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MathiasPack
Top 25 Rezensent
07. September 2015
Der Protestsänger meldet sich mit neuen Gegnern und Mitstreitern zurück!
Balladen kann er gut und Protestsongs hat er drauf.
Diesmal sind es vorrangig die Protestsongs die der immer noch kämpferische Kanadier Neil Young, der in diesem November seinen 70. Geburtstag feiern kann, in die Welt entlässt.
In 2015 zieht er gegen den US-Agrarkonzern Monsanto zu Felde, der weltweit den Markt für genverändertes Saatgut und die zugehörigen Pflanzenschutzmittel beherrscht.
Der US-Multi ist ein Moloch, ein gefräßiges Monster, das immer mehr Äcker und Felder unter seine Kontrolle bringt.
Monsanto steht für die dunkle Seite des Kapitalismus, soll Politiker bestochen und wissenschaftliche Daten gefälscht haben und als Lieblingsfeind von Umweltaktivisten hat der Konzern eine Rolle übernommen, die zuvor von skandalumwogenen Marken wie Exxon, oder Nestlé ausgefüllt wurde.
So wettert Neil Young auf "The Monsanto Years" nicht nur gegen eben diesen Weltkonzern, sondern nimmt auch weitere US-Großkonzerne kritisch unter die Lupe, die zum Teil sogar noch von dessen Handeln und Tun profitieren; als da wären Safeway, Starbucks und WalMart.
Begleitet wird er diesmal nicht von seiner angestammten, 1969 aus der Taufe gehobenen Altherren-Protestcombo Crazy Horse, sondern von der jungen Band "Promise Of The Real", die in 2008 von Lukas Nelson, Sohn der Countrylegende Willie Nelson, nach einem Erweckungserlebnis eines Neil Young-Konzerts gegründet wurde.
Sie gehen nicht ganz so laut, ruppig und scheppernd wie Crazy Horse zu Werke und verleihen den Youngschen Protest- und Wutsongs eine gemäßigtere Folkrocknote, die zwar sanfter, aber trotzdem noch wunderbar rockend und rollend daher kommt.
Altmeister Neil Young versteht sich bis heute als Hippie. Aber er ist gleichzeitig ein überzeugter Wertkonservativer.
Dem Klischee eines von selbstsüchtigen Managern beherrschten Haifischkapitalismus stellt er das nostalgisch verklärte Bild des guten alten Amerika gegenüber, in dem ehrliche Arbeiter noch ehrlich entlohnt wurden.
Ein Album mit Tiefgang und spürbarer Wut – wer wie ich Neil Youngs Album "Living with war" aus 2006 gerne mag, wird auch von "The Monsanto Years" auf keinen Fall enttäuscht sein.