Bernard Shaw keine Skrupel, Mendelssohns Musik zu verspotten, indem er erklärte, sie enthalte nichts weiter als »konventionelle Sentimentalität«. Ansichten wie die von Shaw – ganz zu schweigen von der von Wagner – haben leider ihre Spuren hinterlassen, und lange Zeit war es für die Kritik à la mode – und zweckmäßig –, die übliche Litanei von Klischees zu rezitieren: das Wunderkind, das Mozarts »Engel« geerbt hatte » Merkmale; der Schüler Goethes, der in den 1830er Jahren noch einem Klassizismus anhing, den die originelleren Komponisten passé gemacht hatten; der gläubige Archäologe des Barock; der Sohn von Reichtum und Hochkultur, dessen einzige Tragödie im Leben der Verlust seiner geliebten Schwester war.
Mendelssohns Briefe vermitteln uns bereits ein genaueres Bild, das eines von Ängsten erfüllten Mannes, dessen Persönlichkeit viel komplexer war als allgemein angenommen. Aber um den tiefgründigen Reichtum seines Werkes voll zu würdigen, müssen wir über die bloße Oberfläche hinausblicken: Im Kern von Mendelssohn liegt, genau wie bei Liszt oder Brahms, ein Aufeinandertreffen widersprüchlicher Elemente, das die eigentliche Natur der Romantik ausmacht – der Antike und das Moderne, das Individuum und die Gemeinschaft. Die Romantik, mit Goethe als ihrem ersten Vertreter, weihte den Kult des Genies und der Originalität. Für viele Romantiker war das »Poetische«, das Musik und die gesamte Literatur umfasste, etwas für die »Elite« – diejenigen, die in der Lage sind, den nächtlichen Aspekt der Welt zu spüren und ihre geheimen und geheimnisvollen Codes zu lesen.
Bereits in den 1830er Jahren distanzierte sich Mendelssohn von dieser Position und entwarf ein ästhetisches Programm, das eine universelle Gemeinschaft anstrebt, die nur die Musik lehren konnte. Ob in Leipzig oder an der Berliner Singakademie, und in Werken wie den Oratorien (Paulus, Elias) und der Lobgesang-Symphonie werden die meisten seiner musikalischen Aktivitäten von diesem ehrgeizigen Projekt motiviert sein: Vermittlung des Glaubens, der Schönheit, der Ethik usw der Bruderschaft aller. Um solche Ziele zu erreichen, setzt Mendelssohn auf Klarheit: Sein Ideal ist das einer für alle zugänglichen und verständlichen Musik. Für den Komponisten muss der Hörer in der Lage sein, die Essenz eines Werkes beim ersten Hören zu erfassen. Daher spüren wir im Violinkonzert ein viel präsenteres Interesse an reinen und natürlich schönen Melodielinien als in den beiden Klavierkonzerten.
Die Hauptthemen des ersten Satzes, keusch und lyrisch, prägen sich auf natürliche Weise in die Erinnerung des Zuhörers ein – ebenso wie alle Dinge, deren Bedeutung keinen Zweifel lässt. Die Art der virtuosen Verzierung, die vielen Komponisten und Interpreten des 19. Jahrhunderts Berühmtheit verschafft hatte, ist kaum noch vorhanden, was nicht auf eine Abneigung gegen die Konventionen des Konzertgenres zurückzuführen sein könnte (er bevorzugte solche Darstellungen in seinen Klavierkonzerten), sondern weil es die Klarheit der Linien beeinträchtigt hätte. Selbst im sehr zarten, ja schwierigen Allegro molto vivace darf Virtuosität als solche selten zu hören sein. Hier ist die Zeile, die vielleicht einer malerischen Beschwörung der fabelhaften Welt von Oberon und Titania entlehnt ist, so witzig und klar, dass sie die Heldentaten des Interpreten in den Schatten stellt – ein Zeichen dafür, dass nichts als die Essenz der Musik vorhanden ist.
Natürlich ist auch die Form wichtig. Wie so oft bei Mozart finden sich die intensivsten dramatischen Momente nicht im ersten Allegro, sondern im Kern des Werkes, im langsamen Satz. Aber die Einleitung des Andante sowie das kurze Allegretto non troppo, das dem Satz folgt und sanft zur Dominante (B) des Finales gleitet, sind wahre romantische Züge und tragen durch die Vereinigung der drei Sätze zu einem einzigen zur Unmittelbarkeit des Satzes bei musikalisches Erlebnis. Als es an der Zeit war, die Violinstimme zu überarbeiten und ihre Machbarkeit sicherzustellen, wandte sich Mendelssohn an seinen Freund, den Geiger Ferdinand David.
Seine Briefe an David sind eine wertvolle Quelle, denn sie führen uns nicht nur durch viele Phasen des Werks und geben Hinweise auf die Aufführung des Werks (»Die Arpeggien [in der Kadenz] sollten sofort im Tempo beginnen und im Viervierteltakt weitergehen, bis … das Tutti: Ist das zu anstrengend für den Interpreten?«, zeigen aber auch die Integrität und Bescheidenheit dieses Naturtalents (»Lachen Sie nicht über meine Fragen... ich tappe nur herum«). Es war Ferdinand David, der das Werk am 13. März 1845 unter der Leitung des Komponisten Niels Gade uraufführte.
Konzert d-Moll für Violine und Streichorchester
Das Konzert in d-Moll entstand 1822, als Mendelssohn erst 13 Jahre alt war. Das längst vergessene Manuskript des Werkes befand sich zeitweise im Besitz von Ferdinand David (es trägt die Inschrift: »Als Geschenk von Frau Cécile Mendelssohn-Bartholdy am 24. Mai 1853 erhalten«). Das Manuskript gehört heute dem berühmten Geiger Yehudi Menuhin, der das Werk 1952 herausgab und veröffentlichte. Mendelssohns frühe Werke, jene vor dem wunderbaren und ausgereiften Ausbruch des Streichoktetts Op. 20 ähneln oft eher Pastiches als wirklich originellen Produktionen. Es lassen sich zwei Vorbilder finden: Einerseits natürlich die Komponisten des klassischen Stils, Mozart und Beethoven, deren Einfluss in den Klavierquartetten (Mozart) und den Klaviersonaten in E- und B-Dur (Beethoven) spürbar ist; Andererseits sind auch Komponisten des Barock und der Frühklassik vertreten, und Pastiches der Letzteren scheinen noch stärker gefördert worden zu sein. Die klassischen und vor allem die barocken Farbtöne in Mendelssohns frühen Werken sind auf das besondere Klima zurückzuführen, in dem der Komponist aufwuchs. Als Sohn einer gebildeten Familie und Enkel des Philosophen Moses Mendelssohn wurde er im Humanismus und Klassizismus ausgebildet. Schon früh beherrschte er fließend Altgriechisch und Latein, studierte Geschichte und Philosophie. Im Alter von zwölf Jahren lernte er Goethe kennen und nahm bald an den intellektuellen Soirées teil, die seine Eltern in ihrem Berliner Zuhause organisierten.
Der Komponist Carl Friedrich Zelter kümmerte sich um die musikalische Ausbildung des jungen Felix. Zelter war eine illustre Persönlichkeit im Musikleben Berlins in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, aber was noch wichtiger ist, er war ein begeisterter Sammler alter Manuskripte und definierte sich selbst als Mitglied der langjährigen Musiktradition Berlins. Das d-Moll-Konzert hat daher, ebenso wie die Symphonien für Streichorchester, einen leicht anachronistischen Klang (was seltsamerweise zu seinem Charme beiträgt).
Das Werk beginnt in gewisser Weise wie ein Concerto Grosso – man beachte den typisch barocken punktierten Rhythmus –, aber sobald die Violine zum Einsatz kommt, gleitet es in ein Terrain, das von den Meistern des frühen Klassizismus intensiv kultiviert wurde. Beim Hören des Andante wird schnell klar, dass seine wunderbare Melodie ohne die Lyrik von Mozarts Arien nicht zustande gekommen wäre; Obwohl wir uns hier immer noch im Bereich des Pastiches befinden, ist die Emotion real, die Aufrichtigkeit naiv und berührend. Was das Finale betrifft, so erinnert die Verwendung zigeunerartiger Rhythmen an Haydns erfolgreichste Anleihen dieses Genres.
© Alex Benjamin
- Tracklisting
- 1 Track 1
- 2 Track 2
- 3 Track 3
- 4 Track 4
- 5 Track 5
- 6 Track 6
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