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    Varadyfan

    Aktiv seit: 05. Juli 2019
    "Hilfreich"-Bewertungen: 417
    84 Rezensionen
    Mein Vaterland (incl."Die Moldau") Mein Vaterland (incl."Die Moldau") (CD)
    22.04.2024
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Volltreffer

    Gekauft habe ich das Album nur aufgrund der Kritik im "Gramophone".
    Die Einspielung ist exemplarisch. Besser geht Smetana nicht. Bychkov dirigiert mit einer spannungsvollen Ruhe wie weiland Günter Wand.
    Leider keine SACD, aber für CD ist der Klang sehr ordentlich.
    Ein mir unbekannter Michael Beckerman hat die Einführung verfasst, historische Hintergründe und die Struktur der Musik, alles mit Angaben der jeweiligen Laufzeit. Kein Wort zu viel, keines zu wenig. Perfekt!
    Pentatone hat eine absolut beispielhafte Veröffentlichung vorgelegt. Ganz klare Empfehlung!
    The Planets op.32 (mit Blu-ray Audio) The Planets op.32 (mit Blu-ray Audio) (CD)
    03.12.2023
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Referenz

    Ich liebe seit 50 Jahren die Strauss-Tondichtungen über alles. Kempe hat sie in Dresden einzigartig eingespielt. Ausgerechnet den Zarathustra hat er verfehlt, die Musik kommt nicht richtig. HvK etc. sind viel zu langsam. Steinberg hat in Boston die Allzeit-Referenz eingespielt. Die "Planeten" sind sehr gut, aber der Mars ist mir zu schnell. HvK hat in Berlin die Referenz erstellt. Den Kauf dieser bluray-audio kann ich allen Interessierten nur wärmstens empfehlen! Sie klingt auf einer hochwertigen Anlage (Accuphase Verstärker) perfekt. Die kommende Original Source kostet horrend!
    Meine Produktempfehlungen
    • Rudolf Kempe dirigiert Richard Strauss Rudolf Kempe dirigiert Richard Strauss (CD)
    • Rudolf Kempe dirigiert Richard Strauss (180g) Rudolf Kempe dirigiert Richard Strauss (180g) (LP)
    Whitney Houston Whitney Houston
    Whitney Houston (LP)
    14.05.2023
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Meine Queen der Achtziger

    Das überwältigende Debütalbum der Whitney musikalisch zu bewerten ist überflüssig.
    Wer hier Rat sucht, möchte wissen, was die neue LP taugt.
    Die Abmischung ist sehr sauber. LPs im alten Sinn gibt es nicht mehr, es heißt Vinyl und ist es auch zu oft. Sowohl die Universal als auch die Warner haben mir etliche Mangelartikel verschafft. Mein Exemplar hier ist überraschend gut gelungen. Kein hörbares Grundrauschen, beide Seiten laufen einwandfrei. Wer sich das Album in diesem Format gönnen will, greife zu!
    Die Papierhülle ist das alte Sony-Problem, statisch aufgeladen. Es empfiehlt sich grundsätzlich, wenn die Kaufsumme von Vinyl bei jpc 65 Euro übersteigt, das gratis angebotene Innenhüllen-Set mit zu bestellen. Die Ware ist Top-Qualität!
    The Rarities Mariah Carey
    The Rarities (LP)
    30.04.2023
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    4 von 5

    Überirdisch

    Seit ich "Without You" das erste Mal von Mariah Carey gehört habe, bewundere und liebe ich diese Stimme und diese Art zu singen wie kaum etwas anderes. Die "klugen" Texte der Regenbogenpresse haben mich nie interessiert. Es geht nur um die Musik. Die CDs habe ich nie gekauft, der Klangkiller CD war mir für diese Stimme nie angemessen. Die Alben habe ich erst seit Ende 2020, als endlich die LPs vorlagen.
    Diese Box war lange vorangekündigt, ich hatte viele Bedenken. Wird mit 15 nachgelieferten Titeln, manchmal purer Ramsch, schnelles Geld gemacht? Seit Edels 3LP-Set "Roxy Music live", einer furchtbaren Klanggurke, habe ich kein Interesse mehr an Live-Mitschnitten. Die Box war zuerst für weit über 100 Euro gelistet, damit entfiel sie ohnehin. Mit dem niedrigeren Preis habe ich die Vorbestellung riskiert.
    Ein dünner Schuber mit Klappdeckel enthält die LPs, kein Einleger, kein Booklet.
    Informationen in kleinem Druck sind auf den Hüllen. Die LPs sind in den ungeeigneten Papierhüllen statisch aufgeladen. Es empfiehlt sich, das von jpc bei diesem Bestellwert gratis angebotene Innenhüllen-Set mit zu bestellen und die LPs umzuquartieren.
    Die LPs sind absolut plan. Da die Spielzeit pro Seite mäßig ist, endet der Musikteil der Rille deutlich vor dem Etikett. Es ist wieder Vinyl, besonders der Einlauf Seite 1 rauscht wie die Brandung der Biscaya. Das Grundlaufgeräusch ist häufig nicht zu überhören.
    Die Pressung 1 bis 6 ist tadellos, 7 und 8 leicht unsauber.
    Die Raritäten (1-4) dauern gut 60 Minuten. Kein Ramsch, statt dessen schon bei den ersten beiden Titeln die Frage, warum das nicht schon auf dem Album damals war.
    Das Konzert (5-8) geht rund 80 Minuten. Zu dem, was aus den Rillen kommt, fehlen mir fast die Worte. MC gibt alles, sie toppt alle ihre Studioaufnahmen, es ist, als ob sie für die Ewigkeit singen wollte. "One sweet day" mit Boyz II Men wie im Original kommt so intensiv und überwältigend, wie es nur geht. Die Qualität der Aufnahme und die Abmischung sind top-audiophil, wärmer kann LP nicht klingen. So klingen sonst nur die besten Scheiben von MFSL aus den 80ern und die von Analogphonic. Das Musikerlebnis der Live-Seiten ist absolut höchster Genuß!!!
    Meine Produktempfehlungen
    • Mariah Carey (remastered) Mariah Carey
      Mariah Carey (remastered) (LP)
    • MTV Unplugged (remastered) Mariah Carey
      MTV Unplugged (remastered) (LP)
    • Daydream (remastered) Mariah Carey
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      Music Box (remastered) (LP)
    • Emotions (remastered) Mariah Carey
      Emotions (remastered) (LP)
    Violinkonzert op.61 Violinkonzert op.61 (SACD)
    26.03.2023
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5

    Die Pauke und die Kadenzen

    Das Beethoven-Violinkonzert, in jeder Hinsicht ungewöhnlich. Welches Violinkonzert beginnt mit fünf Paukenschlägen? Dazu der einzigartige himmlische zweite Satz, zu dem Patricia Kopatchinskaja so schön gesagt hat "Das ist der Augenblick, auf den ich den ganzen Tag gewartet habe."

    In aller Regel wird das Konzert mit den sehr stimmigen Kadenzen von Fritz Kreisler gespielt. Kadenzen zum Violinkonzert gibt es von LvB nicht. Wohl aber gibt es von ihm Kadenzen zu seiner Neufassung als Klavierkonzert. Diese hat Wolfgang Schneiderhan sehr einfühlsam in seiner Einspielung adaptiert. Bereits hier gibt es Einfälle der Pauke in die Violine.

    Jörg Widmann hat sich hörbar sehr intensiv mit LvBs Partitur auseinandergesetzt. Das Ergebnis sind vier Kadenzen für Violine, Kontrabass und Pauke, die ersten beiden jeweils fast fünf Minuten lang.

    Aufnahmen dieses Konzertes habe ich mehr als genug, meine Referenz ist und bleibt Chung/Tennstedt in Amsterdam (meine Würdigung über den Link unten). Tennstedt pumpt Energie in die Partitur wie weiland Carlos Kleiber und Frau Chung spielt den Solopart mit den Kreisler-Kadenzen, als ob LvB selbst ihr Note für Note erklärt hätte.

    Mich interessierte diese Aufnahme aber wegen Frau Eberle. Sie spielt mehr als überwältigend und unbeschreiblich faszinierend. Ein sehr schlanker Ton, fast filigran zu nennen. Intensivste Beschäftigung mit den Noten, wie lange hat Frau Eberle die Partitur studiert? Das Spiel ist jede einzelne Note ein Höhenflug und Genuß, absolut bannend. Das ist nicht einfach eine "Begabung", das ist eine Könnerin, die tiefen Respekt verdient hat.

    Das LSO spielt unter Sir Simon sehr gut, die Klangqualität ist überaus erfreulich. Das Booklet in drei Sprachen ist sehr informativ, enthält auch einen Text von Jörg Widmann zu seinen Kadenzen. Gerade bei dem Preis weit mehr als ein Kauftip.
    Meine Produktempfehlungen
    • Violinkonzert op.61 (180g) Violinkonzert op.61 (180g) (LP)
    Klarinettenkonzert KV 622 Klarinettenkonzert KV 622 (SACD)
    24.05.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Entthronte Referenz

    Die Zahl der Aufnahmen von Mozarts Klarinettenquintett und -konzert ist fast nicht überschaubar. Leider sind sie in der Regel mit der A-Klarinette. Das ist historisch falsch. Anton Stadler hat in Wien in den späten 1780ern die Bassettklarinette geschaffen. Diese ist größer, hat einen nach unten größeren, also einen tieferen Tonumfang, ein völlig anderes Instrument.

    BIS und Martin Fröst gebührt das Verdienst, das Klarinettenkonzert mit diesem Instrument korrekt eingespielt zu haben. Die vorliegende Aufnahme ist sehr gut, hatte zu recht Referenzstatus.

    Freilich hat im Frühjahr 2022 BIS seine eigene Referenz durch eine neue Aufnahme entthront. Michael Collins wurde bemüht, dazu das Philharmonia Orchestra. Wahrlich nicht als Füller gibt es dazu das Quintett mit den Wigmore-Soloists. Bei Interesse führt der Link unten zu meiner ausführlichen Würdigung.

    Beide Werke liegen in den neuen Einspielungen durch Michael Collins in beispielhaften Einspielungen vor, die sich durch ganz außergewöhnlichen musikalischen Tiefgang auszeichnen. Die Unterschiede im Adagio zwischen beiden Aufnahmen sind mehr als eklatant. Damit wurden neue Referenzen für beide Werke geschaffen, die kaum zu toppen sein dürften. Auch bei einem aktuellen Aktionspreis von unter 8 Euro ist Martin Fröst jetzt leider zweite Wahl. Wer beide Mozartwerke in wahrlich genialen Einspielungen hören möchte, greife bitte zur neuen SACD mit Michael Collins.
    Meine Produktempfehlungen
    • Klarinettenkonzert KV 622 Klarinettenkonzert KV 622 (SACD)
    Klarinettenkonzert KV 622 Klarinettenkonzert KV 622 (SACD)
    23.05.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Zu den Sternen

    Schon vor der Einschulung war ich absoluter Mozart-Fan. Freilich: beim Klarinettenkonzert habe ich mich nie wohl gefühlt, der Klang des Instruments hat mir nicht behagt, die Übergänge waren nicht mein Fall.

    Als Erwachsener habe ich gelernt, dass das am Instrument liegt. In aller Regel wird die A-Klarinette gespielt. Damals Ende der 1780er in Wien hat Anton Stadler für Mozart aber die Bassettklarinette erschaffen. Diese ist etwas größer, spielt tiefer und hat auch einen deutlich tieferen Klang. Mit diesem Instrument handelt es sich für mich bei Mozarts Klarinettenkonzert und -quintett um völlig neue Werke.

    Karl Böhm hat öfters angeführt, dass Mozarts Musik stets etwas Trauriges in sich trage. Es gibt von Andras Schiff das Buch "Musik kommt aus der Stille". Es ist ein Quell vieler profunder kluger Sätze über Musik. Er schreibt, dass bei Mozart immer zwei verschiedene Augen da wären, das eine mit einem Lächeln, das andere mit einer Träne. Werke in A-Dur sind bei Mozart immer gedeckt gewesen. Bereits die Symphonie KV 201 sprüht nicht vor Fröhlichkeit. Mit dem Klavierkonzert A-Dur KV 488 sind auch die Konzerte gedeckter. Die noch im Es-Dur-Konzert KV 482 sprühende Lebensfreude ist Vergangenheit. So sind auch beide großen Klarinettenwerke Musik mit gedämpften Farben, Tiefgang und Tiefgründigkeit sind von den Musikern gefordert.

    Es gibt von BIS zwei SACDs mit dem Klarinettenkonzert, einmal Fröst mit der Deutschen Kammerphilharmonie, zum anderen das Philharmonia Orchestra mit Collins. In beiden Alben dirigiert der Solist das Orchester. Der Zufall wollte es, dass ich beide innerhalb von zwei Tagen bekam, den Fröst durch meine Bestellung, den Collins von einem lieben Freund besorgt.

    Die Bogenführung der Kammerphilharmonie erinnert an Harnoncourt, nun ja. Im Prinzip ist an der Aufnahme nichts auszusetzen. Es wird sauber musiziert, der Mozart findet ohne Wenn und Aber statt. Eine sehr gute Aufnahme.

    Leider ist aber das Bessere der Feind des Guten. Mich hat der Collins vom ersten Ton an in weit mehr als einem Sturm genommen, was für ein Unterschied! Es wird ab der ersten Note mit einer unglaublichen Genauigkeit musiziert, da hätte selbst der Dauer-Nörgler Karl Böhm nur genickt. Kern ist das Adagio. Fröst braucht 6:38, Collins 7:37. Die 59 Sekunden Unterschied führen zu einer Vertiefung des Ausdrucks, die man gehört haben muss, vorstellen kann man sich das nicht! Collins denkt, empfindet, fühlt, lebt die Musik, als ob er alle Weisheiten zu ihr von Mozart selbst empfangen hätte. Was für eine einmalige Einspielung! Meinen allertiefsten Respekt, Mr. Collins!!!

    Bei Fröst gibt es das "Kegelstadt-Trio" dazu, sehr gut. Collins hat sich aber mit den Wigmore-Soloists noch zum Klarinettenquintett aufgemacht. Dieses erste nach einem Konzertsaal benannte Quartett besteht aus Top-Solisten, unter anderem einer Isabelle van Keulen und einem Alexander Sitkovetzky. Mit der Über-Alles-Qualität des Konzerts war mir vor dem Quintett klar, dass auch hier allerhöchstes Niveau geboten wird.

    Dieses unglaublich wertvolle Album enthält sowohl das Klarinettenkonzert als auch das -quintett in der bestmöglichen Einspielung. Hier ist weit mehr als Freude pur angesagt. Das dritte Werk, das Collins gewidmete Birchall-Konzert, ist besser, als ich es erwartet hatte. Klang und Booklet sind einwandfrei, wie wohl immer bei BIS.
    Ein Kommentar
    Anonym
    02.03.2024

    Fröst vs Collins ...

    ... oder Kammerensemble vs Sinfonieorchester. Wer
    genauer recherchiert, findet eine weitere, die frühe Fröst-BIS-Aufnahme mit der Amsterdam Sinfonietta und dem Quintett mit dem Vertavo Quartet.
    Mir pers. ist eine kammermusikalische Darbietung, mozartisch zeitgemäß, werkgerechter, zumal Fröst traumhaft leicht und souverän aufspielt und mit keiner Phrase elaboriert klingt. gmr.
    Violinkonzert op.61 (180g) Violinkonzert op.61 (180g) (LP)
    09.05.2022
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Ein Fest

    Kyung-Wha Chung gewann 1968 mit gerade 20 Jahren den wichtigen Leventritt-Wettbewerb in den USA, mußte sich allerdings den ersten Preis mit Pinchas Zukerman teilen. Damit begann ihre Karriere, Schallplatten folgen bald, zuerst für die Decca, 1988 vollzog sie den Wechsel zur EMI. Sie war "immer schon da", stand aber nie in vorderster Reihe. Damals lebte noch die Legende David Oistrach. Ich erinnere mich an eine Rundfunkübertragung der Wiener Festwochen (1973?), Beethoven mit den Symphonikern und Giulini. Da führte einfach kein Weg vorbei.

    In Deutschland standen dann Frau Mutter und Frau Fischer im Vordergrund, Damen wie Hilary Hahn ergänzten. Mein Ur-Erlebnis mit Violine war, ist und bleibt Viktoria Mullova. Seit ihrem Plattendebüt mit Sibelius/Tschaikowsky unter Ozawa ist sie meine Allzeit-Referenz. Die CD von damals konnte ich im Dezember 2021 endlich mit einer Vinyl-Wiederveröffentlichung von AnalogPhonic ergänzen, die den absoluten Ausnahme-Rang dieser Einspielungen endlich angemessen wiedergibt. Der Link unter führt zu meiner Rezension.

    Leider (!) habe ich mich nie sonderlich für Frau Chung interessiert. Vor einiger Zeit gab es hier bei jpc wohl in niedriger Auflage auf Vinyl verschiedene Klassiker, vor allem aus dem Universal-Repertoire. Darunter waren Sibelius/Tschaikowsky mit Chung/Previn und dem LSO (1970) und Bruch mit dem g-moll-Konzert und der "Schottischen Fantasie" unter Kempe mit dem RPO (Mai 1972). Beide fand und finde ich sehr beeindruckend. Sibelius und Tschaikowsky sind mit kleinen Haken und Ösen, es fließt nicht alles perfekt, aber für 22 Jahre der Solistin ist das sehr gelungen. Auch die Bruch-Werke sind sehr gelungen, gerade, was den wunderbaren lyrischen 2. Satz des g-moll-Konzerts betrifft.

    Das vorliegende Album gab es bisher nur auf CD. Das hier ist der erste LP-Release. Der Beethoven ist live von Ende 1989 aus dem Concertgebouw, der Bruch ist aus den Abbey Road Studios vom Mai 1990.

    Ich ziehe absichtlich den (unwichtigeren, sorry!) Bruch vor. Was Frau Chung 18 Jahre nach der ersten Aufnahme noch zusätzlich an Erfahrung, Weisheit des "freien Musizierens" geben konnte, ist da. So spielt man, wenn man zu den Tops gehört und durch 1000 Feuer gegangen ist. Tiefer geht das lyrische Empfinden im 2. Satz nicht. Eine trockene, leblose Studio-Aufnahme ist das nicht. Der von mir tief bewunderte Kempe (Strauss aus Dresden, welch ein Gipfel) dirigierte das eher etwas trocken und symphonisch. Tennstedt pulst, liefert Energie, gerade im Finale. Er muß, so wie er hier dirigiert, wohl zu den Fans von Carlos Kleiber gehört haben. Auch er wußte Energie in Musik zu "pumpen". Das Bruch-Konzert ist eine rundum perfekte Freude. Klare Referenz! Der Seitenwechsel ist nach dem 2. Satz. Der logische nahtlose musikalische Fluß des 1. in den 2. Satz ist also nicht gestört.

    Also das Beethoven-Konzert, hier mit den Kadenzen von Fritz Kreisler. Ich meine, dass man (auch ich!), sich immer wieder klar machen sollte, dass das nicht "ein Violinkonzert" ist. Das ist weit mehr als nur ein Monolith. Mit 45 Minuten ist es eines der längsten Violinkonzerte überhaupt. Der 1. Satz mit 25 Minuten dauert fast so lange wie ein ganzes Mozart-Konzert, genau so lange wie das g-moll-Konzert von Bruch. Dieser Sonatensatz nimmt Schumanns Wort der "himmlischen Längen" von Schuberts großer C-Dur-Symphonie vorweg. Der tatsächliche Höhepunkt ist aber der 2. Satz, das Larghetto. Patricia Kopatchinkaja hat einmal so wunderschön gesagt: "Das ist der Moment, auf den ich den ganzen Tag gewartet habe". Die Musik ist fast ein Nachtstück und weist weit in die Zukunft. Schostakowitsch hat mit dem Notturno seines 1. Konzerts hier angeknüpft. Wie in dunkler Nacht geht die Violine ihren Weg, die Instrumente um sie herum werden immer weniger, immer leiser, bis dass die Violine nur noch von wenigen Pizzicati begleitet wird. Einer der größten Momente der Musik ist dem Beethoven hier gelungen!

    Man hört, dass es live ist. Zu Beginn sind die Saal-Mikrofone voll aufgedreht, der Grundpegel des Publikums zu hören. Während der Musik ist kein Mucks aus dem Publikum zu hören, erst der Applaus danach ist wieder live. Tennstedt dirigiert keinen Titanen, nicht wuchtig. Er hat sich seine Sache sehr genau überlegt, dirigiert extrem präzise, energisch und expressiv. Frau Chung ist nicht hoch genug zu rühmen. Note für Note ist es so wunderbar, faszinierend und beglückend, ihr zuzuhören und zu folgen. Es stimmt einfach alles. Ihr muss Beethoven im Traum erschienen sein und den Solopart Note für Note mit ihr durchgesprochen haben. Natürlicher und richtiger als hier kann Musik nicht fließen. Dieser Meilenstein Beethoven-Konzert kommt so wunderbar und natürlich daher, wie hoch oben in den Alpen ein junger Wasserquell aus der Erde sprudelt, glasklar und rein. Man achte allein einmal auf die kurze Solo-Violine vor dem ersten Pizzicato im 2. Satz. Das ist neben der Legende Oistrach die einzige ernstzunehmende Einspielung des Beethoven-Konzerts! Allzeit-Referenz nennt man das!

    Aufnahmetechnisch und von der Abmischung her gibt es von einer Highend-Anlage mit etwas lauter gestelltem Pegel keinen Einwand!

    Äußerlich ist das Gebinde, wohl wegen des Preises, eher bescheiden. Eine gemeinsame Tasche für beide LPs, keine Doppeltasche. Ein kurzer Einführungstext auf dem Rücken, nur in englisch. Keine Spielzeiten, kein Einleger. Die LPs befinden sich in weißen Papiertaschen, die mit antistatischer Folie ausgelegt sind. Kein Kleben. Beide LPs sind plan, keine Wellen. Auf allen Seiten endet die Rille, was den Musik-Inhalt betrifft, in deutlichem Abstand (!) vom Etikett. Seiten A, C und D laufen einwandfrei, Seite B ist in der 4. Minute des Larghetto nicht ganz sauber gepresst.

    Fazit: das Album ist schlicht ein Fest. Neben besagter Mullova/Ozawa-Doppel-LP ein absoluter Höhepunkt, mehrfache Referenz: Referenz in Sachen Bruch und vor allem Beethoven, Referenz Chung und Referenz Tennstedt.
    Meine Produktempfehlungen
    • Violinkonzert op.47 (180g) Violinkonzert op.47 (180g) (LP)
    Lieder - "Dissonance" Lieder - "Dissonance" (CD)
    04.04.2022
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Vorsicht, intensiv!

    Asmik Grigorian eilt ein Ruf voraus. Als Salome und Rusalka ist sie per Blu-ray verfügbar, ihre Chrysothemis und Jenufa sind nicht weniger berühmt. Man kann sich als Sängerin das Leben mit einem ersten Album wahrlich einfacher machen, als ausgerechnet "Lieder" von Rachmaninow einzuspielen. Sie hat den lettisch-russischen Pianisten Lukas Geniusas, zweiter Sieger in Moskau 2015, an ihrer Seite. Diese "Lieder" sind wahrlich keine Lieder, also deutsche Kunstlieder, wie sie uns von Schubert, Schumann und Brahms vertraut sind. Die 19 Titel sind fast komplett hochdramatische Opernszenen. Es wird von beiden Musikern mit einer Intensität musiziert, die meine hochgespannten Erwartungen trotzdem weit übertrifft. Asmik Grigorian singt und gestaltet mit einer heutzutage unglaublichen Intensität, Kraft und Hochspannung. Sie singt sich die Kehle aus dem Leib und die Seele gleich mit dazu, einfach unglaublich! Sie singt dieses Programm auch im Konzertsaal. Es ist davon auszugehen, dass sie nach dem Programm schlicht "alle" ist, das kostet Kraft. Geniusas ist kongenialer Partner, einfühlsam, aber genauso intensiv. Wahrlich kein "Begleiter"! Rein musikalisch ist das Album ein absoluter Volltreffer, ein klarer Kandidat für die besten Alben des Jahres.

    Es sind aber einige kritische Worte an das Haus alpha zu richten. Zunächst einmal beträgt die Spielzeit dieser CD keine 46 Minuten. alpha liefert zur Zeit etliche Alben mit so kurzer Spielzeit für volles Geld (!) aus. Der Bogen spannt sich von Lucile Boulangers "Solo Bach - Abel" (2 x 45 Minuten) über das hier vorliegende "Dissonance" bis hin zu Barbara Hannigans "Dance With Me" (45 Minuten). Auf eine CD passen locker 75 Minuten Musik. Diese Spielzeit ist kein Diktum. Bei einer Serie von Alben mit einer deutlichen Unter-Spielzeit von rund 45 Minuten kommt beim Käufer nicht viel Freude auf. Das ist wenig Musik für trotzdem viel Geld, die Alben gibt es nicht dauerhaft rabattiert.

    Weit mehr als nur ein "Ärgernis" ist das sogenannte "Booklet", das diesen Namen nicht verdient. Wer nur die Musik hören und nichts dazu lesen möchte, ist bestens bedient. Wer aber kompetente Informationen sucht und sich gründlich einlesen will, bleibt auf der Strecke. Die Titel sind nur auf Englisch gelistet, gesungen wird natürlich auf Russisch. Die russischen Texte fehlen zur Gänze. Die Texte der 19 Lieder gibt es nur auf englisch und französisch. Das ist völlig inakzeptabel! Es ist bereits bekannt, dass alpha die Nr. 14 von Schostakowitsch mit Asmik Grigorian und Matthias Goerne vorbereitet. Ich habe mir meine Schostakowitsch-Box der EMI bzw. Warner mit den Aufnahmen von Mariss Jansons herausgesucht. Im Booklet sind die Texte perfekt und vollständig gelistet. Auf Doppelseite, links russisch und deutsch, rechts englisch und französisch! Wer den gesungenen Text auf russisch verfolgen und gleichzeitig die Übersetzung vor Augen haben will, ist bestens bedient und kann sich nicht im Text verlieren. Dazu gibt es von einem mir unbekannten Herrn Nicolas Derny, der von alpha offensichtlich öfter bemüht wird, einen "Einführungstext". Die Lieder werden ohne jede Not in einer völlig anderen Reihenfolge von ihm abgehandelt, als sie auf der CD gelistet sind. Das schafft größte Mühen, sich einzulesen. Dazu kommt, dass das Lied "Do not Sing, My Beauty", das korrekt op. 4, Nr. 4 ist, in dieser Einführung fälschlich als op. 3, Nr. 4 bezeichnet wird. Rachmaninows op. 3 sind Stücke für Klavier solo, keine Lieder. Der Text schafft beim interessierten Musikfreund, der sich einlesen will, nur Mühen und Schleudern. Einem musikalisch absolut beglückenden Album wurde von alpha ein "Booklet" beigefügt, das völlig inadäquat ist. Ich kaufe seit über 40 Jahren Musik auf Tonträgern. Das hier ist der schlechteste Begleittext, den ich jemals gesehen habe.
    Ein Kommentar
    Anonym
    23.12.2022

    Verpackung auch Fehlkonzept

    Nicht nur ist das Begleitheft (Denglish: booklet) indiskutabel und die mickrige Aufnahmedauer ein Beschi66 wie oben erwähnt, sondern man braucht auch Spinnenfinger um die Scheibe aus der Billigst-Papp-Verpackung zur entfernen. Mit normalen Fingern fügt man der Scheibe entweder Kratzer oder Fettflecke zu.
    Der größte Mangel des Begleitheftes ist tatsächlich dass keinerlei Hinweise auf die Grundlage der gewählten Liedreihenfolge vorhanden sind, somit muss ich davon ausgehen dass diese durch Würfeln entstanden ist.
    Requiem Requiem (CD)
    03.04.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    "How Do You Find Peace?"

    Joyce DiDonato fragt im Begleittext zu ihrem Album "In War And Peace" so schön "How Do You Find Peace?". Antwort: in dem hier vorliegenden Album. Hier kann man wirklich zur Ruhe kommen, es ist aber keine Schlafmusik!

    Zunächst einmal punktet das Album bereits von außen mit einer Spielzeit von über 79 Minuten. Der Käufer bekommt also Spielzeit (!) für sein Geld. Sehr gut!

    Die Musik ist vorwiegend reine Chormusik, also a capella. Chor und Orchester zusammen werden nur im ersten Stück "Ad genua" bemüht. Aus dem Text dieser 10 Minuten stammt auch mit "I fall to my knees and worship the eternal music" der Titel des Albums. Nr. 10 und 18 sind zwei Werke nur für Streichorchester. Sie erinnern an Vaughan Williams' Meisterwerk "Fantasia on a theme by Thomas Tallis". Alles weitere ist a capella, meist religiösen Charakters, Mariengesänge, ein Requiem und ein Magnificat. Das Requiem ist mit 28 Minuten Gesamtzeit die längste Einzelkomposition. Wie bei Faure entfallen Offertorium und Credo. Faure erzielt mit seinem Pastellton des Orchesters trotzdem ein intensives Werk. Saevarssons Vertonung liegt mir aber, so sehr ich mich auch bemühe, nicht ganz auf der Höhe der übrigen Werke auf diesem Album. "Ad genua" startet mit Synkopenschlägen dunkel und mit sehr intensiver Wirkung. Nr. 4 ist ebenfalls sehr wirkungsstark, das Magnificat von Saevarsson, das viel zu schnell vorbei ist, sehr beeindruckend. Nr. 8 ist sehr warm, Nr. 9 sogar eher positiv.

    Die Musik wurde im Sommer 2021 in London aufgenommen. Orchester und Chor wurden im "social distancing" positioniert. Sehr viele Fotos von den Aufnahmesitzungen zeigen dies. Die räumliche Breite und Tiefe kommt in der Aufnahme sehr deutlich zum Ausdruck. Es klingt sehr intensiv, den Raum erfüllend. Auf Denglisch gibt es das Wort "spacig". Das paßt hier vortrefflich.

    Graham Ross ist Leiter des Choir of Clare College und Mitbegründer sowie Principal Conductor des Dmitri Ensembles. Er hat zu allen eingespielten Werken einen sehr profunden und tiefgründigen Einführungstext sowohl zu den Texten als auch zu den Vertonungen verfaßt. Das gibt dem Einsteiger in die isländische Musik allerbeste Gelegenheit, sich einzulesen. Der Text liegt in englisch und französisch vor, deutsch leider nicht.

    Die gesungenen Texte sind vollständig in der Doppelseite gelistet, linke Seite Isländisch bzw. Latein, rechts Englisch und Französisch.

    Harmonia mundi hat hier in Spielzeit, Qualität der musikalischen Aufführung und Booklet eine sehr beeindruckende Leistung geliefert. Eine außergewöhnlich gut gelungene Veröffentlichung!
    Stabat Mater (Pariser Version 1769 für 2 Soli,Chor,Streicher) Stabat Mater (Pariser Version 1769 für 2 Soli,Chor,Streicher) (CD)
    29.03.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Gold

    Rousseau soll sich ganz tief gerade vor dem 1. Satz verbeugt haben. Neben dem Interesse an dieser CD hatte ich einen ganz profanen Grund: Adele Charvet. Ich mag diesen warmen, "cremigen" Mezzo. Das Bauchgefühl hatte mich zu ihrem Album "Long Time Ago" geführt, wie sich zeigte, völlig richtig. Der Link zu meiner Würdigung ist unten.

    Pergolesis "Stabat mater" gibt es in vielen Abschriften, damit auch Fassungen. Selbst Bach hat mit "Tilge, Höchster, meine Sünden", BWV 1083, seine Reverenz erwiesen. Die Fassungen unterscheiden sich sowohl in der Zahl der Solostimmen als auch im Choreinsatz. Julien Chauvin hat fleißig Quellenstudium betrieben und sich für eine Fassung mit zwei Solostimmen und zweistimmigem Kinderchor entschieden. Die Choreinsätze wurden deutlich vergrößert, der Chor ist fast im Dauereinsatz. Es wird authentisch musiziert. Das Orchester umfasst 20 Musiker einschließlich Herrn Chauvin an der 1. Violine. Der Chor ist der Kinderchor von Radio France, im wesentlichen Mädchen, also nur Soprane und Mezzo. Hier kann man hören, dass "Unbekannt" ganz fantastisch Musik machen kann. Es wird genauestens und unglaublich präzise musiziert, selbst spitzeste Ohren finden keinen Mangel. Beide Solo-Damen sind exzellent. Die Musik wirkt weniger sakral als durchaus eher opernhaft. Leider ist die ganze Freude am "Stabat mater" nach 35 Minuten bereits zu Ende. Einfach nur wunderschön, alpha hat extrem präzise aufgenommen und abgemischt. Der Klang ist ohne jeden Tadel.

    Dazu gibt es als "Füller" Haydns Nr. 49 im gleichen f-moll, nur das Trio im Menuett ist in F-Dur. Thema ist die Passion Christi. Chauvin hat die von Haydn vorgesehenen Oboen und Hörner durch die im Saal befindliche Orgel ersetzt. Das führt zu einem völlig neuen Höreindruck.

    Alpha hat erfreulich auf Umweltschutz umgestellt, die Verpackung ist frei von Kunststoff. Dicker Karton trägt die CD. Dazu gibt es ein dickes (!) Booklet mit ganz ausgezeichneten, hochinformativen Texten in E,F und D.

    Es kann in allen Beurteilungspunkten nur die Höchstwertung geben. Im umfangreichen Katalog von alpha ist diese CD eine der allerbesten Veröffentlichungen! Also: glasklare Empfehlung!
    Meine Produktempfehlungen
    • Adele Charvet - Long Time Ago Adele Charvet - Long Time Ago (CD)
    La Damnation de Faust La Damnation de Faust (SACD)
    05.03.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Faust als Spektakel

    Man sollte vorher wissen, dass es sich hier um "Faust", nicht um Goethes "Faust" handelt. Wer Goethe will, sei an Gustav Mahler und Robert Schumann verwiesen.
    Die "Dramatische Legende" ist in vier Teile gegliedert, die grob die Faust-Geschichte erzählen. Im ersten Teil schickt Berlioz seinen Helden nach Ungarn, weil der "Rakoczy-Marsch" so gut herein passt. Die Osternacht mit der Selbstmord-Absicht, Auerbachs Keller, das Lied vom Floh, auch den "König in Thule" gibt es. Was der Opernfreund bei Gounod kennengelernt hat, fehlt. Mephisto zaubert keine Vision von Margarethe, kein "Faust-Walzer", auch kein Margarethe in der Kirche. Dafür tritt Mephisto mit Höllenspektakel und Feuerzauber auf, wie es nur Berlioz konnte. Es sind aber eher phantastische Szenen, Nächte mit Sylphen und Ähnlichem, die von der Tonsprache her die "Symphonie fantastique" in Erinnerung bringen. Der Meilenstein, der Berlioz damit gelungen war, klingt hier durchaus nach. Billig kopiert wird natürlich nicht, dazu war Berlioz viel zu gut. Marguerite tritt erst im dritten Teil auf, "der König von Thule", umrahmt von zwei Duetten mit Faust. Der vierte Teil beginnt mit ihrer großen Arie, Edith Mathis wird vom BSO traumhaft schön begleitet. "Fausts Verdamnis" selbst ist interessanterweise der Vor-Schluß. Das Finale selbst ist eine sehr zarte Verklärung und Glorifizierung Marguerites. Träger der Musik ist zuerst das Orchester, dazu die Chöre. Die drei großen Solisten werden durchaus länger eingesetzt, es sind aber keine selbständigen Auftritte.
    Die Solisten sind in ihren eher unopernhaften kurzen Szenen sehr gut. Stars sind der Tanglewood Festival Chorus, das Boston Symphony Orchestra und der Super-Ozawa, die ihr Allerallerbestes geben.
    Wie schon die Vorredner ausgeführt haben, ist der Klang absolut topp.
    Vielen Dank an jpc für den überaus freundlichen Aktionspreis. Ich habe sehr gern gekauft!

    Wer Seiji Ozawa mega-topp audiophil hören möchte, dem darf ich den Meilenstein mit den Violinkonzerten von Tschaikowsky und Sibelius mit Viktoria Mullova allerwärmstens empfehlen. Analogphonic hat die älteren Aufnahmen in beispielloser Qualität auf LP neu belebt. der Link zu meiner Würdigung unten.
    Meine Produktempfehlungen
    • Violinkonzert op.47 (180g) Violinkonzert op.47 (180g) (LP)
    Lieder Lieder (SACD)
    03.03.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Schumann-Glück pur

    Lenaus "Gedichte der Königin Maria Stuart", dann Lieder und Gesänge aus "Wilhelm Meister", dann mehrere Duette, alles von Robert Schumann, zum Schluß noch sieben Lieder von Brahms. Wahrlich ein Programm mit Anspruch!

    Ann Murray, Bayerische Kammersängerin, und Trägerin des Bayerischen Verdienstordens, hat hier mit dem Pianisten zusammengearbeitet, der schon bei den ersten Solo-Alben von Bryn Terfel glänzte. Unterstützt wird sie von drei Sängern, zu denen Benjamin Appl gehört, der zur Zeit auf alpha mit der "Winterreise" erfolgreich ist.

    Wenn auf Proben etwas besonders gut gelungen war, sagte Günter Wand so gern: "So und nicht anders". Das gilt hier. Ich möchte das Glück dieses wunderbaren Albums nicht zerreden. Textdurchdringung, Textverständlichkeit, Phrasierungskunst etc., es ist alles da. Auch nach der wunderbaren Margaret Price gibt es "zum Glück" noch vollendeten Frauen-Schumann-Lied-Gesang. Es ist 64 Minuten lang ein Baden im Wohlklang bis zum "Raus-Schmeißer" in Form des "Wiegenlieds" von Brahms. So unbeschreiblich schön.

    Die SACD klingt fantastisch. Das Booklet ist nur englisch, natürlich mit allen deutschen Texten, ausnahmsweise ohne sinnentstellende britische Typografie mit "ß" statt "ss".

    Wer diese Musik mag: unbedingt kaufen und ganz toll die SACD liebhaben!

    Wer wie ich von Schumannschem Frauengesang nicht genug bekommen kann: es gibt bei dem schwedischen Label BIS eine wunderbare SACD mit Carolyn Sampson. "Frauenliebe und -leben" wird mit weiteren Liedern ergänzt, dazu kommen sieben Lieder von Clara Schumann, die fast stärker sind als die ihres Mannes (Link zu meiner Würdigung unten).

    Wer sich für Komponistinnen interessiert: Emily d'Angelos Album "Enargeia" sammelt zwölf Stücke von Komponistinnen aus acht Jahrhunderten. Es wird in einem atemraubenden Höhenflug 52 Minuten lang musiziert. Für mich eines der zehn Alben für die Insel (auch hier der Link zu meiner Würdigung unten, es empfiehlt sich wegen der basslastigen Orchestrierung die LP, meine ist top-gepresst).
    Meine Produktempfehlungen
    • Carolyn Sampson & Joseph Middleton - Album für die Frau Carolyn Sampson & Joseph Middleton - Album für die Frau (SACD)
    • Emily d'Angelo - Enargeia (180g) Emily d'Angelo - Enargeia (180g) (LP)
    • Emily d'Angelo - Enargeia Emily d'Angelo - Enargeia (CD)
    Adele Charvet - Long Time Ago Adele Charvet - Long Time Ago (CD)
    02.03.2022
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    "Alte Welt" meets "Neue Welt"

    Das ist kein klassisches Lieder-Recital! Der typisch deutsche Tiefgang von Brahms, Schubert und Schumann ist eine andere Welt. Das Album ist aber alles andere als ohne Anspruch, unterhält und macht Spaß. Die Musik, 20. Jhd., ist tonal, enthält oft Jazz und Blues, auch Cabaret-Songs.

    Beide Damen kennen die Welt der anderen. Susan Manoff, in New York geboren, ist durch ihre Zusammenarbeit mit Veronique Gens und Sandrine Piau im französischen Repertoire bestens ausgewiesen. Adele Charvet ist in New York aufgewachsen. Die Damen haben eine zuerst lange Liste von interessanten Liedern erstellt, die sie schrittweise auf 23 Lieder gefiltert haben. Die Lieder sind in Form einer Windrose in der Reihenfolge sortiert, jede Himmelsrichtung entspricht einer bestimmten Farbe und Stimmung (Details im Booklet). Es beginnt und endet mit Aaron Copland.

    Susan Manoff ist am Flügel perfekt, da kann man nur nicken. Adele Charvet hat einen warmen und sehr angenehmen Mezzo. "Cremig" hieß das bei Sir Georg Solti, das wäre wohl eine Sängerin nach seinem Geschmack gewesen. Sie ist dort am besten, wo sie "geben" kann. Coplands "Zion's Walls", fast ein Gospel, ist rund und gelungen. Auch sein Titelstück "Long Time Ago", warm und innig, paßt perfekt. Rovens "Listening to jazz" stimmt, Bolcoms "Amor" ist so voll mit Charme, Witz und Esprit, dass es eine reine Freude ist. Das gilt so für den großen Teil aller Lieder. Die Gesangsstimme ist sehr direkt aufgenommen und wird extrem präsent wiedergegeben, fast zu sehr. So stellt sich bei Vaughan Williams' "Silent Noon" und bei Brittens "Funeral Blues" am Anfang jeweils ein nicht ganz rundes Hörgefühl ein. Nur die Mittellage allein, legato, ist vielleicht nicht ganz der rechte Grund für Frau Charvet.

    Das Album ist also nicht ganz perfekt, bietet aber sehr wohl sehr viel Hörfreude und ist eine klare Empfehlung. Allein Coplands "Zion's Walls" und "Long Time Ago" sowie Ives' "Songs My Mother Taught Me" kommen so voll, rund, warmherzig, erfühlt und erfüllt, dass allein diese drei Lieder Grund genug sind, doch alle fünf Sterne zu geben und eine glasklare Kaufempfehlung dazu. Es geht nur zu leicht deutlich schlechter. In Sachen "Lieder" eines der besten Alben der letzten Zeit.

    Klanglich ist die CD in Ordnung.

    Das Booklet liefert eine Einführung in E, F und D. Alle Texte im Original und in F, deutsche Übersetzung fehlt. Biographische Informationen zu beiden Damen sind extreme Mangelware, daher Punkteabzug.

    Vielen Dank an jpc für den freundlichen Aktionspreis!

    Abschließend für diejenigen, die gern perfekten Damengesang schätzen:

    Mit die Beste unserer Tage ist Carolyn Sampson, die vor allem für das schwedische Label BIS SACDs aufnimmt. Ganz topp sind die Canteloube-Lieder und das Schumann-Album. Die Links unten führen zu meinen Würdigungen.

    Eines der besten Alben aller Zeiten und überhaupt ist "Enargeia" von Emily d'Angelo. 12 Titel von Komponistinnen aus acht Jahrhunderten, ein unglaublich faszinierender Höhenflug. Eines meiner "Alben für die Insel". Auch hier der Link zu meiner Würdigung unten.
    Meine Produktempfehlungen
    • Lieder der Auvergne Lieder der Auvergne (SACD)
    • Carolyn Sampson & Joseph Middleton - Album für die Frau Carolyn Sampson & Joseph Middleton - Album für die Frau (SACD)
    • Emily d'Angelo - Enargeia Emily d'Angelo - Enargeia (CD)
    • Emily d'Angelo - Enargeia (180g) Emily d'Angelo - Enargeia (180g) (LP)
    Prince Consort - Other Love Songs Prince Consort - Other Love Songs (SACD)
    02.03.2022
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Brahms und deutlich darunter

    Brahms kennen wir als den großen Ernsten, "Tragische Ouvertüre", 3. Symphonie und "Deutsches Requiem". Er konnte auch anders. Leichtfüßig, scheinbar leicht naiv, unschuldig (?) und neckisch. Also das, was er seine "Unterrock-Geschichten" genannt haben soll. Lieberlieder in Walzerform, zwei Zyklen, einmal 18, dann 15 Lieder. Das ist für ein bis vier Gesangsstimmen, dazu ein Flügel, vierhändig zu spielen. Das ist schwer, das ist selten. Daher der Repertoire-Wert, daher die Empfehlung. Im Tonträgermarkt, der nur auf Profit zielt, ist es dankbar genug zu empfinden, wenn es solche Musik überhaupt zu kaufen gibt.

    The Prince Consort sind sechs britische Musiker. Ein Pianist, gleichzeitig künstlerischer Leiter, Sopran, Mezzo, Tenor, Countertenor und Bariton. Um auf dem vorliegenden Album auf eine Spielzeit von leicht über einer Stunde zu kommen, hat der künstlerische Leiter einen mir bisher unbekannten Mr. Hough, Jahrgang 1961, mit neuen "Liebesliedern" kompositorisch beauftragt. Es sollten andere Formen der Liebe behandelt werden als bei Brahms. Um das zu unterstreichen, hat Mr. Hough die Flügelbegleitung auf drei Hände reduziert. Was das soll, erschließt sich nicht. Was soll die Wiederaufnahme eines mit nur einer Hand spielenden Pianisten vom Konzert für die linke Hand und Orchester des Maurice Ravel? Die von Mr. Hough vertonten Texte gehen in Ordnung. Seine Musik ist nicht einmal ein Füller, von einem Brahms umrahmt einfach nur peinlich und überflüssig.

    Die Brahms-Lieder werden von den Briten sehr genau und ohne Fehl und Tadel vorgetragen. Aber: der Sopran ist hörbar mit der deutschen Sprache nicht vertraut, die Zischlaute kommen sehr unnatürlich. Das Musizieren ist eher akademisch und notengenau, nicht aber so, dass die Musik einmal "leben" oder "schweben" würde. Die junge Frederica von Stade hat in einem Interview gesagt, dass das Schwerste am Singen sei, es so leicht und natürlich klingen zu lassen, dass der Hörer keine Vorstellung davon hat, wie lange und hart der Sänger dafür gearbeitet hat. Das fehlt hier.

    Mit dieser SACD zusammen hatte ich mir "Long Time Ago" von Adele Charvet, bei alpha erschienen, bestellt (der Link unten führt zu meiner Würdigung). Was für ein Gegensatz! Diese nicht ganz perfekte Scheibe liefert fast alles, was hier stattfinden müßte! William Bolcons "Amor" kommt so gewitzt, leichtfüßig, charmant und neckisch daher, wie hier zu singen wäre.

    Diese SACD klingt absolut einwandfrei. Meine Gesamtbeurteilung ist positiver, weil es mit dieser Einspielung überhaupt eine relativ ordentliche Einspielung der Brahms-Lieder gibt. Die Hough-Lieder sind nicht der Rede wert.

    Das Booklet ist nur in englisch. Die Texte sind in deutsch und englisch abgedruckt, deutsches Doppel-s wird grundsätzlich als "ß" gedruckt. Sehr irritierend!

    Referenz in Sachen Brahmsscher Liebeslieder-Walzer dürfte die Einspielung der DG mit Mathis - Fassbaender - Schreier - Fischer-Dieskau und Engel/Sawallisch am Flügel bleiben. Bedauerlicherweise, wie vieles andere Gold im DG-Katalog, von der Universal gestrichen.
    Meine Produktempfehlungen
    • Adele Charvet - Long Time Ago Adele Charvet - Long Time Ago (CD)
    Klavierkonzerte Nr.1-5 Klavierkonzerte Nr.1-5 (CD)
    17.02.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Für die Ewigkeit

    Es handelt sich um Aufnahmen aus dem Archiv des Bayerischen Rundfunks. Ende der Siebziger führte das BR-Symphonie-Orchester unter der Leitung seines damaligen Chefs Rafael Kubelik (genial, leider vergessen) mit Rudolf Serkin als Solist Beethovens sechs Werke für Klavier und Orchester live im Herkulessaal der Münchner Residenz auf. Ich habe damals, sehr jung an Jahren, die Übertragungen im Radio gehört. Ich war vom ersten Moment an zutiefst fasziniert. Mit dem ersten Takt des Orchesters beim C-Dur-Konzert war klar, dass ganz Großes stattfand. Bereits im Largo kannte Serkins Einfühlsamkeit keine Grenzen. Das Rondo ist in seinem Witz nie besser und intelligenter gespielt worden. So ging es Werk für Werk weiter. Es war das Treffen zweier Giganten: Kubelik und Serkin. Endgültiger Höhepunkt war die beste Chor-Fantasie aller Zeiten. Der kurze 1. Satz expressiv und entschieden, aber eben nicht donnernd gespielt, kein In-die-Tasten-Hauen. Dann die erste Vorstellung des Hauptthemas. So lyrisch, so unbeschreiblich empfindsam konnte nur ein Rudolf Serkin spielen. Nicht einmal Christian Zacharias hat in seinen wahrlich gelungenen Einspielungen der Mozart-Konzerte diesen Level erreicht. Ich kenne keine weitere Einspielung dieser Werke, egal welcher Pianist, egal, welcher Dirigent, wo so Beethoven und nur Beethoven gespielt wird. Ich kenne und liebe diese Mitschnitte seit über 40 Jahren. Seit dem ersten Hören habe ich jeden Tag die gleiche Antwort auf die Frage nach dem besten Pianisten aller Zeiten: Rudolf Serkin!!! Bei Günter Wand fiel in anderem Zusammenhang der schöne Satz: "So und nicht anders".
    Orfeo hat sich mit der Digitalisierung der BR-Aufnahmen größte Mühe gegeben, mehr ist nicht zu holen. Der Klang ist relativ ordentlich, entspricht aber umständehalber nicht heutigem Standard.
    Ich besitze diese Orfeo-Box seit wohl bald zwanzig Jahren. Ich höre sie immer wieder, ich habe sie erst Ende letzten Jahres wieder gehört. Auch beim letzten Hören Ende 2021 habe ich mich die ganze Zeit gefragt, wie man nur so unvergleichlich vollendet Klavier spielen kann, wie es der wunderbare Rudolf Serkin damals getan hat. Dieser Zyklus toppt die Studio-Aufnahmen der Telarc aus Boston unter Ozawa mit eben auch Serkin glasklar. Eine Box für die Insel!
    2 Kommentare
    Anonym
    08.03.2022

    "So und nicht anders"?

    Das vom Günter Wand Biografen Wolfgang Seifert angeführte Zitat ist abgeleitet von Wands eigenem zu seinen Dirigaten. Ein Rudolf Serkin hätte sich Wohl nie derart geäussert, sich seinen ihn verändernden Zeitläufen bewusst. Also, Serkins Beethoven der 50-60er Jahre sollte hier zum Vergleich stehen, die Konzerte mit Ormandy und Bernstein, nicht die Bostoner remakes unter Ozawa. Insofern relativiert sich Ihre Einschätzung von "Ewigkeit". Die BR-Aufnahmen sind sicherlich hörenswert als in sich musikalisch homogen-moderate, 'schöne' Gesamt-Darstellung, zumal von Serkin und Kubelik. Im Vergleich zu seinen früheren Einspielungen bleibt jedoch ein Rest von hörbar Fehlendem 'es muss so sein'. gmr.
    Anonym
    13.03.2022

    Ja, genau so!

    In der Tat, ich hörte als vielleicht 17jähriger im Bayerischen Rundfunk Beethovens 4. Klavierkonzert in dieser Version. Ist bis heute etwas vom Bewegendsten in diesem Bereich (Klavierkonzerte) geblieben!! Klare Kaufempfehlung!
    Carolyn Sampson & Joseph Middleton - Album für die Frau Carolyn Sampson & Joseph Middleton - Album für die Frau (SACD)
    14.02.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Clara und Robert Schumann, so gut!

    Seit ich zum ersten Mal die "Widmung" von Jessye Norman gehört habe, ist Robert Schumann für mich, noch vor Schubert, DER Liedkomponist des Herzens. Es gibt noch immer ein ganz fantastisches Album mit seinen wesentlichen Liedern für Frauenstimme mit Margaret Price.
    Das vorliegende Album geht in mancher Hinsicht, zum Glück, einen eigenen Weg. Es sind 32 Titel. Kern ist der Zyklus "Frauenliebe und -leben" (FLL) mit acht Liedern. Hier geht es um das Frauenleben, also Mädchenzeit, Sichverlieben, einen Zukünftigen finden, die Hochzeit, die Mutterschaft und schließlich die Beerdigung des Mannes. Das Album ist in zehn Blöcke geteilt. Neben einem Prologue und einem Schlußstück gibt es weitere acht Blöcke, von denen jeder mit einem Lied des FLL-Zyklus beginnt. Erweitert wird das Program zum einen mit weiteren Liedern von Robert Schumann und in der ersten Hälfte von Clara Schumann. Dazu kommen mehrere Klavier-Solo-Stücke aus dem "Album für die Jugend" und den "Kinderszenen".
    Ich habe mich bei den sieben Liedern, die von Clara Schumann stammen, gefragt, ob diese nicht mindestens so stark und so gut sind wie die ihres Mannes. Es sind immer wieder Komponistinnen, die mich überraschen.

    Für Interessierte und Entdeckungsfreudige: ich möchte auch hier ganz ausdrücklich das Album "Enargeia" von Emily d'Angelo empfehlen (meine Würdigung des Albums ist über den Link unten zu erreichen). Es enthält nur Musik von Komponistinnen. Dieses Album ist für mich das beste des ganzen Jahres 2021 und eines meiner zehn Alben "für die Insel".

    Beide Musiker musizieren in Vollendung. Frau Sampson war mir schon mit den Auvergne-Liedern des Joseph Canteloube extrem positiv aufgefallen (meine Rezension über den Link unten). Sie singt die Schumanns, Clara wie Robert, als ob sie mit Deutsch als Muttersprache aufgewachsen wäre. Idiomatisch ist nicht der kleinste Fehler auszumachen. Die Textverständlichkeit ist maximal. Es wird gestaltet, um den Ausdruck gerungen. Joseph Middleton ist kein "Begleiter". Das ist ein ganz vorzüglicher Pianist, der sowohl in den Liedern als gleichwertiger Partner als auch in den Solo-Stücken glänzt. Er sollte baldmöglichst mit Solo-Alben kommen!
    Die SACD kommt mit einem ganz natürlichen und vollen Klangbild, als ob man im Saal mit sitzen würde. Der Klang ist perfekt, da freut sich die Heimanlage bei solchem Futter.
    Das Booklet ist umweltschonend in einer Doppel-Papp-Lasche vorne, in der hinteren befindet sich in einer Papierhülle die SACD. Das Booklet enthält hervorragende Einführungstexte in E und D sowie Porträts beider Künstler. Dazu alles Texte in D und E.
    Meine Produktempfehlungen
    • Lieder Lieder (CD)
    • Emily d'Angelo - Enargeia (180g) Emily d'Angelo - Enargeia (180g) (LP)
    • Lieder der Auvergne Lieder der Auvergne (SACD)
    Lieder der Auvergne Lieder der Auvergne (SACD)
    09.02.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Die wunderschöne Auvergne in Tönen tut so gut!

    Diese Einspielung ist jetzt meine vierte Aufnahme der Auvergne-Lieder.
    Es begann Ende der Siebziger mit einem Porträt der Frederica von Stade am späten Abend im ZDF, ich habe es danach nie wieder gesehen. Die überaus frankophile Amerikanerin wurde sehr viel in der Auvergne gezeigt, im Hintergrund wurden einige der Lieder eingespielt. Von diesen Schäferinnen-Gesängen, ihrer Ruhe und den vielen getragenen Holzbläsern war ich sofort fasziniert. Bald folgten ihre Studio-Einspielungen (noch analog und LP), Kiri Te Kanawa (digital und CD) zog nach. Die Kritik verriss die von Stade-Einspielungen reihenweise, es kam mir bald wie eine Treibjagd vor, einfach ungerecht. Gerechtigkeit wird ihren Einspielungen erst heute zuteil, wie auch die Gramophone-Kritik zur vorliegenden Einspielung zeigt. Das hilft allerdings gar nichts, denn auch diese Aufnahmen sind gestrichen. Die Aufnahmen von Dame Kiri wurden dagegen hochgelobt, auch das für mich so nicht nachvollziehbar. Die Referenz ging auf jeden Fall damals zurecht an Victoria de los Angeles, aber die Aufnahmen beider Nachfolgerinnen hatten meiner Meinung nach ihre Meriten zu ungefähr gleichen Teilen.
    Was mir allerdings bei beiden Damen immer auffiel, war, dass ich mir nach 15 bis 20 Minuten etwas „abgefüllt“ vorkam und mich deshalb anderer Musik zuwandte. Ich konnte mir das damals nicht erklären. Nach vielen Jahren, in denen ich diese Lieder gar nicht gehört habe, bin ich jetzt zu ihnen zurück gekommen. Heute weiß ich auch, warum ich das damals so empfand.
    Alles Musizieren ist sehr schwer, vor allem das Singen. Ich habe vor jedem, der ernsthaft musizieren kann, sei es Instrument oder Gesang, meinen allertiefsten Respekt. Bei den Solo-Alben der Kathleen Battle höre ich immer im Hintergrund „Hört ihr auch, wie unglaublich schön ich hier singe?“. Margaret Price hat selber im Interview formuliert, daß ihr Ziel immer „schön singen“ sei. Das war aber nie so zu hören. Sie hat es einfach wie „ganz natürlich“ getan. Ich habe noch nie eine Aufnahme mit Margaret Price mit „Hört ihr auch, wie schön ich singe?“ im Hintergrund gehört. Auch ihre Schubert-Lieder bei Orfeo, was für ein Album, der „Hirt auf dem Felsen“ für die Ewigkeit eingespielt, ist die Musik und nur die Musik. Wenn zwei das Gleiche tun, ist es nicht dasselbe, sagt man so schön.
    Im Vergleich zur vorliegenden Einspielung habe ich jetzt den Eindruck gewonnen, dass bei den Aufnahmen der Damen von Stade und Te Kanawa einfach zu viel gegeben wurde, sowohl von den Sängerinnen als auch von den Orchestern. Schon beim „Bailero“ kommt einfach zu viel Sentiment herüber, da wird zu stark auf die Farbtube gedrückt. „Weniger ist mehr“ gilt auch hier. Diese Lieder aus der Auvergne sind sehr blütenreich und eine wahre Farbenpracht. Es handelt sich wohl um sehr empfindliches Material, bei dem von den Musikern sehr überlegt und durchdacht zu dosieren ist.
    Frau Sampson, Sopran, dem zwangsläufig die Wärme der Frederica von Stade fehlt, bringt den Schäferinnen-Ausdruck farblich sehr gut herüber. Die Dame hat sich mit Okzitan, den Texten und den Noten wahrlich auseinander gesetzt. Respekt! Wie sie beim so geschundenen „Brezairola“ ihre Stimme zurück nimmt, sich ganz in den Dienst der Musik stellt und so die Musik blühen läßt, ist eine wahre Hörfreude! Da wird mit großer Innigkeit und sehr viel Ausdruck gesungen. Hier können angehende Sängerinnen vieles sehr Wichtige lernen.
    Die Tapiola Sinfonietta ist ein Kammerorchester, 43 Pulte stark. Es wird mit einer Genauigkeit musiziert, die eines Karl Böhm würdig ist. Das Zusammenspielen und Aufeinanderhören der Musiker ist beispielhaft. Allein die Orchestereinleitung zu „La fiolaire“ ist die blanke Wucht an Genauigkeit und Ausdruck an allen Pulten. Schlank, aber voll, keine Übertreibung im Ausdruck. Das ganze Musizieren erinnert an die Bruckner-Aufführungen des unvergleichlichen Günter Wand. Ich durfte wiederholt Proben erleben. „Ein ausdrucksvolles Adagio“ und „ruhig und fließend“ wurde immer wieder von ihm gefordert. Genau das findet hier statt.
    25 der 30 Lieder wurden hier eingespielt. Exemplarisch ist das Wort. Die Aufnahmetechnik und die Abmischung sind vollendet. Ich war diesbezüglich durch die Gramophone-Kritik im positivsten Sinn des Wortes vorgewarnt. Jede einzelne Stimme ist räumlich klar untergebracht, das ist allerfeinstes Futter für eine Heimanlage.
    Die Verpackung ist umweltfreundlich, also kein Kunststoff. Eine Doppellasche aus Pappe, hinten in einer Papierhülle die SACD, vorne das Booklet. Hervorragende Einführungstexte sowie Porträts der Musiker in E, D und F, dazu alle Texte in Okzitan und Englisch, sehr schön gestaltet.
    Kaufen, genießen und bitte die wunderbare SACD nicht klangkillend als CD abspielen!
    Meine Produktempfehlungen
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    Emily d'Angelo - Enargeia (180g) Emily d'Angelo - Enargeia (180g) (LP)
    07.02.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Ein Album für die einsame Insel

    Zu den Dingen, die ich überhaupt nicht verstehen kann, gehört vor allem, warum die Verkaufszahlen für dieses Album so dümpeln. Ich habe mir diese LP ganz ausdrücklich zum Geburtstag gewünscht und auch bekommen. Für mich ist es das mit Abstand beste Album des Jahres 2021. Mehr noch: es ist eines der zehn Alben für die einsame Insel. Warum?
    Das Album wurde Oktober 2021 veröffentlicht. Erstmals aufmerksam darauf wurde ich im Mai 2021. Der KlassikAkzente-Newsletter der DG informierte vorab über ein Album einer jungen Mezzo-Sopranistin namens Emily d'Angelo. Die Videos auf Youtube vermitteln eine aparte junge Dame mit einer warmen Stimme, wenn auch nicht ganz so warm wie bei Frederica von Stade. Die einschlägigen Mozart-Opern-Damen dürften mit ihr ein königliches Vergnügen sein. Als erste Kostprobe des kommenden Albums war nur audio Hildegard von Bingens „O frondens virga“ eingestellt. Es gibt davon auch andere Versionen auf Youtube, die man unbedingt zur Kenntnis nehmen sollte, um die Leistung, die in diesem Album stattgefunden hat, ausreichend würdigen zu können. Ich war vom ersten Hören an in jeder Hinsicht zutiefst fasziniert und habe mir das nicht nur einmal bis zur Veröffentlichung angehört.
    Das Album hat mit jeweils sechs Titeln pro Seite eine Gesamtspielzeit von rund 52 Minuten. Die Musik wurde ausschließlich von Frauen geschrieben! Der Bogen spannt sich über mehr als 800 Jahre von eben Hildegard von Bingen bis heute. Inhaltlich geht es von Homer bis zu HBOs Mehrteiler „Chernobyl“. Sprachlich geht es von Isländisch über Latein bis Englisch. Die nicht-englischen Texte liegen in englischer Übersetzung auf einem Einlieger bei. Auf der Innenklappe sowie auf der anderen Seite des Einlegers gibt es längere Einführungstexte. Es erleichtert das Verständnis, die Komponistinnen und wesenlichen inhaltlichen Schlagwörter auf Wikipedia zu hinterfragen.
    Des weiteren sind auf der Innenklappe für jeden Titel die Interpreten aufgelistet.
    Die Musik ist sehr streicherlastig, vor allem viel Cello. Ich rate daher von allen streicherschädigenden Formaten wie mp3 und CD ab. Es muß die LP sein. Die LP ist mit jeweils rund 26 Minuten pro Seite gut gefüllt. Die Rille mit Musik ist ziemlich nahe an das Etikett geführt. So sehr ich auch meine Ohren vor einer hochwertigen Anlage spitze, habe ich noch immer keinerlei Verzerrung des Klangs ausmachen können. Für heutige Verhältnisse ist die LP vorbildlich gefertigt. Die Innenhülle ist aus Papier mit eingelegter antistatischer Folie. Die LP rollt glatt heraus und hinein, also so, wie es im Idealfall sein sollte. Die Aufnahmetechnik ist sehr präzise, jede Stimme sehr klar abgebildet. Es klingt sehr genau, direkt und detailgetreu.
    Die erste Seite enthält mit den Nr. 3 und 5 durchaus eher etwas bedrohlich wirkende Musik. Seite 2 ist kein billiges Vollbad, aber eine Wonne des Wohlklangs und der Wärme. Frau d'Angelo hat sich selbst das Leben mit ihrem ersten Album schwer gemacht, denn das Album ist wahrlich Anspruch, auch an den Hörer. Zum Chillen leider völlig ungeeignet!
    Die Musik läßt sich schwerlich einordnen. Ich habe unter anderem „Crossover“ gelesen. Die reinen Musikaufnahmen sind deutlich hörbar im Computer bearbeitet und in der Regel um viele weitere Stimmen erweitert worden. Auf Seite 2 singt Frau d'Angelo mit sich selbst im Duett bzw. im Chor.
    Enya und „John Williams live in Vienna“ haben mir schon viele schöne Stunden bereitet. Das vorliegende Album zieht an solcher Musik aber auf der Standspur vorbei. Das Album ist nicht nur meine Empfehlung, sondern meine ganz ausdrückliche Top-Empfehlung.
    Die LP kaufen, einen hochwertigen Kopfhörer aufsetzen, und bei etwas (!) angehobener Lautstärke einen beispiellosen Höhenflug genießen. Das Album ist zur Zeit ziemlich konkurrenzlos!!!
    Symphonien Nr. 5 & 6 Symphonien Nr. 5 & 6 (SACD)
    01.02.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    This album was made to be played loud

    Es gab vor einigen Jahren im Bayerischen Fernsehen eine Konzertaufzeichnung. Das BR-Symphonie-Orchester spielte unter der Leitung von Herbert Blomstedt, Beethoven-4 und Nielsen-5. Das war mein erster Kontakt mit Nielsen-5, ich war fasziniert. So kam ich schließlich zu dieser SACD.
    Carl Nielsen gehörte zu denen, die den Weltkrieg, der später der 1. Weltkrieg wurde, ertragen mußten. Nielsen soll gesagt haben, dass keiner als der aus dem Weltkrieg herausgekommen ist, als der er hineinging. Die Symphonie entstand nach dem Weltkrieg, 1920-1922. Sie dauert rund 35 Minuten. Es brodelt von Anfang an, es wird die Trommel gerührt, auch marschiert, aber nicht depressiv wie später bei Schostakowitsch. Die Musik endet relativ positiv, das Leben hat quasi den Schrecken des Kriegs überwunden. Die Symphonie wurde zwar bereits in den Zwanzigern unter anderem durch Furtwängler und Monteux aufgeführt, war aber nicht mal ein Geheimtip. Erst die Einspielung der New Yorker durch Leonard Bernstein 1962 brachte sie in den Vordergrund.
    Die letzte, die sechste Nielsen-Symphonie heißt "Sinfonia semplice", was für eine Irreführung. Anfangs kann man sich noch an die Parodie klassischer Musik durch die "Symphonie classique" erinnert fühlen. Spätestens das Finale besteht aber überhaupt gar nicht "semplice" aus falschen Fährten, Irreführungen und einer Hm-Ta-Ta-Polka, die so zumindest vordergründig einfach keinen Sinn macht. Die Erwartungen des Hörers werden immer wieder ad absurdum geführt. Wahrlich anspruchsvolle Musik!
    Mein erster Höreindruck war ziemlich ernüchtert-negativ. Das habe ich unwissentlich dadurch herbeigeführt, dass ich wie meistens eine eher mässige Lautstärke eingestellt hatte. Die Fünfte beginnt an der Hörschwelle, nach gut fünf Minuten reihen sich Orchester-Ausbrüche aneinander. Mit einer mässigen Lautstärke wird also die Wiedergabe klanglich und musikalisch völlig verzerrt. Die Lautstärke ist meines Erachtens so einzustellen, dass der Anfang zumindest gerade klar vernommen werden kann. Die SACD weist einen außergewöhnlichen Umfang der Dynamik auf. Das heißt, dass die späteren Orchester-Ausbrüche schon reichlich satt kommen. Hier bleibt also nur der Kopfhörer, oder wenn man nur Lautsprecher hat und im sozialen Wohnungsbau wohnt, zu warten, bis die Nachbarn nicht da sind. "This album was made to be played loud" steht auf der Innenhülle von Kate Bushs viertem Album „The Dreaming“. Das Motto gilt auch hier.
    Das Musizieren der New Yorker unter Alan Gilbert ist extrem engagiert und hochexpressiv, es handelt sich um Konzertmitschnitte. Publikumsgeräusche gibt es keine, nur einige Geräusche vom Podium. Das war schon bei Bernstein so. Die klangliche Seite der SACD ist allerfeinste Ware, Auffächerung des Orchesters und der Partitur sind vorbildlich.
    Das Booklet ist zweisprachig, englisch und dänisch. Dacapo ist ein dänisches Label. Die Texte sind informativ und geben eine sehr gute Einführung in die Vita des Komponisten und in beide Werke.
    Meine Produktempfehlungen
    • Symphonien & Konzerte Symphonien & Konzerte (SACD)
    • Symphonien Nr.1 & 4 Symphonien Nr.1 & 4 (SACD)
    Symphonien Nr.1 & 4 Symphonien Nr.1 & 4 (SACD)
    01.02.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Referenz für Neugierige und Entdecker

    Die skandinavische Musik steht bei uns eher in dem Ruf, zum Loslassen und Chillen einzuladen. Das ist bei Carl Nielsen eine völlig falsche Erwartenshaltung.
    Seine Musik ist sehr kriegerisch, gerade die 4. Symphonie, „Das Unauslöschliche“. Sie entstand zwischen 1914 und 1916. Draußen war Krieg, der Krieg, der später der erste Weltkrieg genannt werden sollte. Daheim stand das Ehepaar 1916 vor der Trennung. Keine Rahmenbedingungen für fröhliche Musik. Der Höhepunkt des Krieges in diesem Werk ist der „Kampf“ zwischen zwei großen Pauken im Finale. Das Siegthema, das bereits im ersten Satz vorgestellt wird, gewinnt aber schließlich. „Das Unauslöschliche“ ist für Carl Nielsen das Leben, das über alles andere siegt, auch über einen Krieg.
    Bereits die erste Symphonie kommt alles andere als gewohnt und wie erwartet daher. Hier kann der erfahrene Hörer allerdings noch gewohnte Strukturen, auch eine Sonatensatzform, erkennen.
    Beide Werke sind sehr expressive Musik. Alan Gilbert und die New Yorker setzen sich in beiden Konzertmitschnitten mit höchstem Engagement ein. Publikumsgeräusche gibt es keine. Nur vom Podium des Dirigenten gibt es stampfende Geräusche. Die gab es bereits bei seinem berühmten Vorgänger Leonard Bernstein, dem alle Aufnahmeleiter das Stampfen auf dem Podium nicht abgewöhnen konnten.
    Die Aufführungen sind exemplarisch. Dacapo hat klanglich allerbeste Arbeit für die SACD geleistet. Das Booklet bietet auf englisch und dänisch (Dacapo ist ein dänisches Label) konzentrierte und sehr gute Einführungstexte.
    Meine Produktempfehlungen
    • Symphonien Nr. 5 & 6 Symphonien Nr. 5 & 6 (SACD)
    • Symphonien & Konzerte Symphonien & Konzerte (SACD)
    Tapestry (Hybrid-SACD) (Limited Numbered Edition) Carole King
    Tapestry (Hybrid-SACD) (Limited Numbered Edition) (SACD)
    31.01.2022
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Was für ein Album (MFSL-SACD)

    Was für ein Album! "I Feel The Earth Move (Under My Feet)", ein Aufschrei zu Beginn, so farbig vorgetragen, dass ich mich frage, ob da nicht eine Farbige singt. Von Titel zu Titel wird es ruhiger. "You've Got A Friend" ist schon ein würdiges Gegenstück zu "Bridge Over Troubled Water", die Herzlichkeit des Vortrags ist nicht zu überhören. "Will You Love Me Tomorrow?", die Frage aller Fragen. Nr. 11, der Titelsong "Tapestry", ist von mädchenhafter Schlichtheit des Gesangs. Völlig zu recht listet jede (!) Liste der besten Alben aller Zeiten dieses Meisterwerk.
    Das Masterband von 1971 hat leider zwangsläufig nicht die heute gewohnte Qualität. Mit etwas mehr klanglichen Einbußen als eben beim zu ähnlicher Zeit erschienen "Bridge Over Troubled Water" muss der Hörer sich leider abfinden. Alle menschlichen und instrumentalen Stimmen sind von MFSL räumlich klar aufgefächert und eindeutig platziert, so wie man das seit Jahrzehnten vom Haus gewohnt ist. Eine bessere Abmischung dürfte realiter nicht denkbar sein.
    Als Käufer, der MFSL schon aus den Achtzigern kennt, wundere ich mich schon etwas über Optik und Haptik der SACD-Verpackung. Die LPs damals befanden sich in sehr dickem Pappkarton, Karton, keine Hülle. Darin zuerst einmal eine Papplasche, ca. 32 x 65 cm, in der Mitte gefaltet, um die LP herum, um sie zu stabilisieren und gegen Verwellung etc. zu schützen. In dieser Hülle dann im bekannten Reispapier die LP selbst.
    Diese Optik und Haptik findet sich heutzutage bei den SACDs wieder. Eine sehr dicke Pappe, die vordere Hälfte zugeklebt, als Deckel. Hinten drin ein Booklet mit den Texten und den Besetzungen. Dazu wieder eine Doppel-Papplasche um den Tonträger herum. Wozu? Eine SACD verwellt sich doch nicht wie eine LP. Darin eine antistatische weiße Kunststoffhülle, die das Reispapier der LP widerspiegelt (wozu ist die funktional erforderlich?), in dieser die SACD selbst. Für den Preis wirkt das so eher etwas ärmlich und wenig funktionsorientiert. Was spricht gegen eine stabile Kunststoffumhüllung?
    Violinkonzert op.47 (180g) Violinkonzert op.47 (180g) (LP)
    23.01.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Der Erdrutsch

    Eduard Hanslick soll nach einer Aufführung des Tschaikowsky-Violinkonzerts gemeint haben, dass man nach dieser Musik den Saal lüften müsse. Nun ja. Ich liebe dieses Konzert seit meiner Kindheit. Es ist das erste Violinkonzert, in das ich mich hoffnungslos verliebt habe, Brahms und Sibelius kamen danach. Das Problem ist leider nur, den Reißer ernst, aber nicht zu ernst zu nehmen und eben nicht billig als Reißer zu spielen.
    Ich erinnere mich nur zu genau, dass Mitte der Achtziger Kunde aus Moskau kam. Eine junge Dame, Viktoria Mullova, habe den Tschaikowsky-Wettbewerb triumphal gewonnen, das Violinkonzert quasi wie einen Erdrutsch hingelegt, Publikum wie Jury seien überwältigt gewesen. Kurz danach wanderte sie in den Westen aus, wurde Künstlerin der Philips. Dieses war ihr erstes Album.
    Ich habe mir das Album damals sofort gekauft. Im Widerstreit zwischen der LP mit den Problemen der Rille in Etikettnähe bei 35 Minuten Musik auf einer Seite habe ich mir die CD gekauft. Ich habe dieses Album spontan geliebt und zigmal gehört.
    Nur am Rand: bei den Berliner Festwochen 1995 gab es ein Doppelkonzert der Berliner Philharmoniker unter Mariss Jansons, in dem Viktoria Mullova im ersten Teil das Tschaikowsky-Konzert gespielt hat. Ich durfte beide Konzerte erleben. Frau Mullova konnte das live mindestens so überwältigend wie auf der Einspielung.
    Ich stehe audiophilen Veröffentlichungen wie dieser aufgrund ihrer meist exorbitanten Preise eher reserviert gegenüber. Ich habe hier die Ausnahme gemacht und das Album bestellt, da es eine meiner zehn Platten für die Insel ist.
    Im Karton von jpc fand ich zunächst die erbetenen 5 Innenhüllen vor (vielen Dank für die freundliche Dreingabe an jpc) und die bestellte Ware in einer Hülle aus dicker Klarsichtfolie mit überstehender Lasche mit Adhäsionsklebestreifen zum Öffnen und wieder Verschließen vor. Die geschlossene Klebelasche war von Analogphonic mit einem blauen Klebebutton versiegelt. Das Siegel war eindeutig gebrochen. Mir ist nicht bekannt, warum ich die bestellte Ware mit gebrochenem Siegel erhalten habe und wer warum das Siegel gebrochen hat.
    In dieser Tasche befand sich das Produkt selbst, zu meiner Erleichterung originalversiegelt. Der Inhalt war eine Doppeltasche, also jede LP in einer Tasche für sich. Die beiden Innenseiten der Papphülle zeigen ganzseitig zwei sehr schöne Fotos der Solistin.
    Beide LPs befinden sich in Papierhüllen, die mit antistatischer Folie ausgekleidet sind. Die LPs rollen vorbildlich heraus und hinein, statische Aufladung ist völlige Fehlanzeige.
    Die LPs sind so plan, wie es nur geht. Alle vier Seiten enden mit der Rille mit Musik in deutlicher Entfernung vom Etikett, keine Gefahr einer Verzerrung.
    Es wurde damals bei der Erstveröffentlichung zu recht bemängelt, dass ein Saalrumpeln nicht zu überhören sei.
    Ich habe beide LPs über eine Anlage gehört, deren Herzstück ein Accuphase-Verstärker ist, der Rest auf gleicher Höhe. Die Technik sollte dem Ereignis angemessen sein.
    Es liegt ein völlig neues Re-Mastering vor, durchgeführt von den Emil-Berliner-Studios. Sie fallen mir schon seit Jahren sehr positiv auf. Etliche Alben der Damen Kozena und Petibon mit dem Venice Baroque Orchestra aus Toblach sind beispielhaft abgemischt. Auch die 2. und 3. Mahler von Bernstein aus New York sind an klanglicher Durchhörbarkeit vorbildlich, das auf CD. Die neuen Abmischungen beider Konzerte sind absolut meisterhaft, da kann selbst MFSL noch etwas lernen. Das Saalrumpeln ist nicht wiederzufinden. Die Breiten- und Tiefenstaffelung des Orchesters sind einzigartig. Ich habe nie einen Tonträger gehört, in dem die Instrumente so hörbar und fühlbar Körper haben. Nicht nur die Streicher, auch die Holzbläser haben unglaublich Körper. Der Einsatz der Flöte nach der Kadenz beim Tschaikowsky läßt das Holz des Instruments förmlich spüren. Es ist über vier Seiten hinweg nur allerreinste Musik. Klar, kristallklar wie ein Gebirgsquell ganz oben in den Alpen. Unter meinen wohl über 1000 Tonträgern habe ich nur ein einziges Vorgängerbeispiel solcher Qualität. Das ist die MFSL-Ausgabe von Karajans Berliner Puccini-Boheme. Diese gab es Ende der Achtziger, limitiert und einzeln numeriert, für damals teure 85 DM. Auch hier eine unglaubliche Klangwirkung, allein die Räumlichkeit im 3. Akt vor dem Auftritt der Mimi, wenn das Orchester die berühmten Quinten-Parallelen spielt. Die Klangqualität beider hier vorliegenden LPs übertrifft selbst die blu-ray mit "John Williams live in Vienna", und das ist wirklich eine Leistung!
    Ich kann zu dieser sehr teuren Doppel-LP der Viktoria Mullova nur sagen: hier machen die Ohren aber wirklich Augen! Wer diese Musik mag, unbedingt zugreifen!
    Heaven On Earth (180g) (Translucent Blue Vinyl) Heaven On Earth (180g) (Translucent Blue Vinyl) (LP)
    17.12.2021
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Happy music

    Ich war noch sehr jung, da gab es die Go-Go's. "Beauty And The Beat" und "Vacation" waren die großen Alben (s. meine Empfehlungen unten, beide Alben gibt es wieder auf LP). So fröhliche Musik, heute heißt das "Girlie-Pop". Die Sängerin und Chefin war Belinda Carlisle. Leider haben sie sich aufgelöst, Belinda machte solo weiter.
    Ihr absoluter Höhepunkt ist und bleibt "Heaven On Earth", produziert von Rick Novels. Ein Meisterwerk. "Heaven Is A Place On Earth" war fast ein Welthit, das Video von Diane Keaton ultimativ. Damals habe ich mir CDs gekauft, das Album habe ich also schon Jahrzehnte. Ich habe mich lange gefragt, ob das denn nun wirklich auch noch auf LP sein muß. "Zur Strafe" habe ich die 4 LP-Collector's-Edition verpaßt. Also habe ich mir nach langem Ringen die Einzel-LP doch bestellt.
    Diese LP ist für heutige Maßstäbe (in der Regel ist es Vinyl und keine LP im damaligen Sinn, Laufgeräusche der leeren Rille etc.) außergewöhnlich gut. Tadellose Pressung, läuft ruhig. Die Abmischung ist perfekt, der Klang einwandfrei. So schön hat es nie geklungen. Bereits bei meiner Bestellung hat jpc eine Lieferfrist von "mind. 4 Wochen" angegeben. Das Paket war ganz deutlich vor der Zeit da. Danke!
    Das Album hat einen ganz außergewöhnlichen "Faktor Freude". Hier kann man sich richtig wohl fühlen! Neben den Alben der Whitney Houston das Beste der 80er.
    Meine Produktempfehlungen
    • Beauty And The Beat (180g) Go-Go's
      Beauty And The Beat (180g) (LP)
    • Vacation Go-Go's
      Vacation (LP)
    Bridge Over Troubled Water (180g) Simon & Garfunkel
    Bridge Over Troubled Water (180g) (LP)
    16.12.2021
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    4 von 5

    Ein Quantum Trost

    Es kam der Tag, an dem mir klar wurde, dass ein absoluter Klassiker unter meinen LPs fehlt. Ich mußte damals warten, da die Sony nachliefern mußte. Die LP ist von tadelloser Qualität, sie läuft ruhig, wie sich das gehört. Das Album wurde vor gut 50 Jahren eingespielt, da kann man keine heutige Tonqualität erwarten. Daran gemessen klingt alles überraschend gut und klar, die Abmischung ist sehr sorgfältig..
    Die Musik sind Meilensteine pur. Auch wenn sich die beiden nicht so ganz verstanden haben: etwas besseres als Paul Simon als Autor und Art Garfunkel als Sänger ist schwer zu finden. "Bridge Over Troubled Water" hat eine unglaubliche und absolut einmalige Qualität an Wärme, Zuspruch und Trost. Allerwärmste Empfehlung!
    1 bis 25 von 84 Rezensionen
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