Abseits der Wanderwege - der Albtraum schlechthin
Julia und Lars sind mitten in den Hochzeitsvorbereitungen, als Nicki, Julias Freundin, überraschend mit zwei Flugtickets auftaucht. Mit ihrer Idee, den sagenumwobenen Königsweg in Schweden zu gehen, überrumpelt sie Julia zunächst und doch greift sie sich spontan ihre Wanderausrüstung - der Flieger wartet nun mal nicht. Geplant ist eine Etappe über 78 km des Kungsleden-Wanderweges in Schweden, die sie in sechs Tagen bewältigen wollen.
Nach einer Nacht im Hotel brechen sie trotz des schlechten Wetters auf. Sie wollen die Hütten umgehen, lieber etwas abseits des Weges ihr Zelt aufschlagen. Schon der erste Zeltplatz auf einem Plateau erweist sich als ungünstig. Als Julia durch Sturm und heftigen Regen erwacht, ist der Reißverschluss des Zeltes halb offen und Nicki verschwunden. Julias Hoffnung, dass sie nur schnell mal in den Büschen war, zerschlägt sich bald. Was tun? Nun, sie hat lange genug gewartet, also macht sie sich auf die Suche nach Nicki. Ihren Trekkingrucksack lässt sie zurück - weit kann ihre Freundin nicht sein, denn auch ihr Rucksack ist noch da. Julias Albtraum beginnt.
Sie nimmt mich mit auf ihren Horrortrip, sie stolpert über Stock und Stein, sie sieht durch die ungünstigen Witterungsbedingungen so gut wie nichts, sie hat weder Nahrung noch Wasser, ihr Orientierungssinn scheint sie komplett zu verlassen. Zwischendurch lerne ich Lars in den kursiv gehaltenen Kapiteln näher kennen.
Der Prolog legt den Focus auf eine Person, die ganz allein umherirrt. Schon diese erste Szene erzeugt eine sehr beklemmende Atmosphäre, die sich durchs Buch zieht. Der undurchdringliche, regennasse, düstere Wald mit allem möglichen Getier gibt die unheimliche Kulisse gut wider, ein Herauskommen scheint nahezu unmöglich. Und dieser Schatten – ist dies eine Sinnestäuschung oder schleicht da jemand rum? Die Story hält mich durchweg gefangen, ich bin ganz nah bei Julia. Bei Nicki bin ich mir absolut unsicher, was sie zu diesem Trip motiviert hat. Gut, spät wird so einiges sichtbar…
Beide Erzählstränge – auch der kursiv gehaltene – sind spannend und bieten so einige Wendungen. Meine Nerven werden arg strapaziert, dem Ende zu bin ich dann nicht zu überrascht, denn so einiges war zu erahnen. Was mir nicht zusagt, ist der endgültige Schluss. Der hat für meine Begriffe nicht gepasst, ansonsten aber war es ein rasanter Thriller, den ich am Stück verschlungen habe.