Intellektuelle, nachdenkliche und nicht immer einfach zu verstehende Weihnachtsgeschichte.
Buchinhalt:
Das Weihnachtsfest steht vor der Tür und mit ihm eine Fülle aus Traditionen, Familientreffen, Stress und Erwartungen. Für Jockel hat sich viel verändert: mit inzwischen über 80 hat er vor Kurzem seine Kneipe, die im Viertel seit Jahrzehnten eine Institution gewesen ist, geschlossen. Die Kneipe war bislang sein Lebensmittelpunkt – doch was tun, wenn einem gerade an Weihnachten die Leere dermaßen übermannt?
Alice knabbert noch an ihrer gescheiterten Beziehung und antwortet auf eine merkwürdige Anzeige. Zusammen mit drei verschrobenen WG-Bewohnern macht sie sich am Weihnachtsfest auf eine Art Pilgerreise auf der Suche nach... ja, nach was?
Persönlicher Eindruck:
Zur halben Nacht ist eine relativ intellektuelle Kurzgeschichte, deren Inhalt und Sinn mach dem Lesen erst mal sacken muss. Keine heimelige süß-kitschige Weihnachtsgeschichte unter Tausenden sondern eine Art literarische Sinnsuche. Zusammen mit den WG-Bewohnern Caspa, Melchior und Balthasar und natürlich Alice, macht sich der Leser auf die Suche nach dem tiefen Sinn der heiligen Nacht, fernab von Tannenbaum, Geschenkestress und Familientreffen.
Es fällt zunähst nicht so leicht, mit den Figuren richtig warm zu werden. Natürlich schafft es eine Kurzgeschichte mit unter 100 Seiten nur bedingt, ausreichend Tiefe zu erzeugen, aber das ist auch nicht die Hauptsache in diesem Buch.
Der episodenhafte Charakter lässt den Leser viele verschiedene Charaktere kennen lernen: da ist zum einen Jockel, der Kneipenwirt, Alice und die drei WG-“Könige“, eine Busfahrerin, ein schüchterner Optiker und sogar ein Wolf, um nur die wichtigsten zu nennen.
Inhaltlich geht es um den tieferen Sinn des Weihnachtsfestes und das, was sich jenseits von Konsum, Weihnachtsessen und dem obligatorischen Kirchgang am Heiligen Abend abspielt.
So ganz verstanden und erfasst habe ich beim Lesen nicht alles. Möglicherweise ist Zur halben Nacht auch eine Geschichte, deren tiefere Bedeutung sich erst nach dem zweiten oder dritten Lesen völlig erschließt. Am besten gefallen hat mir die Anekdote ganz zum Schluss, bei der in der Heilgen Nacht sogar der Wolf friedlich bei den Schafen schläft. Ja, wenn wir den eigentlichen, ursprünglichen Sinn des Weihnachtsfestes wieder neu begreifen, ist das durchaus möglich.
Insgesamt eine nachdenkliche, nicht immer leichte, aber sehr gut und flüssig lesbare Weihnachtsgeschichte fernab des Mainstreams!