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    julemaus94 Top 50 Rezensent

    Aktiv seit: 08. Februar 2017
    "Hilfreich"-Bewertungen: 37
    431 Rezensionen
    Dalee Dennis Gastmann
    Dalee (Buch)
    14.04.2023

    Behäbig wie ein Dickhäuter

    Ich liebe es, mit Büchern ferne Länder zu bereisen, in denen ich noch nicht war. Im Falle der Andamanen bin ich nach der Lektüre dieses Buches aber auch ziemlich froh, dass es mich bisher noch nicht dorthin verschlagen hat.

    Bellinis Vater ist Mahut, ein ehrwürdiger Elefantenführer. Mit seinem großen Grauen Dalee verdient er das Geld für die Familie. Als er ein verlockendes Angebot bekommt, siedelt die Familie gemeinsam mit ihrem Elefanten auf die Andamanen um, um dort ihr Glück zu machen.

    Aus Sicht des jungen Bellini wird die Reise und die Erfahrungen der Familie in der scheinbar menschenfeindlichen Umebung dieser Inselgruppe geschildert. Dabei merkt man, dass der Autor bisher als Auslandsreporter unterwegs war und auf seinen Reisen so einige Geschichten erlebt hat, die ihn zu seinem ersten Roman inspiriert haben.

    Das Buch ist gefüllt mit einer Vielzahl von Erlebnissen und Annekdoten, die die Familienmitglieder und ihre Freunde und Bekannten zu erzählen haben. Darunter leidet allerdings der rote Faden und die Nachvollziehbarkeit des Plots etwas.

    Man lernt unheimlich viel über die indische Kultur und die Tradition der Elefantenpflege, allerdings fehlt der Geschichte ein wenig die Spannung.

    Der Autor steht auf blumige Worte und hat einen sehr ausschweifenden Erzählstil. Das lässt die Szenen wirklich lebendig werden, nimmt aber auch sehr viel Geschwindigkeit heraus.

    So wird die Geschichte behäbig wie ein Dickhäuter, authentischer geht es wohl nicht.
    Männer sterben bei uns nicht Annika Reich
    Männer sterben bei uns nicht (Buch)
    19.03.2023

    Sprachgewaltig nichtssagend

    Ohne Frage, sprachliche Akrobatik kann die Autorin. Ihre Sätze sprühen vor Finesse, sie hat wirklich ein Händchen für Metaphern. Das bringt leider nur alles nichts, wenn darunter der Inhalt leidet.

    Luise wächst zusammen mit Mutter und Großmutter Vera bei der Großmutter auf dem Anwesen auf. Schwester Leni wird früh aufs Internat geschickt, Tante und Cousine sieht sie oft nur am Wochenende. Nur die Männer der Familie bleiben ihr immer unbekannt. Als die Großmutter stirbt, treffen sich die Frauen der Familie wieder.

    Und damit wäre tatsächlich schon fast alles über dieses Buch gesagt, was es zu sagen gibt. Die Erzählung springt zwischen diesen beiden Ereignissen hin und her. In Rückblenden erhält man Einblicke in die Beziehung der Frauen untereinander und ich muss ehrlich sagen, dass ich selten so froh war, nicht Teil davon zu sein.

    Obwohl die Männer so dermaßen abwesend und die Frauen Zeit ihres Lebens auf sich gestellt sind, schaffen sie es einfach nicht, eine gesunde Beziehung zueinander aufzubauen. Jede hat Probleme jeder und die Frauen scheinen innerlich immer mehr zu sterben, solange sie auf diesem Anwesen leben, unter der Herrschaft der strengen Großmutter.

    Ich kann ehrlich nur schwer sagen, was genau mir die Autorin mit ihrem Buch sagen wollte. Nicht, dass mir das Buch nicht auf einer gewissen Ebene zugesagt hätte. Aber so wirklich zufrieden war ich zum Schluss trotzdem nicht mit den Gefühlen, die es mir vermittelt hat.
    Morgen, morgen und wieder morgen Gabrielle Zevin
    Morgen, morgen und wieder morgen (Buch)
    19.03.2023

    Ohne Worte

    Es gibt diese Bücher, für die findet man nur sehr schwer Worte. Weil sie einen nicht berühren können oder ,wie in diesem Fall, weil sie einen durch eine ganze Gefühlsachterbahn schicken und dann im freien Fall loslassen.

    Als sich Sadie und Sam an der Universität wiedersehen, haben sie schon das erste Mal den Kontakt zueinander verloren. Als Kinder haben sie sich dank Mario Kart angefreundet, nun als junge Erwachsene wird sie erneut die Liebe zu Computerspielen zueinander führen und damit ein erfolgreiches, Jahre andauerndes Miteinander begründen.

    Ich sage betont nicht "Freundschaft", denn es fällt mir auch nach 560 Seiten noch sehr schwer, ihrer Beziehung einen Namen zu geben. Sie ist sehr stark geprägt von Missverständnissen, fehlender Kommunikation und anderen allzu menschlichen Problemen.

    Das ist auch eines der Probleme, die dieses Buch meiner Meinung nach hat. Es will einfach zu viel; zu viele Themen ansprechen, zu viele Interessen berücksichtigen. Von Toxizität über Behinderung, Female Empowerment und Imigration bis zu Depressionen und Rassismus ist so ziemlich alles dabei.

    Dabei schafft die Autorin es leider nicht, all diesen Themen den gebührenden Raum einzuräumen, vieles wird angerissen und eingeschoben, ohne einen spürbaren Mehrwert für die Storyline zu bieten oder erkennbar fortgeführt zu werden.

    Der Erzählstil ist zu sprunghaft, springt zwischen Themen und Zeitebenen und verliert dabei leider zu oft den roten Faden aus den Augen.

    Zu allem Unglück kommen dabei die Emotionen einfach zu kurz. Die Autorin schafft es einfach nicht, glaubhaft zu vermitteln wie sich die Figuren fühlen, was sie bewegt, und das auf den Lesenden zu übertragen.

    Ab einem gewissen Punkt fühlt man sich einfach nur noch frustriert und würde den beiden Figuren am liebsten zurufen "Redet doch nur endlich mal miteinander!!!"

    Selten haben in einem so vollgepackten Buch die Figuren so verzweifelt nach Worten suchen müssen. Und nun geht es mir ähnlich.
    Schwartz, D: Anatomy Schwartz, D: Anatomy (Buch)
    06.03.2023

    Spannendes Setting

    Kennt ihr diese Geschichten, die sich nur sehr schwer in eine Schublade packen lassen? Diese hier ist so eine. Sie spielt 1817 in Schottland, hat also ganz starke historische Aspekte. Gleichzeitig entwickelt sich aber auch eine kriminalistische Handlung und im Laufe des Buches kommen noch ein paar zarte Fantasy-Aspekte dazu. Ich würde es also als Mischung aus Urban Fantasy und Steampunk bezeichnen und möchte diese Mischung jedem empfehlen.

    Hazel wächst in recht behüteten bzw begüterten Verhältnissen auf, der Vater bekleidet einen hohen Rang beim Militär, die Mutter kommt aus adligem Haus. Um ihren Wohlstand zu sichern, ist sie seit ihrer Geburt praktisch mit ihrem Cousin verlobt, ihr Lebensweg scheint vorgezeichnet. Aber Hazel hat ganz andere Ziele, möchte am liebsten Chirurgin werden- für Frauen in dieser Zeit vollkommen undenkbar. So schleicht sie sich heimlich in die Medizinakademie ein und trifft dabei auf Jack, der ihr helfen wird, ihre Ziele zu verfolgen.

    Das Buch wird schon auf dem Cover als Liebesgeschichte beworben, wer jetzt aber einen platten "armer Junge verliebt sich in reiches Mädchen"-Plot erwartet, könnte eventuell etwas enttäuscht werden. Vielmehr ist es eine Liebesgeschichte zwischen Hazel und der Medizin. Die Bezieung zu Jack entwickelt sich dabei relativ zart und schüchtern im Hintergrund.

    Mit Hazel und Jack hat die Autorin zwei interessante Figuren geschaffen und bricht mit so einigen Konventionen (was ihr wahrscheinlich dadurch ermöglicht wird, dass es ganz klar eine fiktive Zeitschiene ist). Der Fokus liegt ganz klar auf der medizinischen Entwicklung, man sollte also einen etwas abgehärteten Magen beim Lesen mitbringen.

    Insgesamt hat sie eine interessante Geschichte mit viel Spannung geschaffen, die sich sehr flott lesen lässt und mit einem recht offenen Ende Hoffnung auf einen Folgeband macht.
    Atelier of Witch Hat 01 Kamome Shirahama
    Atelier of Witch Hat 01 (Buch)
    01.03.2023

    Magische Reise

    Wer hat nicht auch schon mal wie Coco davon geträumt, zaubern zu können?

    Coco wächst in einer Welt auf, in der nur wenige Magie beherrschen können. Man kann es nicht lernen, sondern wird dazu geboren. So wird es zumindest jedem erzählt. Bis der Zauberer Quiffrey, der auf der Durchreise durch ihr Dorf kommt, ihr nach einem Unfall erklärt, was wirklich dahintersteckt und sie als Lehrling zu sich nimmt.

    Die Geschichte ist ganz zauberhaft gezeichnet. An den Stil von Mangas muss man sich zwar erst gewöhnen (allein, dass von hinten nach vorne gelesen wird und von rechts nach links), aber wenn man einmal in der Geschichte drin ist, geht es von ganz allein.

    Die Figuren lassen einen mitfiebern und ich bin verblüfft, wie gut der Zeichenstil Emotionen vermitteln kann. Dadurch konnte ich mich wunderbar in die Figuren hineinversetzen.

    Natürlich ist dies kein Einzelband sondern eine Reihe, das bedeutet die Handlung ist nicht in sich abgeschlossen und endet mit einem ziemlich üblen Cliffhanger. Zum Glück sind die Folgebände aber schon erschienen, sodass man nahtlos mit Band 2 anschließen kann.
    Mixed-up First Love 01 Wataru Hinekure
    Mixed-up First Love 01 (Buch)
    01.03.2023

    Etwas vorhersehbar

    Wer kann sich noch an seine erste Schwärmerei aus Schulzeiten erinnern? An die Verunsicherung und Schüchternheit, die Frage "Liebt er/sie mich auch?" Dieser Manga greift das Thema zu hundert Prozent auf und potenziert es, indem es zusätzlich noch Missverständnisse und Love Triangels einbaut.

    Aoki fühlt sich zu seiner Klassenkameradin Hashimoto hingezogen. Als er bei einem test ihren Radiergummi ausleiht und darauf den Namen seines Mitschülers Ida und ein Herzchen liest, wird es kompliziert. Denn Ida hat dies auch gesehen, denkt aber, dass der Radiergummi Aoki gehört.

    Die Geschichte ist süß, wenn auch ein wenig vorhersehbar. Es passiert nichts überraschendes, aber das wäre grundsätzlich auch nicht unbedingt notwendig, wenn der Manga zumindest meine Emotionen ansprechen würde.

    Allerdings wird die Stimmung immer wieder durch (eigentlich für Mangas typische) Gesichtsentgleisungen zerstört, die hier beinahe inflationär gebraucht werden. Zudem wird Aoki dabei nahezu entstellt, was vermutlich humorvoll gemeint sein soll, aber einfach nur übertrieben wirkt.

    Insgesamt bekommt man mit dieser Reihe eine kurzweilige, unterhaltsame Geschichte, mehr aber auch nicht.
    STONE BLIND - Der Blick der Medusa Natalie Haynes
    STONE BLIND - Der Blick der Medusa (Buch)
    20.02.2023

    Die Welt einer Frau

    Mit Medusa wird dieses Buch vermarktet, um sie als Frau soll es gehen. Aus meiner Sicht ist es aber vielmehr die Erzählung der Welt zu der Zeit als Medusa gelebt hat, mit allen noch so fernen Einflüssen, die ihr Leben beeinflusst und letztlich zu ihrem Schicksal geführt haben.

    Wenn man ein Buch über griechische Mythologie lesen möchte, und sei es noch so fiktional geschrieben, muss man sich von Anfang an klar machen, dass vermutlich sehr viele Figuren Teil dieser Geschichte sein werden. Selbst wenn man den Fokus auf eine einzelne Figur legen möchte, so lassen es die Götter gar nicht anders zu, denn sie mischen sich ganz offensichtlich unheimlich gerne ein.

    Und so ist die Geschichte über Medusa gleichzeitig die Lebensgeschichte von Perseus und Danae, Zeus, Hera und Athene, Medusas Schwestern und Tanten,...- und das sind noch lange nicht alle.

    Natalie Haynes hat es für meinen Geschmack sehr gut geschafft, dieser Vielzahl an Handlungssträngen eine Struktur zu verleihen und einen roten Faden zu knüpfen. Dabei spielt sie zusätzlich mit Perspektiven und Zeitformen, was das ganze sehr interessant macht, gleichzeitig aber auch die Aufmerksamkeit des Lesers fordert.

    Allerdings schafft sie es bei der Vielzahl an Figuren nicht ganz, diesen Tiefe und Charakter zu verleihen. Vor allem medusa verschwindet des Öfteren im Hintergrund, dafür sind Athene und Perseus umso präsenter.

    Ein ganz großes Manko, was man aber vor allem dem Verlag und Lektorat ankreiden muss, sind die vielen, vielen Schreib- und Grammatikfehler, fehlende Wörter und Satzteile, die mir das Lesevergnügen vermiest haben. Hier sollte dringend nachgearbeitet werden für eine zweite Auflage!
    Der Inselmann Dirk Gieselmann
    Der Inselmann (Buch)
    20.02.2023

    Lyrisches Irgendwas

    Es gibt Bücher, die dich zwar sprachlich überzeugen und fesseln, dich zum Schluss aber trotzdem ratlos zurücklassen. Genau so ein Buch ist "Der Inselmann".

    Die Geschichte über Hans, der mit seinen Eltern auf eine einsame Insel flieht, und sich in eine Sehnsucht nach Natur und Selbstbestimmung stürzt, liest sich auf der einen Seite tiefgründig und vielsagend.

    Die Botschaften, die der Text übermitteln möchte, sind für mich zu undeutlich formuliert und können mich nur schwer erreichen.

    So bleibt es bei einer atmosphärischen, etwas mystischen Erzählung, die man einfach auf sich wirken lässt, ohne zu viel darüber nachzudenken. Manchmal muss man sich einfach zurücklehnen und die Sprache auf sich wirken lassen, nicht zu viel vom Buch erwarten und genießen.

    Dank der gerade einmal knapp 180 Seiten ist das Vergnügen recht kurzweilig.
    Die tausend Verbrechen des Ming Tsu Tom Lin
    Die tausend Verbrechen des Ming Tsu (Buch)
    20.02.2023

    Klassischer Western

    Einen Klassiker zu schreiben, ohne ihn mit den üblichen Klischees zu überfrachten, ist eine Kunst. Tom Lin hat mit seinem Debut einen überzeugenden klassischen Western geschrieben.

    Wir haben einen tragischen Helden, von üblen Schurken übers Ohr gehauen. Auf der Reise quer durchs Land und auf der Jagd nach seiner Rache trifft er auf eine Gruppe außergewöhnlicher Outlaws, die ihn unter seine Fittiche nehmen.

    Das Buch ist düster und spart nicht an Brutalität. Eingebettet sind die Auseinandersetzungen in eine karge, einsame Dürre. Tom Lin schafft es wirklich gut, die Stimmung einzufangen und das Gefühl von Weite und Einsamkeit zu transportieren.

    Dazu hat er ein paar interessante Einzelschicksale entworfen. Leider bleiben die Figuren etwas blass vor dem Hintergrund der handlung. Gerne hätte ich noch mehr über die Vorgeschichte von Ming und seinen Begleitern erfahren. So hätte man eine bessere emotionale Bindung aufbauen können.

    Insgesamt ist aber eine runde und spannende Geschichte entstanden.
    Liebewesen Caroline Schmitt
    Liebewesen (Buch)
    30.01.2023

    Knallhart und schonungslos

    Knallhart und schonungslos, so ist das Leben bisher für Lio gelaufen. Bis sie Max kennenlernt, zu dem sie zögerlich eine Beziehung aufbaut. Was anfangs wie ein Neuanfang wirkt, öffenbart aber auch nach und nach seine dunklen Seiten.

    Dieser Roman ist ein bisschen wie seine Protagonistin: zurückhaltend und ruhig, mit ungeahnten Tiefen und dunklen Geheimnissen. Dabei baut man sehr schnell eine Verbindung zu Lio auf, leidet mit ihr und kann ihre Emotionen jederzeit sehr gut nachvollziehen.

    Dabei werden im Laufe der Geschichte eine Menge schwer verdauliche Themen schonungslos offen angesprochen; von Kindesmisshandlung über Depressionen bis zu ungewollter Schwangerschaft ist alles dabei.

    Dabei schafft es die Autorin, nicht lehrerhaft von oben herab zu erzählen, sondern auf Augenhöhe zu bleiben, ohne einen Ausweg vorzuschreiben. So wirkt die Erzählung wie aus dem Leben gegriffen, genau so wie es eben auch im echten Leben läuft. Man begleitet die Menschen in einem gewissen Ausschnitt ihres Lebens, bevor sie weiterziehen.
    Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis (Bd. 1) Anja Fislage
    Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis (Bd. 1) (Buch)
    30.01.2023

    Gruselspaß

    Ich mag Bücher, die auf verspielte, nicht zu ernste Art mit dem Tod umgehen und so den kleinen Lesern die Angst davor nehmen. Genauso einen kreativen Umgang mti dem Thema bietet "Die Polidoris und der Pakt mit der FInsternis".

    Petronella und Pellegrino müssen mit ihrer großen Schwester Roberta zu ihren Großeltern ziehen, als ihre Eltern bei einer Forschungsseereise verschwinden. Ihr neues Heim, das Polidorium, birgt viele Geheimnisse und Überraschungen, nicht zuletzt das Bestattungsunternehmen der Großeltern im Keller. Schnell wird klar, dass nicht alles so ist wie es scheint und die drei gehen auf Entdeckungsreise.

    Die drei Geschwister sind sehr interessante Figuren, jede hat mit ihren eigenen Schwächen und Stärken zu kämpfen. Auch die Nebenfiguren haben alle ihre ganz besonderen Eigenheiten, die zur Unterhaltung beitragen.

    Die ganze Geschichte ist spannend aufgebaut und wartet mit einigen Überraschungen auf den Leser. Dabei ist die Sprache stellenweise ziemlich anspruchsvoll, dafür, dass sie für Leser ab 11 Jahren gedacht ist.

    Insgesamt hat mich das Buch sehr gut unterhalten. Einen kleinen Abzug in der Bewertung bekommt es lediglich dafür, dass die Spannung zum Ende hin etwas schwächelt und einige unnötige Längen entstehen.
    Die Meerjungfrau von Black Conch Monique Roffey
    Die Meerjungfrau von Black Conch (Buch)
    15.01.2023

    wow-wow

    Ich weiß nicht genau, was ich mir von diesem Buch erhofft habe (um ehrlich zu sein, war es mehr oder weniger ein Cover-Kauf), aber ich bin so sehr davon überrascht worden!

    Die Autorin entführt uns in die (fiktive) Bucht von Black Conch, wo der junge Fischer David auf eine Meerfrau trifft. Als sie von Hobbyfischern an Land gezerrt wird, kann er sie in letzter Minute retten und versteckt sie in seiner Hütte. Nach und nach scheint sie sich in eine Frau zurückzuverwandeln und knüpft dabei zarte Bande zu ihm.

    Die Erzählung liest sich wie eine Naturgewalt- überwältigend, fesselnd und doch roh und hart.

    Allein was Gesine Schröder hier an Übersetzungsarbeit geleistet hat, ist umwerfend. Die Sprachwelten der Karibik, die Sprache der Unterdrücker auf der einen, die der Unterdrückten auf der anderen Seiten, mti all ihren Unterschieden und Feinheiten ins Deutsche zu übertragen, muss unheimlich schwer gewesen sein. Und doch hat sie die Grenzen sehr gut gezeichnet.

    So entsteht eine Erzählung, die von Unterdrückung, über Generationen gezogenen Gräben zwischen den einzelnen Gesellschaftsschichten, aber auch zwischen den Geschlechtern berichtet.

    Ein großartiges, wenn auch kompaktes Drama!
    Frau mit Messer Byeong-mo Gu
    Frau mit Messer (Buch)
    15.01.2023

    Typisch Südkorea

    Dieses Buch mit James Bond zu vergleichen, wie es so einige Werbesprüche versuchen, halte ich für reichlich gewagt und schürt vermutlich Erwartungen, die dieser Roman nicht halten kann. Wer hier eine actionreiche Agenten-Reißerei erwartet, wird mit SIcherheit enttäuscht sein. Statt Kugelhagel erhält man ein feinfühliges Gesellschaftsporträt aus Südkorea.

    Hornclaw bringt für Geld Leute um, ohne dabei Fragen zu stellen. Mit 65 Jahren wird sie langsam zu alt für den Job, ihr Körper wendet sich lansam gegen sie und zuhause wartet nur ihr zwölfjähriger Hund Deadweight auf sie. Und zu allem Übel scheint ihr Herz sich langsam für ihre Mitmenschen zu erweichen.

    Ein Roman über Auftragsmörder oder Schädlingsbekämpfer, wie sie sich selbst in diesem Roman nennen, das klingt auf den ersten Blick ziemlich aufregend.

    Stattdessen bekommt man ein Porträt über eine einsame Frau, die sich mit den gesellschaftlichen Zwängen ihrer Kultur und der daraus resultierenden Unsichtbarkeit auseinander setzen muss.

    In gewohnt trockenem Erzählstil führt uns die Autorin durch ihre Geschichte. In Korea spart man offensichtlich grundsätzlich an offenkundigen Emotionen (diese muss man zwischen den Zeielen suchen) und geizt dafür nicht an langen Schachtelsätzen. Wer sich aber einmal daran gewöhnt hat, wird mit einer besonderen, teilweise sehr skurrilen Geschichte belohnt.
    Das Leuchten der Rentiere Ann-Helén Laestadius
    Das Leuchten der Rentiere (Buch)
    03.01.2023

    Authentisch, aber mit Längen

    Liest man den Klappentext dieses Buches, rechnet man mit einem spannenden, düsteren Krimi am Rande des Nordpolarkreises. Aber die Geschichte über Elsa ist so viel mehr.

    Elsa wächst als eine der indigenen Sami im Norden Schwedens auf. Ihre Familie zählt zu den traditionsbewussten Rentierzüchtern, was nicht von allen gern gesehen ist. Eines Abends erwischt sie jemanden aus dem Nachbardorf, als er ihr Ren ermordet. Der Fall bleibt ungelöst und wird sie noch Jahre später beschäftigen.

    Klar enthält die Geschichte auch kriminalistische Elemente. In erster Linie geht es aber um eine Gesellschaftsstudie. Wer schon immer etwas über die Sami, die von ihnen auch heute noch erfahrene und erlebte Diskriminierung und Ausgrenzung erfahren möchte, fährt mit diesem Buch auf jeden Fall gut.

    Man erlebt hautnah, wie schwierig es für dieses sehr traditionsbewusste, patriarchale Volk ist, ihre Gebräuche und ihre Sprache auch in der heutigen schnelllebigen Zeit zu bewahren und sich gegen Vorurteile zur wehr zu setzen.

    Der Erzählstil trägt diese Themen mit seiner ruhigen, unaufgeregten Art sehr gut. Das führt allerdings auch dazu, dass das Buch teilweise einige Längen entwickelt. Durchhaltevermögen wird aber mit einer sehr einfühlsamen Geschichte belohnt.
    Unsterblich sind nur die anderen Simone Buchholz
    Unsterblich sind nur die anderen (Buch)
    25.12.2022

    Spannendes Experiment

    Einigen wird Simone Buchholz mit Sicherheit ein Begriff sein, hat sie sich doch mit ihrer Krimi-Reihe bereits einen Namen gemacht. Ich habe mit diesem Roman Neuland betreten und bin beeindruckt.

    Sie erzählt die Geschichte von Malin und Iva, die auf der Suche nach ihren drei Freunden auf der MS Rjukandi landen, einer Nordseefähre, die zwischen Dänemark und Island pendelt. Kaum an Bord stellen sie fest, dass hier so einiges etwas anders läuft. Die Besatzung sieht überirdisch schön aus und auf dem Schiff scheint so manches Mal die Zeit still zu stehen.

    Die Geschichte entfaltet von Beginn an einen gewissen Zauber und lässt sich nur schwer in irgendeine Genreschublade stecken. Ist es Mystik, Kriminalfall oder doch Fantasy. Vielleicht steckt auch ein wenig Historie darin?

    Auch textlich lässt sich das Buch nicht festnageln, schwankt zwischen Prosa, Lyrik und Tagebucheinträgen. Es enthält sogar ein Theaterstück in drei Akten.

    Der Schreibstil lässt sich ein wenig mit Stefanie vor Schulte vergleichen. In beiden Fällen muss man sich auf das Abenteuer einlassen, sich fallen lassen. Dann aber wird man mit einem wahren Abenteuer und etwas gänzlich Einzigartigen belohnt.
    Ich verliebe mich so leicht Hervé Le Tellier
    Ich verliebe mich so leicht (Buch)
    12.12.2022

    Nicht sehr heldenhaft

    An Herve le Tellier kommt man ja zur Zeit kaum vorbei, nachdem sein Debut "Anomalie" dermaßen eingeschlagen ist. Allein deswegen wollte ich seinen neuen Roman unbedingt lesen.

    Aber was sag ich Roman? Mehr als eine Kurzgeschichte ist es leider nicht geworden. Diese ist schnell gelesen und noch schneller beschrieben:

    Der Held fliegt von Paris nach Schottland um seine Geliebte, die Heldin, zu treffen. Er verzehrt sich vor Liebe zu ihr, sie- nun ja- leider eher weniger. Was dann geschieht überlasse ich mal der Fantasie, sonst müsste man das Buch nicht mehr lesen.

    Der Schreibstil ist interessant und stringent, wodurch man förmlich durch das Buch gezogen wird. So sind die knapp 100 Seiten schnell gelesen. Allerdings verfliegt der Eindruck auch ebenso schnell wieder.

    Der Autor schafft es nur schwer, die Gefühle zu transportieren, denen sein Held ausgesetzt bzw von denen er herumgeschleudert wird.

    Irgendwie fühlte sich das Ganze leider ziemlich belanglos an und bekommt deshalb keine Empfehlung von mir.
    Elektra, die hell Leuchtende Jennifer Saint
    Elektra, die hell Leuchtende (Buch)
    05.12.2022

    Enttäuschende (Titel-)Heldin

    Ein griechisches Drama aus Sicht der beteiligten Frauen geschildert zu bekommen, klingt verlockend. In den bekannten Werken werden diese Schlachten immer aus Sicht der Helden erzählt, die Frauen sind reine Randfiguren oder Kriegstrophäen, im schlimmsten Falle der Grund für eine Auseinandersetzung. Was Helena über die Schlacht von Troja dachte oder welche (Ehe-)Frauen um die Krieger der verhassten Griechen gebangt haben, darüber sollte dieses Buch einen Einblick geben.

    Im Fokus stehen Klytämnestra, Frau von Agamemnon und Schwester von Helena, sowie ihre Tochter Elektra, die die Heimkehr des geliebten Vaters ersehnt. Auf trojanischer Seite schildert Kassandra die Eindrücke der Schlacht.

    Wer weiß, ob meine Meinung genauso ausgefallen wäre, hätte ich nicht in letzter Zeit einige Bücher mit griechischem Mythologie-Background gelesen. So aber hat Jennifer Saint das Pech, mit anderen Autorinnen verglichen zu werden, die ihren Job wesentlich besser gemacht haben.

    Einerseits ist es ein kluger Kniff, die Geschichte zwischen den drei Frauen aufzuteilen. Die Wechsel zwischen den verschiedenen Erzählungen erhöhen zu einem gewissen Grad die Spannung und bieten die Möglichkeit, die unterschiedlichen Charaktere der Frauen näher zu beleuchten.

    Leider rückt gerade die titelgebende Elektra viel zu sehr in den Hintergrund und zeigt wenig hell Leuchtendes. Auch die anderen beiden Frauen wirken enttäuschend blass und nicht immer stark. Vielleicht liegt das auch daran, dass sie nicht immer kluge oder nachvollziehbare Entscheidungen treffen.

    Am schwierigsten für mich ist allerdings der Schreibstil. Das Buch hätte locker um 100 Seiten kürzer ausfallen können, würde sich die Autorin nicht so gerne in Wiederholungen verlieren. Einerseits ist es schön, dass sie der Gefühls- und Gedankenwelt ihrer Figuren so viel Raum gibt. Andererseits hat man deren haltung irgendwann auch mal verstanden und müsste sie nicht zum zehnten Mal ausgeführt bekommen.

    Fazit:
    Die Idee ist super, die Umsetzung könnte besser sein.
    Yokomizo, S: rätselhaften Honjin-Morde Yokomizo, S: rätselhaften Honjin-Morde (Buch)
    05.12.2022

    Klassisch zurückhaltend

    Wer Agatha Christie und japanische Literatur mag, wird die Mischung aus beidem lieben. Denn Herr Yokomizo vereint das Beste von beiden; nüchterne Zurückhaltung mit cleveren Winkelzügen.

    Privatdetektiv Kosuke Kindaichi wird hinzugezogen, als das frisch verheiratete Ehepaar Kenzo und Katsuko brutal mit einem Katana ermordet aufgefunden wird. Der Fall des in einem verschlossenen Gebäude aufgefundenen Paares, von frisch gefallenem Schnee umgeben, scheint unlösbar.

    Die Japaner haben einfach eine unnachahmbare nüchterne Art und Weise, ihre Geschichten zu erzählen. Da bildet dieser Krimi wahrlich keine Ausnahme. Der Autor beschreibt sehr detailiert und genau, wirkt dabei aber eher wie ein Bericht als eine gefühlsbetonte Erzählung. Das lässt den Mord aber umso grausamer erscheinen.

    Zudem stellt dieses Buch eine Wiederauflage dar, das Original ist bereits 1946 erschienen. Dementsprechend können einige der geschilderten Ansichten beinahe antiquiert wirken. Mir persönlich aber gefallen diese Art von alten Geschichten.

    Insgesamt schafft es Seishi Yokomizo, auf gerade einmal 200 Seiten eine komplexe, verwinkelte Geschichte zu erzählen, die wahrlich keine Spannung vermissen lässt.
    Das verbotene Kapitel Genevieve Cogman
    Das verbotene Kapitel (Buch)
    27.11.2022

    Würdiger Abschluss

    Ein letztes Mal reisen wir in die Welt der geheimen Bibliothek, zu Elfen und Drachen, in der Worte manchmal doch mächtiger als das Schwert sein können. Gemeinsam mit Irene, Kai und Vale geht es rund um die Welt und zu anderen Welten.

    Denn Alberich ist wieder da und bedroht die Bibliothek mit all ihren Geheimnissen. Und auch andere Welten verschwinden plötzlich auf geheimnisvolle Art und Weise, niemand scheint die Ursache zu kennen.

    Die Geschichte verläuft gewohnt schwungvoll. Wie erhofft und erwartet gibt es eine Vielzahl unerwarteter Wendungen und kluger Finten. durch die uns unsere Lieblingsheldin hindurch navigiert.

    Dabei erhalten eine Vielzahl bereits bekannter Figuren noch einmal die Gelegenheit für einen Auftritt, sodasss wir von ihnen Abschied nehmen können.

    Man merkt der Geschichte ein Stück weit den Abschluss an. Viele lose Enden werden verknüpft, ob jedoch alle offenen Fragen beantwortet werden, möchte ich gerne offen halten.

    Zum Schluss fällt der Abschied schwer, auch wenn der Abschluss zumindest für mich befriedigend war. Allein die **Sprache** hat mir ein wenig gefehlt.
    Isidor Shelly Kupferberg
    Isidor (Buch)
    24.11.2022

    Tragisches Zeitzeugnis

    Bücher wie "Isidor" sind unheimlich wichtig, um uns zu zeigen, welche Fehler wir auf keinen Fall wiederholen dürfen.

    Shelly Kupferberg arbeitet in diesem Buch das Schicksal ihrer Familie auf, im Mittelpunkt steht dabei ihr schillernder Großonkel Isidor.

    Anhand von alten Briefen und Fotos, die dank ihres Großvaters in Isreal überebt haben, und mithilfe einer mühsamen Suche nach alten Dokumenten, die in den verschiedenen Staatsarchiven verwahrt sind, schildert sie die Erlebnisse zwischen den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts und 1938, dem Sterbejahr ihres Verwandten (und so vieler anderer Juden).

    Die Erzählung beginnt mit glücklichen Erinnerungen und schildert die Erfolge der Geschwister Geller, ehe der harte Bruch durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Wien eingeleitet wird.

    Nicht nur durch die darauf folgenden Schilderungen wird das Buch zu einer harten Lektüre. Auf jeder Seite merkt man am Beispiel dieser Familie, wie durch das rigorose Umsetzen der damaligen Maßgaben ganze Familiengeschichten ausgelöscht wurden. Meist blieb niemand zurück, der von seinen Vorfahren erzählen oder sich noch an sie erinnern kann. Rekonstruieren lassen sich ihre Geschichten nur noch über behördliche Dokumente. Und immer wieder im Laufe der Handlung wird einem bewusst, dass dies keine Einzelschicksale waren und hier eine ganze Kultur ausgelöscht werden sollte und beinahe auch wurde.

    Ein unheimlich wichtiges Buch, das mich sehr bewegt hat.
    Intimitäten Intimitäten (Buch)
    21.11.2022

    Etwas ratlos

    Ich bin wirklich unschlüssig, wie ich diesen Roman letztlich für mich bewerten soll und schwanke zwischen Begeisterung über das literarische Können und der Enttäuschung über den nichtssagenden Eindruck, den er zum Schluss hinterlässt.

    Die Erzählerin lebt seit kurzer Zeit in Den Haag und arbeitet als Dolmetscherin am Gerichtshof. Auch wenn ihre Arbeit ihr tiefe Einblicke in die Leben und Köpfe einiger weltbekannter Verbrecher bietet, scheint sie privat noch Anschluss zu suchen.

    Gerade dieser Kontrast machen diesen Roman interessant. Einerseits baut sie unfreiwillig eine tiefere Beziehung zu ihr eigentlich fremden Menschen auf, schafft es andererseits aber nicht dies auch im Privaten umzusetzen.

    Dabei hat die Autorin einen wirklich feinfühligen, tiefgründigen Schreibstil und schafft es so abschnittsweise, mich komplett zu fesseln. Und trotzdem kann mich das Buch nicht restlos begeistern. Manche Episoden kommen mir einfach zu bekannt vor und das Ende lässt mich etwas ratlos zurück.
    Lügen über meine Mutter Daniela Dröscher
    Lügen über meine Mutter (Buch)
    17.11.2022

    Beklemmendes Kammerspiel

    Nicht jede Ehe ist für die Ewigkeit und nicht jede Beziehung wird auf hundertprozentig psychisch gesunde Art und Weise geführt. Wie übel es laufen kann, zeigt Frau Dröscher auf sehr intensive Art.

    Ela wächst mit Mutter und Vater im dörflichen Hunsrück auf. Ständiger Zankapfel der Familie ist das mütterliche Erscheinungsbild. Immer wieder verkündet der Vater auf wenig subtile Weise seinen Unmut über das angebliche Übergewicht. Was mit Bodyshaming beginnt, wächst sich schnell zu einer massiven mentalen Gängelei einer eigentlich starken, selbstbestimmten Frau aus, deren Einflüsse auch nicht vor der Tochter Halt machen.

    Es liest sich wirklich bedrückend, wie ungesund diese Beziehung eigentlich ist und auf welchen Wegen der psychische Terror ins Ziel trifft. Jede Frau, die die Worte dieses furchtbaren Vaters liest, wird sich davon angegriffen fühlen können; die hier aufgeführten Mechanismen sind universell und vermutlich bekannt.

    Man fragt sich immer wieder, warum man eine solche Situation aushält, warum sich die Frau aus dieser Ehe nicht befreit. Es tut weh, davon zu lesen. Man möchte schreien und wüten. Stattdessen blättert man Seite um Seite um, in der Hoffnung, dass es sich doch noch bessert.
    Ein Alman feiert selten allein Aylin Atmaca
    Ein Alman feiert selten allein (Buch)
    13.11.2022

    Klischeefeuerwerk

    Weihnachten sorgt wohl jedes Jahr für kleine Spannungen und Wirrungen, auch wenn es das besinnlichste Fest des Jahres ist. Das stellt man sogar fest, wenn man als kleines Rädchen dieses Getriebes mittendrin steckt. Wie skurril dies allerdings auf Außenstehende wirken kann, zeigt uns Aylin Atmaca in ihrem Debut.

    Elif wird dieses Jahr das Weihnachtsfest mit ihrem Freund Jonas und dessen Familie verbringen. Ob dies der richtige Moment ist, um die potentiellen Schwiegereltern kennenzulernen, daran zweifelt sie recht bald, spätestens als sie bereits Anfang des Jahres in die Weihnachts-Whatsapp-Gruppe eingeladen wird. Möge der Wahnsinn beginnen.

    Einerseits ist dieser vorgehaltene Spiegel sehr aufschlussreich. Gerade auf andere Kulturen muss das deutsche Weihnachstfest mehr als merkwürdig und eventuell sogar abschreckend wirken. So viele Traditionen und Regeln, die eingehalten und beachtet werden müssen. Teilweise artet das Fest in eine durchgeplante Pflichtveranstaltung aus.

    Dies humoritisch überspitzt vorgelegt zu bekommen, darüber lache ich gerne mal.

    Leider driftet die Autorin aber etwas zu sehr vom Thema ab bzw findet kein würdiges Maximum. Stattdessen artet das Buch, das wahrlich kein ausuferndes Werk ist mit seinen 192 Seiten, in ein wahres Klischeefeuerwerk aus. Natürlich wird der rassistische Onkel ebenso aufs Tapet gebracht wie die überspannte Schwester. Das wirkt irgendwann nur noch bemüht und angestrengt. Die Unterhaltung geht dabei gehörig flöten. Schade!
    Die Passage nach Maskat Cay Rademacher
    Die Passage nach Maskat (Buch)
    13.11.2022

    Lebendige 20er

    Ich bin ein großer Fan von Agatha Christie und versinke gerne mal in guten historischen Krimis, die mit wenig Blut, dafür aber umso mehr Stimmung daher kommen. Wer diese Vorliebe teilt, wird mit Cay Rademachers neuem Werk einen guten Griff machen.

    In Marseille besteigen 1929 eine Vielzahl schillernder Figuren die Campollion, um auf ihrer Reise Richtung Orient die letzten Zuckungen der Goldenen Zwanziger zu genießen. Unter ihnen befindet sich der Reporter Theodor Jung, der in Begleitung seiner Frau Dora und deren Familie reist. Doch nach wenigen Tagen verschwindet seine Frau spurlos und niemand will sie auf dem Schiff gesehen haben.

    Der Autor hat einen entzückend bildhaften Schreibstil und schafft es mit seiner ausführlichen Art, das Gefühl und die Atmosphäre dieser Zeit perfekt einzufangen. So erweckt er das Schiff und seine Passagiere zum Leben und lässt sie gemeinsam mit dem Leser die Welt des Nahen und Mittleren Ostens entdecken.

    Hinzu kommt eine unterhaltsame Kriminalgeschichte, die mich mit ihren verschiedenen Windungen und Verzweigungen gut bei Laune halten konnte.

    Insgesamt ein tolles Rundumpaket, einzig die schlussendliche Auflösung und das Ende des Buches konnten mich nicht ganz überzeugen.
    Die karierten Mädchen Alexa Hennig Von Lange
    Die karierten Mädchen (Buch)
    31.10.2022

    Problemkind Autofiktion

    Das grundsätzliche Problem, das Bücher haben, welche autobiografische Aspekte in ein fiktives Gewand packen, ist, dass die Grenzen verschwimmen. Was ist wahr, was nur angedichtet? Wieviel Großmutter-der-Autorin steckt noch in Hauptfigur Klara?

    Als junge Frau beginnt Klara 1929 in einem Kinderheim zum arbeiten und arbeitet sich bald zur Heimleiterin hoch. Als die finanzielle Lage immer schwieriger wird, sieht sie keine andere Möglichkeit, als sich Unterstützung bei den aufstrebenden Nationalsozialisten zu suchen. Dabei fällt es ihr immer schwerer, ihr größtes Geheimnis zu bewahren, ihr jüdisches Ziehkind.

    Die Story an sich ist nicht schlecht erzählt, kann mich aber auch nicht vollends vom Hocker reißen. Die Autorin fokussiert sich in ihrer Schilderung auf die Lebensbanalitäten und baut ein lockeres Gerüst aus historischen Figuren und Ereignissen rund herum.

    Dabei steht klar ihre Hauptfigur Klara im Fokus, aus deren Sicht das Ganze erzählt wird. Wie das Nachwort eröffnet, basiert die Figur auf Tonbandkassetten, die die Großmutter der Autorin mit ihrer Lebensgeschichte lückenhaft besprochen hat.

    und genau hieran krankt das Buch: einerseits möchte sie ihrer Großmutter ein würdevolles Denkmal setzen, sie scheinbar in ein gutes Licht rücken; allein die Grundlagen reichen dafür nicht aus. Statt für eine strahlende Heldin, die im Untergrund gegen die auftrebende politische Macht kämpft und sich wehrt, erschafft sie eine Mitläuferin, die gerne anders wollte, sich aber nicht traut oder keine Chance dafür sieht.

    Man könnte nun sagen, damit hätte sie die Realität der 30er Jahre in Deutschland perfekt eingefangen. Das allein reicht aber nicht, um einen ganzen Roman zu tragen. Noch viel schlimmer ist jedoch, dass dies nur der Auftakt zu einer Trilogie sein soll. Für meinen Geschmack hätte es gereicht, einen runden Roman daraus zu stricken, für mehr überzeugt das Buch einfach nicht genug. Und das Ende macht erst recht nicht Lust auf mehr.
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