Inhalt Einstellungen Privatsphäre
jpc.de – Leidenschaft für Musik Startseite jpc.de – Leidenschaft für Musik Startseite
  • Portofrei ab 20 Euro
  • Portofrei bestellen ab 20 Euro
  • Portofrei innerhalb Deutschlands Vinyl und Bücher und alles ab 20 Euro
0
EUR
00,00*
Warenkorb EUR 00,00 *
Anmelden
Konto anlegen
Filter
    Erweiterte Suche
    Anmelden Konto anlegen
    1. Startseite
    2. Alle Rezensionen von KlpB bei jpc.de

    KlpB Top 100 Rezensent

    Aktiv seit: 29. Dezember 2010
    "Hilfreich"-Bewertungen: 646
    106 Rezensionen
    Ein Duett Sir Arthur Conan Doyle
    Ein Duett (Buch)
    17.05.2014

    Als Roman getarnter Beziehungsratgeber

    Nach einem guten Viertel der Lektüre unterbrach ich, etwas enttäuscht über Doyle, der längst zu meinen Lieblingsautoren gehört. Dann folgte ich der Anregung meiner Frau, die Gutes zu späteren Kapiteln zu berichten wußte.
    In der Tat, ziemlich sorglos um eine durchgeplante Handlung reiht der große Menschenkenner Episoden einer Beziehung zwischen Verlobung und erstem Nachwuchs aneinander, führt mit anderswo nicht verwendbaren Resten in Form übrigens brillanter Stadtführerliteratur seitenweise Exkurse und erweist sich, zumindest in der hier neuaufgelegten deutschen Übersetzung von 1909, nicht sonderlich originell im Nachzeichnen von Verliebtensprache. Doyle war eben kein Emo.
    Aber er war allem Anschein nach ein Mensch mit einer ganz umwerfenden praktischen Menschenliebe und einem Blick voller Einfachheit und Maß auf die menschenlichen Verhältnisse. So kann man seine Szenen einer Ehe ganz anders als den Film dieses Namens fast als einen Ratgeber benutzen für Menschen, die eine Liebe im Alltag zu pflegen und am Leben zu erhalten streben. Warum soll Literatur so etwas nicht leisten? Doyle hätte über Puristen der "zweckfreien" Kunst weise gelächelt. Eine Kunst, die nicht den Menschen im Zentrum hat, marginalisiert sich selber.
    Einige Großabschnitte immerhin sind auch unter erzähltechnischen Gesichtspunkten meisterhaft durchgeführt. Die Sache mit der unerwartet eintreffenden Bürgschaftsforderung etwa. Die glücklich mißlungene Aktienspekulation. Die Irritation durch die - allerdings sehr unangekündigt ins Geschehen tretende - Exgeliebte.
    Das Buch gehört wohl zu den am wenigsten erfolgreichen des mit Recht vielgelesenen Erfinders von Sherlock Holmes. Es atmet aber denselben Scharfsinn der Menschenbeobachtung, denselben unverwechselbaren Humor. Der Privatinitiative zur deutschen Renaissance des gesamten Doyle, die sich hinter dem Verlagsnamen 28 Eichen verbirgt, gebührt ein Verdienstorden.
    Die Réfugiés Sir Arthur Conan Doyle
    Die Réfugiés (Buch)
    07.05.2014

    Spannend bis zum Anschlag

    Dieses Portal erzwingt durch die Sternebewertung Entscheidungen, die bei Kunstwerken schwer erträglich sind und Schieflagen unvermeidlich machen. Doyles Romane sind Kunst, und dieser hierzulande noch nicht bzw. nicht mehr bekannte historische Roman aus seiner früheren Schaffenszeit ist es in hohem Maße. Dennoch enthält das Werk des 33jährigen Schwächen, die “5 Sterne” technisch unanfechtbaren Spitzenleistungen Doyles gegenüber ungerecht erscheinen lassen. Andererseits erhebt er sich so berghoch über das meiste an auch hier bewerteter Romanliteratur, daß ein Stern weniger Leser abhalten könnte, sich ein immenses, überdies lehrreiches Lesevergnügen zu verschaffen.

    Der Roman gliedert sich im Verhältnis 5 zu 3 in zwei Teile. Der erste spielt am Hofe Ludwigs XIV. in Versailles und in Paris und Umgebung. Die Jesuiten versuchen, über die fromme Frau von Maintenon, deren Heirat mit dem König sie protegieren, diesen dazu zu bringen, das Edikt von Nantes aufzuheben. In Nantes war der hugenottischen Minderheit freie Ausübung der Religion zugestanden worden. Jetzt sollen sie zwangsbekehrt oder verfolgt werden. Ein hugenottischer Leibgardist, der seinen Aufstieg einer Rettungstat am König verdankt, weigert sich, die Konfession zu wechseln, und flieht mit seiner Verlobten und deren Vater und zwei amerikanischen Besuchern über den Atlantik. Das zweite Buch schildert die Ankunft und neue Verwicklungen in den Wäldern der Provinz Quebec.

    Meine schnell lesende Frau hatte die “Réfugiés” eben zum zweitenmal kurz hintereinander genossen und rühmte mit leuchtendem Blick Doyles vergleichsweise umfangreiches Buch (ca. doppelter Umfang der größeren Holmes-Romane) als eines ihrer liebsten. Ich konnte beim Nachlesen ihre Begeisterung erst einmal nicht ganz nachvollziehen. Der Hauptmann Catinat, seine hugenottische Familie, der kanadische Besucher, der alte Seemann – wunderbar. Das Hofleben in Versailles – so köstlich und so gut recherchiert, daß Zeitgenossen Doyles Versailler Fremdenführern anrieten, sich bei ihm zu informieren. Die geistlichen Ratgeber um Ludwig herum, die Jesuiten speziell – entwickelt von jemandem, der die katholische Demagogie bis zu den Wurzeln kannte. Die eifersüchtige Montespan, Ludwigs abgeschriebene Maitresse – mit allen Wassern gewaschenes Rasseweib. Aber die Figuren des Königs selber und seiner späten Liebe Maintenon?

    Klar, ein Romanschriftsteller muß historische Figuren nicht historisch getreu übertragen, darf aus einem normalgroßen einen kleinwüchsigen Mann, aus einer frommen Frau eine noch frommere oder frömmelndere machen. Es bleibt aber zu fragen, ob der labile, mit leichten Argumenten schnell zu beeindruckende, religiös verängstigte Mensch, den Doyle aus Ludwig macht, wohl imstande gewesen wäre, einen Staat zu lenken, wie dies ein Regent erwiesenen Kalibers hätte bewerkstelligen können. Und ob er sich von einer Frau hätte so faszinieren lassen können, die mehr mit einer bigotten Internatsleiterin als mit einer souverän manipulierenden Begleiterin der Macht von einigem Esprit gemein hat. Hier scheint Doyle nicht ganz glaubwürdig eigene Begegnungen mit eingeschüchterten Schulkameraden aus Internatszeiten und frömmelnden Ordensfrauen projiziert zu haben.

    Aber wie bringt er große Politik und private Schicksale zusammen, spinnt Fäden weiter, überrascht, baut Spannung auf, fängt Reiseeindrücke ein, erweckt Recherchiertes plastisch zum Leben! Phänomenal! Die zweite Hälfte ist eine einzige Klimax, endend mit der furiosen Schilderung eines Überfalls grausamer Indianerstämme auf weiße Kolonialisten - eine der besten Schlachtenszenen der Literatur überhaupt.

    Gattungstechnisch ähnelt das Ganze einem Historiengemälde, das als Abenteuerroman in der Nachfolge von “Lederstrumpf” endet. Beide Teile bleiben aber als Schilderung der Folgen von Ludwigs verhängnisvoller Religionspolitik und über Personal und einige teilweise groteske Begegnungen mit Exilfranzosen innerlich verbunden. Und vor allem: Doyle steht seinen Vorbildern nicht nach, sondern übertrifft sie.

    Die Ausgabe ist der Nachdruck der anonymen ersten Übersetzung von 1893, noch mit alter Schreibung mit “th”, dazu stellenweise orthografischen Versehen wohl neueren Datums, ungeachtet dessen aber flüssig lesbar und überdies angenehm gebunden. Der Verlag 28 Eichen macht sich mit seiner Doyle-Reihe um die Wiederentdeckung eines der schwungvollsten Erzähler der Literatur verdient. Eigentlich unbegreiflich, daß außer den grandiosen Detektivgeschichten um Sherlock Holmes das ebenfalls grandiose andere Schaffen des Schotten bisher wenig bekannt blieb.
    Kolonie Konzern Krieg Kolonie Konzern Krieg (Buch)
    07.05.2014

    Stichhaltige Sicht historischer Zusammenhänge

    Wer im Geschichtsunterricht sich mit dem Einprägen lose aneinandergereihter Ereignisse abplagte, wer in Schule oder Universität wichtige Zusammenhänge volkswirtschaftlicher Art nicht begriff, wer mit den raumgreifenden Umschreibungen in Marxens Hauptwerk DAS KAPITAL Probleme hatte, sollte unbedingt dieses Buch lesen. Rüdiger Rauls übersetzt Karl Marx sozusagen in eine flüssige Sprache. Er beweist die Schlüssigkeit seiner Geschichtstheorie, indem er sie auf die Entstehungs- und Blütezeit des globalen Kapitalismus anwendet. Er zeigt, wie logisch vieles wird, wenn man nur mit dem richtigen Schlüssel zur Tür geht und unbeirrt die richtigen Fragen stellt.
    Aus einer unverkennbar am KAPITAL geschulten Herangehensweise deckt er auf, warum sich die Kolonialmächte früherer Jahre und die getarnten modernen Kolonialmächte USA und ihre Satrappen verhielten und verhalten, wie sie es taten und tun, warum ihr, wörtlich, "Menschenrechtsgetöse" vor den Augen einer weltweiten Internetgemeinde aber immer unglaubwürdiger wird. Er spart nicht mit Lob auf die Überlegenheit des Kapitalismus, als es um eine bessere Versorgung der Weltbevölkerung ging, und räumt mit dem verbreiteten, auch von Lenin aufgegriffenen Vorurteil auf, dem Kapitalismus sei Krieg ein willkommenes Mittel, leergebombte Märkte neu zu beliefern. Er belegt, daß dem Kapital nicht Herrschaft, sondern Handel am Herzen liegt und daß, einige Rüstungskonzerne ausgenommen, die Wirtschaft am Krieg mehr verliert als gewinnt.
    Der Erste Weltkrieg, der in der Darstellung knapp hundert Jahre nach dessen Ausbruch Fixpunkt der Betrachtung bildet, war demnach nicht Folge kapitalistischer Interessenkämpfe, sondern letzter Kampf einer gesellschaftlichen Klasse - des Adels -, die sich überlebt hatte, aber noch die Ämter besetzte, um Weiterbestand. Die Großindustrie agierte zu dieser Zeit bereits international, und einige ihrer Vordenker träumten bereits politische Unionen wie die EU vorweg, die von einer florierenden Weltwirtschaft ihren Ausgang nehmen.
    Rauls hält sich mit parteiischen Wertungen zurück und sieht Feudalismus, Kapitalismus und den Rückfall in eine Klassengesellschaft (Prekariat = Proletariat...) als Durchgangsstadien in einer menschheitsgeschichtlichen Entwicklung mit unbekannter Fortsetzung. Wie das Buch, ohne kraß zu formulieren, allein durch die gedankliche Abfolge harsche Kritik an der aktuellen Politik übt, gibt es, ohne eine Patentlösung anzubieten, Raum, auf Veränderung zu hoffen, die der Menschheit wieder dient.
    Das Buch ist ein großer Aufsatz ohne Fußnoten, fast ohne Anhang und mit nur wenigen Zitatausschnitten. Als Book on Demand, bei dem jede Seite vom Verfasser finanziert werden muß, erspart es dem Leser die üblichen Umwege über Auseinandersetzungen mit Gegenmeinungen, was freilich nicht immer abgrenzen läßt, wo Referiertes und wo Eigenes einsetzt. Ein formeller Schwachpunkt ergibt sich - Nachteil eines Books on Demand - aus der Tatsache fehlenden Gegenlesens durch Lektoren, was doch einige Flüchtigkeitsfehler bedingte.
    Alles in allem eine prototypische Analyse von Geschichte, die mit viel Überblickswissen stichhaltige Kausalverbindungen aufzeigt und durch ihren konstruktiven Grundansatz manches Lehrbuch und Kolloquium in den Schatten stellt.
    Weltliche Chorwerke a cappella Weltliche Chorwerke a cappella (CD)
    30.03.2014
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    In vielen Aspekten optimal

    Die vorliegende Publikation sämtlicher "weltlichen" Chorstücke Schumanns ohne Orchester kommt, ungeachtet kleiner Unebenheiten beim Sopran, dem Charakter der Kompositionen sehr nahe. Vor allem bildet die zupackende Dynamik und Frische des Musizierens einen wohltuenden Gegensatz zum häufig bei Schumann praktizierten Pianogesäusel. Piano und Pianissimo gibt es hier auch, aber nicht dieses zur Unsitte gewordene, völlig unangemessene Einknicken vor Crescendo, Forte und Fortissimo.

    Schumann plante sein Schaffen wie ein Ingenieur. Oder um es der keineswegs so versteckten Ausdrucksmacht seiner Musik näher zu formulieren: wie ein Baumeister und Städteplaner. Auch in seinem heute eher randständigen Schaffen mit Chormotetten, Chorliedern, Chorballaden entwarf er in kurzen Abständen mehrere Grundkonzepte und setzte sie promt in Realität um. Die Palette reicht von differenziert gesetzten, imitatorischen Stücken mit zum Teil harmonischen Reizwirkungen, die für die Zeit außerordentlich waren und Zeitgleiches bei Wagner ausstechen, bis hin zu akkordischen, vergleichsweise anspruchslosen Strophenfolgen. Oder um es in abgegriffenen Wendungen zu umschreiben: Zeugnissen des "Genies" (CD 1, 2 und 4) steht Routiniertes, bieder Handgestricktes, ohne allzu großes Engagement dem Bedarf des Tages Zugeplantes gegenüber (CD 3, auf der nur einzelnes herausragt, bevorzugt die jeweiligen Schlußnummern der teilweise von Schumann gar nicht mehr veröffentlichten "Romanzen und Balladen", freilich aber auch die Chorfassung von "Der Handschuh").

    Auf CD 3, die auch kompositorisch weniger Entdeckerfreuden verspricht, ist schätzungsweise der größte Anteil nicht ganz müheloser Töne im Sopran zu finden. Meistens aber ist das Chorgesang der Oberklasse. Das Karlsruher Ensemble läßt, angeführt von den Männerchorabschnitten (CD 2) und mit einer abrundenden leichten dunklen Nebenkomponente, Schumanns Musik blühen und erstrahlen. Eine belebende Wiederbegegnung mit einem nicht zu unterschätzenden Seitenzweig seines Schaffens.
    Die Orgel in Uranienborg Oslo 1884 - 2009 Die Orgel in Uranienborg Oslo 1884 - 2009 (SACD)
    24.12.2013
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Orgelpräsentation vom feinsten

    Neue CD in der stattlichen Reihe von Orgelporträts, speziell historischer Instrumente, des Schweizer Organisten und Verlegers Albert Bolliger. Die in ihrer Grundkonzeption auf ein 1884 erbautes romantisches Instrument von August Nielsen zurückgehende Orgel der Schweizer Firma Kuhn in Uranienborg/Oslo gehört zu den bestintonierten, die ich jemals hörte. Will sagen: Klang und Klangverhältnisse zueinander, Aufbau über die Oktaven hin, Klangentwicklung der Einzelregister beim Öffnen und Schließen der beiden Jalousieschweller stellen sich ausgewogen und homogen dar, wie dies Orgelbauern selten gelingt. Diese inspirierende Orgel mußte den erprobten Organisten zu wahrhaft inspirierenden Klangkombinationen inspirieren.

    Er hat sich dafür romantische und tonal moderne Orgelstücke skandinavischer Komponisten ausgesucht, keine Werke, die ein Jungvirtuose vorziehen würde, um sich und dem Publikum etwas zu beweisen, Stücke vielmehr, die die Stärken der Orgel, die warme Akustik des Kirchenraums, die Konzeptionskraft des Interpreten und sakrale Andacht zum Zuge kommen lassen.

    Bolliger musiziert schwungvoll ohne Eilen, fantasievoll ohne Fingerzeig, abgeklärt ohne Behäbigkeit, kraftvoll ohne Übertreibung. Das zeigt sich exemplarisch bei der beinahe halbstündigen Serie der 29 Präludien op. 51 von Carl Nielsen, die er als Zyklus darbietet und in den Mittelpunkt seiner Einspielung stellt. Die dänische Nummer 1 unter den Komponisten befleißigt sich hier eines Stils, der bewußt bis in die frühe Orgelkunst eines Sweelinck zurückgreift, und läßt den Organisten bei der Wahl von Lautstärke, Registern, Artikulation sozusagen im Regen stehen, ja legt nicht einmal fest, wann und ob überhaupt Pedal, ob eines oder mehrere Manuale benutzt werden sollen. Man spürt, wie lustvoll Bolliger diese Herausforderung annahm und die unscheinbar auf zwei Systeme notierten Kurzformate manchmal mächtig auftrumpfen läßt, dann wieder in Etappen untergliedert, durch Zuschaltungen diskret aufgipfelt oder auch ganz verhalten auffaßt und in die Höhen des Kirchenraumes entschweben läßt. Manche Laut-leise-Entscheidung wäre umgekehrt wohl auch denkbar gewesen, aber schwerlich plausibler und besser.

    Diesen fast strengen Belegen einer musikalischen Frühmoderne, die Bolliger aber gar nicht unnahbar behandelt, steht gemütvoll Liedhaftes, Präludierendes oder Fugierendes aus anderer Hand gegenüber. Besonders schmelzvoll die Choralbearbeitung Nils W. Gades über “Wie schön leuchtet der Morgenstern” mit einem berückenden Fernecho und die Viererfolge des bei uns unbekannten Komponisten Rued Ranggaard, die in Grieg-Dupréschen Harmonien schwelgt und den packenden Abschluß bildet.

    Zu fast allen Tracks gibt Bolliger die Registrierungen an. Es ist erneut eine Produktion, die dem unerklärten Motto des Sinus-Verlags, docere et delectare – belehren und unterhalten –, große Ehre macht.
    Geschichten am Kamin Sir Arthur Conan Doyle
    Geschichten am Kamin (Buch)
    18.09.2013

    Begnadeter Geschichtenerfinder

    Doyle gibt der akademischen Literaturwelt kaum Rätsel auf. Mit den formalen Erneuerungsbewegungen um 1900 hatte er nichts im Sinn. Gewiß, er schuf die berühmteste Detektivgestalt der Literatur. Doch hilft ihm das gegen die Abqualifikation als ehrenwerter, aber nicht weiter beachtenswerter Unterhaltungsschriftsteller?
    Nun, Kunst wird auch für Menschen ohne Scheuklappen gemacht, und diese Geberlaune prägt das literarische Vorgehen des ehemaligen Arztes und späteren Erfolgsautors auch im vorliegenden Band faszinierender, verschiedensten Bereichen entnommener Kurzgeschichten. Menschenkenner, Philanthrop, Skizzierer anziehender Ambientes und immer sehr intelligent - Doyle entwickelt eine spannende Situation nach der anderen. Gemeinsames Etwas: ein mysteriöser oder krimineller Hintergrund, manchmal beides. In einer Geschichte - "Der verschwundene Sonderzug" - darf sogar Sherlock Holmes in einem anonymen Auftritt als "ein in jenen Tagen recht berühmter privater Ermittler" dem Vorfall einen Leserbrief widmen. Wenn das kein Spaß ist!
    Nicht restlos alle 17 Geschichten führen ihre Handlung mit demselben Willen zum schlüssigen Resultat zu Ende, aber die Sammlung als ganze stellt mit ihrer Vielfalt der Fälle und ihrer erzählerischen Schlagkraft manches andere in den Schatten.
    Opern-Fantasien für Violine & Klavier Opern-Fantasien für Violine & Klavier (SACD)
    07.09.2013
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Schmankerl

    Beide Musiker sind schon lange sowohl im Opern- wie im kammermusikalischen Bereich tätig und bringen optimale Voraussetzungen mit, diese historischen "Best of"-Programme aus der hohen Zeit der Opern-Paraphrasen zu gestalten: der Schweriner Konzertmeister Volker Reinhold und der langjährige Schweriner Solo- und Ballettrepetitor Ralph Zedler. Letzterer verfaßte in seiner anderen Eigenschaft als Musikwissenschaftler auch die vorzügliche Einführung in das Schaffen Pablo de Sarasates.
    Reinhold spielt auf einer wunderbar sonoren französischen Violine mit sprechendem Ton, virtuos, dennoch mit Ruhe. Leere Selbstdarstellung hat er nicht nötig. Zedler steuert am genregemäß stereotyper gesetzten, aber keineswegs immer einfachen Klavier kapellmeisterliches Ambiente bei. Ein perfektes, atmosphärereiches Musizieren findet statt, das die schönsten Momente aus Opern sechs verschiedener Meister Revü passieren läßt.
    Genoveva op.81 Genoveva op.81 (CD)
    19.08.2013
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Feuriges Plädoyer für ein tolles Werk

    Auch wenn das nicht mehrheitsfähig klingt: Robert Schumanns äußerst selten gespielte Genoveva gehört zu den Glanzlichtern der Operngeschichte. Und selten wird sie so packend wie hier präsentiert: mit einem schier unübertreffbaren Wissen um die Organik, die Proportionen und das feurige Temperament von Komponist und Werk.
     
    Seit ich das Werk kenne, rätsle ich über den positiven Schluß, der dramaturgisch nicht recht zum vorangegangenen Ehedrama und skandalösen Verhalten des Grafen Siegfried paßt und wahrscheinlich der Grund ist, warum man das Werk selten konzertant mitbekommt (wie hier) oder gar inszeniert. Bei der von Harnoncourt dirigierten Zürcher Inszenierung (DVD) wurde dem Problem mit artikulatorischen und szenischen Mitteln begegnet. Handelte Schumann in seinem musikalischen Sorgenkind intime Dinge ab? Wenn Golo als zudringlicher Bastard beschimpft wird, schwingt da nicht das lange Zurückgestoßensein Schumanns in der Heiratssache mit Clara nach? Und in der Bereitschaft Siegfrieds, sich die unschuldige Genoveva als Ehebrecherin vorzustellen und sie abzustrafen, nicht Ressentiment des Komponisten gegen die spätere Clara, von der er sich manchmal gerne trennen würde?
     
    Geheime Trennungswünsche sozusagen, die sich jedes Mal in Luft auflösen, wenn der Grollende bemerkt, daß die Frau sich korrekt verhält und der Hader aus ihm selber kommt. Schumann lebt nicht aus – glücklicherweise –, was Markgraf Siegfried in der Oper tut, aber er kennt diese Gefühle, die Aggression, das Mitleid, die Beschämung.

    Wenn man etwas derartiges in einer Inszenierung darstellen könnte – die Innenhandlung als Traumgeschehen etwa –, bedürfte es vielleicht nicht mehr künstlicher Umwege wie bei der Zürcher Inszenierung, um diese musikalisch äußerst dichte und spannende Opern doch noch zum Repertoirestück zu machen. Die hier dokumentierte Wiesbadener Konzertaufführung mit einem berufenen Schumann-Vermittler am Pult und exquisiten Kräften auf der Bühne und im Graben ist jedenfalls eine anregende Quelle wiederkehrender Beschäftigung mit dem Werk.
    Der Großinquisitor, 1 Audio-CD Der Großinquisitor, 1 Audio-CD (CD)
    04.08.2013

    Dostojewkij aus der Nähe

    Stimmenfetischisten werden beim markigen Sprecherbaß des berühmten Peter Matic auf ihre Kosten kommen. Nuanciert in Ton, Tempo und Gliederung dröselt der Burgschauspieler den rhetorisch reichen, nicht eben einfach zu vermittelnden Text glänzend auf und macht das Wiederhören zum Gewinn.
    Der erstaunliche Herausgeber Albert Bolliger, nicht nur renommierter Schweizer Organist, sondern auch Übersetzer spanischer und, wie hier, russischer Literatur, zeichnet im Buch dazu für einen klugen Essay verantwortlich, darin er mit weitgefaßter Kenntnis Querverbindungen zwischen Dostojewkijs Großkapitel und des Dichters Biografie nachspürt und vermutlich auch eigene Betroffenheit von der im "Großinquisitor" abgehandelten Thematik einbringt.
    Um das Werk voll zu würdigen, muß man sich auf eine gewisse christozentrische Weltbetrachtung einlassen und deren Tradition und die im Westen heute verbreitete Aufklärung dialektisch gegeneinander abwägen können. Dies gelingt manchem Hörer vielleicht nur versuchsweise, Bolliger aber wie einem geborenen Theologen mit einem Engagement, das Dostojewkijs Ringen mit der Theodizee zu replizieren scheint.
    Meine erste Begegnung mit dem Großkapitel aus "Die Brüder Karamasow" liegt sehr lange zurück. Bolligers Neuübersetzung des berühmtesten Kapitels daraus kann ich daher nicht kompetent vergleichen. Sie wirkt, gelesen wie gesprochen, klar und genau, aber nicht trocken. Ich unterstelle, daß sie dem Original wie schon andere Übersetzungen Bolligers eng verpflichtet ist. Etwa auch im Einhalten der Stilebene: nicht archaisierend, aber ohne Anbiederungen an heutige Umgangssprache. (Oder war das einmalige "Quatsch" im 19. Jahrhundert unbekannt?) Das wirkt wie Dostojewkij direkt.
    Die wie alles aus dem Sinus-Verlag liebevoll aufgemachte Produktion wurde 2010 von der Hörbuchbestenliste des Hessischen Rundfunks ausgezeichnet.
    Die Schöpfung Die Schöpfung (CD)
    12.06.2013
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Nicht ganz eine "Offenbarung"

    Karajan hat die Pariser und Londoner Sinfonien sowie die beiden späten Oratorien Haydns aufgenommen. Ein Überblick über seine Haydn-Einspielungen insgesamt ist vielleicht hilfreich.

    - Die der Pariser Sinfonien beflügeln nicht unbedingt. Mit Ausnahme jedoch der gezählt sechsten in A-Dur, deren klassische Strenge und stolze Schönheit kaum anderswo gleich streng und stolz herüberkommt. Manko bei den andern fünf: Piano erscheint gegenüber dem Forte zu arg zurückgenommen, die grellen Hell-Dunkel-Kontraste ermüden in ihrer Dauerforcierung, wie dies sonst eher bei den Historisten zu bemängeln Anlaß gibt.

    - Die Londoner Sinfonien bereiten mehr Vergnügen. Ausnahme: die unelastisch gespielte 103te. Eingeschränkt: die stellenweise ausgebremste 93te und 104te. Die 100ste gehört dagegen zu deren besten Einspielungen überhaupt: mit glücklich angesetzten Tempi und dynamischen Proportionen, die den andernorts oft entstehenden Eindruck, hier fehle ein Stück, dort ein Innehalten, dort eine vorbereitende Agogik, nirgends aufkommen läßt. Auch bei der 97ten, 99ten, 101sten und 102ten trifft der Dirigent den Nerv der Musik begeisternd. Karajans Vertrautheit mit österreichischer Musiktradition gibt dem Ganzen angemessene dynamische, rhythmische und artikulatorische Proportionen und den Menuetten eine unerwartet warme Eleganz. Am meisten "Beethoven" kommt übrigens in 99/IV, 101/Durchführung I, 102/IV und 104/III (als Beethovensches Scherzo) zum Vorschein. Dies entspricht nicht nur einer Besonderheit von Karajans Blick auf die Partituren, sondern läßt sich anhand der Noten zweifelsfrei nachvollziehen.

    - Dann gibt es noch drei Einspielungen der "Schöpfung". Die beiden älteren mit Fritz Wunderlich werden auf den Internetseiten wie Legenden gehandelt. Wunderlichs Gestaltung erscheint aber insgesamt nicht sonderlich charaktervoll, bei aller Bewunderung für seine mustergültige Intonation und makellose Stimmführung bei den Arien und mitdenkende Einbringung bei den Ensembles. Die Rezitative in der Mono-Mitschnittversion hat er überraschenderweise anscheinend kaum durchgearbeitet. In der hier dokumentierten Stereo-Studioversion nach seinem Unfalltod wurden diese Abschnitte von einem sehr guten lyrischen Tenor übernommen. Karajan nimmt das Werk beide Male etwas schnell und kann die Ablösung der Formen noch zu keinen zusammenhängenden Bogen fügen. Die dritte Version aus seinen späten Jahre zelebriert das Werk umgekehrt bis zum salbungsvoll Pathetischen. Er erreicht jetzt den Bogen, aber zulasten von Details, die manieriert dickflüssig geraten.

    - Die noch monumentaler als diese dritte Version besetzten und mit 2h35 vergleichsweise langsamen Jahreszeiten aus den 1970er Jahren stellen ungeachtet Mängeln bei Chor (Sopranintonation) und Solistin (Artikulation) eine der fesselndsten Aufnahmen dar. In diesem Werk hat der Komponist mit den Massen und Gruppierungen und deren systematischem Ausbau zum Ende hin im Zuge einer durchdachten Dramaturgie vielleicht erstmalig in der Klassik-Romantik ausdrücklich gespielt, und das hat Karajan wunderbar erfaßt.

    Also wie das meiste auf dieser Welt: Anlaß, differenziert zu reagieren. Je nach persönlichem Geschmack ein paar Schatten, aber auch eine Menge Sonne.
    Die Jahreszeiten Die Jahreszeiten (CD)
    11.06.2013
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Sehr adäquat

    Karajan trifft mit seinem 100-Mann-Orchester und dem riesigen Chor nicht nur in etwa die Dimensionen bei der Uraufführung (der späte Haydn hatte zu Lebzeiten als der berühmtere Komponist größere Besetzungen zur Verfügung als Beethoven und nicht umgekehrt!), man merkt seinem Dirigat auch eine ganz elementare Freude an der Frische, Prägnanz und Naturverbundenheit der Haydnschen Erfindung an. Keineswegs ein pauschaler Bewunderer des Dirigenten, ziehe ich diese Aufnahme den meisten anderen mir bekannten (und allen dünn besetzten) vor.
    Das musikgeschichtlich höchst bedeutsame Spiel des alten Haydn mit den Massen und deren Gruppierungen (das er zum Ende hin systematisch ausbaut) kommt bei dieser Aufnahme besonders gut zum Tragen. Dafür nehme ich einen manchmal problematischen Chorklang (Sopranintonation) und die flaue Artikulation der Solistin in Kauf. Eine Freude!
    Zukunft Sozialismus Zukunft Sozialismus (Buch)
    02.06.2013

    Zur Sache Marx

    Über den Trierer Marx-Ausstellungen und -Begleitveranstaltungen, -Events und -Diskussionen 2012 und 13 geraten private Initiativen um die geistigen Hinterlassenschaften des berühmten Sohnes der Römerstadt leicht ins Hintertreffen. So das unbedingt seriöse, im Eigenverlag herausgegebene Buch "Zukunft Sozialismus" von Rüdiger Rauls.
    Es ist das 232-Seiten-Manifest einer bemerkenswerten Eigeninitiative, die augenscheinlich ohne Absicherung durch Auftraggeber und Rückendeckung durch den akademischen Betrieb entstand. Dazu gehört Gemeinsinn der Art, wie der Autor ihn thematisiert, ohne auf sich selbst Bezug zu nehmen: aus eigenem Antrieb und Wissen wahrgenommene Verantwortung.
    Die Darstellung beginnt mit einem Streifzug durch die Geschichte der modernen Zivilisation unter Leitbegriffen, die dem "HistoMat", dem "Historischen Materialismus" entnommen sind, den man zumindest älteren Schülergenerationen noch als das Geschichtsmodell Karl Marxens vermittelte. Wer vom Sündenfall des Privateigentums an Investitionsgütern im Unterricht jedoch nicht erfahren hat, kann die Lektion auf etwa 120 Seiten manchmal etwas pathetischer und überraschend unmittelbar an christliche Ideale der Nächstenliebe appellierender Weise hier ausführlich nachholen.
    Wer die Theorie kennt, dürfte dagegen aus den abschließenden Großkapiteln "Versuche des Sozialismus" und "Die Schwäche des Kapitalismus" und dem "Ausblick" größeren Gewinn beziehen. Als genauer Beobachter der aktuellen Weltwirtschaft und als offensichtlicher Kenner des Marxschen Hauptwerks "Das Kapital" nimmt Rauls eine objektive Bestandsaufnahme vor und vertieft seine Einsichten durch Offenlegung psychologischer und marktdiktierter Denkbarrieren beim allgemeinen Umgang mit den Folgen des Renditeterrors einerseits, gescheitertem Sozialismus andererseits.
    Für die scharfsinnigen, unaufgeregten und schwerlich zu widerlegenden Ausführungen der zweiten Hälfte lohnt sich die Beschäftigung mit dem Buch. Die Unabhängigkeit von Partei- und Wirtschaftsinteressen ermöglicht dem in Trier lebenden Verfasser Klartext in beiden Richtungen. Auch wenn Rauls Spielräume für eine, so die abschließenden Worte, "freundliche Zukunft" eröffnen möchte, muß er sachgedrungen offenlassen, ob und wann der Bürger, der seine Lebensinteressen von den neuen Obrigkeiten verraten sieht, sich gemeinschaftlich für die Ablösung eines Systems einsetzt, das unrentable Arbeitskraft kaltschnäuzig ins Abseits schiebt, menschliche Kreativität verkommen läßt und am Ende doch am Overkill aufgelaufener Überkapazitäten erstickt.
    Ruth (Oratorium) Ruth (Oratorium) (CD)
    25.05.2013
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Überfällig

    Wer das Oeuvre von César Franck überblickt, muß sich wundern, wie Interpreten noch auf den Gedanken kommen können, den Komponisten stilistisch aus seiner Zeit heraus zu vereinnahmen. Das in CD-Erstveröffentlichung vorliegende (später überarbeitete) Jugendoratorium “Ruth” gibt ein schlagendes Beispiel für die einzigartigen Wege eines aus den Bahnen seiner Zeit weit herausfallenden Ausdruckskünstlers und Außenseiters.
    In dem 1845 überwiegend fertigen Stück mag, wer möchte, in einem Abschnitt “Aida” (1871), in einem weiteren “Aus der Neuen Welt” (1893) heraushören, aber das ist marginal. Bedeutender prägt sich ein gewisser Primitivismus ein, der im eröffnenden Chor gar dem „Schmalz“-Bedürfnis potentieller Zuhörer eine Offerte macht (was in späteren Werken Francks nicht mehr vorkommt), von da aus aber eine ohne Vorbild dastehende Werkarchitektur emporwachsen läßt.
    Was man wahrscheinlich bei keinem anderen Komponisten sonst in  s i n n l i c h   n a c h h ö r b a r e r   Form so erlebt, ist Francks Intention und Fähigkeit, das  ganze Werk aus Eigenschaften einer Folge von vier Noten zu entwickeln. Die Ausgangsfigur besteht aus den vier Staccatovierteln b-g-b-g. In durchgängiger Anspielung bildet der kaum über 20jährige Meister Melodien und Motive, die in regelmäßigem Abstand jeweils einen Zentralton anpeilen. Dieser Abstand ist immer regelmäßig, um hörend erkennbar zu bleiben, variiert aber von Melodie zu Melodie, Motiv zu Motiv, Abschnitt zu Abschnitt. Auch die Füllung zwischen den Zentraltönen variiert nach Rhythmus und Stil.
    Bildet b-g-b-g den embryonalen Zustand einer Doppelstrophe mit Couplet und Refrain, so gestaltet Franck den gesamten ersten Teil (40 Minuten), eingeschränkt auch noch den zweiten (20 Minuten) wie ein großes Rondo. Rezitativische, ariose und variiert strophischen Abschnitte dienen als Couplets, ein variiert wiederkehrendes, im zweiten Teil stärker abgewandeltes (und im dritten nur noch durchscheinendes) Chorthema als Refrain.
    Das Werk ist in Einzelnummern gegliedert, in der Wirkung aber “durchkomponiert mit Zäsuren”. Auch diese Ambivalenz ist typisch für Franck über das frühe Werk hinaus und anscheinend ohne Vorbild. Diese Struktur erlaubte ihm, von der ersten Note an dicht, abwechslungsreich und einheitlich zu arbeiten, durchaus mit Reserven dennoch für den Schluß. Das Orchestervorspiel legt bereits voll los, und sieht man vom etwas tief stapelnden Eingangschor und kurzen Passagen in II und III ab, begegnen wir hier einem Werk, das die kathedrale Prägnanz der späteren Werke mehr als erahnen läßt.
    Interpreten orientieren sich, wenn sie Franck aufführen oder über ihn schreiben, meistens an Vergleichsmaßstäben der Zeit. Sie nehmen dadurch nicht wahr, daß der Komponist bereits eine freie, n a c h h ö r b a r e Art von R e i h e n t e c h n i k praktiziert (über Themenverwandtschaften und Leitmotive bei Schumann, Liszt und Wagner weit hinaus, in der Wirkung weit entfernt davon). Mit einer Tonreihe organisiert er alle Stimmen. Das macht er bereits als 21-Jähriger. Eigentlich hätte die Neue Wiener Schule hier lernen sollen. Der Einfluß war aber durch andere Namen, Ideologien und wohl auch Chauvinismen überlagert.
    Der Autor des ausführlichen und im übrigen sehr informativen Booklets (französisch / englisch) wiederholt einige der üblichen Einschätzungen über den Komponisten und verweist auf die „Homophonie der Chöre“ bzw. darauf, daß „bereits“ in diesem Frühwerk ein Bemühen erkennbar werde, über ein „kurzes Motiv“ die Einheitlichkeit zu steigern. In der Tat präsentiert die Chorpartie mit geringen Abweichungen eine Art akkordische Einstimmigkeit, aber der Chor bildet auch nur eine Stimme im Gesamten, und da ist das Zusammenspiel mit dem Orchester entscheidend.
    Die Musiker des Live-Mitschnitts eröffnen mit ihrem frischen Nach-vorn-Bringen aller Einzelstrukturen toitoitoi andere Einblicke. Der Chor ist in die Hunderte besetzt und hörbar nicht professionell, die instzrumentale Seite dagegen in den Streichern unterbesetzt, was an den machtvollsten Höhepunkten kleine Lücken bedingt, macht in der kathedralen Akustik des Kirchenraums aber erstaunlich viel daher. Tempi und Übergänge stimmen, die Solopartien überzeugen.
    Für die Franck-Rezeption ist das eine lange vermißte Bereicherung und ein Plädoyer für ein Werk, das auch außerhalb Frankreichs Publikum begeistern kann. Die Machbarkeit der Chorpartie auch für nichtprofessionelle Chöre sollte eine Aufnahme ins ständige Repertoire befördern, der Komponist – darin vielleicht schon Debussy vorausdenkend – meidet schwer zu erreichende Spitzentöne und alles, was an gesangstechnische Manierismen erinnert. Singbare Übersetzungen in die jeweiligen Landessprachen wären im Sinne des Komponisten.
    Geschichte einer Frau ohne Liebe, 3 Audio-CDs Geschichte einer Frau ohne Liebe, 3 Audio-CDs (CD)
    16.05.2013

    Edition der Extraklasse

    Pedro Antonio de Alarcon war mir kein Begriff. Durch einige Zufälle wurde ich Besitzer dieser Buch-Hörbuch-Edition - und sehe mich durch eine persönliche Neuentdeckung auf dem Gebiet der Erzählkunst des 19. Jahrhunderts reich beschenkt.

    Alarcon entwickelt spannende Situationen, entführt ins Innenleben interessanter Personen und arbeitet konsequent auf Wendepunkte hin. Bevorzugt beschäftigt ihn die Neigung der Menschen, Illusionen nachzuspinnen. Die treiben die buntesten Blüten. Am Ende werden sie überführt, aufgelöst oder auch lächerlich gemacht. Sympathisch-witzige Variante: "Die ideale Schönheit", verhängnisvoll-elegische: "Die Komturin" - eine alte Adlige will unbedingt ihr Haus retten und stolpert über ihre Vorurteile -, verwickelte, tragikomische und groteske Variante: "Mauren und Christen". Das ist die umfangreichste und vielleicht gewichtigste der sieben versammelten Novellen. Sie beansprucht allein die mittlere der drei CDs. Einzelheiten seien aber nicht verraten. Nur soviel: es geht um den großen alltäglichen Wahnsinn und die Absonderlichkeit der ganz normalen Habgier.

    Süffig übersetzt, mit nachlebendem Gespür für die sozialen Umstände der Handlungsepochen und die seltsam waltenden Automatismen des Schicksals, wurde aus dem Spanischen von Hartmut Köhler. Und mit Nadia Schulz-Berlinghoff und Joachim Schönfeld hat der Schweizer Verlag zwei verteufelt gute Anwälte der Texte gefunden. Sie vermitteln Sinngehalt statt sich selbst, sie setzen stimmliche und gestalterische Facetten ein, aber nicht aus Selbstverliebtheit in die eigene Stimme. Selten wurde ich so ruhig und überlegt von Sprechern durch den Kosmos von Dichtungen geführt.

    Wer dennoch einmal einen Aussetzer beim angemessenen konzentrierten Hören erlebt, kann bei dieser opulent aufgemachten Kassette den gesamten Text im beigefügten Hochglanzheft nachlesen. Hier wurde an alles gedacht.
    Der Dreispitz, 3 Audio-CDs Der Dreispitz, 3 Audio-CDs (CD)
    16.05.2013

    Hör- und Lesevergnügen

    Auch wenn de Falla ein Ballett und Hugo Wolff eine Oper über den Stoff verfaßten - den Autor Alarcon und die vollständige Originalgeschichte kennen vermutlich nicht allzu viele Nutzer dieser Seite. Sie wurde 1874 vom damals 41jährigen Autor veröffentlicht, in Spanien ein großer Erfolg und in deutscher Neuübersetzung von Albert Bolliger neuveröffentlicht. Bolliger, Organist, Romanist, Verlagsleiter und Herausgeber dieser Buch-und-Hörbuch-Kassette, steuert im 129seitigen Textbuch auch ein sehr instruktives biografisches Nachwort bei.
    Die Novelle hat Wurzeln in spanischem Volksgut. Alarcon verlegt sie in die Zeit der napoleonischen Kriege und schafft eine farbige Mixtur aus volkstümlichen, geschichtlichen, komischen und tragischen Elementen. Höhergestellter Liebhaber versucht, eine glücklich verheiratete bäuerliche Schönheit zu erobern mit üblen Tricks, die Züge von Menschenraub annehmen und in den dramatischsten Momenten an einen fast kafkaesken Unrechtsstaat denken lassen. Die urige Verwechslungskomödie, die sich im späteren Verlauf entwickelt, hat sowohl etwas von Kleists Deutung des Amphitryon-Stoffes wie von Molières drolligen Streitereien gegenstandslos eifersüchtiger Jungpaare. Formal meisterlich - nach etwas allgemein gehaltener Einleitungsphase - fädelt Alarcon die Verwicklungen ein und löst sie mit augenzwinkernder Menschenkenntnis.
    Verleger und Übersetzer Bolliger fand in Markus Hoffmann einen Schauspieler mit besonders reichen stimmlichen Möglichkeiten, dessen ganze Stärke in die Charakterisierung der unterschiedlichen Gestalten und Sprechweisen fließt. Der Besitzer und hauptsächliche Träger des Dreispitzes, eines bestimmten Hutes, ist ein buckliges zahnloses Männchen und geiler Staatsbeamter von 55 Jahren - Anlaß für die komischste unter den Sprechkarikaturen des begnadeten Stimmenverstellers. Über weite Strecken glaubt man, ein Hörspiel zu hören. Darüber verliert Hoffmann aber nie die Dynamik, den großen Bogen, das Ganze aus dem Blick. Alarcon hätte seine Freude gehabt.
    Der Herr aus San Francisco, 1 Audio-CD Der Herr aus San Francisco, 1 Audio-CD (CD)
    16.05.2013

    Zwischen Sinnbild und Sozialstudie

    Was als Beschreibung der leeren Vergnügungen der Upper class auf einem Kreuzfahrtdampfer beginnt, dem die harten Arbeitsbedingungen des Dienstpersonals und der schwitzenden Arbeiter im Maschinenraum entgegengesetzt werden, gerinnt nach einem unerwarteten Zwischenfall zu einem Sinnbild des Lebens an sich. Iwan Bunin, der Literaturnobelpreisträger von 1933 - der erste russisch-stämmige überhaupt - ist hierzulande wenig bekannt. Für viele Käufer stellt diese Edition aus der Sinus-Reihe "Buch und Hörbuch" sicher eine Erstbegegnung und anregende Entdeckung dar. Es liest Till Hagen.

    Er ist einer derjenigen unserer namhaften Sprecher, die nicht nur ohne den Rest eines regionalen Akzents, sondern auch ohne die Spur von Eitelkeit und Allüre ihr sprecherisches Können und ihre stimmlichen Vorzüge der Sache widmen. Er transportiert den Text souverän, in der Anfangsphase eventuell fast zu flüssig, aufs Ganze gesehen glänzend getaktet und pointiert.

    Das solid gebundene Beilagenheft enthält neben dem vollständig abgedruckten Text ein hoch informatives Nachwort von Verleger und Herausgeber Albert Bolliger. Die grafische Ausgestaltung ist wie bei allen Editionen des Schweizer Verlags vom feinsten.
    Antoine et Cleopatre op.69 Antoine et Cleopatre op.69 (CD)
    14.01.2013
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    So versteht man das Werk!

    Das ist eine außerordentliche Einspielung, die weit flexibler und verständlicher auf die grandiosen Verläufe der Antonius und Kleopatra-Musik eingeht als die ältere mit dem rheinland-pfälzischen Staatsorchester. Bei der aufführungstechnischen Schwierigkeit der Partitur dieses bis heute verkannten Großen der französischen Musik eine epochale Leistung. Bravissimo!
    Papst Julius vor der Himmelstür Papst Julius vor der Himmelstür (Buch)
    08.01.2013

    Kabarettreif

    Wie hier ein Papst wie ein Schüler abgekanzelt wird und sich von Petrus höchstpersönlich ganz unschuldig antichristlicher Umtriebe überführen läßt, mutet wie aktuelles Kabarett an und diente vor fast 500 Jahren schon dem großen Gelehrten Erasmus von Rotterdam dazu, Mißstände der Kirche aufzuzeigen. Man wundert sich nur, daß die gleichen Liedchen heute immer noch gepfiffen werden und sich die römische Institution wie eine vielköpfige Hydra so zählebig hält.

    Die Übersetzung ist frisch und zupackend und läßt sich lesen wie Butter. Weitere Vorteile dieser handlichen Edition: ungeachtet des neuen Publikationsdatums Festhalten an der älteren Orthographie, die sich zur reformierten Schreibung nun einmal ausnimmt wie gute Kunst zu "Deutschland sucht den Superstar", und einiges Erläuternde in Anmerkungsteil und Forschungsbericht zu Überlieferung und Rezeptionsgeschichte.
    David John Pike - Whither must I wander David John Pike - Whither must I wander (CD)
    07.01.2013
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Debüt von hinreißendem Temperament

    Ein hierzulande fast unbekanntes, reizvolles Repertoire, ein Bariton mit markiger, doch warm gerundeter, nie harter Tongebung, eine Klavierbegleiterin, die mitzieht wie eine zweite Haut, temperamentvolles Musizieren, dazu ein persönliches Geleitwort des Sängers, der erst im Zweitberuf den Schritt ins Sängerleben wagte, und ein ebenso informativer Überblick über die eingespielten englischen Komponisten: Großmeister Ralph Vaughan Williams, dann sein mehr in deutscher Tradition komponierender Zeitgenosse Roger Quilter, dann der vielseitige Vertreter der Schülergeneration Gerald Finzi - das ist ein Plädoyer musikalischer Extraklasse und für den britisch-kanadischen David John Pike ein exquisites CD-Debüt.
    Am meisten beeindrucken mich die Frische und Lebendigkeit der Interpretationen, die vergessen machen, daß es sich um Studioproduktionen handelt. Musik, die, auf dem Hintergrund genauen Wissens und mit der Perfektion des Studios, aus dem Moment heraus geboren erscheint, mit einem Schuß Zufall und sogar Lizenz zum gelegentlichen Übertreiben (bei einigen vielleicht noch zu abrupten dynamischen Rücknahmen, bei ein oder zwei vielleicht noch zu auffällig abgedunkelten Piani).
    Natürwüchsigkeit, programmatisches Engagement und intelligent integrierte Kenntnis um Stil (neben einer mustergültigen Präsentation des british english mit einem Plädoyer für das förderliche Zungen-R) erweisen sich als Signum eines Baritons, von dem man weiter hören wird.
    Alighieri, D: Commedia / Die Göttliche Komödie Alighieri, D: Commedia / Die Göttliche Komödie (Buch)
    26.11.2012

    Übersetzerischer Meilenstein

    Pünktlich zur Frankfurter Buchmesse hat der Trierer Romanistikprofessor und preisgekrönte Übersetzer Hartmut Köhler mit dem dritten Band, „Paradiso / Paradies“ seine Prosaübertragung der Commedia Dante Alighieris abgeschlossen. Die zweisprachige Ausgabe ist in drei umfänglichen Leinenbänden in der Reclam-Bibliothek erschienen und bietet mannigfachen Komfort, wozu gewiss nicht nur das handgerechte Format, die exzellente Druckqualität und das Lesebändchen gehören, sondern vor allem die mundgerechte Aufbereitung des manchem Heutigen vermutlich fremdartig escheinenden Stoffs.
    Köhler umgeht, wie schon in seinen Übersetzungen Molières, Corneilles oder Calderons, den Druck, dem sich andere Übersetzer aussetzten, wenn sie versuchten, Metren und Reime nachzubilden. Das gibt ihm Raum, sich nuanciert an die inhaltlichen Wendungen des Ursprungstextes anzupassen. Das Ergebnis ist eine maximal einfache, dem Ideal der Transparenz verpflichtete Textgestalt.
    Diese kommentiert Köhler mit spürbarem Spaß am Aufklären und beflügelnder Souveränität mit umfangreichen Hinweisen auf geschichtliche, ideengeschichtliche, theologische, mythologische, übersetzungstechnische, astronomische, ja mehrfach sogar teilchenphysikalische Hintergründe, auf moderne Folgediskussionen und literarische Diskurse. Und man braucht in dieser schlicht gehaltenen Luxusausgabe nicht hin und her zu blättern. Alles steht praktisch auf die Doppelseite verteilt: links die Terzinen Dantes, rechts die Prosaübersetzung, symmetrisch verteilt in kleinerer Schrift unter beiden der Kommentar.
    Vollständig goutieren wird die editorische Meisterleistung (mit einer Druckfehlerquote bei Werten der legendären Prawda) nur derjenige, der immerhin so des Italienischen mächtig ist, dass er das Original verstehend mitlesen kann. Aber auch der halbwegs gebildete deutsche Normalleser hat hier die selten so verlockend dargebotene Chance, zu erfahren, was es mit „La Commedia“ des berühmten Begründers der italienischen Hochsprache aus dem frühen 14. Jahrhundert auf sich hat.
    Sieg, U: Deutschlands Prophet Sieg, U: Deutschlands Prophet (Buch)
    30.09.2012

    Spannend durch Sachlichkeit

    Biografien handeln oft von allbekannten Persönlichkeiten, über die der Leser bestätigende, kontroverse oder pikante Details erfahren will. Nicht so diese. Wer kennt heute Paul de Lagarde? Vermutlich wenige. Und doch ist die Arbeit von Ulrich Sieg mit das Beste, was mir an biografischer Literatur bisher zu Augen kam. Der Orientalist, der 1827 bis 1891 lebte und neben seinen religions- und sprachwissenschaftlichen Publikationen als Pamphletist von sich reden machte, wurde bis in die letzten Jahre des Dritten Reichs hinein als Prophet des Deutschtums und einer völkischen Religion gefeiert. Nach 1945 versank er verständlicherweise in der Versenkung.
    Lagardes teilweise krudes, teilweise gescheites poltisches Schrifttum bietet jedoch eine herausragende Hilfe. den modernen Antisemitismus zu durchleuchten mit allen seinen Wurzeln und Verzweigungen, die nachvollziehen einem heutigen Mitteleuropäer schwerfällt. Nietzsche, Thomas Mann gehörten zu seinen Lesern, Hitler hielt ihm zeitlebens die Treue. Wobei zu bemerken bleibt, daß Lagarde zwar rassistisch ausschlachtbare Metaphern benutzte, aber Deutschtum bzw. Judentum als Frage des "Gemüts", nicht des "Geblüts" definierte. Er sah im Judentum, wie übrigens auch in den christlichen Konfessionen - der Islam spielte in Mitteleuropa noch keine Rolle - Fremdkörper, die die innere Einheit des in materieller Beliebigkeit sich zerreibenden Bismarck-Reichs blockierten. Beim Judentum trete erschwerend hinzu, daß Juden, über ihr Judentum befragt, je nach Situation religiöse oder nationale Kriterien ins Feld führten, was sie ungreifbar als eine "Nation in der Nation" erscheinen ließe.
    Auf der Folie der bestechend umsichtigen Darstellung erscheinen viele Erscheinungen von heute nicht mehr neu: die verbreitete ideologische Indifferenz, das Bedürfnis vieler nach neuer Orientierung, xenophobe Tendenzen bei Modernisierungsverlierern und die Anziehungskraft kulturpessimistischer Verallgemeinerungen und pathetisch vorgetragener, in der Sache aber schwammiger Heilsversprechen.
    En passant punktet Ulrich Sieg mit seinen eigenen Einblicken in den akademischen Alltag. Sie lassen ihn Lagardes Jahre als Schullehrer, Stipendiat, schließlich Professor und Ordinarius ebenso eindenkend erfassen wie seine Rolle in der Antisemitismusbewegung und seine schwierige persönliche Biografie.
    Das Geheimnis von Cloomber Sir Arthur Conan Doyle
    Das Geheimnis von Cloomber (Buch)
    29.09.2012

    Packende Geschichte

    Bei der Wertungsvorgabe müßte es eigentlich unterschiedliche Kategorien geben. Für Kurzstreckenlauf, Langstreckenlauf, hochalpinen Extremsport und Modern Walking, Schwerathletik, Leichtathletik. Doyle schrieb Bücher von allgemeinerer thematischer Brisanz als dieses, und doch wäre es ungerecht, diesem entzückenden Roman die maximale Punktzahl zu verweigern. Denn auf seine Art ist er anmutig, von starker Sogwirkung und einfach perfekt. Er behandelt die Geschichte zweier Familien und ihrer Beziehungen untereinander mit einigen Geheimnissen und, wie für einige Werke Doyles mal mehr, mal weniger typisch, einem Touch jenseitiger, im konkreten Fall fernöstlicher Esoterik. Aber das erscheint hintergründiger und prägnanter motiviert, als wir dies von einigen auf bloßen Effekt getrimmten Horrorfilmen kennen.
    Das Ganze spielt am Meer in einer der reizvollen englischen Landschaften, die vielen Werken Doyles ein unverwechselbares Flair geben.
    Lord Barrymore Lord Barrymore (Buch)
    29.09.2012

    Aus unterschiedlichen Schaffensperioden

    In der verdienstvollen - in der Sache lange überfälligen - deutschen Ausgabe der gesammelten Werke Sir Arthur Conan Doyles erlaubt diese Geschichtensammlung einen Blick auf die Anfänge des großen Schriftstellers. Als der noch Dienst als junger Schiffsarzt auf hoher See machte, kriegte er eine Menge Seemansgarn mit. Er spann es, auch unter dem Einfluß Edgar Allan Poes, zu zwei längeren Erzählungen aus. Der Anfang-Zwanziger suchte noch nach Thema und Stil.
    Auch Randständiges aus späterer Schaffenszeit bietet der Band, literarische Satire vor allem, neben der starken pfiffigen Titelgeschichte um einen drollig gelösten Ehrenhandel unter Gentlemen vor allem aber die anrührende Liebes- und Lebensgeschichte eines gealterten Paares, das sich nach langer Trennung endlich (wieder-)findet: "Die unterbrochene Existenz des John Huxford". Sie bildet nebenbei eine Steilvorlage für die inzwischen zahlreichen Filme und Romane, die aus Gedächtnisverlust infolge hirntraumatischer Einwirkungen ihre Substanz beziehen. Doyle leistete wie so oft auch hier einen exponierten Beitrag. Diese Erzählung allein schon hätte ihn zum Nobelpreis empfohlen.
    Die rote Lampe Sir Arthur Conan Doyle
    Die rote Lampe (Buch)
    29.09.2012

    Warmherzig und humorvoll

    Die rote Lampe, das Enblem der Ärzte Großbritanniens, gab dieser Sammlung faszinierender Begebenheiten aus dem Berufsstand, dem Doyle angehörte, ehe er sich fürs professionelle Schreiben entschied, den Titel. Sein diagnostischer Blick, der ihn zum Erfinder packender Kriminalgeschichten - keineswegs nur um den berühmten Sherlock Holmes - prädestinierte, profitierte von seiner Erfahrung als praktizierender Arzt. Sie spricht ebenso aus seiner Empathie mit unterschiedlichen Menschen aus allen Bevölkerungsschichten und der wärmenden Freundlichkeit, die seine Ironie immer wieder entspannt.
    Doyle ist der Erfinder legendärer Kunstfiguren: Sherlock Holmes, Professor Challenger, der Brigadier Gérard, wenn man will: Napoleon Bonaparte, über den er eigenwillige, die Zeitgenossen vermutlich überraschende, höchst witzige und brillante Vorstellungen entwickelte. Er gilt aber kaum als Erfinder einer bestimmten literarischen Form oder als Stilschöpfer.
    Einige Texte in diesem Band bieten überraschend Anlaß, diese Einschätzung einmal literaturkundlich zu überprüfen, und zwar im Hinblick auf die Entwicklung der in spezieller Weise pointierten späteren Short Story eines Salinger oder Hemingway.
    Überprüfen Sie es selbst!
    Im Giftstrom Sir Arthur Conan Doyle
    Im Giftstrom (Buch)
    29.09.2012

    Frühe Science fiction

    Frühes Beispiel eines Science-fiction-Romans auf der Grundlage vorzüglichen Wissens um chemikalische, physiologische und medizinische Zusammenhänge aus der Feder des unverwechselbaren Arzt-Schriftstellers Conan Doyle, aufgepeppt durch Begebenheiten um den cholerisch-rüpelhaften Professor Challenger, einer der auch in Deutschland bekanntgewordenen Figurenschöpfungen des Briten.
    Das Weltuntergangsszenario findet eine unerwartete, aber gut begründete Wendung. Ungeachtet meisterlicher Einkleidung überwiegt für mich die spekulative Informationsseite den literarischen Reiz. Aber andere Leser werden das, hoffentlich, anders sehen. Überdies belegt das kurzweilige Buch die phänomenale Vielseitigkeit des Verfassers.
    51 bis 75 von 106 Rezensionen
    1 2
    3
    4 5
    Newsletter abonnieren
    FAQ- und Hilfethemen
    • Über jpc

    • Das Unternehmen
    • Unser Blog
    • Großhandel und Partnerprogramm
    MasterCard VISA Amex PayPal
    DHL
    • AGB
    • Versandkosten
    • Datenschutzhinweise
    • Impressum
    • Kontakt
    • Hinweise zur Batterierücknahme
    * Alle Preise inkl. MwSt., ggf. zzgl. Versandkosten
    ** Alle durchgestrichenen Preise (z. B. EUR 12,99) beziehen sich auf die bislang in diesem Shop angegebenen Preise oder – wenn angegeben – auf einen limitierten Sonderpreis.
    © jpc-Schallplatten-Versandhandelsgesellschaft mbH
    • jpc.de – Leidenschaft für Musik
    • Startseite
    • Feed
    • Pop/Rock
    • Jazz
    • Klassik
    • Vinyl
    • Filme
    • Bücher
    • Noten
    • %SALE%
    • Weitere Weitere Bereiche
      • Themenshops
      • Vom Künstler signiert
      • Zeitschriften
      • Zubehör und Technik
      • Geschenkgutscheine
    • Anmelden
    • Konto anlegen
    • Datenschutzhinweise
    • Impressum
    • Kontakt