Wegen Neuausrichtung sollte man reinhören...
Das neue Album der US-Retro-Prog-Band Glass Hammer ist die Fortsetzung des letztjährigen Albums DREAMING CITY, welches von Fantasy-Romanen der 70er Jahren inspiriert war. Der aktuellen (70-minütigen) CD liegt nun ein eigener Roman von Steve Babb zugrunde, welcher bald erscheinen soll. Auf dem Vorgänger überraschte die bereits seit bald 30 Jahren bestehende Truppe um Fred Schendel (keys, voc) und Steve Babb (b, voc) mit einer Abkehr vom von Yes inspirierten Retro Prog hin zu härter rockenden Sounds. Dies hat man nun noch verstärkt, es werden Ingredienzien aus viel Hard Rock und weniger Prog Rock geboten, manchmal hört man diesmal Einflüsse von Rush der 80er-Jahre heraus (“Hyperborea”). Harte Gitarren-Riffs stehen neben eingängigen Hooks, Soli werden nur wohldosiert und knapp-effektiv eingestreut (meist von der Gitarre, schön, wenn dann mal die Hammond röhrt). In den beiden kurzen Instrumentals “A Spell Upon His Mind” und “Moon Poolˮ wird etwas Tangerine-Dream-Stimmung, sowie leichte Electronic-Fusion-Sounds eingewoben. Der Klang ist meist knackig zupackend, allerdings wird es auch mal konturenlos-langweilig. Die neue Sängerin Hannah Pryor fügt sich mit kraftvoller Stimme nahtlos ein, kann in der kurzen Klavier-Ballade “He’s Got A Girl” auch einmal von kräftigem Shouting auf schmachtend umschalten. Dass manche der Rocksongs dann nach Bands wie z.B. Heart klingen, muss jeder Fan für sich gewichten. Die Leadgesänge der Bandchefs in “The Orge Of Archonˮ und “Into The Breachˮ bleiben hingegen etwas fahl, da waren in früheren Zeiten schon wesentlich bessere Leadsänger an Bord. Das Soundtuning wird Prog-Fans nicht unbedingt gefallen, man kann Glass Hammer aber nicht vorwerfen, dass sie immer in der gleichen Suppe rühren. Daher erst einmal reinhören ob die Neuausrichtung – die Abkehr vom bisherigen Markenkern - mit den persönlichen Vorlieben korreliert.