im Vorfeld von King Crimson...
1968 hatte das Trio um Peter Giles (b, voc), Michael Giles (dr, voc) und Robert Fripp (g) die LP THE CHEERFUL INSANITY OF…aufgenommen. Ein skurril-humoriger Mix aus Beat, Psychedelic, Pop und gesprochenen Zwischenspielen. Im gleichen Jahr wurden in der Brondsbury Street 93a im Wohnzimmer von Peter Giles auf einer Revox-F36-Bandmaschine viele Songs aufgezeichnet, die erstmalig 2001 veröffentlicht wurden. Nun werden diese von David Singleton digital remastert wieder zugänglich gemacht. Wunder darf man nicht erwarten, doch die (unterschiedliche) Qualität geht in Ordnung. Aus Peter Giles stammen sechs der hier vertretenen Songs. Fripp steuerte sieben und McDonald mit Peter Sinfield drei Ideen bei. Von fünf Songs liegen zwei Versionen vor - interessant, da tlw. im Trio eingespielt, dann auch zusätzlich mit Ian McDonald (sax, fl, voc, p) und der ersten Fairport-Convention-Sängerin Judy Dyble. Diese in größer Besetzung eingespielten Tracks bieten mehr Farbe und Ideen. McDonald ist in sechzehn, Dyble in sieben Tracks zu hören. In einem kurzen (im Übrigen sind acht Songs nur zwischen knapp zwei und drei Minuten lang) Solostück zeigt Fripp seine Fingerfertigkeit auf der Gitarre. Insbesondere für King-Crimson-Fans ist diese 73-minütige CD interessant, auf der Suche nach den Ursprüngen der Prog-Legende. Und so hört man mit “I Talk To The Wind” auch einen Song in zwei Versionen, der sich dann auf der ersten KC-Platte wiederfindet. Die Fassung mit Judy Dyble packte Fripp übrigens auf den 1976 erschienen Sampler YOUNGS PERSON’S GUIDE TO KING CRIMSON. Melodien aus “Passages Of Time” und “Why Don’t You Just Drop In” verarbeitete Fripp später für weitere KC- Songs (“Peace - A Theme” und “The Letters”). Auch McDonald verwendete für Soloscheiben Fragmente aus der Session. Es erklingen oft mehrstimmige (bis zu vierstimmig) Gesänge, McDonald bläst schöne Solos, natürlich darf auch Fripp solieren, getragen von der jazzig-flexiblen Rhythmusgruppe. Die Band bewegt sich zwischen Jazz, Rock, Folk und Art Pop. Solche breiten Mixturen waren zu dieser Zeit bekanntlich kein Problem. Somit liegt ein interessantes Zeitdokument wieder vor. Erstaunlich, was nur ein Jahr später hieraus entstand - der monolithische Prog-Meilenstein IN THE COURT OF THE CRIMSON KING.