Thielemann und die Wiener Philharmoniker spielen Schönberg & Strauss
Arnold Schönberg und Richard Strauss, die Wiener Philharmoniker und Christian Thielemann. Thielemann ist ein Meister seines Fachs. Bruckner, Wagner, aber auch Strauss liegen Thielemann sehr. Immer wieder demonstriert auch Verdi und in der Operette (Kálmán und meistergültig „Das Land des Lächelns“). Schönbergs wohl „bekömmlichste“ Komposition ist „Verklärte Nacht“; nach einem Gedicht von Herrn Dehmel. Eigentlich eine frivole Geschichte. Frau spaziert mit ihrem Mann, sie ist schwanger, aber nicht von ihrem Mann. Schönberg hat das für Kammerensemble komponiert, dann für Streichorchester arrangiert und in den 1940er-Jahren revidiert. Die Wiener Philharmoniker spielen Schönberg mit Pathos. Stellenweise wirkt die Aufführung aber doch ein wenig langatmig, was vielleicht auch damit zu tun hat, dass die Wiener Philharmoniker nunmal die Wiener Philharmoniker sind und die Zerbrechlichkeit des Ganzen durch Perfektion nicht ganz spürbar ist. Technisch brillant, aber stellenweise kaltlassend und distanzierend. Was durchaus den Blick auf Schönberg verändern kann.
Nach der Pause folgt Richard Strauss „Eine Alpensinfonie“. Die Bühne ist für dies Werk eigentlich zu klein. Die Philharmoniker sitzen dicht und dicht, kaum Platz. Der Schlagwerker, der die Große Trommel spielt, hält sich zwei-dreimal die Ohren zu. Die Tasteninstrumente sitzen wirklich zwischen Tür und Angel. Aber wenn man ehrlich ist, ist dieses Werk für jede Bühne platztechnisch ambitioniert und kleinere Opernhäuser oder Konzertsäle müssen zweimal überlegen, ob das Werk spielbar ist oder nicht. Also der Pierre Boulez Saal in Berlin fällt heraus. Auch bei Strauss ist das Orchester technisch auf sehr hohem Niveau, wenn nicht sogar das beste der Welt. Obwohl die Berliner Philharmoniker auf Augenhöhe sind und durchaus gesagt werden kann, dass beide die Weltspitze anführen. Thielemann dirigiert im Vergleich zu früher diese Sinfonische Tondichtung ein wenig zurückhaltender. Die erste Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern (ca. 2000) klingt im Vergleich „radikaler“. Letztendlich zeigt aber das Konzert wie nah sich Thielemann und das Orchester sind. Da ist ein Urvertrauen, welches Thielemann vielleicht auch bei den Berliner Philharmonikern hat, aber bei seiner Staatskapelle Dresden war dieses Vertrauen nie so stark ausgeprägt. Christian Thielemann hat in einem Interview erwähnt, dass er gerne mehr italienisches Repertoire dirigieren möchte, vielleicht ja Verdis „Totenmesse“ mit den Wiener Philharmonikern.…
Zum Bild und Ton muss wenig gesagt werden, überzeugend auf ganze Spur, selbst die Bildregie überzeugt. Sie ist an den richtigen Stellen am richtigen Ort. So sieht man das Glockenspiel, das Donnerblech und immer wieder die Wagnertuben.