Inhaltlich durchaus interessant aber stellenweise sehr zäh. Keine leichte Kost - ein Pageturner war es nicht.
Buchinhalt:
Der im 18. Jahrhundert lebende John Newton, von dem das bekannte Kirchenlied „Amazing Grace“ stammt, ist Hauptfigur dieser Biografie, die die beiden großen Lebensabschnitte des ehemaligen Seefahrers, Sklavenhändlers und schließlich dann Pastors beleuchtet. Dabei bedienen sich die beiden Autoren einer sehr genauen Quellenrecherche, fügen aber auch fiktive Passsagen mit ein, um die Lücken im Leben der Hauptfigur erzählerisch zu füllen. Wer war der Mann, der einen Sinneswandel vom Saulus zum Paulus durchlebte und schließlich für das berühmte Leid verantwortlich zeichnete?
Persönlicher Eindruck:
„Amazing Grace“ verbinde ich persönlich mit verschiedenen Personen und Begebenheiten und habe mir eigentlich noch nie wirklich Gedanken darüber gemacht, wie es entstanden sein könnte und was der Auslöser dafür war. Daher kam für mich dieser biografische Roman gerade zur richtigen Zeit. Dennoch bin ich sehr zwiegespalten – einerseits gibt er durch fundierte Recherche ausreichend Aufschluss über die Beweggründe und das Leben des Verfassers, andererseits will die Geschichte einfach zu viel auf einmal.
Warum empfinde ich so? Nun, zunächst liest sich das Buch wie ein Seefahrerroman á la Horatio Hornblower, zeigt Entbehrungen und das schonungslose alltägliche Leben auf den Segelschiffen im 18. Jahrhundert, will aber gleichzeitig Erweckungs- und Bekehrungsgeschichte sein für die Hauptfigur, den Kapitänssohn John Newton. Denn seine Bekehrung, wenn man es so will, ist der Auslöser für einen radikalen Sinneswandel und schließlich für die Entstehung von „Amazing Grace“. Doch ich frage mich: warum spielt das Lied, das hier sogar titelgebend ist, erst im letzten Viertel der Geschichte überhaupt eine Rolle und dann auch nur derart untergeordnet?
Newton wächst auf bei seinem Vater, einem strengen und erbarmungslosen Kapitän, dem er nie wirklich genügt. Später wird er zur Marine verschleppt und landet als Matrose auf einem Sklavenschiff, wird nach Jahren selbst Kapitän und kauft Sklaven ein – erst das Erlebnis, bei einem furchtbaren Sturm von einer höheren Macht gerettet worden zu sein, lässt Newton innehalten und sein Leben neu überdenken. In der zweiten Hälfte seines Daseins wird er schließlich Pastor und Liederdichter, wendet sich Gott zu und ändert sein Leben radikal.
Ich bin ehrlich: viele Dinge wurden sehr ausführlich geschildert, andere dafür recht schnell abgehandelt. Zu keiner Zeit war das Buch für mich eine spannende und leicht zu lesende Lektüre. Durch zahlreiche Längen, insbesondere in der Seefahrerzeit Newtons, bläht sich der Plot derart auf, so dass ich öfter dachte: wenn sich jetzt nicht bald mal was tut, lese ich quer. Und das ist das k.o-Kriterium für jedes Buch.
Zweifelsfrei ist der Sinneswandel, den Newton durchlebt, bewegend und interessant, doch ich hatte einfach mehr erwartet hinsichtlich des berühmten Liedes und das war dann doch eher eine Randerscheinung. Schade.
Insgesamt ein Buch für eingefleischte Fans von Biografien, aber eher kein Buch für historisch Interessierte, die auch eine spannende und mitreißende Handlung erwarten.
Ich kann nur eine mittlere Bewertung von drei Punkten geben. Ein Pageturner war es auf keinen Fall.