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    Bücherfreundin

    Aktiv seit: 04. September 2021
    "Hilfreich"-Bewertungen: 65
    313 Rezensionen
    9 Jahre Wahn

    Eric Stehfest
    9 Jahre Wahn (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    11.10.2025

    Aufwühlende und erschütternde Lebensgeschichte

    Der Schauspieler und Autor Eric Stehfest, der einem breiten Publikum durch seine Rolle in einer Vorabendserie sowie verschiedene andere Fernsehformate bekannt sein dürfte, thematisiert in seinem autofiktionalen Buch "9 Jahre Wahn", das im ZS Verlag erschienen ist, seine paranoide Schizophrenie.

    Eric und Edith Stehfest sind seit 4 Jahren verheiratet und haben zwei Kinder, als Eric die Kontrolle über sein Leben verliert. Er ist unsicher und steckt voller Selbstzweifel und Ängste. Edith, selbst schwer traumatisiert, kann ihm nicht helfen. Als Eric seine Frau regungslos neben sich auf dem Boden liegen sieht, kann er sich nicht erklären, was passiert ist. Er zieht die Notbremse und begibt sich unverzüglich in eine psychiatrische Tagesklinik, um sich helfen zu lassen. In intensiven Gesprächen öffnet er sich seiner Psychologin, redet über seine Wahnvorstellungen, seine Ängste und inneren Kämpfe. In der Klinik wird er einer Gruppe mit 6 weiteren Patienten zugeteilt. Es fällt ihm anfangs schwer, sich in die Gruppe einzufinden, doch im Laufe der Zeit gelingt es ihm sogar, Freundschaften zu knüpfen.

    Das fesselnde Buch ist in klarer Sprache in der dritten Person geschrieben und liest sich sehr flüssig. Die Gespräche, die Eric mit seiner Psychologin führt, sind drehbuchartig dargestellt. Mit schonungsloser Offenheit beschreibt er seine schwierige Kindheit, den erlittenen Missbrauch und seine Drogenabhängigkeit. Inzwischen ist er clean, kämpft aber nach wie vor jeden Tag mit der Drogensucht.
    Es geht unter die Haut, wenn Eric seine Wahnvorstellungen beschreibt, wie es ist, wenn "der Andere", wie er die dunkle Kraft in sich nennt, die Kontrolle über sein Inneres übernimmt. Dann ist er eine vollkommen andere Person, arrogant und provokant, während er normalerweise ein feinfühliger Mensch ist. Auch in den Gesprächen mit der Psychologin drängt sich "der Andere" in ihm immer wieder in den Vordergrund.

    In dem aufwühlenden Buch geht es nicht nur um Erics Krankheit, es geht auch um seine Ehe und seine Familie, um Freundschaft und existenzielle Sorgen. Er geht mit sich selbst hart ins Gericht und verschweigt auch seinen Egoismus nicht. Vaterlos aufgewachsen, fällt es ihm schwer, Nähe zuzulassen. Ich habe mich für ihn gefreut, dass er in der Klinik Freunde gefunden hat, die ihn verstehen, akzeptieren und für ihn auch außerhalb der Klinik da sind. Der Zusammenhalt der Gruppe hat mich sehr berührt, ebenso die Schicksale der einzelnen Gruppenmitglieder.

    Eric lässt den Leser tief in seine Seele blicken, beschreibt seine inneren Kämpfe und Qualen. Seine Geschichte hat mich nicht nur erschüttert und zutiefst berührt, sie lässt mich auch betroffen zurück.
    Der Autor weist darauf hin, dass die Biografie eine stark verfremdete und teilweise fiktionalisierte Lebensgeschichte darstellt.

    "9 Jahre Wahn" spricht vielleicht in erster Linie Fans des Schauspielers Eric Stehfest an, ich empfehle das Buch aber auch all denen, die sich über das Krankheitsbild der paranoiden Schizophrenie und das Leben damit informieren möchten!
    Tanzende Spiegel

    Annette Byford
    Tanzende Spiegel (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    11.10.2025

    Beeindruckender Debütroman mit psychologschem Tiefgang

    In ihrem autofiktionalen Debütroman "Tanzende Spiegel" verwebt die Psychotherapeutin Annette Byford, die in Deutschland aufgewachsen ist und seit 40 Jahren in Großbritannien lebt, die Lebensgeschichte ihrer Mutter mit ihrer eigenen.

    Die namenlose Mutter ist Anfang zwanzig und lebt in Wiesbaden. Sie ist mit dem Medizinstudenten Walter verlobt, den sie an der Universität Münster kennenlernte. Die junge Frau fühlte sich sehr schnell durch die Verbindung eingeengt und verließ nach dem ersten Semester die Stadt. Sie hat sich ein kleines Dachzimmer gemietet und eine Bürotätigkeit angenommen. Walter wird bald eine eigene Praxis bekommen, doch die Mutter der Autorin ist noch nicht bereit zu heiraten, nach den entbehrungsreichen Kriegsjahren ist sie lebenshungrig und genießt es, ins Kino zu gehen und sich mit ihren Kollegen zu treffen. Ihr Vorgesetzter bemüht sich intensiv um sie, und sie beginnen ein heimliches Verhältnis, das nicht folgenlos bleibt.

    Im Hier und Jetzt lernen wir die Anfang der fünfziger Jahre geborene Ich-Erzählerin kennen, die als Psychotherapeutin arbeitet und seit zwei Jahren verwitwet ist. Sie hat viele Freunde und ein funktionierendes soziales Netzwerk. Eine junge Patientin weckt intensive Gefühle in ihr, sie denkt ständig an sie, und in ihren Tagträumen sind sie und die Cellistin ein Paar. Die Psychotherapeutin wünscht sich immer öfter, die junge Frau auch außerhalb der Praxis zu treffen. Sie gerät in einen tiefen Gewissenskonflikt, überschreitet bereits Grenzen und wird bald eine Entscheidung treffen müssen.

    Die Handlung ist auf zwei Zeitebenen erzählt, auf der ersten begleiten wir die Mutter der Autorin ab einem Alter von etwa 22 Jahren, auf der zweiten Zeitebene erleben wir den Alltag der Psychotherapeutin und folgen ihren Erinnerungen an ihre Mutter. Die Geschichte wechselt ständig von der Gegenwart in die Vergangenheit und zurück. Durch die Kursivschrift sind die Zeitsprünge sehr gut erkennbar.

    "Tanzende Spiegel" ist ein ganz wunderbares, ein kluges und berührendes Buch. Die schöne Sprache und der ruhige Erzählstil der Autorin haben mich von Beginn an begeistert. Die Autorin beschreibt ihre Mutter mit viel Liebe und Empathie. Es hat mir sehr viel Lesefreude bereitet, in die Lebensgeschichten der beiden Frauen einzutauchen. Ich mochte die junge Frau, die im Nachkriegsdeutschland die Liebe sucht, ihre Freiheit schätzt und selbstbestimmt leben möchte. Sie kann sich noch nicht mit der damaligen Rollenzuweisung als Mutter und Hausfrau identifizieren, und doch zwingen die Umstände sie zu einer lebenswichtigen Entscheidung. Ein halbes Jahrhundert später muss ihre Tochter feststellen, dass ihr Leben immer mehr zum Spiegelbild des Lebens der Mutter geworden ist, und auch sie muss eine wichtige Entscheidung treffen.

    Ich habe das Buch, in dem es neben Liebe, Schuld und dem Schweigen über die Vergangenheit auch um eine Mutter-Tochter-Beziehung und ein Familiengeheimnis geht, sehr gern gelesen, es hat mich gefesselt und zutiefst berührt.
    Am Ende des Romans weist die Autorin darauf hin, dass es sich um ein fiktives Werk handelt. Lediglich die Geschichte der Mutter beruht auf wahren Begebenheiten, die Abschnitte, die sich mit der Therapie befassen, sind fiktiv.

    Absolute Leseempfehlung für alle, die gern anspruchsvolle Romane mit psychologischem Tiefgang lesen!
    Ein Winter in Schweden - Weihnachten in Småland

    Miriam Schaps
    Ein Winter in Schweden - Weihnachten in Småland (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    01.10.2025

    Großartiges und sehr liebevoll gestaltetes Kinderbuch

    Der Verlag Biber & Butzemann hat mit "Ein Winter in Schweden" Miriam Schaps' Fortsetzung von "Ein Sommer in Schweden" veröffentlicht. In dem ganz wunderbar gestalteten und sehr hochwertigen Kinderbuch dreht sich wieder alles um Ole, Lotta und Alfred, die mit ihren Eltern die Winterferien im Gästehaus der Johanssons verbringen. Sie freuen sich sehr darauf, ihre Freunde Alva und William wiederzusehen. Es werden ereignisreiche Ferien, denn die Kinder lernen nicht nur schwedische Weihnachtstraditionen kennen, sondern erleben auch wieder spannende Abenteuer. Ole ist nicht erfreut darüber, dass Finn, der anscheinend ein Freund von Alva ist, nun ständig dabei ist. Als ein Nikolausstiefel und die Satellitenschüssel verschwinden und sogar ein Autoreifen zerstochen wird, gerät Alfreds Wichtelfreund Nisse unter Verdacht. Die Vasa-Elche beschließen, in der Sache zu ermitteln ....

    Das Buch mit dem liebevoll gestalteten Cover ist in 17 Kapitel auf 119 Seiten unterteilt und hat ein praktisches Lesebändchen. Es richtet sich an Kinder ab etwa 8 Jahren und ist in altersgerechter Sprache erzählt. Die Texte der Autorin sind durch eine Vielzahl zauberhafter und farbenfroher Illustrationen von Uta Polster ergänzt.
    Ich fand es für den Einstieg sehr hilfreich, dass auf den ersten beiden Seiten alle Mitglieder der Familien Sander und Johansson vorgestellt werden. Ganz am Ende befindet sich ein kleines Verzeichnis mit schwedischen, weihnachtstypischen Wörtern nebst deutscher Übersetzung - eine gute Idee!

    Es hat mir sehr gut gefallen, dass die Autorin eine packend aufgebaute Detektivgeschichte erzählt und dabei den Aufenthalt in Schweden mit den schwedischen Sitten und Bräuchen zur Weihnachtszeit verknüpft. Ole, Lotta und Alfred essen nicht nur die hier bereits als Zimtschnecken bekannten Kanelbullar, sie lernen auch Lussekatter und Pepparkakor kennen. Der Julkalender im Fernsehen ist fesselnd, sie feiern das Lucia-Fest, genießen das tolle Weihnachtsbuffet, freuen sich über ihre Geschenke und toben im Schnee.
    Die Kinder und die übrigen Familienmitglieder sind sehr sympathisch dargestellt, ganz besonders der kleine Alfred, den ich sofort in mein Herz geschlossen habe. Es hat mir gut gefallen, dass die Kapitel eher kurz gehalten sind, die Geschichte eignet sich dadurch auch sehr gut zum Vorlesen.

    Absolute Leseempfehlung für dieses wunderschöne Kinderbuch über Familie und Freundschaft, das Lust auf Weihnachten - und auch auf einen Urlaub im winterlichen Schweden - macht!
    Das Geschenk des Meeres

    Julia R. Kelly
    Das Geschenk des Meeres (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    27.09.2025

    Wunderbarer Debütroman

    Der Mare Verlag hat den Debütroman "Das Geschenk des Meeres" der englischen Autorin Julia R. Kelly veröffentlicht. Das Buch war auf der Longlist für den Mslexia Novel Prize, den Exeter Novel Prize, PenguinWriteNow und den Bath Novel Award, wurde mit dem Blue Pencil First Novel Award ausgezeichnet und in zehn Sprachen übersetzt.

    Wir schreiben das Jahr 1900, als nach einem Sturm im kleinen Fischerdorf Skerry in Schottland ein kleiner Junge an Land gespült wird. Joseph, ein Einheimischer, trägt das leblos wirkende Kind in den Ort. Es weist eine frappierende Ähnlichkeit mit Moses auf, dem kleinen Sohn der Dorfschullehrerin Dorothy, der vor vielen Jahren im gleichen Alter am Meer verschwand und dessen Leiche nie gefunden wurde. Als der Pfarrer Dorothy bittet, den Jungen in ihr Haus aufzunehmen, bis seine Identität geklärt ist und er seiner Familie wieder zugeführt werden kann, zögert Dorothy zunächst, willigt dann aber ein. Sie kümmert sich um den stillen Jungen, entwickelt immer stärkere Gefühle für ihn und ist schließlich davon überzeugt, dass Moses zu ihr zurückgekehrt ist. 

    Auf einer zweiten Zeitebene erleben wir die Ankunft der jungen Lehrerin Dorothy in Skerry. Sie ist zurückhaltend und findet keinen Anschluss an die verschworene Dorfgemeinschaft, deren Zentrum der Laden von Mrs. Brown ist. Die Frauen halten sie für unnahbar und meiden sie. Der Fischer Joseph interessiert sich für die junge Frau, und die beiden nähern sich behutsam einander an. Dorothy wagt es nicht, ihren Gefühlen zu folgen, sie bricht den Kontakt ab, als ihr geraten wird, auf ihren Ruf zu achten.

    Die Geschichte wechselt immer wieder zwischen Gegenwart ("Jetzt") und Vergangenheit ("Damals") und wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Neben Dorothy und Joseph spielt auch die Dorfbewohnerin Agnes, die seit langem in Joseph verliebt ist und sich nichts sehnlicher wünscht, als mit ihm eine Familie zu gründen, eine wesentliche Rolle.

    Das melancholische Buch ist in wunderschöner, zarter Sprache geschrieben und liest sich sehr flüssig. Die Charaktere sind authentisch und mit viel Wärme und Empathie gezeichnet. Ich mochte die zurückhaltende und stille Dorothy, die geprägt ist durch die Kränkungen ihrer verbitterten Mutter. Auch den freundlichen und willensstarken Joseph, der wie Dorothy zum Opfer einer Intrige wird, habe ich sofort in mein Herz geschlossen. 

    Ich habe den fesselnden Roman sehr gern gelesen, es gibt einige Wendungen, Geheimnisse werden enthüllt, das Ende ist hoffnungsvoll. Es geht neben Liebe, Verlust und häuslicher Gewalt auch um das Festhalten und Loslassen. Die Geschichte kommt vollkommen ohne Kitsch aus, sie hat mich zutiefst bewegt und berührt. Sehr gut gefallen haben mir auch die poetischen Beschreibungen des Meeres, der Felsen und der Klippen. Das dörfliche Leben ist authentisch dargestellt, ebenso das Rollenbild der Frau, das so vollkommen anders war als heute. 

    Absolute Leseempfehlung für diese großartige Geschichte der leisen Töne, die mich begeistert hat und bereits jetzt zu meinen diesjährigen Lesehighlights gehört!
    Prinzessin Alice

    Irene Dische
    Prinzessin Alice (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    27.09.2025

    Gelungenes Portrait über eine außergewöhnliche Adelige

    Im Mittelpunkt von Irene Disches neuem Roman "Prinzessin Alice" steht die 1885 in Windsor Castle als Victoria Alice Elizabeth Julia Marie geborene Prinzessin von Battenberg, Urenkelin Queen Victorias und spätere Prinzessin von Griechenland. Sie war die Mutter von Prinz Philip, dem Gemahl der späteren Königin Elizabeth II, und sie war darüber hinaus die Großmutter von König Charles III. 

    Prinzessin Alice hat viel erlebt, nach der Vertreibung aus Griechenland lebt sie inzwischen seit 10 Jahren mittellos mit ihren fünf Kindern in einem Gästehaus neben einer Pariser Villa. Der Lärm der Kinder stört sie nicht, da sie von Geburt an taub ist. Die 43-Jährige häkelt Zierdeckchen und strickt Topflappen, um sie auf dem Markt zu verkaufen. Der Erlös ist für dringend benötigte Lebensmittel bestimmt, doch oft verteilt sie das wenige Geld an die Armen. Ihr Ehemann, Prinz Andreas von Griechenland, mit dem sie mit 18 Jahren verheiratet wurde, hält es nicht lange in Paris aus und zieht nach Monaco. 
    Alice ist glücklich, sie liebt das Leben und flüchtet nun in eine religiöse Traumwelt. Intensives Beten lässt sie in Ekstase geraten. Der berühmte Psychoanalytiker Sigmund Freud gelangt zu der Überzeugung, dass Alice unter Schizophrenie leidet, worauf die Familie sie gegen ihren Willen in einer psychiatrischen Klinik am Bodensee unterbringt ....

    Die Geschichte ist in sehr schöner, klarer Sprache erzählt und liest sich sehr flüssig. Die Figurenzeichnung ist großartig, und ich fand es interessant, die Prinzessin kennenzulernen, die nicht nur 30 Jahre lang die Schönste der Familie war, sondern auch sehr intelligent und die das Lippenlesen in fünf Sprachen perfekt beherrschte. Der Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik muss grausam für Alice gewesen sein. Ein Jahr lang war sie dort ans Bett gefesselt und hilflos allen Behandlungen ausgesetzt, erst nach 2 1/2 Jahren gelang ihr die Flucht. In der Zwischenzeit ist viel passiert, ihre Töchter haben durch Heirat ihre Armut hinter sich gelassen, ihren Sohn Philip hat man auf ein Internat nach England geschickt. Nach einem schweren Schicksalsschlag hält sie nichts mehr in Deutschland, und sie geht zurück nach Athen.  

    Dass Irene Dische die Ich-Form für ihren Roman gewählt hat, fand ich sehr gelungen. Sie ermöglicht es dem Leser, besonders intensiv in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonistin zu blicken. Ich mochte die sympathische Alice, die ein großes Herz für die Bedürftigen hatte und ihre eigenen Schicksalsschläge annahm, ohne den Mut zu verlieren. Ihren Schmerz über die verlorenen Jahre in der Klinik und den fehlenden Kontakt zu ihren Kindern habe ich sehr gut nachempfinden können.   

    Ich habe das berührende Buch sehr gern gelesen und möchte nun noch mehr über Prinzessin Alices Wirken für die Armen in Griechenland erfahren, ehe sie nach einem Militärputsch abermals das Land verlassen musste und ihre letzten Lebensjahre im englischen Königshaus verbrachte.
    Absolute Leseempfehlung für den fesselnden Roman über eine außergewöhnliche Adelige!
    Weißes Licht

    Eric Puchner
    Weißes Licht (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    23.09.2025

    Großartige und fesselnde Geschichte

    In seinem neuen Roman "Weißes Licht" erzählt der amerikanische Autor Eric Puchner, der als Dozent für kreatives Schreiben an der Johns Hopkins University in Baltimore tätig ist, eine außergewöhnliche Geschichte über Liebe und Freundschaft.   
     
    Sommer 2004: Cece Calhoun und Charlie Margolis, die bald heiraten wollen, lieben "Yellowflower", das Ferienhaus von Charlies Eltern am See von Salish in Montana. Obwohl sie im 1000 Meilen entfernten Los Angeles leben, haben sie beschlossen, sich in Salish das Jawort zu geben. Garrett Meek, Charlies bester Freund aus Collegetagen, wird sie trauen. Da Charlie, der als Kardioanästhesist arbeitet, keinen Urlaub nehmen kann, begibt sich Cece allein nach Salish, um die Hochzeit vorzubereiten. Am See begegnet sie Garrett, der in der Gepäckabfertigung am Flughafen arbeitet und sich um seinen kranken Vater kümmert. Ein tragischer Unfall, der sich vor Jahren ereignete, hat ihn traumatisiert. Cece und Garrett verbringen Zeit miteinander, und die junge Frau hinterfragt bald ihre Entscheidung, vor den Traualtar zu treten ...
     
    Eric Puchner erzählt seine Geschichte in klarer, ruhiger Sprache und skizziert seine Protagonisten mit ihren Stärken und Schwächen sehr präzise: die impulsive Cece, die Garrett anfangs nicht mag und sich dennoch von ihm angezogen fühlt, den grüblerischen Garrett, der seinen späteren Beruf als Wildbiologe mit großer Leidenschaft ausübt, und den charismatischen Charlie, der sich um seinen Sohn sorgt. Es war spannend, Cece, Charlie und Garrett durch fünf Jahrzehnte zu begleiten und dabei ihre Höhen und Tiefen zu erleben. Sie heiraten, Kinder werden geboren, es kommt zu Trennungen und Todesfällen. Die interessanteste Figur war für mich der sensible Garrett, dem der Umweltschutz am Herzen liegt und der sich der Dokumentation und dem Schutz von Vielfraßen in der Wildnis widmet. 
     
    Ein großer Teil der Handlung spielt in naher Zukunft und zeigt mit erschreckender Deutlichkeit die Folgen des Klimawandels auf: die zunehmende Hitze, das Artensterben, den Rückgang der Schneegrenze, die ausgetrockneten Seen, die verheerenden Waldbrände mit ihrem Rauch, der den Alltag und die Gesundheit der Menschen beeinträchtigt.
    Der Aufbau des Buches hat mir sehr gut gefallen. Es beginnt mit der Hochzeitsplanung, es folgen 50 Jahre, in denen wir Cece, Charlie und Garrett folgen, bis sie über 70 sind. Wir begleiten auch ihre Kinder, deren Leben durch die Entscheidung ihrer Eltern beeinflusst wurde. In Rückblenden wird erzählt, wie Charlie, Garrett und Elias sich am College kennenlernten und was ein Jahr später zu der schrecklichen Tragödie führte. Das letzte Kapitel bildet mit der Rückkehr zum Tag der Hochzeit einen großartigen Abschluss.
     
    "Weißes Licht" hat mir sehr viel Lesefreude bereitet, die bewegende Geschichte ist ganz großartig erzählt und hat mich von Beginn an in ihren Bann gezogen. Es geht nicht nur um Liebe und Familie, Freundschaft und Verrat, sondern auch um die Auswirkungen lebensverändernder Entscheidungen über Generationen hinweg. Weitere Themen sind Suchterkrankungen und Depressionen, Demenz und der Klimawandel mit seinen dramatischen Folgen. Die sensible Beschreibung von Ceces Krankheit und Garretts Umgang damit haben mich sehr berührt. Besonders hervorheben möchte ich auch die wortgewaltigen Beschreibungen der Natur Montanas.
     
    Absolute Leseempfehlung für diesen klugen und mitreißenden Roman!
    Peggy Guggenheim

    Mona Horncastle
    Peggy Guggenheim (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    17.09.2025

    Ein Leben für die Kunst

    In seiner Reihe "Reihenweise kluge Frauen" hat der Molden Verlag bereits neun Biografien veröffentlicht, drei davon stammen aus der Feder der deutschen Autorin Mona Horncastle. Im 10. Band geht es um die Amerikanerin Peggy Guggenheim, die sich als bedeutende Kunstmäzenin, Sammlerin und Galeristin der Kunst des 20. Jahrhunderts widmete.
    Das gebundene Buch ist sehr liebevoll und hochwertig gestaltet. Es umfasst 224 Seiten und ist in sechs Kapitel gegliedert, zahlreiche Schwarz-Weiß-Fotos, die dem Leser Peggy Guggenheims Leben und Wirken nahebringen, ergänzen die Texte.

    Peggy wird 1898 als zweite von drei Töchtern der Eheleute Benjamin und Florette Guggenheim geboren. Die Familie ist vermögend, die Kinder wachsen inmitten von Luxus auf und werden von Privatlehrern zuhause unterrichtet. Als der Vater 1912 beim Untergang der Titanic ums Leben kommt, erbt Peggy ein umfangreiches Aktienpaket, das es ihr ermöglicht, mit Eintritt ihrer Volljährigkeit ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Sie liebt die Literatur, wendet sich aber nach einer monatelangen Europareise mit zahlreichen Museumsbesuchen der Malerei des 20. Jahrhunderts mit den Schwerpunkten Surrealismus und abstrakter Expressionismus zu. 1937 eröffnet sie eine Galerie für moderne Kunst. Wenig später vergrößert sich mit dem Tod ihrer Mutter ihr Vermögen beträchtlich, und sie beginnt, im großen Stil Kunstobjekte zu erwerben, bevor der Zweite Weltkrieg ihre Pläne, ein Museum zu eröffnen, zunichte macht ...

    Das interessante Buch ist in sachlicher und klarer Sprache geschrieben und gibt uns nicht nur Einblicke in Peggys Leben und ihr Wirken für die Kunst, sondern auch in ihre Herkunft und die ihrer Familie. Sie liebt die Kunst, sie liebt auch die Männer und hat viele Affären. Peggy pflegt zahlreiche Kontakte, sie feiert gern und oft, und sie zeigt sich äußerst großzügig gegenüber Freunden und der Familie. Zielstrebig geht sie ihren Weg, wir erleben ihre Anfänge als Kunstsammlerin und Galeristin, die auch Werke von Künstlerinnen zeigt, was für die damalige Zeit ungewöhnlich ist. Sie rettet bedeutende Kunstobjekte jüdischer Künstler und sogenannte "entartete Kunst" vor dem Zugriff der Nationalsozialisten. Später ist es ihr ein Anliegen, junge und unbekannte Künstler durch Geldzuwendungen und Ausstellungen zu unterstützen.
    Die Autorin beschreibt neben Peggys schillernder Persönlichkeit auch ihr kompliziertes Privatleben mit all seinen Höhen und Tiefen. Sie heiratet zweimal und bekommt zwei Kinder, für die sie sich jedoch nur wenig Zeit nimmt.

    Ich habe die Biografie, deren Schwerpunkt auf Peggys leidenschaftlichem Wirken für die Kunst liegt, sehr gern und mit großem Interesse gelesen und dabei viel über die Kunstszene des 20. Jahrhunderts erfahren. Es fiel mir allerdings nicht gerade leicht, mir die unzähligen im Buch vorkommenden Namen bzw. deren Bezug zu Peggy einzuprägen.  

    Leseempfehlung für alle, die sich für Kunst und ein leidenschaftliches Leben für die Kunst interessieren!
    No Way Home

    T. C. Boyle
    No Way Home (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    16.09.2025

    Brillant erzählt und mitreißend

    Im Mittelpunkt von "No Way Home", dem neuen Roman von T.C. Boyle, steht Dr. Terrence Tully, genannt Terry. Der 31-Jährige arbeitet in einem Krankenhaus in Los Angeles. Als Assistenzarzt im dritten Jahr, der sich eine Zulassung als Internist wünscht, arbeitet er an 6 Tagen in der Woche, 14 Stunden täglich. Er lebt allein und hat kaum Sozialkontakte. Während einer Visite erreicht ihn die traurige Nachricht, dass seine Mutter Katie ganz plötzlich verstorben ist.

    Terry begibt sich auf die lange Reise nach Boulder City in der Wüste Nevadas, wo seine Mutter lebte, um die notwendigen Formalitäten abzuwickeln und sein Erbe, das Haus und den Hund der Mutter, zu übernehmen. Am Abend lernt er in einer Bar die 24-jährige Bethany Begany kennen, die beiden verbringen eine gemeinsame Nacht. Bethany hat sich von ihrem Freund Jesse getrennt und möchte übergangsweise im Haus von Terrys Mutter wohnen. Obwohl Terry ablehnt, zieht sie nach seiner Abreise in das Haus. Terry, der verschuldet ist und das Objekt eigentlich verkaufen möchte, verliebt sich in die junge Frau, doch es gibt da noch ihren Ex-Freund, der alles daran setzt, Bethany zurückzugewinnen ...

    Der Roman ist, wie man es von T.C. Boyle kennt, in intelligenter Sprache geschrieben, mitreißend und äußerst unterhaltsam. Seine Protagonisten, die er sehr präzise skizziert, sind keine einfachen, keine liebenswerten Charaktere: auf der einen Seite der eher unauffällige und kontaktarme Terry, der sich in seiner Verliebtheit von Bethany ausnutzen und einwickeln lässt, und auf der anderen Seite die lebenslustige und dreiste Bethany, die sich von ihrem Ex-Freund nicht zu lösen vermag, sich aber gleichzeitig mit Terry einen Mann mit Vermögen und Ansehen angeln möchte, und schließlich der gutaussehende und rücksichtslose Jesse, der auch vor Gewalttaten nicht zurückschreckt. Ich konnte verstehen, dass die attraktive Bethany eine gewisse Faszination auf Terry ausübte, habe aber einige seiner Handlungsweisen überhaupt nicht nachvollziehen können und hätte ihn am liebsten geschüttelt. 

    Die Geschichte ist aus den Perspektiven der drei Hauptcharaktere erzählt, sie liest sich sehr flüssig und hat mich von Beginn an gefesselt. Ich habe das Buch sehr gern gelesen, neben der Ménage à trois enthält es, wie so oft in T.C. Boyles Romanen, eine Menge Gesellschaftskritik. Es geht neben Liebe, Leidenschaft und Eifersucht auch um Gewalt, Manipulation, Abhängigkeit und Drogen. Häufiger Alkoholkonsum nimmt im Buch meinem Empfinden nach zu viel Raum ein. 
      
    Die Beschreibung von Terrys anstrengendem Klinikalltag fand ich sehr interessant, das Ende der Geschichte lässt mich allerdings etwas unzufrieden zurück.

    Absolute Leseempfehlung für diesen brillant geschriebenen Roman über menschliche Abgründe!
    Meine Mutter

    Bettina Flitner
    Meine Mutter (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    05.09.2025

    Bewegende und fesselnde Familiengeschichte

    In ihrem vielbeachteten, im Jahr 2022 erschienenen Buch "Meine Schwester", widmet sich Bettina Flitner dem Leben ihrer Schwester, die 2017 freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Nun hat der Verlag Kiepenheuer & Witsch "Meine Mutter", das neue Werk der Autorin, veröffentlicht, in dem diese nicht nur den Selbstmord ihrer Mutter thematisiert, sondern auch - basierend auf zahlreichen Gesprächen und schriftlichen Erinnerungen ihres Vaters, des Großvaters, der Urgroßmutter und einer Großtante sowie Briefen und Zeitdokumenten - die Geschichte ihrer Familie erzählt. 

    Die Ich-Erzählerin Bettina befindet sich anlässlich einer Lesereise in Celle, dem Ort, in dem sie aufgewachsen ist, und sucht spontan den Friedhof auf, auf dem vor 40 Jahren ihre Mutter Gisela, als Kind "Gila" genannt, beigesetzt wurde. Ein Sparbuch und ihr bisher unbekannte Fotos, die kurz vor dem Suizid ihrer Mutter entstanden sind, veranlassen sie dazu, über sie nachzudenken. Wer war ihre Mutter, und warum hat sie sie vergessen? Sie beschließt, sich auf Spurensuche zu begeben und nach Wölfelsgrund im damaligen Niederschlesien zu fahren, wo Gisela 1936 geboren wurde und bis 1946 lebte ...

    Bettina Flitners Roman führt uns zurück bis ins Jahr 1884, als ihr Ururgroßvater Heinrich im Luftkurort Wölfelsgrund, am Fuß des Riesengebirges, ein Sanatorium für Nervenkranke errichtete. Im benachbarten Doktorhaus lebte Urgroßvater Richard mit seiner Frau Elfriede und den fünf Kindern, später Bettinas Großvater Api und die Großmutter Ami mit ihren sechs Kindern. Eines der Kinder war Gisela, die Mutter der Autorin. Als Folge des Zweiten Weltkriegs musste die Familie 1946 ihre Heimat verlassen und baute sich in Westdeutschland ein neues Leben auf.

    Die Geschichte ist in beeindruckend schöner Sprache auf mehreren, sich abwechselnden Zeitebenen erzählt und liest sich sehr flüssig. Nach und nach blättert sich die Vergangenheit einer Familie auf, in der es über mehrere Generationen Höhen und Tiefen gab - und mehrere Selbsttötungen. Wir lernen die kleine Gila kennen, die bereits früh mit den Familientragödien konfrontiert wird, und wir erleben die erwachsene Gisela, die mit 21 Jahren den Juristen Hugbert heiratet. Das Paar bekommt zwei Töchter, doch die Ehe ist nicht glücklich. Hugbert hat das Gefühl, nicht mit Gisela reden zu können, es ist keine Beziehung auf Augenhöhe. Es gibt Affären und Streitigkeiten, und Gisela leidet zunehmend unter schweren Depressionen. Glücklich ist sie immer dann, wenn sie allein nach Sylt fahren kann. 

    Ich habe das Buch sehr gern gelesen, es hat mich fasziniert, berührt und betroffen gemacht. Sehr gut gefallen hat mir, dass Bettina Flitner eine eher sachliche Erzählweise gewählt hat. Sie stellt Fragen, aber sie erhebt keine Vorwürfe, keine Schuldzuweisungen. Manches ist fast nüchtern erzählt, und doch sind ihre Ausführungen sehr bewegend. 

    Die Thematik der Vertreibung durch die Russen und das polnische Militär war mir bisher nur oberflächlich bekannt. Die Familie der Autorin musste innerhalb von 24 Stunden ihre Heimat verlassen und die beschwerliche 18-tägige Reise antreten, die sie durch zerbombte Städte und zerstörte Landschaften nach Celle führte. Diese Folgen des Zweiten Weltkriegs bekamen damals sehr viele Menschen zu spüren, allein aus Schlesien sind nach Kriegsende mehr als drei Millionen Menschen geflohen bzw. wurden vertrieben.

    Absolute Leseempfehlung für das mit großer Offenheit verfasste sehr persönliche Buch, in dem die Autorin ihre Familiengeschichte verarbeitet und einen Weg gefunden hat, sich nachträglich mit ihrer Mutter auszusöhnen.
    Die Rheinreise

    Ann Schlee
    Die Rheinreise (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    05.09.2025

    Wunderbare und ruhige erzählte Geschichte

    Der Dumont Verlag hat den bereits im Jahr 1981 erschienenen Roman "Die Rheinreise" der in den USA geborenen Schriftstellerin Ann Schlee, die 2023 im Alter von 89 Jahren verstorben ist, in deutscher Übersetzung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ihren Debütroman, der für den renommierten Booker Prize nominiert wurde. Das Cover ist wunderschön und sehr hochwertig gestaltet.

    Wir schreiben das Jahr 1851, drei Jahre nach den Unruhen der Europäischen Revolution von 1848, als Reverend Charles Morrison mit seiner Frau Marion und der 17-jährigen Tochter Ellie eine Reise mit dem Schaufelraddampfer von Baden-Baden bis Köln antritt. Mit dabei ist Charles' jüngere, etwa 40-jährige unverheiratete Schwester Charlotte, die ihre Schwägerin unterstützt und sich um ihre Nichte kümmert. Charlotte war jahrelang die Haushälterin ihres Bruders, ehe sie dem betagten Reverend Ransome bis zu dessen Tod den Haushalt führte und von ihm mit einer Erbschaft bedacht wurde. Als sie unter den Reisenden einen Mann sieht, der ihrer ersten Liebe ähnelt, werden Erinnerungen in ihr wach. Sie war gerade 18 Jahre alt, als sie sich in den Mühlenbesitzer Desmond Fermer verliebte, der bei Charles um ihre Hand anhielt. Doch für diesen war Desmond nicht standesgemäß, er war gegen die Verbindung, und Charlotte blieb es verwehrt, eine eigene Familie zu gründen.

    Die Geschichte ist in sehr schöner Sprache erzählt und liest sich sehr flüssig. Ich fühlte mich gleich in das Viktorianische Zeitalter versetzt, als die Rolle der Frau noch eine ganz andere war als heute. Die Autorin lässt uns eintauchen in Charlottes Lebensgeschichte, die geprägt ist von Gehorsam und Unterwürfigkeit gegenüber ihrem Bruder. Als Alleinstehende ist es ihr nicht möglich, ihr Leben eigenständig zu gestalten. Ihr Bruder trifft für sie alle wichtigen Entscheidungen, und sie ordnet sich ihm unter. Die Begegnung mit Edward Newton verändert sie und weckt alte Erinnerungen, mit denen sie sich endlich auseinandersetzt.

    Ich habe den Roman sehr gern gelesen, er hat mich beeindruckt und sehr berührt. Der Zeitgeist ist ganz großartig eingefangen, und ich mochte Ann Schlees ruhige und empathische Erzählweise. Sie skizziert ihre Protagonisten ganz wunderbar und authentisch, besonders die feinfühlige Charlotte, die auf der Rheinreise ihre Vergangenheit reflektiert, in Tagträumen versinkt und schließlich vor die Frage gestellt wird, ob sie fortan im Haushalt des Bruders leben möchte. Die Autorin schildert nicht nur mit großer Intensität Charlottes innere Zerrissenheit, ihre Sehnsüchte und Wünsche, sondern auch ihre Entwicklung, die dazu führt, dass sie eine zukunftsweisende Lebensentscheidung treffen kann.
    Der dominante Charles, der seine Schwester wie eine Bedienstete behandelt, machte es mir schwer, ihn auch nur ansatzweise zu mögen. Auch für seine Frau, die schwierige Marion, konnte ich keine Sympathie empfinden.

    Sehr gut gefallen hat mir die Beschreibung der Rheinreise mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten, da ich im Rheinland lebe und mir viele der erwähnten Orte ein Begriff sind.

    Absolute Leseempfehlung für diesen wunderbaren historischen Roman mit Tiefgang, der mich gefesselt und bestens unterhalten hat!
    Aufsteiger

    Peter Huth
    Aufsteiger (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    01.09.2025

    Großartiger und packender Gesellschaftsroman

    In seinem neuen Roman "Aufsteiger" erzählt Peter Huth die Geschichte des 48-jährigen Felix Licht. Dieser ist seit 20 Jahren mit seiner Frau Sarah verheiratet, die beiden haben eine gemeinsame Tochter, die 10-jährige Emilia. Felix ist seit über 10 Jahren als Journalist für ein Wochenmagazin tätig und wartet ungeduldig auf einen Termin bei Christian Berg, dem Eigentümer des Magazins. Endlich ist es soweit, er hofft, zum Chefredakteur berufen zu werden und malt sich seine Zukunft in den schönsten Farben aus. Er wird seinen Freund und derzeitigen Chefredakteur Richard Leck ablösen, einen "Mann von gestern", dessen Zeit vorbei ist. Felix' Enttäuschung ist riesig, als nicht er berufen wird, sondern ausgerechnet die attraktive Zoe Rauch, deren Mentor, Freund und Vertrauter er vor 12 Jahren war ...

    Die Geschichte ist in intelligenter und klarer Sprache erzählt und liest sich sehr flüssig. Dem Autor ist es hervorragend gelungen, die Charaktere bildhaft und authentisch zu skizzieren. Wir lernen den ehrgeizigen Felix Licht kennen, erleben seine Enttäuschung und Resignation, die er im Alkohol zu ertränken versucht, blicken tief in seine Gefühls- und Gedankenwelt. Seine Ehe droht zu scheitern, ein ehemaliger Anwalt, der vom Leben enttäuscht und nun als Hassblogger tätig ist, bietet ihm juristischen Beistand an. 

    Ich habe das Buch sehr gern gelesen, es hat mich von Beginn an gefesselt und berührt. Ich fand es spannend, hinter die Kulissen eines Verlags und dessen Machenschaften zu schauen. Auch die juristischen Aspekte des Falls sind interessant, Verfahrensabläufe werden beschrieben, der Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit deutlich gemacht. Ich mochte Felix, der für seine Karriere beim Magazin auf so vieles verzichtet hatte, seine Familie und Freundschaften vernachlässigte, und dessen Welt von einem Tag auf den anderen zusammenbricht, weil er nun selbst der "Mann von gestern" ist. Ich mochte auch die junge Zoe, die es trotz ihres selbstbewussten Auftretens nicht leicht hat, in ihrem neuen beruflichen Umfeld andere Wege zu gehen und dabei auch Persönliches mit Beruflichem zu verknüpfen versucht.

    Es hat mir gut gefallen, dass das Buch viele wichtige Themen beinhaltet. Es geht nicht nur um gescheiterte Zukunftspläne und die Macht eines Chefredakteurs, sondern auch um Klimakleber, um einen Kriegstanz, der einen neuen Namen erhält, und es geht um Feminismus, Manipulation durch die sozialen Medien, Diskriminierung und queere Themen. Es gibt verschiedene Wendungen - wobei allerdings eine Wendung infolge des Prologs etwas zu früh zu erahnen ist -, ehe die Handlung auf ihr dramatisches Finale zusteuert. 

    Absolute Leseempfehlung für diesen großartig geschriebenen gesellschaftskritischen Roman mit Tiefgang, der mich bestens unterhalten hat!
    Girls

    Kirsty Capes
    Girls (Buch)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    27.08.2025

    Ingrid und ihre Töchter

    Im Mittelpunkt von "Girls", dem dritten Roman der englischen Autorin Kirsty Capes, stehen die beiden Töchter Matilda und Nora der weltberühmten Malerin Ingrid Olssen. Diese führte ein ausschweifendes und hemmungsloses Leben, war manisch depressiv und suchtkrank. Mit 50 Jahren erkrankte sie an Lungenkrebs und starb vier Jahre später. Ihr letzter Wunsch war, dass Matilda und Nora ihre Asche in einem Canyon verstreuen und all ihre Werke ins Meer werfen. 

    Zwei Jahre nach Ingrids Tod plant der Kunstkritiker Richard, ein Buch über die Malerin zu schreiben, deren bekanntestes Werk ein Bild ist, das sie und ihre beiden Töchter zeigt. Karoline, die ihre Schwester Ingrid als Managerin und Agentin unterstützte und sich um alles Geschäftliche kümmerte, plant derweil eine Ausstellung mit Ingrids Werken in San Francisco. 

    Ingrids älteste Tochter Matilda führt uns als Ich-Erzählerin durch die Geschichte. Die 33-Jährige arbeitet als Sozialarbeiterin und lebt mit ihrer 17-jährigen Tochter Beanie in einer kleinen Wohnung. Matildas Verhältnis zu ihrer 9 Jahre jüngeren Schwester Nora ist schwierig, die Schwestern haben sich seit Ingrids Tod nicht mehr gesehen. Nora nimmt ihr immer noch übel, dass Matilda sie mit 8 Jahren der labilen Mutter überließ, die trank und immer wieder für einige Tage verschwand. Wenn Karoline sich dann nicht um die Kleine kümmern konnte, blieb Nora sich selbst überlassen. 

    Kirsty Capes verwebt in ihrem Buch gekonnt die Gegenwart mit den Ereignissen der Vergangenheit. Wir beobachten rückblickend das Aufwachsen der Schwestern bei ihrer chaotischen Mutter, die psychisch krank war und ihre Kínder vernachlässigte, und wir sehen, welche Herausforderung die Aufarbeitung der Vergangenheit für die Schwestern darstellt. Das Buch ist keine leichte Kost, es behandelt schwere Themen wie komplizierte Beziehungen, Kindheitstraumata, Selbstverletzung, Suchtkrankheiten, Depressionen und Suizid. Die einzelnen Kapitel wechseln sich ab mit Auszügen aus Interviews, die Richard für sein Buch über Ingrid führte. Diese Auszüge ermöglichen dem Leser eine andere Sicht auf die Ereignisse.

    In der ersten Hälfte des Buchs lernen wir Ingrids Töchter und ihre Lebensumstände kennen und blicken zurück auf Ingrids Leben, im zweiten Teil geht es um die Reise von Matilda, Nora und Beanie in die Vereinigten Staaten, wo sie Ingrids Vermächtnis erfüllen wollen. Während mir der erste Teil gut gefallen hat, hatte ich mit dem zweiten Teil meine Schwierigkeiten. Er ist stellenweise traurig und herzzerreißend, dann aber wieder geradezu absurd, vorhersehbar und wenig glaubhaft. 

    Die Sprache der Autorin konnte mich leider nicht überzeugen. Formulierungen wie "... mit zusammengebissenen Zähnen, in den Wind gerichtet, sage ich zu ihm ..... " und ".... und dann würde er mich wieder anschauen, und es würde sein, als prickelte die Welt um uns herum wie Schampus" sind mir immer wieder begegnet und haben mir das Lesen etwas verleidet.
    Bis auf Gus und Marnie war mir keine der Personen wirklich sympathisch, ich fand einfach keinen Zugang zu den Hauptfiguren. Die Episoden mit der Jagd nach der Kühltasche und Dolly Parton fand ich recht albern.

    Ingrids Lebensgeschichte mit all ihren Höhen und Tiefen ist glaubhaft dargestellt. Auch die Beschreibung von Noras Schmerz und Matildas Schuldgefühlen sowie die daraus resultierende Problematik der Schwesternbeziehung konnte mich überzeugen. Im zweiten Teil hat die Geschichte einige Längen, dennoch finde ich sie insgesamt sehr gut aufgebaut, sie hat mich berührt und ist mir unter die Haut gegangen.
    Mein Name ist Emilia del Valle

    Isabel Allende
    Mein Name ist Emilia del Valle (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    20.08.2025

    Roman über eine mutige und selbstbewusste Frau

    Wie all ihre Werke hat der Suhrkamp Verlag auch "Mein Name ist Emilia del Valle" veröffentlicht, den aktuellen Roman der chilenisch-US-amerikanischen Schriftstellerin Isabel Allende.

    Am 14.4.1873, dem siebten Geburtstag der kleinen Emilia, geht ihre Mutter Molly mit ihr zum Fotografen. Am nächsten Tag begeben sie sich zum Haus des in einem feinen Wohnviertel von San Francisco lebenden Gonzalo Andrés del Valle. Die junge Frau möchte dem chilenischen Aristokraten das Foto und einen Brief übergeben, in dem sie ihm seine Tochter vorstellt.
    Molly, die in einem Waisenhaus aufwuchs, wollte Nonne werden, ehe sie Gonzalo kennenlernte und von ihm schwanger wurde. Sie musste das Kloster verlassen und heiratete den Schulleiter Francisco Claro. Dieser verwöhnt Emilia wie eine Prinzessin, er fördert und unterstützt sie, stärkt ihr Selbstvertrauen. Emilia, die schon als Kind leidenschaftlich gern liest und deren Schreibtalent sich früh zeigt, veröffentlicht mit 17 Jahren ihren ersten Groschenroman unter einem männlichen Pseudonym. Der Roman verkauft sich gut, weitere Romane und Abenteuergeschichten folgen. Fünf Jahre später beginnt Emilia bei der Zeitung Daily Examiner als Journalistin und wird 1891 gemeinsam mit ihrem Kollegen Eric Whelan nach Chile geschickt, um über den bevorstehenden Bürgerkrieg zu berichten. Ihre Mutter nimmt ihr vor der Reise das Versprechen ab, Gonzalo aufzusuchen und ihm einen Brief zu übergeben ...

    Isabel Allende beherrscht die Kunst des Erzählens meisterhaft, das beweist sie auch in ihrem neuen Roman. Während es im ersten Drittel des Buches um Mollys Vergangenheit sowie Emilias Kindheit und Jugend geht, steht im restlichen Teil überwiegend Emilias und Erics Aufenthalt in Chile im Fokus. Die Autorin beschreibt detailliert die Gräuel und Schrecken des Krieges und schildert Emilias Suche nach ihrem leiblichen Vater. Die Darstellung des grausamen Kriegsgeschehens ist schwer zu ertragen und ging mir stellenweise so unter die Haut, dass ich das Buch aus der Hand legen musste. Interessant und berührend fand ich Emilias Suche nach ihren Wurzeln und die Begegnungen mit ihrem chilenischen Vater. 

    Die fesselnde Geschichte ist in der Ich-Form aus Emilias Perspektive erzählt und liest sich sehr flüssig. Die Charaktere sind authentisch skizziert, das Rollenbild der Frau, das so vollkommen anders war als heute, ist gut dargestellt. Ich mochte Emilia, die schon früh weiß, was sie will und selbstbewusst ihren Weg geht. Mutig bewegt sie sich mitten im Kriegsgeschehen und hilft, wo sie kann. Sie sieht das sinnlose Töten und gerät dabei selbst in große Gefahr, wird verletzt und gefoltert. 

    Leider konnte mich das Buch nicht so begeistern wie "Violeta" und "Der Wind kennt meinen Namen", die beiden letzten Werke der Autorin. Im aktuellen Roman stellt der von Isabel Allende ergreifend beschriebene Bürgerkrieg einen deutlichen Schwerpunkt dar. Das war mir zu viel, ich hätte gern weniger über das Kriegsgeschehen gelesen und mehr über Emilias späteres Leben erfahren. Gut gefallen haben mir die eingeschobenen Zeitungsartikel, die sie während des Kriegs für ihren Arbeitgeber verfasst, sie enthalten interessante Zusatzinformationen.

    Wie schon in ihren anderen Romanen, so vermittelt Isabel Allende auch in "Mein Name ist Emilia del Valle" auf eindrucksvolle Weise Kultur, Geschichte und Leid ihrer Heimat. Ich kann mir vorstellen, dass der Roman in vielen Lesern das Interesse weckt, sich intensiver mit der Geschichte Chiles zu beschäftigen und empfehle das Buch gern weiter!
    Junge Frau mit Katze

    Daniela Dröscher
    Junge Frau mit Katze (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    15.08.2025

    Beeindruckend und fesselnd

    Nach dem großen Erfolg des letzten Romans von Daniela Dröscher, "Lügen über meine Mutter", der 2022 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises stand und dessen Verfilmung bald im Kino zu sehen sein wird, hat der Verlag Kiepenheuer & Witsch nun "Junge Frau mit Katze", das neue Buch der Autorin, veröffentlicht. Auch hierbei handelt es sich um eine autofiktionale Geschichte, die sich zwar an "Lügen über meine Mutter" anschließt, aber durchaus auch ohne Vorwissen gelesen werden kann.

    Hinter der mittlerweile erwachsenen Ich-Erzählerin Ela liegt eine schwierige Kindheit. Ihr Vater war von dem Gedanken besessen, dass Elas Mutter zu dick sei, er wünschte sich eine schöne schlanke Frau zum Vorzeigen an seiner Seite und thematisierte ständig ihr Übergewicht. Er schämte sich für sie und gab ihr die Schuld für seine beruflichen Misserfolge.
    Inzwischen lebt Ela mit ihrer Katze in einer kleinen Dachgeschosswohnung, sie hat Literaturwissenschaft studiert und ihre Doktorarbeit, an der sie fünf Jahre lang gearbeitet hat, abgegeben. Nur die Verteidigung ihrer Arbeit steht noch an, für die Zeit danach hat sie bereits eine Stelle in Aussicht. Doch eine Lüge bringt Ela in arge Bedrängnis, Selbstzweifel quälen sie, und ganz plötzlich bekommt sie eine Kehlkopfentzündung und Herzprobleme. Sie begibt sich zur Abklärung ins Krankenhaus. Viele Untersuchungen mit teils zweifelhaften Diagnosen folgen, Elas Ängste und gesundheitliche Probleme nehmen zu. Zwischen zahlreichen Besuchen bei Ärzten und Therapeuten wird ihr langsam klar, dass es so nicht weitergehen kann.

    Das Buch ist in schöner und klarer Sprache erzählt, es liest sich sehr flüssig und fesselte mich. Die Autorin beschreibt mit großer Intensität und Offenheit Elas Befindlichkeiten und Krankheiten. Schon als Kind ist sie häufig krank, leidet unter Allergien und Phobien. Vor 10 Jahren, sie war gerade 20 Jahre alt, hatte sie einen gutartigen Gehirntumor, die Schilddrüse scheint nun auch nicht mehr in Ordnung zu sein.

    Ein weiterer Schwerpunkt des Buches ist Elas Verhältnis zur Mutter, die wegen ihrer Fibromyalgie von einer kleinen Erwerbsminderungsrente lebt und als Nanny arbeitet. Sie spielt eine wichtige Rolle in Elas Leben, genau wie ihr Bruder, der in London lebt und den sie schmerzlich vermisst.

    "Junge Frau mit Katze" hat mch zwar nicht ganz so wie "Lügen über meine Mutter" begeistern können, dennoch habe ich das Buch sehr gern gelesen und dabei tief in Elas Seele blicken, ihren Druck, ihre Selbstzweifel und ihre Sorgen nachempfinden können. Ich habe mich um Elas physische und mentale Gesundheit gesorgt und ihr gewünscht, dass sie bald aus dem Teufelskreis von Krankheitsängsten ausbrechen kann und die richtigen zukunftsweisenden Entscheidungen trifft. Gut gefallen haben mir auch die Passagen über Elas Mutter und ihr Leben nach der Trennung von Elas Vater. 

    Das Thema Krankheiten nimmt relativ viel Raum ein, das ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Ich interessiere mich für medizinische Themen und fand die teilweise sehr detaillierten Beschreibungen von Elas Symptomen sowie die Gespräche mit Ärzten und Therapeuten interessant und informativ. Laut Klappentext ist Elas Selbstfindung psychologisch mitreißend und hinreißend komisch. "Psychologisch mitreißend" trifft für mich ganz sicher zu, aber hinreißend komisch fand ich das Buch an keiner Stelle.

    Leseempfehlung für diesen fesselnden Roman!
    Der Buchladen am Ende der Welt

    Ruth Shaw
    Der Buchladen am Ende der Welt (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    15.08.2025

    Fesselnde und bewegende Lebensgeschichte

    Die Neuseeländerin Ruth Shaw ist 70 Jahre alt, als sie beschließt, gemeinsam mit ihrem Mann Lance in Manapōuri im Süden des Landes zwei kleine, bunt bemalte Buchläden zu eröffnen. Diese sind immer von Ende September bis Mitte April geöffnet, der kleinere der beiden Läden enthält nur Kinderbücher. Ruth führt sie mit viel Liebe und Herzlichkeit, sorgt dafür, dass ihre Kunden sich wohl fühlen und hat den Ehrgeiz, für jeden das richtige Buch zu finden.

    In "Der Buchladen am Ende der Welt" erzählt die Autorin, deren Schreibtalent sich schon früh zeigte, die fesselnde und bewegende Geschichte ihres Lebens. Die 1946 Geborene verbringt gemeinsam mit ihrer zwei Jahre älteren Schwester Jill eine unbeschwerte Kindheit. Mit 16 Jahren schließt sie die Schule ab und wird stellvertretende Küchenchefin in einem Krankenhaus. Sie erleidet mehrere Schicksalsschläge, erlebt Gewalt, leidet zeitweise unter Depressionen und wird zunehmend rastloser. Immer wieder sieht sie sich nach neuen Beschäftigungen um und wird nirgends sesshaft. Zunächst geht sie als medizinische Assistentin zur Marine und arbeitet danach in den verschiedensten Berufen: als Köchin für einen Bischof, als Nachtschwester in einem Krankenhaus für Senioren. Später eröffnet sie ein Café, ist als Küchenhilfe, Krankenpflegerin, Bauzeichnerin, Haushüterin und Sozialarbeiterin tätig und geht auf abenteuerliche Segeltörns. Drei Ehen scheitern, ehe sie nach 20 Jahren ihre Jugendliebe Lance wiedersieht.

    Die 28 Kapitel umfassende Geschichte ist abwechselnd in zwei Handlungssträngen erzählt. Während sich rückblickend Ruths Lebensgeschichte aufblättert, erzählt sie im zweiten Handlungsstrang unterhaltsame Episoden aus den Buchläden über interessante Begegnungen und Erlebnisse mit ihren Kunden.

    Das Buch ist in klarer Sprache geschrieben und liest sich sehr flüssig. Ich habe es sehr gern gelesen, es hat mich gefesselt und zutiefst berührt. Mit großer Offenheit und ohne Selbstmitleid beschreibt Ruth Shaw die Höhen und Tiefen ihres Lebens, wir erleben ihren Schmerz und ihre Trauer. Immer wieder flieht sie vor ihren eigenen Emotionen und stürzt sich schnell in das nächste Abenteuer. Trotz aller Widrigkeiten geht sie entschlossen ihren Weg und schafft es, an der Seite ihrer großen Liebe ihren inneren Frieden wiederzufinden.

    Sehr gut gefallen haben mir auch die Abschnitte mit den Geschichten aus dem Buchladen, in denen Ruth von schönen und besonderen Begegnungen mit ihren Kunden erzählt. Die Tätigkeit in ihren Buchläden bedeutet ihr sehr viel, sie hat ein großes Herz für ihre großen und kleinen Kunden und verschenkt fast genauso viele Bücher, wie sie verkauft.
    Schön fand ich auch die Fotos in der Mitte des Buches, die einige Lebensstationen von Ruth dokumentieren.

    Absolute Leseempfehlung für alle, die Bücher lieben und sich für faszinierende Lebensgeschichten interessieren!
    Anna oder: Was von einem Leben bleibt

    Henning Sußebach
    Anna oder: Was von einem Leben bleibt (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    06.08.2025

    Beeindruckende und fesselnde Geschichte über eine außergewöhnliche Frau

    In seinem neuen Roman "Anna oder: Was von einem Leben bleibt" widmet sich Henning Sußebach, preisgekrönter Redakteur der Wochenzeitung "DIE ZEIT", dem Leben seiner Urgroßmutter Anna, die 1932 im Alter von 65 Jahren verstorben ist. Wenig ist von ihr geblieben: ein paar Fotos, zwei Poesiealben, einige Notizbücher, wenige Briefe und Dokumente, ein Kaffeeservice, ein Sticktuch und ein Verlobungsring. Dank intensiver Recherchen des Autors ist aus dem Wenigen eine ganz wunderbare Geschichte entstanden.

    Anna Kalthoff stammt aus der Gegend um Soest und hat 7 Geschwister. Der Vater ist Gastwirt und stirbt, als sie 12 Jahre alt ist. Mit zunehmender Industrialisierung werden Lehrerinnen gebraucht, und Anna wird auf eine Höhere Mädchenschule in Steyl geschickt. Später wird sie dort als Lehrerin ausgebildet und legt ihr Examen ab. Wir schreiben das Jahr 1887, als die mittlerweile 20-Jährige in dem kleinen Ort Cobbenrade im Sauerland ankommt. Sie tritt dort ihren Dienst als Dorfschullehrerin an und bezieht im Dachgeschoss des Schulgebäudes eine kleine Wohnung.
    Als sie sich mit 24 Jahren in den 20-jährigen Clemens verliebt, ältester Sohn der einflussreichen Familie Vogelheim, torpedieren dessen Eltern die Beziehung der beiden. Erst nach dem Tod von Clemens' Vater können sie endlich heiraten. Bei der Hochzeit ist Anna 37, der Bräutigam 33 Jahre alt. Doch nach nur 90-tägiger Ehe passiert beim Dreschen ein schreckliches Unglück, das Clemens nicht überlebt. Selbstbewusst tritt Anna das Erbe ihres Mannes an und führt die Geschäfte fort, kümmert sich um die Postagentur, das Restaurant, die Viehwirtschaft und den Warenverkauf. Als begehrteste Frau im Ort, die von vielen Männern umschwärmt wird, sorgt Anna sechs Jahre später für einen Skandal, als sie den 19 Jahre jüngeren Lehrer Bernhard Raesfeld heiratet.

    Die bewegende Geschichte, die brillante Sprache und der schöne Erzählstil machten das Buch für mich zu einem ganz besonderen Leseerlebnis. Liebevoll zeichnet der Autor anhand weniger Eckdaten, Fotos und Dokumente das Bild einer Frau, die sich gegen Widerstände durchsetzte und ihr Leben selbstbestimmt gestaltete. Es war spannend, in Annas Leben einzutauchen und ihre Höhen und Tiefen zu erleben in einer Zeit, in der Frauen wenig Rechte hatten. Das Wahlrecht für Frauen lag noch in weiter Ferne, und es galt das Lehrerinnenzölibat, nach dem nur unverheiratete Lehrerinnen ihren Beruf ausüben durften. Ich habe Annas Mut bewundert, mit dem sie sich in einer von Männern dominierten Welt behauptete.

    Es hat mir gut gefallen, dass Henning Sußebach die ihm von seiner Urgroßmutter verbliebenen Fotos und weitere Dokumente in seinem Buch veröffentlicht hat. Ich mochte auch, dass er wichtige historische Ereignisse der damaligen Zeit immer wieder in die Handlung hat einfließen lassen.

    Absolute Leseempfehlung und 5 Sterne für dieses wunderbare Buch, das mich berührt und begeistert hat und bereits jetzt eines meiner diesjährigen Lesehighlights ist!
    Schattengrünes Tal

    Kristina Hauff
    Schattengrünes Tal (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    22.07.2025

    Düsteres Psychodrama

    Kristina Hauffs dritter Roman "Schattengrünes Tal" spielt im fiktiven Ort Herzogsbronn im Nordschwarzwald. Dort haben Lisa Berndl und ihr Ehemann Simon, von Beruf Förster aus Leidenschaft, ihr Zuhause. Sie sind seit über 20 Jahren verheiratet und haben eine gemeinsame Tochter, Emilia. Neben ihrer Tätigkeit in der städtischen Tourismuszentrale kümmert sich Lisa um die Buchhaltung des Hotels "Zum alten Forsthaus", das ihrem Vater Carl gehört und das er gemeinsam mit seiner heimlichen Lebensgefährtin Margret führt. Am Hotel nagt der Zahn der Zeit, doch Carl weigert sich, die dringend nötigen Modernisierungen durchführen zu lassen. Als Daniela Arnold, die auf der Suche nach einer neuen Wohnung ist, im Hotel absteigt, bemüht Lisa sich, der Alleinstehenden behilflich zu sein. Daniela findet nicht nur eine neue Bleibe, sondern auch sehr schnell Anschluss im Ort. Zu Carls Freude hilft sie im Hotel, sie singt bald im Chor und lernt Lisas beste Freundin Johanna kennen, die sich nun Lisa gegenüber sehr reserviert zeigt. Auch Simons Verhalten gibt Lisa Anlass, sich Gedanken zu machen ...

    Das Buch ist in schöner Sprache geschrieben und liest sich sehr flüssig. Die Kapitel werden abwechselnd aus der Perspektive von Lisa, Simon, Carl und Margret erzählt. Diese Erzählweise hat mir sehr gut gefallen, da der Leser tiefe Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonisten erhält. Die Skizzierung der Hauptfiguren fand ich durchweg gelungen, ganz besonders die von Lisa und Carl. Lisa, die sich immer darum bemüht, es allen recht zu machen, kämpft um die Anerkennung ihres Vaters, während dieser hofft, dass Lisas Bruder Felix sein Nachfolger wird. Auch Simon wird realitätsnah beschrieben, Daniela hingegen fand ich als Person überzeichnet und wenig authentisch. Über Rose, Felix und Johanna hätte ich gern mehr gelesen.

    Der erste Teil der Geschichte ist sehr spannend und geheimnisvoll. Wir lernen das allem Anschein nach funktionierende Familiengefüge um Lisa, Simon, Carl und Margret kennen. Mit Danielas Erscheinen gerät dieses Gefüge jedoch ins Wanken, Intrigen werden gesponnen, Unwahrheiten erzählt. Die Handlung entwickelt sich immer mehr zum düsteren Psychodrama. Danielas Beweggründe und die Auflösung im letzten Teil habe ich früh erahnt, das Ende fand ich etwas überhastet. Gut gefallen hat mir, dass Kristina Hauff in ihrem Roman auch das wichtige Thema Klimawandel aufgreift.

    Auch wenn mich das Buch nicht ganz so wie "In blaukalter Tiefe" überzeugen konnte, so habe ich es doch gern gelesen. Ich mochte die schönen Naturbeschreibungen und kann mir vorstellen, dass die Geschichte eine gute Vorlage für einen spannenden Film wäre.
    Ja, nein, vielleicht

    Doris Knecht
    Ja, nein, vielleicht (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    22.07.2025

    Lebenskluge und humorvolle Geschichte mit Tiefgang

    Nachdem ich "Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" der österreichischen Autorin Doris Knecht mit großer Begeisterung gelesen habe, freute ich mich sehr auf ihr neues Buch "Ja, nein, vielleicht". Meine Erwartungshaltung war sehr hoch - und ich wurde nicht enttäuscht!

    Im Mittelpunkt der in der Ich-Form erzählten Geschichte steht eine namenlose Autorin Ende fünfzig, die nie geheiratet hat und deren Kinder, die Zwillinge Mila und Max, bereits ausgezogen sind und ihr eigenes Leben führen. Sie ist erschüttert, als ihr Zahnarzt ihr sagt, dass einer ihrer Backenzähne nicht zu retten ist und gezogen werden muss. Der Gedanke, sich mit dem Älterwerden abzufinden, nagt an ihr, fühlt sie sich doch heute fitter als früher. Ein zweites Problem bahnt sich an, als ihre jüngere Schwester Paula sie bittet, wegen einer beruflichen Fortbildung einige Tage in der Stadtwohnung der Protagonistin wohnen zu dürfen. Zähneknirschend willigt diese ein, sie hat ja noch das kleine Haus auf dem Land, in das sie sich zurückziehen kann. Vollkommen überraschend läuft ihr dann auch noch nach 24 Jahren Friedrich im Supermarkt über den Weg. Die beiden pflegten damals ein lockeres und unverbindliches Verhältnis, das irgendwann endete, einfach so. Bald schon fragt sie sich, ob sie wirklich bereit ist, ihr behagliches Leben Friedrich zuliebe aufzugeben, schließlich ist sie doch zufrieden mit ihrem selbstbestimmten Leben, sie hat ihren Seelenfrieden und genießt ihre Unabhängigkeit ...
     
    Wie bereits das Vorgängerbuch, so hat mich auch dieser lebenskluge Roman von der ersten Seite an mitgerissen und begeistert. Ich mag die intelligente Sprache und den Erzählstil der Autorin sehr, und ich bin gern in das Leben und die Gefühls- und Gedankenwelt der Ich-Erzählerin eingetaucht. Mit viel Empathie skizziert Doris Knecht ihre Protagonistin ganz wunderbar, mit ihrer unnachahmlichen Beobachtungsgabe und feinem Humor schildert sie ihren Alltag, die stressigen Vorbereitungen für die Hochzeit der besten Freundin, die Zahnbehandlungen und die Begegnungen mit ihrer Familie, ihren Freunden - und Friedrich.
     
    Das Buch mit dem wunderschönen und farbenfrohen Cover beschreibt äußerst kurzweilig das wahre Leben und hat mir bis zum stimmigen Ende sehr gut gefallen. Es beschäftigt sich nicht nur mit dem persönlichen Ja, Nein oder Vielleicht der sympathischen Protagonistin, sondern auch mit Themen wie dem Leben als alleinstehende Frau mit Kindern, dem Älterwerden, gesundheitlichen Problemen und der Kraft der Freundschaft.
      
    Es hat mir sehr viel Freude bereitet, die Ich-Erzählerin zu begleiten und ihren Gedankengängen zu folgen. Ich fand mich oft wieder in den Texten, konnte vieles nachempfinden und habe dabei auch immer wieder mein eigenes Leben reflektiert.
     
    Absolute Leseempfehlung für diesen großartigen, leider mit seinen 238 Seiten viel zu kurzen Roman, der zum Nachdenken anregt!
    Überland

    Raynor Winn
    Überland (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    11.07.2025

    Faszinierende und bewegende Geschichte

    Der Dumont Verlag hat das aktuelle Buch "Überland" der englischen Autorin Raynor Winn nun auch als Taschenbuch veröffentlicht. Hierbei handelt es sich um den dritten Teil einer Trilogie, der erste Band, "Der Salzpfad", erschien 2018 und wurde ein internationaler Bestseller, 'Windstille" folgte 2021. Alle Bände können unabhängig voneinander gelesen werden.

    Wir befinden uns mitten in der Corona-Pandemie, als Raynor beschließt, mit ihrem Ehemann Moth den 370 km langen Fernwanderweg Cape Wrath Trail in Schottland zu gehen, der als der härteste Wanderweg in Großbritannien gilt. Beide sind erfahrene Kletterer, die Tour soll etwa einen Monat dauern. Moth leidet seit Jahren an der neurodegenerativen Erkrankung Kortikobasale Degeneration, die unheilbar ist und das Gehirn langsam zerstört. Eine Therapie gibt es nicht. Seine Frau macht sich wegen des Fortschreitens der Krankheit große Sorgen um ihn und hofft, dass es ihm durch die Wanderung wieder besser geht. Auf ihrer letzten, über 1000 km langen Rucksackwanderung, geschah nach etwa 320 km etwas, womit sie nicht gerechnet hätten: Moths Zustand verbesserte sich zusehends. In den Jahren danach, als sie wieder ein sesshaftes Leben führten und der normale Alltag einkehrte, ging es mit seiner Gesundheit erneut bergab. Wird es Moth auch nach dieser neuen Tour wieder besser gehen?

    Das Buch ist in klarer Sprache geschrieben und liest sich sehr flüssig. Die Autorin beschreibt die strapaziöse und nicht ungefährliche Wanderung mit ihrem schwerkranken 61-jährigen Mann, bei teils extremen Wetterlagen, bei Regen und Wind. Moth ist schnell erschöpft, er quält sich und braucht viele Pausen, Raynor leidet unter starken Fußschmerzen. Schon bald geraten sie an ihre physischen und psychischen Grenzen. Werden sie die Wanderung abbrechen müssen?

    Die Geschichte von Raynor und Moth hat mir sehr gut gefallen, sie ging mir unter die Haut, hat mich gefesselt und tief berührt. Ich habe mit den beiden mitgelitten und gehofft, dass Moth die Tour bewältigt und die ersehnten gesundheitlichen Fortschritte macht. Die wunderbaren und faszinierenden Naturbeschreibungen fand ich sehr beeindruckend, besonders die interessanten Ausführungen über die Vogelwelt. Raynor Winn schildert die gemeinsamen Erlebnisse mit Moth so spannend und lebendig, dass ich oft das Gefühl hatte, auf der Wanderung dabei zu sein. Ich habe Raynors und Moths Mut, Kraft und Ausdauer bewundert, mit denen sie die einzelnen Etappen und auftretende Probleme bewältigt haben.

    Sehr hilfreich sind die Routenzeichnungen zu Beginn mehrerer Kapitel, die es mir ermöglichten, den Wegen der beiden Wanderer genau folgen zu können.

    Das Buch, das auch Themen wie die Corona-Pandemie, den Klimawandel und den Brexit behandelt, ist nicht nur eine Geschichte über eine lange Wandertour mit all ihren Herausforderungen und Strapazen, es ist auch ein Buch über Mut und Hoffnung, die tiefe Liebe zweier Menschen zueinander und die heilende Kraft der Natur.

    Absolute Leseempfehlung!
    Strandgut

    Benjamin Myers
    Strandgut (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    22.06.2025

    Die heilende Kraft der Musik

    Im Mittelpunkt von "Strandgut", dem neuen Roman des britischen Autors Benjamin Myers, steht Earlon Bronco, genannt Bucky. Er ist über siebzig und lebt seit dem Tod seiner Frau Maybellene vor fast einem Jahr allein und zurückgezogen in Chicago. Sein Leben lang hatte er zahlreiche Gelegenheitsjobs, aber keine Krankenversicherung, er konnte sie sich nicht leisten. Nun, im Alter, wird er von unerträglichen Arthroseschmerzen geplagt. Starke Schmerzmittel verschaffen ihm für ein paar Stunden Erleichterung und haben zur Abhängigkeit geführt.

    Mit 17 Jahren schrieb Bucky einige Songs und erhielt für die Plattenaufnahmen ein kleines Honorar. Weitere Einnahmen hatte er mit den Liedern nicht, er hat sie nie wieder gesungen und ist auch nie mit ihnen aufgetreten.
    Zu seiner Überraschung erhält er eine Einladung, seine alten Lieder, die in den USA längst vergessen sind, auf einem Soul-Festival in der englischen Küstenstadt Scarborough zu singen. Am Flughafen Yorkshire wird er von der Mittfünfzigerin Dinah Lake abgeholt, die ihn kontaktiert hatte und seit langem ein großer Fan von ihm ist ....

    Die Geschichte ist in ganz wunderbarer, teilweise poetischer Sprache erzählt und hat mich von Beginn an gefesselt. Mit viel Empathie und Liebe beschreibt der Autor seine beiden Protagonisten und blättert dabei nach und nach insbesondere Buckys Vergangenheit auf, die von Leid und Verlust geprägt ist.
    Während Buckys Welt nach dem Tod seiner Frau klein geworden ist und er in erster Linie zwischen seinem Zuhause und der Apotheke pendelt, um sich seine Opiate zu besorgen, lebt die Supermarktkassiererin Dinah ein trostloses und unglückliches Leben an der Seite ihres alkoholkranken Mannes Russell, der keiner geregelten Arbeit nachgeht. Dem gemeinsamen Sohn Lee fehlt jeglicher Ehrgeiz, er nimmt Drogen und verbringt seine Zeit mit Computerspielen.

    Buckys und Dinahs Schicksale haben mich sehr berührt, ich konnte mich gut in ihre unterschiedlichen Lebenswelten hineinversetzen und habe die beiden schnell in mein Herz geschlossen. Ganz besonders mochte ich die herzliche und bisweilen auch schroffe Dinah, die sich um Bucky kümmert, auf seine Sorgen eingeht und ihm neues Selbstvertrauen gibt. Ich mochte auch Shabana, die Reinigungskraft aus Afghanistan, die Bucky im Hotel kennenlernt, und natürlich habe ich seit Buckys Flug über den Großen Teich seinem Auftritt ungeduldig entgegengefiebert.

    "Strandgut" hat mir sehr gut gefallen, es ist ein leises und bewegendes Buch, in dem es um Trauer und Verlust, das Altwerden, Drogen- und Alkoholsucht geht. Es ist aber auch ein Buch über Freundschaft und Hoffnung, Neubeginn - und die heilende Kraft der Musik.

    Absolute Leseempfehlung!
    Perlen

    Siân Hughes
    Perlen (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    11.06.2025

    Melancholische und sensibel erzählte Geschichte

    Die englische Autorin Siân Hughes hat ihren Debütroman "Perlen" veröffentlicht. Das Buch, das über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten entstanden ist, war in England ein großer Erfolg und schaffte es 2023 auf die Longlist für den Booker Prize und auf die Shortlist für den Author’s Club Best First Novel. 

    Marianne, die Ich-Erzählerin, ist acht Jahre alt, als ihre Mutter Margaret kurz nach der Geburt des kleinen Joe verschwindet, ohne jemandem zu sagen, wohin sie geht und wann sie wiederkommt. Die Kinder wachsen bei ihrem Vater Edward, einem Geschichtsdozenten, in einem alten Haus am Rand eines kleinen Dorfes und später in einem gemieteten Stadthaus auf. Marianne bleiben Erinnerungen an ihre Mutter und die Liebe, die sie miteinander verband, an die Märchen und Lieder von damals, die gemeinsamen Spiele  - und an "Pearl", das Lieblingsgedicht der Mutter. Je älter sie wird, desto mehr sucht sie nach den Gründen, die Margaret dazu veranlassten, ihre Familie zu verlassen. Als sie 30 Jahre nach Margarets Weggang selbst Mutter einer kleinen Tochter wird, stürzt ihr unbewältigtes Trauma sie in eine tiefe Depression.

    Die Geschichte, in der Marianne sich rückblickend an den Schmerz über den Weggang der Mutter erinnert und in der es um die zentralen Themen Verlust, Mutterschaft, Trauer und Trauerbewältigung geht, ist in wunderschöner und ruhiger Sprache geschrieben, sie hat mich gefesselt und zutiefst berührt. Die Autorin zeichnet ihre Protagonisten, ganz besonders Marianne, sehr bildhaft und authentisch. Wir erfahren, wie die Abwesenheit der Mutter das Leben ihrer zurückgebliebenen Tochter prägte, erleben neben ihrer Kindheit auch die schwierigen Jahre ihrer Jugend und blicken dabei tief in ihre Gefühls- und Gedankenwelt. 

    Ich hatte nicht nur tiefes Mitgefühl für das kleine Mädchen, das den Alltag mit dem Vater und Joe allein bewältigen muss und die Mutter so schmerzlich vermisst, sondern auch für die wütende und aufbegehrende Heranwachsende, die sich selbst Verletzungen zufügt.

    Die sensibel erzählte Geschichte hat mir sehr gut gefallen - Leseempfehlung!
    Die Erdbeermädchen

    Judith Allert
    Die Erdbeermädchen (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    30.05.2025

    Zauberhaftes und sehr liebevoll gestaltetes Kinderbuch

    In seiner Reihe "Einfach lesen lernen" hat der Carlsen Verlag "Die Erdbeermädchen" veröffentlicht, das neue Kinderbuch von Judith Allert und Tessa Rath.

    Gleich auf den ersten Seiten werden die wichtigsten Figuren Anna, Jo, Kira und Oma Irmi vorgestellt. Irmi ist die "Erdbeeroma", die nur "geliehen" ist, also keine wirkliche Oma von einem der Mädchen ist. Sie wohnt mit ihrem Hund Wuschel in einem kleinen Haus am Waldrand, und die Kinder lieben es, in ihrem Garten zu spielen. Im Sommer freuen sich alle auf die Erdbeerernte, dann gibt es Marmelade und Erdbeereis. Doch in diesem Jahr ist alles anders, denn Anna wird mit ihrer Familie vielleicht bald umziehen, und Oma Irmi muss ganz plötzlich ins Krankenhaus. Wird der von allen ersehnte Erdbeersommer in diesem Jahr ganz ausfallen?
     
    Das Buch mit dem auffallend schönen und liebevoll gestalteten Cover richtet sich an Kinder ab etwa 5 Jahren und ist in altersgerechter Sprache erzählt. Die Schrift ist groß, die Sätze sind kurz, was kleine Leseanfänger dazu animieren wird, die Geschichte eigenständig zu lesen. Sie eignet sich aber auch hervorragend zum Vorlesen für Vorschulkinder. Judith Allerts Texte sind ergänzt durch eine Vielzahl zauberhafter und farbenfroher Illustrationen von Tessa Rath.

    Die warmherzige Geschichte, in der es nicht nur um Erdbeeren und Freude an der Natur geht, sondern auch um Freundschaft und Hilfsbereitschaft, ist spannend und kindgerecht erzählt. Dass auf den ersten beiden Seiten die sympathischen Protagonistinnen in kurzen Steckbriefen vorgestellt werden, erleichtert den Kindern den Einstieg in das Geschehen. Die Kapitel sind kurz gehalten, enthalten neben den Texten auch Sprechblasen und überfordern kleine Leseanfänger nicht. Auf der letzten Seite befindet sich das Erdbeermarmeladenrezept von Oma Irmi - eine schöne Idee!

    Absolute Vorlese- und Leseempfehlung für dieses zauberhafte Kinderbuch!
    Teddy

    Emily Dunlay
    Teddy (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    21.05.2025

    Beeindruckender und faszinierender Debütroman

    Die in Dallas lebende, aus einer wohlhabenden Familie stammende Teddy Carlyle ist 34 Jahre alt, als sie sich vornimmt, bis zu ihrem 35. Geburtstag einen Ehemann zu finden. Es ist bei Teddy keine Liebe auf den ersten Blick, als sie auf Vermittlung einer Cousine David Shepard zum ersten Mal begegnet. Dieser zeigt Interesse an der jungen Frau, nach nur wenigen Wochen findet die Hochzeit statt. Das Leben der beiden ändert sich schon bald, als sie nach Rom ziehen, wo David als Botschaftsangehöriger arbeiten wird. Auf einer Party des Botschafters Warren Carey erregt Teddy nicht nur durch ihre Schönheit viel Aufsehen, und man bietet ihr an, die Kunstsammlung der Botschaft zu sichten und zu katalogisieren. Teddy blüht auf, sie und David sind nun gern gesehene und gefragte Gäste auf Empfängen und Obernabenden, darüber hinaus erhält sie viele Einladungen der Botschaftsfrauen. Als auf einer Party ein kompromittierendes Foto von ihr und dem Botschafter geschossen wird, gerät sie in große Schwierigkeiten ....

    Die Geschichte ist auf zwei Zeitebenen erzählt. Im ersten Erzählstrang, wir schreiben den 9. Juli 1969, steht Teddy in Rom zwei Ermittlungsbeamten Rede und Antwort, die zweite Zeitebene spielt in Dallas und umfasst die Monate Januar bis Mai 1969. 
    Ich fand es faszinierend, die Ich-Erzählerin Teddy zu begleiten und dabei tief in ihre Gefühls- und Gedankenwelt zu blicken. Sie führt in Rom ein vollkommen anderes Leben als in den USA, lebt mit ihrem Mann in einer kleinen und bescheidenen Wohnung und hat den Wunsch, ihre geheimnisvolle Vergangenheit hinter sich zu lassen und eine gut gekleidete, höfliche und perfekte Diplomatengattin zu sein. 

    Sprache und Erzählstil des Romans haben mir sehr gut gefallen, die Geschichte ist flüssig und äußerst unterhaltsam erzählt. Die Charaktere sind sehr bildhaft und authentisch beschrieben. Ich mochte die naive, chaotische und mir sehr oberflächlich erscheinende Protagonistin, der Designerkleidung und Kosmetika übertrieben wichtig sind, die zu viel Alkohol trinkt und aufputschende Tabletten schluckt, anfangs überhaupt nicht und konnte ihre Handlungsweisen oft nicht nachvollziehen. Im Laufe der Handlung und mit zunehmendem Wissen über ihre Vergangenheit wurde sie mir sympathischer, und ich habe sie bedauert bei ihren verzweifelten Versuchen, den von ihr mitverursachten Skandal zu verhindern.

    Die Handlung springt zwischen den beiden Zeitebenen hin und her, und während wir immer mehr über Teddys Vergangenheit erfahren, steigt die Spannung stetig bis zum überraschenden Ende. Der Zeitgeist ist ganz wunderbar eingefangen, und es war spannend, in die sechziger Jahre einzutauchen und dabei Einblick in die damaligen Gesellschaftsstrukturen zu erhalten, als die Rolle der Frau noch eine vollkommen andere war als heute. 

    Ich habe das faszinierende Buch, in dem es neben dem Dolce Vita auch um traurige Familiengeheimnisse, Tablettenmissbrauch, Kunst, Intrigen, Verrat, Manipulation und Korruption geht, sehr gern gelesen. 

    Absolute Leseempfehlung!
    Wut und Liebe

    Martin Suter
    Wut und Liebe (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    30.04.2025

    Großartige und mitreißende Unterhaltung

    Als ich "Wut und Liebe", den neuen Roman des Schweizer Schriftstellers Martin Suter, entdeckte, habe ich mich sehr gefreut. Mein Lieblingsbuch des Autors ist zwar nach wie vor "Small World", aber auch weitere Bücher von ihm haben mich begeistert, zuletzt "Melody". Meine Erwartungshaltung war also sehr hoch - und ich wurde nicht enttäuscht!

    Im Mittelpunkt stehen die 31-jährige Camilla da Silva und der 33-jährige Noah Bach. Die beiden haben sich beim Tanzen kennengelernt und sind seit drei Jahren zusammen. Camilla sorgt als Buchhalterin für den Lebensunterhalt des Paares, während Noah als freischaffender Künstler, der auf den großen Durchbruch hofft, nur geringe Einkünfte hat. Die junge Frau liebt ihren Freund, doch sie ist unzufrieden und wünscht sich ein Leben ohne finanzielle Sorgen. Sie beschließt, sich von Noah zu trennen und nach einem reichen Mann Ausschau zu halten. Der Verlassene lernt in einer Bar die herzkranke 65-jährige Betty Hasler kennen. Sie hat vor drei Jahren ihren Ehemann verloren und hasst seinen Geschäftspartner Peter Zaugg, den sie für den Tod ihres Mannes verantwortlich macht. Geld spielt für die wohlhabende Betty keine Rolle, und so stellt sie demjenigen, der Zaugg tötet, eine Million in Aussicht. Der mittellose Noah könnte mit einem Schlag seine Geldsorgen loswerden und vielleicht sogar seine Freundin zurückgewinnen ...

    Die mitreißende Geschichte, eine Mischung aus Liebesroman und Krimi, ist in gewohnt schöner und eleganter Sprache mit immer wieder aufblitzendem Humor erzählt und liest sich sehr flüssig. Die interessanten Figuren beschreibt Martin Suter lebensnah und präzise, er lässt uns tief eintauchen in ihre Lebenswelten. Ich fand es spannend, Camilla, Noah und Betty kennenzulernen, konnte ihre Handlungsweisen allerdings nicht immer nachvollziehen. Die Beschreibungen über die Kunst und ihre Vermarktung sowie sehr spezielle Finanzgeschäfte haben mich fasziniert. Gut gefallen hat mir, dass der Autor wie in vielen seiner Werke auch in "Wut und Liebe" nicht mit Gesellschaftskritik spart. Nicht gefallen hat mir dagegen der häufige und reichliche Alkoholgenuss der Protagonisten.

    Das Buch ist fesselnd und spannend bis zur letzten Seite, es gibt raffinierte Wendungen, Geheimnisse werden enthüllt, und das Ende hat mich vollkommen überrascht. Ich habe den kurzweiligen Roman, in dem es neben Liebe und Wut auch um Verzweiflung, Verrat und Trauer geht, sehr gern gelesen und mich dabei bestens unterhalten gefühlt.

    Absolute Leseempfehlung! 
    Wut und Liebe

    Martin Suter
    Wut und Liebe (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    30.04.2025

    Großartige und mitreißende Unterhaltung

    Als ich "Wut und Liebe", den neuen Roman des Schweizer Schriftstellers Martin Suter, entdeckte, habe ich mich sehr gefreut. Mein Lieblingsbuch des Autors ist zwar nach wie vor "Small World", aber auch weitere Bücher von ihm haben mich begeistert, zuletzt "Melody". Meine Erwartungshaltung war also sehr hoch - und ich wurde nicht enttäuscht!

    Im Mittelpunkt stehen die 31-jährige Camilla da Silva und der 33-jährige Noah Bach. Die beiden haben sich beim Tanzen kennengelernt und sind seit drei Jahren zusammen. Camilla sorgt als Buchhalterin für den Lebensunterhalt des Paares, während Noah als freischaffender Künstler, der auf den großen Durchbruch hofft, nur geringe Einkünfte hat. Die junge Frau liebt ihren Freund, doch sie ist unzufrieden und wünscht sich ein Leben ohne finanzielle Sorgen. Sie beschließt, sich von Noah zu trennen und nach einem reichen Mann Ausschau zu halten. Der Verlassene lernt in einer Bar die herzkranke 65-jährige Betty Hasler kennen. Sie hat vor drei Jahren ihren Ehemann verloren und hasst seinen Geschäftspartner Peter Zaugg, den sie für den Tod ihres Mannes verantwortlich macht. Geld spielt für die wohlhabende Betty keine Rolle, und so stellt sie demjenigen, der Zaugg tötet, eine Million in Aussicht. Der mittellose Noah könnte mit einem Schlag seine Geldsorgen loswerden und vielleicht sogar seine Freundin zurückgewinnen ...

    Die mitreißende Geschichte, eine Mischung aus Liebesroman und Krimi, ist in gewohnt schöner und eleganter Sprache mit immer wieder aufblitzendem Humor erzählt und liest sich sehr flüssig. Die interessanten Figuren beschreibt Martin Suter lebensnah und präzise, er lässt uns tief eintauchen in ihre Lebenswelten. Ich fand es spannend, Camilla, Noah und Betty kennenzulernen, konnte ihre Handlungsweisen allerdings nicht immer nachvollziehen. Die Beschreibungen über die Kunst und ihre Vermarktung sowie sehr spezielle Finanzgeschäfte haben mich fasziniert. Gut gefallen hat mir, dass der Autor wie in vielen seiner Werke auch in "Wut und Liebe" nicht mit Gesellschaftskritik spart. Nicht gefallen hat mir dagegen der häufige und reichliche Alkoholgenuss der Protagonisten.

    Das Buch ist fesselnd und spannend bis zur letzten Seite, es gibt raffinierte Wendungen, Geheimnisse werden enthüllt, und das Ende hat mich vollkommen überrascht. Ich habe den kurzweiligen Roman, in dem es neben Liebe und Wut auch um Verzweiflung, Verrat und Trauer geht, sehr gern gelesen und mich dabei bestens unterhalten gefühlt.

    Absolute Leseempfehlung! 
    1 bis 25 von 313 Rezensionen
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