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    ille

    Aktiv seit: 19. September 2011
    "Hilfreich"-Bewertungen: 13
    3 Rezensionen
    Missa Caput Missa Caput (CD)
    19.09.2011
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Atemberaubende Kopf-Befreiung

    Johannes Ockeghem, Hauptvertreter der Niederländischen Polyphonie der frühen Renaissance, galt der Musikwissenschaft des 19.Jh. als Prototyp eines gelehrten und vertrackten Komponierstiles, der aufgrund seiner Kompliziertheit wohl eher geachtet als geliebt wurde. Und die „missa caput“ erschien da als besonders „verkopftes“ Mysterium, wegen ihres theologischen Bezuges einerseits, und weil das zugrunde liegende Motiv-Zitat über Jahrhunderte nicht aufgeklärt werden konnte. Sie verarbeitet als cantus firmus ein Melisma aus dem „venit ad petrum“ der Gründonnerstagsliturgie, welches bei der Fußwaschung gesungen wird, wenn Jesus zu Petrus sagt: Wenn Du Dir nicht die Füße waschen lässt, so wirst du keinen Teil haben an mir, und Petrus antwortet: Herr, dann wasche mir nicht nur die Füße, sondern auch die Hände und das Haupt (caput). Schon zu Anfang des Kyrie etwa setzt Ockeghem einen ersten theologischen Verweis, ein erstes gelehrtes Rätsel: Indem er den Tenor, welcher den cantus firmus des Caput-Melismas ausführt, nach unten oktaviert, verlegt er sozusagen den Kopf unter die Füße, interpretiert also die Fußwaschung als Akt geistiger Reinigung.
    Hört man ältere Aufnahmen dieser Messe, etwa die sehr gute Einspielung von The Clerk’s Group von 1998, dann ist darin die große Ehrfurcht vor der enigmatischen Schönheit dieser Musik deutlich zu spüren.
    Doch Björn Schmelzer, ein junger Musikwissenschaftler und Dirigent der Gruppe Graindelavoix, macht etwas völlig Neues und, dies gleich vorweg gesagt, Atemberaubendes. „Die Idee: der Musik Ockeghems einen neuen Klang verleihen“, so schreibt er im Booklet. Dazu versammelt er in seinem Ensemble zum einen bewusst lauter junge Sänger, die sich in ihrem Timbre sehr stark unterscheiden. Darüber hinaus lässt Björn Schmelzer das Werk nicht einfach nur nach dem in den Handschriften überlieferten Originalnotenbild, sondern unter Anwendung einer alten französischen Verzierungstechnik singen, der Machicotage („a style of singing, especially of sacred music, cultivated from the late Middle Ages ..., centered on Paris, and derived from the Gallican ritual; in this style vocal lines are decorated with improvised ornamentation, and differentiated from each other in a polyphonic composition also by tone color.“ zit. nach Wiktionary).
    Das Ergebnis: Musik, die unter die Haut geht. Eine Musikerfahrung von unglaublicher innerer Spannkraft. Man hört in dieser Aufnahme nicht den gewohnten, harmonisch englischen Mischklang. Jede Stimme dringt vielmehr individuell und rauh an unser überraschtes Ohr, es gibt keinen runden gepflegten Kirchensound, sondern ein aufregendes Zusammentreffen von Einzelstimmen, von denen jede ihre eigene Färbung und Textur unterscheidbar behält. Die Intensität der einzelnen Linie wird nicht dem vertikalen Gesamtklang geopfert. Schon im rätselhaften Beginn des Kyrie etwa hören wir also nicht die „verkopfte“ Gelehrtheit eines vertrackten alten Komponierstiles, sondern erleben durch die auf den ersten Moment fast erschreckend „authentische“ Individualität der Einzelstimmen die beschriebene Bass-Oktavierung des Tenors als unmittelbare Erschütterung. Diese Musik bläst einem den Kopf frei. Für mich gehören die Aufnahmen von Ensemble Graindelavoix zum Aufregendsten, was in den letzten Jahren auf dem Gebiet der Renaissance-Musik veröffentlicht wurde.
    Chansons "Joye" Chansons "Joye" (CD)
    19.09.2011
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Zum Abheben

    Gilles Binchois (1400 – 1460) gilt neben Guillaume Dufay als Hauptmeister der franko-flämischen Schule des 15.Jahrhunderts und verantwortlich für die Herausbildung eines neuen, englisch inspirierten höfischen Musizierstiles. Ich kannte manche der hier aufgenommenen mehrstimmigen Chansons der „burgundischen Epoche“ aus einer Produktion von 1998 unter Dominique Vellard, schätzte diese Aufnahme als handwerklich sehr gute Umsetzung von ansprechender lyrisch-kultivierter Musik.
    Björn Schmelzer, der junge Musikwissenschaftler und Dirigent der Gruppe Graindelavoix, sieht Gilles Binchois als „the first real songwriter“. Lese ich eine solche Aussage im Booklet, erschrecke ich erst einmal. Und beim Einlegen der CD erschrecke ich erneut: Doch diesmal vor ungläubiger Überraschung. Das Ensemble Graindelavoix macht nämlich etwas völlig Neues und Erstaunliches. Wer die Gruppe kennt (und das sollte man unbedingt!), der weiß, dass Björn Schmelzer kein Freund des gewohnten harmonisch englischen Mischklanges ist. Er besetzt vielmehr mit jungen Sängern, die sich in ihrem Timbre sehr stark unterscheiden. Bei manchen Chansons werden die Begleitstimmen teilweise oder ganz instrumental ausgeführt, von Fidel, Harfe oder Laute, und hier hört man äußerst abwechslungsreiche Improvisationen. Verzierungen sind geschmackvoll und raffiniert das Ausdrucksspektrum bereichernd eingesetzt. Mit einer überraschenden Ausdruckskraft und Stringenz der Einzelstimmen zieht diese Musik uns hier in ihren Bann, gewinnt die schlichte Liebeslyrik an sinnlichem Sog, spricht individuell an, gewinnt eine überzeitliche Magie. Kompositionen, die ich als geschmackvolle, mit kleinen flüchtigen Dissonanzen den Textausdruck bereichernde Miniaturen-Kunst kannte, werden durch die so unterschiedlich schillernden Kolorierungen der einzelnen Musiker, durch die mutige Eigenwilligkeit der so gar nicht „klassisch“ sondern authentisch klingenden Sänger hier zu einem aufregenden Gebirge, einem Panorama von ungemein ausdrucksvollen eigenen Gefühlswelten.
    Und zum Abschluß der CD: Eine Totenklage auf Binchois, von Johannes Ockeghem komponiert, der vermutlich sein Schüler war. Sie überlagert ein lateinisches Miserere in den drei Begleitstimmen mit einem individuellen französischen Würdigungsgedicht auf den verstorbenen Meister im Diskant. Eine Totenklage von hinreißender Schönheit. Zum Abheben.
    Die Thoma Orgel St. Tertulin in Schlehdorf Die Thoma Orgel St. Tertulin in Schlehdorf (CD)
    19.09.2011
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Ansprechende Petitessen und mehr

    Eine insgesamt ansprechende Produktion, in welcher der Tölzer Knabenchor mit der ihm eigenen Durchschlagskraft und strahlendem Glanz eher unbekannte Motetten und Antiphonen der in Rom wirkenden Barockmeister Giovanni Giorgi, Domenico Zipoli und Pompeo Canniccari singt, begleitet von der 1783 erbauten Thoma-Orgel in Kloster Schlehdorf. Auf diesem Instrument werden auch noch einige Solowerke beigesteuert, welche die Farbigkeit der im Jahr 2000 sorgsam restaurierten Orgel gut demonstrieren, von der kompositorischen Qualität freilich eher als Petitessen einzustufen sind. Interessant die Deutsche Messe von Theodor Grünberger, einem Münchner Augustinermönch. Komponiert im Jahre 1802, bietet sie leicht zugängliche, unkomplizierte Musik, die in der Darbietung durch die frischen Knaben- und Jungmännerstimmen lieblich zu Gehör geht. Auch wenn es schon brillantere Aufnahmen mit den Tölzern gab, stellt die CD insgesamt doch eine schöne Erweiterung des Repertoires dar in guter Qualität.
    Und die noch bessere Nachricht: Der Tölzer Knabenchor hat sich inzwischen wieder weiter gesteigert, die neueste Produktion klingt noch mitreißender und spannender, bietet freilich auch ungleich gewichtigere Werke (Römische Mehrchörigkeit, 16stimmige Messe von Orazio Benevoli, jpc 2463865).
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