Oslo Tapes: OR auf LP

Für Fans von Amon Düül, Can, Faust, Neubauten, Brian Eno, Cluster, Cult Of Luna, Nine Inch Nails, Massive Attack

Or - norwegisch für "schwindlig, verwirrend" - ist das dritte Album des italienischen Avant-Rock-Trios Oslo Tapes, und das Album hält, was das Wort verspricht: ein schwindelerregender Ritt durch eine fiebrige Traumlandschaft aus imaginären, in kubistischen Formen gemalten norwegischen Hochländern. Hypnotische Basslines, repetitive Drum-Patterns, New-Wave-Synthies und psychedelische Gitarrentexturen, die die gesamte Breite des Stereoraums abdecken, alles nahtlos verwoben zu einem düsteren Kraut - Wandteppich, der erfrischend_ modern klingt, während er dem gealterten Genre Tribut zollt. Marco Campitelli, geboren und aufgewachsen in Lanciano an der südlichen Adriaküste Italiens, gründete Oslo Tapes in den frühen 2010er Jahren, nachdem ihn eine Reise in die norwegische Hauptstadt tief beeindruckt hatte.

Unter dem Einfluss dieser Verliebtheit komponierte und produzierte er 2013 innerhalb einer Woche Oslo Tapes' erste Platte "OT (un cuore in pasto a pesci con teste di cane)". Betreut und unterstützt von seinem Freund Amaury Cambuzat (faUSt / Ulan Bator), wurde Campitellis erster Versuch, den mystischen Vibe Norwegens einzufangen, auf DeAmbula Records (Ulan Bator, The Marigold, 7C) veröffentlicht. 2015 wurde er von Mauro Spada und Federico Sergente (Zippo) unterstützt und gemeinsam nahmen sie Oslo Tapes zweites Album "Tango Kalashnikov" auf, das ebenfalls auf DeAmbula Records erschien.

"Or" ist für Oslo Tapes eine wesentlich kollaborativere Leistung als die ersten beiden Platten. Neben Campitelli wurde das Album von Amaury Cambuzat (Ulan Bator) und James Aparicio (Haus-Ingenieur für Mute Records und Mixing- und Mastering-Ingenieur für Depeche Mode, Mogwai, Nick Cave) mitproduziert. Während der Produktion freundete sich Campitelli mit Emil Nikolaisen von Serena Maneesh an, der ihn "durch die norwegische Vorstellungswelt" führte. Daher stammt auch der Titel der Platte von Nikolaisen.

Während dieser Reise, die sich über acht Songs erstreckt, bauen Oslo Tapes, komplettiert durch Mauro Spada (Bass) und Davide Di Virgilio (Schlagzeug und Percussions), eine dichte und immer wieder düstere Atmosphäre auf, die fesselnd, grüblerisch und fantasievoll ist. Nach einem spiralförmigen Start mit "Space is the place" schweben wir schwerelos über dem nächtlichen norwegischen Hochland durch "Zenith" und "Kosmik Feels", einem luftigen Kreislauf aus jazzigen Drums, pulsierenden Basslinien und flirrenden Gitarrenwolken. Wir satteln auf, galoppieren auf "Bodo Dakar" über den Himmel und lassen uns auf "Cosmonaut" wieder in die Nacht treiben. Der Dreiklang aus "Norwegian Dream", "Exotic Dreams" und "Obession Is The Mother of All" beschließt diese bewegte Fiebertraumreise.

Es gibt ein Gefühl der Einsamkeit in den Kompositionen von Oslo Tapes, das es leicht macht, sie sich als interstellare Jamsessions zwischen Kosmonauten vorzustellen, jeder in seiner eigenen isolierten Raumkapsel. Jeder Durchlauf von "Or" bringt neue Entdeckungen: manchmal ist es ein Geräusch, das wir vorher nicht wahrgenommen haben, manchmal eine leichte Veränderung im Schlagzeug-Groove, manchmal nur ein Stück des Textes, das sich durch unseren mentalen Raum schlängelt. "Or" ist eine schwindelerregende Reise, die man sich merken - und wiederholen sollte. "Der Fokus von Oslo Tapes liegt darauf, den Lärm zu harmonisieren", sagt Marco Campitelli.