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Anonym
07. Oktober 2015
Nach dem Rausch
Der Nachfolger eines gefeierten Debüts hat zu einem guten Teil schon verloren, bevor er überhaupt erschienen ist. Übersteigerte Erwartungen von Fans können praktisch nur enttäuscht werden und auch Kritiker lassen sich zuweilen nach solch einem Hype, wie er Wanda widerfahren ist, zu vernichtenden Kritiken hinreißen. Wanda umgehen dieses Dilemma auf ihrem zweiten Album zunächst recht geschickt.
Denn Bussi knüpft zunächst drei Lieder lang an das absolute Ohrwurmpotenzial des genialen Vorgängers an. "1, 2, 3, 4,", "Meine Beiden Schwestern" und "Bussi Baby" sind "Amore"-Potenzial vom allerfeinsten. Auch das zumindest im Refrain mitreißende "Alarm!" enthält mehr als offensichtliche Querverweise zum Debüt und wird sicher bald zum Kracher bei Konzerten werden.
Überhaupt versteht es die Band vorzüglich, sich selbst zu zitieren: So wird Mama immer noch (erneut auch durch Fremdeinwirken) in Wien sterben, "in der Nacht" wird diesmal zwar kein Engelskostüm mehr getragen, dafür aber im Schlaf überrascht und "Amore" - immerhin wichtigste Marke der Band - ist natürlich immer noch allgegenwärtig. Und das ist tatsächlich sehr gut so. Man fühlt sich gleich ein Stück mehr daheim auf "Bussi".
Die Handvoll wirklich guter Lieder sind - wie es Wanda eben auszeichnet - keine musikalische Offenbarung - auch wenn "Bussi, Baby" ein grenzgeniales Gitarrenriff enthält, keine Revolution, keine Auslotung irgendwelcher Grenzen.
Vielleicht liegt gerade darin ihre Stärke, vielleicht braucht Wanda gar nicht zwingend eine Entwicklung von Album zu Album. Manchmal mag es doch das beste sein, sich auf seine Kernkompetenzen zu besinnen - was bei einem Teil des neuen Albums leider nicht geglückt ist.
Wie ein gelungenes, behutsames Beschreiten neuer Klangpfade aussehen könnte, zeigt die Band auf "Mona Lisa der Lobau", "Das Wär Schön" und auch "Andi Und Die Spanischen Frauen". Die Band setzt dann auf bluesige Klänge oder verstärkt auf 70ies/80ies-Referenzen und das funktioniert recht gut.
Besonders was die Texte angeht, sind diese Lieder zwar nicht so perfekt auf den Punkt gebracht, wie das so hinreißend auf "Amore" der Fall war, Wanda ist hier aber immer noch Wanda.
Unter den bisher nicht erwähnten Liedern sind dann doch ein, zwei zu viele, die halbgar wirken, die sich nicht so recht in das Image einfügen wollen, das die Band vor sich her trägt. Dies mag einem viel zu schnellen Entstehungsprozess von "Bussi" geschuldet sein, dennoch bewegt sich die Band dann auf "Herz ohne Hirn" gefährlich nah an Schunkel-Assoziationen samt dazu passendem Text "Ich verlier sicher net/ Mein Herz und mein Hirn/ Und a net mei Duascht".
Insgesamt aber ein solides Album, das im Vergleich zum Meilenstein "Amore" dennoch deutlich schwächer ist. Auf "Bussi" zündet einfach nicht jedes Lied, aus welchen Gründen auch immer. Trotzdem: Wanda sind und bleiben ein Phänomen und "Bussi" wird dem und und dem damit verbundenen Hype keinen Abbruch tun. Zu recht.