4 von 5
spacelord
21. April 2020
Crossover-Klassiker als zwiespältige Angelegenheit
"The real thing" war die erste Faith No More-Scheibe mit Ausnahme-Sänger Mike Patton. Teilweise hört man ihm seine Jugend hier noch an. Auf späteren Werken klingt seine Stimme deutlich gereifter und noch variabler als hier. Trotzdem sind bei seinem Debut einige echte Songperlen entstanden. Faith No More vermischen hier - wie es zur damaligen Zeit ziemlich angesagt war - die verschiedensten Musikstile von Rock, Metal, Rap und Funk. Doch während die meisten Crossover-Platten, die Ende der 80er und Anfang der 90er-Jahre entstanden, heute eher peinlich wirken, ist "The real thing" wirklich gut gealtert. Wenngleich die beiden Nachfolger "Angel Dust" und "King for a day..." erst die komplette musikalische Bandbreite und Klasse der Band offenbarten. Wer damals die CD gekauft hat, wird sich vielleicht wundern, dass der tolle Bar-Jazz-Rausschmeißer "The edge of the world" auf der Vinyl-Version ebenso fehlt wie das sehr gelungene Black Sabbath-Cover "Warpigs". Das knallig-grüne Vinyl macht zwar optisch durchaus etwas her, kann klanglich allerdings mit meiner hauchdünnen Originalpressung aus dem Jahre 89 nicht mithalten. Schade! So ist diese Vinyl-Ausgabe letztlich eine zwiespältige Angelegenheit: musikalisch top, klangtechnisch eher mittelprächtig.