2 von 5
the olde contrarian
-
Alter:
45 bis 54
-
Geschlecht:
Männlich:
21. März 2013
Presenting: The Flabby White Dukes
Presenting: The Flabby White Dukes
David Bowie ist nun mal das, was in dem um Klischees selten verlegenen Kulturbetrieb als „eine Institution“ gilt: vor mehr als 30 Jahren – wie doch die Zeit vergeht – hat er sehr gute Sachen gemacht, und er ist immer noch am Leben. Wäre er verschieden, bevor er die Welt mit überreifen Altersweisheiten nerven konnte, dann handelte es sich bei ihm jetzt um einen sogenannten „Mythos“ oder einen „Kultkünstler“ (bei letzterem weiß man nicht, ob er überhaupt noch lebt, oder ob sich weitere Investitionen der Industrie noch lohnen).
Mein Problem: Wann immer ich also auf Spotify die Neue von Bowie hören will, wird mir fader Quark aufgetischt: die Flabby White Dukes. Seit Jahrzehnten tingeln sie durch die englischen Seebäder als Bowie-Cover-Band und nun, da Leute wie Scott Walker (verstörend peinlich) oder Nick Cave (der falsch-betuliche Sektenführer) ihre Senilitätskompetenz in die Welt tragen, haben sich die Flabby White Dukes ein Herz gefasst: endlich einmal ein paar eigene Kompositionen im Stil des Übervorbilds unter die Leute zu bringen. Denn im Grunde sind sie ja auch Künstler, die sich vor allem nach Anerkennung für ihr Werk sehnen. Aber leider war Originalität nie so ihr Ding: immer bis zur Unkenntlichkeit einer Institution nachzueifern, hat ihrem Tun einen unauslöschlichen Stempel aufgedrückt. Die Band arbeitet nicht sonderlich imaginativ, aber eben solide. Gut genug, um die 50- bis 70-Jährigen in Blackpool zum Mitgröhlen von Heroes und China Girl zu bewegen, so dass die noch mehr Bier kaufen. Doch dann kam vor kurzem der Schicksalsschlag: der gute Sänger ist gestorben: „I mean, Rob did really sound like the man himself, e was absolutely amazing, mate, believe me!“ so der immer noch fassungslose Bassist Steve Smith, während wir mit ihm hoffen, dass seine Lederhose auch heute im Oberschenkelbereich nicht platzen wird. Lebenstraum, na ja, so ist das halt. Studiotermine waren gebucht, es sollte das große Ding werden. Und jetzt haben sie im Schnellverfahren blöderweise den ausgewählt, der Bowie am wenigsten unähnlich sieht. Doch im Studio kommt dessen grauenhafte Inkompetenz besonders zum Vorklang: Bowie war immer verstörend schön, und so sang er: zerbrechlich, aber auch erfahren in der Schilderung dessen, was sich seinem Zyklopenblick preisgab. Dorian Gray eben, die Seele verkauft, aber dafür gab es dann artistische Meriten (so bis 1980, Criminal World von 1983 ist auch noch wunderbar,). Danach wurde Bowie dann auch schon wieder irgendwie irdischer, 1985 Live Aid, um Gottes willen! Deswegen: hätten die Flabby White Dukes doch bloß gewartet, bis er irgendwann persönlich durch Blackpool tourt, ihr Talent erkennt und seine alte Backing Band per SMS entlässt. Aber nein: den Atem hatten sie dann doch nicht mehr. Und so engagierten sie Bobby Macintosh. der so klingt, als würde er für seine Arbeit, als the „Voice of David“ diese mediokren Kompositionen und Arrangements zu vollenden, mit Bier und Anti-Rheumamitteln bezahlt: welk!
Ich werde nachher an Spotify die Bitte richten, mich zu informieren, sobald „The Next Day“ von David Bowie tatsächlich auch bei ihnen verfügbar ist. Ist es Ihnen auch so ergangen?