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gemirevers
Top 25 Rezensent
05. Dezember 2010
Künstlerische Qualität:
4 von 5
karajans grandios dimensionierter bruckner
auf des 'unsterblichen' hvk nunmehr hundertsten folgt die bruckner-auskoppelung aus der weit umfangreicheren hvk-sinfonien-edition, um nun komponisten-sortiert weiter vermarktet zu werden.
das ist kommerzielle unsterblichkeit.
wie andernorts bereits hinlänglich 'gewürdigt', kann man m.e. auf die folgenden haydn-mozart-schumann-brahms-kassetten durchaus verzichten, da sie alles in allem einem polierten wohlklang und schönem schein verpflichtet sind, nicht aber der der jeweils werkgerechten (klassischen bzw. diese aufbrechenden)
struktur und deren adäquater realisierung.
bei bruckner ist die diverse sachlage eine weniger auf feste (binnen-)struktur gebaute als auf eine bereits auf sog.(prä-)serielle motiv-reihung, deren verläufe es zu ormieren gilt, in einem hyper-dimensionalen sinfonischen form-aufbau.
(wäre stawinskys 'sacre' ohne bruckners 'scherzi' - wie der neunten - denkbar ?)
solche form-raum-zeit-synästhetik ist karajan wie wenigen und zudem ausserordentlich klanglich geschlossen gelungen, vor allen mit den berlin phil. der 70er-jahre.
seine späten wiener aufnahmen, der bruckner 7ten und 8ten, die zwar allerorts als hvk's quasi-religiös-weihevolle 'letzte worte' zirkulieren, bringen bruckners klang-architekturen nicht so stringent zum klingen wie die aus berliner 70er-jahren zuvor.
(nebenbei, hvk war sicherlich nicht der musiker-typus, der feucht-verklärten auges in st.florians gestühl eingedenk bruckners sarkophag ehrfürchtig verharrte.)
h-v-ks genuiner klang-ästhetizismus realisiert hier mit den berliner philharmonikern ein sinfonisches werk quasi metaphysisch ohne weihevolles sendungsbewusstsein als zeitlos-moderne klangarchitektur und zugleich klanglich 'grandiose' interpretation.
bruckner-karajan - als klangereignis allzeit empfehlenswert.