Über das Leben der Gründerin des ersten Diakonissen-Mutterhauses. Gut recherchiert aber leider recht zäh im Schreibstil....
Buchinhalt:
Brigitte Liebelt zeichnet in dieser teilfiktiven Romanbiografie das Leben der „Mutter aller Diakonissen“ Friederike Fliedner nach, die das Diakonissenamt zusammen mit ihrem Ehemann, dem Pfarrer Theodor Fliedner in Kaiserswerth erfand. Durch ihre Einrichtung war es ledigen Frauen des Industriezeitalters erstmals möglich, einen Beruf zu erlernen, in dem sie ein eigenes Gehalt erzielten.
Dieses Buch beschreibt Friederike Fliedners Leben von früher Kindheit bis ins hohe Alter nach, legt Zeugnis ab von ihrer Frömmigkeit und gibt einen tiefgründigen Einblick in die Gründung der Diakonissenanstalt und der Lebensumstände der Menschen vor 200 Jahren.
Persönlicher Eindruck:
Friederike Fliedner – Pionierin der Diakonie: diese Frau war ihrer Zeit wirklich voraus und leistete Bahnbrechendes im Industriezeitalter des 19. Jahrhunderts. Autorin Liebelt breitet vor ihrer Leserschaft einen fundierten und sehr gut recherchierten biografischen Roman aus, der nur in Bruchteilen fiktive Elemente enthält und sich in der Hauptsache auf das Leben der Gründerin des ersten Diakonissen-Mutterhauses in Kaiserswerth stützt.
Dabei beginnt das Werk bereits in Friederikes Kindheit und zeigt auf, wie Frömmigkeit, Hingabe und Hilfsbereitschaft bereits in früher Jugend ein Teil sind von der Frau, die später als „Mutter aller Diakonissen“ in die Geschichtsbücher eingehen sollte.
Friederike ist fromm, eine zutiefst gläubige Frau. Ihren Alltag, ihr ganzes Leben gründet sie auf Jesus Christus und die Nächstenliebe, die sie später auch Kranken, Beladenen und Waisen zuteil werden lässt. Sie unterstützt ihren Mann Theodor Fliedner bei seiner seelsorgerischen Arbeit und schafft es, die Sorge um ihre eigene Familie und ihr Wirken in der Diakonie immer unter einen Hut zu bringen.
All das wird in diesem Buch deutlich, dabei untermauert Autorin Liebelt ihre Recherche durch zahlreiche Quellenangaben und Hinweise auf weiterführende Literatur.
Neben all den positiven Aspekten gibt es aber auch einige berechtigte Kritikpunkte. So neigt Autorin Liebelt zu mehrfacher Wiederholung. Warum sie in Vorwort und Nachwort noch einmal alle wesentlichen Punkte der biografischen Geschichte in Kurzform zusammenfasst, erschließt sich mir nicht – schließlich soll der Leser ja den Textkörper lesen. Alle notwendigen Infos bekäme er auch aus den beiden Zusammenfassungen.
Daneben gebe ich offen zu: Frau Liebelt hat einen in meinen Augen sehr - man möge mir den Ausdruck verzeihen – einschläfernden Erzählstil. Natürlich geht sie fast tagebuchartig die vielen Stationen im Wirken der Friederike Fliedner ab, aber an vielen Stellen einfach trocken und leblos. Auch wenn es sich um die Biografie einer realen Figur der Geschichte handelt, erwarte ich immer auch ein mitreißendes Element, das mich nur so an den Seiten verweilen lässt. Und genau dies fand ich nicht bei der Lektüre. Wirklich hineinversetzten in die Hauptfigur konnte ich mich beim Lesen nicht, viele Nebenfiguren wie beispielsweise ihre Geschwister, blieben blass und farblos.
Insgesamt eine durchaus interessante Biografie über eine starke, gläubige und inspirierende Frauenpersönlichkeit, über die Gründung des Diakonissenamtes und über das erste Mutterhaus in Kaiserswerth – wenn man bereit ist, schriftstellerisch einige Abstriche in Kauf zu nehmen.