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    Bücherfreundin

    Aktiv seit: 04. September 2021
    "Hilfreich"-Bewertungen: 65
    313 Rezensionen
    Ein letztes Opfer: Thriller

    Heidi Troi
    Ein letztes Opfer: Thriller (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    28.02.2023

    Äußerst spannender und mitreißender Thriller

    Die aus Südtirol stammende Autorin Heidi Troi hat ihren neuen Thriller "Ein letztes Opfer" vorgelegt, der im Empire-Verlag erschienen ist.

    Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Vera Profanter, die glücklich mit ihrem Freund Jakob in der gemeinsamen Wohnung in Graz lebt. Sie arbeitet als Redakteurin bei der Zeitung "Wochenblatt". Auf ihre Initiative hin wurde eine neue Rubrik eingeführt, die "Literarischen Seiten", mit der jungen Autoren eine erste Publikationsmöglichkeit geboten wird. Die Idee kommt gut an, und Vera erhält zahlreiche Zuschriften, darunter auch Texte von einem Dichter namens Wilhelm Schneider. Die düsteren Texte über Schuld und Sühne berühren sie, sie fühlt sich persönlich angesprochen, es fühlt sich so an, als wären sie für sie geschrieben. Vera möchte Wilhelm Schneider gern kennenlernen und mit ihm ein Interview führen. Als ihr Vorgesetzter die Dienstreise nach Rabenstein, wo der Dichter lebt, ablehnt, beschließt Vera, ihn während ihrer Freizeit zu besuchen. Sie bucht gemeinsam mit ihrer Freundin Anna ein Hotelzimmer in Rabenstein.

    Die Freundinnen treffen am 27. September dort ein, zwei Tage vor dem Michaelistag, den die Dorfbewohner in jedem Jahr traditionell feiern. Vera und Anna wissen nicht, dass jedes Jahr in Rabenstein eine Frau ums Leben gekommen ist, immer genau am Michaelistag. Alle Frauen standen in Kontakt zu Wilhelm Schneider, der hoch über dem Dorf ein Einsiedlerdasein führt, verachtet von den Dorfbewohnern ...

    Das Buch ist in kurze Kapitel gegliedert, die mit Datum und Ortsangabe versehen sind. Die Kapitel sind nicht chronologisch, daher springt die Handlung zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Diese Zeitsprünge erhöhen die Spannung, und durch die genauen Angaben zu Beginn jeden Kapitels kann man der Handlung sehr gut folgen. Die Autorin erzählt die Geschichte aus der Perspektive mehrerer Protagonisten. Der klare und schöne Schreibstil liest sich sehr flüssig, die Charaktere sind authentisch und lebhaft skizziert und die düstere Stimmung im Dorf hervorragend wiedergegeben.

    Ich fand die Geschichte von Beginn an sehr fesselnd, die Spannung baut sich stetig weiter auf. Die Autorin legt gekonnt falsche Fährten, und es gibt immer wieder neue Wendungen bis hin zum atemberaubenden und vollkommen überraschenden Ende.

    Der gut durchdachte Thriller hat mich begeistert - daher klare Leseempfehlung!
    Tod in Siebenbürgen

    Lioba Werrelmann
    Tod in Siebenbürgen (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    25.02.2023

    Gelungener Auftakt einer neuen Krimireihe um Paul Schwartzmüller

    Die Autorin Lioba Werrelmann war mir bisher unbekannt, aber das schön gestaltete Cover und der Klappentext ihres neuen Buches, das den Leser nach Siebenbürgen entführt, sprach mich sofort an.

    Der 49jährige Journalist Paul Schwartzmüller erhält am Telefon gerade ein vielversprechendes Jobangebot , als es an der Tür klingelt und der Postbote ihm ein Einschreiben überreicht. Es ist ein Brief aus Siebenbürgen, seiner Heimat, die er gemeinsam mit seinem Vater vor 35 Jahren verlassen hat. Seitdem ist er nie wieder dort gewesen. Paul hat von seiner Tante Zinzi einen Bauernhof geerbt. Er erinnert sich an die wunderschönen Ferienaufenthalte bei seiner Tante, dort fühlte er sich umsorgt und war glücklich. Und er hatte dort einen Freund, Sorin, mit dem er viel Zeit verbrachte.

    Paul bucht einen Flug und macht sich auf den Weg in seine alte Heimat. Auf dem heruntergekommenen Hof lernt er die geheimnisvolle Maia kennen. Die Bewohner des kleinen Dorfes begegnen ihm mit Misstrauen und Zurückhaltung. Wenig später trifft er Sorin wieder und erfährt, dass seine Tante nicht, wie sein Vater ihm erzählt hatte, kurz nach der plötzlichen Abreise nach Deutschland gestorben ist, sondern erst vor wenigen Wochen. Paul fragt sich, warum sein Vater ihn belogen hat. Den traurigen Grund wird er erst später erfahren.

    Wenig später geschieht auf dem legendären Dracula-Schloss Bran, auf dem Sorin als Fremdenführer arbeitet, ein Mord. Das Opfer ist Günther Huber, der viele Feinde im Ort hatte. Sorin wird wegen dringenden Tatverdachts verhaftet. Paul, der von der Unschuld seines Freundes überzeugt ist, beginnt zu recherchieren ....

    Nach und nach lernen wir die Bewohner des Dorfes kennen und begleiten den sympathischen Paul bei seiner Suche nach dem Mörder. Die flüssig erzählte Geschichte ist durchgehend spannend und teilweise sehr unheimlich. Es gibt einige Wendungen, und das Ende ist für mich vollkommen überraschend.

    Das Buch beschäftigt sich nicht nur mit dem Kriminalfall, sondern nimmt den Leser mit auf die Reise nach Rumänien, das Land des Grafen Dracula. Wir erfahren viel über die Geschichte Siebenbürgens und seine Bewohner, ihren Aberglauben, Bräuche und religiöse Traditionen. Sehr gut gefallen haben mir die bildhaften Landschaftsbeschreibungen. Auch die rumänische Küche ist immer wieder Thema und macht Appetit auf die herrlichen Köstlichkeiten, die beschrieben werden.

    Leseempfehlung von mir für dieses spannende Buch!
    Die Wilden Rüben 1: Das Geheimnis von Garten Nr. 8

    Dorthe Voss
    Die Wilden Rüben 1: Das Geheimnis von Garten Nr. 8 (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    23.02.2023

    Lehrreiche und spannende Geschichte über vier Freunde und einen Schrebergarten

    Im neuen Kinderbuch "Die wilden Rüben - Das Geheimnis von Garten Nr. 8"  von Dorthe Voss geht es um vier Freunde und einen Schrebergarten. Eines Abends erhält die 9jährige Paula von ihrem Onkel Hajo, dem ein Schrebergarten in der Gartenkolonie "Kraut und Rüben" gehört, einen Anruf. Sie soll am nächsten Tag mit ihren Freunden Bruno, Jonas und Jette zu ihm kommen, da es etwas zu besprechen gebe. Hajo eröffnet den Kindern, dass er für längere Zeit auf die Galapagos-Inseln reisen und daher seinen Schrebergarten aufgeben muss. Nach dem ersten Schock beschließen die Kinder, den Garten, an dem sie sehr hängen, zu übernehmen. Hajo ist einverstanden.
     
    Nach seiner Abreise erwartet die vier Freunde in Hajos Laubenwagen eine Liste mit allen Arbeiten, für die sie nun verantwortlich sind. Mit viel Eifer erledigen die Kinder ihre Aufgaben: sie entfernen das Unkraut aus den Beeten, graben sie um und düngen. Sie beobachten die Ankunft der Frösche und erleben dabei ihr erstes Abenteuer.
     
    Das sehr liebevoll und äußerst hochwertig gestaltete Buch richtet sich an Kinder zwischen 8 und 10  Jahren. Wunderschöne farbige Illustrationen von Stefanie Klaßen ergänzen die Texte, die durch ihre große Schrift für fortgeschrittene Leseanfänger gut zu lesen sind. Die sehr ansprechende und mit viel Humor erzählte Geschichte über die Erlebnisse der vier Kinder ist in altersgerechter, gut verständlicher Sprache geschrieben. Sie ist spannend und wird besonders die Mädchen und Jungen begeistern, die sich für die Natur interessieren. Spielerisch wird Wissen über viele Gartenthemen, z.B. das richtige Auszupfen von Brennnesseln, das Einpflanzen von Kartoffeln, wann Laub entfernt werden sollte und den Einsatz von Pferdeäpfeln vermittelt. Weitere faszinierende Themen sind Frösche und Schildkröten, und es gibt für die Kinder sogar einen Froschkrimi zu lösen. 

    Leseempfehlung für dieses lehrreiche und spannende Kinderbuch!
    In blaukalter Tiefe

    Kristina Hauff
    In blaukalter Tiefe (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    21.02.2023

    Spannendes Psychodrama

    Die Autorin Kristina Hauff war mir bisher nicht bekannt, aber sowohl Cover als auch Klappentext von "In blaukalter Tiefe" sprachen mich an und machten mich neugierig auf das Buch - und ich wurde nicht enttäuscht.

    Der erfolgreiche Anwalt Andreas überrascht seine Frau Caroline, die als Chefredakteurin arbeitet, mit einem 10tägigen Segelurlaub in den schwedischen Schären. Carolines anfängliche Freude wird etwas gedämpft, nachdem Andreas ihr mitteilt, dass außer dem Skipper Eric sein jüngerer Anwaltskollege Daniel mit seiner Freundin Tanja an der Reise teilnehmen wird.

    Der Urlaub auf der "Querelle" beginnt sehr harmonisch. Bei herrlichem Wetter genießen die beiden Paare gutes Essen und erlesenen Wein. Beim Segeln auf der Ostsee zeigt sich sehr schnell, dass Andreas Probleme damit hat, sich Eric unterzuordnen. Daniel, der in der Kanzlei Andreas unterstellt ist und davon träumt, bald gleichberechtigter Partner zu werden, sitzt  zwischen zwei Stühlen. Er hat nun zwei Chefs, denen er sich anzupassen hat. Caroline ist vom dominanten Verhalten ihres Mannes wenig begeistert, Tanja muss erkennen, dass sich ihr Freund seinem Vorgesetzten gegenüber sehr unterwürfig verhält. Eric versucht, sich aus den Konflikten herauszuhalten und zieht sich zurück, sobald er Gelegenheit dazu hat. Die anfangs gute und unbeschwerte Stimmung kippt bald, auch die räumliche Enge auf dem Boot trägt dazu bei. Unzufriedenheit macht sich breit, und es kommt nicht nur zwischen den Paaren zu Meinungsverschiedenheiten. Eines Nachts schlägt das Wetter um, es zieht ein Sturm auf, und das Segelschiff gerät in Seenot ...

    Das packende Buch ist in kurze Kapitel unterteilt, die jeweils aus der Perspektive von Andreas, Caroline, Daniel und Tanja erzählt werden. Das fand ich sehr interessant, da einige Situationen von verschiedenen Personen unterschiedlich wahrgenommen wurden und der Leser Einblick in die Gedankenwelt der Protagonisten bekam. Der schöne und intelligente Sprachstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen, ebenso ihre authentische Skizzierung der vollkommen unterschiedlichen Charaktere. Auch die Schönheit der Natur wird bildhaft und eindrucksvoll beschrieben.

    Von der ersten Seite bis zum für mich stimmigen Ende hat mich das Psychodrama gefesselt und begeistert. Ich kann mir vorstellen, dass das Buch eine sehr gute Vorlage für einen spannenden Film wäre.
    Klare Leseempfehlung und 5 Sterne!
    Baum, A: Siegfried

    Baum, A: Siegfried (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    20.02.2023

    Mitreißender und fesselnder Roman

    Der Claassen-Verlag hat "Siegfried" veröffentlicht, den neuen Roman von Antonia Baum.
    Im Mittelpunkt der Geschichte steht die namenlose Ich-Erzählerin, die eines Morgens nach einem Streit mit ihrem Mann ganz spontan beschließt, in die psychiatrische Ambulanz zu fahren, um sich dort helfen zu lassen. Barfuß kommt sie dort an, und während der langen Stunden des Wartens lässt sie ihre Vergangenheit Revue passieren.

    Die Ich-Erzählerin ist Autorin, Mitte Dreißig und seit 8 Jahren mit ihrem Ehemann Alex zusammen. Dieser ist 5 Jahre jünger als sie und arbeitet als Barmixer und Umzugshelfer. Die beiden haben eine kleine Tochter, Johnny. Die Beziehung steckt in einer Krise, die Ich-Erzählerin ist vollkommen überfordert. Sie fühlt sich vom Verlag unter Druck gesetzt, finanzielle Probleme belasten sie und gefährden den Lebensstandard. Hinzu kommt ihre ständige Angst, Alex zu verlieren. Ihr Stiefvater Siegfried spielte immer eine wichtige Rolle im Leben der Ich-Erzählerin. Er ist erfolgreich in seinem Beruf und hat es zu einem gewissen Wohlstand gebracht, nach dem auch sie sich sehnt. 

    Während der Wartezeit in der Psychiatrie blickt sie auf ihre Kindheit zurück, erinnert sich an das Zusammenleben mit der angepassten Mutter und dem unberechenbaren Siegfried. Bei Hilde, Siegfrieds Mutter, verbringt sie ihre Schulferien, damit die Eltern verreisen können. Hilde ist sehr speziell, sie spornt das Mädchen zu Höchstleistungen im Schwimmsport an und bestimmt den streng geregelten Tagesablauf.

    Der Roman ist ganz wunderbar und intelligent erzählt und hat mich von Beginn an gefesselt. Die Autorin beschreibt die Figuren sehr intensiv und authentisch: die überforderte und unsichere Ich-Erzählerin, die unglückliche und angepasste Mutter, den ehrgeizigen und aufbrausenden Stiefvater und als Gegenpol Siegfrieds den schweigsamen und erfolglosen Alex.
    Mich hat die teilweise bedrückende Geschichte sehr berührt, besonders das früh durch die Mutter geprägte angepasste Kind hatte mein Mitgefühl. Das stets bemühte Verhalten, es anderen recht zu machen, zeigt sich bereits im Kindesalter und wird nicht nur sehr deutlich im Umgang mit Siegfried, sondern auch während der Ferienaufenthalte bei der dominanten Großmutter. 

    Dieses großartige Buch zeigt einmal mehr, wie sehr wir durch unsere Eltern beeinflusst und geprägt werden.
    Klare Leseempfehlung!
    Kuckuckskinder

    Kuckuckskinder (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    15.02.2023

    Spannender Schwedenkrimi

    Mit "Kuckuckskinder" hat die erfolgreiche schwedische Krimiautorin Camilla Läckberg den 11. Fall ihrer Falck-Hedström-Reihe vorgelegt.

    Die Geschichte spielt in der kleinen Gemeinde Fjällbacka, wo übrigens auch die Autorin geboren und aufgewachsen ist. Hauptpersonen der Krimireihe sind die Schriftstellerin Erica Falck und ihr Ehemann Patrik Hedström, der als Ermittler bei der Polizei arbeitet.
    Der bekannte Schriftsteller Henning Bauer und seine Ehefrau Elisabeth, die aus einer Verlegerfamilie stammt, feiern in großem Rahmen mit vielen Gästen ihre Goldene Hochzeit. Auch Erica und Patrik sind eingeladen und genießen den Abend. Rolf Stenklo, ein enger Freund der Bauers, der an der Feier nicht teilgenommen hat, wird am nächsten Morgen in der Galerie, in der er seine Fotoausstellung vorbereitete, tot aufgefunden. Die fieberhafte Suche nach dem Täter beginnt. Wenig später ereignet sich auf der Privatinsel von Henning Bauer eine weitere Tragödie.
    Währenddessen ermittelt Erica für einen neuen Roman in einem ungelösten Mordfall, der sich 1980 in Stockholm ereignet hat, und findet heraus, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen diesem Mord und den aktuellen Morden in Fjällbacka.

    Ich hatte von der Autorin bisher kein Buch gelesen, und aufgrund der großen Personenanzahl gestaltete sich der Einstieg ein wenig mühsam. Neben den Familienmitgliedern von Erica und Patrik gab es eine Reihe von Kolleginnen und Kollegen. Ich lernte die große Familie des Schriftstellers Henning Bauer sowie seinen Freundeskreis kennen. Hinzu kamen weitere Personen aus dem über 40 Jahre zurückliegenden Kriminalfall. Jeder, der neu in die Reihe einsteigt, sollte die Bereitschaft mitbringen, sich intensiv in die jeweiligen Familienverhältnisse einzulesen.

    Der Krimi wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Im Hier und Jetzt lernen wir Hennings Familie kennen mit all ihren Problemen, Konflikten und Schwierigkeiten. Sehr interessant und berührend fand ich die rückblickenden Abschnitte über Lola und ihre Tochter Pytte. Die Autorin skizziert die Charaktere sehr bildhaft und lässt uns auch teilhaben am Leben der Nebenfiguren.

    Die Spannung steigert sich langsam, aber stetig, und es gibt zahlreiche, nicht vorhersehbare Wendungen. Die Protagonisten Erica und Patrik sind sehr sympathisch, und es hat mir sehr viel Lesefreude bereitet, sie auf ihrer Mördersuche zu begleiten. Das Ende war mich für vollkommen überraschend.
    Empfehlung für diesen spannenden und in schönem Sprachstil erzählten Krimi!
    Young Mungo

    Douglas Stuart
    Young Mungo (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    12.02.2023

    Brutal und roh - herzzerreißend und berührend

    Nach seinem 2020 mit dem renommierten Booker-Prize ausgezeichneten Debütroman "Shuggie Bain" legt Douglas Stuart nun seinen neuen Roman "Young Mungo" vor, der Familiendrama, Liebesgeschichte und Coming of Age-Geschichte zugleich ist.
     
    Im Mittelpunkt der in beeindruckendem Sprachstil erzählten Geschichte, die im Glasgow der neunziger Jahre spielt, steht der 15jährige Mungo Hamilton. Sein Vater ist tot, er lebt mit seiner alkoholkranken Mutter Maureen und seiner 16jährigen Schwester Jodie in ärmsten Verhältnissen. Er liebt seine labile Mutter, die ihre Kinder vernachlässigt und sich nach einem besseren Leben sehnt, vorbehaltlos und sorgt sich um sie, wenn sie wieder mal für eine Weile verschwindet. Wegen der ständigen Geldknappheit jobbt Jodie neben der Schule und kümmert sich liebevoll um Mungo. Hamish, Mungos älterer Bruder, ist mit seinen 18 Jahren bereits Vater und lebt bei seiner Freundin und ihrer Familie. Er ist der brutale und herrschsüchtige Anführer einer Jugendbande und zwingt Mungo, an den gefährlichen Straßenkämpfen zwischen Protestanten und Katholiken teilzunehmen. Sein Ziel ist es, aus seinem sanften Bruder einen Mann zu machen. 

    Mungo lernt den ein Jahr älteren James kennen, der in der Nachbarschaft lebt und seine Freizeit mit der Haltung von Tauben verbringt. James hat kürzlich seine Mutter verloren, der Vater ist berufsbedingt meistens abwesend. Die Jugendlichen fühlen sich zueinander hingezogen, und aus anfänglicher Freundschaft wird Liebe. Beide träumen davon, Glasgow gemeinsam zu verlassen. Sie geraten in große Gefahr, als der homophobe Hamish vom Verhältnis der beiden erfährt.

    Auf einer weiteren Zeitebene wird Mungo von seiner Mutter zu einem Wochenendausflug mit zwei Männern gedrängt, die sie auf den Treffen der Anonymen Alkoholiker kennengelernt hat. Es soll gezeltet und geangelt werden. Nach und nach erfahren wir, was dem Jungen Schreckliches auf dieser Reise widerfährt. Der Erzählstrang über das Wochenende mit den beiden Männern zieht sich über das ganze Buch und wechselt sich ab mit den Ereignissen der vorigen Monate.
     
    Douglas Stuart ist ein großartiger Erzähler, dem es gelungen ist, die Charaktere sehr authentisch und bildhaft zu zeichnen. Die fesselnde Geschichte war für mich jedoch teilweise sehr schwer zu lesen. Sie ist brutal und roh, aber auch herzzerreißend und berührend. Das intensive Buch, in dem es außer um Homosexualität auch um Missbrauch und Vergewaltigung geht, ist schwere Kost. Ich brauchte zwischendurch öfter längere Lesepausen von Mungos düsterer Welt. Die Beschreibung der Gewaltszenen habe ich als zu detailliert und zu brutal empfunden.

    Empfehlung für Leser, die auch vor schwerer Kost nicht zurückschrecken!
    Die Affäre Agatha Christie

    Nina De Gramont
    Die Affäre Agatha Christie (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    12.02.2023

    Phantasievolle und spannende Mischung aus Fiktion und Fakten

    In Ihrem neuen Roman erzählt Nina de Gramont eine fiktive Geschichte über das 11tägige Verschwinden der englischen Autorin Agatha Christie im Dezember 1926. Agatha Christie hat Zeit ihres Lebens vorgegeben, sich nicht daran erinnern zu können, was ihr während dieser 11 Tage widerfahren war. Mehrere Autoren und Filmemacher haben versucht, das Rätsel zu lösen.

    Im Mittelpunkt des Geschehens steht nicht die erfolgreiche Krimiautorin Agatha, die mit ihrem Ehemann Archie und der gemeinsamen Tochter Teddy in London lebt, sondern Nan O'Dea. Die 26jährige Sekretärin hat seit fast zwei Jahren ein Verhältnis mit Archie. Nachdem dieser seine Frau verlassen hat, um mit Nan zusammenzuleben, verschwindet Agatha. Am nächsten Morgen wird ihr Auto gefunden, und eine intensive Polizeisuche beginnt.

    Die Ich-Erzählerin Nan blättert nach und nach die teilweise zutiefst erschütternden Ereignisse ihres Lebens auf, sie erzählt von ihrer großen Liebe, und wir erfahren den Grund, weshalb sie ganz gezielt Archie Christie als ihren potentiellen Ehemann gewählt hat.

    Der intelligent erzählte Roman spielt auf mehreren Zeitebenen. Am Anfang irritierte mich ein wenig, dass es außer der Ich-Erzählerin eine allwissende Erzählerin gibt. Ich finde die fiktive Geschichte rund um Agathas Verschwinden sehr spannend und fesselnd, auch wenn Agatha entgegen meinen Erwartungen zu einer Nebenfigur gerät, während über Nans Vergangenheit sehr ausführlich erzählt wird. Zu Beginn des Buches war mir Nan sehr unsympathisch. Ich hatte mir ein Bild über sie gemacht, das ich dann aber im Laufe des Romans korrigieren musste. Es gibt einige unerwartete Wendungen, äußerst interessante Charaktere, und das Ende war für mich vollkommen überraschend.

    Das Buch hat mir sehr viel Lesefreude bereitet, und ich kann mir vorstellen, dass es eine gute Vorlage für einen Film wäre.
    Leseempfehlung von mir für diese phantasievolle und spannende Mischung aus Fiktion und Fakten!
    Gleißendes Licht

    Marc Sinan
    Gleißendes Licht (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    03.02.2023

    Fesselnder und bewegender Roman

    Der Gitarrist und Komponist Marc Sinan legt mit "Gleißendes Licht" seinen ersten Roman vor, in dem er den Völkermord an den Armeniern durch die Türken thematisiert.

    Im ersten Kapitel des Buches lernen wir den 15jährigen Hüseyin Umut kennen, der im späten Frühling des Jahres 1915 angeheuert wird, um zwei Soldaten und 14 Kinder zwischen 4 und 10 Jahren auf das offene Meer zu rudern. Dort geschieht Schreckliches.

    Die Handlung springt in die 80er Jahre, und es begegnet uns Kaan, Hüseyins Enkel. Kaan lebt gemeinsam mit seinen Eltern in München. Seine Mutter Nur ist türkisch-armenischer Abstammung, sein Vater, der im Buch fast nicht vorkommt, Deutscher. Nur ist die Tochter von Hüseyin, der einst ein wohlhabender und angesehener Haselnussfabrikant war und mit Vahide, einer Armenierin, verheiratet war. Kaan sieht in sich ein deutsches Kind - "bis auf den Namen". An seinem 16. Geburtstag verliebt er sich in Susanne, genannt Zizi. Die beiden werden ein Paar, und Zizi besucht Kaan häufig während seines Studiums an der Musikhochschule in New York.

    Das Buch springt zeitlich hin und her, es wird also nicht chronologisch erzählt. Wir begleiten Kaan auf seinen Urlaubsreisen zu den Großeltern in die Türkei. Die Großeltern erzählen ihrem Enkel ihre Lebensgeschichten, und in Kaan erwacht im Januar 2022 der Wunsch, die Geschichte des schrecklichen Völkermordes an den Armeniern aufzuschreiben.

    Der Sprachstil des Autors ist brillant, große Teile der Geschichte sind mitreißend erzählt und haben mich sehr berührt. Marc Sinan ist es gelungen, die Figuren bildhaft und authentisch zu skizzieren. Die Zeitsprünge erschweren das flüssige Lesen, und vor dem Hintergrund der zahlreichen türkischen Ausdrücke hätte ich mir zum besseren Verständnis ein Glossar am Ende des Buches gewünscht. 

    Das empfehlenswerte Buch liest sich nicht leicht, besonders die surrealen Schilderungen fordern den Leser, aber es regt auch an, sich näher mit der Geschichte der Armenier zu beschäftigen.
    Sibir

    Sabrina Janesch
    Sibir (Buch)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    30.01.2023

    Wichtiges Kapitel deutsch-russischer Geschichte

    Sabrina Janesch erzählt in ihrem neuen Roman "Sibir" die Geschichte der Familie Ambacher.
    Im Hier und Jetzt erfährt Leila in einem Telefonat mit ihrer Mutter, dass ihr Vater, der über 80jährige Josef, wegen seiner fortgeschrittenen Demenz nicht mehr daheim bleiben kann. Die Mutter bittet ihre Tochter, nach Hause zu kommen. Leila packt ihre Sachen und macht sich auf den Weg. Sie bleibt und beginnt damit, die Lebensgeschichte des Vaters schriftlich festzuhalten.

    Die weitere Handlung wird auf zwei Zeitebenen erzählt:
    Wir schreiben das Jahr 1945, es ist Frühling, als der 10jährige Josef Ambacher mit seiner Familie von Soldaten der Roten Armee nach Sibirien verschleppt wird. Bei der Ankunft in Kasachstan verschwindet seine Mutter Emma in den Schneewehen spurlos. Die Familie, die gefangen ist in einem gnadenlosen System, in dem sie nicht mehr deutsch sprechen darf, kämpft in einem kleinen Dorf ums Überleben und versucht, sich in der kargen Region ein neues Leben aufzubauen. Erst 1955 darf die Familie nach Deutschland zurückkehren.

    1990, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, kommen deutschstämmige Aussiedler aus Kasachstan nach Mühlheide, dem Ort, in dem Josef nach seiner Rückkehr aus Kasachstan eine neue Heimat gefunden hat. Er arbeitet als Programmierer, ist mit der Polin Agnieszka verheiratet und hat eine Tochter, Leila. Es ist ihm ein großes Bedürfnis, den Neuankömmlingen zu helfen, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden.

    Der Teil der Geschichte um Josef Ambacher, der in Kasachstan spielt, ist für mich der fesselndste Teil des Buches. Leider erstreckt sich die Handlung lediglich auf einen Zeitraum von etwa einem Jahr. Das gleiche gilt für die Parallelgeschichte, in der Josef eher eine Nebenrolle spielt. Im Fokus steht seine Tochter Leila. Auch hier erstreckt sich die Handlung auf die Dauer eines Jahres. Wir begleiten in erster Linie Leila und ihren Freund Arnold auf ihren gemeinsamen Streifzügen.
     
    Ich hatte mir von dem Buch mehr versprochen und hoffte auf eine interessante Lebensgeschichte des Josef Ambacher. Stattdessen wird nur über zwei Jahre seines Lebens erzählt. Die Schilderungen über Leila und ihre Freunde langweilten mich sehr schnell, viel lieber hätte ich mehr über das Leben von Josef gelesen. Wie verlief seine Jugend, wie gestaltete sich die Rückkehr nach Deutschland und sein weiteres Leben? Das alles hätte mich sehr interessiert. Das unverhoffte Zusammentreffen am Ende war für mich ein schöner und berührender Abschluss.

    Das Buch, in dem es auch um Schuld und Sühne geht, ist sehr anspruchsvoll. Die Autorin hat einen brillanten Sprachstil, etwas gewöhnungsbedürftig empfand ich allerdings die abrupten Zeitenwechsel innerhalb der einzelnen Kapitel. 
    Feldpost

    Mechtild Borrmann
    Feldpost (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    28.01.2023

    Erschütternde Liebesgeschichte

    Der Droemer Verlag hat "Feldpost" veröffentlicht, den neuen Roman von Mechtild Borrmann. Ich hatte bisher von der Autorin noch kein Buch gelesen, der Klappentext weckte mein Interesse - und ich wurde nicht enttäuscht!

    Wir schreiben das Jahr 2000: Es ist kurz vor Weihnachten, und die junge Rechtsanwältin Cara Russo sitzt in Kassel in einem Café. Sie schreibt Weihnachtskarten, als sich eine etwa 70jährige Frau zu ihr setzt. Die Unbekannte wirkt ein wenig verwirrt und erzählt Cara von Adele Kuhn, die sie in deren Haus in Kassel-Wilhelmshöhe nicht angetroffen hat. Man habe ihr dort erzählt, dass eine Adele Kuhn niemals dort gewohnt habe. Die Fremde verschwindet und lässt ihre schwarze Einkaufstasche zurück. In dieser befinden sich neben Feldpostbriefen aus dem Zweiten Weltkrieg alte Fotos und ein Vertrag über den Verkauf einer Villa. Caras Interesse wird geweckt, und sie beginnt zu recherchieren.

    Die Handlung springt zurück in das Jahr 1935. Wir lernen die Geschwister Adele und Albert Kuhn kennen, die zusammen mit ihren Eltern Gerhard und Katharina in Kassel leben. Der Vater führt ein Speditionsunternehmen. Adele und Albert sind mit dem Geschwisterpaar Dietlind und Richard Martens eng befreundet, die Jugendlichen verbringen viel Zeit miteinander. Das Leben der Familie Kuhn ändert sich, als Gerhard Kuhn verhaftet wird und wenig später wegen Sabotage zu einer zweijährigen Gefängnisstrafe verurteilt wird. Er verliert durch Enteignung sein Unternehmen, und Adele verlässt die Schule, um eine Tätigkeit als Schreibkraft anzunehmen. Ihr Bruder beginnt in Göttingen mit einem Studium. Nach Gerhards Entlassung aus dem Gefängnis bleibt ihm und Katharina nur die Flucht ins Ausland .....

    Die Geschichte ist ganz wunderbar in schönem Sprachstil auf zwei Zeitebenen erzählt. Die Kapitel wechseln zwischen dem Jahr 2000 und der Vergangenheit. Im Jahr 2000 begleiten wir Cara bei ihren Nachforschungen, in den Jahren ab 1935 stehen neben einer verbotenen Liebe die Schicksale der Familien Kuhn und Martens im Mittelpunkt. Das Buch ist mitreißend und vollkommen kitschfrei, es hat mich von Beginn an begeistert und gefesselt. Der Autorin ist es gelungen, die sympathischen Charaktere sehr authentisch  zu skizzieren. 
    Die tragische Geschichte, in der es um Liebe und Freundschaft, aber auch um Schuld und Verrat geht, hat einige unerwartete Wendungen. Sie war bis zum überraschenden Ende äußerst spannend und hat mich zutiefst berührt. 

    Absolute Leseempfehlung und 5 Sterne für diesen großartigen Roman!
    Wie man einen Traum aufgibt, um ein Leben zu gewinnen

    Nico Langmann
    Wie man einen Traum aufgibt, um ein Leben zu gewinnen (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    26.01.2023

    Beeindruckende Autobiographie

    Der Brandstätter Verlag hat "Wie man einen Traum aufgibt, um ein Leben zu gewinnen" veröffentlicht, die Autobiographie von Nico Langmann, einem erfolgreichen Profitennisspieler aus Österreich.

    Nico ist erst zwei Jahre alt, als seine Mutter auf der Fahrt in den Skiurlaub in einen schweren Autounfall verwickelt wird. Er ist nun vom 8. Brustwirbel an gelähmt und wird laut Aussagen der Ärzte nie wieder gehen können. Nicos Eltern können die Diagnose "Querschnittslähmung" nicht akzeptieren und setzen sich zum Ziel, dass Nico wieder gehen kann. Dafür werden sie alles tun, was ihnen möglich ist. Über viele Jahre besteht ein großer Teil des Alltags von Nico aus Therapien. Die Eltern suchen immer wieder mit ihm neue Alternativmediziner und Wunderheiler auf. Nico unterzieht sich allem, aber wird dabei immer unglücklicher.
    Als er 17 Jahre alt ist, entscheidet er sich, nicht mehr das Ziel, gehen zu können, zu verfolgen. Er hat nun drei neue Ziele: das Abitur zu machen, an den Paralympics teilzunehmen und ein glückliches Leben mit dem Rollstuhl zu führen. Das Tennisspiel ist schon seit Jahren seine Leidenschaft, die Eltern unterstützen ihn, er findet Förderer, aber der Erfolg lässt lange auf sich warten ...

    Das flüssig zu lesende Buch ist in schöner Sprache mit viel Humor und großer Offenheit geschrieben. Der Autor erzählt aus seinem Leben, er schreibt über positive und negative Diskriminierung und seine Karriere als Profisportler. Selbstkritisch berichtet er über seine Niederlagen und schreibt sehr offen über sehr Persönliches und Intimes. Er hadert nicht mit seinem Schicksal und macht nicht nur denen, die Ähnliches erlebt haben, Mut. Ich habe durch das Buch viel über Rollstuhltennis gelernt und Themen, die mit einer Profikarriere im Behindertensport zusammenhängen.

    Hervorzuheben ist die außergewöhnlich schöne Gestaltung des Buches. Es ist auf hochwertiges Papier gedruckt, hat ein Lesebändchen und enthält zahlreiche Farbfotos.

    Mir hat die Biographie des sympathischen Autors, der sich nicht als Behinderten sieht, sondern als Menschen mit Behinderung, sehr gut gefallen - klare Leseempfehlung und 5 Sterne!
    Als die Welt zerbrach

    Als die Welt zerbrach (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    22.01.2023

    Aufwühlender Roman über Schuld und Verantwortung

    Über 15 Jahre ist es nun schon her, dass John Boyne seinen erschütternden Roman "Der Junge im gestreiften Pyjama" veröffentlicht hat. Das Buch wurde in über 50 Sprachen übersetzt und ein Bestseller. Ich war überrascht und erfreut, als ich nun die Fortsetzung "Als die Welt zerbrach" entdeckte. Meine Erwartungen waren hoch - und ich wurde nicht enttäuscht.
     
    Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen:
    Im Hier und Jetzt steht die mittlerweile 91jährige Ich-Erzählerin Gretel Fernsby im Mittelpunkt des Geschehens. Sie lebt nach dem Tod ihres Ehemanns allein und bewohnt in bester Lage von London eine große Wohnung. Nachdem der Mieter der Wohnung unter ihr verstorben ist, zieht dort eine junge Familie ein: die ehemalige Schauspielerin Madelyn, ihr Ehemann Alex, ein Filmproduzent, und der gemeinsame Sohn Henry. Der 9jährige weckt schmerzliche Erinnerungen in Gretel. Sie gerät in einen Gewissenskonflikt, als sie erkennen muss, dass Madelyn und Henry von Alex misshandelt werden.
     
    Die zweite Zeitebene versetzt uns in das Jahr 1946. Gretel ist 15 Jahre alt, als ihre Mutter mit ihr aus Deutschland nach Paris flieht, wo beide unter einer neuen Identität versuchen, sich ein neues Leben aufzubauen. Die Mutter wird von Erinnerungen gequält, die sie mit Alkohol zu bekämpfen versucht. Als sie enttarnt werden, fliehen sie nach Rouen. Von dort aus wandert Gretel später nach Australien aus, kehrt aber nach einem Zusammentreffen mit Kurt Kotler, in den sie als junges Mädchen verliebt war, zurück nach Europa. In London beginnt für sie ein neues Leben.
     
    Das Buch ist in wunderbarem Sprachstil erzählt und liest sich sehr flüssig. Die Kapitel bewegen sich zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Wir begleiten Gretel auf ihren Wegen, tauchen ein in ihre Gedankenwelt und erleben ihre Erinnerungen, ihre Scham und ihre Ängste. Schwerwiegend sind ihre Schuldgefühle, die sie ihr Leben lang quälen werden. Sie wusste, was hinter dem Stacheldrahtzaun passierte, ihr Vater hatte sie als 12jährige durch das Konzentrationslager geführt, dessen Kommandant er war. Und sie fühlt sich schuldig am Tod ihres neunjährigen Bruders Bruno, dessen Name sie bis zu ihrem Lebensende nie wieder aussprechen kann.
     
    Es ist sicherlich ein Vorteil, "Der Junge im gestreiften Pyjama" gelesen zu haben, aber keine Voraussetzung, um den Folgeroman verstehen zu können. Die Geschehnisse der Vergangenheit werden in "Als die Welt zerbrach" nach und nach aufgeblättert.
    John Boyne ist es gelungen, die Charaktere ganz wunderbar und authentisch zu beschreiben. Der großartige Roman über Schuld und Verantwortung hat mich von der ersten Seite an bis zum für mich vollkommen überraschenden Ende gefesselt und zutiefst berührt.
     
    Absolute Leseempfehlung von mir für diesen klug und sensibel erzählten Roman - und wohlverdiente 5 Sterne!
    Wunn, A: Saubere Zeiten

    Wunn, A: Saubere Zeiten (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    18.01.2023

    Großartige und fesselnde Familiengeschichte

    In seinem beeindruckenden Debütroman "Saubere Zeiten" erzählt Andreas Wunn die Geschichte des Journalisten Jakob Auber und seiner Familie über einen Zeitraum von fast 100 Jahren. Jakob ist Ende Dreißig und lebt in Berlin. Von seiner Frau Sophie, der Mutter des kleinen Sohnes Oskar, hat er sich getrennt. Als er aus seiner Heimatstadt Trier einen Anruf erhält, dass sein Vater nach einem Schlaganfall auf der Intensivstation liegt, macht er sich sofort auf die Reise. Er trifft den Vater nur noch in bewusstlosem Zustand an, ein Gespräch mit ihm ist nicht mehr möglich. In seinem ehemaligen Jugendzimmer findet Jakob neben zahlreichen Fotos, die an eine Wand geklebt wurden, Tonbänder und etliche Tagebücher. Die Tonbandaufnahmen stammen von seinem Vater Hans, die Tagebücher von seinem Großvater Theodor, der vor Jahrzehnten eine Drogerie führte und in den Wirtschaftswunderjahren ein Waschmittel erfand, das ihm zu Wohlstand und Ansehen verhalf. 

    Jakob beschäftigt sich intensiv mit den Aufzeichnungen des Vaters und des Großvaters und taucht ein in ihre Lebensgeschichten. Nach und nach entfaltet sich die Geschichte seiner Familie, in der wenig über die Vergangenheit gesprochen wurde, und Jakob begibt sich auf eine Reise nach Brasilien, um dem Geheimnis um Bella, die eine Zeitlang bei den Großeltern lebte, auf die Spur zu kommen. 

    Die Geschichte ist auf unterschiedlichen Zeitebenen erzählt. Wir begleiten den Ich-Erzähler Jakob nicht nur auf seiner Spurensuche im Hier und Jetzt, er lässt uns auch teilhaben an seinen Gedanken, Erinnerungen und Begegnungen mit seinem Jugendfreund Ben und Teresa, seiner ersten Liebe. Auf weiteren Zeitebenen werden die Geschichten des Großvaters und des Vaters erzählt. 

    Der Roman über drei Generationen, in dem es um die Beziehungen zwischen Vätern und Söhnen geht, um Liebe, Schuld und Trauer, ist ganz wunderbar in schöner Sprache erzählt und hat mich von Anfang an fasziniert und gefesselt. Die Charaktere hat der Autor sehr authentisch und bildhaft skizziert. 

    Das Buch hat mir sehr viel Lesefreude bereitet - klare Leseempfehlung und 5 Sterne!
    Die letzte Party

    Clare Mackintosh
    Die letzte Party (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    16.01.2023

    Spannender Auftakt einer neuen Krimireihe

    Das Cover des neuen Kriminalromans "Die letzte Party" der britischen Autorin Clare Mackintosh gefiel mir auf Anhieb, auch der Klappentext begeisterte mich. Ich freute mich auf die Lektüre - und wurde nicht enttäuscht.

    Die Geschichte spielt in Nordwales, direkt am malerisch gelegenen Llyn Drych. Der See trennt England und Wales. Der bekannte Opernsänger Rhys Lloyd hat auf der englischen Seite zusammen mit einem Investor The Shore errichtet, eine Ferienhaussiedlung für wohlhabende Engländer, die aus 5 Lodges besteht und mit dem nächsten Bauabschnitt vergrößert werden soll. Diese Siedlung ist den Bewohnern des kleinen Dorfes Cwn Coed, das sich genau gegenüber in Wales befindet, ein Dorn im Auge.
    Um die angespannten Beziehungen zu verbessern, lädt Rhys die Bewohner von Cwn Coed zu einer großen Silvesterparty ein. Der Champagner fließt in Strömen. Am Neujahrsmorgen ist Rhys tot ...

    Mit den Ermittlungen werden DC Ffion Morgan aus Wales und der englische DC Leo Brady beauftragt. Die beiden haben sich am Silvesterabend kennengelernt und die Nacht zusammen verbracht, ohne ihre realen Namen zu nennen. Umso überraschter sind beide, als sie sich bei der Autopsie des Toten gegenüberstehen.  

    Der Krimi beginnt sehr ruhig, nach und nach lernen wir die zahlreichen Bewohner von The Shore, Cwn Coed und die beiden Ermittler kennen. Die Handlung springt zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her und wird aus der Perspektive der Bewohner von The Shore, der Einheimischen und auch der beiden Polizisten erzählt. Die Ermittlungen gestalten sich kompliziert, mit jedem Kapitel steigt die Anzahl der Verdächtigen. Jede dieser Personen hat ein Interesse am Tod von Rhys. Die unterschiedlichen Motive hat Clare Mackintosh plausibel beschrieben. 

    Ich bin absolut begeistert von dem Krimi, er hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Der intelligente Sprachstil hat mir sehr gut gefallen, die zahlreichen Charaktere sind ganz wunderbar und authentisch skizziert. Die Spannung steigt stetig, es gibt ständig neue Wendungen. Gekonnt fand ich die Wiederholungen einiger Partyszenen, hier hat die Autorin die Szenen aus der Perspektive weiterer Personen erzählt. Das Ende hat mich vollkommen überrascht. Sehr gut gefallen hat mir auch die Schilderung des Privatlebens der beiden sympathischen Ermittler und die sensibel erzählte Aufdeckung des Geheimnisses von Ffion.

    "Die letzte Party" ist der gelungene Auftakt einer neuen Krimireihe um Ffion Morgan und Leo Brady - ich freue mich schon auf den nächsten Band. Von mir klare Leseempfehlung, ganz besonders für Leser, die unblutige Krimis lieben - und 5 Sterne!
    Das glückliche Geheimnis

    Arno Geiger
    Das glückliche Geheimnis (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    04.01.2023

    Intelligent und mit feinem Humor erzählte Autobiographie

    Mit "Das glückliche Geheimnis" legt Arno Geiger sein erstes autobiographisches Buch vor. Er beschreibt darin mit großer Offenheit seinen Werdegang als Schriftsteller. Er ist 24 Jahre alt, Student, lebt in Wien in einem heruntergekommenen Haus und verfügt nur über begrenzte finanzielle Mittel. Um seinen Hunger nach Lesestoff zu stillen, beginnt er, die Papiercontainer in der Umgebung nach entsorgten Büchern zu durchsuchen. Dabei ist er sehr erfolgreich und begibt sich nun einmal wöchentlich für einige Stunden auf die Suche. Mit dem anschließenden Verkauf der Bücher auf dem Flohmarkt sichert er seinen bescheidenen Lebensstandard. Aber es sind nicht nur Bücher, die ihn interessieren, auch Tagebücher und Briefe begeistern ihn. In ihnen findet er unzählige Anregungen für seine Bücher.

    Mit feinem Humor erzählt der mit zahlreichen Buchpreisen ausgezeichnete Autor seine Geschichte. Es geht nicht nur um unzählige Streifzüge durch Wien, sondern auch um seine Liebesbeziehungen, den so lange herbeigesehnten Aufstieg als Schriftsteller und den Umgang mit den Eltern. Die Schilderung über die Demenzerkrankung des Vaters hat mich so berührt, dass ich mir spontan sein Buch "Der alte König in seinem Exil" gekauft habe, in dem er die gemeinsame Zeit mit seinem Vater während dessen Erkrankung beschreibt.

    Arno Geiger gewährt uns Einblicke in den Alltag eines Schriftstellers und in die Entstehungsgeschichten seiner Bücher, darüber hinaus verschweigt er aber auch nicht die Probleme mit dem Verlag und den Stress, der mit seiner plötzlich auftretenden Berühmtheit und den zahlreichen Lesereisen verbunden ist. Diesem Stress entflieht er durch erneute Sammeltouren.

    Ich habe das großartige Buch über das glückliche Geheimnis des Autors, sein Leben und seine philosophischen Betrachtungen zu unterschiedlichen Themen mit sehr viel Freude gelesen - von mir klare Leseempfehlung und 5 Sterne!
    Raimondi, D: Den Ufern von Stellata

    Raimondi, D: Den Ufern von Stellata (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    10.10.2022

    Wunderschön und tiefgründig - absolute Leseempfehlung!

    Der Ullstein Verlag hat "An den Ufern von Stellata", den Debütroman der italienischen Autorin Daniela Raimondi, der es 2020 auf Anhieb auf die italienische Bestsellerliste geschafft hatte, veröffentlicht. Das Buch fiel mir wegen seines wunderschön gezeichneten Covers sofort auf, und der Klappentext machte mich neugierig.

    Der anspruchsvolle Roman erzählt die Geschichte der Familie Casadio, die in Stellata lebt, einem kleinen Ort in der Lombardei. Wir schreiben das Jahr 1800, als ein Wagenzug des fahrenden Volkes, der sich auf der Durchreise befindet, wegen starker Regenfälle gezwungen ist, über den Winter in Stellata zu bleiben. Auf dem alljährlichen Dorffest begegnen sich Giacomo Casadio und die wunderschöne Zingara Viollca mit den bunten Federn im pechschwarzen Haar und der auffallenden Kleidung. Der schwermütige Giacomo ist ein Träumer und Eigenbrötler, der hofft, mit seinen Erfindungen zu Ruhm zu gelangen. Viollca liest Giacomo aus der Hand und sieht in ihm den Mann, auf den sie immer gewartet hat. Die beiden verlieben sich ineinander und heiraten gegen den Willen von Viollcas Familie. Bald kommt ihr gemeinsamer Sohn Dollaro zur Welt.

    Viollca besitzt die Gabe, mit Hilfe von Tarotkarten in die Zukunft zu sehen und vererbt ihre vorhersehende Fähigkeit an einige ihrer Nachkommen, die wie sie dunkle Augen und schwarzes Haar haben. Giacomos träumerisches Wesen setzt sich hingegen eher fort in den Nachkommen, die wie er blaue Augen haben.

    Die auf 509 Seiten in wunderschönem und flüssigem Sprachstil erzählte Geschichte umfasst sieben Generationen innerhalb eines Zeitraums von etwa 200 Jahren. Wir lernen unzählige Nachkommen von Giacomo und Viollca kennen und begleiten sie auf ihren Lebenswegen, erleben ihre Höhen und Tiefen, Liebe und Glück, aber auch ihre Tragödien und ihr Leid. Daniela Raimondi hat die unterschiedlichen Figuren und ihre Emotionen, Gedanken und Träume ganz wunderbar beschrieben.

    Der Autorin ist es hervorragend gelungen, das Leben der Familienmitglieder mit den jeweiligen geschichtlichen und politischen Gegebenheiten, wie Kriege und Aufstände, zu verknüpfen. Auch die mystischen Aspekte des Romans sind behutsam mit der Handlung verwoben. Die sympathischen und authentischen Charaktere sind mir richtig ans Herz gewachsen, und ich habe es immer bedauert, wenn es einen Generationswechsel mit neuen Hauptfiguren gab.

    Vor dem Hintergrund der zahlreichen Personen fand ich den Familienstammbaum auf der letzten Seite äußerst hilfreich, um die Familienstruktur jederzeit nachvollziehen zu können.

    Das Buch hat mir sehr viel Lesefreude bereitet, es hat mich begeistert und von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt.
    Von mir 5 hochverdiente Sterne und eine absolute Leseempfehlung für diesen ansoruchsvollen Familienroman, der zu meinen diesjährigen Lesehighlights gehört!
    Als das Böse kam

    Ivar Leon Menger
    Als das Böse kam (Buch)

    2 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    05.10.2022

    Leider kein Thriller, eher ein Jugendbuch

    Der dtv Verlag hat "Als das Böse kam", den Debütroman von Ivar Leon Menger, veröffentlicht.
    Dieses Buch ist eines der wenigen Bücher, die ich mir aufgrund des hinreißend gestalteten Covers näher angesehen und gekauft habe. Der Klappentext und die freundlichen Kommentare von Melanie Raabe und Sebastian Fitzek auf der Buchrückseite versprachen eine spannende Lektüre - doch ich wurde enttäuscht.

    Im Mittelpunkt des Romans steht die Ich-Erzählerin Juno. Sie ist 16 Jahre alt und lebt mit ihren Eltern und ihrem 12jährigen Bruder Boy in einer Blockhütte auf einer Insel. Das Leben der Familie, die in einem Zeugenschutzprogramm und in völliger Isolation lebt, ist auf Versorgung ausgerichtet, es wird gefischt und gebacken, der Sonntag ist Spieletag.
    Die Mutter unterrichtet die Kinder täglich, der Vater rudert einmal im Monat bei Vollmond an Land, um Lebensmittel einzukaufen. Einmal in der Woche bringt "Onkel Ole", der von der Existenz der Kinder nichts wissen darf, die Post. In der Welt der Familie gibt es Nordland und Südland, Fremdlinge und Wächter. Die Fremdlinge werden als Feinde angesehen, wenn sie die Familie finden, werden sie sie töten ...

    Das Buch liest sich schnell und flüssig, da es in sehr schlichter Sprache geschrieben ist. Dieser einfache Erzählstil ist aber im Hinblick auf Junos recht kindliche Art durchaus passend.
    Der Roman hätte spannend werden können, er fing auch durchaus vielversprechend an, aber dann wurde die Handlung zunehmend unrealistischer, die vorhersehbare Auflösung erfolgte viel zu früh, und das Finale fand ich  dann vollkommen überzogen. 
    Autor und Verlag wären sicher gut beraten gewesen, das Buch nicht als Thriller, sondern als Jugendroman zu veröffentlichen.
    Die Grundidee des Buches hat mir gefallen, die Umsetzung dagegen ist dem Autor leider nicht gelungen.
    Die Idee mit dem Zettel und dem Hinweis auf dessen Inhalt fand ich pfiffig.

    Das Buch war leider eine Enttäuschung für mich. Ich hatte einen spannenden Thriller erwartet - keinen Jugendroman. Es fehlte mir an Spannung, die ganze Geschichte war nicht authentisch, es gab keine überraschenden Wendungen, und die Figuren blieben blass.
    Wait, R: Meine bessere Schwester

    Wait, R: Meine bessere Schwester (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    03.10.2022

    Fesselnder Familienroman

    Bei den Büchern des Kein & Aber Verlags schaue ich immer genauer hin, und so bin ich auch auf das neue Buch "Meine bessere Schwester" der englischen Autorin Rebecca Wait aufmerksam geworden. Die Autorin war mir bislang unbekannt, aber der Klappentext hat mich sofort angesprochen, und ich war sehr neugierig auf den Roman. 

    Im Mittelpunkt der auf mehreren Zeitebenen erzählten Geschichte stehen die ungleichen Zwillingsschwestern Alice und Hanna. Der Roman beginnt im Hier und Jetzt mit der recht komödiantisch erzählten Trauerfeier ihrer Tante Katy, auf der Alice ihre Schwester nach 4 Jahren zum ersten Mal wiedersieht. Beim anschließenden Trauerkaffee erzählt Hanna, dass sie nach England zurückgekehrt ist und eine Stelle im Außenministerium in London bekommen hat. 

    Auf der zweiten Zeitebene erzählt Rebecca Wait die Geschichte der Mutter der Zwillinge. Die unscheinbare Celia wächst zusammen mit ihrer hübschen und bei allen beliebten Schwester Katy auf. Während die drei Jahre ältere Katy psychisch schwer erkrankt und weiterhin bei den Eltern lebt, studiert Celia Geografie in London. Sie freundet sich mit der Physikstudentin Anne an und lernt durch sie den ehrgeizigen Paul kennen .....

    Auf einer weiteren Zeitebene steht das Aufwachsen von Alice und Hanna im Mittelpunkt, ihre Schulzeit, Studium und die Jahre danach. Nach und nach werden behutsam die Geschehnisse und Konflikte der Vergangenheit entfaltet. 

    Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Ich mochte die Zwillingsschwestern, wobei die zurückhaltende Alice meine größere Sympathie hatte, nicht zuletzt durch ihre Entwicklung im Laufe der Jahre.

    Es gibt einige Parallelen in dem Buch: auf zwei Ebenen begegnen wir einer unscheinbaren, zurückhaltenden und einer extrovertierten, sehr attraktiven Schwester. Ebenso spielt auf beiden Ebenen das Thema Psychische Erkrankungen eine wesentliche Rolle. Aber es geht auch um Geschwisterrivalität, Intrigen, Mobbing und Freundschaft. Ein ganz wichtiges Element des Buches bildet die besitzergreifende Dominanz der Muter Celia, unter der Alice, Hanna und Michael seit ihren Kindertagen zu leiden haben. 

    Der Roman ist in intelligenter, in Teilen aber auch humorvoller Sprache geschrieben und liest sich sehr flüssig. Die Schilderung der Höhen und Tiefen innerhalb der Familie sowie die Beschreibung der psychischen Erkrankungen sind der Autorin hervorragend gelungen. Nicht nur die familiären Konflikte sind authentisch, auch die unterschiedlichen Charaktere sind ganz wunderbar gezeichnet.

    Etwas überzogen fand ich den Abschnitt mit der Trauerfeier zu Beginn des Buches und das Kapitel mit dem Frettchen, dennoch kann ich das Buch, das mich noch eine Weile beschäftigen wird, sehr empfehlen - von mir 5 Sterne!
    Sturmrot

    Tove Alsterdal
    Sturmrot (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    28.09.2022

    Großartiger und tiefgründiger Kriminalroman

    Der Rowohlt Verlag hat "Sturmrot", den neuen Kriminalroman der schwedischen Autorin Tove Alsterdal veröffentlicht, die 2020 für das Buch mit dem Schwedischen und dem Skandinavischen Krimipreis ausgezeichnet wurde. Bei dem Roman handelt es sich um den ersten Teil einer Trilogie um die Ermittlerin Eira Sjödin. Ich hatte hohe Erwartungen an das Buch - und ich wurde nicht enttäuscht.

    Die in Nordschweden spielende Geschichte beginnt damit, dass Olof Hagström ganz spontan seinen Vater besuchen möchte. Die beiden haben sich seit 23 Jahren nicht gesehen. Olof war 14 Jahre alt, als er gestand, die junge Lina Stavred getötet zu haben. Da er damals noch minderjährig war, wurde er nie verurteilt und hat seine Jugend in Heimen verbracht. Im Elternhaus findet er seinen Vater Sven erstochen in der Dusche auf und macht sich damit sogleich zum Hauptverdächtigen.

    Die Ermittlerin Eira Sjödin ist 32 Jahre alt und hat sich von Stockholm zurück in ihren Heimatort versetzen lassen, um für ihre Mutter da sein zu können. Diese ist an einer fortschreitenden Demenz erkrankt. Eira war erst 9 Jahre alt, als Lina seinerzeit ermordet wurde, und während ihrer Suche nach dem Mörder von Sven Hagström kommt der Fall von Lina, deren Leiche nie gefunden wurde, an die Oberfläche. Sie taucht tief ein in den über zwei Jahrzehnte zurückliegenden Mordfall und beginnt mit neuen Ermittlungen ....

    Der erstklassige Krimi hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Er ist in einer ruhigen und schönen Sprache erzählt und sehr fesselnd. Die Handlung schreitet anfangs eher ruhig voran, um im Laufe des Buchs mehr und mehr an Fahrt aufzunehmen. Es hat mir viel Freude gemacht, die hart arbeitende Eira auf ihrer akribischen Spurensuche zu begleiten und die Puzzlestücke nach und nach mit ihr zusammenzusetzen. Das für mich stimmige Ende war vollkommen überraschend und hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin hat die geschickt konstruierte Geschichte mit viel Tiefe und Emotion erzählt. Eira ist eine sehr sympathische Polizistin mit interessantem Charakter, und auch die übrigen Charaktere sind sehr schön und authentisch gezeichnet. Erwähnen möchte ich auch die lebendigen und schönen Landschaftsbeschreibungen der Autorin, die sie in die Handlung hat einfließen lassen.

    Der ruhige und klare Erzählstil der Autorin hat mich an die Bücher von Henning Mankell erinnert. Ich bin absolut begeistert von diesem Roman und freue mich bereits jetzt auf Eiras neue Ermittlungen im Folgeband "Erdschwarz", der im Oktober 2022 erscheinen wird. Auf den letzten Seiten von "Sturmrot" findet man eine 16seitige Leseprobe. 

    Wer niveauvolle und ruhige Krimis ohne Hektik und blutiges Gemetzel mag, wird von "Sturmrot" sicherlich begeistert sein.
    Unbedingte Leseempfehlung von mir und wohlverdiente 5 Sterne für diesen großartigen Roman!
    Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu.

    Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. (Buch)

    2 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    21.09.2022

    Brisantes und aktuelles Thema - leider nicht überzeugend umgesetzt

    Der Ullstein Verlag hat den Debütroman "Poppy" der norwegischen Autorin Kristine Getz veröffentlicht.
    Das Cover ist hinreißend gestaltet, und der Klappentext weckte meine Neugier auf das Buch.

    Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht die junge Familie Wiig während einer Zeitspanne von nur 4 Tagen: die Influencerin Lotte, ihr Mann Jens und die zweijährige Tochter Poppy. Die Familie verdient sich ihren Lebensunterhalt mit der Vermarktung des Familienlebens in den sozialen Medien, wobei Poppy als Hauptperson. als unfreiwilliger Star, fungiert. Bereits die Geburt des Kindes war Thema in den Netzwerken, und es vergeht kein Tag, an dem die Familie nicht Berichte postet und kleine Filme veröffentlicht. Die Tätigkeit bringt der Familie mehr als 400.000 Follower, die ihrem scheinbar perfekten Leben folgen, und einen gewissen Wohlstand.
    Während eines Aufenthaltes bei den Großeltern verschwindet Poppy spurlos.

    Die junge Kommissarin Emer Murphy, nach 6 Wochen Aufenthalt in der Psychiatrie immer noch krankgeschrieben und unter Psychopharmaka stehend, beginnt gegen den Rat ihrer Lebensgefährtin und ihres Arztes mit den Ermittlungen und unterstützt dabei ihren Kollegen Mons Tidemand.

    Die Geschichte erinnert mich sehr an "Die Kinder sind Könige" von Delphine de Vigan. Auch in de Vigans Buch geht es um die permanente Internetpräsenz von Eltern, die ihre Kinder in den Medien vermarkten. Auch sie bringen es dank vieler Follower zu einem gewissen Wohlstand. Aber im Gegensatz zu Kristine Getz gelingt es Delphine de Vigan, dem Leser die Ausbeutung, der die Kinder ausgesetzt sind. sehr deutlich und mit viel Intensität vor Augen zu führen.
    Bei Kristine Getz vermisse ich die kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Internetsucht und Vermarktung von Kindern ohne deren Erlaubnis. Es bleibt vieles sehr an der Oberfläche.

    Emer Murphy ist eine interessante Figur, jedoch hätte ich mir ihre Darstellung und die Beschreibung ihrer psychischen Probleme realistischer gewünscht. Die Esotherik-Geschichte rund um Emers Großmutter war meiner Meinung nach überflüssig.

    Bei der Ermittlungsarbeit fehlte mir die Fokussierung auf das verschwundene Kind. Stattdessen stehen zunehmend Familienmitglieder und andere Nebenfiguren im Zentrum des Geschehens, so dass die Geschichte für mich zäh wurde, deutlich an Spannung verlor und ich aufpassen musste, vor dem Hintergrund der vielen Personen nicht den Faden zu verlieren.

    Der Sprachstil der Autorin ist eher schlicht, keine ihrer Figuren war mir sympathisch, und es mangelte mir an Spannung, die ich in einem Thriller einfach voraussetze. Das Ende war zwar überraschend, hat mich aber nicht überzeugen können. 

    Kochen am offenen Herzen

    Max Strohe
    Kochen am offenen Herzen (Buch)

    2 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    18.09.2022

    Buch hält leider nicht, was der Klappentext verspricht

    Der Tropen Verlag hat "Kochen am offenen Herzen", die Erinnerungen von Max Strohe, veröffentlicht. Der Name Max Strohe war mir bislang vollkommen unbekannt, aber der Klappentext machte mich neugierig: "Vom Schulabbrecher aus der Provinz zum Sternekoch mit Bundesverdienstkreuz - die Geschichte von Max Strohe ist einzigartig ...". Ich freute mich auf den Bericht über einen interessanten Aufstieg - und wurde enttäuscht.
     
    Der Autor schildert seine Geschichte während eines Zeitraums von etwa 10 Jahren. Mit 15 Jahren lernt er seinen Vater, einen erfolgreichen Antiquitätenhändler, kennen, er bricht die Schule ab und tritt eine Ausbildung als Koch an. Sein Arbeitgeber entlässt ihn vorzeitig, Max schafft es dann aber, seine Ausbildung in Bad Neuenahr abzuschließen und arbeitet anschließend in der Küche eines Altersheims, später in einem Hotel auf Kreta.
     
    Mit großer Offenheit reflektiert Max Strohe 10 Jahre seines Lebens. Es ist das Leben eines Heranwachsenden, die Schule ist ihm nicht wichtig, wichtig sind Alkohol, Sex und Drogen. Darüber berichtet er in sehr direkter, bisweilen obszöner Sprache. Auf die ausführliche Schilderung seines Liebeslebens sowie Alkohol- und Drogenkonsums hätte ich gut verzichten können, ich hätte lieber mehr über seine Tätigkeit als Koch erfahren. Ich hatte andere Vorstellungen, aufgrund des Klappentextes erhoffte ich mir, mehr darüber zu erfahren, wie er es geschafft hat, die Karriereleiter emporzusteigen.
     
    Der Autor hat seine Geschichte in flüssigem und angenehmem Sprachstil verfasst. Die Schilderung seiner Ausbildung fand ich sehr interessant. Bei seiner Abschlussprüfung habe ich richtig mitgefiebert. Max Strohe ist mutig, schreibt auch über Missstände in der Branche, es geht hier um Analogkäse und Formfleisch, Maggi und die Verwendung von Lebensmitteln, deren Mindesthaltbarkeitsdaten längst überschritten sind. Ich bin ihm dankbar für diese Aufklärung und werde daraus meine persönlichen Konsequenzen ziehen. Gut gefallen hat mir auch die Beschreibung seiner Begegnungen mit dem Vater, besonders die gemeinsame Reise nach New York.
     
    Das Buch wird zwar als Sachbuch beworben, stellt aber das ausschweifende Privatleben des damals jugendlichen Autors in den Vordergrund. Sein Aufstieg in die erste Liga der Köche und seine Tätigkeit als Fernsehkoch hätten mich mehr interessiert, aber das blieb leider vollkommen außen vor. 
     
    Aufgrund des vielversprechenden Klappentextes hatte ich mir mehr versprochen - von mir leider nur 2 Sterne.
     
    Die Mauersegler

    Fernando Aramburu
    Die Mauersegler (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    17.09.2022

    Großartiger und anspruchsvoller Roman

    Fernando Aramburu hat mit seinem Buch "Patria" bereits einen Bestseller gelandet und ist mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden. Auch "Die Mauersegler" ist in Spanien gefeiert und als Klassiker des 21. Jahrhunderts bezeichnet worden. Dementsprechend war ich sehr neugierig auf die deutsche Übersetzung, die nun vom Rowohlt Verlag veröffentlicht worden ist - und wurde nicht enttäuscht.
     
    Der Autor erzählt auf stolzen 832 Seiten die Geschichte des 54jährigen Gymnasiallehrers Toni. Dieser ist seit 10 Jahren von der Radiomoderatorin Amalia geschieden, hat einen Sohn und ist mit seinem Leben unzufrieden. Er beschließt, in exakt 365 Tagen, genau gesagt am 31.7. des kommenden Jahres, aus dem Leben zu scheiden. Bis es soweit ist, führt er ein Tagebuch, in dem er jeden Tag auf ein bis zwei Seiten sein Leben Revue passieren lässt, aber auch seine aktuellen Tageserlebnisse und seine vielfältigen Ansichten festhält. Die Aufzeichnungen bewegen sich zwischen Gegenwart und Vergangenheit, so wie Toni es gerade in den Sinn kommt, und er seziert auch die politische Situation seines Landes. Sein Leben ändert sich, als eine Frau seinen Weg kreuzt, deren Hund Toni heißt ....
     
    In 365 Kapiteln erinnert sich der Ich-Erzähler Toni an seine Kindheit, beleuchtet das Verhältnis zu seinen Eltern und beschreibt die Hassgefühle, die er für seinen Bruder Raúl hegt. Auch für seine Exfrau Amalia und den gemeinsamen Sohn Nikita, den er für geistig beschränkt hält, hegt er keine positiven Gefühle. In seinem Beruf ist er schon lange nicht mehr glücklich. Er liebt seinen Hund Pepa und mag seinen Freund, den er ohne dessen Wissen Humpel nennt.
     
    Der grandios erzählte Roman hat mich von Anfang an gefesselt und in seinen Bann gezogen. Toni ist ein nicht gerade sympathischer Antiheld, der offen und ehrlich, oft auch mit feinem Sinn für Humor, seine Gedanken und Gefühle in seinem Tagebuch niederschreibt. Das ist faszinierend, sarkastisch, aber bisweilen auch derb bis obszön. So hätte ich auf die genaue Beschreibung seiner intimen Vorlieben und die Abschnitte mit Tina gut verzichten können. Der Roman ist sehr vielschichtig, hart, aber gleichzeitig auch gefühlvoll. Der intelligente und anspruchsvolle Sprachstil hat mich begeistert. Ich bin eingetaucht in Tonis Welt mit all seinen Problemen und Enttäuschungen. Der Autor hat mit seiner einzigartigen Erzählkunst bewirkt, dass ich mehr und mehr verstehen konnte, weshalb Toni sich zu einem so düsteren Menschen entwickelt hat, dem das Leben nicht mehr lebenswert erschien.  
     
    Das außergewöhnliche Buch, über das ich noch lange nachdenken werde, ist für mich bereits jetzt ein Highlight dieses Jahres.
    Von mir absolute Leseempfehlung und 5 Sterne!
    Der Regenbogenfisch glaubt nicht alles

    Marcus Pfister
    Der Regenbogenfisch glaubt nicht alles (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    14.09.2022

    Liebevoll gestaltetes Vorlesebuch mit wichtiger Botschaft

    Der Regenbogenfisch wird 30 Jahre alt! Aus diesem Anlass hat der Nord Süd Verlag "Der Regenbogenfisch glaubt nicht alles" von Marcus Pfister veröffentlicht.

    Das mit wunderschönen und schillernden Illustrationen versehene Vorlesebuch erzählt die Geschichte des Regenbogenfischs, in dessen Schwarm der Fisch Humbrecht eine Lügengeschichte erzählt. Es gebe einen Stöpsel im Meer, der von einem fiesen Typen gezogen werden solle. Da geraten der Regenbogenfisch und die anderen Meeresfische natürlich erst einmal in helle Aufregung ...

    Das 32seitige großformatige Buch mit der wichtigen Botschaft, nicht alles zu glauben, was man ihnen erzählt, richtet sich an Kinder ab etwa 4 Jahren und ist sehr ansprechend gestaltet. Die Texte sind altersgerecht und gut verständlich. Das Buch ist ein Vorlesebuch, wird aber sicherlich auch Leseanfänger zum Selberlesen animieren. Die zauberhaften Illustrationen ergänzen die Texte ganz wunderbar. 

    Jungen und Mädchen werden auch dieses phantasievolle und spannend erzählte Vorlesebuch mit dem Regenbogenfisch lieben!


    Brandner, M: Kerl aus Koks

    Brandner, M: Kerl aus Koks (Buch)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    13.09.2022

    Unterhaltsame Lebenserinnerungen

    Der List Verlag hat mit "Kerl aus Koks" die Lebenserinnerungen des Schauspielers Michael Brandner veröffentlicht. Ich kenne den Autor nicht, aber das schwarz-weiße Cover mit dem kleinen blonden Jungen, der verschmitzt in die Kamera lächelt, hat mich sofort angesprochen und neugierig gemacht. 

    Der fast vierjährige Paul fühlt sich wie im Schlaraffenland bei seiner Tante Hannah und Onkel Hans. Er liebt das leckere Essen, mit dem die Tante die Familie verwöhnt und hat sich gut eingelebt. Das behütete Leben in Bayern findet jedoch für ihn ein jähes Ende, als seine Mutter Helga, die für ihn eine fremde Frau ist, unangemeldet vor der Tür steht, um Paul abzuholen. In Dortmund wartet ein vollkommen neues Leben in beengten Verhältnissen auf ihn. Das Geld ist knapp, doch Helmut, der neue Mann an Helgas Seite, bringt Paul sehr viel Verständnis und Zuneigung entgegen und wünscht sich nur, dass Paul glücklich ist. Das Verhältnis zur Mutter, die Paul bedrängt, mit dem nötigen Ehrgeiz ein Studium anzustreben, wird mit den Jahren zunehmend schwierig.
     
    Der in weiten Teilen unterhaltsame Roman mit biografischen Zügen ist in 5 Staffeln unterteilt und liest sich sehr flüssig. Mit viel Sprachwitz erzählt der Autor aus seinem Leben während eines Zeitraums von über 40 Jahren. Die Schilderung seiner Kindheit und Jugend ist dem Autor hervorragend und eindrucksvoll gelungen, auch seine Zeit beim Grenzschutz ist sehr kurzweilig geschildert. Danach empfand ich die Handlung als etwas zäh. Die Jahre in der Hausbesetzerszene haben mich nicht fesseln können. Pauls ausschweifendes Leben mit Alkohol und Drogen und die damit verbundenen gesundheitlichen Probleme, die selbstgefällige Schilderung seiner zahlreichen Liebesbeziehungen, die Unbeständigkeit im Arbeitsleben, das alles war mir dann irgendwann zu viel und hat bei mir eher Kopfschütteln ausgelöst. 
    Dagegen war es für mich interessant, Pauls Werdegang als Schauspieler zu verfolgen.
     
    Die Schilderung der Kindheit und Jugend des Autors hat mich sehr berührt und gefesselt. Was die späteren Jahre angeht, so hätte ich mir gewünscht, dass der Autor etwas Selbstkritik in seine "fast wahre" Geschichte hätte einfließen lassen. 
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