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    LittleWalter Top 25 Rezensent

    Aktiv seit: 03. September 2010
    "Hilfreich"-Bewertungen: 1112
    472 Rezensionen
    Fellowship Fellowship (CD)
    19.01.2014
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Lizz Wright`s Gospel-Album

    Formal wird sie dem Jazz zugeordnet. Diese Einordnung widerspricht aber ihrer Flexibilität. LIZZ WRIGHT, geboren am 22. Januar 1980 in Hahira im Bundesstaat Georgia, im Süden der USA, ist eine Grenzgängerin zwischen den Stilen Jazz, Gospel, Rhythm & Blues, Pop, Country, Folk, Gospel und Soul. Auch die Wahl ihrer Cover-Versionen zeigt, dass sie keine Berührungsängste kennt. Sie wagt sich dabei in Bereiche vor, die von anderen Kolleginnen weitgehend gemieden werden. LIZZ WRIGHT wurde die Wirkung, die Musik auf Körper und Seele haben kann, schon von klein auf bewusst. Ihr Vater war Prediger und sie sang schon als Kind in seinem Kirchenchor und erhielt Klavierunterricht. Musik muss berühren, es muss ein Funke überspringen, der Hörer und Künstler verbindet. Darauf legt sie bei der Auswahl von Fremdmaterial und beim Komponieren ihrer Songs großen Wert. LIZZ WRIGHT wirkt sehr überlegt bei ihrem Vorgehen und tief verbunden mit dem, was sie tut. Sie lässt sich ausreichend Zeit, neue Aufnahmen fertig zu stellen und unterlegt sich keinem Diktat, zu einem bestimmten Turnus neues Material präsentieren zu müssen. Dazu passt auch, dass sie ausgleichende Interessen neben der Musik wahrnimmt. Sie ist passionierte ausgebildete Köchin und verbringt viel Zeit damit, ihren Garten zu gestalten.

    FELLOWSHIP ist im Kern ein Gospelalbum. Die Inbrunst und Strenge dieses Stils steckt hier in allen Interpretationen. Diese musikalische Reise führt Lizz sowohl an ihre afrikanischen Wurzeln wie auch an zeitgenössisches Material von JIMI HENDRIX und ERIC CLAPTON bzw. BLIND FAITH. Es ist auch ein Album geworden, das von eigenständigen Frauen mit offenen musikalischen Horizonten geprägt und unterstützt wird. Dazu gehören die unangepasste Neo-R&B-Künstlerin ME`SHELL NDEGEOCELLO, die angesagte Indie-Folk-Chanteuse JOAN „As Policewoman“ WASSER und die afrikanische Soul-Folk-Ikone ANGELIQUE KIDJO. Um Toleranz im Umgang mit Religion geht es im einleitenden Song FELLOWSHIP, geschrieben von BOB MARLEY und mit neuem Text von ME`SHELL NDEGEOCELLO versehen. Das Arrangement umfasst nur eine Bass-Trommel, etwas Keyboards und Bass, im Hintergrund eine belebende E-Gitarre und Background-Gesang. Die Ausführung ist luftig und zwingend zugleich. (I`ve GOT TO USE MY) IMAGINATION war 1973 ein flotter Philli-Sound-Soul-Hit für GLADYS KNIGHT AND THE PIPS. Hier wird daraus eine freudig hüpfende Southern-Soul-Fassung mit fauchender Orgel, pulsierendem Bass und aufgeregt klappernder Percussion. I REMEMBER, I BELIEVE sowie GOD SPECIALIZES transportieren die Stimmung eines andächtigen Gottesdienstes.

    Ein GOSPEL-MEDLEY und SWEEPING THROUGH THE CITY sorgen zusätzlich für verzückte Südstaaten-Kirchen-Atmosphäre. Am Ende des Albums steht dann noch ein inniges AMAZING GRACE, das den Gospel-Reigen feierlich abschließt. Mit ALL THE SEEDS und OYA schlägt Lizz mit der Unterstützung durch ANGELIQUE KIDJO den Bogen nach Afrika. Afro-Folk-Gospel-Soul könnte man diese Verbindung überschreiben. Die erwähnten Cover-Versionen werden nahtlos und unauffällig ins Gesamtkonzept eingebunden. PRESENCE OF THE LORD von BLIND FAITH ist nur am Text wiederzuerkennen und wird zur balladesken Soul-Pop-Nummer. Die Hendrix-Vorlage IN FROM THE STORM wird vollkommen von allem Drängenden, Nervösen und Aggressiven befreit. Sie bekommt aufmunternde Hand-Claps und eine treibende Akustik-Gitarren-Untermalung verpasst. Ausgerechnet FEEL THE LIGHT von JOAN AS POLICEWOMAN gerät zum schwächsten Song auf dem Album. Die Melodie ist recht einfallslos und der Gesang merkwürdig blass. FELLOWSHIP zeigt, dass LIZZ WRIGHT zum Glück nicht ausrechenbar ist. Zwar ist sie zu einem Star der Jazz-Szene aufgestiegen, aber aufgrund ihrer intakten familiären Beziehungen behält sie bisher die Bodenhaftung. Es wäre schön, mal wieder neues Material von ihr zu hören. Aber soll sie sich ruhig Zeit lassen, denn sie hat ja auch einen Ruf und einen Qualitätsstandard zu verteidigen. Sie macht eben keine Kompromisse und lässt sich nicht in eine vorgefertigte Perspektive drängen. Dass lässt auch für die Zukunft auf spannende und unberechenbare musikalische Ausrichtungen hoffen.
    Meine Produktempfehlungen
    • Dreaming Wide Awake Dreaming Wide Awake (CD)
    • Salt Salt (CD)
    • The Orchard The Orchard (CD)
    The Orchard The Orchard (CD)
    19.01.2014
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Ein Album wie aus einem Guss

    Formal wird sie dem Jazz zugeordnet. Diese Einordnung widerspricht aber ihrer Flexibilität. LIZZ WRIGHT, geboren am 22. Januar 1980 in Hahira im Bundesstaat Georgia, im Süden der USA, ist eine Grenzgängerin zwischen den Stilen Jazz, Gospel, Rhythm & Blues, Pop, Country, Folk, Gospel und Soul. Auch die Wahl ihrer Cover-Versionen zeigt, dass sie keine Berührungsängste kennt. Sie wagt sich dabei in Bereiche vor, die von anderen Kolleginnen weitgehend gemieden werden. LIZZ WRIGHT wurde die Wirkung, die Musik auf Körper und Seele haben kann, schon von klein auf bewusst. Ihr Vater war Prediger und sie sang schon als Kind in seinem Kirchenchor und erhielt Klavierunterricht. Musik muss berühren, es muss ein Funke überspringen, der Hörer und Künstler verbindet. Darauf legt sie bei der Auswahl von Fremdmaterial und beim Komponieren ihrer Songs großen Wert. LIZZ WRIGHT wirkt sehr überlegt bei ihrem Vorgehen und tief verbunden mit dem, was sie tut. Sie lässt sich ausreichend Zeit, neue Aufnahmen fertig zu stellen und unterlegt sich keinem Diktat, zu einem bestimmten Turnus neues Material präsentieren zu müssen. Dazu passt auch, dass sie ausgleichende Interessen neben der Musik wahrnimmt. Sie ist passionierte ausgebildete Köchin und verbringt viel Zeit damit, ihren Garten zu gestalten.

    THE ORCHARD ist das 3. Album von LIZZ WRIGHT. Diesen Obstgarten gibt es wirklich. Er gehörte Lizz`s Großeltern und er ist aus heutiger Sicht für sie so etwas wie das Sinnbild für Familie. Die Energie und die Kraft, die sie aus ihrem Familienverbund erhält, trägt einen wesentlichen Beitrag zu der Kreativität und Stärke dieses Werkes bei und verleiht ihm einen beständigen Charakter. Nur noch 5 der 13 Songs sind Fremdkompositionen. An allen anderen ist Lizz als Autorin beteiligt. Einen größeren Raum nimmt die Zusammenarbeit mit der Rhythm & Blues Sängerin TOSHI REAGON ein. Neben Background-Gesang übernimmt sie auch Aufgaben beim Komponieren und Produzieren. Prominent besetzt ist die Liste der sonstigen Gastmusiker: JOHN CONVERTINO, JOEY BURNS und MARTIN WENK von CALEXICO findet man hier genauso, wie den originellen R&B-Musiker MARC ANTHONY THOMPSON. Er hat unter dem Namen CHOCOLATE GENIUS ein paar sehr wunderlich-interessante Alben rausgebracht und ist hier als Gastsänger zu hören. BOB DYLAN`s Gitarrist LARRY CAMPBELL zaubert an den Saiten und der New Yorker Avantgarde-Gitarrero OREN BLOEDOW trägt dazu bei, dass man ungewöhnliche Sounds zu hören bekommt. Am Keyboard hat sich noch GLEN PATCHA von den Independent-Country-Rockern OLLABELLE dazugesellt. Eine genreübergreifende Verbindung, die für reichlich Prickeln und Genuss sorgt. Schon der Opener COMING HOME steckt den Rahmen des zu erwartenden Musik-Genusses ab. Ein federnder Rhythmus unterstützt die wiegende Melodie, die als Basis eine zischelnde Orgel und als Verzierung eine punktuell eingesetzte effektvolle Gitarre hat. Über allem thront Lizz`s erhabener Gesang. Das ist Songwriter-Kunst der höchsten Güte. Das nachfolgende MY HEART besticht durch einen beschwingten Rhythmus, zu dem der zurückgenommene, kontrollierte Gesang das reizvolle Gegengewicht bietet. IKE & TINA TURNER`s I IDOLIZE YOU wird zu einem speziell aufgemotzten, charaktervollen Boogie-Bar-Blues. HEY MANN beginnt als A-Cappella-Gospel, mutiert dann aber zur Soul-Ballade, die durch Steel-Guitar-Begleitung aufgewertet wird. Hier zeigt sich wieder die Offenheit von LIZZ WRIGHT gegenüber Instrumentierungen und Stilen. Sie stellt die Begleitung der Songs so zusammen, wie sie es benötigen, nicht wie es üblicherweise erwartet wird.

    Zusammen mit Country-Folk-Songwriter JOHN LEVENTHAL hat Miss Wright ANOTHER ANGEL geschrieben. Die Ballade überzeugt ohne Effekthascherei aufgrund ihrer Substanz und des überzeugend vermittelten warm-intensiven Gefühls. Genauso brillant-unauffällig und betörend sind auch WHEN I FALL und SPEAK YOUR HEART, die ebenso im Downtempo-Bereich angesiedelt sind. Temperamentvoller geht es bei LEAVE ME STANDING ALONE zu. Kennt noch jemand die Sängerin CARMEL? Sie hatte 1983 mit BAD DAY einen Hit und spielte dabei ihre raumgreifende Stimme voll aus. An diesen Song erinnert mich LEAVE ME STANDING ALONE. THIS IS suggeriert primär Bossa-Nova-Feeling. Das Lied ist aber wieder ein Musterbeispiel dafür, wie man Ideen und Fundstücke unterschiedlichster Richtungen zu einem neuen Ganzen zusammensetzen kann. Dezente Streicher und Akustik-Gitarren-Akkorde sorgen für Stil-Verwirrung. Geschmackvolle Synthesizer-Verzierungen und tropfende E-Piano-Beigaben runden dieses ideenreiche Songgebilde ab. SONG FOR MIA besticht durch besonders unter die Haut gehenden, milden, beschwörenden Gesang und eine himmlisch schöne Melodie. Am Ende des Albums stehen 3 Cover-Versionen der besonderen Art. THANK YOU von LED ZEPPELIN ist zu einer spirituellen Darbietung geworden. Der Bonus-Track STRANGE war im Original ein rührseliger Country-Song, der 1961 von PATSY CLINE gesungen wurde. Unter den Fittichen von LIZZ WRIGHT wird daraus eine intime, fast schwerelose Fassung. Die Limited Edition von THE ORCHARD hat dann noch als weitere Überraschung IT MAKES NO DIFFERENCE zu bieten. Hatte man bisher gedacht, dass das Original von THE BAND an Würde und Feierlichkeit nicht mehr zu übertreffen ist, so hört man hier eine ebenbürtige Variante. Damit endet ein Album, das wie aus einem Guss ist und sowohl Anhänger von NORAH JONES wie auch an Country-Folk-Songwritern interessierte Hörer begeistern kann. Jazz-Bezüge sucht man hier vergebens.
    Meine Produktempfehlungen
    • Fellowship Fellowship (CD)
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    Dreaming Wide Awake Dreaming Wide Awake (CD)
    19.01.2014
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Dreaming Wide Awake zeigt Lizz Wright als reife Persönlichkeit

    Formal wird sie dem Jazz zugeordnet. Diese Einordnung widerspricht aber ihrer Flexibilität. LIZZ WRIGHT, geboren am 22. Januar 1980 in Hahira im Bundesstaat Georgia, im Süden der USA, ist eine Grenzgängerin zwischen den Stilen Jazz, Gospel, Rhythm & Blues, Pop, Country, Folk, Gospel und Soul. Auch die Wahl ihrer Cover-Versionen zeigt, dass sie keine Berührungsängste kennt. Sie wagt sich dabei in Bereiche vor, die von anderen Kolleginnen weitgehend gemieden werden. LIZZ WRIGHT wurde die Wirkung, die Musik auf Körper und Seele haben kann, schon von klein auf bewusst. Ihr Vater war Prediger und sie sang schon als Kind in seinem Kirchenchor und erhielt Klavierunterricht. Musik muss berühren, es muss ein Funke überspringen, der Hörer und Künstler verbindet. Darauf legt sie bei der Auswahl von Fremdmaterial und beim Komponieren ihrer Songs großen Wert. LIZZ WRIGHT wirkt sehr überlegt bei ihrem Vorgehen und tief verbunden mit dem, was sie tut. Sie lässt sich ausreichend Zeit, neue Aufnahmen fertig zu stellen und unterlegt sich keinem Diktat, zu einem bestimmten Turnus neues Material präsentieren zu müssen. Dazu passt auch, dass sie ausgleichende Interessen neben der Musik wahrnimmt. Sie ist passionierte ausgebildete Köchin und verbringt viel Zeit damit, ihren Garten zu gestalten.

    DREAMING WIDE AWAKE aus 2005 zeigt die Künstlerin als reife Persönlichkeit, die in ihrer Mitte angekommen ist. Sie hat sich von Stilgrenzen, externen Erwartungen und eingrenzenden Vorgaben freigeschwommen. Die Begleitmusiker werden songdienlich eingesetzt und die Arrangements spiegeln eine stilübergreifende Auffassung der Umsetzung von Eigen- und Fremdmaterial wider. Den Mittel- und Anziehungspunkt bildet allerdings Lizz`s cremig-sanfte seelenvolle Alt-Stimme, die betört und nicht einlullt. Sie strömt warm, voluminös und natürlich fließend aus ihr hervor. Sie geht gesanglich nicht an ihre Grenzen, egal wie ausdrucksvoll und leidenschaftlich sie agiert. Man hat bei ihr immer den Eindruck, dass da noch Reserven sind.

    Den Standard A TASTE OF HONEY, den auch die BEATLES mal aufgenommen haben, trägt sie als Folk mit Blues-Wurzeln und Pop-Kern in Balladenform vor. Die Aussage von STOP steht quasi stellvertretend für ihr neues Selbstverständnis und ihr gestärktes Selbstvertrauen. „Erzähl mir nicht, dass ich aufhören soll. Befehl dem Regen nicht nachzulassen, sag dem Wind nicht, dass er nicht mehr wehen soll. Erzähl mir lieber, dass deine Liebe ehrlich ist…[….]“, verkündet sie hier. Der Song ist im Original von JOE HENRY. Er hat ihn 2001 auf seinem Werk SCAR als dunkles Nachtschwärmer-Jazz-Kunstlied interpretiert. Das hört sich so ähnlich an, wie TOM WAITS seine Ideen auf SWORDFISHTROMBONES umgesetzt hat. Lizz nimmt dem Lied das schräge und bedrohliche Element und lässt vor allem die gedankenverlorene Nachdenklichkeit über.

    HIT THE GROUND, WHEN I CLOSE MY EYES, I`m CONFESSIN`, WAKE UP LITTLE SPARROW, CHASING STRANGE, DREAMING WIDE AWAKE und WITHOUT YOU sind allesamt zurückgenommene, stille Zeugnisse der inneren Ausgeglichenheit, über die LIZZ WRIGHT eine tiefe Verbundenheit mit der Musik herstellt. Die Songs haben die Erhabenheit von Gebeten. Sie zeigen eine demütige Zuneigung bei den eigenen Arbeiten und sind eine dankbare Verbeugung vor den Fremdkompositionen. Die Version von NEIL YOUNG`s OLD MAN ist hier und bei den Live-Shows ein herausragendes Erlebnis. Zunächst anmutig, der Folktradition verbunden und aufs Wesentliche reduziert, wird der Song im Verlauf allein auf Grund der Kraft der Stimme zu einer Gänsehaut erzeugenden Hymne aufgebaut.

    Nicht minder bezaubernd bekommt der Klassiker GET TOGETHER eine Frischzellenkur. Ehemals von der Westcoast-Legende DINO VALENTI ins Leben gerufen, wurde dieser quasi-Protest-Song schon oft und häufig und auch überzeugend nachgespielt. So z.B. von den Westcoast-Bands THE YOUNGBLOODS um JESSE COLIN YOUNG und von JEFFERSON AIRPLANE. Aber er wurde auch von so unterschiedlichen Leuten wie THE STAPLE SINGERS, THE CARPENTERS, ANDY WILLIAMS und LOUIS ARMSTRONG aufgenommen. Jedoch sticht diese Einverleibung hervor. Hier wird eine Leichtigkeit und Schlichtheit übertragen, dass man kaum atmen mag, um nicht das Grazile und Verinnerlichte zu stören. Das ist Musik wie eine leichte Sommerbrise, wie eine zärtliche Umarmung, ein gehauchter Kuss oder wie die Wirkung einer ermutigenden Botschaft. Hoffnung und Geduld strahlt TROUBLE aus. Das Lied swingt leicht und bekommt durch das stützende E-Piano und die schimmernde Hammond-B3-Orgel-Begleitung Erdung. Als Bonus-Track wurde NARROW DAYLIGHT spendiert. Eine Ballade, die sich nahtlos in den melancholischen Gesamtcharakter des Albums einfügt. Für DREAMING WIDE AWAKE werden nur noch wenige Jazz-Anteile verwendet. Singer-Songwriter-Gospel trifft die Ausrichtung einigermaßen. Die Musik wirkt insgesamt sehr homogen, intim und gelassen.
    Meine Produktempfehlungen
    • Fellowship Fellowship (CD)
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    Lost Trentemøller
    Lost (CD)
    17.01.2014
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Auf dem Weg zur Entwicklung eines neuen Stils?

    Anders Trentemøller geht neue Wege. Er verwendet Dance-Music-Themen, bewegt sich aber auch in Independent-Rock-Gefilden und ist auch nicht abgeneigt, klassische Songwriter-Strukturen einzubinden. Von Haus aus ist der Däne Techno- und House-Music-Produzent sowie Remixer. Er tummelt sich also hauptsächlich in der Dancefloor-Club-Szene. Bisher wurde man auf ihn durch etliche Singles und EP`s, zwei Volle-Länge CDs und einige Compilation-Beiträge aufmerksam. Darunter seine Zusammenstellung für die LATE NIGHT TALES-Reihe, die sein weites Spektrum zeigt. Hier findet man 60er Jahre Girlgroup-Sound (Remember von den Shangri-La`s) neben Velvet Underground. Und ein introvertierter Songwriter wie M. WARD wird zwischen allerlei sphärischen, atmosphärischen Klängen und dunklen Indie-Rock-Beigaben platziert. Besonders reizvoll ist dabei seine eigene geheimnisvolle Cover-Version von CHRIS ISAAK`s BLUE HOTEL. Eine besondere Verbindung hat er anscheinend zu den Slow-Core-Musikern von LOW. Diese berücksichtigt er in seinem LATE NIGHT TALES Mix und sie begleiten ihn auch im Eröffnungstrack von LOST (THE DREAM). Das Ergebnis hätte auch ohne negativ aufzufallen, auf einem LOW-Album untergebracht werden können. Hier herrscht tempomäßig zunächst fast Stillstand, die Atmosphäre ist überwiegend düster. Glockenähnliche Effekte hellen das Bild ein wenig auf und die Geschwindigkeit wird im Verlauf immer mal wieder etwas angezogen, versinkt dann aber erneut in Tristesse. Schon der nächste Titel GRAVITY deutet die andere Seite von Trentemøller an. Im Hintergrund des verhaltenen Gesangs der Gastsängerin JANA HUNTER von LOWER DENS geben maschinenartige Rhythmus-Verzierungen den Takt an. Das wirkt wie eine Light-Version moderner House-Music-Tracks, die auch Indie-Rock-Jüngern gefallen kann. Beim instrumentalen STILL ON FIRE kommen die elektronischen Zutaten heftiger zum Einsatz. Der Rhythmus ist brutal hart und wird stoisch eingesetzt. Man hat daher den Eindruck, dass ein früher Einfluss für Trentemøller NEW ORDER gewesen sein könnten. Jeder gute DJ weiß, dass er nicht ständig auf Volldampf fahren darf. Dementsprechend folgt mit CANDY TONGUE eine Nummer, die im Grunde genommen besinnlich ist, zum Ende hin aber an Druck und Dramatik gewinnt. Gesanglich wird die Komposition hauchzart und bestimmend von MARIE FISKER unterstützt.

    Den Spagat zwischen dröhnenden, hoch pulsierenden Dancefloor-Takten in LCD SOUNDSYSTEM-Nähe und beinahe meditativen Szenarien zieht Trentemøller über das gesamte Album durch, ohne dass der Spannungsbogen in sich zusammen fällt. Der Reiz liegt in den jeweils abgeänderten Formen der Darstellung. Das Album ist gespickt mit verschiedenen Gesangsgästen. Diese tragen genauso zur Abwechslung bei, wie die Variationen bei der Rhythmus-Begleitung. Trentemøller versucht stimmungsmäßig zwei völlig verschiedene Welten miteinander zu verbinden. Die kühle, berechnende, exakte Elektronik mit der emotionalen, akustischen, warmen, verletzlichen menschlichen Seite. Und wer die Lust und die offenen Ohren hat, Neuland zu entdecken, der wird auf einen anregenden Erfahrungsaustausch mitgenommen.

    Man hat aber den Eindruck, dass LOST erst den Anfang einer Entwicklung aufzeigt, denn es ist noch nicht alles voll ausgegoren, was man hier hört. Das zeigt sich zum Beispiel an dem mit über 13 Minuten doch zu lang geratenen HAZED. Hier geht der Spieltrieb mit dem Musiker durch. Weniger wäre mehr gewesen, denn die verwendeten Ideen reichen nicht aus, um die Aufmerksamkeit über die gesamte Zeit aufrecht zu halten. Aber alleine der Versuch, stilbildend tätig zu werden, trotz der Gefahr, sich zwischen alle Stühle zu setzen, nötigt Respekt ab.

    Konzeptionell orientiert sich LOST an solchen zerrissenen Übergangsalben wie ANOTHER GREEN WORLD des ROXY MUSIC-Gründungsmitglieds BRIAN ENO. Dieser kombinierte bei seiner Musik poporientierte Songs mit instrumentalen Miniaturen und elektronischen Klangtapeten. Jene Experimente führten ihn später zur Entwicklung des Ambient Sounds. Trentemøller erschafft Ähnliches, indem er dunkel schimmernden Songs eine Mischung aus pochenden, aber nicht überkochenden Dancefloor-Beats und cineastischen Soundlandschaften gegenüberstellt. Womöglich befindet sich der Künstler auch auf dem Weg zur Entwicklung eines neuen Stils.
    The Hunch The Monsters
    The Hunch (CD)
    17.01.2014
    Klang:
    3 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Authentischer Rocka- und Psychobilly aus der Schweiz

    Die Schweiz ist nicht nur bekannt für ihre hohen Berge, ihr verschwiegenes Bankensystem, herzhaften Käse und Atemwege befreiende Bonbons, sondern unter Insidern auch für wilde, ungezügelte, ursprüngliche Klänge zwischen spätem Rhythm & Blues und frühem Rock`n`Roll. Dieser Sound wird auf dem Spezialitätenlabel VOODOO RHYTHM mit adäquaten Auswüchsen in verschiedene andere gleichnamige Richtungen präsentiert.

    Jetzt gibt es neues Altes vom Label-Eigner Reverend Beat Man. Quasi seine Jugendsünden, die unter der Marke THE MONSTERS ausgelebt wurden. Die ehemaligen Vinyl-Veröffentlichungen MASKS (1989) und THE HUNCH (1991) werden jetzt als CD, Vinyl und Download wiederveröffentlicht. Und entsprechend der Label-Philosophie findet man auch hier heftig rumpelnde, wilde Rhythmen vor. Ganz in der Tradition der Vorbilder der CRAMPS und dem, was diese Retro-Rocker selber als Rocka- oder Psychobilly aus den Vorlagen recycled haben.

    Das Debutalbum wurde damals in 3 Tagen im Luzerner Schweinesound(!)-Studio eingespielt. Der Klang ist zwar roh, die instrumentale Umsetzung primitiv und der Gesang übel und gefährlich, aber genauso muss ungeschliffener Rock`n`Roll klingen. Egal, ob man ihn nun Trash, Punk, Grunge, Irgendwas-Billy oder Garagen-Rock nennt. Das Quartett rotzt sich ohne Rücksicht auf Verluste durch 12 ungestüme, druckvolle Eigenkreationen und durch eine durchgeknallte Cover-Version von WILD THING der TROGGS. Wer SURFIN` BIRD von den RAMONES kennt, der kann sich ungefähr vorstellen, was die MONSTERS dem TROGGS-Song angetan haben. Ja, das Ergebnis kann sich durchweg hören lassen. Die Rhythmen gehen in die Beine, die Riffs sind eingängig und die Songs kraftvoll und ungestüm.

    Die 2. Platte wollten sie dann in einem teuren Studio aufnehmen. Aber nachdem sie eine Seite der geplanten Aufnahmen fertig hatten, war ihr Geld alle. Die andere Platten-Seite zierte ein Konzert aus dem ISC Club, Bern von 1991. Am Grundkonzept hat sich hier gegenüber dem Erstling nicht viel geändert. Die Band klingt noch etwas mehr nach den CRAMPS, was aber nicht stört. Die MONSTERS interpretieren unter anderem Stoff von THE KINKS und den Klassiker THE WITCH von den Garagen-Göttern THE SONICS. Außerdem THE HUNCH vom Rockabilly-Idol HASIL ADKINS sowie eine schnelle Version des Rock`n`Roll-Gassenhauers BE BOP A LULA und als Abschluss gibt es noch eine weitere total verrückte WILD THING-Version. Den Live-Aufnahmen fehlt ein wenig Dynamik und der Gesang wurde zu sehr in den Hintergrund gemixt. Sie sind aber trotzdem gut hörbar und vermitteln einen soliden Eindruck von der brodelnden Stimmung, die die Band aufbauen konnte.

    Da sage noch jemand, aus der Schweiz komme nur Käse. Diese Musik wirkt trotz ihres hohen Alters nicht angestaubt oder überholt. Sie hätte theoretisch auch aus diesem Jahr stammen können. Was auch daran liegt, dass ehrlicher, handfester, dreckiger Rock`n`Roll, der mit Inbrunst und Hingabe gespielt wird, eben zeitlos ist.
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    17.01.2014
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    3 von 5

    Split-CD zweier belgischer Neo-Rockabilly-Bands

    Diese Split-CD präsentiert THE GRAVE BROTHERS und ADIOS PANTALONES aus Belgien mit jeweils 6 Songs. Nach eigenem bekunden sind die GRAVE BROTHERS eine Country/Punk/Psychobilly/Bluegrass-Band. Eine treffende Beschreibung, denn alle diese Elemente kommen in ihrer Musik wechselweise vor. Ergänzen kann man noch eine gewisse Schwäche für ENNIO MORRICONE-Soundtracks. Die Band nutzt die Ausgelassenheit des Bluegrass, um den Stücken einen erdigen Bezug zu verleihen. Das Banjo wird dabei häufig als ein Lead-Instrument eingesetzt und sorgt für vergnügliches Fußwippen. Die Präsentation beginnt mit GOAT SKIN CLOGS, einem munteren Instrumentaltitel mit lebhaftem, führenden Banjo und anregend-melodischer E-Gitarrenbegleitung. Es folgt WAY UP HIGH/DOWN BELOW. Hier ist die Band noch schneller unterwegs. Sie stellen eine Verbindung von Punk und Bluegrass her, früher hieß das mal COWPUNK. Der Lead-Gesang klingt gehetzt und wird noch durch einen aufgepeitschten Chor-Gesang im Refrain zusätzlich angestachelt. ARE YOU DRINKING WITH ME JESUS täuscht zunächst einen erzählerischen Country-Folk-Song vor, wird dann aber zum ausgelassenen Sauflied mit gröhlendem Chor-Gesang. Den locker galoppierenden BLACK SUNDAY SHUFFLE kann man sich gut im Repertoire der deutschen Vorzeige-Cowboys BOSS HOSS vorstellen und RUM DRINKERS & HELL RAISERS bewegt sich zwischen high-speed Country-Rockabilly und ländlich entspannten Rhythmen hin und her. Zum Abschluss drehen sie mit NEW GO noch mal richtig auf. Der Gesang überschlägt sich beinahe und das Tempo befindet sich am oberen Limit. Dann kommt ein kurzer Verschnaufer, bei dem nur noch das Banjo den Song weitertreibt. Danach nimmt die E-Gitarre wieder Fahrt auf und der Höllentrip beginnt von vorne. So könnte es sich angehört haben, wenn die RAMONES Country adaptiert hätten.

    Die drei Typen von ADIOS PANTALONES bedienen mit ihrem kompromisslosen, aber ausrechenbarem Psychobilly genau das Klischee, dass man von solch einer Ausrichtung erwarten darf: Vorwärtstreibender, energischer Rhythmus mit dreckig, brüchigem Gesang. Pogo-Billy sag ich jetzt mal dazu.

    Beim Kampf GRAVE BROTHERS gegen ADIOS PANTALONES gibt es einen eindeutigen Sieger: Das sind die GRAVE BROTHERS. Ihr Sound legt sich nicht fest und er variiert geschmeidig zwischen den diversen Stilen. Er ist mal laut und mal leise und scheint sogar noch ausbaufähig zu sein.
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    • Stallion Battalion (Special Edition + 5 Bonus Tracks) Stallion Battalion (Special Edition + 5 Bonus Tracks) (CD)
    Old World Romance Sea Wolf
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    17.01.2014
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Folk-Pop: Nachdenklich und leicht beschwingt

    SEA WOLF ist das Pseudonym, unter dem ALEX BROWN CHURCH aus Kalifornien Musik macht. Bei seinem 4. Album OLD WORLD ROMANCE halfen ihm Multiinstrumentalist ZAC RAE, Drummer JOEY FICKEN, Bassist TED LISCINSKI und Keyboarderin LISA FENDELANDER bei der Umsetzung.

    Musiker, die den Weltschmerz auf ihren Schultern tragen, gibt es mehr als genug. Auch bei SEA WOLF gibt es eine melancholische Grundausrichtung. Es wird jedoch versucht, diesen Aspekt in ihrem Folk-Pop durch einen stellenweise übertriebenen Einsatz von synthetisch-stupiden Drum-Sounds wieder aufzulösen. Leider läuft diese Aktion manchmal ins Leere. Dann tötet das einfallslose, aufdringliche Getrommel den sensiblen Charakter der fragilen Ton-Gebilde. Ihre Substanz wird dadurch ausgehöhlt und so ist das Ergebnis dann nicht Fisch noch Fleisch. So geschehen bei: IN NOTHING, KASPER und MIRACLE CURE.

    Ausgewogenere Songs, wie das schöne, von Mellotron-Schwaden umwehte BLUE STOCKINGS oder das eingängige WHIRLPOOL verströmen eine etwas entrückte Gemütlichkeit, die besser zu dem ansonsten filigranen Grundgerüst passt. Steht die Rhythmus-Beigabe nicht so offensiv im Vordergrund, wie es bei OLD FRIEND, PRISCILLA, SAINT CATHERINE ST., CHANGING SEASONS oder DEAR FELLOW TRAVELLER praktiziert wird, geht die Rechnung voll auf. Der nachdenklich-verspielte Melodie-Rhythmus-Mix sorgt dann für eine willkommene Auflockerung.

    Doch das Gesamtkonzept ist aufgrund der beschriebenen zerrissenen Arrangement-Ausführungen und der damit verbundenen zu statisch aufgebauten Melodieführungen noch nicht ausgewogen genug. Aber man findet etliche positive Ansätze, die für die Zukunft auf eine konstruktive Weiterentwicklung und Stabilisierung hoffen lassen. So hört man einige interessante, liebliche Melodie-Ideen, wie beim stufig aufgebauten OLD FRIEND. Auch die relativ beschwingten Lieder, wie SAINT CATHERINE ST., CHANGING SEASONS und DEAR FELLOW TRAVELLER sind überlegt durchkomponiert und werden charmant übermittelt. Insgesamt findet man also eine ausbaufähige Umsetzung vor, wenn es darum geht, nachdenklich-verträumtes Liedgut variabel darbieten zu wollen. Wenn die kleinen Schönheitsfehler noch ausgebügelt werden, wird das Konzept beim nächsten Anlauf vielleicht voll überzeugen können.
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    17.01.2014
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Eine unterhaltsame Indie-Rock-Platte

    Bei NEW OCEAN geht es inhaltlich unter anderem darum, dass man die Angst vor dem Tod verlieren kann, wenn man begreift, dass wir alle Teil eines großen Ganzen sind. Das ist ein Aspekt der philosophischen Botschaften, die JAKE BELLOWS mit seiner Arbeit verknüpft. Hier zeigt sich, dass er sich für die großen ungelösten Rätsel der Menschheit interessiert. Seine Leidenschaft gehört jedoch in erster Linie der Musik. Er war lange Zeit Frontmann der Indie-Rock-Band NEVA DINOVA, hatte sich aber nach deren Auflösung aus dem Musikbusiness zurückgezogen. Anlässlich eines Soundtrack-Projektes erkannte er aber, dass er nicht vom musizieren lassen konnte und stürzte sich in die Arbeit zu seinem ersten Album unter eigenem Namen.

    Der titelgebende Opener lässt mich mit seinem geschrammelten, konturlosen Indie-Rock noch völlig kalt zurück. ALL RIGHT NOW punktet dann aber mit einer einschmeichelnden Melodie und mit verzerrten, eruptiven Gitarrenausbrüchen. Bei YOU AND ME wird das Tempo rausgenommen. Bedächtig und sachte führt JAKE BELLOWS durch diese von einer schläfrigen Bass- und Drums-Begleitung umsäumten Ballade. Sanft gepickte Gitarren tragen zu der getragenen Atmosphäre bei. Gegenläufige perlende Gitarrenspuren sorgen dafür, dass die Aufmerksamkeit nicht nachlässt.

    Wirkungs- und effektvoll wird der im Prinzip ruhige Titel DRINKING WITH DAD durch eine taktgebende, funkige Rhythmusgitarre und von charmanten Girls im Hintergrund untermalt. Der auch eher zurückhaltende Song TWO WEEKS mit seiner leicht verwinkelten Melodie spinnt diesen Faden weiter. Dieser Song bleibt nicht beim ersten Hören hängen, er ist aber einfallsreich strukturiert und fällt auch positiv durch interessante Gitarrenpassagen auf.

    Bossa-Nova-Feeling bereichert I KNOW YOU. Man weiß allerdings nicht so genau, ob dieser Schlenker als Parodie gedacht oder ernst gemeint ist. Ich habe den Eindruck, dass bei diesem Lied JONATHAN RICHMAN als Ideengeber Pate gestanden hat. Mit sparsamer Gitarren- und weiblicher Background-Gesangs-Begleitung kommt das nachdenkliche I CAN`t WAIT aus, ohne dass es in zweieinhalb Minuten wirklich tief berühren kann.

    Assoziationen zu 80er-Jahre-Gitarren-Rock-Bands wie THE SMITHS oder THE MONOCHROME SET werden beim atmosphärisch dichten SHOULD YOU EVER CHANGE YOUR MIND wach. Genauso bei RUNNING FROM YOUR LOVE, einem flotten, quirligen, aufgedrehtem Song. HELP ist keine BEATLES-Cover-Version, sondern eine schleichende Ballade mit Feedback- und Piano-Einlagen. FREQUENZY macht noch mal Tempo, lässt aber die kleinen, feinen Einfälle, Hakenschläge und Kniffe vermissen, die andere Kompositionen auf diesem Album auszeichnen. Allerdings ist das Gitarren-Solo hier wieder sehr gelungen.

    Unterm Strich bleibt eine grundsätzlich unterhaltsame Indie-Rock-Platte im Gedächtnis, die besonders durch erfrischende, belebende Gitarrenläufe auffällt. Allerdings ist noch Luft nach oben, was die Umsetzung einer einheitlichen Songqualität angeht.
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    15.10.2013
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Speerspitze des intellektuellen britischen Folk

    Es war zu erwarten, zumindest aber zu hoffen, dass LAURA MARLING mit ihrem aktuellen Album ganz groß auftrumpfen würde. Hatte sie doch mit ihren bisherigen Werken schon überzeugt und die Messlatte in britischen Folk-Kreisen schon sehr hoch gelegt. Mit ONCE I WAS AN EAGLE lässt sie jetzt ihre Konkurrenz Lichtjahre zurück. Die zierliche, zerbrechlich wirkende, erst Dreiundzwanzigjährige komponiert und interpretiert mutig, ohne Scheuklappen und ohne Blick auf kommerzielle Klischees auf einem Niveau, dass sie schon jetzt mit den ganz Großen ihres Fachs auf eine Stufe stellt. Sie vereinigt die intellektuelle Lässigkeit einer JONI MITCHELL mit der abgeklärten Reife einer LAURA NYRO und der mutigen Extravaganz eines TIM BUCKLEY.

    Sie fordert die volle Aufmerksamkeit des Hörers und belohnt diese dann mit einer intensiven Hörerfahrung. Sie kümmert sich nicht um Konventionen, Erwartungen und Marketingstrategien, sondern nimmt sich die Freiheit, ihre musikalischen Visionen ungefiltert umzusetzen.
    So gehen die ersten vier Songs (TAKE THE NIGHT OFF; I WAS AN EAGLE; YOU KNOW und BREATHE) nahtlos ineinander über, was nicht unbedingt radiotauglich ist, dafür aber für Mut und Individualität spricht. Die Songs sind sparsam arrangiert, wirken dabei aber nicht dröge, sondern griffig und kompakt. Die Instrumente werden präzise – wie Farbtupfer – eingesetzt, so dass sie den Fluss der Kompositionen unterstützen. Man hört akustische Gitarren, die mit einem Piano verwoben und durch Handtrommeln aufgemischt werden. Ein unaufdringliches Schlagzeug weckt Aufmerksamkeit, bevor Stimme und Gitarren als Zweigestirn den nächsten Part einleiten. Bass und Trommeln setzen Duftmarken und lockern die vorwiegend nachdenkliche Stimmung auf. Diese intimen Songs gehören alleine der Künstlerin und dem Hörer.

    Nach dem ersten intensiven Song-Block , der etwa eine Viertelstunde dauert, sind die Sinne geschärft und es gibt mit MASTER HUNTER einen relativ strammen Weckruf. Die Musiker lassen akustisch folk-rockend ihre Muskeln spielen. Schlagzeug und Percussion spielen sich frei, es klappert und klopft erfrischend und der Kopf wird klar für weitere Hör-Erlebnisse. Ein Wechselbad der Gefühle wird geboten, aber LAURA MARLING versteht es trotz allem Anspruch, den Hörer nicht zu überfordern. Durch geschicktes Variieren bleibt man neugierig darauf, was als nächstes passiert. Und es tut sich eine Menge. LITTLE LOVE CASTER wirkt verschwommen und zerbrechlich und DEVIL`s RESTING PLACE verbindet atmosphärisch Kulturen und Epochen, Orient und Okzident, musikalische Gegenwart und Vergangenheit. Das ist universelle, Grenzen auflösende Folk-Music. INTERLUDE bietet eine 2 minütige Ambient-artige Verschnaufpause und UNDINE ist zu gleichen Teilen Greenwich Village Folk der 60er Jahre wie moderner Alternative-Folk. Auch bei WHERE CAN I DO werden Erinnerungen an den Laurel Canyon Westcoast-Folk wach, auch THE BAND wird aufgrund der flächigen Orgelpartien zitiert. ONCE verkörpert Harmonie und Wärme und PRAY FOR ME entwickelt sich im Verlauf von einem zurückgenommenen Song zu einem voll instrumentierten dynamischen Folk-Rock-Track. WHEN WHERE YOU HAPPY? und LOVE BE BRAVE machen Anleihen bei der filigran-raffinierten Komponierkunst des Psychedelic-Folk-Rock. Auf das episodenhafte LITTLE BIRD wäre selbst JONI MITCHELL stolz und mit dem sich langsam steigernden SAVED THESE WORDS wird ein würdiger Schlusspunkt gesetzt. Der Ideenreichtum des Albums ist enorm und es verlangt mehrere Hördurchgänge, um umfassend gewürdigt werden zu können.

    LAURA MARLING gehört zur Speerspitze einer neuen introvertierten, intellektuellen Folk-Szene aus England und sie setzt mit ONCE I WAS AN EAGLE neue Qualitäts-Maßstäbe.
    Meine Produktempfehlungen
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    Woodlands Woodlands (CD)
    15.10.2013
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Ein hoffnungsvolles Trio mit rumpeligen Sounds und eingängigen Melodien

    Die CD fängt mit einem beinahe unheimlichen deja vu-Erlebnis an: Der Track MOVE FORWARD beginnt wie ein verschollenes Kleinod aus NEIL YOUNG`s EVERYBODY KNOWS THIS IS NOWHERE Sessions. Erst die einsetzende sympathische, liebliche, dabei klare und kontrastreiche Stimme von SARA WILSON beendet charmant dieses Trugbild und verschiebt es in Richtung FAIRPORT CONVENTION. Das schwedische Trio begnügt sich aber im Folgenden nicht mit der Festlegung auf eine Richtung. Schon der nächste Song I WANNA KNOW ist aus ganz anderem Holz geschnitzt. Hier hört man Mitsing-Pop mit belebendem Schlagzeug. Ein Sound irgendwo zwischen BLONDIE und ABBA verbreitet ansteckend gute Laune. LAZY DAYS ist etwas ruppiger gestaltet. Ein stoischer Piano-Akkord nach STOOGES Art durchzieht dieses New-Wave-rockige Stück. Mit DARK CLOUDS schieben sie eine Ballade ein. Eine schnörkellose Gitarre sorgt für auffällige Farbtupfer. Das wuchtige HOUSEBUILDNING bildet einen weiteren Höhepunkt der CD. Diese von einer prächtigen Steel-Guitar umkränzte Folk-Ballade kommt ohne Lagerfeuerromantik aus. Die E-Gitarre schrammelt zunächst genüsslich, später wird der Song durch ein feuriges, eruptives, übersteuertes Gitarren-Solo ordentlich aufgemischt. Mittig zwischen Indie-Rock-Ausgelassenheit und Romantik bewegt sich RIVER RUNNING WILD, während CHEAP CIGARETTES auf sämigem Power-Pop basiert. Leider folgt dann mit ON THE RUN eine leichtgewichtige Pseudo-Schunkelnummer, die weder hinsichtlich ihrer Melodie, noch aufgrund des Temperaments überzeugen kann. KIDS und MAKE IT THROUGH bringen dann noch mal NEIL YOUNG & CRAZY HORSE ins Gedächtnis zurück und setzen einen schwergewichtigen Schlusspunkt.

    WOODLANDS ist eine hoffnungsvolle, stilvolle Band, die sowohl rumpelnde Sounds wie auch eingängige Melodien und Refrains überzeugend umsetzen kann. Obwohl nur ein Trio, klingen sie nicht limitiert bei ihren instrumentellen Umsetzungen. Dreh- und Angelpunkt, Augen- und Ohrenweide ist die Sängerin / Gitarristin / Autorin SARA WILSON, die selbstbewusst den Weg und die Ausprägung des Band-Sounds prägt.
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    Heartbreak Superstar Heartbreak Superstar (CD)
    15.10.2013
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    3 von 5

    Country Rock mit Mainstream-Anteilen

    Das Prinzip ist nicht neu, zeigt aber manchmal erstaunliche Ergebnisse: Songschreiber ähnlicher Gesinnung schließen sich zu einem Projekt zusammen, um ihre Erfahrungen zur gegenseitigen Befruchtung zu konzentrieren und den eigenen Bekanntheitsgrad zu steigern. Das hat schon prima bei CROSBY, STILLS, NASH & YOUNG, den OKRA ALL STARS, BRYNDLE, CREAM, den TRAVELING WILBURYS, den MONSTERS OF FOLK oder den RACONTEURS geklappt.

    Für die US RAILS haben sich die Kollegen JOSEPH PARSONS, BEN ARNOLD und TOM GILLAM, die alle auch Solo für BLUE ROSE aufnehmen, mit SCOTT BRICKLIN (Bass, akustische Gitarre, Gesang) und MATT MUIR (Drums, Percussion) zusammengetan. Die Musiker stammen aus der Roots-Rock-Szene von Philadelphia und konnten schon mit Studio-CD`s aus 2010 und 2011 auf sich aufmerksam machen. Auf HEARTBREAK SUPERSTAR zeigen sie sich als Einheit weiter gereift.

    Der einleitende titelgebende Track fühlt sich den 70er Jahren verpflichtet. Southern Rock a la LYNYRD SKYNYRD ist ebenso auszumachen wie Spät-EAGLES-Stadion-Rock. Deren PEACEFUL EASY FEELING weht auch durch das sich anschließende FEARLESS. Nicht überzeugen kann der gemächliche Boogie HEAVEN RIGHT NOW. Hier fehlt mir der Biss, das klingt zu schläfrig und angepasst an den Mainstream. Interessanter ist da das vernebelte DEVIL IN MY HANDS, das geschickt zwischen Mystik und dunklem Country oszilliert. FOLLOW THE LIGHTS kann man als Southern-Harmony-Pop bezeichnen. Eine schöne Slide-Gitarre, wie man sie auch von DAVID LINDLEY bei den JACKSON BROWNE Aufnahmen kennt, macht auf sich aufmerksam. Obwohl OLD FAITHFUL nur als unspektakuläre Mid-Tempo-Nummer daherkommt, ist der Song aber mit einem Refrain ausgestattet, der wie Kaugummi fürs Gehirn wirkt. Die stimmungsvolle Ballade FOR NOW wird vom zart-rauchigen Gesang von SCOTT BRICKLIN getragen. Bei LOVE REACTION, einer relativ schlichten R&B-Nummer, sticht wieder die emotionale Slide-Gitarre hervor. EAGLE & CROW, eine hymnische Ballade, gefällt durch den verschachtelten Aufbau und der vollen, aber unaufdringlichen Instrumentierung. MOST OF IT ist allerdings zu sentimental und weinerlich ausgefallen und hat nur eine durchschnittliche, berechenbare Melodie. Der galoppierender Country-Rocker DRAG ME DOWN gefällt durch seinen mitreißenden, packenden Refrain. TIME ist Laid-Back-Rock, wie er in ähnlicher Form schon auf HARVEST von NEIL YOUNG zu hören war. Der mehrstimmige Gesang erinnert wieder an die EAGLES oder an die NITTY GRITTY DIRT BAND. HEART SINGS TRUE beendet das Album mit einem heimeligen, mehrstimmigen Lagerfeuer-Romantik-Song, bei dem sich alle Protagonisten stimmlich auszeichnen können. Entweder als Lead- oder mit wohltemperiertem Background-Gesang.

    US RAILS schaffen es, viele Leute anzusprechen. Den Roots-Rock-Fans bieten sie gediegenes Handwerk und überwiegend überzeugende Songs. Den Mainstream-Country-Pop-Fans bieten sie eingängige Melodien mit griffigen Refrains. Sie schaffen diesen Spagat nicht immer, ohne sich im Wohlklang-Niemandsland zu verlieren, aber unterm Strich liegt das Album doch über dem Durchschnitt. So können sich wahrscheinlich Freunde der BROTHERS & SISTERS Phase der ALLMAN BROTHERS genauso auf diese CD einigen wie Anhänger der HOTEL CALIFORNIA Fraktion.
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    Pokey Lafarge Pokey Lafarge (CD)
    15.10.2013
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Jazz wie Ragtime und Swing werden ins Hier und Jetzt transferiert

    Da scheint sich ein neuer Mini-Trend abzuzeichnen, nämlich die Aufbereitung uralter Musiktraditionen, die es schon lange vor dem Rock`n` Roll gegeben hat. Musik aus einer Zeit, in der das Leben hart, das Vergnügen und damit auch die Musik als Gegenpol dazu aber vielfach ausgelassen, lebensbejahend und mindestens unterschwellig lustbetont war. Gemeint sind Vorlagen von frühen Tanzmusikstilen des Jazz wie Ragtime und Swing. Dieser wird auch gerne mit Western-Zutaten zelebriert.

    Diese Musik war eigentlich nie ganz tot, sondern nur zeitweise aus dem Fokus des aktuellen Musikgeschehens verschwunden. In den 60er und 70er Jahren wilderten Künstler wie LEON REDBONE, JOHN HARTFORD, GEOFF & MARIA MULDAUR, DAN HICKS und RY COODER durchaus vielversprechend in diesen Gefilden. Selbst zu Zeiten des New Wave gab es Leute wie VIC GODARD, der mit solch einer Ausrichtung auffielen. Und nicht zuletzt hat auch BOB DYLAN mit seinen letzten Werken von MODERN TIMES bis TEMPEST bewiesen, wie gut Musik, die es schon vor dem 2. Weltkrieg gegeben hat, den Zahn der Zeit überstanden hat, wenn sie von kompetenten Leuten revitalisiert wird. Als Vertreter dieser sympathischen und spannenden Entwicklung haben sich in letzter Zeit z.B. C.W. STONEKING, KAT EDMONSON oder MESCHIYA LAKE & THE LITTLE BIG HORNS positiv hervorgetan.

    Der Musiker POKEY LaFARGE wurde als DREW HEISSLER 1983 in Bloomington, Illinois geboren. Er ist aber in diesem Zusammenhang nicht als Solo-Act zu verstehen, sondern tritt vornehmlich als gut eingespielte, äußerst flexible, Freiräume für instrumentelle Feinheiten nutzende Band auf. Dabei werden auch Instrumente eingesetzt, die in der heutigen Pop-Musik eher selten sind, wie Stand-Bass, Banjo, Harmonika, Trompete und Klarinette. Die vorliegende CD kam nicht aus heiterem Himmel, sondern ist schon die fünfte Veröffentlichung, die unter dem Künstlernamen POKEY LaFARGE erschienen ist. Durch das neue Album, dass auf JACK WHITE`s Third Man-Label rausgebracht wurde, wird aber erstmalig ein gehöriger Popularitätsschub angeschoben, weil jetzt durch diese prominente Verbindung neue Käuferschichten erreicht werden. Auch POKEY`s Auftreten im JOHNNY DEPP-Blockbuster LONE RANGER wird seinen Bekanntheitsgrad sicher noch steigern.

    Durch die elastischen, wie live eingespielten Arrangements erreicht POKEY trotz Retro-Orientierung eine zeitgemäße Note. Seine Adaptionen klingen so, als hätte er diese Musik grade erst erfunden. Man hört kein akademisches Gedudel oder kopflastige Improvisationen, sondern Töne, die direkt ins Spaßzentrum oder ans Herz gehen. Das Verhältnis von eher munteren, beschwingten Tracks zu eher verhaltenen, getragenen Stücken ist dabei 8 zu 4. Die erste Single-Auskopplung CENTRAL TIME eröffnet schwungvoll und elegant den Song-Reigen. Kleine Gags, wie das RAMONES-mäßige Anzählen bei THE DEVIL AIN`t LAZY tragen zum vergnüglichen Hören bei. POKEY`s erzählender Gesangsstil weist ab und zu ein leichtes Vibrato auf, so wie man es auch von LOUDON WAINWRIGHT III kennt. Bei höheren Tonlagen mutiert er auch mal übergangslos in eine feminine Ausrichtung. Das hört sich dann an, als würde eine andere Person kurzzeitig von ihm Besitz ergreifen. Besonders schön ist das bei LET`s GET LOST geglückt. Hört man z.B. WHAT THE RAIN WILL BRING, dann fühlt man sich stimmungsmäßig in Woody Allen-Filme wie Midnight In Paris versetzt. POKEY LaFARGE`s Musik macht Laune und bewährt sich bei langen Autofahrten genauso wie im heimischen Wohnzimmer.
    Once I Was An Eagle (180g) Once I Was An Eagle (180g) (LP)
    20.07.2013
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Speerspitze des intellektuellen britischen Folk

    Es war zu erwarten, zumindest aber zu hoffen, dass LAURA MARLING mit ihrem aktuellen Album ganz groß auftrumpfen würde. Hatte sie doch mit ihren bisherigen Werken schon überzeugt und die Messlatte in britischen Folk-Kreisen schon sehr hoch gelegt. Mit ONCE I WAS AN EAGLE lässt sie jetzt ihre Konkurrenz Lichtjahre zurück. Die zierliche, zerbrechlich wirkende, erst Dreiundzwanzigjährige komponiert und interpretiert mutig, ohne Scheuklappen und ohne Blick auf kommerzielle Klischees auf einem Niveau, dass sie schon jetzt mit den ganz Großen ihres Fachs auf eine Stufe stellt. Sie vereinigt die intellektuelle Lässigkeit einer JONI MITCHELL mit der abgeklärten Reife einer LAURA NYRO und der mutigen Extravaganz eines TIM BUCKLEY.

    Sie fordert die volle Aufmerksamkeit des Hörers und belohnt diese dann mit einer intensiven Hörerfahrung. Sie kümmert sich nicht um Konventionen, Erwartungen und Marketingstrategien, sondern nimmt sich die Freiheit, ihre musikalischen Visionen ungefiltert umzusetzen.
    So gehen die ersten vier Songs (TAKE THE NIGHT OFF; I WAS AN EAGLE; YOU KNOW und BREATHE) nahtlos ineinander über, was nicht unbedingt radiotauglich ist, dafür aber für Mut und Individualität spricht. Die Songs sind sparsam arrangiert, wirken dabei aber nicht dröge, sondern griffig und kompakt. Die Instrumente werden präzise – wie Farbtupfer – eingesetzt, so dass sie den Fluss der Kompositionen unterstützen. Man hört akustische Gitarren, die mit einem Piano verwoben und durch Handtrommeln aufgemischt werden. Ein unaufdringliches Schlagzeug weckt Aufmerksamkeit, bevor Stimme und Gitarren als Zweigestirn den nächsten Part einleiten. Bass und Trommeln setzen Duftmarken und lockern die vorwiegend nachdenkliche Stimmung auf. Diese intimen Songs gehören alleine der Künstlerin und dem Hörer.

    Nach dem ersten intensiven Song-Block , der etwa eine Viertelstunde dauert, sind die Sinne geschärft und es gibt mit MASTER HUNTER einen relativ strammen Weckruf. Die Musiker lassen akustisch folk-rockend ihre Muskeln spielen. Schlagzeug und Percussion spielen sich frei, es klappert und klopft erfrischend und der Kopf wird klar für weitere Hör-Erlebnisse. Ein Wechselbad der Gefühle wird geboten, aber LAURA MARLING versteht es trotz allem Anspruch, den Hörer nicht zu überfordern. Durch geschicktes Variieren bleibt man neugierig darauf, was als nächstes passiert. Und es tut sich eine Menge. LITTLE LOVE CASTER wirkt verschwommen und zerbrechlich und DEVIL`s RESTING PLACE verbindet atmosphärisch Kulturen und Epochen, Orient und Okzident, musikalische Gegenwart und Vergangenheit. Das ist universelle, Grenzen auflösende Folk-Music. INTERLUDE bietet eine 2 minütige Ambient-artige Verschnaufpause und UNDINE ist zu gleichen Teilen Greenwich Village Folk der 60er Jahre wie moderner Alternative-Folk. Auch bei WHERE CAN I DO werden Erinnerungen an den Laurel Canyon Westcoast-Folk wach, auch THE BAND wird aufgrund der flächigen Orgelpartien zitiert. ONCE verkörpert Harmonie und Wärme und PRAY FOR ME entwickelt sich im Verlauf von einem zurückgenommenen Song zu einem voll instrumentierten dynamischen Folk-Rock-Track. WHEN WHERE YOU HAPPY? und LOVE BE BRAVE machen Anleihen bei der filigran-raffinierten Komponierkunst des Psychedelic-Folk-Rock. Auf das episodenhafte LITTLE BIRD wäre selbst JONI MITCHELL stolz und mit dem sich langsam steigernden SAVED THESE WORDS wird ein würdiger Schlusspunkt gesetzt. Der Ideenreichtum des Albums ist enorm und es verlangt mehrere Hördurchgänge, um umfassend gewürdigt werden zu können.

    LAURA MARLING gehört zur Speerspitze einer neuen introvertierten, intellektuellen Folk-Szene aus England und sie setzt mit ONCE I WAS AN EAGLE neue Qualitäts-Maßstäbe.
    Meine Produktempfehlungen
    • The Studio Albums 1968 - 1979 (Limited Edition) The Studio Albums 1968 - 1979 (Limited Edition) (CD)
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    • Original Album Series Original Album Series (CD)
    Once I Was An Eagle Once I Was An Eagle (LP)
    20.07.2013
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Speerspitze des intellektuellen britischen Folk

    Es war zu erwarten, zumindest aber zu hoffen, dass LAURA MARLING mit ihrem aktuellen Album ganz groß auftrumpfen würde. Hatte sie doch mit ihren bisherigen Werken schon überzeugt und die Messlatte in britischen Folk-Kreisen schon sehr hoch gelegt. Mit ONCE I WAS AN EAGLE lässt sie jetzt ihre Konkurrenz Lichtjahre zurück. Die zierliche, zerbrechlich wirkende, erst Dreiundzwanzigjährige komponiert und interpretiert mutig, ohne Scheuklappen und ohne Blick auf kommerzielle Klischees auf einem Niveau, dass sie schon jetzt mit den ganz Großen ihres Fachs auf eine Stufe stellt. Sie vereinigt die intellektuelle Lässigkeit einer JONI MITCHELL mit der abgeklärten Reife einer LAURA NYRO und der mutigen Extravaganz eines TIM BUCKLEY.

    Sie fordert die volle Aufmerksamkeit des Hörers und belohnt diese dann mit einer intensiven Hörerfahrung. Sie kümmert sich nicht um Konventionen, Erwartungen und Marketingstrategien, sondern nimmt sich die Freiheit, ihre musikalischen Visionen ungefiltert umzusetzen.
    So gehen die ersten vier Songs (TAKE THE NIGHT OFF; I WAS AN EAGLE; YOU KNOW und BREATHE) nahtlos ineinander über, was nicht unbedingt radiotauglich ist, dafür aber für Mut und Individualität spricht. Die Songs sind sparsam arrangiert, wirken dabei aber nicht dröge, sondern griffig und kompakt. Die Instrumente werden präzise – wie Farbtupfer – eingesetzt, so dass sie den Fluss der Kompositionen unterstützen. Man hört akustische Gitarren, die mit einem Piano verwoben und durch Handtrommeln aufgemischt werden. Ein unaufdringliches Schlagzeug weckt Aufmerksamkeit, bevor Stimme und Gitarren als Zweigestirn den nächsten Part einleiten. Bass und Trommeln setzen Duftmarken und lockern die vorwiegend nachdenkliche Stimmung auf. Diese intimen Songs gehören alleine der Künstlerin und dem Hörer.

    Nach dem ersten intensiven Song-Block , der etwa eine Viertelstunde dauert, sind die Sinne geschärft und es gibt mit MASTER HUNTER einen relativ strammen Weckruf. Die Musiker lassen akustisch folk-rockend ihre Muskeln spielen. Schlagzeug und Percussion spielen sich frei, es klappert und klopft erfrischend und der Kopf wird klar für weitere Hör-Erlebnisse. Ein Wechselbad der Gefühle wird geboten, aber LAURA MARLING versteht es trotz allem Anspruch, den Hörer nicht zu überfordern. Durch geschicktes Variieren bleibt man neugierig darauf, was als nächstes passiert. Und es tut sich eine Menge. LITTLE LOVE CASTER wirkt verschwommen und zerbrechlich und DEVIL`s RESTING PLACE verbindet atmosphärisch Kulturen und Epochen, Orient und Okzident, musikalische Gegenwart und Vergangenheit. Das ist universelle, Grenzen auflösende Folk-Music. INTERLUDE bietet eine 2 minütige Ambient-artige Verschnaufpause und UNDINE ist zu gleichen Teilen Greenwich Village Folk der 60er Jahre wie moderner Alternative-Folk. Auch bei WHERE CAN I DO werden Erinnerungen an den Laurel Canyon Westcoast-Folk wach, auch THE BAND wird aufgrund der flächigen Orgelpartien zitiert. ONCE verkörpert Harmonie und Wärme und PRAY FOR ME entwickelt sich im Verlauf von einem zurückgenommenen Song zu einem voll instrumentierten dynamischen Folk-Rock-Track. WHEN WHERE YOU HAPPY? und LOVE BE BRAVE machen Anleihen bei der filigran-raffinierten Komponierkunst des Psychedelic-Folk-Rock. Auf das episodenhafte LITTLE BIRD wäre selbst JONI MITCHELL stolz und mit dem sich langsam steigernden SAVED THESE WORDS wird ein würdiger Schlusspunkt gesetzt. Der Ideenreichtum des Albums ist enorm und es verlangt mehrere Hördurchgänge, um umfassend gewürdigt werden zu können.

    LAURA MARLING gehört zur Speerspitze einer neuen introvertierten, intellektuellen Folk-Szene aus England und sie setzt mit ONCE I WAS AN EAGLE neue Qualitäts-Maßstäbe.

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    Lovesick Blues Chris Stamey
    Lovesick Blues (CD)
    24.05.2013
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Wunderschöner, erhabener, sepia-farbener Pop für Erwachsene

    Im Laufe seiner langen Karriere hat CHRIS STAMEY aus North Carolina seinen Horizont ständig erweitert: er spielte Mitte der siebziger Jahre aufmüpfigen Punk-Pop mit den SNEAKERS, revitalisierte den Power-Pop in den 80er Jahren mit den dB`s und schuf ab den 90er Jahren weitere zeitlose Musik zwischen Country Folk, Experiment, Garagen-Rock und ausgeklügeltem Pop unter eigenem Namen. Außerdem ist er ein begehrter Sideman und Produzent. Sein Name bürgt auf allen Produktionen, die er begleitet hat, für Qualität.

    Mit LOVESICK BLUES hat er jetzt vielleicht sein reifstes, aber auf jeden Fall sein friedvollstes Werk abgelegt. Der Titel leitet sich nicht vom gleichnamigen HANK WILLIAMS Honky-Tonk-Country-Song ab, auch ist hier kein Blues zu hören. Der Blues steht hier für ein Lebensgefühl. Für eine gewisse Nachdenklichkeit, die mit Geschichten aus der Welt der zwischenmenschlichen Gefühle angereichert wird. Bei LOVESICK BLUES handelt es sich um ein Album voll von wunderschönem, erhabenem, sepia-farbenem Pop für Erwachsene. CHRIS STAMEY probierte, den Sound abzubilden, den er nachts in seinem Kopf hört. Er erklärt, dass es bei ihm immer die leisen Töne sind, die für ihn in der Dunkelheit die eindringlichste Wirkung haben. Die Musik vermittelt den Anschein, als hätte er Frieden mit seinen Dämonen geschlossen. Wenn es denn welche waren, die ihn umgetrieben haben. Bei der Entstehung dachte er an Alben wie THE BALLAD OF TODD RUNDGREN oder BRYTER LAYTER von NICK DRAKE, die ihm zu gegebener Zeit Trost gespendet haben. Dementsprechend ist der Klang von LOVESICK BLUES warm und vollmundig. Das verwendete Instrumentarium umfasst auch Bläser, Streicher, Flöte, Oboe und einen Chor, sogar ein ganzes Orchester. So werden vielfach kammermusikalische Elemente und psychedelische Effekte eingebaut. Sie bleiben aber willkommene Beigaben und dominieren nicht das Geschehen. STAMEY versuchte, seinen Bruder im Geiste, ANDY PARTRIDGE von XTC, zu einem Gesangsduett zu überreden. Der lehnte jedoch ab und so blieb es bei Vorschlägen für die Arrangements und die Produktion.

    Es gibt bei jedem Track etwas Besonderes zu entdecken. SKIN geht wahrlich unter die Haut. Der Song kann nicht nur durch eine grandiose Melodie punkten, sondern überzeugt auch durch Gänsehaut erzeugenden Instrumenteneinsatz. Eine klagende Oboe und ein funkelndes kurzes Akustik-Gitarren-Solo veredeln die Komposition. JULIAN COPE hat früher (z.B. auf FRIED) ähnlich geklungen. LONDON ist ein Musterbeispiel für ein magisches, nebelverhangenes, mysteriöses Lied. CHRIS STAMEY hat sich anscheinend intensiv mit der britischen psychedelischen Pop-Musik beschäftigt, zumindest finden sich hierfür einige Verweise auf dem Album. ASTRONOMY verbeugt sich vor PINK FLOYD der SYD BARRETT-Phase. Bei THE ROOM ABOVE THE BOOKSTORE grüßt der Erzählstil des großen Neo-Psychedelikers ROBYN HITCHCOCK. Beim Titelstück scheint die Zeit gedehnt zu werden. Das Gitarrensolo am Ende der 7 Minuten erinnert an WISH YOU WERE HERE von PINK FLOYD. Auch ANYWAY, WINTERTIME und I WROTE THIS SONG FOR YOU verbreiten eine sanfte, blumige Athmosphäre. YOU N ME N XTC ist der Hit des Albums. Der Song könnte tatsächlich aus der Spätphase der britischen Pop-Exzentriker XTC stammen. Bei OCCASIONAL SHIVERS gibt es einen erfrischenden Kontrast zwischen flächigem Vibraphon und aufrüttelnder E-Gitarre und IF MEMORY SERVES bildet den beatlesken Abschluss des Song-Reigens.

    STAMEY`s Kunst war es schon immer, eingängige Songs mit Tiefgang zu schreiben. Dies zelebriert er hier auf einem unglaublichen Kreativitäts-Level. Die erlesenen Kompositionen weisen keine Schwachstellen auf, alles ist stimmig, organisch und reif. Der ausgeglichene Gesang verpasst allen Songs, egal welche Geschwindigkeit sie haben und welche Stimmung sie transportieren, eine erhabene Würde und eine unverwechselbare Note. Der Reiz besteht aus der Kombination von Erfahrung, Talent und Forscherdrang. STAMEY sucht nach dem perfekten Pop-Song, nach einem Ausdruck, der seine Gefühle beschreibt und diese für andere transparent macht. LOVESICK BLUES ist dieses Vehikel, das einen gestandenen Künstler am Scheitelpunkt seines Schaffens zeigt. Der heute 58jährige Musiker hat es nicht nötig, irgendjemandem noch etwas zu beweisen. Er konzentriert sich voll und ganz auf sein Können und seine Leidenschaft. Das Album ist purer Seelenbalsam und zählt auf jeden Fall jetzt schon zu den Favoriten des Jahres, da kann kommen was will.
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    17.05.2013
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Eingängige Songs mit Tiefgang

    Im Laufe seiner langen Karriere hat CHRIS STAMEY aus North Carolina seinen Horizont ständig erweitert: er spielte Mitte der siebziger Jahre aufmüpfigen Punk-Pop mit den SNEAKERS, revitalisierte den Power-Pop in den 80er Jahren mit den dB`s und schuf ab den 90er Jahren weitere zeitlose Musik zwischen Country Folk, Experiment, Garagen-Rock und ausgeklügeltem Pop unter eigenem Namen. Außerdem ist er ein begehrter Sideman und Produzent. Sein Name bürgt auf allen Produktionen, die er begleitet hat, für Qualität.

    Mit LOVESICK BLUES hat er jetzt vielleicht sein reifstes, aber auf jeden Fall sein friedvollstes Werk abgelegt. Der Titel leitet sich nicht vom gleichnamigen HANK WILLIAMS Honky-Tonk-Country-Song ab, auch ist hier kein Blues zu hören. Der Blues steht hier für ein Lebensgefühl. Für eine gewisse Nachdenklichkeit, die mit Geschichten aus der Welt der zwischenmenschlichen Gefühle angereichert wird. Bei LOVESICK BLUES handelt es sich um ein Album voll von wunderschönem, erhabenem, sepia-farbenem Pop für Erwachsene. CHRIS STAMEY probierte, den Sound abzubilden, den er nachts in seinem Kopf hört. Er erklärt, dass es bei ihm immer die leisen Töne sind, die für ihn in der Dunkelheit die eindringlichste Wirkung haben. Die Musik vermittelt den Anschein, als hätte er Frieden mit seinen Dämonen geschlossen. Wenn es denn welche waren, die ihn umgetrieben haben. Bei der Entstehung dachte er an Alben wie THE BALLAD OF TODD RUNDGREN oder BRYTER LAYTER von NICK DRAKE, die ihm zu gegebener Zeit Trost gespendet haben. Dementsprechend ist der Klang von LOVESICK BLUES warm und vollmundig. Das verwendete Instrumentarium umfasst auch Bläser, Streicher, Flöte, Oboe und einen Chor, sogar ein ganzes Orchester. So werden vielfach kammermusikalische Elemente und psychedelische Effekte eingebaut. Sie bleiben aber willkommene Beigaben und dominieren nicht das Geschehen. STAMEY versuchte, seinen Bruder im Geiste, ANDY PARTRIDGE von XTC, zu einem Gesangsduett zu überreden. Der lehnte jedoch ab und so blieb es bei Vorschlägen für die Arrangements und die Produktion.
    Es gibt bei jedem Track etwas Besonderes zu entdecken. SKIN geht wahrlich unter die Haut. Der Song kann nicht nur durch eine grandiose Melodie punkten, sondern überzeugt auch durch Gänsehaut erzeugenden Instrumenteneinsatz. Eine klagende Oboe und ein funkelndes kurzes Akustik-Gitarren-Solo veredeln die Komposition. JULIAN COPE hat früher (z.B. auf FRIED) ähnlich geklungen. LONDON ist ein Musterbeispiel für ein magisches, nebelverhangenes, mysteriöses Lied. CHRIS STAMEY hat sich anscheinend intensiv mit der britischen psychedelischen Pop-Musik beschäftigt, zumindest finden sich hierfür einige Verweise auf dem Album. ASTRONOMY verbeugt sich vor PINK FLOYD der SYD BARRETT-Phase. Bei THE ROOM ABOVE THE BOOKSTORE grüßt der Erzählstil des großen Neo-Psychedelikers ROBYN HITCHCOCK. Beim Titelstück scheint die Zeit gedehnt zu werden. Das Gitarrensolo am Ende der 7 Minuten erinnert an WISH YOU WERE HERE von PINK FLOYD. Auch ANYWAY, WINTERTIME und I WROTE THIS SONG FOR YOU verbreiten eine sanfte, blumige Athmosphäre. YOU N ME N XTC ist der Hit des Albums. Der Song könnte tatsächlich aus der Spätphase der britischen Pop-Exzentriker XTC stammen. Bei OCCASIONAL SHIVERS gibt es einen erfrischenden Kontrast zwischen flächigem Vibraphon und aufrüttelnder E-Gitarre und IF MEMORY SERVES bildet den beatlesken Abschluss des Song-Reigens.

    STAMEY`s Kunst war es schon immer, eingängige Songs mit Tiefgang zu schreiben. Dies zelebriert er hier auf einem unglaublichen Kreativitäts-Level. Die erlesenen Kompositionen weisen keine Schwachstellen auf, alles ist stimmig, organisch und reif. Der ausgeglichene Gesang verpasst allen Songs, egal welche Geschwindigkeit sie haben und welche Stimmung sie transportieren, eine erhabene Würde und eine unverwechselbare Note. Der Reiz besteht aus der Kombination von Erfahrung, Talent und Forscherdrang. STAMEY sucht nach dem perfekten Pop-Song, nach einem Ausdruck, der seine Gefühle beschreibt und diese für andere transparent macht. LOVESICK BLUES ist dieses Vehikel, das einen gestandenen Künstler am Scheitelpunkt seines Schaffens zeigt. Der heute 58jährige Musiker hat es nicht nötig, irgendjemandem noch etwas zu beweisen. Er konzentriert sich voll und ganz auf sein Können und seine Leidenschaft. Das Album ist purer Seelenbalsam und zählt auf jeden Fall jetzt schon zu den Favoriten des Jahres, da kann kommen was will.

    P.S.: Das Vinyl hat gegenüber der CD den sehr poppigen Bonus-Track Let's Go Downtown, Pt. II.
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    Graceland (+Bonus) (14 Tracks) Paul Simon
    Graceland (+Bonus) (14 Tracks) (CD)
    09.05.2013
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Meilenstein der Fusion von Pop- mit Weltmusik

    Nach seiner 2. Scheidung sinniert Paul Simon lange über eine bedeutende Änderung seiner musikalischen Ausrichtung nach. Als ihm eine Kassette mit südafrikanischer Musik in die Hände fällt, war das Inspiration für ihn, eine Fusion mit seiner bisherigen musikalischen Welt zu versuchen. Das Ergebnis ist ein Meilenstein der Symbiose von westlicher Popmusik mit afrikanischer Folklore geworden, nämlich GRACELAND, das 1986 für Furore sorgte. Das Album war ein Megaseller, rief aber auch Kritiker auf den Plan, die SIMON vorwarfen, er habe mit seinem Projekt gegen den Boykott der Apartheitsregierung von Südafrika verstoßen. Im Nachhinein betrachtet war diese Aktion aber eher förderlich für die Kultur und die Musiker des Landes. PAUL SIMON versteht es, den exotischen Sound Südafrikas so mit westlicher Popmusik zu kombinieren, dass das Resultat beschwingt und ungekünstelt erscheint. Er fand mit Cajun und Cydeco verwandte ethnische Klänge und baute diese genauso ins Gesamtbild ein, wie den Tex-Mex-Sound von LOS LOBOS. Hier ist ihm das Kunststück gelungen, komplexe, beinahe unvereinbare Töne wie selbstverständlich zusammengehörend klingen zu lassen. Auch über die Jahre hat GRACELAND nichts von seiner Faszination eingebüßt. Im Gegenteil, die remasterte Version von 2012 offenbart weitere Details und ist auch für Klang-Gourmets eine Offenbarung. Das Album ist ein einziger vor Ideen strotzender Trip, der den aufgeschlossenen Hörer in eine funkensprühende, bunte, lebendige musikalische Welt entführt.
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    Ein Kommentar
    Anonym
    30.01.2019

    graceland; paul simon

    kann mich little walter nur anschließen: für mich auch heute noch das beste album ever (nicht nur von paul simon!!!) einfach nur gelungen.
    Graceland (Alben für die Ewigkeit) Graceland (Alben für die Ewigkeit) (CD)
    09.05.2013
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Meilenstein der Fusion von Pop- mit Weltmusik

    Nach seiner 2. Scheidung sinniert Paul Simon lange über eine bedeutende Änderung seiner musikalischen Ausrichtung nach. Als ihm eine Kassette mit südafrikanischer Musik in die Hände fällt, war das Inspiration für ihn, eine Fusion mit seiner bisherigen musikalischen Welt zu versuchen. Das Ergebnis ist ein Meilenstein der Symbiose von westlicher Popmusik mit afrikanischer Folklore geworden, nämlich GRACELAND, das 1986 für Furore sorgte. Das Album war ein Megaseller, rief aber auch Kritiker auf den Plan, die SIMON vorwarfen, er habe mit seinem Projekt gegen den Boykott der Apartheitsregierung von Südafrika verstoßen. Im Nachhinein betrachtet war diese Aktion aber eher förderlich für die Kultur und die Musiker des Landes. PAUL SIMON versteht es, den exotischen Sound Südafrikas so mit westlicher Popmusik zu kombinieren, dass das Resultat beschwingt und ungekünstelt erscheint. Er fand mit Cajun und Cydeco verwandte ethnische Klänge und baute diese genauso ins Gesamtbild ein, wie den Tex-Mex-Sound von LOS LOBOS. Hier ist ihm das Kunststück gelungen, komplexe, beinahe unvereinbare Töne wie selbstverständlich zusammengehörend klingen zu lassen. Auch über die Jahre hat GRACELAND nichts von seiner Faszination eingebüßt. Im Gegenteil, die remasterte Version von 2012 offenbart weitere Details und ist auch für Klang-Gourmets eine Offenbarung. Das Album ist ein einziger vor Ideen strotzender Trip, der den aufgeschlossenen Hörer in eine funkensprühende, bunte, lebendige musikalische Welt entführt.
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    09.05.2013
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    PUSH THE SKY AWAY überzeugt auf der ganzen Linie

    Es leben (mindestens) zwei Seelen in der Brust von NICK CAVE. Zum Einen gibt es da den Romantiker, der Harmonie wünscht und sucht, zum Anderen ist da der exzentrische, wilde Rocker, dem Konventionen ein Greuel sind. Bei PUSH THE SKY AWAY kommt hauptsächlich der Romantiker zu Tage. Bei NICK CAVE hat man immer beim jeweils aktuellen Werk den Eindruck, dass dies nun das beste und bedeutendste der gesamten Karriere sei. So ist es auch hier. Das Werk wirkt ausgeglichen, vielleicht sogar altersweise, zumindest aber sehr homogen strukturiert. Extreme Ausbrüche fehlen völlig. Teilweise haben die Sounds etwas bedrohliches. CAVE schafft es, den Hörer völlig in seinen Bann zu ziehen. Gleich der Opener We No Who U R überzeugt durch eine unwiderstehliche Melodie. NICK CAVE singt selbstbewusst und der Song schafft es, mit wenigen Beigaben zu überzeugen. CAVE`s Stärke ist es auf dem ganzen Album, konzentriert zu Werke zu gehen und Emotionen pur zu präsentieren. Diese gehen direkt ins Herz und entfalten hier ihre Langzeitwirkung.

    PUSH THE SKY AWAY überzeugt auf der ganzen Linie und gehört zu NICK CAVE's intensivsten Werken. Eine Steigerung scheint kaum denkbar. Lassen wir uns überraschen, was als nächstes kommt...
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    04.05.2013
    Klang:
    5 von 5

    Paul Simon bleibt neugierig

    SO BEAUTIFUL AND SO WHAT, PAUL SIMON`s bisher letztes Studioalbum von 2011 knüpft da an, wo SURPRISE aufhörte und führt den dort praktizierten abenteuerlichen Aspekt fort, verzichtet aber auf elektronische Sound-Scapes. Er setzt hier ganz auf sein Gespür für Aufmerksamkeit erzeugende Klänge und nutzt Klangfarben aus aller Welt, um sie mit US-Roots-Sounds wie Gospel, Folk und Country zu verschmelzen. Das hat schon was vom Grenzen öffnenden Charakter von GRACELAND. Besonders innovativ gelang das bei DAZZLING BLUE. Indische Tablas und Clay Pots verschmelzen hier mit Country-Fiddle und Dobro zu einem lieblichen World-Gospel. Bei REWRITE konkurriert eine afrikanische Kora mit einer wie geloopt erscheinenden Folk-Blues-Endlosschleife. LOVE IS ETERNAL SACRED LIGHT ist aufgedreht wie eine Square-Dance-Nummer und wird noch zusätzlich durch Beats befeuert. Die Kreationen werden sehr eigen und gediegen interpretiert und demonstrieren eindrucksvoll PAUL SIMONs Entdeckerlust.
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    So Beautiful Or So What Paul Simon
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    04.05.2013
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Paul Simon bleibt neugierig

    SO BEAUTIFUL AND SO WHAT, PAUL SIMON`s bisher letztes Studioalbum von 2011 knüpft da an, wo SURPRISE aufhörte und führt den dort praktizierten abenteuerlichen Aspekt fort, verzichtet aber auf elektronische Sound-Scapes. Er setzt hier ganz auf sein Gespür für Aufmerksamkeit erzeugende Klänge und nutzt Klangfarben aus aller Welt, um sie mit US-Roots-Sounds wie Gospel, Folk und Country zu verschmelzen. Das hat schon was vom Grenzen öffnenden Charakter von GRACELAND. Besonders innovativ gelang das bei DAZZLING BLUE. Indische Tablas und Clay Pots verschmelzen hier mit Country-Fiddle und Dobro zu einem lieblichen World-Gospel. Bei REWRITE konkurriert eine afrikanische Kora mit einer wie geloopt erscheinenden Folk-Blues-Endlosschleife. LOVE IS ETERNAL SACRED LIGHT ist aufgedreht wie eine Square-Dance-Nummer und wird noch zusätzlich durch Beats befeuert. Die Kreationen werden sehr eigen und gediegen interpretiert und demonstrieren eindrucksvoll PAUL SIMONs Entdeckerlust.
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    04.05.2013
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Eine außergewöhnliche Hörerfahrung

    Auch das Nachfolgealbum zum epochalen GRACELAND ist von traditioneller Folklore beeinflusst. Dieses Mal werden hauptsächlich brasilianische Klänge verwoben. Wie der Titel vermuten lässt, liegt die Hauptausrichtung der Tracks auf dem Rhythmus. Trommeln und andere Rhythmusinstrumente stehen im Vordergrund. Jedoch klingt das Album selten nach Samba oder Bossa Nova, die Einflüsse sind ursprünglicher. Für den nicht Eingeweihten könnten die Klänge genauso aus Afrika stammen. Die Rhythmen sind gleichförmig-hypnotisch oder auch polyrhythmisch angelegt, zielen aber eher auf eine spirituelle Erfahrung als auf den Tanzboden. SIMON fungiert hier als Botschafter fremder Musikkulturen, seine vom intellektuellen Folk geprägte Schreibkunst stellt er hinten an. Die Lieder wirken gänzlich unkommerziell, denn die ausladenden, wenig eingängigen Melodien zünden nicht beim flüchtigen Hinhören. Sie sind im Gegensatz zu den bisherigen SIMON-Kompositionen sogar relativ schwer zu hören. Obwohl der Opener THE OBVIOUS CHILD noch eine relativ einnehmende Melodie besitzt, fordern einem die trockenen, stoischen, protzigen, dominanten Trommeln schon ein gewisses Durchhaltevermögen ab. Durch feinsinnige Begleitungen bekommen CAN`T RUN BUT, FURTHER TO FLY, COOL COOL RIVER und THE RHYTHM OF THE SAINTS eine fragile Betonung und eine elegante Ausrichtung. Bei THE COAST, PROOF, SHE MOVES ON, BORN AT THE RIGHT TIME und SPIRIT VOICES vermischen sich afrikanische und brasilianische Beigaben für den Laien vollständig. Das Album verlangt dem Hörer einiges an Konzentration ab, belohnt aber mit einer außergewöhnlichen Hörerfahrung.
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    04.05.2013
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Meilenstein der Fusion von Pop- mit Weltmusik

    Nach seiner 2. Scheidung sinniert Paul Simon lange über eine bedeutende Änderung seiner musikalischen Ausrichtung nach. Als ihm eine Kassette mit südafrikanischer Musik in die Hände fällt, war das Inspiration für ihn, eine Fusion mit seiner bisherigen musikalischen Welt zu versuchen. Das Ergebnis ist ein Meilenstein der Symbiose von westlicher Popmusik mit afrikanischer Folklore geworden, nämlich GRACELAND, das 1986 für Furore sorgte. Das Album war ein Megaseller, rief aber auch Kritiker auf den Plan, die SIMON vorwarfen, er habe mit seinem Projekt gegen den Boykott der Apartheitsregierung von Südafrika verstoßen. Im Nachhinein betrachtet war diese Aktion aber eher förderlich für die Kultur und die Musiker des Landes. PAUL SIMON versteht es, den exotischen Sound Südafrikas so mit westlicher Popmusik zu kombinieren, dass das Resultat beschwingt und ungekünstelt erscheint. Er fand mit Cajun und Cydeco verwandte ethnische Klänge und baute diese genauso ins Gesamtbild ein, wie den Tex-Mex-Sound von LOS LOBOS. Hier ist ihm das Kunststück gelungen, komplexe, beinahe unvereinbare Töne wie selbstverständlich zusammengehörend klingen zu lassen. Auch über die Jahre hat GRACELAND nichts von seiner Faszination eingebüßt. Im Gegenteil, die remasterte Version von 2012 offenbart weitere Details und ist auch für Klang-Gourmets eine Offenbarung. Das Album ist ein einziger vor Ideen strotzender Trip, der den aufgeschlossenen Hörer in eine funkensprühende, bunte, lebendige musikalische Welt entführt.
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    04.05.2013
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Ein sehr persönliches und ambitioniertes Album

    1983 kam HEARTS AND BONES raus, das sich noch schlechter als der Vorgänger ONE TRICK PONY verkaufte. Was aber nicht an der Qualität lag, denn es ist eines von PAUL SIMON`s persönlichsten und ambitioniertesten Alben geworden. Die LP war als SIMON & GARFUNKEL-Co-Produktion geplant. Nach erneuten Meinungsverschiedenheiten nahm Paul die Songs jedoch nochmal neu ohne GARFUNKEL auf, obwohl die gemeinsamen Einspielungen schon fertig waren. Er veröffentlichte die Musik schließlich, ohne dafür Werbung gemacht zu machen. Jedes Lied beinhaltet delikate Kabinettstückchen. So hat der Jazz-Rock-Gitarrist AL DiMEOLA beim ersten Song ALLERGIES die Gelegenheit, seine Fingerfertigkeit mit einem Hochgeschwindigkeits-Solo unter Beweis zu stellen. Dies verkommt aber nicht zu einer Technik-Demonstration, sondern wird stimmig in den Ablauf eingebaut. Eine E-Piano-Grundierung, Vibraphon-Tupfer und weiche Background-Stimmen sorgen bei TRAIN IN THE DISTANCE für ein wattiges, locker-luftiges Gefühl . Das Album ist insgesamt sehr geschmackvoll zusammengestellt und wurde sorgfältig in Szene gesetzt. Es hat etliche Stimmungs- und Tempowechsel und ist trotzdem konzeptionell rund.
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    04.05.2013
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    3 von 5

    Soundtrack mit Höhen und Tiefen

    1980 versuchte Paul Simon einen strikten Neuanfang, der auch mit einem Labelwechsel verbunden war. Hatte er bisher nur bei COLUMBIA RECORDS veröffentlicht, so kam sein neues Projekt ONE TRICK PONY bei WARNER BROTHERS raus. Dabei handelte es sich um den Soundtrack zum gleichnamigen Film, in dem PAUL SIMON die Hauptrolle spielte und dessen Drehbuch er verfasst hatte. Musikalisch setzt er bei STILL CRAZY AFTER ALL THESE YEARS an und untermalte den Streifen mit leicht funkigen Jazz- Folk-Tracks, die die Geschichte gut unterstützen. Der Soundtrack beherbergt aber auch einige nichtssagende Durchschnitts-Pop-Nummern. Der beste Song ist der Opener LATE IN THE EVENING, der auch als Single ausgekoppelt wurde und in den USA Platz 6 der Charts erreichte. Dabei handelt es sich um einen mitreißenden Latin-Style-Song, der zu Pauls ausgefeiltesten Kompositionen überhaupt gehört. Jedoch kam weder der Film, noch das Album gut beim Publikum und bei den Kritikern an.
    Meine Produktempfehlungen
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    276 bis 300 von 472 Rezensionen
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