Sufjan Stevens & Angelo De Augustine: A Beginner's Mind auf LP

Nachts Filme, morgens Musik

Es wurde mal gesagt, dass das Schreiben über Musik wie das Tanzen über Architektur ist (unmöglich und absurd). Aber was ist mit dem Singen über Filme?

Genau das ist nämlich die Idee hinter »A Beginner’s Mind«, dem neuen Kollaborationsalbum von Sufjan Stevens und Angelo De Augustine. Und die setzten sie wie folgt um: Der US-amerikanische Singer-Songwriter und Multiinstrumentalist und sein ebenfalls amerikanischer Musikerkollege nahmen eine Auszeit in der Hütte eines Freundes, schauten nachts Filme und morgens schrieben sie Songs, gemeinsam, abwechselnd, Musik und Texte. 13 Songs sind es schließlich geworden. Sie basieren lose auf meist populären Filmen.

Das Ausgangsmaterial ist anspruchsvoll, anspruchslos und alles dazwischen. Es reicht von Zombie-Horror wie »Night Of The Living Dead« über Psycho-Thriller wie »Silence Of The Lambs« und Actionfilme wie »Point Break« bis hin zum Bette-Davis-Klassiker »All About Eve«. Sie waren die Inspiration für Songs, die den Sinn des Lebens, den Sinn des Todes erforschen und in existenziellen Fragen münden. John Carpenters »The Thing« inspiriere ein Lied, das die Krankheit der sozialen Paranoia erforscht, während Wim Wenders’ »Wings Of Desire« die Bausteine für einen Song über menschliches Leid und Isolation lieferte.

Indem sie alte Filme in lebendige neue Songs verwandeln, fordern Stevens und De Augustine uns auf, uns selbst von einem bisher nicht berücksichtigten Standpunkt aus zu betrachten – eine neue Art des Sehens und Hörens – eine Übung, die heute so notwendig und relevant ist wie eh und je.

Die Musik auf »A Beginner’s Mind« bezeichnen Stevens und De Augustine als volkstümlich, süß, aufrichtig und harmonisch sprudelnd, als Simon & Garfunkel mit New-Age-Schnörkeln. Das Album durchläuft die ganze Bandbreite und hat Spaß daran, auch wenn die beiden Musiker und Songwriter dabei in den melancholischen Folk-Idiomen verwurzelt bleiben, für die sie bekannt sind. Wie die Platte klingt, verrieten sie vorab mit den Singles »Reach Out« und »Olympus«.

Alle Stücke wurden von Stevens und De Augustine arrangiert, eingespielt, aufgenommen, gemischt und produziert. Casey Foubert spielt Schlagzeug und Bass in »Back To Oz«, Melissa Mary Ahern singt den Hintergrundgesang bei »Lacrimae«.

Daniel Anum Jasper, ein Pionier der ghanaischen Filmplakatmalerei, wurde beauftragt eine Reihe neuer Werke für »A Beginner’s Mind« zu malen. Seine Gemälde spiegeln den gleichen Sinn für Wunder, Wortspiele und Intrigen, die »A Beginner’s Mind« prägen.