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    LittleWalter Top 25 Rezensent

    Aktiv seit: 03. September 2010
    "Hilfreich"-Bewertungen: 1166
    486 Rezensionen
    Louisiana Sun

    Mama Rosin
    Louisiana Sun (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    16.06.2011
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Kombination des Louisiana-Sounds mit erdigem Garag

    Voodoo Rhythm, das Schweizer Label für trashigen Rock`n`Roll, Gospel-Blues-Punk und allerlei andere primitiven Rhythmen hat eine Gemeinschaftsproduktion des Mama Rosin Trio mit Hipbone Slim & the Kneetremblers auf seine Anhänger losgelassen.

    Die Formation spielt sich mit einer schwülen Version von Charles Sheffield`s coolem R&B-Stomper It`s Your Voodoo Working (hier: Voodoo Walking) warm. Unwillkürlich denkt man an Run Through The Jungle von Creedence Clearwater Revival. Gettin` High zeigt eine weitere Stärke dieses Ensembles: unangestrengt wird Rhythm & Blues mit Cajun und Zydeco-Motiven verbunden. Beim London Zydeco dominiert natürlich der schwungvolle Louisiana-Sound. Kitschig-süßlich wird es bei Trouble Ain`t So Never Far Away, bevor das Tempo beim swingenden Skiffle von Quel Espoir? wieder angehoben wird. Auch der Rockabilly-Titel The Cat Never Sleeps erhält seine Akkordeon-Dosis und fällt dadurch aus dem gewöhnlichen Rahmen. Das Titelstück Louisiana Sun ist im Original eine Surf Nummer der Rivieras. Hier wird daraus ein lupenreiner mid-tempo-Cajun-Song. Killing Two Birds With One Stone nennen sie Anti Flower-Power Cajun Dive-Bar Blues, was immer das sein soll. Klingt, als ob John Lee Hooker mit den Violent Femmes als Backing-Band spielen würde. Citi Two Step entführt wieder schwungvoll in die Sümpfe, bevor bei Swamp Water das Tempo gedrosselt und eine geheimnisvolle Stimmung aufgebaut wird. Karibisch eingefärbt geht es mit Princess Havana weiter, bevor der Hillbilly-Swamp-Blues Paint The Town Red das Album abschließt.

    Die Kombination des Louisiana-Sounds mit erdigem Garagen-Rockabilly funktioniert immer dann am besten, wenn keine der beiden Bands die Oberhand gewinnt und sie sich die Bälle originell zuspielen. Dann ist der Sound austariert und beide Parteien profitieren voneinander. Man hört hier das Ergebnis eines sinnvollen Experimentes. Macht Spaß, diese Kombination.
    Meine Produktempfehlungen
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    If You Ain't Got The..

    Juke Joint Pimps
    If You Ain't Got The.. (LP)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    16.06.2011

    Rock`n`Roll meets Boogie meets Gospel

    Die Juke Joint Pimps legen los, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her. Sie zapfen die gleichen Quellen an, die schon für die eindringlichsten Momente bei den CRAMPS und beim GUN CLUB gesorgt haben: Little Richard, Elmore James, John Lee Hooker, Hound Dog Taylor, Howlin` Wolf. Sie spielen schweißtreibenden, bedrohlichen, rauen, dreckigen Rock`n`Roll mit ganz viel Boogie- und Rockabilly-Schwung. Ekstase und ein primitiver Rhythmus prägen den Sound. Schroffe, trockene Riffs und scharfe, schmierige Slide-Einlagen sind stilbestimmend. Der Gesang ist kantig und kraftvoll und wird öfter von Gospel-Chor-Einlagen veredelt. Dann wird die Stimmung auch mal bedächtiger, bleibt aber energiegeladen.

    Der Klang ist raumfüllend, obwohl es sich bei den Juke Joint Pimps nur um 2 Personen handelt: Mighty Mike, Gesang, Mundharmonika und Schlagzeug sowie T-Man an der Gitarre. Die Gospel Pimps sind sie übrigens auch, aber eben unter anderen Pseudonymen. Vergesst die White Stripes und die Black Keys. Diese Kölner Jungs präsentieren einen brodelnden Cocktail, der den Geist des Rock`n`Roll transportiert. Ganz großartige, mitreißende Platte!!
    Meine Produktempfehlungen
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    The Gospel Pimps

    Juke Joint Pimps
    The Gospel Pimps (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    16.06.2011
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Rock`n`Roll meets Boogie meets Gospel

    Die Juke Joint Pimps legen los, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her. Sie zapfen die gleichen Quellen an, die schon für die eindringlichsten Momente bei den CRAMPS und beim GUN CLUB gesorgt haben: Little Richard, Elmore James, John Lee Hooker, Hound Dog Taylor, Howlin` Wolf. Sie spielen schweißtreibenden, bedrohlichen, rauen, dreckigen Rock`n`Roll mit ganz viel Boogie- und Rockabilly-Schwung. Ekstase und ein primitiver Rhythmus prägen den Sound. Schroffe, trockene Riffs und scharfe, schmierige Slide-Einlagen sind stilbestimmend. Der Gesang ist kantig und kraftvoll und wird öfter von Gospel-Chor-Einlagen veredelt. Dann wird die Stimmung auch mal bedächtiger, bleibt aber energiegeladen.

    Der Klang ist raumfüllend, obwohl es sich bei den Juke Joint Pimps nur um 2 Personen handelt: Mighty Mike, Gesang, Mundharmonika und Schlagzeug sowie T-Man an der Gitarre. Die Gospel Pimps sind sie übrigens auch, aber eben unter anderen Pseudonymen. Vergesst die White Stripes und die Black Keys. Diese Kölner Jungs präsentieren einen brodelnden Cocktail, der den Geist des Rock`n`Roll transportiert. Ganz großartige, mitreißende Platte!!
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    Helplessness Blues

    Fleet Foxes
    Helplessness Blues (LP)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    16.06.2011
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Fleet Foxes - Hype oder Qualitätsprodukt?

    Die Fleet Foxes finden derzeit einen breiten Konsens. Woher resultiert die einheitliche Zustimmung in der Fachpresse und beim Publikum? Was macht die Faszination dieser Band aus? Vielleicht ist es der ungewöhnliche Stil, immer leicht neben der Spur, nie puristisch, aber doch traditionsbewusst. So sind sie im weitesten Sinne dem Folk zuzuordnen, sind aber keine biederen Folkies. Man kann sie auch nicht der Freak-Folk-Bewegung um den schratigen Hippie Devendra Banhart zurechnen.

    Aber sie sind Meister des Verwendens von Zitaten. Man nehme die verspielten Melodien der kauzigen, eigenwilligen Underground-Folk Band PEARLS BEFORE SWINE um den eigenbrödlerischen Sänger TOM RAPP, mixe sie mit dem verschachtelten, auf englischer Folklore basierenden Liedgut der INCREDIBLE STRING BAND und füge noch etwas Pathos der alternativen Gospel Truppe POLYPHONIC SPREE sowie die Gemütlichkeit von SIMON AND GARFUNKEL hinzu. Dann hat man in etwa die Inhaltsstoffe des Fleet Foxes Sounds zusammen. Da sie diese Zutaten geschickt miteinander verweben und die genannten Referenzen im aktuellen Radar der Hörer keine Rolle spielen - also als exotisch und neu empfunden werden - klingt die Band ungekünstelt, frisch und ergreifend zugleich. Besonders das hymnische Element wird in ihrer Musik betont. Hall im Gesang, Choräle und getragene Kompositionen lassen häufig eine andächtige, sakrale Stimmung entstehen, quasi einen Ort des Rückzugs, des Eintauchens in eine fremde, aber sympathische Welt.

    Selbst den lauteren und schnelleren Liedern haftet oft die Aura des Verletzlichen und Zerbrechlichen an. Die Fleet Foxes haben ein breites Instrumentenspektrum, was eine Flexibilisierung bei den Arrangements erlaubt. Sie schöpfen das Dynamik-Spektrum von Beinahe-Stille bis zu kratzbürstigen Free-Jazz Attacken aus und schaffen so zusätzliche Aufmerksamkeitspunkte. Helplessness Blues erfüllt die hohen Erwartungen, die nach den ersten Veröffentlichungen entstanden waren. Aber oft zeigt sich erst mit dem schwierigen dritten Album, in welche Richtung sich eine Band bewegt. Potential und Talent sind jedenfalls vorhanden, mal ganz groß zu werden.
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    Leaving The Commonwealth

    Leaving The Commonwealth (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    16.06.2011

    Die Reinkarnation des Westcoast-Country-Rocks

    Selten so ein scheußliches Cover-Foto gesehen. Auf dem schwarz-weiß-Bild sind Männer zu sehen, die im Jahr 1865 die Gefallenen der Bürgerkriegsschlacht vom Juni 1864 bei Gaines` Mill und Cold Harbor in Virginia bergen. Im Vordergrund sieht man Totenköpfe und Klamottenreste auf einer Trage. Beinahe angeekelt davon stecke ich die CD in den Player und werde bei RAZORBACKED von sonnigem, Steel-Guitar getränkten Westcoast-Country-Rock überrascht. Musikalische Aufbruchsstimmung sowie die Verbindung von Tradition und Moderne verbinde ich mit diesem Sound. Fast vergessene Künstler wie der ex- Monkees MICHAEL NESMITH oder der Kalifornier MICHAEL DINNER sowie die Grateful Dead-Freunde NEW RIDERS OF THE PURPLE SAGE kommen mir in den Sinn. Das 2. Lied DAYS IN THE KITCHEN lässt auch wegen des Einsatzes der Sängerin Margot Bianca an selige Gram Parsons / Emmylou Harris Duette denken. Große Vorbilder, glänzend ins Hier und Jetzt transferiert. Nun sage keiner, dass wären nur nostalgische Rückblicke. Die Musik kommt kräftig und selbstbewusst daher.

    Einen D. Charles Speer gibt es allerdings nicht in der Besetzungsliste. Das ist der Künstlername von David Charles Shuford, der mal einer Free-Folk-Band namens The No-Neck Blues Band angehört hat. Aber weiter konzentriert zugehört: die CD hält mich in ihrem Bann. LE GRAND COCHON flirtet mit Cajun-Einflüssen. CUMBERLAND und ALAMOOSOOK ECHOES haben ihre Wurzeln bei den Country-Folk orientierten Grateful Dead, die diese traditionellen Spielarten sehr selbstbewusst bei ihren Platten Workingman`s Dead und American Beauty eingesetzt haben. FREDDIE`S LAPELS verbindet Country-Boogie mit spacigen Pedal-Steel-Sounds und kombiniert so psychedelische Einschübe mit bodenständigen Rhythmen. In Form eines schnellen Walzers präsentieren David Charles Shuford und seine Kollegen den Song RUST IN THE BAY. Rustikal Country-Outlaw-mäßig geht es bei dem mit Tempowechseln gespickten BATTLE OF THE WILDERNESS zu. Das Schlusslicht LEAVING THE COMMONWEALTH fällt auch aus der Zeit. Es ist ein 5 1/2minütiger instrumentaler Jam, wie man ihn von Quicksilver Messenger Service kennt. Das überrascht, passt aber ins Konzept.

    D. Charles & the Helix sind eine begeisternd aufspielende Gruppe, die die Vergangenheit nach Qualitätsgesichtspunkten auslotet und ihre Visionen mit Herzblut hochmusikalisch gegenwartsbezogen umsetzt. Absolut herausragend ist dabei der Pedal-Steel-Player Marc Orleans. Leaving The Commonwealth ist bereits das dritte Album dieser spannend agierenden Band und macht Lust auf mehr.
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    Leaving The Commonwealth

    D. Charles Speer & Helix
    Leaving The Commonwealth (LP)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    16.06.2011
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Die Reinkarnation des Westcoast-Country-Rocks

    Selten so ein scheußliches Cover-Foto gesehen. Auf dem schwarz-weiß-Bild sind Männer zu sehen, die im Jahr 1865 die Gefallenen der Bürgerkriegsschlacht vom Juni 1864 bei Gaines` Mill und Cold Harbor in Virginia bergen. Im Vordergrund sieht man Totenköpfe und Klamottenreste auf einer Trage. Beinahe angeekelt davon stecke ich die CD in den Player und werde bei RAZORBACKED von sonnigem, Steel-Guitar getränkten Westcoast-Country-Rock überrascht. Musikalische Aufbruchsstimmung sowie die Verbindung von Tradition und Moderne verbinde ich mit diesem Sound. Fast vergessene Künstler wie der ex- Monkees MICHAEL NESMITH oder der Kalifornier MICHAEL DINNER sowie die Grateful Dead-Freunde NEW RIDERS OF THE PURPLE SAGE kommen mir in den Sinn. Das 2. Lied DAYS IN THE KITCHEN lässt auch wegen des Einsatzes der Sängerin Margot Bianca an selige Gram Parsons / Emmylou Harris Duette denken. Große Vorbilder, glänzend ins Hier und Jetzt transferiert. Nun sage keiner, dass wären nur nostalgische Rückblicke. Die Musik kommt kräftig und selbstbewusst daher.

    Einen D. Charles Speer gibt es allerdings nicht in der Besetzungsliste. Das ist der Künstlername von David Charles Shuford, der mal einer Free-Folk-Band namens The No-Neck Blues Band angehört hat. Aber weiter konzentriert zugehört: die CD hält mich in ihrem Bann. LE GRAND COCHON flirtet mit Cajun-Einflüssen. CUMBERLAND und ALAMOOSOOK ECHOES haben ihre Wurzeln bei den Country-Folk orientierten Grateful Dead, die diese traditionellen Spielarten sehr selbstbewusst bei ihren Platten Workingman`s Dead und American Beauty eingesetzt haben. FREDDIE`S LAPELS verbindet Country-Boogie mit spacigen Pedal-Steel-Sounds und kombiniert so psychedelische Einschübe mit bodenständigen Rhythmen. In Form eines schnellen Walzers präsentieren David Charles Shuford und seine Kollegen den Song RUST IN THE BAY. Rustikal Country-Outlaw-mäßig geht es bei dem mit Tempowechseln gespickten BATTLE OF THE WILDERNESS zu. Das Schlusslicht LEAVING THE COMMONWEALTH fällt auch aus der Zeit. Es ist ein 5 1/2minütiger instrumentaler Jam, wie man ihn von Quicksilver Messenger Service kennt. Das überrascht, passt aber ins Konzept.

    D. Charles & the Helix sind eine begeisternd aufspielende Gruppe, die die Vergangenheit nach Qualitätsgesichtspunkten auslotet und ihre Visionen mit Herzblut hochmusikalisch gegenwartsbezogen umsetzt. Absolut herausragend ist dabei der Pedal-Steel-Player Marc Orleans. Leaving The Commonwealth ist bereits das dritte Album dieser spannend agierenden Band und macht Lust auf mehr.
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    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    09.05.2011

    Ungestüme, wilde, ungezügelte und rebellische Musi

    Es gibt für mich zur Zeit nichts Elektrisierenderes, als den Sound der 50er bis hin zu den mittleren 60er Jahren. Als Rhythm & Blues zu Rock`n`Roll wurde und mit Country zu Rockabilly verschmolz, der Surf-Sound noch weitgehend instrumental war und unzählige Bands in Garagen Verstärker zu Schrott spielten. Ungestüme, wilde, ungezügelte und rebellische Musik war das. Das totale Aufbegehren gegen gängige Strukturen. Alternative kreative Label mit spezifischem unverwechselbarem Sound wie SUN-Records in Memphis oder CHESS-Records in Chicago blühten auf. Künstler wie CHUCK BERRY, BO DIDDLEY, JOHNNY CASH und nicht zuletzt ELVIS schrieben Musikgeschichte und beeinflussten Heerscharen von Musikern. In dieser Tradition fühlen sich auch HIPBONE SLIM AND THE KNEETREMBLERS wohl. Das britische Trio besteht aus dem Bandleader, Sänger und Gitarristen SIR BALD DIDDLEY, dem Drummer BASH BRAND, der schon für HOLLY GOLIGHTLY und BILLY CHILDISH gespielt hat sowie aus dem Bassisten GEZ GERRARD. Von den verwendeten Stilmitteln her erinnern sie an ihre US-amerikanischen Kumpel im Geiste, der Band SOUTHERN CULTURE ON THE SKIDS, die eine ähnliche Auffassung von Traditionsverwaltung verfolgen. Man hört primitiven rockigen Blues mit BO DIDDLEY-Beat (PRIMITIVE ROCK); Surf, der auch zum Soundtrack von PULP FICTION getaugt hätte (CAMEL NECK; STANDOFF); Boogie, den vielleicht sogar JOHN LEE HOOKER gut gefunden hätte (I`M THE LEG); schwülen Rockabilly, wie ihn CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL manchmal spielten (GONNA GIVE YOU EVERYTHING); groovenden R&B (HUNG, DRAWN AND QUARTERED); messerscharfen Garagen-Rock (WHATEVER HAPPENED TO MY LOVE?) und auch gruselige Voodoo-Balladen, wie sie die CRAMPS liebten (DIG THAT GRAVE!). Man kann festhalten: HIPBONE SLIM AND THE KNEETREMBLERS sind authentisch, schroff und teilweise überdreht. Ganz in der Tradition ihrer Vorbilder. Man kann sich nicht satt hören an ihrem selbst benannten KNEEANDERTHAL SOUND.
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    The Further Adventures Of Los Straitjackets

    The Further Adventures Of Los Straitjackets (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    09.05.2011
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Der Sommer kann kommen...

    Los Straitjackets sind eine Band aus Nashville, die den instrumentalen Surfsound der 60er Jahre in die Jetztzeit transformiert. Pate für diese Frischzellenkur waren Leute wie The Ventures, der frühe Link Wray, Duane Eddy oder Dick Dale. Bei der Umsetzung legt die Gruppe eine Leichtigkeit und gleichzeitig Authentizität an den Tag, die sie locker über den Status einer nostalgischen Oldie-Band hebt. Ihnen steht dabei gut zu Gesicht, dass sie Wert darauf gelegt haben, die 13 neuen Eigenkompositionen teilweise rau und kantig klingen zu lassen. Als Kontrast dazu gibt es noch elegante, swingende Nummern. Das Ergebnis klingt wie ein Soundtrack zu einem Tarantino-Film. Die CD ist aber genauso als Berieselung für die nächste Garten- oder Strandparty geeignet. Der Sommer kann kommen...
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    Long Grain Rights

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    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    09.05.2011

    Lässiger Folk-Punk-Freak Beat-Mix

    Gleich zu Anfang der CD versprechen uns The WoWz fröhliche Schunkel- und Sauflieder im Hillbilly-Folk-Gewand. Aber schon ab Track 2 wird es tendenziell ernsthafter. Zwar bewegt sich das New Yorker Trio weiter im akustischen, rustikalen Folk-Umfeld, aber die Koordinaten verschieben sich in Richtung angeschrägter Violent Femmes bzw. alternativem Folk-Pop-Punk. Dabei blitzen durchaus die einen oder anderen Kabinettstückchen an akustischer Gitarre, Bass oder Schlagzeug auf. Sie zeigen, dass man es hier nicht mit musikalischen Laien zu tun hat. Das Markenzeichen bleibt aber ein gemäßigt trotziger Vortrag, der mehr Wert auf Lässigkeit als auf ausgefeilte Arrangements legt. Gut so. Selbst der Power-Pop von Nothin`Would Be Better verströmt einen unbekümmerten, lässigen Charme. Damit übertreiben sie es dann auch schon mal, wie bei 646, das wie eine Parodie auf den Durchschnitts-Pop von Bob Geldof`s Boomtoom Rats klingt. Im Laufe der CD sorgen Balladen (4 Da Boydz, When I Die, Snow Covered Eyes) und Freak-Beat-Einlagen (See You In The Paper, Sometimes I Feel Life) für Abwechslung.

    Long Grain Rights ist ein vielseitiges Album geworden, wobei die unterschiedlichen Stile natürlich zu Lasten der Wiedererkennung gehen. The WoWz haben Potenzial, keine Frage. Sie sollten sich aber aus meiner Sicht auf einen Stil zwischen Freak-Beat und Folk-Punk konzentrieren. Hier machen sie die beste Figur, markieren ihr eigenes Revier und wirken am Überzeugendsten.
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    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    09.05.2011

    Zeitlose Folk-Songs der besonderen Art

    Eingerahmt in 2 Coverversionen (Opener: "I don`t have you" vom Bluegrass-Musiker Mark Johnson; Bonus Track: "A day in the life of a tree" vom Beach Boys-Kopf Brian Wilson) zelebrieren 2 der 3 Roches-Schwestern unangepasstes Liedgut, wie sie es schon seit 1979 tun. Sie bauen ihre fragilen Songs auf Folk-Wurzeln auf und reichern ihre zarten, luftigen Arrangements mit hinreißendem Harmoniegesang an. Dabei verfallen sie nie in faden Schönklang, sondern geben ihren Liedern überraschende Wendungen und garnieren sie mit ungewöhnlichen Ideen und instrumentellen Feinheiten. Bei "One Season" schrecken sie nicht mal davor zurück absichtlich falsch zu singen. Eines von vielen Details, welches hilft, den Spannungsbogen des Albums aufrecht zu halten. Originalität zählt zu den besonderen Qualitäten der Roches. Obwohl sie sich formal im Fahrwasser von traditionellen Strukturen bewegen, käuen sie keine bekannten Formate wider. So ist "Why the long face" insgesamt ein kurzweiliges Vergnügen.
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    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    09.05.2011
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Lieder zwischen Melancholie und Euphorie

    WILLIAM THE CONTRACTOR kommt aus Schweden und heißt eigentlich Markus Bergqvist. Er ist quasi ein Alleinunterhalter, das heißt, er spielt und singt fast alles selber. Es helfen nur ein paar Freunde an Blasinstrumenten und Backing-Vocals. Markus kam durch ein makaber-trauriges Ereignis dazu, in sein alter ego WILLIAM THE CONTRACTOR zu schlüpfen: Sein Vater war plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben und er sang auf Bitte seiner Mutter auf der Beerdigung. Durch dieses Erweckungserlebnis fühlte er sich fortan zum Songwriter berufen.

    TALL STORIES entstand aber eher zufällig. Sein Bandkollege und Label-Inhaber von Crying Bob Records, Daniel Johansson, überredete ihn zu den Aufnahmen. Nebenher ist Markus Bergqvist nämlich noch Gitarrist bei den STOMPIN SOULS und Schlagzeuger der Band FRISKA VILJOR. WILLIAM THE CONTRACTOR findet Inspirationen in alltäglichen Erlebnissen, wie bei seinem Job als Möbellieferant oder beim Betrachten des Junkies in der U-Bahn. Und so pendeln seine Lieder zwischen Melancholie und Euphorie, als wären sie von einem manisch-depressiven, musik-verrückten Menschen erdacht worden. Er vermittelt die wechselnden Stimmungen von verspielt bis ernsthaft sogar innerhalb eines Songs. Besonders beeindruckend ist das bei HANNA HANGED HIM HIGH gelungen. In DAYDREAMS erinnert sein Timbre noch an MARC BOLAN von T. REX. Diese Nähe verliert sich aber im Laufe des Albums. Die Songs lassen auf eine umfangreiche anglo-amerikanische Singer-Songwriter CD-Sammlung als Basis schließen, vermitteln aber vor allem Selbstbewusstsein und eine eigene Note. Für Markus war das Album auch Therapie. Eine Möglichkeit, nach dem Tod seines Vaters wieder ins normale Leben zu finden. Hoffen wir, dass ihm das gelungen ist. Großartig gelungen ist sein musikalischer Alleingang auf jeden Fall schon mal.
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    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    20.02.2011
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Country-Folk+Southern Soul+Pretenders = Mynabirds

    The Mynabirds? War das nicht eine der ersten Bands von Neil Young, in der auch der spätere Motown-Funk-Star Rick James spielte? Ja schon, aber die Schreibweise war eine etwas andere als bei dieser aktuellen Band aus dem Saddle Creek-Stall von Conor Oberst, dem Chefdenker von BRIGHT EYES. Dennoch beziehen sich diese Mynabirds auf die historische Vorlage. Laura Burhenn, die Sängerin und Songlieferantin wollte eine Platte machen, die klingen sollte, als würde Neil Young bei Motown aufnehmen. Und tatsächlich hat der erste Song WHAT WE GAINED IN THE FIRE diesen verschleppten Rhythmus von OUT ON THE WEEKEND vom HARVEST-Album. Dieser wird mit blue-eyed Southern Soul a la DUSTY (Springfield) IN MEMPHIS verbunden. So inspirierend kann es klingen, wenn Folk auf Soul trifft. Dieser Kombination begegnen wir immer wieder auf dem Album. Laura Burhenn singt mit der Lässigkeit einer Chryssie Hynde. Was ihr an Soul fehlt, ergänzt sie durch Eleganz. Die Songs haben den Pop-Appeal der PRETENDERS oder die Fragilität von COWBOY JUNKIES-Kompositionen. Manchmal werden sie durch einen feinen Gospel-Touch geerdet. Dann kommen entweder Chöre oder Bläsersätze zum Einsatz oder die Orgel wummert wohlig im Hintergrund. Auch Country-Referenzen werden verarbeitet, bei denen Tom Hnakov eine feine, sehnsüchtige Pedal Steel Guitar spielt. Wenn das Tempo mal angezogen wird, sorgt Laura Burhenn`s abgeklärter Gesang für Bodenhaftung. Das Album atmet den Geist großer Vorbilder. Es kann durch innovative Fusionen überzeugen und bietet mit seinen abwechslungsreichen Songs einen hohen Unterhaltungswert.
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    Wrong Control

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    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    20.02.2011
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Melodischer Gitarrenrock

    Austin Collins ist Texaner. Er wurde musikalisch durch den Country-Folk von Robert Earl Keen jr. und Steve Earle geprägt. Später kamen Einflüsse von Americana Bands wie Son Volt, Jayhawks, Whiskeytown und (frühe) Wilco hinzu. Nicht zu überhören ist auch, dass Neil Young & Crazy Horse zu seinen Favoriten gehören müssen. Auch der Power-Pop eines Matthew Sweet oder Tommy Keene hat Spuren hinterlassen. Austin Collins singt mit kontrollierter, klarer Stimme. Ab und an erinnert er an Jackson Browne. Das hochmelodische Songmaterial ist eingängig, wobei elektrische Gitarren das Klangbild dominieren. Verzerrungen werden dabei ökonomisch eingesetzt. Will heißen, es klingt eher nach gemäßigtem Neil Young als nach Jimi Hendrix. Die Rainbirds sind eine gut eingespielte Backing-Band. Sie bestehen im Kern aus Dylan McDougall (Gitarren und Gesang) und Craig Bagby (Schlagwerk, Bass und Tasten), die auch eigenes Songmaterial eingebracht haben, welches sich homogen in das Gesamtbild einfügt. Und das wird durch Gitarrenrock im mittleren Geschwindigkeitsbereich bestimmt. Die Melodien- und Gitarrenlinien sind fließend und gewinnen mit häufigem Hören an Anziehungskraft. Hier treffen Pop-Hooklines auf wohldosierte Gitarren-Attacken. In einer besseren Welt könnte das der neue Mainstream sein.
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    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    20.02.2011
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Nordic Americana

    Nein, bei dem Duo "Murder" aus Dänemark handelt es sich nicht, wie der Name vermuten lässt, um eine Heavy-Metal-Band. Im Gegenteil: Jacob Bellens (Gesang, Gitarre) und Anders Mathiasen (Gitarre) bewegen sich überwiegend in ruhigem Country-Folk-Fahrwasser, haben sich dabei aber einen unverwechselbaren Sound angeeignet. Ihre Kompositionen erinnern teilweise an alte, mythenumwobene Volkslieder. "Murder" setzen auf die Kraft der Stille. Unterschwellig, charmant, auf leisen Sohlen setzen sich ihre Songs fest. Nur einmal, beim lockeren Country-Rock "Applejuice" kommt etwas Fahrt auf. Jacob Bellens moduliert seine stoische, fesselnde Stimme nur geringfügig und erreicht dadurch erzählerische Tiefe. Die Songs werden durch vorsichtige Hinzunahme von Piano, Cello, Posaune, Banjo, Glockenspiel und Marimba angereichert. Wer eher eine einnehmende Melodie als eine üppige, aufgeblasene Produktion schätzt, liegt hier richtig. Das Gefühl von Weite wird suggeriert und eine dunkle, geheimnisvolle Stimmung erzeugt. Nordic-Americana, wenn man so will. "Stockholm Syndrom" ist ein in sich geschlossenes Album mit luftiger, kühler Folklore der besonderen Art geworden. Definitiv ein Geheimtipp !
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    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    14.02.2011

    Folk + Electronics = Denis Jones

    Denis Jones aus Manchester gehört zu der Gattung Musiker, die sich mit Folktronic beschäftigt. Also der Verbindung traditioneller Erzählkunst zur akustischen Gitarre unter Hinzunahme elektronischer Geräte und Geräusche, die zur Rhythmus- oder Effektbildung eingesetzt werden. Denis Jones pendelt seine Songs geschickt aus. Ist der melodische Anteil dominant, steuert er mit sperriger Elektronik dagegen. Düsteren, kalten Maschinenklängen nimmt er durch harmonischen Gesang und liebliche Melodien die Bedrohlichkeit. Jedes Lied ist konzeptionell anders aufgebaut. So hat er beim Opener CLAP HANDS Kinderliedverse verwendet und diese mit dröhnenden Bässen hinterlegt. Das Ergebnis erinnert an den DNA-Remix von SUZANNE VEGA`s TOM`s DINER. Der Song ELVIS ist im Kern Americana, entwickelt aber durch sirrende Effekte und künstliche Bläsersätze surreale Züge. Bei SOMETIMES beschränkt sich der Elektronik-Anteil auf zuckende, pochende Muster, die das Gerüst dieser Ballade bilden. Irreale, fiebertraumartige Stimmungen werden bei RAGE erzeugt. NEW NOTE baut sich langsam aus einem jazzigen Intro zu einem geheimnisvollen, introvertierten Lied auf. Gestopfte Trompeten leiten CONCEPTION, CONSUMPTION AND RADIATION ein. Im Hintergrund hört man Bandschleifen, Scratching und sich wiederholende Akkorde einer akustischen Gitarre. Das hört sich wie ein Soundtrack für einen imaginären Road-Movie an. Beim Komponieren von BASTION OF BLOOD dachte Denis Jones an Militärmusikanten, die eine Armee in die Schlacht führen. Reste davon sind in der Begleitung übrig geblieben. Die Bläser klingen wie New Orleans-Blaskapellen, die eine Beerdigung begleiten, was ja gut zum Thema passt. Jones`s Songs machen nicht nur an diesem Beispiel einen wohldurchdachten Eindruck. Instrumente und Sounds werden sehr überlegt eingesetzt, auch wenn viele Songs aus Improvisationen heraus entstehen, wie Denis zugibt. So auch BLENGIN. Kanonartige Gesänge treffen auf afrikanisch anmutenden Drum-Sounds und werden von ihnen wie in Trance begleitet.

    Das Album pendelt zwischen Hoffnung und Wahnsinn, Yin und Yang, Tag und Nacht. Eingängige Strukturen treffen auf experimentelle oder jazzige Momente, was für ein vielschichtiges, spannendes Erlebnis sorgt.
    Meine Produktempfehlungen
    • 99,9 F Degrees 99,9 F Degrees (CD)
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    Gospel Of Man

    Gospel Of Man (LP)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    14.02.2011
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Romantische und morbide Neo-Folk-Songs

    Das dänische Duo Jacob Bellens (Lead-Gesang, Tasteninstrumente, akustische Gitarre) und Anders Mathiasen (Gesang, Gitarren), das sich den gewöhnungsbedürftigen Namen MURDER gegeben hat, ist um einen eigenständigen, differenzierten, subtil aufgebauten Sound bemüht. Sie werden auf GOSPEL OF MAN von zahlreichen anderen Musikern an Blas- und Streichinstrumenten begleitet, ohne dass das Klangbild überladen wird. Die Kompositionen haben innere Schwere, sind aber klanglich luftig gestaltet. Meistens spielt sich das Temperament in Moll ab. Die Musik hat Wurzeln in klassischer Musik, Folklore und bei klassischen Songwritern wie NICK DRAKE und JOHNNY CASH.

    MURDER verpacken ihre leicht morbiden, romantischen Neo-Folk-Songs in unterschiedliche Gewänder: PROVIDENCE enthält Elemente uralter Volkslieder. Bei DRAWN IN THE DIRT reizen die Gegensätze zwischen schrammelnden Gitarren und hingetropftem Piano. MILK AND HONEY hat ein geheimnisvolles Intro und punktet dann mit exaktem Duettgesang. Bei PICKER OF COTTON schwingt Rokoko-Atmosphäre mit. AQUEDUCT erinnert mich an den Songwriter PAUL ROLAND, der barocke englische Folklore mit Alternative Folk verband. Das Lied hat auch was von der schwebenden Leichtigkeit der Kompositionen des französischen Duos AIR. Wenn man das eigentlich einfach gestrickte EXCELSIOR über Kopfhörer hört, dann fallen akribische Sounddetails auf. Teilweise wurde der Gesang diskret gedoppelt, was zu einem eigentümlich geisterhaften Ton führt. Der EMBER SONG lebt von einem immer wiederkehrenden Motiv, welches dem Song einen hypnotisierenden Effekt verleiht. SUBROSA besticht durch seinen unwiderstehlichen warmen Satzgesang. Zwischen Gregorianik und weihnachtlicher Besinnlichkeit pendelt NO ROOM FOR MISTAKES, das dadurch wie eine Karikatur wirkt. Bewegend und beschwörend kriecht SUPERVALU in die Gehörgänge. Unmöglich, sich dem Sog zu entziehen. Den gloriosen Abschluss bildet das erhabene, wie in Zeitlupe ablaufende HELP THE DEAD.

    Schon das Vorgängeralbum STOCKHOLM SYNDROM konnte durch zeitlose Kompositionen mit Langzeitwirkung überzeugen. GOSPEL OF MAN bestätigt den Status dieser ungewöhnlichen, ausdrucksstarken Band.
    Meine Produktempfehlungen
    • Stockholm Syndrome Stockholm Syndrome (CD)
    • Tindersticks (First Album) (Expanded Edition) Tindersticks
      Tindersticks (First Album) (Expanded Edition) (CD)
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    Gospel Of Man -Digi-

    Gospel Of Man -Digi- (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    14.02.2011

    Romantische und morbide Neo-Folk-Songs

    Das dänische Duo Jacob Bellens (Lead-Gesang, Tasteninstrumente, akustische Gitarre) und Anders Mathiasen (Gesang, Gitarren), das sich den gewöhnungsbedürftigen Namen MURDER gegeben hat, ist um einen eigenständigen, differenzierten, subtil aufgebauten Sound bemüht. Sie werden auf GOSPEL OF MAN von zahlreichen anderen Musikern an Blas- und Streichinstrumenten begleitet, ohne dass das Klangbild überladen wird. Die Kompositionen haben innere Schwere, sind aber klanglich luftig gestaltet. Meistens spielt sich das Temperament in Moll ab. Die Musik hat Wurzeln in klassischer Musik, Folklore und bei klassischen Songwritern wie NICK DRAKE und JOHNNY CASH.

    MURDER verpacken ihre leicht morbiden, romantischen Neo-Folk-Songs in unterschiedliche Gewänder: PROVIDENCE enthält Elemente uralter Volkslieder. Bei DRAWN IN THE DIRT reizen die Gegensätze zwischen schrammelnden Gitarren und hingetropftem Piano. MILK AND HONEY hat ein geheimnisvolles Intro und punktet dann mit exaktem Duettgesang. Bei PICKER OF COTTON schwingt Rokoko-Atmosphäre mit. AQUEDUCT erinnert mich an den Songwriter PAUL ROLAND, der barocke englische Folklore mit Alternative Folk verband. Das Lied hat auch was von der schwebenden Leichtigkeit der Kompositionen des französischen Duos AIR. Wenn man das eigentlich einfach gestrickte EXCELSIOR über Kopfhörer hört, dann fallen akribische Sounddetails auf. Teilweise wurde der Gesang diskret gedoppelt, was zu einem eigentümlich geisterhaften Ton führt. Der EMBER SONG lebt von einem immer wiederkehrenden Motiv, welches dem Song einen hypnotisierenden Effekt verleiht. SUBROSA besticht durch seinen unwiderstehlichen warmen Satzgesang. Zwischen Gregorianik und weihnachtlicher Besinnlichkeit pendelt NO ROOM FOR MISTAKES, das dadurch wie eine Karikatur wirkt. Bewegend und beschwörend kriecht SUPERVALU in die Gehörgänge. Unmöglich, sich dem Sog zu entziehen. Den gloriosen Abschluss bildet das erhabene, wie in Zeitlupe ablaufende HELP THE DEAD.

    Schon das Vorgängeralbum STOCKHOLM SYNDROM konnte durch zeitlose Kompositionen mit Langzeitwirkung überzeugen. GOSPEL OF MAN bestätigt den Status dieser ungewöhnlichen, ausdrucksstarken Band.
    Meine Produktempfehlungen
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    Gospel Of Man

    Gospel Of Man (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    14.02.2011
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Romantische und morbide Neo-Folk-Songs

    Das dänische Duo Jacob Bellens (Lead-Gesang, Tasteninstrumente, akustische Gitarre) und Anders Mathiasen (Gesang, Gitarren), das sich den gewöhnungsbedürftigen Namen MURDER gegeben hat, ist um einen eigenständigen, differenzierten, subtil aufgebauten Sound bemüht. Sie werden auf GOSPEL OF MAN von zahlreichen anderen Musikern an Blas- und Streichinstrumenten begleitet, ohne dass das Klangbild überladen wird. Die Kompositionen haben innere Schwere, sind aber klanglich luftig gestaltet. Meistens spielt sich das Temperament in Moll ab. Die Musik hat Wurzeln in klassischer Musik, Folklore und bei klassischen Songwritern wie NICK DRAKE und JOHNNY CASH.

    MURDER verpacken ihre leicht morbiden, romantischen Neo-Folk-Songs in unterschiedliche Gewänder: PROVIDENCE enthält Elemente uralter Volkslieder. Bei DRAWN IN THE DIRT reizen die Gegensätze zwischen schrammelnden Gitarren und hingetropftem Piano. MILK AND HONEY hat ein geheimnisvolles Intro und punktet dann mit exaktem Duettgesang. Bei PICKER OF COTTON schwingt Rokoko-Atmosphäre mit. AQUEDUCT erinnert mich an den Songwriter PAUL ROLAND, der barocke englische Folklore mit Alternative Folk verband. Das Lied hat auch was von der schwebenden Leichtigkeit der Kompositionen des französischen Duos AIR. Wenn man das eigentlich einfach gestrickte EXCELSIOR über Kopfhörer hört, dann fallen akribische Sounddetails auf. Teilweise wurde der Gesang diskret gedoppelt, was zu einem eigentümlich geisterhaften Ton führt. Der EMBER SONG lebt von einem immer wiederkehrenden Motiv, welches dem Song einen hypnotisierenden Effekt verleiht. SUBROSA besticht durch seinen unwiderstehlichen warmen Satzgesang. Zwischen Gregorianik und weihnachtlicher Besinnlichkeit pendelt NO ROOM FOR MISTAKES, das dadurch wie eine Karikatur wirkt. Bewegend und beschwörend kriecht SUPERVALU in die Gehörgänge. Unmöglich, sich dem Sog zu entziehen. Den gloriosen Abschluss bildet das erhabene, wie in Zeitlupe ablaufende HELP THE DEAD.

    Schon das Vorgängeralbum STOCKHOLM SYNDROM konnte durch zeitlose Kompositionen mit Langzeitwirkung überzeugen. GOSPEL OF MAN bestätigt den Status dieser ungewöhnlichen, ausdrucksstarken Band.
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    Springtime Can Kill You

    Jolie Holland
    Springtime Can Kill You (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    20.11.2010
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Seelenstriptease zwischen Blues und Jazz

    Die Assoziation liegt nahe, Jolie Holland in eine Schnittmenge zwischen spätem Joe Henry, Rikkie Lee Jones und Tom Waits einzusortieren. Aber damit wird man dieser im bluesig-jazzigem Singer-Songwriter-Stil produzierten Aufnahme nicht gerecht. Jolie Holland versteht es, dem Genre eine eigentümliche emotionale Tiefe hinzuzufügen. Ihre leicht torkelnde, in der Phrasierung an Billie Holiday gemahnende Stimme wirkt verletzlich. Jolie Holland kehrt ihr Innerstes nach außen, begeht Seelenstriptease. Sie fleht und leidet, dass es unter die Haut geht. Und wenn dann noch in der Ferne eine Pedal-Steel-Guitar sehnsuchtsvoll erklingt, ist man völlig hingerissen und versinkt in der bitteren Süße der intensiven Stimmungsbilder.

    Von daher sind die eingangs erwähnten Vergleiche als Kompliment für kompositorische Reife gedacht, denn Jolie Holland steht gleichberechtigt neben den großen Namen. Springtime can kill you ist ein faszinierendes Album mit Langzeitwirkung.
    Meine Produktempfehlungen
    • Civilians Civilians (CD)
    • Rickie Lee Jones Rickie Lee Jones (CD)
    • Small Change Small Change (CD)
    Springtime Can Kill You

    Springtime Can Kill You (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    20.11.2010

    Seelenstriptease zwischen Blues und Jazz

    Die Assoziation liegt nahe, Jolie Holland in eine Schnittmenge zwischen spätem Joe Henry, Rikkie Lee Jones und Tom Waits einzusortieren. Aber damit wird man dieser im bluesig-jazzigem Singer-Songwriter-Stil produzierten Aufnahme nicht gerecht. Jolie Holland versteht es, dem Genre eine eigentümliche emotionale Tiefe hinzuzufügen. Ihre leicht torkelnde, in der Phrasierung an Billie Holiday gemahnende Stimme wirkt verletzlich. Jolie Holland kehrt ihr Innerstes nach außen, begeht Seelenstriptease. Sie fleht und leidet, dass es unter die Haut geht. Und wenn dann noch in der Ferne eine Pedal-Steel-Guitar sehnsuchtsvoll erklingt, ist man völlig hingerissen und versinkt in der bitteren Süße der intensiven Stimmungsbilder.

    Von daher sind die eingangs erwähnten Vergleiche als Kompliment für kompositorische Reife gedacht, denn Jolie Holland steht gleichberechtigt neben den großen Namen. Springtime can kill you ist ein faszinierendes Album mit Langzeitwirkung.
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    If You Knew My Mind

    If You Knew My Mind (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    20.11.2010
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Songwriter zwischen Folk und Blues

    Grayson Capps war eine Hälfte des Roots-Pop-Duos Stavin`Chain" aus New Orleans. Seine erste Solo-CD atmet den Dreck der Großstadt und die Schwüle der Sümpfe Louisianas. Capps singt mit gegerbter Stimme seine an Folk und Blues geschulten Lieder und zeigt dabei großes Talent für die passende Stimmung, perfektes Timing und variable Untermalung. Die Palette der Ausdrucksweise zieht sich dabei von nur mit akustischer Gitarre begleiteten Erzählungen bis hin zu satten Blues-Rockern.

    Zu ersterem gehört Love Song for Bobby Long, das auf einer Romanvorlage seines Vaters beruht und in 2004 verfilmt wurde (Hauptrolle: John Travolta). Grayson Capps ist eine scharfe Konkurrenz für Songwriter wie John Hiatt oder Greg Brown.
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    • Slow Turning Slow Turning (CD)
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    Mudshow

    Krista Detor
    Mudshow (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    20.11.2010
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Ein schillerndes Talent

    Mudshow ist ein Slangausdruck für einen kleinen Wanderzirkus. Dieser Titel kommt nicht von ungefähr, denn Krista Detors Gitarrist/Produzent/Partner/Chauffeur David Weber hat, bevor er ihr Begleiter wurde, beim Zirkus als Trapezkünstler gearbeitet. Auf dem Cover von Mudshow steht ein Elefant auf einem Piano. Auch das ist kein Zufall, denn Krista Detor engagiert sich für den Erhalt dieser Tiere. Sie scheint nichts dem Zufall zu überlassen. Hinter jeder Geschichte steht ein Konzept oder eine Idee, die berührt. Mudshow ist klar durchdacht, erzählt Durchlebtes und Durchlittenes. Es ist die 2. CD der Künstlerin. Inhaltlich ist sie wesentlich getragener und dabei mehr der anspruchsvollen Singer-Songwriter-Tradition verpflichtet, als das Debut von 2003 ("A Dream in a Cornfield"). Ihre poppige, leichtfüßigere Seite tritt in den Hintergrund. Es überwiegen Songgebilde in Moll, die den Melodienreichtum einer Carole King besitzen. Sie werden mit einer souveränen Stimme präsentiert, die an Mary Chapin Carpenter erinnert und besitzen die hintergründige Finesse der Kompositionen einer Gillian Welch. Die Kompositionen der in Bloomington, Indiana, lebenden Musikerin haben Tiefgang und bewegen. Hier ist eine Frau am Werke, deren Potential noch längst nicht ausgereizt ist, die noch eine grandiose Karriere vor sich haben kann. Die Substanz dazu hat sie und Mudshow ist ihr erster Meilenstein von unvergänglichem Wert.
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    • The Essential Mary Chapin Carpenter Mary Chapin Carpenter
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    Present

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    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    20.11.2010
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    3 von 5

    Die hohen Erwartungen wurden nicht erfüllt

    Die Erwartungen waren sehr hoch. Schließlich brachte die letzte VdGG-Reunion ab 1975 eine Reihe von Meisterwerken hervor. Und jetzt nach 27 Jahren die nicht zu hoffen gewagte Auferstehung der eigenwilligsten, extremsten und kreativsten Artrockband der Geschichte - zumindest nach eigener Einschätzung. Grund genug für Spannung und hochgeschraubte Qualitätsansprüche.

    Zustande kam die Wiederbelebung nicht etwa durch den Gedanken an schnöden Mammon - die Band gehörte schließlich nie zu den Top-Verdienern der Branche - sondern durch das jähe vor Augen führen der Endlichkeit des Seins. Chefdenker Peter Hammill hatte im Dezember 2003 einen Herzinfarkt und er und seine Band-Kollegen trafen sich immer häufiger auf Beerdigungen von gemeinsamen Weggefährten. Das prägt !! Man war sich bewusst, dass, wenn man überhaupt noch mal gemeinsam tätig werden wolle, dies nicht allzu lange rauszuschieben sei.

    Jetzt liegt der erste Output vor: ein Doppelalbum. Eine CD mit Songs, eine mit Improvisationen. Die "Songs"-CD wird durch "Every Bloody Emperor" eröffnet. Eigentlich war die Komposition für ein Hammill-Solo-Album gedacht, sie bildet jedoch einen würdigen, wenn auch verhaltenen Beginn. Es brodelt unter der Oberfläche, die Explosion bleibt aber aus.
    Es folgt mit "Boleas Paris" ein verspielter Instrumentaltitel von Saxophonist/Flötist David Jackson, der besser auf die Improvisations-CD gepasst hätte.
    "Nutter Alert" beginnt mit eindringlichen Saxophon-Fanfaren. Hammill ergänzt mit energischem Gesang. Das aggressive Potential der Band kommt zu Tage. Organist Hugh Banton steuert eine hymnische Orgel-Einlage bei. Das locker swingende Grundthema wird von Jacksons Saxophon angegriffen und zerlegt. Schließlich findet die Band wieder zusammen. Spannendes klassisches VdGG-Songwriting.
    "Abandon Ship" beginnt verheißungsvoll mit bissigen E-Gitarren Riffs, aber im Verlauf fehlt es an zwingender Melodik und so dümpelt das Ganze konturlos vor sich hin.
    Dafür entschädigt "In Babelsberg" als punkiger Art-Rock. Klasse !
    Der letzte Track heißt "On the beach" und ist leider keine Cover-Version des Neil Young-Titels sondern eine zu seichte Ballade mit schwacher Melodie. Da ist man von Hammill bessere Qualität gewohnt, hat er doch unsterbliche Tränenzieher wie "Vision" oder "Again" verfasst.
    Die Improvisations CD bietet 10 Titel, die ohne Gesang aufgenommen wurden und vom Charakter eher den "Long Hello"-Aufnahmen der Band ohne Peter Hammill ähneln: jazzige Tunes mit Soundtrack-Feeling und viel Freiraum für Bläser- und Orgel-Spielereien.
    Insgesamt ist "Present" eine hochwillkommene Rückmeldung der alten Helden. Ein Klassiker ist die Veröffentlichung aber leider bei weitem nicht geworden.
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      Godbluff (CD)
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      Still Life (CD)
    Room #4

    Room #4 (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    20.11.2010

    Ein Songwriter mit enormem Potential

    Die Roots-Rock-Band um Arthur Dodge aus Lawrence in Kansas dürfte eingefleischten "Americana"-Anhängern spätestens seit ihrer 3. CD "Nervous Habit" (aus 2000, auch auf Blue Rose erschienen) ein Begriff sein. Damals wurde die CD fast überall gelobt und die Band galt als Hoffnungsträger und Retter der Rock`n`Roll-Traditionen Amerikas zwischen Bruce Springsteen, Waylon Jennings und Neil Young. Arthur Dodge sieht sich da selber eher zwischen den Koordinaten Hank Williams und Paul Westerberg.

    Das Comeback "Room # 4" ist eine Sensation geworden. Arthur Dodge muss in den letzten vier Jahren bestrebt gewesen sein, sein ohnehin schon überdurchschnittliches Songwriting zu optimieren. Die CD zeigt sich gegenüber dem (sehr guten) Vorgängeralbum in jeder Beziehung gereift: die Musik ist noch kraftvoller, lebendiger, phantasievoller und kompakter.

    Obwohl im hier und jetzt verankert, versetzt einen die Musik zurück in die Tage, als man gebannt den Neuerscheinungen von z.B. Jackson Browne oder Neil Young lauschte und sich wunderte, aus welcher Quelle oder Erfahrung wohl jetzt wieder diese Idee, dieser Soundtupfer oder diese vertrackte, aber doch wohlige Melodie stammen mag. Eine LP wurde als Gesamtkunstwerk verstanden und berührte einen tief im Herzen. Dieses selten gewordene Gefühl beschleicht mich bei "Room # 4". Man stelle sich das Beste von Tom Petty, Bob Dylan, den Byrds und den frühen Silos vor, gepaart mit der Frische der "No Depression" Bewegung. Dazu noch das besondere Etwas von jemandem, der eine Vision und etwas zu sagen hat - dann hat man eine Ahnung, was einen erwartet.

    Die verwendeten Assoziationen dienen nur als Anhaltspunkt für die Beschreibung der Stimmungen dieser CD. Arthur Dodge besitzt genügend Klasse und Eigenständigkeit, um für sich genommen zu überzeugen. Songs wie das eindringlich-raffinierte "Ghost car", der merkwürdige Doo-Wop-Fake von "Wormhole" und die Balladen "Carry me", "Hung on", "My baby`s in my town" "Sister played piano" und "Fell" macht ihm zur Zeit kaum jemand nach.

    Dann ist da noch der stramme Mid-Tempo-Rocker "Gates". Ein perfekter Opener. "Creature of the night" ist ein Shuffle, der Randy Newman gefallen könnte. Pop der gehobenen Klasse bietet "Hustlin` California". Eine Verschmelzung von Fleetwood Mac`s "Rumours" mit Tom Petty`s "Wildflowers". Bob Dylan zu Zeiten von "Planet Waves" fällt mir zu "Let my reach exceed my grasp" ein. Auch keine üble Referenz. Die Coverversion von "Why not your baby" von Gene Clark (im Original aus den "The Fantastic Expedition of Dillard and Clark" Sessions, 1968 nur als Single veröffentlicht) zeugt von Geschmack und Mut, schließlich muss man dem genialen Song erst mal eine gleichwertige Interpretation entgegensetzen. Auch dies ist gelungen.

    Einziger Makel an dieser Veröffentlichung: Blue Rose hat leider nicht die Texte spendiert. Es sind wahrlich harte ökonomische Zeiten angebrochen, wenn ein Qualitätslabel schon daran sparen muss...

    Habe ich die Zukunft des Rock`n`Roll gehört ? Wohl nicht. "Nur" einen Songwriter mit enormem Potential und eine Band, die seine Ideen traumwandlerisch umsetzt.
    Welcome back !
    Meine Produktempfehlungen
    • No Other No Other (CD)
    • Randy Newman Randy Newman (CD)
    • Echo Echo (CD)
    Room No. 4

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    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    20.11.2010

    Ein Songwriter mit enormem Potential

    Die Roots-Rock-Band um Arthur Dodge aus Lawrence in Kansas dürfte eingefleischten "Americana"-Anhängern spätestens seit ihrer 3. CD "Nervous Habit" (aus 2000, auch auf Blue Rose erschienen) ein Begriff sein. Damals wurde die CD fast überall gelobt und die Band galt als Hoffnungsträger und Retter der Rock`n`Roll-Traditionen Amerikas zwischen Bruce Springsteen, Waylon Jennings und Neil Young. Arthur Dodge sieht sich da selber eher zwischen den Koordinaten Hank Williams und Paul Westerberg.

    Das Comeback "Room # 4" ist eine Sensation geworden. Arthur Dodge muss in den letzten vier Jahren bestrebt gewesen sein, sein ohnehin schon überdurchschnittliches Songwriting zu optimieren. Die CD zeigt sich gegenüber dem (sehr guten) Vorgängeralbum in jeder Beziehung gereift: die Musik ist noch kraftvoller, lebendiger, phantasievoller und kompakter.

    Obwohl im hier und jetzt verankert, versetzt einen die Musik zurück in die Tage, als man gebannt den Neuerscheinungen von z.B. Jackson Browne oder Neil Young lauschte und sich wunderte, aus welcher Quelle oder Erfahrung wohl jetzt wieder diese Idee, dieser Soundtupfer oder diese vertrackte, aber doch wohlige Melodie stammen mag. Eine LP wurde als Gesamtkunstwerk verstanden und berührte einen tief im Herzen. Dieses selten gewordene Gefühl beschleicht mich bei "Room # 4". Man stelle sich das Beste von Tom Petty, Bob Dylan, den Byrds und den frühen Silos vor, gepaart mit der Frische der "No Depression" Bewegung. Dazu noch das besondere Etwas von jemandem, der eine Vision und etwas zu sagen hat - dann hat man eine Ahnung, was einen erwartet.

    Die verwendeten Assoziationen dienen nur als Anhaltspunkt für die Beschreibung der Stimmungen dieser CD. Arthur Dodge besitzt genügend Klasse und Eigenständigkeit, um für sich genommen zu überzeugen. Songs wie das eindringlich-raffinierte "Ghost car", der merkwürdige Doo-Wop-Fake von "Wormhole" und die Balladen "Carry me", "Hung on", "My baby`s in my town" "Sister played piano" und "Fell" macht ihm zur Zeit kaum jemand nach.

    Dann ist da noch der stramme Mid-Tempo-Rocker "Gates". Ein perfekter Opener. "Creature of the night" ist ein Shuffle, der Randy Newman gefallen könnte. Pop der gehobenen Klasse bietet "Hustlin` California". Eine Verschmelzung von Fleetwood Mac`s "Rumours" mit Tom Petty`s "Wildflowers". Bob Dylan zu Zeiten von "Planet Waves" fällt mir zu "Let my reach exceed my grasp" ein. Auch keine üble Referenz. Die Coverversion von "Why not your baby" von Gene Clark (im Original aus den "The Fantastic Expedition of Dillard and Clark" Sessions, 1968 nur als Single veröffentlicht) zeugt von Geschmack und Mut, schließlich muss man dem genialen Song erst mal eine gleichwertige Interpretation entgegensetzen. Auch dies ist gelungen.

    Einziger Makel an dieser Veröffentlichung: Blue Rose hat leider nicht die Texte spendiert. Es sind wahrlich harte ökonomische Zeiten angebrochen, wenn ein Qualitätslabel schon daran sparen muss...

    Habe ich die Zukunft des Rock`n`Roll gehört ? Wohl nicht. "Nur" einen Songwriter mit enormem Potential und eine Band, die seine Ideen traumwandlerisch umsetzt.
    Welcome back !
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