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RobFuh
15. März 2021
Solide Hausmannskost
Ist McCartneys neues Album ein Meisterwerk? (Der Eindruck kann sich nach den größtenteils mehr als nur positiven Rezensionen in der Presse - und hier - ja durchaus aufdrängen.) Antwort: Nö, das ist es nicht. Im Gesamtwerk des Meisters nimmt es einen Platz irgendwo im Mittelfeld ein. Es ist solide Hausmannskost. Nicht mehr. Nicht weniger. Und das ist ja beileibe nichts Schlechtes.
McCartney, das erste Soloalbum des ewigen Beatle, gilt mittlerweile als echter Klassiker, obwohl es, nach dem Auseinanderbrechen der Beatles im Alleingang (with a little help from Linda) im eigenen Studio eingespielt, einem von Sgt. Pepper und Abbey Road verwöhnten Publikum damals (1970) ziemlich schwer im Magen, bzw. den Ohren gelegen haben dürfte. Zehn Jahre später - Paule war im Nachgang seiner Japan-Affäre (Verhaftung wegen Drogenbesitzes und kurzzeitiger Inhaftierung) seiner Band Wings verlustig gegangen, bastelte er wieder ein paar Songs in seinem Heimstudio zusammen, bei denen er ebenfalls alle Instrumente selbst spielte und veröffentlichte jene als McCartney II. Das dritte Album gleicher Machart, entstanden im Lockdown, liegt nun mit McCartney III vor.
Als solches will und muss es sich mit seinen Vorgängern messen lassen. Und schon da muss man sagen: Es findet sich hier weder eine Perle wie "Maybe I'm Amazed" (von McC I) , noch ein Hit wie "Coming Up" (von McC II). Das erste, was beim Hören ins Ohr dringt, ist die mittlerweile doch recht ruinierte Stimme des Mannes. Vor diesem Hintergrund ist es durchaus mutig, am Ende des Albums ein Überbleibsel aus den Aufnahmen zu seinem 1997er Album Flaming Pie unterzubringen. Andererseits hat McCartney wohl nicht mehr Material eingespielt und war gezwungen, auf eine Archivausgrabung zurückzugreifen, um auf 12 Titel und 45 Minütchen Spielzeit zu kommen. Unter diesen würde ich das über achtminütige "Deep Deep Feeling" sowie "Deep Down" bezeichnen, die beide offerieren, was mir ansonsten auf McCartney III zu kurz kommt und von dem ich mir mehr erwartet hätte: Die Lust am Experiment und das Ausscheren aus gewohnten Bahnen. Hier höre ich jedenfalls am ehesten den Geist der beiden "Vorgängeralben" heraus.
Ansonsten gibt es zwar ein paar nette Melodien, aber keine echten Ohrwürmer. Und diese Songs hätten zweifelsohne von einer ordentlichen Produktion mit Bandunterstützung profitiert. Wer es nicht glaubt, sollte sich einfach nochmal das viel gelungenere Egypt Station, das bisher letzte "richtige" McCartney Album, anhören.