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    Bücherfreundin

    Aktiv seit: 04. September 2021
    "Hilfreich"-Bewertungen: 65
    313 Rezensionen
    Wolfskinder

    Vera Buck
    Wolfskinder (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    23.05.2023

    Spannender und düsterer Thriller

    Der Rowohlt Verlag hat "Wolfskinder" veröffentlicht, das Thrillerdebüt der deutschen Autorin Vera Buck.

    Die 26-jährige Smilla ist durch die Entführung ihrer besten Freundin Juli traumatisiert. Vor 10 Jahren verschwand die damals unmittelbar neben ihr schlafende 16-Jährige Juli beim Campen spurlos. Seitdem sind immer wieder junge Mädchen rund um den Faunfelsen verschwunden. Smilla, die nach ihrem Studium als Volontärin bei einem Fernsehsender arbeitet, hat die Suche nach ihrer Freundin nie aufgegeben. Im Archiv ihres Arbeitgebers entdeckt sie ein niemals ausgestrahltes brisantes Video, das sie auf die Siedlung Jakobsleiter, die sich hoch in den Bergen befindet, aufmerksam macht. Dort lebt eine Gruppe von Menschen zurückgezogen in einer Art Sekte fernab jeglicher Zivilisation und nach ihren eigenen Regeln. Als die 16-jährige Rebekka aus der Gemeinschaft verschwindet, begibt sich ihr Freund Jesse auf die Suche nach ihr ....

    Die Geschichte ist in einfacher und klarer Sprache sehr flüssig und fesselnd erzählt. Die einzelnen Kapitel sind abwechselnd aus der Perspektive mehrerer Personen in der Ich-Form geschrieben. Außer Smilla lernen wir die jungen Jakobsleiter-Bewohner Jesse, Rebekka und Edith kennen sowie die Dorflehrerin Laura. Ich fand es sehr gelungen, dass die Autorin die wichtigsten Personen in der Ich-Form erzählen lässt und dem Leser dadurch Einblicke in deren Gedanken- und Gefühlswelt ermöglicht. Durch die Augen der Kinder erfahren wir, was in der Siedlung Jakobsleiter vor sich geht. 

    Ich mochte die geheimnisvolle und bedrohliche Atmosphäre und habe mich von der Autorin bis zur Auflösung auf falsche Fährten führen lassen. Die Beschreibung der Charaktere fand ich sehr bildhaft und authentisch. Die Spannung baut sich gleich zu Beginn auf und bleibt auf hohem Niveau. Es gibt einige Wendungen, Geheimnisse werden aufgedeckt, und sukzessive gelangen wir zur für mich vollkommen überraschenden Auflösung. 

    Empfehlung für diesen spannenden und düsteren Thriller!
    Die einzige Frau im Raum

    Die einzige Frau im Raum (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    21.05.2023

    Unterhaltsamer Roman über eine außergewöhnliche Frau

    Im Rahmen seiner Reihe "Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte" hat der Verlag Kiepenheuer & Witsch den Roman "Die einzige Frau im Raum" veröffentlicht. Das Buch stammt aus der Feder der amerikanischen Autorin Marie Benedict und erzählt die Geschichte der aus Österreich stammenden Schauspielerin Hedy Lamarr, die unter ihrem bürgerlichen Namen Hedwig Maria Kiesler als behütete Tochter eines Bankiers und einer ehemaligen Konzertpianistin in Wien aufgewachsen ist.

    Im Mai 1933 spielt die 18-jährige Hedy Kiesler die zukünftige Kaiserin Sisi im berühmten Theater an der Wien. Sie erhält nicht nur frenetischen Beifall, sondern auch die Aufmerksamkeit eines Mannes, der von ihrer Schönheit fasziniert ist und sie von der Premiere an mit Blumen überhäuft. Es handelt sich bei ihrem Verehrer um den 14 Jahre älteren Waffenfabrikanten Friedrich Mandl, der bald um Hedys Hand anhält. Hedys Eltern sind jüdischer Abstammung und hoffen, durch die Eheschließung ihrer Tochter mit Fritz der Verfolgung durch die Nazis zu entgehen. Hedy und Fritz heiraten, und die junge Frau ordnet sich ihrem Ehemann unter. Sie tritt auf seinen Wunsch hin bereits vor der Hochzeit zum katholischen Glauben über, gibt die Schauspielerei für ihn auf und präsentiert sich fortan bei den häufigen Geschäftsessen als Gastgeberin. Als ihr eifersüchtiger und gewalttätiger Ehemann sie wie eine Gefangene behandelt, schmiedet die verzweifelte Hedy einen Plan ...

    Der Roman ist in zwei Teile mit 44 Kapiteln gegliedert. Die Ich-Erzählerin Hedy schildert im ersten Teil des Buches ihr Leben in Österreich als Schauspielerin und Ehefrau. Der zweite Teil spielt zunächst in Paris und London und danach in den USA, wo sie sich als Schauspielerin unter dem Künstlernamen Hedy Lamarr ein neues Leben aufbaut. Ich fand es beeindruckend, mit wieviel Selbstbewusstsein und Geschick Hedy dort mit dem Chef der MGM- Studios verhandelte. Getrieben von Schuldgefühlen widmet sie sich neben ihrer Tätigkeit als Schauspielerin der Entwicklung einer Erfindung, die den Amerikanern helfen soll, die Nazis zu besiegen.

    Das Buch ist in einfacher Sprache geschrieben und liest sich flüssig. Es hat mich von Beginn an gefesselt, und ich fand es sehr spannend, neben der Schauspielerin die intelligente und an technischen Dingen interessierte Erfinderin Hedy kennenzulernen. Hedy als Person war mir nicht sympathisch. Sie wirkte auf mich eher oberflächlich und ichbezogen, es fehlte ihr an emotionaler Tiefe. Sie lässt uns teilhaben an ihren Gedanken, ihre Gefühlswelt bleibt uns dagegen leider verschlossen.
    Sehr interessant und fesselnd fand ich die Schilderung der politischen Gegebenheiten der damaligen Zeit.

    Leider zieht sich die Handlung des Buches über einen Zeitraum von nur 9 Jahren - ich hätte Hedy gern noch länger begleitet, um mehr über ihre späteren Jahre zu erfahren. Mich hätte auch interessiert, wie das Wiedersehen mit ihrer Mutter verlief und wie sich das Zusammenleben der beiden Frauen gestaltete.

    Leseempfehlung für diesen unterhaltsamen Roman über eine außergewöhnliche Frau.
    Als Großmutter im Regen tanzte

    Trude Teige
    Als Großmutter im Regen tanzte (Buch)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    18.05.2023

    Berührende Nachkriegsgeschichte

    Der Roman "Als Großmutter im Regen tanzte" der norwegischen Autorin Trude Teige, der bereits 2015 erschienen ist und lange auf den norwegischen Bestsellerlisten stand, liegt nun auch in deutscher Übersetzung vor.

    Die Ich-Erzählerin Juni ist schwanger und verlässt ihren gewalttätigen Ehemann Jahn. Sie flieht auf die kleine norwegische Insel, auf der sie einen Großteil ihrer Kindheit verbracht hat. Ihre Mutter Lilla hat das Haus der Großeltern bis zu ihrem Tod bewohnt und ihrer Tochter vererbt. Nun muss Juni sich entscheiden, ob sie Jahns Kind zur Welt bringen möchte. Neben einem Brief, den ihre Großmutter Tekla aus Deutschland geschickt hat, entdeckt sie eine Aufnahme, die sie nie zuvor gesehen hat. Sie zeigt Tekla neben einem deutschen Soldaten. Juni findet heraus, dass ihre Mutter Lilla bereits 9 Monate vor der Hochzeit der Großeltern geboren wurde. Ihre Neugier ist geweckt, und sie begibt sich auf Spurensuche. Dabei ist ihr Georg behilflich, ihr neuer Nachbar und Freund. Gemeinsam reisen sie nach Berlin und Demmin.

    Die Geschichte wird in 67 Kapiteln auf zwei Zeitebenen erzählt. Wir begleiten im Hier und Jetzt Juni bei ihren Recherchen. Auf der zweiten Zeitebene steht Junis Großmutter Tekla im Fokus, die sich in den vierziger Jahren in den deutschen Soldaten Otto verliebt. Ihre Beziehung stößt auf Ablehnung und Verachtung. Tekla und Otto reisen nach Deutschland aus, wo Ottos Familie in Demmin ihren Wohnsitz hat. Doch dort haben russische Soldaten den Hof besetzt, und nichts ist mehr wie früher ...

    Nach und nach erfahren wir, was Tekla nach dem Zweiten Weltkrieg widerfahren ist. Als Norwegerin, die in einen Deutschen verliebt war, wurde sie als "Deutschenmädchen" verachtet und verlor nach ihrer Heirat die norwegische Staatsbürgerschaft. Die Schilderung der Massensuizide in Demmin hat mich sehr erschüttert, davon hatte ich bisher nie gelesen. Junis Suche nach der Wahrheit ist sehr spannend erzählt, sukzessive werden Teklas traumatische Erlebnisse und ihre Geheimnisse aufgedeckt.

    Das gut recherchierte und flüssig zu lesende Buch ist in einfacher und klarer Sprache geschrieben. Teklas Geschichte wird sehr authentisch und berührend geschildert, sie ist mir sehr nahe gegangen. Den Erzählstrang um Juni fand ich dagegen recht unglaubwürdig und vorhersehbar. Außerdem hätte ich gern mehr über den gemeinsamen Lebensweg der Großeltern und Lillas Leben erfahren. 
    Wovon wir leben

    Birgit Birnbacher
    Wovon wir leben (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    15.05.2023

    Beeindruckender Roman

    Birgit Birnbacher erzählt in ihrem neuen Roman "Wovon wir leben" die Geschichte der 37-jährigen Julia Noch. Diese hat sich nach einer Bürolehre in einem Autohaus zur Krankenschwester ausbilden lassen und ist seither in einem Krankenhaus tätig. Durch einen fatalen Irrtum verabreicht sie einer Patientin ein Medikament, auf das diese allergisch reagiert. Die Patientin überlebt, Julia jedoch verliert nicht nur ihre Arbeit, sondern muss auch noch ihre Personalwohnung räumen. Sie ist nun arbeitslos und muss sich neu orientieren, denn als Krankenschwester möchte sie nicht mehr arbeiten. Darüber hinaus wird sie von einer asthmatischen Erkrankung gequält und versucht, sich aus einer aussichtslosen Beziehung mit einem verheirateten Arzt zu befreien.
    Sie kehrt in ihren Heimatort zurück und trifft im Elternhaus nur auf ihren Vater. Die Mutter ist nach Italien gezogen und möchte sich dort ein neues Leben aufbauen. Schon bald lernt Julia den Städter Oskar Marin kennen, der sich nach einem Herzinfarkt einer Rehamaßnahme unterzieht. Sie beneidet ihn, weil er eine Art Grundeinkommen für die Dauer eines Jahres gewonnen hat und sich dadurch im Gegensatz zu ihr ganz in Ruhe nach einer neuen Tätigkeit umsehen kann. 
     
    Die Autorin schildert das Zusammenleben Julias mit ihrem verbitterten Vater, der ganz selbstverständlich davon ausgeht, nach dem Weggang seiner Frau nun durch die Tochter versorgt zu werden. Interessant ist die Beschreibung der Dorfgemeinschaft, in der viele Männer ihre Arbeit verloren haben, seit die letzte Fabrik geschlossen wurde. Nun sind sie arbeitslos, wenden sich dem Alkohol zu und verbringen ihre Zeit mit Glücksspielen in der Wirtschaft. 

    Das Buch ist in sehr schöner und ruhiger Sprache geschrieben, die Charaktere sind authentisch skizziert. Birgit Birnbacher lässt uns tief in Julias Gefühls- und Gedankenwelt eintauchen und seziert mit feiner Beobachtungsgabe die Dorfgemeinschaft. Sprachlosigkeit innerhalb der Familie ist ebenso Thema in diesem Buch wie Vorurteile und Rollenklischees. Die Beziehung Julias zu ihrem behinderten Bruder schildert die Autorin sehr eindrucksvoll und mit viel Empathie.

    Das unterhaltsame Buch, das Raum lässt für eigene Gedanken, hat mir sehr gut gefallen - Leseempfehlung von mir!
    Kohner, F: Gidget. Mein Sommer in Malibu

    Kohner, F: Gidget. Mein Sommer in Malibu (Buch)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    13.05.2023

    Neuauflage eines Jugendromans

    Der Fischer Verlag hat "Gidget - Mein Sommer in Malibu", den Roman von Frederick Kohner, veröffentlicht. Das Buch erschien bereits 1957 in Amerika und liegt nun in neuer Übersetzung vor. Der Autor schildert darin die Erlebnisse seiner Tochter Kathy im Sommer 1956 am Strand von Malibu.

    Die Ich-Erzählerin Franzie erzählt die Geschichte des ereignisreichen Sommers im Jahr 1956. Sie ist 15 Jahre alt und immer schon gern im wilden Pazifik geschwommen. Als sie in Malibu die ersten jungen Surfer sieht, ist sie fasziniert und wünscht sich, auch surfen zu lernen. Ihr Vater ist dagegen, er ist der Meinung, dass Surfen viel zu gefährlich und nichts für Mädchen sei. Heimlich sucht Franzie Kontakt zu der Surferclique und schafft es, von der Gruppe aufgenommen zu werden. Da das hübsche Mädchen nur 1,50 m groß ist, wird es bald nur noch "Gidget" genannt, was so viel bedeutet wie "Mädchen - Zwerg". Gidget verlebt einen aufregenden Sommer, in dem sie sich nicht nur in die faszinierende Sportart verliebt ...

    Frederick Kohner hat in seinem Roman die Geschichte seiner Tochter Kathy, die zu einer Ikone der weltweiten Surfkultur wurde, geschrieben. Der Roman entstand innerhalb eines Zeitraums von nur 6 Wochen und basiert auf Gesprächen zwischen Vater und Tochter. Er trug dazu bei, dass der bis dahin nur von jungen Männern ausgeübte Sport zur Massenbewegung wurde.

    Das Buch liest sich flüssig, ist allerdings in einer recht flapsigen und gewöhnungsbedürftigen Jugendsprache, die mich zunehmend genervt hat, geschrieben. Der Jugendroman hätte mir besser gefallen, wenn er ohne diese flapsige Sprache ausgekommen und in der dritten Person geschrieben worden wäre. Leider hat mir der Autor die Gefühls- und Gedankenwelt seiner Tochter nicht überzeugend nahebringen können.

    Sehr interessant fand ich das Vorwort von Kathy Kohner-Zuckerman, der realen Gidget, sowie das Nachwort von Volker Weidermann, in dem er auf 10 lesenswerten Seiten über sein Telefonat mit der inzwischen 81-jährigen Kathy sowie das Schicksal der Familie Kohner berichtet.
    Die Klinik

    Hubertus Borck
    Die Klinik (Buch)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    07.05.2023

    Leider nur mäßig spannend

    Der Rowohlt Verlag hat "Die Klinik" veröffentlicht, den neuen Thriller von Hubertus Borck. Es handelt sich um den zweiten Teil der Reihe um Hauptkommissarin Franka Erdmann und ihren jungen Kollegen Alpay Eloğlu, der seit Beendigung seines Studiums beim Landeskriminalamt Hamburg arbeitet. Vielleicht ist es hilfreich, den ersten Band zu kennen. Mir fehlte das Basiswissen, da "Die Klinik" mein erster Roman der Serie ist. Trotzdem habe ich mich sofort zurechtgefunden, zumal die Fälle in sich abgeschlossen sind.
     
    Der 39-jährige Malte Ostersetzer erleidet durch einen schweren Fahrradunfall schwerste Kopfverletzungen und wird ins Koma versetzt. Als der junge Familienvater auf der Intensivstation endlich aus der Bewusstlosigkeit erwacht ist, stirbt er vollkommen unerwartet. Seine Witwe Anna ist davon überzeugt, dass er eines gewaltsamen Todes gestorben ist. Durch die Unterstützung eines befreundeten Rechtsanwalts erreicht sie, dass ihrem Verdacht nachgegangen wird. Die Rechtsmedizin findet heraus, dass Malte Ostersetzer durch Verabreichung eines starken Herzmedikaments getötet wurde. Handelt es sich hier um ein Versehen seitens des Personals oder um Mord?
    Franka Erdmanns und Alpay Eloğlus Suche nach dem Mörder gestaltet sich schwierig, da sie klinikintern auf eine Mauer des Schweigens stoßen. Bei Befragungen des Personals finden sie heraus, dass es in der Vergangenheit auffallend viele mysteriöse Todesfälle in der Klinik gegeben hat. 
     
    Parallel zu den Ermittlungen durch Franka Erdmann und Alpay Eloğlu begleiten wir von der ersten Seite an den Mörder und blicken in seine Gefühls- und Gedankenwelt sowie seine Beweggründe für die Morde.
    Die beiden Ermittler sind sympathisch und authentisch dargestellt, mehr und mehr raufen sich die Hauptkommissarin und ihr junger Assistent, der von ihr noch viel lernen kann, zusammen. Wir erleben das ungleiche Ermittler-Duo auch in privaten Situationen, z.B. wenn die kettenrauchende Franka gegen ihre Energydrink-Sucht ankämpft und Alpay sich um seinen kranken Vater sorgt.
     
    Die Geschichte, die für mich mehr ein Krimi als ein Thriller ist, ist in einfacher Sprache sehr flüssig erzählt. Durch die frühe Enttarnung des Mörders fehlte es mir an Spannung, und nach der unerwarteten Wendung hatte ich sofort die richtige Vermutung. Ich mag Thriller, bei denen ich bis zur Auflösung im Dunkeln tappe - bei "Die Klinik" war das leider nicht der Fall. Wenig glaubwürdig fand ich den Vorfall mit dem Blumenkohl. Eine solche Treffsicherheit mit derart dramatischen Folgen halte ich für unmöglich.
    Sehr interessant fand ich die Ausführungen zu den Themen Pflegenotstand in Deutschland und Pflegealltag, den das Klinikpersonal zu bewältigen hat.
    Adas Fest

    Katrin Burseg
    Adas Fest (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    06.05.2023

    Bewegende Familiengeschichte

    Der Diana Verlag hat "Adas Fest", den neuen Roman der Autorin Katrin Burseg, veröffentlicht.
     
    Im Mittelpunkt der warmherzigen Geschichte steht die 74-jährige Ada, die in ihrem Strandhaus "Les Vagues" in Laplage-sur-mer ankommt. Sie liebt das Haus, in dem sie mit ihrem Ehemann Leo Kwant glücklich war. Leo, der vor 2 1/2 Jahren gestorben ist. war einst ein berühmter Maler, dessen Werke noch heute gefragt sind. Es wird Adas letzter Aufenthalt im Strandhaus sein, und sie plant ein großes Fest. Nach diesem Fest wird sie ihren drei Töchtern sagen, dass sie das Haus nach 50 Jahren aufgeben wird. Durch den steigenden Meeresspiegel und Stürme ist der Abstand zum Meer immer kleiner geworden, so dass die Gefahr besteht, dass das Haus in absehbarer Zeit überspült wird. Nach und nach treffen Adas Töchter Esther, Imme und Kiki ein, sie sind belastet durch eigene Probleme und Sorgen.
     
    In zahlreichen Rückblicken erfahren wir vieles über Adas Vergangenheit, über ihre schwierige Ehe mit Leo, ihre Töchter, ihren langjährigen Freund Vincent und dessen Frau Mathilde. Nach und nach werden Adas Geheimnisse und Lebenslügen aufgedeckt, und wir erleben neben ihren Höhen und Tiefen auch ihre Tragödien und ihr Leid. Auch die Lebenswege der Töchter und das Verhältnis der Schwestern untereinander werden sehr anschaulich geschildert.
    Die in schönem und ruhigem Sprachstil erzählte Geschichte hat mich von Beginn an gefesselt. Katrin Burseg hat die sehr unterschiedlichen Charaktere der Haupt- und Nebenfiguren authentisch und bildhaft gezeichnet. Ihre Beschreibung der lukullischen Köstlichkeiten ließ mir mehr als einmal das Wasser im Mund zusammenlaufen. Sehr gut gefallen haben mir auch die Ausführungen zum wichtigen Thema Klimawandel.

    Die Lektüre von "Adas Fest"  hat mir sehr viel Lesefreude bereitet - Leseempfehlung für diesen berührenden Familienroman!
    30 Tage Dunkelheit

    Jenny Lund Madsen
    30 Tage Dunkelheit (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    03.05.2023

    Spannender und humorvoller Krimi

    Der Tropen Verlag hat den Kriminalroman "30 Tage Dunkelheit" veröffentlicht. Für ihren Debütroman, der bereits 2020 in der dänischen Originalfassung erschienen ist, wurde Jenny Lund Madsen mit dem Harald Mogensen Prize für den besten dänischen Kriminalroman ausgezeichnet.
     
    Hannah Krause-Bendix lebt in Kopenhagen und ist eine anerkannte Schriftstellerin. Sie hat bereits vier Romane geschrieben und eine treue Fangemeinde, allerdings ist der kommerzielle Erfolg bisher ausgeblieben. Mit einem neuen Roman will es nicht so recht klappen, sie leidet unter einer Schreibblockade und trinkt zu viel Alkohol.
    Bastian, seit 14 Jahren ihr treuer Lektor, überredet sie zur Teilnahme an einer Buchmesse. Dort kommt es vor Publikum zu einer Auseinandersetzung mit ihrem äußerst erfolgreichen Schriftstellerkollegen und Erzfeind Jørn Jensen. Hannah schleudert ihm entgegen, dass "jeder Idiot in einem Monat einen Krimi schreiben kann". Wenige Stunden nach dieser Kampfansage sitzt sie im Flugzeug nach Reykjavik. Hannah wird in den nächsten 30 Tagen bei einer Bekannten Bastians, der Seniorin Ella, in der abgelegenen Kleinstadt Húsafjördur wohnen, um dort in Ruhe einen Krimi zu schreiben.
     
    Wenige Tage nach Hannahs Ankunft wird Ellas Neffe Thor ertrunken aufgefunden. Der 17-Jährige ist der Sohn eines Fischers, konnte nicht schwimmen und näherte sich nie dem Wasser. Hannah, die mit dem Schreiben ihres Krimis nicht so recht weiterkommt, ist davon überzeugt, dass es sich bei dem Tod des Jungen um einen Mord handelt, und beginnt zu ermitteln .....
     
    Der Roman ist in ruhigem und humorvollem Stil geschrieben und liest sich sehr flüssig. Die Spannung steigert sich langsam, aber stetig. Die Geschichte ist gut durchdacht und hat mich gefesselt. Neben Hannahs Charakter sind auch die Nebenfiguren sehr bildhaft beschrieben. Hannah ist arrogant, nicht gerade sympathisch, aber auch direkt und ehrlich, und sie schafft es immer wieder, in verschiedene Fettnäpfchen zu treten. Ihre Ermittlungen gestalten sich schwierig, da sie die isländische Sprache nicht beherrscht und bei ihrer Spurensuche immer wieder auf Ablehnung und Misstrauen stößt. Sie überschreitet Grenzen, legt sich mit dem örtlichen Polizisten Viktor an und bringt sich selbst in Gefahr. Es gab viele verdächtige Personen, gut gehütete Geheimnisse, und ich tappte bis zur Aufklärung vollkommen im Dunkeln. Allerdings fand ich das Ende dann doch etwas zu spektakulär und nicht glaubhaft.
     
    Die Beschreibung der rauen und unberührten Natur Islands ist der Autorin sehr gut gelungen.
    Die unglaubliche Grace Adams

    Die unglaubliche Grace Adams (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    29.04.2023

    Großartiger Familienroman mit Tiefgang

    Der Ullstein Verlag hat "Die unglaubliche Grace Adams", den Debütroman der englischen Autorin Fran Littlewood, veröffentlicht.
    Wie die Autorin in ihrem Nachwort verrät, hat sie sich von "Falling Down", dem bekannten Film mit Michael Douglas in der Hauptrolle, inspirieren lassen. Douglas spielt darin einen Mann, der seinen Job und seine Familie verliert und unterwegs ist zu seiner Tochter, um ihr ein Geburtstagsgeschenk zu überreichen. Mitten im Stau verlässt er sein Auto und geht in die Stadt, wo er immer zorniger wird und schließlich randaliert.

    Genau wie im Film spielt "Die unglaubliche Grace Adams" an einem einzigen Tag in London. Grace ist 45 Jahre alt, Übersetzerin und unterrichtet Französisch an einer Grundschule. Ben, ihr Ehemann, hat sie vor einigen Monaten verlassen, die gemeinsame Tochter Lotte lebt nach einem heftigen Streit mit Grace seit kurzem bei ihrem Vater. Sie feiert ihren 16. Geburtstag, und Grace möchte sie besuchen, obwohl sie hierzu ausdrücklich nicht eingeladen ist. Es ist der heißeste Tag des Jahres, und die Wechseljahre machen Grace zu schaffen. Sie steht mit ihrem Auto im Stau, lässt kurzentschlossen das überhitzte Fahrzeug stehen und begibt sich zu Fuß in die Stadt. Ihr Plan ist es, in der Bäckerei am anderen Ende der Stadt eine Geburtstagstorte für Lotte abzuholen, um sie ihr dann in der Hoffnung auf Versöhnung zu überreichen. 

    Während die Hauptgeschichte an einem einzigen Tag spielt, bilden zwei weitere Zeitebenen den Hintergrund für die aktuellen Ereignisse. Wir begleiten Grace sowohl am Geburtstag ihrer Tochter als auch über einen Zeitraum von vor einigen Monaten.
    Die dritte Zeitebene beginnt mit dem Jahr 2002. Grace ist 28 Jahre alt und gewinnt mit ihren hervorragenden Sprachkenntnissen den Wettbewerb "Polyglott des Jahres". Sie lernt hierbei Ben kennen, der Zweiter wird und mit dem sie sich den Hauptgewinn teilt.  Nach und nach werden neben der großen Tragödie ihres Lebens die Höhen und Tiefen der vergangenen 20 Jahre enthüllt. 

    Das Buch hat mir sehr gut gefallen und mich von der ersten Seite an gefesselt. Es ist in beeindruckendem Sprachstil geschrieben und liest sich flüssig. Die Autorin beschreibt die schwierige Mutter-Tochter-Beziehung und Grace' Kampf um die Liebe ihrer Tochter sehr sensibel. Die Charaktere skizziert sie dabei äußerst authentisch. Ich mochte die chaotische und unberechenbare Grace, der es so oft an Diplomatie fehlt und die hilflos dabei zusehen muss, wie sich ihre Tochter immer mehr von ihr abwendet.

    Leseempfehlung von mir für diesen großartigen Familienroman mit Tiefgang! 
    Das Café ohne Namen

    Robert Seethaler
    Das Café ohne Namen (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    25.04.2023

    Großartige Erzählkunst

    Der Claassen Verlag hat "Das Café ohne Namen", den neuen Roman von Robert Seethaler, veröffentlicht. Ich habe bereits mehrere Bücher des Autors gelesen und mich sehr auf sein neues Buch gefreut - und ich wurde nicht enttäuscht!

    Wien 1966: Der Krieg ist seit 21 Jahren vorbei, die Stadt ist erwacht, überall herrscht Aufbruchstimmung.
    Im Mittelpunkt der Geschichte steht der 31-jährige Robert Simon. Er hat kein leichtes Leben, sehr früh hat er seine Eltern verloren und seine Jugend in einem Heim für Kriegswaisen verbracht. Seit Jahren lebt er als Untermieter in einem Zimmer bei einer Kriegerwitwe. Acht Jahre harter Arbeit auf dem Markt liegen hinter ihm, als er beschließt, sich seinen Lebenstraum zu erfüllen. Robert pachtet ein heruntergekommenes Café am Karmelitermarkt, renoviert es und eröffnet es neu als "Café ohne Namen". Sein Café ist kein klassisches Café, sondern eher eine Gaststätte, in der er seinen Gästen Schmalzbrote, frische Gurken sowie Bier und Wein serviert. Er hat auf Anhieb Erfolg und stellt nach kurzer Zeit eine Hilfskraft ein. Die Hilfsnäherin Mila hat gerade ihre Stelle verloren und unterstützt ihn nun tatkräftig.

    Robert Seethaler ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. In seinem gewohnt ruhigen und kraftvollen Sprachstil schildert er in 39 Kapiteln die Schicksale und Tragödien der einfachen Leute, die sich regelmäßig in Roberts Café begegnen. Sie kommen, um sich zu unterhalten, Karten zu spielen und um ihre Probleme zu vergessen. Manche halten Ausschau nach der Liebe. Wir erfahren von ihren Sorgen, Nöten und Sehnsüchten, lernen den Ringer René kennen, den Fleischermeister Johannes Berg von gegenüber, die Witwe Martha Pohl, den Vermieter Kostja Vavrovsky, den Hilfsarbeiter Arnie Stjanko und begegnen Jascha mit der Taube. 

    Liebevoll und mit viel Empathie beschreibt der Autor Roberts Lebensweg und die Wege seiner Gäste. Es geht um ihre Höhen und Tiefen, um Liebe und Schuld, Leid und Tod. Die Charaktere sind ganz wunderbar und authentisch skizziert. Ich habe das großartige Buch mit sehr viel Freude gelesen, es hat mich fasziniert und zutiefst berührt.

    Leseempfehlung für diesen ruhigen und melancholischen Roman!
    Wenn Worte töten

    Anthony Horowitz
    Wenn Worte töten (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    19.04.2023

    Unterhaltsamer ruhiger Krimi in britischer Tradition

    Der Insel Verlag hat "Wenn Worte töten" von Anthony Horowitz veröffentlicht. Bei dem klassischen Kriminalroman handelt es sich um den dritten Band einer Reihe um den ehemaligen Polizisten Daniel Hawthorne, der jetzt bei komplizierteren Ermittlungen für die Polizei arbeitet, und seinen "Assistenten", den Schriftsteller Anthony Horowitz.
    Für mich war es der erste Krimi dieser Reihe. Vielleicht ist es hilfreich, die ersten beiden Bände zu kennen. Mir fehlte das Basiswissen, dennoch habe ich mich sehr schnell zurechtgefunden.
     
    Der Ich-Erzähler Anthony Horowitz ist wenig begeistert, als sein Verlag ihn und Daniel Hawthorne zwecks Vorstellung ihres neuen Buches auf die kleine Kanalinsel Alderney zu einem Literaturfestival schickt. Der normalerweise eher zurückhaltende Daniel tritt die Reise bereitwillig an, während der eifersüchtige Anthony befürchtet, dass Daniel sich als Held seiner Romane zu sehr in den Vordergrund spielen könnte.
    Auf der Insel lernen die beiden die fünf anderen Teilnehmer des Festivals kennen: den Fernsehkoch Marc Bellamy, der mit seiner Assistentin Kathryn angereist ist, die durch Diabetes erblindete Hellseherin Elizabeth Lovell und ihren Ehemann Sid, den Historiker George Elkin, die Kinderbuchautorin Anne Cleary sowie die französische Lyrikerin Maissa Lamar.
     
    Am Morgen nach einer Party, zu der der wohlhabende Charles le Mesurier, der Sponsor des Festivals, eingeladen hatte, wird dieser tot aufgefunden. Daniel und Anthony werden gebeten, sich an den Ermittlungen zu beteiligen. Sehr schnell finden sie heraus, dass mehrere Bewohner wegen einer geplanten Stromleitung zwischen Frankreich und Großbritannien, die durch Alderney geführt werden soll, hoffnungslos zerstritten sind. Schon bald geschieht ein weiterer Mord ...
     
    Mit großer Begeisterung habe ich bereits zwei Bücher des Autors aus der Susan Ryeland-Reihe gelesen. Ich schätze seinen intelligenten und humorvollen Stil und habe "Wenn Worte töten" mit sehr viel Freude gelesen. Die Geschichte ist ruhig erzählt, die Spannung baut sich langsam, aber stetig auf. Daniel und Anthony erinnern mich an den Krimihelden Sherlock Holmes und dessen Gehilfen Watson. Auch hier tappt der Gehilfe noch im Dunkeln, während sein Partner ihm bei der Aufklärung immer mindestens einen Schritt voraus ist. Ich fand den gut durchdachten Krimi bis zur für mich überraschenden Auflösung sehr spannend. Es gab viele Verdächtige und Wendungen, es wurden Geheimnisse und Verbindungen aufgedeckt, und mehr als einmal wurde ich in die Irre geführt.

    Der Autor skizziert die Hauptcharaktere sehr bildhaft: hier den wortkargen und sehr speziellen Daniel und dort den sympathischen, zeitweise etwas unbeholfenen Anthony. Auch die Charakterisierung der Nebenfiguren ist äußerst gelungen. Ich mochte das ungleiche Ermittlergespann, dessen Verhältnis zueinander nicht ohne Konflikte ist, und habe aufgrund einer Andeutung am Ende des Buches die Hoffnung, dass die Serie fortgesetzt wird.
     
    Leseempfehlung für alle, die ruhige und intelligent geschriebene Krimis ohne blutiges Gemetzel lieben. 
    Schad, G: Nach einem Traum

    Schad, G: Nach einem Traum (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    16.04.2023

    Großartiger Debütroman

    Der Goya Verlag hat "Nach einem Traum", den Debütroman von Gina Schad, veröffentlicht.

    Im Mittelpunkt der Geschichte, die in Berlin spielt, steht die junge Musikstudentin Marie. In einem Café lernt sie den Endvierziger Simon kennen. Beide sind sich auf Anhieb sympathisch, und es kommt bald zu einem Wiedersehen. Simon macht Marie von Anfang an klar, dass er verheiratet ist, zwei Kinder hat und sich niemals von seiner Frau trennen wird. Sie beginnen, sich durch Chatnachrichten auszutauschen. Auf diesem Weg kommunizieren sie intensiv und kommen sich dabei näher. Vor allem Marie sehnt weitere Treffen herbei und wünscht sich körperliche Nähe, die Simon ihr nicht geben möchte. Immer mehr steigert sie sich in die Beziehung hinein, die keine ist und vernachlässigt darüber ihre Freundschaft mit Josie und ihr Cellospiel. Sie sehnt sich nach Simons Textnachrichten und folgt nicht nur ihm in den sozialen Medien, sondern sucht auch Informationen über seine Frau und seine Kinder. Obwohl Simon den Kontakt zu Marie abbricht, begegnen sie sich gelegentlich, zufällig, wie es scheint ....

    Der in sehr ansprechendem und schönem Sprachstil erzählte Roman, der aus Maries Sicht geschrieben ist, hat mir sehr gut gefallen. Der Autorin ist es gelungen, nicht nur Marie und Simon, sondern auch die Nebenfiguren Josie und Philipp sehr authentisch darzustellen. Die Idee, die Handlung mit Chatverläufen abzuwechseln, fand ich großartig. Oft bringt Marie am Ende eines Chatverlaufs weitere Gedanken zum Ausdruck. Der Roman zeigt sehr deutlich, dass es möglich ist, auch im Internet intensive Gefühle zu entwickeln, er zeigt aber auch, wie leicht sich daraus ein ungesundes Suchtverhalten entwickeln und wie schwer ein Rückzug sein kann.

    Das Buch hat mich vom Anfang bis zum Ende, das Raum für eigene Gedanken lässt, sehr gefesselt. Ich habe Marie häufig nicht verstanden, mit ihr gefühlt und mit ihr gelitten, und ich fand es erschreckend, wie sehr sie sich veränderte und sich ihre Prioritäten verschoben.

    Leseempfehlung von mir für dieses großartige Debüt mit aktueller und wichtiger Thematik!
    Der Wunschling - Wünsche schmecken nach Brausepulver

    Annette Brahms
    Der Wunschling - Wünsche schmecken nach Brausepulver (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    16.04.2023

    Liebevoll gestaltetes Kinderbuch

    Annette Brahms erzählt in ihrem neuen Kinderbuch auf 80 Seiten die Geschichte des kleinen Theo, der mit seinen Eltern und seiner Schwester Anne umgezogen ist und vor seinem ersten Tag an der neuen Schule vor Aufregung nicht einschlafen kann. Auf einmal hört er Geräusche - und ein kleines pelziges Wesen mit grünen Haaren, einer Maulwurfsnase und langen Fledermausohren sitzt auf seiner Bettdecke und erklärt ihm, dass es ein Wunschling ist. Wunschlinge erschnüffeln die Wünsche von Kindern und erfüllen sie dann heimlich. Nun hat Theo einen neuen Freund, der ihn sogar zur Schule begleitet und seine Wünsche erfüllt. Dabei kommt es auch immer mal zu lustigen Pannen. 
     
    Die spannende Geschichte, in der es nicht nur um Wünsche, sondern auch um Freundschaft geht, richtet sich an Kinder ab etwa 7 Jahren. Sie ist altersgerecht erzählt und kann dank der großen Schrift selbständig gelesen werden, eignet sich aber auch sehr gut zum Vorlesen für jüngere Kinder. Die schönen und bunten Illustrationen von Heidi Förster ergänzen die Texte. Auf den letzten Buchseiten befinden sich einige Rätsel, die es zu lösen gibt.

    Jungen und Mädchen werden den niedlichen Wunschling lieben - und dürfen sich bereits jetzt auf eine Fortsetzung der Geschichte freuen!
    Menschen, die wir noch nicht kennen

    Freya Sampson
    Menschen, die wir noch nicht kennen (Buch)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    12.04.2023

    Trotz schöner Buchidee konnte der Roman mich leider nicht überzeugen

    Nach "Die letzte Bibliothek" hat der Dumont Verlag nun "Menschen, die wir noch nicht kennen", den zweiten Roman der britischen Autorin Freya Sampson, veröffentlicht. 
     
    Im Mittelpunkt der Geschichte steht der 82jährige Frank, der seit 60 Jahren immer wieder mit dem Bus Nr. 88 durch London fährt. Er ist auf der Suche nach der Frau, die er als 22-Jähriger im Bus kennenlernte. Er führte ein langes und anregendes Gespräch mit der rothaarigen Kunststudentin, in dessen Folge sich sein Leben für immer veränderte. Damals trafen sie eine Verabredung für einen Besuch in der National Gallery. Sie sahen sich nie wieder, da Frank den Fahrschein verlor, auf dem die junge Frau ihre Telefonnummer notiert hatte.
     
    Während einer seiner Fahrten im 88er begegnet Frank der jungen Libby, die ihn an seine damalige Busbekanntschaft erinnert. Libby ist 29 Jahre alt und unterwegs zu ihrer Schwester Rebecca, bei der sie nach der Trennung von Simon, mit dem sie 8 Jahre zusammen war, unterkommen wird. Frank erzählt der jungen Frau seine Geschichte, und Libby beschließt, ihm bei seiner Suche zu helfen. Auf Franks Wunsch wird sie dabei von dessen Pfleger Dylan unterstützt, mit dem sie eine unangenehme Begegnung verbindet. Die beiden müssen sich mit ihrer Suche beeilen, da Frank zunehmend vergesslicher wird und wahrscheinlich bald in einem Pflegeheim untergebracht werden muss ....
     
    Die Geschichte liest sich durch den einfachen Schreibstil sehr flüssig. Es handelt sich hier um einen romantischen Liebesroman, von vielen auch als "Wohlfühlroman" bezeichnet. Obwohl mir die Protagonisten sympathisch waren und mich Franks Geschichte sehr berührte, fand ich die Rahmenhandlung insgesamt leider recht unrealistisch, vorhersehbar und teilweise auch kitschig. 

    Sehr gut gefallen hat mir die begleitende Geschichte der Ich-Erzählerin Peggy, deren Bedeutung erst am Ende des Buches aufgeklärt wird. Hervorheben möchte ich die besonders ansprechende liebevolle Gestaltung des Buches mit farblich zum Einband abgestimmtem Lesebändchen und dem wunderschön gezeichneten Cover, das sehr gut zur Handlung passt. 
     
    Ich fand die Buchidee sehr schön, habe mir so viel erhofft und mich auf die Lektüre gefreut. Vielleicht waren meine Erwartungen einfach zu hoch, der Roman hat mich leider nicht überzeugen können.   
    Solange wir leben

    David Safier
    Solange wir leben (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    09.04.2023

    Mitreißende und berührende Familiengeschichte

    Von David Safier, den man eher als Verfasser humorvoller Bücher kennt, habe ich bislang noch kein Buch gelesen. In "Solange wir leben" erzählt der Autor die berührende Lebensgeschichte seiner Eltern.

    Die Handlung beginnt im Jahr 1997 mit der Beerdigung von Davids Vater und springt zurück in die Jahre 1937/1938. Wir lernen den jüdischen Studenten Joschi kennen, den Sohn eines Schneiders, der mit seinen Eltern in Wien lebt. Als die Verhaftungen und Deportationen beginnen, werden Joschi und sein Vater von der Gestapo verhaftet. Joschis Schwester Rosl gelingt es, nach Palästina auszureisen und später auch Joschi die Flucht dorthin zu ermöglichen. Joschi baut sich in Palästina ein neues Leben auf. Er arbeitet in einem Kibbuz und in einem Hotel, bevor er sich zur Armee meldet, und er verliebt sich in Dora, eine Auschwitz-Überlebende. Die beiden heiraten. Als die Ehe in eine Krise gerät, heuert er als Zahlmeister auf einem Schiff an. Bei einem Aufenthalt in Bremen lernt er Waltraut Behrens kennen und lieben. Die 20 Jahre Jüngere ist verwitwet und hat eine kleine Tochter. Nach der Scheidung von Dora heiraten Joschi und Waltraut.
     
    Der Autor erzählt die Geschichte seiner Eltern aus zwei Perspektiven. Wir folgen Joschis Leben ab den dreißiger Jahren und begleiten aus der zweiten Perspektive Waltraut, die mit ihren Eltern und ihrem Bruder Klaus in Bremen lebt. Die Familie Behrens verliert während des Krieges ihr Hab und Gut und lebt fortan in einem Eisenbahnwagen. Waltraut wird Verkäuferin in einem Kaufhaus und heiratet Friedrich, einen Freund aus Kindertagen.

    Das in großartigem Sprachstil verfasste Buch hat mich gefesselt und tief berührt. Schonungslos und mit großer Offenheit erzählt der Autor nicht nur von der großen Liebe zwischen seinen Eltern, sondern auch von den Schattenseiten. Er lässt uns teilhaben an vielen glücklichen Momenten im Leben des Paares, den Höhen und Tiefen, den Schicksalsschlägen. Das innige Verhältnis zu Rosl wird auf eine harte Probe gestellt, weil Joschi eine Nichtjüdin geheiratet hat. Joschi, der seinerzeit sein Studium wegen der nationalsozialistischen Herrschaft nicht beenden konnte, versucht immer wieder, beruflich Fuß zu fassen. Waltraut unterstützt ihn dabei stets und opfert sich für ihre Familie auf. In David Safiers Buch geht es neben dem beruflichen Scheitern auch um Schuldgefühle und Alkoholprobleme. Die Geschichte seiner Eltern, die er so offen und doch voller Liebe und stellenweise mit feinem Humor erzählt, wird mich noch lange beschäftigen. 

    Es hat mir sehr gut gefallen, dass im Buch die verschiedenen Perspektiven durch unterschiedliche Schriftarten hervorgehoben wurden. Neben zwei Fotos auf dem ansprechenden Cover sind weitere Familienfotos auf den ersten und letzten Buchseiten zu sehen.

    Klare Leseempfehlung von mir für diese mitreißende und berührende Familiengeschichte!
    Josses Tal

    Angelika Rehse
    Josses Tal (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    07.04.2023

    Beeindruckender und bewegender Roman

    Der Pendragon Verlag hat "Josses Tal", den Debütroman von Angelika Rehse veröffentlicht.

    Wir schreiben das Jahr 1930. Der kleine Josef ist 5 Jahre alt und lebt mit seiner Mutter Helene bei ihren Eltern Fritz und Frieda Tomulka. Helene war der ganze Stolz ihres Vaters - bis sie mit 20 Jahren schwanger aus Breslau zurück in ihr Heimatdorf kam. Für Fritz ist das unehelich geborene Kind eine Schande. Er züchtigt den Kleinen häufig, auch von der Großmutter erfährt Josef keine Zuneigung. Lediglich Helene, die als ledige Mutter vom eigenen Vater verachtet und gedemütigt wird, schenkt sie ihm heimlich in kurzen und seltenen Momenten.

    Nach dem Umzug nach Dorotheenthal begegnet Josef dem jungen Medizinstudenten Wilhelm Reckzügel, der im Nachbarhaus wohnt und ihm Freundschaft entgegenbringt. Josef genießt die Zuneigung des Älteren und fühlt sich wohl und beschützt in seiner Gegenwart. Wilhelm, Mitglied der SA, kümmert sich um den Jungen und formt ihn im Laufe der Jahre zu einem Gehilfen, der im Alter von 10 Jahren feierlich in die Hitlerjugend aufgenommen wird und nun im Auftrag Wilhelms die Bewohner des Ortes ausspioniert. Seine Ergebnisse hält er schriftlich fest und gibt sie an Wilhelm weiter. Josef hat keine Skrupel deswegen, er tut es schließlich für Wilhelm und den Führer. Als ihm ein lang gehütetes Geheimnis offenbart wird, bricht seine Welt zusammen ...

    Der Roman ist auf zwei Zeitebenen erzählt. Auf der ersten begleiten wir Josef von seinem fünften bis zum 18. Lebensjahr. Die zweite Zeitebene führt uns ins Jahr 2004, als Helen nach Lillehammer in Norwegen reist. Die junge Frau erhofft sich durch Gespräche mit Josef, der in dem abgeschiedenen Jossetal lebt, das nach ihm benannt ist, Klarheit über das Schicksal ihrer Urgroßmutter Else.

    "Josses Tal" hat mir sehr gut gefallen. Ich habe mit dem kleinen Josef mitgelitten, für ihn gehofft, mich gefreut, als er liebevoll von der Familie Reckzügel aufgenommen wurde und es sehr bedauert, dass er sich im Laufe der Jahre unter Wilhelms Einfluss so stark veränderte und zu dessen treu ergebenem Gehilfen wurde. Es war für mich erschreckend zu lesen, wie leicht es für Wilhelm war, den von seiner Familie vernachlässigten Jungen zu manipulieren und ihn immer mehr an die nationalsozialistische Ideologie heranzuführen.

    Das beeindruckende Buch über ein Thema, das wir niemals vergessen dürfen, ist in klarer und kraftvoller Sprache geschrieben. Der Autorin ist es gelungen, nicht nur die Hauptcharaktere, sondern auch die Nebenfiguren sehr bildhaft und authentisch zu zeichnen. Die Geschichte hat mich von der ersten Seite an gefesselt, gleichzeitig aber auch tief berührt und wird mich noch lange beschäftigen.

    Absolute Leseempfehlung von mir für dieses großartige und aufwühlende Werk, das ich mir sehr gut als künftige Schullektüre vorstellen könnte!
    Tochter einer leuchtenden Stadt

    Tochter einer leuchtenden Stadt (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    02.04.2023

    Faszinierender historischer Roman

    Der List Verlag hat "Tochter einer leuchtenden Stadt", den Roman der türkischen Autorin Defne Suman, der in der Türkei bereits 2016 erschienen ist, veröffentlicht. Die Autorin widmet das Buch mit dem wunderschönen Cover all denen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden.

    Die Geschichte handelt von vier miteinander verflochtenen Familien - einer levantinischen, einer griechischen, einer türkischen und einer armenischen Familie - und spielt in Smyrna (später Izmir). Zentrales Thema ist die Auflösung des Osmanischen Reiches, verursacht durch den Ersten Weltkrieg, den Krieg zwischen Griechen und Türken sowie den verheerenden Brand von Smyrna. Zuvor lebten Griechen, Türken, Engländer und Franzosen, Christen und Muslime friedlich miteinander in der antiken Stadt.

    Wir schreiben das Jahr 1905: Am Tag, als der indische Spion Avinash Pillai im Auftrag des Vereinigten Königreiches mit einem Passagierschiff im Hafen der Stadt Smyrna eintrifft, kommt Scheherazade zur Welt, die Tochter einer opiumbetrunkenen Mutter. Der Inder kann nicht ahnen, dass es viele Jahre später eine Verbindung zu dem Mädchen geben wird ...

    Der wunderschön geschriebene Roman wird teilweise aus der Perspektive der Ich-Erzählerin Scheherazade erzählt, teilweise von einem allwissenden Erzähler. Die Handlung beginnt im Jahr 1905 und umfasst einen Zeitraum von fast sieben Jahrzehnten. Der wesentliche Teil beinhaltet allerdings die Zeit bis zum großen Brand von Smyrna 1922. Wir lernen nicht nur die wichtigsten Familien der Geschichte kennen, wobei hier eindeutig die weiblichen Familienmitglieder im Fokus stehen, sondern auch sehr viele Randfiguren. Das verwirrt anfangs, es war für mich sehr hilfreich, mir über das Personenregister am Ende des Buches hinaus weitere Notizen zu machen. Hinzu kommt, dass die Handlung zeitlich hin- und herspringt, was recht irritierend ist, da nicht immer sofort anhand von Jahreszahlen klar ist, auf welcher Zeitebene man sich gerade befindet.

    Die Autorin skizziert die Charaktere sehr bildhaft und authentisch und beschreibt fesselnd das Leben der verschiedenen Familien mit allen Höhen und Tiefen. Sehr interessant fand ich die Beschreibung der unterschiedlichen Traditionen und religiösen Bräuche. Der Roman, der sich neben dem geschichtlichen Thema mit den Themen Heimat, Familie, Liebe und die gesellschaftliche Stellung der Frauen in der damaligen Zeit auseinandersetzt, hat mir sehr gut gefallen. Er hat mich gefesselt und bis zum Ende, das die Geheimnisse um Scheherazade enthüllt, fasziniert. 
    Die für mich interessanteste Person war Edith, die schon früh ihre Freiheit schätzte und unbeirrt selbstbestimmt ihren eigenen Weg ging. 

    Ich empfehle das Buch allen Lesern, die sich nicht nur für intensive Familiengeschichten, sondern auch für die Geschichte der untergegangenen Stadt Smyrna interessieren.
    Haus der Stimmen

    Donato Carrisi
    Haus der Stimmen (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    30.03.2023

    Faszinierender Thriller

    Der Atrium Verlag hat den Thriller "Haus der Stimmen" des italienischen Schriftstellers und Juristen Donato Carrisi veröffentlicht. Es handelt sich hier um den ersten Band einer Trilogie um den Psychologen Pietro Gerber, der im Original bereits 2019 erschienen ist.

    Im Mittelpunkt der Geschichte steht der 33jährige Kinderpsychologe Pietro Gerber, der einen ausgezeichneten Ruf als Hypnosetherapeut genießt. Er befindet sich gerade in einer gerichtlichen Anhörung, als er einen Anruf aus Australien erhält. Eine Kollegin, Theresa Walker, bittet ihn um Hilfe. Ihre neue Patientin Hanna Hall habe sich während einer Hypnosetherapie an einen Mord erinnert, der während ihrer Kindheit in Italien geschah, wo sie bis zu ihrem 10. Lebensjahr lebte. Das Mordopfer sei in Italien begraben, und Hanna habe den Mord begangen. Nun wolle sie nach Florenz kommen, um herauszufinden, was damals passiert ist.

    Pietro zögert, da er eigentlich nur Kinder behandelt. Dennoch interessiert ihn der Fall, und er nimmt die 30jährige Hanna als Patientin an. Behutsam führt er sie in ihre Vergangenheit. Unter Hypnose erzählt Hanna von den Erlebnissen und Geheimnissen ihrer Kindheit, von den Heimatlosen und den Fremden. Derweil kommt es in Pietros privatem Leben zu Ereignissen, die ihn zutiefst beunruhigen und in deren Ursache er Hanna sieht ..

    Der spannende und intelligent geschriebene Thriller hat mich von Beginn an gefesselt und in seinen Bann gezogen. Er ist raffiniert konstruiert, der Spannungsbogen bleibt auf beständig hohem Niveau. Es gibt viele unerwartete Wendungen, nach und nach fügt sich alles zusammen. Ich tappte vollkommen im Dunkeln, und die Auflösung hat mich sehr überrascht.

    Der Autor hat die interessanten Charaktere sehr bildhaft und authentisch gezeichnet. Er beschreibt eindrucksvoll das sehr spezielle Verhältnis zwischen Arzt und Patientin und deren Grenzüberschreitungen. Für Gänsehautmomente sorgt er, wenn Hanna den Psychologen mit Geheimnissen seines Lebens konfrontiert, von denen nur er Kenntnis haben kann.

    Leseempfehlung von mir für diesen außergewöhnlichen und beeindruckenden Thriller!
    Melody

    Martin Suter
    Melody (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    29.03.2023

    Melancholische Geschichte - wunderbar erzählt

    Meine Freude war riesig, als ich "Melody" entdeckte, das neue Buch von Martin Suter. Es ist im Diogenes Verlag erschienen, und das wunderschöne Cover ist einfach hinreißend. Ich habe nach "Small World" noch weitere Bücher von Martin Suter mit großer Begeisterung gelesen, und auch "Melody" macht da keine Ausnahme. 
     
    Der dreißigjährige Tom Elmer, arbeitsloser Jurist in Zürich, ist in Geldnöten. Sein vermeintlich vermögender Vater hat Selbstmord begangen und nur Schulden hinterlassen. Tom entdeckt in der Zeitung eine Anzeige, in der ein jüngerer Mann mit juristischen Vorkenntnissen für das Ordnen eines Nachlasses gesucht wird. Seine Bewerbung ist erfolgreich, schon bald wird er zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Er lernt den 84jährigen und gebrechlichen Dr. Peter Stotz kennen, einflussreicher und angesehener Alt-Nationalrat und dazu äußerst wohlhabend. Dr. Stotz bietet ihm eine Vollzeitstelle mit Kost und Logis in seiner imposanten Villa an, die Bezahlung ist mehr als bestens. Dieses attraktive Angebot kann Tom nicht abschlagen und stimmt einem Vertrag für die Dauer eines Jahres zu.
     
    Nachdem Tom seinen Dienst angetreten hat, widmet er sich dem Sichten und Aussortieren von Unterlagen vergangener Jahrzehnte. Nur Wichtiges soll für die Nachwelt aufbewahrt werden. Sein Arbeitgeber, der nach eigenen Angaben nur noch eine Lebenszeit von einem Jahr zu erwarten hat, hat das große Bedürfnis, Tom im Laufe vieler Abende von der Liebe seines Lebens zu erzählen. Er lernte die 20 Jahre jüngere Melody vor über 40 Jahren kennen und verliebte sich in sie. Kurz vor der Hochzeit verschwand die schöne Buchhändlerin plötzlich spurlos, die aufwendige Suche nach ihr war erfolglos. Wurde sie von ihrer muslimischen Familie, die gegen ihre Ehe mit Peter war, nach Marokko entführt? Zurück bleiben unzählige Bilder von ihr, die die Wände der Villa schmücken. Tom, der sich immer öfter fragt, ob Dr. Stotz ihm wirklich die Wahrheit erzählt hat, gerät in den Sog der mysteriösen Geschichte und begibt sich gemeinsam mit Laura, der Nichte von Dr. Stotz, auf Spurensuche ....
     
    Die raffiniert konstruierte Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt: Im Hier und Jetzt steht Tom im Mittelpunkt, auf der zweiten Zeitebene erzählt Dr. Stotz in den Kamingesprächen mit Tom als rückblickender Ich-Erzähler die Geschichte seiner lebenslangen Liebe, beginnend vom Kennenlernen bis hin zu seiner Suche nach Melody. 
     
    Die melancholische, ruhig erzählte Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie hat mich von der ersten Seite an gefesselt und berührt. Im letzten Drittel kommt es zu unerwarteten Wendungen, und das stimmige Ende hat mich sehr überrascht. Der feine und kluge Sprachstil des Autors ist ganz wunderbar. Nicht nur die Hauptfiguren, auch sämtliche Nebenfiguren zeichnet der Autor bildhaft und authentisch. Die lukullischen Schilderungen haben mir mehr als einmal das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.
     
    Es hat mir sehr viel Freude bereitet, diesen spannenden Roman zu lesen - unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne von mir! 
    Die Ungleichzeitigen

    Philipp Brotz
    Die Ungleichzeitigen (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    25.03.2023

    Emotionale und tiefgründige Geschichte

    Der 8 Grad Verlag hat "Die Ungleichzeitigen", den neuen Roman von Philipp Brotz, veröffentlicht. Das gebundene Buch mit dem Kleiber auf dem Cover ist sehr hochwertig und ansprechend gestaltet.

    Hagen, Anfang dreißig und ewiger Student, hat sein Leben bisher nicht auf die Reihe bekommen. Aufgewachsen in Löwenau, einem beschaulichen Ort im Schwarzwald, wird er seiner Heimat beraubt, als sein Vater ihn zwingt, zum Studieren nach Berlin zu gehen. Das ist mittlerweile 13 Jahre her, und Hagen ist nun in sein Elternhaus zurückgekehrt, nachdem seine Eltern verstorben sind. Es entsetzt ihn, das Haus anders vorzufinden, als er es kannte, mit modernen Möbeln und neu gestaltetem Garten. Mit dem Kauf alter Möbel versucht er, sein Elternhaus wieder zurückzuverwandeln. Auch vor dem Garten macht er nicht Halt, durch Anpflanzungen versucht er, auch hier den alten Zustand wiederherzustellen.

    Wir erleben die Neueingewöhnung Hagens, den im Ort kaum noch jemand kennt. Sein Leben ändert sich, als er die aus dem Irak kommende Jesidin Adana kennenlernt und mit den Problemen der Flüchtlinge im Ort konfrontiert wird.

    Die emotionale und tiefgründige Geschichte mit dem Kernthema Heimatlosigkeit hat mir sehr gut gefallen. Sie fesselte mich von Beginn an, das Ende lässt viel Raum für eigene Gedanken. Ich mochte den sensiblen und fürsorglichen Hagen, dessen Entwicklung der Autor sehr eindrucksvoll schildert. Philipp Brotz ist es gelungen, nicht nur den sympathischen Hauptprotagonisten, sondern auch die Nebenfiguren bildhaft und authentisch zu zeichnen.
    Das Buch ist in schönem und intelligentem Sprachstil geschrieben, in vielen Passagen zeigt sich aber auch der feine Humor des Autors.

    Der Roman hat mir sehr viel Lesefreude bereitet - Leseempfehlung von mir!
    Morgen und für immer

    Ermal Meta
    Morgen und für immer (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    23.03.2023

    Intensiver und erschütternder Roman

    Der Hanser Verlag hat "Morgen und für immer", den Debütroman des erfolgreichen italienisch-albanischen Sängers und Songwriters Ermal Meta, veröffentlicht. Der Roman basiert auf den Erzählungen von Verwandten und Freunden des Autors.

    Die außergewöhnliche Geschichte spielt in Albanien. Wir schreiben das Jahr 1943: Der siebenjährige Kajan und sein Großvater Betim leben in einem kleinen Bergdorf in Nordalbanien. Das Land befindet sich im Krieg, die Eltern Kajans kämpfen als Partisanen gegen die Deutschen. Eines Tages steht der deutsche Deserteur Cornelius auf dem Hof. Er ist zutiefst erschöpft und Betim dankbar, bei ihm Zuflucht zu finden. Der Fremde beherrscht das Klavierspiel und beginnt, Kajan zu unterrichten, nachdem er die musikalische Begabung des Jungen erkannt hat. Die Jahre vergehen, und Kajan wird ein berühmter Pianist. Als er sich in Elizabeta, die Tochter eines Regimekritikers verliebt, setzt seine Mutter alles daran, die Liebenden zu trennen. Kajans Leben nimmt eine dramatische Wendung, als er 1962 als Vertreter seines Landes zu einem Konzert in Ostberlin eingeladen wird .....

    Ermal Meta hat die herzzerreißende Geschichte brillant und mitreißend geschrieben, sie hat mich von Anfang an gefesselt und tief berührt. Es geht um Liebe, Familie und Freundschaft, aber auch um schrecklichen Verrat, Lügen und Ungerechtigkeit. Wir begleiten Kajan über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten, erleben seine Höhen und Tiefen und sind erschüttert von seinen schweren Schicksalsschlägen. Im Leben Kajans gibt es mehrere Wendungen, und es bleibt spannend bis zum stimmigen und tröstlichen Ende.
    Der Autor erzählt nicht nur Kajans Lebensgeschichte, sondern auch die Geschichte Albaniens, er schildert schonungslos die Grausamkeiten, denen die Albaner nach Kriegsende durch das kommunistische Regime ausgesetzt waren. Misshandlungen und Gewalt waren an der Tagesordnung. Die Schilderung der Gräueltaten war für mich nur schwer zu ertragen.

    Nicht nur die sympathische Hauptfigur Kajan, auch sämtliche Nebenfiguren sind authentisch und bildhaft gezeichnet. Das Buch ist keine leichte Kost, es ist bewegend und erschütternd.
    Absolute Leseempfehlung von mir für diesen intensiven Roman, der mich noch lange beschäftigen wird und bereits jetzt zu meinen diesjährigen Highlights gehört!
    Verschwiegen

    Eva Björg Ægisdóttir
    Verschwiegen (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    19.03.2023

    Spannendes und mitreißendes Debüt

    Der Verlag Kiepenheuer & Witsch hat "Verschwiegen", das Krimidebüt der isländischen Autorin Eva Björg Ægisdóttir, veröffentlicht. Es handelt sich hierbei um den ersten Band einer neuen Krimireihe um die Polizistin Elma.
     
    Die Ermittlerin Elma zieht nach der Trennung von ihrem Freund David aus Reykjavík zurück nach Akranes, dem Ort, in dem sie aufgewachsen ist und in dem ihre Eltern leben.
    Kurz nach ihrem Dienstantritt bei der örtlichen Polizei wird am Strand, in der Nähe des Leuchtturms, die Leiche einer Frau aufgefunden. Gemeinsam mit ihren Kollegen beginnt Elma zu ermitteln. Sie findet heraus, dass die Frau bereits als Kind in Akranes lebte und mit ihrer Mutter ganz plötzlich fortgezogen ist. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, aber nach und nach gelingt es Elma, gemeinsam mit ihrem Kollegen Saevar die Geheimnisse einiger Bewohner des Ortes aufzudecken und Licht in das Dunkel zu bringen.
     
    Gleich zu Beginn des Buches lernen wir viele Personen kennen, was aufgrund der isländischen Namen eine kleine Herausforderung sein kann. Wir erfahren auch viel über das private Leben und die Probleme der beiden Ermittler Elma und Saevar.
    Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt, die eine spielt im Hier und Jetzt, die andere beginnt 1989 und zieht sich über einen recht kurzen Zeitraum, in dem die erschütternden Erlebnisse der kleinen Elisabet erzählt werden. 
     
    Ich mag ruhige und atmosphärische Krimis ohne blutiges Gemetzel und war von dem Buch begeistert. Es war spannend, Elma und Saevar bei ihren Ermittlungen zu begleiten. Immer wieder legt die Autorin gekonnt falsche Fährten. Der schöne und ruhige Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Ich war gefesselt vom Anfang bis zum für mich vollkommen überraschenden, aber stimmigen Ende. Die interessanten Charaktere waren bildhaft und authentisch beschrieben, die beiden Ermittler fand ich äußerst sympathisch. Ich freue mich bereits jetzt auf den nächsten Band der Reihe.
     
    Leseempfehlung von mir für diesen spannenden Krimi, der mich sehr gut unterhalten hat!
    Kannibal. Jagdrausch

    Mark Benecke
    Kannibal. Jagdrausch (Buch)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    13.03.2023

    Ein grausiger Fund

    Mark Benecke, der "Herr der Maden", hat seinen zweiten Krimi um das Privatermittler-Duo Bastian Becker und Janina Funke veröffentlicht. "Kannibal.Jagdrausch" beinhaltet einen eigenen Kriminalfall und kann daher sehr gut auch ohne Kenntnis des Vorgängerbuches gelesen werden.

    In Berlin wird neben einem Müllcontainer ein alter Koffer mit Knochen aufgefunden, außerdem ein Buch, "Ludwig Bechsteins Märchenbuch". Die Gerichtsmedizin findet schnell heraus, dass es sich bei den Knochen um Menschenknochen handelt. Die zuständige Hauptkommissarin Kami Bogatsu ist ratlos und bittet das Ermittlerduo um Unterstützung. Bastian und Janina haben drei Wochen Zeit, den brisanten Fall aufzuklären. Sehr schnell ist Bastian davon überzeugt, dass sie es mit Kannibalismus zu tun haben. Seine intensiven Recherchen führen ihn in einschlägige Foren, er leiht sich Fachbücher aus und widmet sich geradezu besessen seiner Suche nach dem Täter. Janina unterstützt ihren Partner nach Kräften, kann aber nicht verhindern, dass Bastian einen riskanten Weg einschlägt und dadurch nicht nur sich in Gefahr begibt ....

    Ich kenne den sehr sympathischen Autor seit vielen Jahren aus unzähligen Talkshows, in denen er auf anschauliche, aber auch humorvolle Art über seine Arbeit als Kriminalbiologe erzählt. Darüber hinaus habe ich ihn auch schon live bei einer seiner mitreißenden Bühnenveranstaltungen erlebt. "Kannibal.Jagdrausch" ist das erste Buch, das ich von ihm gelesen habe. Er widmet sich hier dem Tabuthema Kannibalismus und vermittelt dem Leser viele schockierende Einblicke.

    Die Kriminalgeschichte ist in kurzen, teilweise abgehackten Sätzen erzählt. Diese Art des Erzählens muss man mögen, ich fand sie nicht sehr ansprechend. Ich mag Krimis, bei denen ich lange im Dunkeln tappe - bei diesem war das leider nicht der Fall. Bei der ersten Erwähnung einer bestimmten Person hatte ich bereits einen Verdacht und lag damit auch richtig. Hier hätte ich mir mehr Spannung und Raffinesse gewünscht. Sehr spannend hingegen fand ich die Kapitel, die aus der Perspektive des Täters geschrieben waren.

    Das hochwertig gestaltete Buch ist schnell gelesen, es umfasst nur 197 Seiten, und wenn man die 20 unbedruckten Seiten abzieht, bleiben noch 177 Seiten. Etliche Rechtschreib- und Grammatikfehler sollten für die nächste Auflage korrigiert werden.
    Das Sanatorium

    Sarah Pearse
    Das Sanatorium (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    11.03.2023

    Spannender Thriller vor eisiger Kulisse

    "Das Sanatorium" ist der Debütroman der britischen Autorin Sarah Pearse. Das Cover des Buches ist sehr ansprechend gestaltet durch den gelbglänzenden Titelaufdruck, auch der bedruckte Buchschnitt ist ein Hingucker. Das Buch wurde auf Anhieb ein internationaler Bestseller, und auch Reese Witherspoon hat in ihrem vielbeachteten Buchclub eine Empfehlung ausgesprochen.
     
    Hoch in den Schweizer Bergen und weit abgelegen liegt ein luxuriöses Hotel, das Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts ein Sanatorium für Lungenkranke war. Elin Warner, aufgrund eines traumatischen Ereignisses während eines Polizeieinsatzes seit Monaten von ihrer Tätigkeit als Detective Inspector freigestellt, reist aus Großbritannien mit ihrem Freund Will an. Ihr Bruder Isaac, den sie lange nicht gesehen hat, hat sie dorthin eingeladen. Er will seine Verlobung mit Laure feiern, die im dem Hotel arbeitet und einst mit Elin befreundet war. Elin hat die Einladung nur widerstrebend angenommen, sie hofft jedoch, dass es ihr endlich gelingen wird, in Gesprächen mit ihrem Bruder das Rätsel um eine Tragödie, die sich während ihrer Kindheit ereignete, zu lösen. 
     
    Am nächsten Morgen ist Laure verschwunden, durch einen schweren Schneesturm mit Lawinenabgang ist das Hotel von der Außenwelt abgeschnitten, und bald wird eine Leiche aufgefunden. Da die örtliche Polizei wegen der katastrophalen Wetterverhältnisse keine Möglichkeit hat, zum Schauplatz des Geschehens zu gelangen, beginnt Elin im durch die Polizei telefonisch genehmigten Alleingang mit den Ermittlungen. Nach und nach gelingt es ihr, die düsteren und tragischen Geheimnisse um das ehemalige Sanatorium aufzudecken. Dabei begibt sie sich immer wieder in Gefahr ....
     
    Das Buch liest sich flüssig und ist sehr spannend aufgebaut. Das eingeschneite Hotel bietet die ideale Kulisse für einen Thriller und sorgt beim Leser für Gänsehautmomente. Die Anzahl der Verdächtigen scheint überschaubar, und doch führt uns Sarah Pearse bis zur überraschenden und erschreckenden Auflösung immer wieder auf falsche Fährten. Wir begleiten die sympathische Elin bei ihren Ermittlungen, sie lässt uns teilhaben an ihren Gedanken und Vermutungen. Die Autorin beschreibt auch Elins Ängste und Panikattacken, an denen sie seit ihrer Kindheit leidet, sehr authentisch und einfühlsam.
     
    Eine Szene am Ende des Buches lässt vermuten und darauf hoffen, dass es vielleicht bald eine Fortsetzung mit Elin geben wird.
    Ich habe mich von dem packenden und atmosphärischen Thriller sehr gut unterhalten gefühlt - klare Leseempfehlung! 
    Die spürst du nicht

    Daniel Glattauer
    Die spürst du nicht (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    06.03.2023

    Ein Meisterwerk!

    In seinem neuen Roman "Die spürst du nicht" erzählt der österreichische Autor Daniel Glattauer die Geschichte zweier gutsituierter Familien, die gemeinsam in die Toskana gereist sind, um dort in luxuriöser Umgebung schöne Ferientage zu verbringen. 
     
    Das Buch beginnt in humorvoll-ironischem Ton, mit dem uns die Beteiligten vorgestellt werden: zuerst die Familie Binder, bestehend aus dem Vater Engelbert, einem Weinbauern in den Vierzigern, seiner Ehefrau Melanie, einer ehemaligen Schauspielerin, und dem 9jährigen Benjamin. Die Familie Strobl-Marinek besteht aus dem Vater Oskar, Ende Vierzig und Geisteswissenschaftler, seiner 10 Jahre jüngeren Frau Elisa, Berufspolitikerin bei den Grünen und den beiden Kindern Lotte und Sophie Luise, 9 und 14 Jahre alt. Sophie Luise hat durchgesetzt, ihre Schulfreundin Aayana, ein somalisches Flüchtlingskind, in den Urlaub mitnehmen zu dürfen. Die Familien kennen sich schon lange, Melanie und Elisa sind bereits seit ihrer Jugend enge Freundinnen.
    Der Urlaub hat gerade begonnen, man lässt gut gelaunt den ersten Abend bei gutem Wein und leckerem Essen ausklingen, da ereignet sich eine schreckliche Katastrophe mit ungeahnten Folgen ....
     
    Das von Beginn an fesselnde Buch ist ganz großartig erzählt, die Sprache des Autors ist meisterhaft, ebenso die bildhafte und authentische Skizzierung der Charaktere. Der Übergang vom unbeschwerten, humorvoll erzählten Ankunftstag zum berührenden und beklemmenden Drama ist Daniel Glattauer hervorragend gelungen. Er  beschreibt das veränderte Leben der beiden Familien, ganz besonders das der beiden Ehefrauen, deren Freundschaft auf eine harte Probe gestellt wird. Es ist erschütternd zu lesen, wie Sophie Luise verzweifelt darum kämpft, das Geschehene zu verarbeiten und sich Trost im Internet sucht. Die dramatische Lebensgeschichte der Familie Ahmed geht unter die Haut, sie macht traurig und betroffen.
     
    In die Handlung sind immer wieder aktuelle Berichte der sozialen Medien mit zahlreichen zynischen und bösartigen Internetkommentaren eingeflossen. Diese Kälte in den sozialen Medien habe ich als sehr erschreckend empfunden. Des weiteren zieht sich ein längerer Chatverlauf zwischen Sophie Luise und Pierre, einer Internetbekanntschaft, durch das Buch.
     
    Ich habe lange kein Buch mehr gelesen, das mich derart berührt und nachdenklich gemacht hat. Für mich bereits jetzt ein Jahreshighlight - absolute Leseempfehlung und 5 Sterne!
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