5 von 5
bluenote
Top 100 Rezensent
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Alter: 55 bis 65
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Geschlecht: Männlich
15. Dezember 2012
Very much alive
Nicht jede Reunion macht musikalisch Sinn, aber diese der Ur-Cream zu der Konzert Serie in der alt ehrwürdigen Royal Albert Hall. Auf der Setlist stehen alle Songs von Bedeutung, alle, die Cream je live gespielt haben. Aber im Unterschied zu den Aufnahmen von Ende 60 / Anfang 70 sind die Songs wesentlich kompakter und von exzellenter Tonqualität.
Die drei haben ja wirklich alle Höhen und Tiefen durchgemacht offenes Geheimnis, dass Jack Bruce für eine Lebertransplantation schlicht Geld brauchte und auch Ginger Baker ging es nicht so gut zeigen hier aber, dass ihre Virtuosität eher gewonnen hat dadurch. Jack Bruce hat jetzt einen sonoren Alt, sauber angeraut mit 60er Schmirgelpapier. Und die Vokalteile gewinnen dadurch. Bei einigen Songs (Sweet Wine, NSU, Spoonful, Badge) entfaltet sich diese unerhörte Kollektiv Improvisation, die auch heute noch diese Songs so einzigartig macht. Besonders Sweet Wine, hier heben die drei ab wie in alten Tagen und es ist (k)ein Wunder, dass sie zusammen wieder landen (wer die Möglichkeit hat, sollte sich unbedingt die langen Versionen von Sweet Wine, Spoonful und NSU auf Cream live Vol.1, Goodbye Cream und Wheels of Fire anhören, um diese Kollektivimprovisationen zu genießen (im übertragenen Sinne erinnert es stark an z.B. Ascension von John Coltrane, ein Meisterwerk der Kollektivimprovisation. Wie die drei ansetzen, über das Thema mit dem je eigenen Instrument zu improvisieren und es klingt wie ein harmonische Ganzes: Genial. Noch besser ist es zu sehen (die DVD ist deshalb unbedingt auch wegen der hohen Bildqualität zu empfehlen).
Bei den genannten Songs wechselt Bruce zum fretless Bass, und man hört es nicht. So technisch sauber und virtuos beherrscht er das Instrument (wie z.B. der leider zu früh verstorbene Jaco Pastorius). Bei weniger guten Bassisten würde man es unweigerlich hören. Der fretless Bass ist ungleich schwieriger zu spielen. Wer es nicht kann, macht Fehler damit und wird unsauber und unpräzise damit. Nicht so Jack Bruce. Und über Claptons Spielkunst ist genug geschrieben worden, hier spielt er wie beseelt von Blues und Rock und er integiert sich wohltuend in die Band. Dass Ginger Baker Schlagzeug spielen kann braucht auch nicht betont zu werden.
Glücklich, wer eines der allerdings sündhaft teuren (160 500 Pfund) Tickets für eines dieser Konzerte bekam. Aber mit dieser Do-CD / DVD ist man bestens dabei.
So meine Rezension von 2011. Und dem ist nichts hinzuzufügen.