Historischer Roman über Kreuzritter, dem deutschen Thronstreit und noch mehr
Ralf H. Dorweiler führt in seinem historischen Roman „Das Lied des Vogelhändlers“ in die Zeit des deutschen Thronstreits, als die Adelshäuser der Staufer und der Welfen um die Krone des Heiligen Römischen Reiches streiten.
Vor diesem geschichtlichen Hintergrund lese ich von dem Dritten Kreuzzug ins Heilige Land, den Barbarossa anführt, wir schreiben das Jahr 1190. Nachdem sie ihren Onkel verloren hat, schließt sich Franziska von Hellenau den Ordensschwestern an, die für den mitreisenden Bader arbeiten. Sie erwirbt viel Wissen und bald wird sie zu dem schwer verletzten Markgrafen Hermann IV. von Baden gerufen, der Falkner Rupert ist stets an seiner Seite. Als Alleinreisende inmitten des Kreuzzuges ist sie sich bewusst, dass sie von einer ganz bestimmten Sorte Mann als Freiwild angesehen wird, nicht jeder ist ein Ehrenmann und so manch bieder auftretende Gestalt entpuppt sich als Lügner und Intrigant, der sich aber dennoch ob seines miesen Charakters lange durchschlängeln kann.
Der Roman wird in zwei Zeitebenen erzählt, einmal 1190 während des Kreuzzuges und dann auf Burg Hachberg, zehn Jahre später. Jedes Kapitel ist einem Vogel gewidmet, angefangen vom Wanderfalken bis hin zur Krähe. Durch die den Kapiteln vorangestellten Zeit- und Ortsangaben weiß man stets, welchem Erzählstrang man folgt und vorneweg findet man das gut strukturierte Personenverzeichnis, das vor allem anfangs sehr hilfreich ist.
Es ist zwei Tage vor Beginn des großen Turniers, das auf Burg Hachberg im Schwarzwald stattfinden wird. Am Donnerstag, den 11. Mai 1200 beobachte ich Wigbert, den Vogelhändler, als er sich dem Nest des Wanderfalken-Paares nähert. Zwei Küken sind geschlüpft, nur eins davon raubt Wigbert, denn für eine Nachbrut ist es in diesem Jahr schon zu spät. Diese Klettertour ist nicht ungefährlich, der Felsen ist rutschig, die Falken verteidigen ihre Brut, das ist nichts für schwache Nerven. Wigbert, der Vogler, sorgt auch so für Nachschub, er wird mit seinem Mündel Almut am Rande des Turniers seine Vögel den feinen Herrschaften anbieten.
Ralf H. Dorweiler zeigt eine längst vergangene Zeit auf, voller Intrigen und Machtkämpfe. Mittendrin ist auch Walther von der Vogelweide, dessen Ruhm bis in unsere Tage anhält. Der Thronstreit zwischen dem Staufer Philipp von Schwaben und dem Welfen Otto von Braunschweig, in den sich Papst Innozenz III. einmischt und letztendlich entscheidet, ist in die Handlung gut eingeflochten. Die beiden Handlungsstränge nähern sich an, ich erfahre am Rande auch so einige damals übliche Gepflogenheiten wie etwa das Mitnehmen eines Vogels im Käfig als Sensor der Luftqualität eines Stollens, erlebe die Schlacht gegen die Rum-Seldschuken. Im direkten Gefolge des Kaisers waren Media, Wundärzte, Feldschere und Bader dabei und zehn Jahre später dann staune ich über das üppige Gelage auf Burg Hachberg, bei dem nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Ein Anschlag – wem galt er? Ich habe hier nur einige wenige Sequenzen herausgezogen, der Roman bietet sehr viel mehr.
Jedes Detail, jede einzelne Charakter ist in sich stimmig, die Handlung logisch aufgebaut, alle Szenen sind lebendig beschrieben, ich hatte stets das Gefühl, direkt dabei zu sein, ich war tief drin in der Erzählung.
Von Ralf H. Dorweiler habe ich bis dato noch nichts gelesen, werde dies jedoch nach „Das Lied des Vogelhändlers“, diesem absolut lesenswerten Buch, bald ändern. Er versteht es bestens, das Historische mit den fiktiven Elementen zu einer unterhaltsamen, gut lesbaren Geschichte zu verbinden - ein empfehlenswerter Roman, nicht nur für geschichtlich interessierte Leser.