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    LittleWalter Top 25 Rezensent

    Aktiv seit: 03. September 2010
    "Hilfreich"-Bewertungen: 1206
    491 Rezensionen
    Reach

    Dawa
    Reach (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    05.03.2017
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Kammermusik, Folk, Jazz und Pop: Die Musiker von DAWA vereinen diese Stile locker und seriös zugleich.

    DAWA ist ein kammermusikalisch geprägtes Folk-Pop-Jazz-Quartett aus Österreich, das aktuell in der Besetzung John Michael Dawa (Gesang, Gitarre, Fußschelle (!)), Barbara Wiesinger (Gesang, Percussion, Hammond-Orgel, Gitarre), Laura Pudelek (Cello, E-Bass, Harmoniegesang) und Oama Richson (Cajón/Schlagzeug/Percussion, Harmoniegesang) auftritt. Im Jahr 2015 nahm die Gruppe an der ORF-Fernsehshow „Wer singt für Österreich“, einer Vorausscheidung für den European Song Contest teil und wurde Zweite. „(r) e a c h“ ist jetzt das dritte Studioalbum der Band und zeigt sie als ausgeruhte Pop-Künstler, die u.a. Folk-Einflüsse von Crosby, Stills & Nash und Pop-Sensibilitäten im Sinne von Fleetwood Mac`s „Rumours“ verarbeiten. Nichtsdestotrotz erhalten sie sich eine eigene Identität. DAWAs Kompositionen überzeugen nämlich durch Raffinesse bei den Arrangements, packende Melodien und einer lockeren Souveränität bei der Umsetzung. DAWA sind konzentriert und leichtfüßig zugleich. Ihre Instrumental- und Gesangsbeiträge sind vielschichtig und dennoch luftig.Dieses Rundum-Sorglospaket ist viel zu schade für einen schnöden Schlagerwettbewerb! Die Musiker brauchen eher ein fachkundiges Folk/Singer-Songwriter-Publikum, dass ihre Qualitäten zu schätzen weiß.

    „Reach“ beinhaltet Folk-Jazz mit Pop-Schmeicheleien sowie Klassik-Ernsthaftigkeit als Beigabe. Beim harmonischen Folk-Pop „Speed Of Light“ wird ein forsches Tempo angedeutet, das sich aber nicht durchsetzt. Geschickt manövriert der Track zwischen lässigem Wohlklang und nachdenklichem Erzählton. „Open Up“ greift den belebenden Samba-Rhythmus von „Intro Samba“ abschnittsweise wieder auf. Der Gesang bleibt als Kontrast dazu streng und unnahbar. Mit einfachen Mitteln wird „Child Of The Sun“ in einen rauschhaften Zustand versetzt: Das Cello spielt kratzige Akkorde in Dauerschleife, gläserne Töne verbreiten Durchhalteparolen, das Schlagzeug tuschelt erwartungsvoll und die akustische Gitarre zitiert psychedelischen Westcoast-Folk. „Put It Away“ hat den Soul von Ben Harper und die individuelle Klasse von Marianne Faithfull aufgesaugt und bewegt sich in etwa im introvertierten Folk-Bereich von Ben Howard. „Emma“ lässt sich Zeit. Aus den zufällig erscheinenden, getropften Tönen entwickelt sich langsam ein stoischer Minimal-Art-Folk-Song. Wenn man so will, kann das harte, druckvolle „White Walls“ aufgrund der brutalen Ausstrahlung unter Heavy-Metal-Folk eingeordnet werden. Ein versöhnlicher, ernsthaft-seriöser Nachklang des Songs gelingt mit dem „White Walls Outro“. Pulsierender Soul-Folk-Jazz wird beim sowohl gefühlvoll wie energisch ausfallenden Klangbild von „Wait Another Day“ dargeboten.

    Damit ist den Österreichern ein spannendes, abwechslungsreiches und gleichzeitig homogenes Werk von internationalem Format gelungen.
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    The 50th Anniversary Collection Of Sunny

    The 50th Anniversary Collection Of Sunny (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    23.10.2016
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Der Klassiker ist zurück: Zum 50jährigen Jubiäum gibt`s eine neue Zusammenstellung von Sunny-Interpretationen.


    Sunny ist ein Evergreen. Ein Song, den jeder schon mal gehört hat und der über die Jahre nichts von seiner Faszination einbüßte. Es gibt ca. 2.000 Versionen des Liedes und im Jahr 2000 wurden schon mal ein paar bekannte und markante Interpretationen zusammengetragen. Anlässlich des 50sten Geburtstags erfolgt jetzt eine erneute Würdigung der Komposition und dessen Verfassers BOBBY HEBB. Dieser wurde durch die Ermordungen von John F. Kennedy und seines Bruders, die an zwei aufeinander folgenden Tagen geschahen, sowie eines violett erscheinenden Sonnenaufgangs in New York City zu den unsterblichen Zeilen und der zeitlosen Melodie inspiriert.

    Das Lied kam allerdings nur durch Zufall auf Bobbys erste, empfehlenswerte und auch neu herausgebrachte Langspielplatte: Am Ende der regulären Aufnahmen war noch Studiozeit über und so spielte Mr. Hebb die Komposition mit den noch verbliebenen Studiomusikern ein und schuf so spontan einen Pop-Klassiker, der natürlich auch auf The 50th Anniversary Collection Of Sunny vertreten ist. Die Auswahl der Interpretationen verdeutlicht eindrucksvoll, wie flexibel der Track einsetzbar ist. Er taugt für etliche Musikstile und durch die Transformation werden jeweils neue Facetten freigelegt.

    JAMES BROWN macht daraus mit dem DEE FELICE TRIO und der großartigen Sängerin MARVA WHITNEY einen Late-Night-Jazz, der zunächst melancholisch und später aufgedreht abläuft. Auf die große Show-Bühne wird der Track mit unterschiedlicher Intensität durch SHIRLEY BASSEY, den Schauspieler ROBERT MITCHUM, TRINI LOPEZ und DUSTY SPRINGFIELD gehoben. Von THE HEAD SHOP wird der Titel in einen Psychedelic-Pop umgewandelt und das JOHN SCHRÖDER ORCHESTRA lässt das Lied swingen. GEORGIE FAME überführt ihn in seinen speziellen Rhythm & Blues und peppt ihn mit Funk-Gitarren auf. CHER erstaunt mit einer coolen Southern-Soul-Pop-Version und WILSON PICKETT legt seine gesamte Stimmgewalt und tief empfundene Emotionen in den Track, wobei er das Tempo niedrig hält. Jazz-Flötist HERBIE MANN hat sich für seine Interpretation stimmliche Unterstützung von TAMIKO JONES geholt und BOOKER T. & THE MG`s bleiben ihrem Sound treu und verfassen eine groovende Instrumentalnummer, bei der Gitarre und Orgel quasi den Gesangspart übernehmen.

    Die große Dame des Jazz, ELLA FITZGERALD, mag es karibisch und lässt einige Percussion-Instrumente ausgelassen klappern, bevor das Jazz-Orchester die Oberhand gewinnt und sie mit ihren Gesangskünsten die Komposition variabel vereinnahmt. JOSE FELICIANO gibt seinem Bossa-Nova-Arrangement noch ein Streicher-Gewand mit, was dann zu einer Weichzeichnung führt. Zwölfmal der gleiche Song, ist das nicht langweilig? Nein, denn Sunny macht bei jeder Bearbeitung erneut eine gute Figur.
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    We Know How To Boogie

    We Know How To Boogie (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    23.10.2016
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Rare Disco-Tracks aus den 1970er und 1980er Jahren bietet We Know How To Boogie

    The Grasso Brothers Present: We Know How To Boogie ist das Produkt der italienischen Brüder Gino und Federico Grasso, bei dem rare und obskure Disco-, Boogie- und Soul-Perlen zusammengetragen werden, die in der Zeit von Mitte der 1970er Jahre bis Mitte der 1980er Jahre entstanden sind. Die Tracks eignen sich nicht ausschließlich nur zur Füllung von Tanzflächen, sondern auch zum Einsatz in der Chill-Out-Zone oder für den Heimbedarf bei ungezwungenen Feiern. Das Tempo vieler Tracks ist maximal im Mid-Tempo-Bereich angesiedelt, hitzige oder rasante Passagen sind selten. Der Groove baut sich deshalb in der Regel mit Laufzeiten bis über neun Minuten nur langsam auf. Die Sammlung richtet sich auch an Spezialisten der Disco-Ära, die alles sammeln, was an hörenswerten Veröffentlichungen stattgefunden hat und auch Interesse an instrumentalen Spielereien haben.

    So verbindet KENNY PIERCE mit seinem zurückgenommenen „Done Been“ die lässige Eleganz von KID CREOLE & THE COCONUTS mit chromblitzendem Funk-Jazz. Die TOGETHER BAND setzt bei „You Can`t Run From Love“ auf eine Kombination aus leichtfüßigem Philly-Sound mit Bass-lastigem Schlafzimmer-Soul. SHARON JOHNSON singt teils abgeklärt, teils schwärmerisch und bedient mit „A Better Day“ eine Schnittmenge aus flüssigem Disco und glattem Pop. Zu „Times Three“ von ARABI kann eine kesse Sohle aufs Parkett gelegt werden, ohne dass sich die Tänzer verausgaben müssen. Ein kurzes Gitarren-Solo, hüpfende Keyboard-Noten und energische Bläser tragen dazu bei, dass der Song kurzweilig bleibt. LIVING COLOUR legen mit „Plastic People“ einen federnden Funk vor und THOSE GOOD INTENTIONS können mit dem belebenden „We Know To Boogie“ punkten. Ansteckend optimistisch ist „Dance To Freedom“ von SHERMAN HUNTER ausgefallen und „Le Love“ von BLACK SUN schlägt schwungvoll in die gleiche Kerbe.

    Die Zusammenstellung zeigt die Disco-Welle also aus der Sicht von Musikern, die es nicht zu Ruhm und Ehre gebracht haben, aber vielfach einen reizvollen Beitrag beigesteuert haben.
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    Popcorn Heartbreak 1958-1964

    Popcorn Heartbreak 1958-1964 (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    23.10.2016
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Rhythm & Blues zum Jive tanzen oder entstand zuhören. Popcorn Heartbeat 1958 bis 1964 passt zu beiden Gelegenheiten.

    Popcorn ist ein Musik-Potpourri, das in den 1970er Jahren in Belgien aus alten Soul-, Rhythm & Blues-, Ska- und Pop-Scheiben destilliert wurde und sich eher im unteren Tempobereich bewegt. Dazu wurde dann ein langsamer Jive getanzt. Jay Strongman Presents Popcorn Heartbeat ist eine Zusammenstellung, die sich auf die Rhythm & Blues-Stücke, die im Zeitraum von 1958 bis 1964 entstanden, konzentriert:

    „River Love“ von HILLARD STREET versprüht exotischen Zauber und DOLLY LYONs „In The Palm Of Your Hand“ hat beinahe den selben Coolness-Faktor wie der Evergreen „Fever“, im Original von LITTLE WILLIE JOHN. Auch „You Got Me Crazy“ von LEW CONETTA ist stilistisch an der dunklen Nachtclub-Atmosphäre von „Fever“ ausgerichtet worden, überzeugt aber schon alleine aufgrund des engagierten Gesanges. „Lonely Moon“ von JOHNNY WELLS kann ebenfalls als extrem cool groovender Rockabilly punkten. Schmierige Streicher und Background-Sängerinnen, bei denen es sich auch um verstellte Männerstimmen handeln könnte, sorgen hier für Schräglage. VARETTA DILLARD lässt die Stimme aufgrund ihrer Wut über eine zerbrochene Beziehung für „That`s Why I Cry“ grimmig vibrieren. In diesem Gemütszustand möchte man der Dame lieber nicht begegnen. Ein Saxophon erzählt verzerrt von der Pein und die Rockabilly/R&B-Basis heizt die gereizte Stimmung noch zusätzlich an. So entsteht ein Liebesdrama voller sinnlicher Bezüge.

    KITTIE WHITE hat Vorahnungen, dass ihr nächstes Date peinlich enden könnte. Das HUGO PERETTI ORCHESTRA unterstreicht diese drohende Situation bei „I`m Gonna Be A Fool Next Monday“ mit mächtigen Bläsersätzen, die stark und abgeklärt zugleich rüberkommen. Solche Mini-Dramen finden sich zuhauf auf diesem Album. Die Intensität der Verarbeitung der Gefühle hat dabei eine Bandbreite, die sich von leidend-schmalzig bis trotzig-beherrscht erstreckt. Fans von DION & THE BELMONDS, den frühen WALKER BROTHERS, von DUSTY SPRINGFIELD oder PEGGY LEE sollten sich hier auf jeden Fall angesprochen fühlen.
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    DJ Amir Presents: Buena Musica Y Cultura

    DJ Amir Presents: Buena Musica Y Cultura (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    23.10.2016
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Begeisternder, rarer Latin-Sound aus den 1960er und 1970er Jahren.

    DJ Amir Presents Buena Musica y Cultura beinhaltet obskure Latin-Tracks der 1960er und 1970er Jahre, die hauptsächlich aus New York stammen. Das ist der Stoff, den Carlos SANTANA als Vorlage für seine frühen Aufnahmen im Ohr gehabt haben mag oder den STEPHEN STILLS zur Belebung einiger seiner Kompositionen heranzog. Die Musik lebt von der hinreißenden Dynamik der Schlaginstrumente, die manchmal ein Eigenleben entwickeln. Trotzdem wird das komplexe Gesamtkonstrukt von unsichtbaren Kräften zusammengehalten. Überall klappert und scheppert es. Es klingelt und klopft und die Poly-Rhythmen bewegen sich abwechselnd auseinander und wieder aufeinander zu.

    Die Musik atmet und pulsiert dadurch. Fanfarengleiche, manchmal stechend intensive Blechbläser und lebensfrohe Flöten starten Attacken, die in ihrer aufgestachelten, alarmierenden Wirkung in dieser Form gerne auch für Thriller-Soundtracks verwendet werden. Der Rhythmusteppich ist so stabil und euphorisierend, dass die Solisten die schrägsten Einfälle unterbringen können, ohne den geschmeidigen Ablauf zu stören: Der Bassist, der Pianist und der Posaunist von LA MODERNA OF NEW YORK erhalten zum Beispiel bei „Picadillo“ Freiräume zur künstlerischen Entfaltung und nutzen diese außergewöhnlich jazzig und ausdrucksstark. Es ist ein seltener Glücksfall, wenn Musik gleichzeitig körperlich wie auch intellektuell ausgerichtet ist. Hier wird sowohl das Tanzbein angeregt wie auch Staunen über die Virtuosität der Musiker erzeugt. Das ist durchgängig herrlich anzuhören!
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    Primrose Green

    Ryley Walker
    Primrose Green (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    18.10.2015
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Folk-Jazz der Spitzenklasse

    Das ging ja flott. Im April 2014 erschien das Debut-Album „All Kinds Of You“ des versierten Gitarristen, Komponisten und Sängers RYLEY WALKER aus Chicago. Der 1989 geborene Künstler überraschte alle Anhänger von anspruchsvollem Singer-Songwriter-Liedgut, das sich zwischen den Stilen Folk, Jazz und Blues bewegt, mit einem erstaunlich ausgereiften Werk.

    Als Eckpunkte und Einflüsse ließen sich hochkarätige Vorbilder wie TIM BUCKLEY, BERT JANSCH & PENTANGLE und JOHN MARTYN lokalisieren. Da liegt die Messlatte hoch, aber RYLEY WALKER verstand es, sowohl stimmlich wie auch kompositorisch und hinsichtlich der instrumentalen Umsetzung zu überzeugen. Und nun schiebt er ein Jahr später schon das nächste Album nach. „Primrose Green“ besteht auch wieder aus betörenden, psychedelischen Folk-Jazz-Titeln, die mit und ohne Gesang vorgetragen werden. Es ist fast unheimlich, wie nahe er diesmal TIM BUCKLEY kommt. Er streift mit dem Song „Primrose Green“ das „Goodbye And Hello“-Album und bringt angelehnt an die „Happy Sad“-Phase ein prägendes Vibraphon im Klangbild unter („Summer Dress“).

    Selbst die halluzinogenen Momente von „Lorca“ finden sich wieder. Bei „Same Minds“ und „All Kinds Of You“ spielt der jazzig-experimentelle JOHN MARTYN als Einfluss eine große Rolle und im Stück „Sweet Satisfaction“ münden die gemeinsamen Buckley und Martyn-Inspirationen in ein berauschendes Feedback-Gitarren-Gewitter. „The High Road“ würde ins Repertoire der Folk-Jazz-Formation PENTANGLE passen, könnte aber auch ein verlorener Track von NICK DRAKE sein. RYLEY WALKER reflektiert sehr intensiv den Sound seiner Idole. Er scheut sich nicht vor komplexen Strukturen und kann dabei kompositorisch voll überzeugen.
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    Lost Time

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    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    04.10.2015
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Dave und Phil Alvin verbeugen sich erneut vor ihren musikalischen Helden

    Die Brüder Dave und Phil Alvin sind Institutionen der Roots Music-Szene der USA. Anfang der 80er Jahre waren sie mit The Blasters Teil der Bewegung, die die Schubladen No Depression und Americana erst möglich machte. Damals entstand aus dem Punk heraus eine neue Besinnung auf die uramerikanischen Stile Blues, Country und Folk und solch wegweisende Bands wie Green On Red, The Long Ryders, X und Los Lobos entstanden in diesem Fahrwasser. Nach dem Ende der Blasters arbeiten die Brüder Dave und Phil Alvin nicht mehr oft zusammen. Zu unterschiedlich haben sich ihre beruflichen Wege entwickelt. Während Dave dem Roots-Rock treu geblieben ist, hat sich Phil zunächst hauptsächlich um sein Studium gekümmert und nur zwei Solo-Alben veröffentlicht. Erst 2014 huldigten die Brüder wieder mit einem gemeinsam Album der Blues-Legende Big Bill Broonzy. Nun gibt es quasi die Fortsetzung der Verbeugung vor ihren musikalischen Helden. Hierzu wurden alleine vier Songs von ihrem Mentor, dem Tausendsassa Big Joe Turner, der sowohl im Jazz wie auch im R&B und Rock`n`Roll zu Hause war, ausgewählt. Außerdem gibt es unter anderem auch Titel vom Folk- und Blues-Sänger Leadbelly („In New Orleans (Rising Sun Blues)“) und vom Soul- und Funk-Pionier James Brown („Please Please Please“) zu hören.

    Wer nun gehofft hat, dass die Songs so rüpelhaft, mysteriös und energisch interpretiert werden, wie Dave Alvin sein letztes Solo-Werk „Eleven Eleven“ von 2011 gestaltet hatte, der wird unter Umständen milde enttäuscht sein. „Lost Time“ ist nämlich über weite Strecken relativ konservativ, ehrfürchtig und traditionsbewusst ausgefallen und spiegelt somit die Stimmung des Vorgängers „Common Ground“ wider. Nur beim rumpligen Gospel „World`s In A Bad Condition“, den das Golden Gate Quartett schon in den 30er Jahren eingespielt hatte sowie beim geheimnisvollen, stechenden Boogie-Blues „Sit Down, Baby“, im Original von Otis Rush, tanzen sie aus der Reihe, Dann zeigen sie deutlich ihr urwüchsiges, rebellisches Potential. Die Songs von „Lost Time“ wurden zwar alle kompetent und inspiriert umgesetzt, manchen hätte aber etwas mehr Schärfe besser gestanden.
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    The Beau Brummels

    The Beau Brummels (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    22.02.2015
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    The Beau Brummels ist ein subtiles, zeitloses (fast) vergessenes Meisterwerk

    Mitte der 60er Jahre fegte die British Invasion mit den BEATLES als Speerspitze wie ein Sturm über die Teenager der USA hinweg und sorgte dafür, dass sich hunderte von Bands gründeten. Eine davon waren die in San Francisco ansässigen BEAU BRUMMELS. Sie bestanden im Kern aus dem begnadeten Sänger SAL VALENTINO und dem sensiblen Gitarristen und Song-Autoren RON ELLIOTT. Schnell erweiterten sie den vom Mersey-Beat-adaptierten Sound und wurden eine der ersten Folk-Rock-Formationen. Sie bezogen auch psychedelische Elemente ein und entwickelten sich so zu einer der innovativsten Gruppierungen der Bay-Area. Ihre Alben TRIANGLE von 1967 und BRADLEY`S BARN von 1968 sind Musterbeispiele für hochemotionalen und handwerklich raffinierten Westcoast-Sound mit Folk- und Country-Wurzeln.

    1975 kam die Gruppe ein letztes Mal für ein Reunion-Album, schlicht THE BEAU BRUMMELS betitelt, zusammen. Haben Wiedervereinigungen oft den Charakter von lauen Aufgüssen vergangener Tage, so ist dieses Werk eine logische und qualitativ hochwertige Fortsetzung der Evolution der beteiligten Musiker. Neben den erwähnten VALENTINO und ELLIOTT bestand die reformierte Band noch aus den Gründungsmitgliedern DECLAN MULLIGAN am Bass und JOHN PETERSEN am Schlagzeug. Sporadisch beteiligte sich auch der Ex-Kollege RON MEAGHER an der Gitarre. Gastauftritte von DAN LEVITT an Gitarre und Banjo, VICTOR FELDMAN an allerlei Schlagwerk und vom Pianisten MARK JORDAN vervollständigten das Klangbild. Und das ist sehr feinsinnig und ausgewogen. Unter den 10 Songs ist auch YOU TELL MY WHY, der schon das zweite Werk THE BEAU BRUMMELS, VOL. 2 von 1965 zierte. Er wird hier runderneuert präsentiert und fügt sich dabei nahtlos in das Gesamtkonzept ein. Und das besteht darin, eine homogene Songsammlung aus ultra-geschmeidigen, fließenden Country-Folk-Tracks anzubieten. Die zehn RON ELLIOTT-Kompositionen haben allesamt Hit-Potential, sind eingängig, virtuos instrumentiert und werden von SAL VALENTINO traumhaft beseelt gesungen. FIRST IN LINE, SINGING COWBOY und WOLF nehmen gemäßigt und elastisch Fahrt auf, wobei die beiden zuletzt genannten Tracks die Lässigkeit von Steely Dan-Songs erreichen.

    YOU TELL MY WHY, THE GATE OF HEARTS sowie GOLDRUSH bewegen sich in mittlerem Tempo sehr entspannt und souverän fort. Bei TENNESSEE WALKER, THE LONELY SIDE und TODAY BY DAY handelt es sich um cremige, versunkene Balladen. DOWN TO THE BOTTOM gehört prinzipiell auch in diese Kategorie. Der Track bekommt jedoch vom Gast Ronnie Montrose aufrüttelnde E-Gitarren-Salven spendiert, die ihn aus der introvertierten Umgebung reißen.

    THE BEAU BRUMMELS überzeugt rundum. Die Songs sind allesamt von erlesener Qualität, das heißt meisterlich komponiert, eingespielt und gesungen. Sie erzeugen eine abgeklärte und überlegene Stimmung und die Arrangements sind luftig, feinfühlig und clever. Der Band ist somit ein subtiles, zeitloses Meisterwerk gelungen. THE BREAU BRUMMELS ist also ein (fast) vergessener Klassiker, der bisher viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat.
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    Home Part 1

    Scott Matthews
    Home Part 1 (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    22.02.2015
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Scott Matthews ist ein besinnlicher, geschmackvoller Künstler mit zurückhaltenden, gediegenen Songs

    Zuhause zu sein hat für Scott Matthews mit erfüllter Sehnsucht zu tun. Dieses romantische Bild spiegelt sich auch in der Musik des seit 10 Jahren aktiven Musikers wider. Scott ist Engländer, spielt zurückhaltende, gediegene Songs und zeigt sich auf „Home Part 1“ somit als besinnlicher und geschmackvoller Künstler.

    Das zentrale Thema auf dem 4. Album des Singer-Songwriters ist also im Prinzip die Bedeutung von Heimat sowie die Magie des Ortes, an dem man seine Wurzeln hat. Scott hat diese persönlichen Gedanken in seinem eigenen Heimstudio in Töne umgesetzt. Wenn Mr. Matthews seinen Gefühlen besonderen Nachdruck verleihen möchte, dann gleitet er in ein waidwundes Falsett ab oder verstärkt diese Wirkung noch durch leichtes Tremolo. Das hat Ähnlichkeit mit der Methode, die Jeff Buckley angewendet hat, um seinen Songs emotionale Tiefe zu verleihen. Ansonsten singt der introvertierte Barde mit trauriger, aber fester Stimme, die schon mal in ihrer Empfindsamkeit an Thom Yorke von Radiohead erinnern kann. Stilistisch bewegt er sich im dunkelgrauen, nachdenklichen Folk-Umfeld, ohne traditionell zu sein. Er ist ein seriöser Komponist, der die Werke von Nick Drake und Joni Mitchell intensiv studiert zu haben scheint und eigene Schlüsse für seine Kunst daraus abgeleitet hat. Bei der Umsetzung ist er sensibel genug, sich nicht mit Plagiaten abzugeben und hat verstanden, worauf es ankommt, wenn man gefühlvolle Songs schreiben will, die aufrecht und intensiv sein sollen. Seine Stücke werden mit ästhetischen Begleitungen ausgestattet, die ihnen eine kammermusikalische Würde verleihen.

    Matthews wird trotz vorhandenem Pathos nie zu weinerlich. Er hält die Spannung zwischen Verletzlichkeit und Zuversicht aufrecht und sorgt deshalb dafür, dass seine Schöpfungen nicht in Tristesse versinken. Die Arrangements und Melodielinien sind delikat ausgestaltet und bereiten einen abwechslungsreichen, kunstvollen Hörgenuss. Unter den vielen melancholischen Songwritern nimmt der Barde aufgrund seiner ausgeklügelten Strukturen eine Sonderstellung ein. „Home Part 1“ ist ein friedvolles, sanftes, ausgewogenes Album mit brillanten Liedern und vielen exquisiten instrumentellen Leckerbissen geworden. Hoffentlich müssen wir nicht allzu lange auf „Home Part 2“ warten.
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    Boxers

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    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    22.02.2015
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Matthew Ryan ist eine Empfehlung an Roots-Music und Americana-Fans

    Matthew Ryan ist unkompliziert und geradeaus. Schnörkellos präsentiert er seine Songs, die ohne Effekte und elektronische Gimmicks auskommen. Handgemacht und ehrlich ist häufig eine Standardbeschreibung für solch robuste Rock-Musik, die nur manchmal ruhig und intim wird („We Are Libertines“, „Then She Threw Me Like A Hand Grenade“, „United Kingdom Come“, „If You`re Not Happy“). Ryan Adams („Suffer No More“) und Bruce Springsteen („The First Heartbreak“) fallen sofort als Bezugspunkte ein. Matthew Ryan wollte eine Platte machen, die so klingen sollte, als träfen Crazy Horse auf die frühen Replacements.

    Dazu hat er sich mit Kevin Salem einen Bruder im Geiste als Produzenten ausgesucht. Dieser erzeugte schon in den 90er Jahren mit seinen CDs „Soma City“ und „Glimmer“ einen Garagensound, der dem jetzigen Vorhaben von Matthew Ryan sehr nahe kommt. Das Ergebnis von „Boxers“ Punk zu nennen, ginge zu weit. Aber die Musik ist auch oft wütend und textlich rebelliert sie gegen das Establishment, so dass ein gewisser (t)rotziger Eindruck entsteht. Die Aufnahmen entstanden quasi live im Studio und es gab nur wenige Overdubs. Diese Direktheit springt einen sofort an und Matthews raue, durchdringende Stimme färbt die Töne rot glühend.

    Diese Scheibe sprengt keine musikalischen Grenzen, ist aber eine Empfehlung für Menschen, die griffige Rockmusik mit eingängigen Melodien, abseits des Mainstream schätzen. Alle Roots-Music- und Americana-Fans müssen das Teil sowieso haben.
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    Take It Like A Man

    Jim White
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    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    22.02.2015
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Jim White macht eine Hillbilly-Country-Platte ohne Hinterwäldler-Mief

    So wie im richtigen Leben geht Jim White auch bei der Musik nicht den graden, berechenbaren und vorhersehbaren Weg. Bevor er ernsthaft Musiker wurde, verdiente er sein Geld als Profi-Surfer und Model. Er wuchs in Florida mit weißer Gospel-Musik auf und startete 1997 als „Wrong Eyed Jesus“ mit halluzinogenem und exzentrischem Country-Folk seine künstlerische Karriere. 2013 produzierte er ein Album der Bluegrass-Formation The Packway Handle Band, die er daraufhin als Begleitgruppe für sein aktuelles Werk engagierte. Mit ihnen hat Jim White eine Hillbilly-Country-Platte ohne Hinterwäldler-Mief aufgenommen. Als tragendes Instrument wurde dabei das Banjo eingesetzt, das den Songs immer wieder Tempo und gleichzeitig Urwüchsigkeit verleiht.

    Aber Mr. White ist ein ruheloser, individueller Künstler, der sich nicht allein mit traditionellen Mustern begnügt. Deshalb baut er Instrumente ein, die man in diesem Kontext nicht vermuten würde (z.B. Bläser, Pan Flöte, Melodica). Außerdem fallen ihm Gleichnisse ein, die in dieser Verbindung auch nicht alltäglich sind („Jim 3:16“: „Eine Bar ist eine Kirche, wo sie Bier servieren“). Die Songs weichen auch im Aufbau vom üblichen Country-Schema ab. Sie sind so beweglich, dass sich ihre Ausrichtung während des Verlaufs ändern kann. So beginnt „Breaking Room“ als riffbetonter Country-Folk, nimmt dann Background-Gesänge, die an „Gimme Shelter“ der Rolling Stones erinnern auf und endet im New Orleans-Brass-Band Sound.

    An diesem Beispiel zeigt sich, dass Jim ganz groß darin ist, die Erwartungen des Hörers ins Leere laufen zu lassen. Dabei heraus kommen hier aber trotzdem hochgradig eingängige Songs, die nur oberflächlich betrachtet ins Roots-Music Schema passen. Jim White ist Scharlatan und spannender Unterhalter in einer Person und „Take It Like A Man“ ist ein erneuter Beweis für seine ungebrochene Kreativität.
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    • Mysterious Tale Of How I Shouted Wrong-Eyed Jesus! Mysterious Tale Of How I Shouted Wrong-Eyed Jesus! (LP)
    The Simple Truth

    The Simple Truth (CD)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    22.02.2015
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    3 von 5

    Der erfahrene Bluegrass-Musiker Jeff Austin öffnet sich in Richtung Pop

    Der Mann ist hierzulande bisher nur Kennern der US-Bluegrass-Szene bekannt. Jeff Austin ist seit 20 Jahren Profi-Musiker und war die meiste Zeit davon Sänger und Mandolinen-Spieler der YONDER MOUNTAIN STRING BAND. Mit „The Simple Truth“ gibt er tiefere Einblicke in seine musikalischen Vorlieben und hat sich für die Umsetzung andere musikalische Grenzgänger als Verstärkung geholt. Die Jeff Austin Band setzt sich im Kern aus Danny Barnes (BAD LIVERS), Banjo, Gitarre und Gesang, Ross Martin (Gitarre), Eric Thorin (Bass und Gesang) sowie Cody Dickinson (NORTH MISSISSIPPI ALLSTARS) an Schlagzeug, Percussion und elektrischem Waschbrett zusammen. Die Studio-Aufnahmen wurden noch durch Gastbeiträge, wie vereinzelte Bläsersätze, ergänzt. Jeff öffnet sich bei diesen Aufnahmen weit in Richtung Pop und Rock. Das Ergebnis der Zusammenarbeit ist immer dann anregend, wenn er das Verhältnis zwischen Roots-Music und Mainstream ausbalanciert.

    Das funktioniert beim Brass-Rock/Bluegrass-Hybrid „Simple Truth“ und dem gut gelaunten Fiddle-Pop von „Fiddling Around“. Außerdem beim Country-Rocker „15 Steps“, bei den Balladen „Falling Stars” und „Scrapbook Pages“ sowie dem Bluegrass-Pop von „Run Down“. Nimmt der Pop-Einfluss allerdings überhand, wie beim schmalztiefenden Track „Over And Over“, dem trockenen, eindimensionalen „Gatlin Gun“, dem flotten Country-Pop „What The Night Brings“ oder dem krampfhaft auf Modern-Pop getrimmten „Shake Me Up“, dann wird es beliebig und austauschbar.

    Jeff Austin macht ein großes Fass auf und bewegt sich teilweise auf Gebieten, auf denen er nicht sattelfest ist. Er will stilistisch offen musizieren, aber seine Wurzeln nicht verleugnen. Gleichzeitig soll möglichst auch ein neues Publikum erschlossen werden. Dieser Spagat gelingt ihm nicht immer und so wird der zwiespältige Gesamteindruck diesem erstklassigen Musiker nicht gerecht.
    Meine Produktempfehlungen
    • Yonder Mountain String Band Yonder Mountain String Band (CD)
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    Let The Good Times Roll

    Let The Good Times Roll (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    22.02.2015
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    JD McPherson lässt Rock`n`Roll, Rhythm & Blues und Soul ultramodern wirken

    Der ehemalige Lehrer JD McPherson trat zuerst 2010 mit seinem Album „Signs & Signifiers“ in Erscheinung und sorgte unter Anhängern von frühem Rock`n`Roll, Rhythm & Blues und Soul für Furore. Sein Vortrag war so urwüchsig, als wären die Aufnahmen in den 50er- und frühen 60er Jahren entstanden. Schön spröde und aufgekratzt bietet er tanzbaren Stoff und auch gefühlvollen Soul vom Schlage eines Sam Cooke („Bridgebuilder“).

    Zum Glück hat der glühende Little Richard-Anhänger auch bei seinem neuen Werk die Ecken und Kanten dran gelassen und präsentiert ein abwechslungsreiches Potpourrie an zündenden Songs mit griffigen Hooklines und knackigen Riffs. Eine psychedelische Platte im 50er Jahre-Sound wollte er machen und verband damit die Idee, mit neuen Klangideen und frischen Einflüssen zu experimentieren, ohne gänzlich einen anderen Weg einzuschlagen. Was er damit gemeint haben mag, lässt sich z.B. beim brodelnd heißen „Bossy“ ableiten. Der im Kern schön stumpf-stampfende Rocker spielt gekonnt mit dem Wechsel von lauten und leisen Passagen. Der Song hat ein Gitarren-Solo, dass auch von einer prickelnden Creedence Clearwater Revival-Nummer stammen könnte, verliert aber trotzdem nicht die Bodenhaftung. Eine solche Frischzellenbehandlung spürt man in jeder Note des grandiosen aktuellen Albums und das macht diese Musik so unwiderstehlich. Bewährte Tugenden treffen auf unverbrauchte Vorstellungen. Das Ergebnis ist dann nicht mehr retrospektiv, sondern ultramodern.

    Neben Nick Waterhouse und James Hunter ist JD McPherson heute der lebende Beweis dafür, dass immer noch weiße Musiker überzeugend die großen Quellen afro-amerikanischer Vorbilder anzapfen und dabei authentisch sein können. Es ist an der Zeit, dass diese Musiker die Tanzflächen der Welt erobern.
    Meine Produktempfehlungen
    • Signs & Signifiers Signs & Signifiers (CD)
    • Holly Nick Waterhouse
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    • Minute By Minute Minute By Minute (CD)
    The Maker

    The Maker (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    14.11.2014
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    The Goddamn Gallows bieten Country-Music mit Punk-, Metal- und Rockabilly-Zutaten

    Gleich im ersten Stück zeigt sich die US-Band als Schaf im Wolfspelz. Gemütlich und atmosphärisch weitläufig beginnt „The Maker“ und steigert sich dann zum wütend überschäumenden Speed-Bluegrass mit hyper-aggressivem Gesang. Die grundsätzliche Ausrichtung der Band ist Country-Music mit Punk-, Metal- und Rockabilly-Zutaten, die sie ungeniert auch extrem übersteigert einsetzt. Dazu benutzen sie ausschließlich akustische Instrumente wie Banjo, Gitarre, Bass, Akkordeon und Schlagzeug. Das schnelle „What Was The High“ hat Heavy-Metal-Vocals, die an Lemmy von Motörhead erinnern. Der Lemmy-Gedächtnis-Gesang prägt auch den flotten Rockabilly von „Demon In The Night“.

    „Load Your Guns“ beginnt wie eine verschlafene Country-Nummer mit langsam gepicktem Banjo. Sie wird dann aber zu einem übermütigen Polka-Ritt, der von versoffen-dreckigem, kaputtem Gesang begleitet wird. „Save Yourself“ agiert an der Grenze zwischen Cowpunk und Garagen-Rock. „I Am Still The King“ erinnert an den Western-Evergreen RAWHIDE, im Original von Frankie Lane, der z.B. auch von den BLUES BROTHERS gecovert wurde. Auch „Cold And Deep“ ist mehr Western als Country. Der Gesang wird hier zur Abwechslung mal fast geflüstert. Beinahe konventionellen Country & Western-Sound bekommt man bei „Ol` Dusty Trail“ geboten, wäre da nicht diese knorrig-knarzende Stimme. „Ragtime Sinner“ ist wieder Highspeed-Bluegrass und der anfänglich als Cabaret-Nummer startende „Copper King“ verändert sich im Verlauf zu einer aggressiv-bösen Heavy-Mutation. „Howlin` Wind“ läuft ähnlich ab. Eingeflochtener übel-fieser Horror-Show-Gesang inklusive Jodler testet das Durchhaltevermögen des Hörers. Versöhnlich wird es dann mit „Outta The Cold“. Dieser gepflegte Bluegrass/Songwriter/Country zeigt, dass die Band auch Musik ohne Ausraster spielen kann.

    Egal, ob man ihre Musik nun als „Hobocore“ oder „Americana-Punk“ klassifiziert, das fünfte Studio-Album der wilden Burschen ist stellenweise unbeherrscht, respektlos und stilsprengend. Rock`n`Roll eben, mit anderen Mitteln als gewohnt, aber erfrischend konsequent. So könnten BOSS HOSS klingen, wenn sie nicht mit angezogener Handbremse agieren würden.
    Meine Produktempfehlungen
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    The Man Upstairs

    The Man Upstairs (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    14.11.2014
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Robyn Hitchcock ist eine Klasse für sich

    Der Mann bürgt seit Ende der 70er Jahre für gediegenes Songwriting. Nachdem sich die einflussreichen SOFT BOYS, dessen Kopf er war, 1981 auflösten, brachte er in relativ gleichbleibendem Takt unter eigenem Namen Musik auf gleichbleibend hohem Niveau heraus. Beeinflusst von britischer psychedelischer Musik und da besonders von SYD BARRETT, hat er einen individuellen Klang mit hohem Wiedererkennungswert gefunden. Allein seine markante Stimme, die er eigentümlich um die Noten dreht, bewahrt ihn davor, mit anderen Musikern verwechselt oder verglichen zu werden.

    THE MAN UPSTAIRS ist jetzt schon sein zwanzigstes Album und in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes. Es wurde vom legendären JOE BOYD (NICK DRAKE, FAIRPORT CONVENTION, SANDY DENNY) produziert und besteht jeweils zur Hälfte aus Cover-Versionen und eigenen Songs. Die Lieder aus fremden Federn hat er ausgewählt, weil er sich gewünscht hätte sie wären ihm selbst eingefallen. Darunter befindet sich THE GHOST IN YOU der PSYCHEDELIC FURS, TO TURN YOU ON von ROXY MUSIC und CRYSTAL SHIP von den DOORS.

    Alle Aufnahmen wurden nur sparsam arrangiert. Neben Hitchcocks Gitarre hört man noch Cello, Klavier und weiblichen Harmoniegesang. Herausgekommen ist daher ein über weite Strecken intimes, kammermusikalisches Folk-Album, das den Hörer eindringlich und altersweise in seinen Bann zieht. Robyn Hitchcock ist eben eine Klasse für sich!
    Meine Produktempfehlungen
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      Spooked (CD)
    Clover Lane

    Clover Lane (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    14.11.2014
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    CLOVER LANE ist ein vielfältiges Album eines aufstrebenden Americana-Künstlers

    Wie entwickelt sich ein Jugendlicher, der im Mississippi-Delta aufwächst und dessen Vater einen Plattenladen hatte? Er wird unter dem Einfluss von Blues, Folk und Country groß, lernt selber Gitarre spielen und Songs schreiben. So ist es JONAH TOLCHIN ergangen, der 2011 seine erste EP rausbrachte und nun mit erst 22 Jahren bereits sein zweites vollständiges Album vorlegt. Mit seiner leicht knödelnd-nasalen Stimme wirkt er jedoch wesentlich älter. Seine abwechslungsreichen Songs besitzen bereits die Handschrift eines erfahrenen Songwriters, denn sie rufen diverse angenehme Assoziationen wach.

    MOCKINGBIRD ist ein stampfend-schwitzender akustischer Country-Blues, der direkt aus den Sümpfen von Louisiana entsprungen sein könnte. Beschwingten Country wie aus dem Heuschober hört man bei MIDNIGHT RAIN. Beim HEY BABY BLUES fühlt man sich in eine Kaschemme in Chicago versetzt, in der grade rauchiger, betont lässiger Blues läuft. Wie ein Schlaflied kommt die beruhigende Ballade DIAMOND MIND rüber und ATLANTIC WINDS ist eine Folk-Country-Blues-Mischung, die sich anhört, als würde sie sich auf Schienen vorwärts bewegen. MANSION IN HOLLYWOOD fällt durch den lakonischen Gesang in Verbindung mit Streichern auf, der das Stück als Vertonung eines ROADTRACKS empfiehlt.

    Lagerfeuerromantik entsteht bei der Folk-Ballade LOW LIFE. Sie klingt wie aus dem SIMON & GARFUNKEL-Songbook entnommen. Im Gegensatz dazu steht der handfest rockende, sumpfige Track HYBRID AUTOMOBILE. Das hört sich an, als würden ZZ TOP und TONY JOE WHITE aufeinander treffen. 21st CENTURY GIRL ist ein leicht melancholischer Pop-Titel mit einer einprägsamen Melodie. Hat da jemand JONATHAN RICHMAN gerufen? An die NEW RIDERS OF THE PURPLE SAGE, die seit den 70er Jahren quasi die Country-Vorlieben der GRATEFUL DEAD weiter ausgelebt hatten, erinnert MOTEL #9. Als Absacker gibt es mit I`ll BE GONE eine sparsame, intime Folk-Ballade, die ins New Yorker Künstlerviertel Greenwich Village der mittsechziger Jahre entführt.

    CLOVER LANE ist ein vielfältiges Album eines aufstrebenden Americana-Künstlers geworden. Bei guter Entwicklung sollte da noch mehr zu erwarten sein.
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    • Tony Joe Tony Joe (CD)
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    The Ballad Of Willy Robbins

    Vikesh Kapoor
    The Ballad Of Willy Robbins (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    27.04.2014
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Eine tragische Geschichte eines Arbeiters, erzählt von Vikesh Kapoor

    Vikesh Kapoor ist ein ernsthafter junger Folk-Musiker, der wie aus der Zeit gefallen scheint. Aber eigentlich ist er auch grade wieder modern, denn er spiegelt genau den Sound wider, der im aktuellen Coen-Brüder Film INSIDE LLEWYN DAVIS porträtiert wird. Gemeint ist die New Yorker Greenwich Village Folk-Szene der frühen und mittleren 60er Jahre, aus denen solche Größen wie DAVE VAN RONK (sein Leben lieferte grob die Vorlage für den Streifen), PHIL OCHS und BOB DYLAN hervorgegangen sind.

    Auch wenn er seine Songs nur einmal solo zur Gitarre vorträgt (bei „Blue Eyed Baby“), wird sein Hang zum Geschichtenerzähler deutlich. THE BALLAD OF WILLY ROBBINS basiert inhaltlich auf einem Zeitungsartikel. Der Name ist ausgedacht, die Geschichte ist wahr. Sie erzählt vom Scheitern eines Arbeiters in der Zeit der wirtschaftlichen Depression. „Es ist die brutale, aber hoffnungsvolle Geschichte von einem Mann, der nach und nach alles verliert: Ambitionen, Gesundheit, Familie und Schutz“, so beschreibt Vikesh den zeitlosen Inhalt seines Konzeptalbums. Zwei Jahre hat der Barde daran gearbeitet, die Vorlage zu einem schlüssigen, nachvollziehbaren musikalischen Konzept umzuwandeln.

    Vikesh Kapoor spielte zunächst Punk-Rock, aber eine zufällig entdeckte JOHNNY CASH-Platte und da besonders der Song BIG RIVER brachte ihm die intensive Energie akustisch gespielter Töne nahe. Er versucht, seinen Folk-Sound vom gängigen Schema abzugrenzen und lässt die Songs deshalb sparsam, aber wirkungsvoll begleiten. Seine Stimme erklimmt ab und zu höhere Lagen und er verfällt auch mal in einen quäkend-nöligen Unterton, der an JAKE BUGG erinnert. Diese Mätzchen werden aber nicht übertrieben, sondern gewährleisten, dass die Aufmerksamkeit beim Hören neu belebt wird. Bei „Bottom Of The Ladder“ hört man die Verwandtschaft zwischen Country-Music und Irish-Folk. Der Song „The Ballad Of Willy Robbins“ wird von Gitarre, Xylophon und Klavier begleitet. Die Stimmung bleibt auch hier gedrückt, balladesk und verhalten. Diese Atmosphäre ist stellvertretend für das gesamte Werk. „I Dreamt Blues“ könnte auch von LEONARD COHEN erdacht worden sein. Vikesh Kapoor nutzt ähnlich veranlagte Muster, um Tragik und Melancholie zu transportieren. Untröstlichen, dunklen Country-Folk hört man im Lied „Carry Me Home“. Dramatisch und tiefschürfend führen Gitarre und Banjo durch diese kantige Moritat. Der hohe Gesang bei „I Never Knew What I Saw In You“ ist das herausstechende Merkmal bei diesem kurzen Intermezzo und bei „Searching For The Sun“ sorgt eine klagende Steel-Guitar für Tiefe und Andacht. „Ode To My Hometown“ ist mit Xylophon, Bass, Piano, Gitarre und Geige relativ üppig ausgestattet, ohne je überladen zu sein. Der intime Charakter des Albums wird auch hier gewahrt. Das gilt auch für die Abschlussnummer „Forever Gone“, dessen Tragik von Klarinette, Hammond-Orgel und Bass getragen wird.

    „The Ballad Of Willy Robbins“ ist ein rundes, trotz der durchgängig düster-depressiven Stimmung spannend inszeniertes und gut durchhörbares Dark-Americana-Album geworden. Vikesh Kapoor versteht es, durch geschickt eingesetzte Detailverschiebungen über die Laufzeit von 31 Minuten interessant zu bleiben. Mit minimalen Mitteln erzeugt er so eine maximale dramaturgische Wirkung. Er ist dabei glaubhaft, intensiv, nachdenklich und authentisch. Den Mann sollte man im Auge behalten.
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    • There But For Fortune Phil Ochs
      There But For Fortune (CD)
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    Jackson C.Frank

    Jackson C.Frank (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    27.04.2014
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Jackson C. Frank: Ein Pionier des melancholischen Folk

    Die Biographie des Folk-Sängers JACKSON CAREY FRANK ist durchzogen von persönlichen Katastrophen und Rückschlägen, was sicher Auswirkungen auf seinen melancholischen Sound hatte, aber auch die Leidenschaft seiner Kunst geprägt hat. Ja, er hat den Blues erlebt und berichtet in seiner Musik von den Schattenseiten des Lebens, die sich bei ihm schon früh gezeigt haben. Als Kind erlitt er bei einem Feuer in seiner Schule schwere Verbrennungen. Ein Heizkessel war explodiert und es wurden dabei 15 Mitschüler getötet. Jackson lag nach dem traumatischen Vorfall 7 Monate im Krankenhaus und lernte in dieser Zeit Gitarre spielen. Große Einschnitte begleiteten sein weiteres Leben. Als sein einziger Sohn starb, litt er schon unter Depressionen. Dieser Vorfall warf ihn dann total aus der Bahn und er lebte danach jahrelang in der Psychiatrie oder auf der Straße. In dieser Zeit verlor er auch noch sein linkes Auge, weil er in die Schusslinie einer Schrotflinte geriet. 1999 starb er nach einem Herzinfarkt mit nur 56 Jahren.

    Zwischendurch schien es so, als würde seine musikalische Karriere Fahrt aufnehmen können. Mitte der 60er Jahre zog er nach London und teilte sich dort mit dem ebenfalls grade ausgewanderten Folk-Sänger PAUL SIMON eine Wohnung. SIMON war es auch, der 1965 das jetzt als Wiederveröffentlichung vorliegende Album des damals 21jährigen Barden in weniger als 3 Stunden produzierte. Außer einem Achtungserfolg in Großbritannien schlug die LP trotz ihrer offensichtlichen Qualitäten keine großen Wellen. Aber andere Künstler – nicht zuletzt sein Zimmergenosse PAUL SIMON– wurden auf Basis seiner Ideen bekannt oder sogar berühmt.

    Auch wenn der Vergleich inflationär gebraucht wird, macht er hier doch Sinn: JACKSON C. FRANK erlangt in seinen besten Momenten durchaus die Intensität eines NICK DRAKE. Das liegt zum Einen an der Qualität seines Materials und zum Anderen an der Art seines Gesangs. Wie DRAKE oder FRED NEIL oder auch TIM BUCKLEY dehnt er manchmal das letzte Wort eines Verses und erzeugt dadurch eine Schwingung, die seine Verbundenheit mit der Musik unterstreicht und betont. Man bedenke: Mr. Frank begleitet sich fast durchweg nur an der akustischen Gitarre. Nur auf YELLOW WALLS ist AL STEWART im Hintergrund zusätzlich an einer Gitarre zu hören. Ansonsten gibt es keine Begleitmusiker, keine Overdubs und keine Effekte. Da braucht man als Hörer Durchhaltevermögen, denn wenn die Songs nicht spannend präsentiert werden, tritt bei dieser Vorgehensweise leicht Langeweile auf. Der Gratmesser der Qualität ist in solch einem Fall also die Energie und Attraktivität des Gesangs sowie die Fähigkeit, Worte durch die sparsame Instrumentierung wirkungsvoll zu unterstützen. Vor allem ist es aber die Substanz der Kompositionen, die zählt. Da fehlt es bei JACKSON C. FRANK an nichts. Natürlich wirken die Songs bei Hörern, die eine Vollbedienung an unterschiedlichen Tönen gewöhnt sind, eher wie Demos. Es wäre wirklich interessant, die Lieder in Bandfassungen zu hören, aber sie verströmen auch so ihr sanftes, verführerisches Gift.

    Zwar steht das Stück BLUES RUN THE GAME mit seiner bedeutsamen Innigkeit als Synonym für das Gesamtwerk des Künstlers, jedoch hat der vorliegende, beinahe untergegangene Schatz noch viel mehr zu bieten. Bis auf DON`T LOOK BACK werden alle Einspielungen von feinfühligem Gitarren-Picking umkränzt. Nur bei diesem Titel werden die Akkorde harsch angeschlagen und somit weist er aggressiv-angreiferische Momente aus. Es ist eben ein Protestsong. MILK AND HONEY gehört zu den lieblichsten Kompositionen des Folk-Genres und wird, wie alle Songs hier, mit dunkler Stimmung und ohne Zuckerguss präsentiert. Das ist Melancholie mit Haltung. MY NAME IS CARNIVAL sticht ebenfalls durch eine unwiderstehliche Melodie heraus. TIM BUCKLEYS Frühwerk hört sich wie von I WANT TO BE ALONE (DIALOGUE) und JUST LIKE ANYTHING beeinflusst an. Hört man YOU NEVER WANTED ME, muss man unwillkürlich an GORDON LIGHTFOOT denken und YELLOW WALLS scheint Pate bei NEIL YOUNG´s POCAHONTAS gestanden zu haben.

    JACKSON C. FRANKs Einflüsse sind also omnipräsent. Er war demnach direkt und indirekt Wegbereiter für einige Songwriter. Bei NICK DRAKE ist das durch 4 Demos von J.C. FRANK-Songs belegt, die posthum auf FAMILY TREE veröffentlicht wurden. SANDY DENNY, mit der Jackson kurz liiert war und die durch seinen Zuspruch erst Profi-Musikerin wurde, nahm sein MILK AND HONEY auf. Ihre Trennung hat er im Song SHE NEVER WANTED ME reflektiert. PAUL SIMON hat zusammen mit ART GARFUNKEL eine schöne Version von BLUES RUN THE GAME vertont.

    Die Debut-Aufnahmen von JACKSON C. FRANK gab es 2003 schon mal als Doppel-CD-Reissue, zusammen mit Songs, die in den 70er Jahren entstanden waren. Unverständlich, warum man bei dieser Wiederveröffentlichung darauf verzichtet hat, diese als Bonus mitzuliefern. Das schmälert natürlich in keiner Weise den Wert der vorliegenden Lieder. Diese gehaltvollen Kompositionen verdienen es auf jeden Fall, wiederentdeckt zu werden.
    Meine Produktempfehlungen
    • Pink Moon Nick Drake
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    The Gears EP

    The Gears EP (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    27.04.2014
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Sons Of Bill erweitern geschmackvoll ihren Americana-Background

    Diese EP bietet einen Vorgeschmack auf das kommende Album der nach neuen Ausdrucksformen suchenden Americana-Formation aus Charlottesville in Virginia. Drei der insgesamt 7 Tracks findet man dann später auch auf dem neuesten Werk LOVE AND LOGIC.

    BRAND NEW PARADIGM glänzt dabei als langsamer, nachdenklicher, hymnischer, harmonietrunkener 60s-Pop. Atmosphärisch weitläufigen Country-Folk mit betörendem Mann/Frau-Duett-Gesang hört man dagegen bei ROAD TO CANAAN. Dagegen wirkt BAD DANCER als mainstreamiger, riffiger Folk-Rock mit seinen Billig-Keyboards beinahe wie ein Fremdkörper. Zwei Live-Titel ergänzen diese Vorschau: TURN IT UP überzeugt als sämiger mid-tempo-Folk-Rock mit erhöhtem Pop-Anteil und mit der NEIL YOUNG-Cover-Version UNKNOWN LEGEND, bei der das Tempo im Vergleich zum Original beschleunigt wird, kann man gar nicht danebenliegen. Besondere, exklusive Leckerbissen sind zum Schluss die beiden Akustik-Nummern. SANTA ANA WINDS ist eine atmosphärisch starke Nummer mit bewusst reduzierter Instrumentierung (Pedal Steel, ak. Gitarre, Piano) und sehnsuchtsvollem Gesang. RADIO CAN`t REWIND vermittelt die Kunst des Loslassens sowie Weite, Melancholie und Ruhe.

    SONS OF BILL sind eine klasse Band, die sich im Americana-Umfeld ständig neu justiert. Die von KEN COOMER (WILCO) produzierte angekündigte Veröffentlichung darf also mit Spannung erwartet werden.
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    • Sirens Sirens (CD)
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    Fellowship

    Fellowship (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    19.01.2014
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Lizz Wright`s Gospel-Album

    Formal wird sie dem Jazz zugeordnet. Diese Einordnung widerspricht aber ihrer Flexibilität. LIZZ WRIGHT, geboren am 22. Januar 1980 in Hahira im Bundesstaat Georgia, im Süden der USA, ist eine Grenzgängerin zwischen den Stilen Jazz, Gospel, Rhythm & Blues, Pop, Country, Folk, Gospel und Soul. Auch die Wahl ihrer Cover-Versionen zeigt, dass sie keine Berührungsängste kennt. Sie wagt sich dabei in Bereiche vor, die von anderen Kolleginnen weitgehend gemieden werden. LIZZ WRIGHT wurde die Wirkung, die Musik auf Körper und Seele haben kann, schon von klein auf bewusst. Ihr Vater war Prediger und sie sang schon als Kind in seinem Kirchenchor und erhielt Klavierunterricht. Musik muss berühren, es muss ein Funke überspringen, der Hörer und Künstler verbindet. Darauf legt sie bei der Auswahl von Fremdmaterial und beim Komponieren ihrer Songs großen Wert. LIZZ WRIGHT wirkt sehr überlegt bei ihrem Vorgehen und tief verbunden mit dem, was sie tut. Sie lässt sich ausreichend Zeit, neue Aufnahmen fertig zu stellen und unterlegt sich keinem Diktat, zu einem bestimmten Turnus neues Material präsentieren zu müssen. Dazu passt auch, dass sie ausgleichende Interessen neben der Musik wahrnimmt. Sie ist passionierte ausgebildete Köchin und verbringt viel Zeit damit, ihren Garten zu gestalten.

    FELLOWSHIP ist im Kern ein Gospelalbum. Die Inbrunst und Strenge dieses Stils steckt hier in allen Interpretationen. Diese musikalische Reise führt Lizz sowohl an ihre afrikanischen Wurzeln wie auch an zeitgenössisches Material von JIMI HENDRIX und ERIC CLAPTON bzw. BLIND FAITH. Es ist auch ein Album geworden, das von eigenständigen Frauen mit offenen musikalischen Horizonten geprägt und unterstützt wird. Dazu gehören die unangepasste Neo-R&B-Künstlerin ME`SHELL NDEGEOCELLO, die angesagte Indie-Folk-Chanteuse JOAN „As Policewoman“ WASSER und die afrikanische Soul-Folk-Ikone ANGELIQUE KIDJO. Um Toleranz im Umgang mit Religion geht es im einleitenden Song FELLOWSHIP, geschrieben von BOB MARLEY und mit neuem Text von ME`SHELL NDEGEOCELLO versehen. Das Arrangement umfasst nur eine Bass-Trommel, etwas Keyboards und Bass, im Hintergrund eine belebende E-Gitarre und Background-Gesang. Die Ausführung ist luftig und zwingend zugleich. (I`ve GOT TO USE MY) IMAGINATION war 1973 ein flotter Philli-Sound-Soul-Hit für GLADYS KNIGHT AND THE PIPS. Hier wird daraus eine freudig hüpfende Southern-Soul-Fassung mit fauchender Orgel, pulsierendem Bass und aufgeregt klappernder Percussion. I REMEMBER, I BELIEVE sowie GOD SPECIALIZES transportieren die Stimmung eines andächtigen Gottesdienstes.

    Ein GOSPEL-MEDLEY und SWEEPING THROUGH THE CITY sorgen zusätzlich für verzückte Südstaaten-Kirchen-Atmosphäre. Am Ende des Albums steht dann noch ein inniges AMAZING GRACE, das den Gospel-Reigen feierlich abschließt. Mit ALL THE SEEDS und OYA schlägt Lizz mit der Unterstützung durch ANGELIQUE KIDJO den Bogen nach Afrika. Afro-Folk-Gospel-Soul könnte man diese Verbindung überschreiben. Die erwähnten Cover-Versionen werden nahtlos und unauffällig ins Gesamtkonzept eingebunden. PRESENCE OF THE LORD von BLIND FAITH ist nur am Text wiederzuerkennen und wird zur balladesken Soul-Pop-Nummer. Die Hendrix-Vorlage IN FROM THE STORM wird vollkommen von allem Drängenden, Nervösen und Aggressiven befreit. Sie bekommt aufmunternde Hand-Claps und eine treibende Akustik-Gitarren-Untermalung verpasst. Ausgerechnet FEEL THE LIGHT von JOAN AS POLICEWOMAN gerät zum schwächsten Song auf dem Album. Die Melodie ist recht einfallslos und der Gesang merkwürdig blass. FELLOWSHIP zeigt, dass LIZZ WRIGHT zum Glück nicht ausrechenbar ist. Zwar ist sie zu einem Star der Jazz-Szene aufgestiegen, aber aufgrund ihrer intakten familiären Beziehungen behält sie bisher die Bodenhaftung. Es wäre schön, mal wieder neues Material von ihr zu hören. Aber soll sie sich ruhig Zeit lassen, denn sie hat ja auch einen Ruf und einen Qualitätsstandard zu verteidigen. Sie macht eben keine Kompromisse und lässt sich nicht in eine vorgefertigte Perspektive drängen. Dass lässt auch für die Zukunft auf spannende und unberechenbare musikalische Ausrichtungen hoffen.
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    The Orchard

    The Orchard (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    19.01.2014
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Ein Album wie aus einem Guss

    Formal wird sie dem Jazz zugeordnet. Diese Einordnung widerspricht aber ihrer Flexibilität. LIZZ WRIGHT, geboren am 22. Januar 1980 in Hahira im Bundesstaat Georgia, im Süden der USA, ist eine Grenzgängerin zwischen den Stilen Jazz, Gospel, Rhythm & Blues, Pop, Country, Folk, Gospel und Soul. Auch die Wahl ihrer Cover-Versionen zeigt, dass sie keine Berührungsängste kennt. Sie wagt sich dabei in Bereiche vor, die von anderen Kolleginnen weitgehend gemieden werden. LIZZ WRIGHT wurde die Wirkung, die Musik auf Körper und Seele haben kann, schon von klein auf bewusst. Ihr Vater war Prediger und sie sang schon als Kind in seinem Kirchenchor und erhielt Klavierunterricht. Musik muss berühren, es muss ein Funke überspringen, der Hörer und Künstler verbindet. Darauf legt sie bei der Auswahl von Fremdmaterial und beim Komponieren ihrer Songs großen Wert. LIZZ WRIGHT wirkt sehr überlegt bei ihrem Vorgehen und tief verbunden mit dem, was sie tut. Sie lässt sich ausreichend Zeit, neue Aufnahmen fertig zu stellen und unterlegt sich keinem Diktat, zu einem bestimmten Turnus neues Material präsentieren zu müssen. Dazu passt auch, dass sie ausgleichende Interessen neben der Musik wahrnimmt. Sie ist passionierte ausgebildete Köchin und verbringt viel Zeit damit, ihren Garten zu gestalten.

    THE ORCHARD ist das 3. Album von LIZZ WRIGHT. Diesen Obstgarten gibt es wirklich. Er gehörte Lizz`s Großeltern und er ist aus heutiger Sicht für sie so etwas wie das Sinnbild für Familie. Die Energie und die Kraft, die sie aus ihrem Familienverbund erhält, trägt einen wesentlichen Beitrag zu der Kreativität und Stärke dieses Werkes bei und verleiht ihm einen beständigen Charakter. Nur noch 5 der 13 Songs sind Fremdkompositionen. An allen anderen ist Lizz als Autorin beteiligt. Einen größeren Raum nimmt die Zusammenarbeit mit der Rhythm & Blues Sängerin TOSHI REAGON ein. Neben Background-Gesang übernimmt sie auch Aufgaben beim Komponieren und Produzieren. Prominent besetzt ist die Liste der sonstigen Gastmusiker: JOHN CONVERTINO, JOEY BURNS und MARTIN WENK von CALEXICO findet man hier genauso, wie den originellen R&B-Musiker MARC ANTHONY THOMPSON. Er hat unter dem Namen CHOCOLATE GENIUS ein paar sehr wunderlich-interessante Alben rausgebracht und ist hier als Gastsänger zu hören. BOB DYLAN`s Gitarrist LARRY CAMPBELL zaubert an den Saiten und der New Yorker Avantgarde-Gitarrero OREN BLOEDOW trägt dazu bei, dass man ungewöhnliche Sounds zu hören bekommt. Am Keyboard hat sich noch GLEN PATCHA von den Independent-Country-Rockern OLLABELLE dazugesellt. Eine genreübergreifende Verbindung, die für reichlich Prickeln und Genuss sorgt. Schon der Opener COMING HOME steckt den Rahmen des zu erwartenden Musik-Genusses ab. Ein federnder Rhythmus unterstützt die wiegende Melodie, die als Basis eine zischelnde Orgel und als Verzierung eine punktuell eingesetzte effektvolle Gitarre hat. Über allem thront Lizz`s erhabener Gesang. Das ist Songwriter-Kunst der höchsten Güte. Das nachfolgende MY HEART besticht durch einen beschwingten Rhythmus, zu dem der zurückgenommene, kontrollierte Gesang das reizvolle Gegengewicht bietet. IKE & TINA TURNER`s I IDOLIZE YOU wird zu einem speziell aufgemotzten, charaktervollen Boogie-Bar-Blues. HEY MANN beginnt als A-Cappella-Gospel, mutiert dann aber zur Soul-Ballade, die durch Steel-Guitar-Begleitung aufgewertet wird. Hier zeigt sich wieder die Offenheit von LIZZ WRIGHT gegenüber Instrumentierungen und Stilen. Sie stellt die Begleitung der Songs so zusammen, wie sie es benötigen, nicht wie es üblicherweise erwartet wird.

    Zusammen mit Country-Folk-Songwriter JOHN LEVENTHAL hat Miss Wright ANOTHER ANGEL geschrieben. Die Ballade überzeugt ohne Effekthascherei aufgrund ihrer Substanz und des überzeugend vermittelten warm-intensiven Gefühls. Genauso brillant-unauffällig und betörend sind auch WHEN I FALL und SPEAK YOUR HEART, die ebenso im Downtempo-Bereich angesiedelt sind. Temperamentvoller geht es bei LEAVE ME STANDING ALONE zu. Kennt noch jemand die Sängerin CARMEL? Sie hatte 1983 mit BAD DAY einen Hit und spielte dabei ihre raumgreifende Stimme voll aus. An diesen Song erinnert mich LEAVE ME STANDING ALONE. THIS IS suggeriert primär Bossa-Nova-Feeling. Das Lied ist aber wieder ein Musterbeispiel dafür, wie man Ideen und Fundstücke unterschiedlichster Richtungen zu einem neuen Ganzen zusammensetzen kann. Dezente Streicher und Akustik-Gitarren-Akkorde sorgen für Stil-Verwirrung. Geschmackvolle Synthesizer-Verzierungen und tropfende E-Piano-Beigaben runden dieses ideenreiche Songgebilde ab. SONG FOR MIA besticht durch besonders unter die Haut gehenden, milden, beschwörenden Gesang und eine himmlisch schöne Melodie. Am Ende des Albums stehen 3 Cover-Versionen der besonderen Art. THANK YOU von LED ZEPPELIN ist zu einer spirituellen Darbietung geworden. Der Bonus-Track STRANGE war im Original ein rührseliger Country-Song, der 1961 von PATSY CLINE gesungen wurde. Unter den Fittichen von LIZZ WRIGHT wird daraus eine intime, fast schwerelose Fassung. Die Limited Edition von THE ORCHARD hat dann noch als weitere Überraschung IT MAKES NO DIFFERENCE zu bieten. Hatte man bisher gedacht, dass das Original von THE BAND an Würde und Feierlichkeit nicht mehr zu übertreffen ist, so hört man hier eine ebenbürtige Variante. Damit endet ein Album, das wie aus einem Guss ist und sowohl Anhänger von NORAH JONES wie auch an Country-Folk-Songwritern interessierte Hörer begeistern kann. Jazz-Bezüge sucht man hier vergebens.
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    Dreaming Wide Awake

    Dreaming Wide Awake (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    19.01.2014
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Dreaming Wide Awake zeigt Lizz Wright als reife Persönlichkeit

    Formal wird sie dem Jazz zugeordnet. Diese Einordnung widerspricht aber ihrer Flexibilität. LIZZ WRIGHT, geboren am 22. Januar 1980 in Hahira im Bundesstaat Georgia, im Süden der USA, ist eine Grenzgängerin zwischen den Stilen Jazz, Gospel, Rhythm & Blues, Pop, Country, Folk, Gospel und Soul. Auch die Wahl ihrer Cover-Versionen zeigt, dass sie keine Berührungsängste kennt. Sie wagt sich dabei in Bereiche vor, die von anderen Kolleginnen weitgehend gemieden werden. LIZZ WRIGHT wurde die Wirkung, die Musik auf Körper und Seele haben kann, schon von klein auf bewusst. Ihr Vater war Prediger und sie sang schon als Kind in seinem Kirchenchor und erhielt Klavierunterricht. Musik muss berühren, es muss ein Funke überspringen, der Hörer und Künstler verbindet. Darauf legt sie bei der Auswahl von Fremdmaterial und beim Komponieren ihrer Songs großen Wert. LIZZ WRIGHT wirkt sehr überlegt bei ihrem Vorgehen und tief verbunden mit dem, was sie tut. Sie lässt sich ausreichend Zeit, neue Aufnahmen fertig zu stellen und unterlegt sich keinem Diktat, zu einem bestimmten Turnus neues Material präsentieren zu müssen. Dazu passt auch, dass sie ausgleichende Interessen neben der Musik wahrnimmt. Sie ist passionierte ausgebildete Köchin und verbringt viel Zeit damit, ihren Garten zu gestalten.

    DREAMING WIDE AWAKE aus 2005 zeigt die Künstlerin als reife Persönlichkeit, die in ihrer Mitte angekommen ist. Sie hat sich von Stilgrenzen, externen Erwartungen und eingrenzenden Vorgaben freigeschwommen. Die Begleitmusiker werden songdienlich eingesetzt und die Arrangements spiegeln eine stilübergreifende Auffassung der Umsetzung von Eigen- und Fremdmaterial wider. Den Mittel- und Anziehungspunkt bildet allerdings Lizz`s cremig-sanfte seelenvolle Alt-Stimme, die betört und nicht einlullt. Sie strömt warm, voluminös und natürlich fließend aus ihr hervor. Sie geht gesanglich nicht an ihre Grenzen, egal wie ausdrucksvoll und leidenschaftlich sie agiert. Man hat bei ihr immer den Eindruck, dass da noch Reserven sind.

    Den Standard A TASTE OF HONEY, den auch die BEATLES mal aufgenommen haben, trägt sie als Folk mit Blues-Wurzeln und Pop-Kern in Balladenform vor. Die Aussage von STOP steht quasi stellvertretend für ihr neues Selbstverständnis und ihr gestärktes Selbstvertrauen. „Erzähl mir nicht, dass ich aufhören soll. Befehl dem Regen nicht nachzulassen, sag dem Wind nicht, dass er nicht mehr wehen soll. Erzähl mir lieber, dass deine Liebe ehrlich ist…[….]“, verkündet sie hier. Der Song ist im Original von JOE HENRY. Er hat ihn 2001 auf seinem Werk SCAR als dunkles Nachtschwärmer-Jazz-Kunstlied interpretiert. Das hört sich so ähnlich an, wie TOM WAITS seine Ideen auf SWORDFISHTROMBONES umgesetzt hat. Lizz nimmt dem Lied das schräge und bedrohliche Element und lässt vor allem die gedankenverlorene Nachdenklichkeit über.

    HIT THE GROUND, WHEN I CLOSE MY EYES, I`m CONFESSIN`, WAKE UP LITTLE SPARROW, CHASING STRANGE, DREAMING WIDE AWAKE und WITHOUT YOU sind allesamt zurückgenommene, stille Zeugnisse der inneren Ausgeglichenheit, über die LIZZ WRIGHT eine tiefe Verbundenheit mit der Musik herstellt. Die Songs haben die Erhabenheit von Gebeten. Sie zeigen eine demütige Zuneigung bei den eigenen Arbeiten und sind eine dankbare Verbeugung vor den Fremdkompositionen. Die Version von NEIL YOUNG`s OLD MAN ist hier und bei den Live-Shows ein herausragendes Erlebnis. Zunächst anmutig, der Folktradition verbunden und aufs Wesentliche reduziert, wird der Song im Verlauf allein auf Grund der Kraft der Stimme zu einer Gänsehaut erzeugenden Hymne aufgebaut.

    Nicht minder bezaubernd bekommt der Klassiker GET TOGETHER eine Frischzellenkur. Ehemals von der Westcoast-Legende DINO VALENTI ins Leben gerufen, wurde dieser quasi-Protest-Song schon oft und häufig und auch überzeugend nachgespielt. So z.B. von den Westcoast-Bands THE YOUNGBLOODS um JESSE COLIN YOUNG und von JEFFERSON AIRPLANE. Aber er wurde auch von so unterschiedlichen Leuten wie THE STAPLE SINGERS, THE CARPENTERS, ANDY WILLIAMS und LOUIS ARMSTRONG aufgenommen. Jedoch sticht diese Einverleibung hervor. Hier wird eine Leichtigkeit und Schlichtheit übertragen, dass man kaum atmen mag, um nicht das Grazile und Verinnerlichte zu stören. Das ist Musik wie eine leichte Sommerbrise, wie eine zärtliche Umarmung, ein gehauchter Kuss oder wie die Wirkung einer ermutigenden Botschaft. Hoffnung und Geduld strahlt TROUBLE aus. Das Lied swingt leicht und bekommt durch das stützende E-Piano und die schimmernde Hammond-B3-Orgel-Begleitung Erdung. Als Bonus-Track wurde NARROW DAYLIGHT spendiert. Eine Ballade, die sich nahtlos in den melancholischen Gesamtcharakter des Albums einfügt. Für DREAMING WIDE AWAKE werden nur noch wenige Jazz-Anteile verwendet. Singer-Songwriter-Gospel trifft die Ausrichtung einigermaßen. Die Musik wirkt insgesamt sehr homogen, intim und gelassen.
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    Lost

    Trentemøller
    Lost (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    17.01.2014
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Auf dem Weg zur Entwicklung eines neuen Stils?

    Anders Trentemøller geht neue Wege. Er verwendet Dance-Music-Themen, bewegt sich aber auch in Independent-Rock-Gefilden und ist auch nicht abgeneigt, klassische Songwriter-Strukturen einzubinden. Von Haus aus ist der Däne Techno- und House-Music-Produzent sowie Remixer. Er tummelt sich also hauptsächlich in der Dancefloor-Club-Szene. Bisher wurde man auf ihn durch etliche Singles und EP`s, zwei Volle-Länge CDs und einige Compilation-Beiträge aufmerksam. Darunter seine Zusammenstellung für die LATE NIGHT TALES-Reihe, die sein weites Spektrum zeigt. Hier findet man 60er Jahre Girlgroup-Sound (Remember von den Shangri-La`s) neben Velvet Underground. Und ein introvertierter Songwriter wie M. WARD wird zwischen allerlei sphärischen, atmosphärischen Klängen und dunklen Indie-Rock-Beigaben platziert. Besonders reizvoll ist dabei seine eigene geheimnisvolle Cover-Version von CHRIS ISAAK`s BLUE HOTEL. Eine besondere Verbindung hat er anscheinend zu den Slow-Core-Musikern von LOW. Diese berücksichtigt er in seinem LATE NIGHT TALES Mix und sie begleiten ihn auch im Eröffnungstrack von LOST (THE DREAM). Das Ergebnis hätte auch ohne negativ aufzufallen, auf einem LOW-Album untergebracht werden können. Hier herrscht tempomäßig zunächst fast Stillstand, die Atmosphäre ist überwiegend düster. Glockenähnliche Effekte hellen das Bild ein wenig auf und die Geschwindigkeit wird im Verlauf immer mal wieder etwas angezogen, versinkt dann aber erneut in Tristesse. Schon der nächste Titel GRAVITY deutet die andere Seite von Trentemøller an. Im Hintergrund des verhaltenen Gesangs der Gastsängerin JANA HUNTER von LOWER DENS geben maschinenartige Rhythmus-Verzierungen den Takt an. Das wirkt wie eine Light-Version moderner House-Music-Tracks, die auch Indie-Rock-Jüngern gefallen kann. Beim instrumentalen STILL ON FIRE kommen die elektronischen Zutaten heftiger zum Einsatz. Der Rhythmus ist brutal hart und wird stoisch eingesetzt. Man hat daher den Eindruck, dass ein früher Einfluss für Trentemøller NEW ORDER gewesen sein könnten. Jeder gute DJ weiß, dass er nicht ständig auf Volldampf fahren darf. Dementsprechend folgt mit CANDY TONGUE eine Nummer, die im Grunde genommen besinnlich ist, zum Ende hin aber an Druck und Dramatik gewinnt. Gesanglich wird die Komposition hauchzart und bestimmend von MARIE FISKER unterstützt.

    Den Spagat zwischen dröhnenden, hoch pulsierenden Dancefloor-Takten in LCD SOUNDSYSTEM-Nähe und beinahe meditativen Szenarien zieht Trentemøller über das gesamte Album durch, ohne dass der Spannungsbogen in sich zusammen fällt. Der Reiz liegt in den jeweils abgeänderten Formen der Darstellung. Das Album ist gespickt mit verschiedenen Gesangsgästen. Diese tragen genauso zur Abwechslung bei, wie die Variationen bei der Rhythmus-Begleitung. Trentemøller versucht stimmungsmäßig zwei völlig verschiedene Welten miteinander zu verbinden. Die kühle, berechnende, exakte Elektronik mit der emotionalen, akustischen, warmen, verletzlichen menschlichen Seite. Und wer die Lust und die offenen Ohren hat, Neuland zu entdecken, der wird auf einen anregenden Erfahrungsaustausch mitgenommen.

    Man hat aber den Eindruck, dass LOST erst den Anfang einer Entwicklung aufzeigt, denn es ist noch nicht alles voll ausgegoren, was man hier hört. Das zeigt sich zum Beispiel an dem mit über 13 Minuten doch zu lang geratenen HAZED. Hier geht der Spieltrieb mit dem Musiker durch. Weniger wäre mehr gewesen, denn die verwendeten Ideen reichen nicht aus, um die Aufmerksamkeit über die gesamte Zeit aufrecht zu halten. Aber alleine der Versuch, stilbildend tätig zu werden, trotz der Gefahr, sich zwischen alle Stühle zu setzen, nötigt Respekt ab.

    Konzeptionell orientiert sich LOST an solchen zerrissenen Übergangsalben wie ANOTHER GREEN WORLD des ROXY MUSIC-Gründungsmitglieds BRIAN ENO. Dieser kombinierte bei seiner Musik poporientierte Songs mit instrumentalen Miniaturen und elektronischen Klangtapeten. Jene Experimente führten ihn später zur Entwicklung des Ambient Sounds. Trentemøller erschafft Ähnliches, indem er dunkel schimmernden Songs eine Mischung aus pochenden, aber nicht überkochenden Dancefloor-Beats und cineastischen Soundlandschaften gegenüberstellt. Womöglich befindet sich der Künstler auch auf dem Weg zur Entwicklung eines neuen Stils.
    The Hunch

    The Hunch (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    17.01.2014
    Klang:
    3 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Authentischer Rocka- und Psychobilly aus der Schweiz

    Die Schweiz ist nicht nur bekannt für ihre hohen Berge, ihr verschwiegenes Bankensystem, herzhaften Käse und Atemwege befreiende Bonbons, sondern unter Insidern auch für wilde, ungezügelte, ursprüngliche Klänge zwischen spätem Rhythm & Blues und frühem Rock`n`Roll. Dieser Sound wird auf dem Spezialitätenlabel VOODOO RHYTHM mit adäquaten Auswüchsen in verschiedene andere gleichnamige Richtungen präsentiert.

    Jetzt gibt es neues Altes vom Label-Eigner Reverend Beat Man. Quasi seine Jugendsünden, die unter der Marke THE MONSTERS ausgelebt wurden. Die ehemaligen Vinyl-Veröffentlichungen MASKS (1989) und THE HUNCH (1991) werden jetzt als CD, Vinyl und Download wiederveröffentlicht. Und entsprechend der Label-Philosophie findet man auch hier heftig rumpelnde, wilde Rhythmen vor. Ganz in der Tradition der Vorbilder der CRAMPS und dem, was diese Retro-Rocker selber als Rocka- oder Psychobilly aus den Vorlagen recycled haben.

    Das Debutalbum wurde damals in 3 Tagen im Luzerner Schweinesound(!)-Studio eingespielt. Der Klang ist zwar roh, die instrumentale Umsetzung primitiv und der Gesang übel und gefährlich, aber genauso muss ungeschliffener Rock`n`Roll klingen. Egal, ob man ihn nun Trash, Punk, Grunge, Irgendwas-Billy oder Garagen-Rock nennt. Das Quartett rotzt sich ohne Rücksicht auf Verluste durch 12 ungestüme, druckvolle Eigenkreationen und durch eine durchgeknallte Cover-Version von WILD THING der TROGGS. Wer SURFIN` BIRD von den RAMONES kennt, der kann sich ungefähr vorstellen, was die MONSTERS dem TROGGS-Song angetan haben. Ja, das Ergebnis kann sich durchweg hören lassen. Die Rhythmen gehen in die Beine, die Riffs sind eingängig und die Songs kraftvoll und ungestüm.

    Die 2. Platte wollten sie dann in einem teuren Studio aufnehmen. Aber nachdem sie eine Seite der geplanten Aufnahmen fertig hatten, war ihr Geld alle. Die andere Platten-Seite zierte ein Konzert aus dem ISC Club, Bern von 1991. Am Grundkonzept hat sich hier gegenüber dem Erstling nicht viel geändert. Die Band klingt noch etwas mehr nach den CRAMPS, was aber nicht stört. Die MONSTERS interpretieren unter anderem Stoff von THE KINKS und den Klassiker THE WITCH von den Garagen-Göttern THE SONICS. Außerdem THE HUNCH vom Rockabilly-Idol HASIL ADKINS sowie eine schnelle Version des Rock`n`Roll-Gassenhauers BE BOP A LULA und als Abschluss gibt es noch eine weitere total verrückte WILD THING-Version. Den Live-Aufnahmen fehlt ein wenig Dynamik und der Gesang wurde zu sehr in den Hintergrund gemixt. Sie sind aber trotzdem gut hörbar und vermitteln einen soliden Eindruck von der brodelnden Stimmung, die die Band aufbauen konnte.

    Da sage noch jemand, aus der Schweiz komme nur Käse. Diese Musik wirkt trotz ihres hohen Alters nicht angestaubt oder überholt. Sie hätte theoretisch auch aus diesem Jahr stammen können. Was auch daran liegt, dass ehrlicher, handfester, dreckiger Rock`n`Roll, der mit Inbrunst und Hingabe gespielt wird, eben zeitlos ist.
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    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    17.01.2014
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    3 von 5

    Split-CD zweier belgischer Neo-Rockabilly-Bands

    Diese Split-CD präsentiert THE GRAVE BROTHERS und ADIOS PANTALONES aus Belgien mit jeweils 6 Songs. Nach eigenem bekunden sind die GRAVE BROTHERS eine Country/Punk/Psychobilly/Bluegrass-Band. Eine treffende Beschreibung, denn alle diese Elemente kommen in ihrer Musik wechselweise vor. Ergänzen kann man noch eine gewisse Schwäche für ENNIO MORRICONE-Soundtracks. Die Band nutzt die Ausgelassenheit des Bluegrass, um den Stücken einen erdigen Bezug zu verleihen. Das Banjo wird dabei häufig als ein Lead-Instrument eingesetzt und sorgt für vergnügliches Fußwippen. Die Präsentation beginnt mit GOAT SKIN CLOGS, einem munteren Instrumentaltitel mit lebhaftem, führenden Banjo und anregend-melodischer E-Gitarrenbegleitung. Es folgt WAY UP HIGH/DOWN BELOW. Hier ist die Band noch schneller unterwegs. Sie stellen eine Verbindung von Punk und Bluegrass her, früher hieß das mal COWPUNK. Der Lead-Gesang klingt gehetzt und wird noch durch einen aufgepeitschten Chor-Gesang im Refrain zusätzlich angestachelt. ARE YOU DRINKING WITH ME JESUS täuscht zunächst einen erzählerischen Country-Folk-Song vor, wird dann aber zum ausgelassenen Sauflied mit gröhlendem Chor-Gesang. Den locker galoppierenden BLACK SUNDAY SHUFFLE kann man sich gut im Repertoire der deutschen Vorzeige-Cowboys BOSS HOSS vorstellen und RUM DRINKERS & HELL RAISERS bewegt sich zwischen high-speed Country-Rockabilly und ländlich entspannten Rhythmen hin und her. Zum Abschluss drehen sie mit NEW GO noch mal richtig auf. Der Gesang überschlägt sich beinahe und das Tempo befindet sich am oberen Limit. Dann kommt ein kurzer Verschnaufer, bei dem nur noch das Banjo den Song weitertreibt. Danach nimmt die E-Gitarre wieder Fahrt auf und der Höllentrip beginnt von vorne. So könnte es sich angehört haben, wenn die RAMONES Country adaptiert hätten.

    Die drei Typen von ADIOS PANTALONES bedienen mit ihrem kompromisslosen, aber ausrechenbarem Psychobilly genau das Klischee, dass man von solch einer Ausrichtung erwarten darf: Vorwärtstreibender, energischer Rhythmus mit dreckig, brüchigem Gesang. Pogo-Billy sag ich jetzt mal dazu.

    Beim Kampf GRAVE BROTHERS gegen ADIOS PANTALONES gibt es einen eindeutigen Sieger: Das sind die GRAVE BROTHERS. Ihr Sound legt sich nicht fest und er variiert geschmeidig zwischen den diversen Stilen. Er ist mal laut und mal leise und scheint sogar noch ausbaufähig zu sein.
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    • Stallion Battalion (Special Edition + 5 Bonus Tracks) Stallion Battalion (Special Edition + 5 Bonus Tracks) (CD)
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