08/15-Handlung, vorhersehbar, langweilig und ohne Raffinesse. Die ewige Wiederkehr des Gleichen.
Buchinhalt:
Schweiz, 1861: Fanny Callier, die Tochter des berühmten, aber inzwischen verstorbenen Schokoladenfabrikanten, hat das Händchen für die süße Verführung von ihrem Vater gerbt und möchte sich im Familienbetrieb verwirklichen. Leider dulden das weder die beiden älteren Brüder noch die Mutter – im 19. Jahrhundert hat eine Frau schnell zu heiraten und möglichst viele Kinder zu bekommen, Söhne natürlich am allerbesten. Fanny lernt eines Tages den Kerzenfabrikanten Daniel Peter kennen, der ihre Leidenschaft für Schokolade teilt. Aufgrund der Unbill in der eigenen Familie gründet das Paar schließlich ihre eigene Chocolaterie...
Persönlicher Eindruck:
Fußend auf wahren Begebenheiten schreibt Autorin Bordoli im ersten Teil ihrer Schokoladensaga über die Caillers – eine berühmte Schokoladen-Dynastie am Genfer See. Zeitlich Mitte des 19. Jahrhunderts angesiedelt, beschreibt die Geschichte sehr ausschweifend das Leben einer jungen Frau in dieser Epoche.
Generell lese ich gerne Romane dieser Zeit. Mich hat auch das Thema Schokolade angesprochen, die Aussicht auf eine packende Familiensaga voller Intrigen, Erzähltiefe und einer starken Hauptfigur. Leider wurde ich schnell ernüchtert – denn man könnte das Ganze mit einem Satz treffend beschreiben: Kennt man einen, kennt man alle. Die Handlung unterscheidet sich in nichts von zahllosen anderen historischen Romanen dieser Epoche, sei es nun ein Hotel, eine Patisserie, ein Gestüt oder eben wie hier eine Schokoladenfabrik. Es ist im Grunde immer das Gleiche. Die Tochter des Hauses ist, entgegen ihrer Mutter / ihrer Brüder / wem-auch-immer modern eingestellt für diese Zeit und möchte ihr Talent und ihren Traum verwirklichen. Das war's auch schon. Mehr passiert im Grunde genommen nicht.
Bordoli malt in ihrer Erzählung reichlich schwarz-weiß: die strahlende Fanny als leuchtende Hauptfigur steht mehr oder minder alleine ihrer Mutter und ihren Brüdern, im Verlauf der Handlung dann ihrer missgünstigen Schwägerin gegenüber. Trotz allem Verdruss folgt sie ihren Traum und zusammen mit ihrem Liebhaber lösen sich die dunkeln Wolken schließlich in Wohlgefallen auf.
Tut mir leid, aber inzwischen erwarte ich mehr von einem historischen Roman, als das. Wer neu ins Genre einsteigt, hat sicher Spaß an der Geschichte. Wer allerdings schon einiges hierzu gelesen hat, wird auf 450 Seiten von der ewigen Wiederkehr des Gleichen nur gelangweilt.
Natürlich geht es hier um die Erfindung der Milchschokolade und wer ein bisschen Vorwissen mitbringt (oder den Wikipedia-Eintrag über Daniel Peter gelesen hat), der weiß im Grunde schon alles. Mir hat die Geschichte nicht gefallen, ich musste mich im Verlauf der Handlung zunehmend zwingen, weiterzulesen. Auch die Detailverliebtheit in der Beschreibung des Settings und des Alltags der Figuren trug dazu bei.
Mein Fazit: es lohnt sich nicht wirklich, allenfalls für Neueinsteiger ins historische Genre. Ich kann das Buch jedenfalls nicht weiter empfehlen.