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    Heimacker Top 100 Rezensent

    Aktiv seit: 25. Mai 2020
    "Hilfreich"-Bewertungen: 648
    311 Rezensionen
    Gilgamesch (Oratorium) Gilgamesch (Oratorium) (CD)
    27.10.2023
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Berauschende Geschichtsstunde

    Bohuslav Martinu war einer der großen begnadeten Komponisten der einstigen Tschechoslowakei. Er kehrte dem Land zwar schon in jungen Jahren den Rücken, anfangs zur Ausbildung, später als politischer Exilant, wird aber seit den neunziger Jahren im heutigen Tschechien als Nationalkomponist gefeiert und oft aufgeführt. Einen besonderen Stellenwert in seinen Werken haben die Vokalkompositionen, deren wohl gewaltigstes Werk hier vorliegt. Es ist ein Rausch für die Sinne. Aus der Gilgamesch-Geschichte hat sich Martinu drei Episoden herausgesucht: Die Zivilisierung des Gefährten Enkidu durch die Tempel-Hure, Enkinus unerwarteten Tod und die Beschwörung seines Geistes für die Jenseitserfahrung. Es ist ein emotional sehr aufrührendes Werk. Hier erleben wir es in der englischen Originalversion mit Muttersprachlern als Solisten und Sprecher. Manfred Honeck, seit vielen Jahren gern gesehener Gast in Prag, ist mit der Tschechischen Philharmonie bestens vertraut und führt sie zu einer Spitzenleistung. Einen besonderen Part hat der Chor. Der Prager Philharmonische Chor gehört seit vielen Jahren zur Weltspitze. Lukas Vasilek als relativ junger Chorleiter erlebt gegenwärtig einen wahren Hype mit seinen Chören. Das Begleitheft enthält auch einen deutschen Text zur Werksentstehung und Rezeption und ein deutsches Libretto. Begleitmaterial und Verpackung sind schon allein ein Kunstwerk. Im deutschsprachigen Raum habe ich noch nicht von einer Aufführung in den letzten Jahren erfahren. In Böhmen wird es gelegentlich gespielt. Eine Empfehlung für alle mit Sinn für Geschichte und große Gefühle.
    Orchesterwerke "Kamarinskaya" Orchesterwerke "Kamarinskaya" (CD)
    05.09.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Russische Tanzleidenschaft

    Es gibt wohl keine Oper eines russischen Komponisten, in der das Ballett ausgespart wird. Tanzszenen sind wunderbare dramaturgische Mittel im Musiktheater. Glinka als Pionier der russischen Sinfonik war auch auf diesem Terrain meisterhaft. In Tanz und Ballett wird die Leidenschaft des Komponisten für die russische Folklore besonders offensichtlich. Neben den Tänzen aus seinen beiden Opern Ruslan und Ljudmila sowie Ein Leben für den Zaren ist besonders die Kamarinskaya ein lebhafter Beleg dafür. Die anderen Nummern gehen dafür mehr ins Lyrische, mit russischer Seele. Das Moskauer RSO und ihre Maestros haben diese Musik in der Muttermilch gehabt. Entsprechend toll klingen die Interpretationen. Überhaupt ist die Zusammenstellung der Stücke auf der vorliegenden Platte eine echte Hommage an Glinka und seine Orchestermusik. Leider auf deutschen Bühnen kaum beachtet.
    Kammermusik Kammermusik (CD)
    04.09.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Von den russischen Anfängen

    Während sich im deutschsprachigen Raum seit dem 16. Jahrhundert eine musikalische Tradition abseits der Kirchenmusik entwickelt hat, ist dies im Reich des Zaren erst mit Glinka so richtig belegt. Glinka als Zeitgenosse der Frühromantiker von Weber, Schubert, Schumann usw. propagierte einen russischen Nationalstil. Allerdings nicht unbedingt für seine eigenen Werke. Er reiste mehrfach quer durch Europa, liebte die spanische Folklore und den romantischen Kompositionsstil. Natürlich gibt es auch viel russische Seele und Dramatik in seiner Musik. Das hier im Original gespielte Trio Pathétique ist bestes Beispiel dafür. Mehr Gefühl geht nicht. Die Donizetti-Serenata und das Septett sind deutlich europäischer gehalten. Dagegen sind die Klavierlieder, von denen drei in Trio-Besetzung auf der Platte enthalten sind, rein "russisch" motiviert. Das Consortium Classicum ist ein Ensemble solider Künstler, die in allen Epochen zu Hause sind. Dementsprechen hoch ist die Qualität der Interpretationen. Die Zusammenstellung der Stücke gibt einen guten Überblick über Glinkas Kammermusik. Auf deutschen Konzertpodien kommt nur die Ruslan-Ouvertüre vor. Für den Rest bleibt nur die Konserve. Hörenswerte Platte!
    Werke für Violine & Orchester Werke für Violine & Orchester (SACD)
    08.08.2023
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    der "späte" Schumann

    Robert Schumann waren nur 46 Jahre auf diesem Planeten vergönnt. Diese sind allerdings sehr ereignisreich gewesen. Das Ende war weniger schön. Sein Kompositionsstil wich zum Teil deutlich von dem seiner Zeitgenossen ab. Die Einen sahen es als Schwäche an, für die Anderen war es seine persönliche Note. Insbesondere die Orchestrierung der großen Werke ist mitunter speziell. Bei seinen letzten Kompositionen glauben manche Kritiker, die beginnende psychische Erkrankung Schumanns herauszuhören. Ulf Wallin beschäftigt sich in seinem Begleithefttext mit dieser Ansicht und führt sie, zu recht, ad absurdum. Von den drei vorliegenden Violinwerken entstammen zwei der letzten Schaffensperiode des Komponisten. Das Cellokonzert hat er etwas früher geschrieben. Das Arrangement für Violine als Soloinstrument kam erst in seinen letzten Jahren zustande. Alle drei Stücke sind schöne hochromantische Kompositionen. Ulf Wallin und die Schumann-Philharmonie unter Frank Beermann spielen stilgetreu. Mit viel Vibrato, Dynamik und Affektion. Dem Solisten liegt die Violinliteratur aus dieser Zeit. Sie bietet den Musikern zur Interpretation. Für den Hörer oft ein Gewinn. Und Schumann ist d e r Romantiker schlechthin. Die drei Stücke wurden in letzter Zeit gern auf einer Platte vereint. Diese hier gehört zweifellos zu den guten Ausgaben.
    Werke für Violine & Klavier Werke für Violine & Klavier (CD)
    28.07.2023
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Perfekte kleine Platte

    Er soll sehr viel geschrieben haben, der Zdenek Fibich. Bekannt ist davon leider wenig. Die Kammermusik für Geige und Klavier ist in seinem Schaffen eher in Episoden vorhanden. Dafür sind die Stücke um so charmanter. Auch für den nicht unbedingt auf Klassik im Allgemeinen und Kammermusik im Besonderen geeichten Hörer. Es sind locker-leichte Stücke zum Entspannen, vorwiegend aus der jugendlichen und leider auch dramatischen Zeit des Komponisten. Die Aufnahmen sind m.E. in jeder Hinsicht Spitze. Die beiden Altmeister Suk und Hála haben ein halbes Jahrhundert die Musik auf den böhmischen Bühnen, im Rundfunk und auf dem Plattenmarkt geprägt. Die Musik der Romantiker ihrer Heimat haben sie im Blut. Sie spielen technisch brillant mit dem typisch tschechischen Humor. Das Begleitheft beinhaltet auch eine deutsche Übersetzung des kurzen Textes. Schöne Platte, auch zum Verschenken geeignet.
    Klavierwerke Klavierwerke (CD)
    28.07.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Böhmische Miniaturen

    Zdenek Fibich hat in den letzten zehn Jahren seines kurzen Lebens (er starb mit neunundvierzig) die eindrucksvollsten seiner Kompositionen geschrieben. Verliebt in eine ehemalige Schülerin, achtzehn Jahre jünger mit hoher künstlerischer Begabung, erlebte er einen Schub an Kreativität. Dass er dafür seine Frau verließ, ohne für klare Verhältnisse zu sorgen, nahm ihm die Öffentlichkeit übel. Seine Werke wurde weniger gespielt, und er verdiente sein Geld als Operndramaturg. Die vielen kleinen Klavierstücke aus dieser Zeit sind meist seiner neuen Liebe gewidmet. Als Geburtstagsgeschenk, als erotische Anspielungen und als "Stimmungen, Eindrücke und Erinnerungen" (so heißt die Sammlung der vier Opera) an gemeinsam Erlebtes. Berühmt wurde das Stück Nr. 139 "Abende auf Zofín", dessen Melodie später im Orchesteridyll "Im Abendlicht" zum Ohrwurm wurde. Neben Auszügen aus den "Stimmungen" sind noch fünf Gemäldestudien op. 56 auf der Platte enthalten. Ebenfalls Werke aus den letzten Lebensjahren. Alle Stücke sind wunderbare romantische Klaviermusik, auch von fortgeschrittenen Klavierschülern spielbar. Der Pianist Radoslav Kvapil ist d i e Institution im böhmischen Klavierrepertoire schlechthin. Seine Gesamtaufnahmen von Worzischek bis Janácek haben Refenrezstatus. Der heute Neunundachtzijährige hat in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts für die weltweite Verbreitung der Kompositionen aus unserem Nachbarland gesorgt. Die vorliegenden Aufnahmen wurden vor dreißig Jahren für Unicorn gemacht. Kvapil spielt auch die einfachen Stücke mit einer Leidenschaft, die sie nach mehr klingen lassen.
    Orchesterwerke Vol.5 Orchesterwerke Vol.5 (CD)
    27.07.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Gelungener Abschluss

    Mit der abwechslungsreichen e-Moll-Sinfonie und den beiden Ouvertüren aus späten Opern das Komponisten findet die Fibich-Reihe mit dessen Orchesterwerken einen hübschen Abschluss. Der Trauermarsch aus der Braut von Messina, einem Frühwerk, als Schlusspunkt ist dramaturgisch etwas gewagt. Außer dem letzten Werk stammen die anderen Kompositionen aus Fibichs glücklichen Jahren mit neuer Liebe und daraus resultierendem Tatendrang. Dies ist zweifellos hörbar. Positiv ist auch die Entwicklung der Vater-Sohn-Zusammenarbeit als Produzent und Dirigent der fünf Fibich Platten von Naxos. Die Teile vier und fünf der kleinen Serie sind deutlich besser musikalisch geleitet und produziert. Es ist zwar immer noch kein Hochglanz, aber inzwischen hörenswert. Man hat für die vorliegenden Aufnahmen auch Orchester und Studio gewechselt. Die Produktionen klingen wesentlich romantischer, voluminöser und runder. Inzwischen haben sich die Stilecs bei Naxos etabliert. Vielleicht kann man die ersten drei Ausgaben einer Revision unterziehen. Fibich hat es nicht in die erste Reihe der böhmischen Komponisten geschafft. Sein Idyll für Orchester "Im Abendlicht" blieb ein One-Hit-Wonder (s. Teil 1 der Reihe). Immerhin.
    Orchesterwerke Vol.4 Orchesterwerke Vol.4 (CD)
    25.07.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Programm- und Auftragswerke

    Im Reigen seiner sinfonischen Werke hat Zdenek Fibich auch ein überschauberes Werk an Schauspielmusiken und Auftragswerken geschrieben. Neben den drei Ouvertüren gibt es auf dieser Platte noch Ballettmusik aus der Oper Hedy, einen Marsch aus dem Schlussteil der Hippodamia-Trilogie und vier sogenannte Bühnenbilder zu damalige aktuellen Anlässen im Prager Musikleben. Diese sind nicht bei den Anlässen selbst aufgeführt worden, sondern in anderen Konzertveranstaltungen dieser Zeit. Obwohl Fibich nicht die Reputation eines Dvorák oder Smetana erreichte, wurden seine Werke von renommierten Dirigenten wie Adolf Cech uraufgeführt. Die vorliegenden Werke schrieb Fibich über sein ganzes Komponistenleben verteilt. Dabei ist er sich stilistisch treu geblieben. Viel schöner Bläserklang, Fanfaren, wiederkehrende harmonische Wendungen und böhmisches Flair. Marek Stilec hat die fünf auf der Platte enthaltenen Ersteinspielungen gut vorbereitet. Insgesamt heben sich die Aufnahmen stilistisch und aufnahmetechnisch deutlich positiv von den ersten drei Teilen des Gesamtaufnahmeprojekts ab. Wesentlich mehr Romantik und vollerer Klang. Eine kurzweilige Zusammenstellung.
    Orchesterwerke Vol.1 Orchesterwerke Vol.1 (CD)
    25.07.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Anfang und Ende

    Zdenek Fibich wird von den Dramaturgen immer als das von Dvorák und Smetana verschattete dritte Genie der böhmischen Romantik dargestellt. Hinzu kommt die hinterwäldlerische Kindheit und die schwere Zeit in Vilnius und danach. Solche Lebensläufe haben erstaunlicherweise viele böhmische Komponisten. Außer bei Suk hat es sich kaum auf die Kompositionen niedergeschlagen. Die beiden vorliegenden Werke stammen aus unterschiedliche Epochen seiner Entwicklung. Die F-Dur-Sinfonie hat viel schönen Bläserklang mit lokalem Colorit. Die Eindrücke vom Lande wurden in den glücklichen Jahren vor Fibichs frühem Tod geschrieben. Sie unterscheiden sich dennoch nicht eklatant von der zwanzig Jahre älteren Sinfonie. Es ist schöne Musik im typischen Stile der Meister in dieser Zeit und dieser Region. Marek Stilec nimmt mit seiner Interpretation den Stücken den böhmischen Zauber. Es geht hintereinander weg, wie bei einer Militärparade. Es passt nicht und das Orchester wird überfordert. Hinzu kommt die durchschnittliche Aufnahmequalität. Keine Brillanz, mitunter unausgewogen in den Instrumentengruppen. Hier fehlt ein guter Produzent. Wer die Sinfonik Fibichs kennenlernen möchte, ohne Ansprüche an die musikalische und technische Qualität zu stellen, wird mit den Aufnahmen zufrieden sein.
    Klavierquartette op.37 & op.50 Klavierquartette op.37 & op.50 (CD)
    26.06.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Bemerkenswerte Besetzung

    Die Internationale Juon Gesellschaft hat in den letzten Jahrzehnten viel geleistet, um den Menschen und Musiker Paul Juon vor dem Vergessen zu bewahren. Seit letztem Jahr baut die Paul Juon Gesellschaft auf den Ergebnissen auf und ist damit zumindest in der Schweiz erfolgreich. Belege sind die Aufführungsnachweise auf der Homepage der Gesellschaft und die Tatsache, dass es diesen Herbst einen Kammermusikwettbewerb unter dem Namen des Komponisten geben wird. Trotzdem ist Paul Juon in unseren Landen völlig unbekannt. Es gibt namhaftere Komponisten seiner Zeit mit spektakuläreren Kompositionen. Die beiden Klavierquartette sind sehr interessant. Die Klavierstimme ist feinste russische Schule und die Melodik ist irgendwo zwischen nordischer und böhmischer Folklore angesiedelt. Das Besondere ist die ständig wechselnde, etwas verrückte Rhythmik und eine Dynamik, die sich im Schlusssatz der Rhapsodie bis ins Inferno steigert. Absolut bemerkenswert ist die Zusammensetzung des Ensembles. Dass man diese vier Koryphäen für dieses Projekt begeistern konnte, ist schon beeindruckend. Die künstlerische Qualität ist hervorragend. Der Text im Begleitheft kann im Niveau nicht ganz mithalten. Klavierquartette fristen im Allgemeinen kein Nischendasein auf den Konzertbühnen. Die beiden Juon-Quartette gehören allerdings nicht dazu. Schöne Platte mit nicht ganz üblicher Kammermusik.
    Streichsextett op.68 Streichsextett op.68 (CD)
    26.06.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    1 von 5

    Verborgene Romantik

    Arnold Krug ist nicht mit großem Werkekatalog oder hervorstechenden Einzelkompositionen in die Geschichte eingegangen. Es gibt eigentlich nur das hier eingespielte Sextett, was in den einschlägigen Kreisen bekannt ist. Und auch nur deshalb, weil es einen Preis eines Geigenbauers gewonnen hat, der Werke für seine Instrumentenkreationen Violotta und Cellone beauftragt hatte. Zehn Jahre später hat er sich nach einem Bankrott das Leben genommen. Nicht unser Komponist. Der war zu diesem Zeitpunkt schon verschieden. Ich hatte gehofft, das Sextett mal mit den beiden genannten Originalinstrumenten zu hören. Krug hat extra ausgedehnte Passagen für die beiden Exoten vorgesehen. Aber leider sind Violotta und Cellone im Museum geblieben. Das Stück ist schwelgerische Romantik, wenn man es so spielt. Das Klavierquartett aus der Jugend des Komponisten, auch dafür soll es einen Preis und lobende adlige Worte gegeben haben, hat eine hübsche rein romantische Struktur und mit dem nächtlichen Ritt als Scherzo und dem Karneval als Kehraus-Finale sogar ein wenig Programmatik. Das Linos Ensemble spielt die Stücke stringent, temporeich und absolut unromantisch. Leise Töne sind der Künstler Sache nicht. Es geht forsch und kompromisslos vom Hocker. Mein Klassik liebender Hund hat beim nächtlichen Ritt fluchtartig den Salon verlassen und kam auch beim Carneval nicht zurück. Das hat er nun davon. Hier wäre weniger Kraft und breitere Dynamik mehr gewesen. Der Begleithefttext Stefan Weymars ist informativ und war mangels Quellenlage bestimmt nicht einfach zu recherchieren. Wer Krug hören will, dem sei die Platte empfohlen. Viel mehr gibt es von ihm nicht, weder auf dem Markt noch auf der Bühne.
    Violinkonzert op.61 Violinkonzert op.61 (CD)
    19.06.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Feiner Elgar-Abend

    Edward Elgar ist berühmt durch seine Märsche und Hymnen, die jedes Jahr bei den Proms zum Standardrepertoire gehören. Seine Sinfonien gelten als Wiedergeburt der englischen Klassik nach Purcell und Händel. Er spielte Fagott und Violine. Als Komponist war er Autodidakt. Ich bin ausgesprochener Fan seiner Musik. Die Bandbreite ist enorm. Die hier vorliegenden Aufnahmen sind Beweis dafür. Das Violinkonzert ist sehr dynamisch, Solist und Virtuose stehen ständig in einem emotionalen Spannungsfeld, von filigran bis gewaltig ist alles dabei. Die Melodien gehen ins Ohr. Die fluffige, kleine Serenade rundet den Konzertabend wunderbar ab. James Ehnes ist weder auf der Bühne noch in seinem Spiel ein Poser. Ihm geht es um den Klang. Das Philharmonia unter Andrew Davis gehen diesen Weg mit. Keine überzogenen Experimente. Der Begleithefttext schildert die einzelnen Stücke ohne großen musiktheoretischen Exkurs. Die beiden Werke werden gern auf den Bühnen gegeben. Insbesondere die Serenade ist relativ oft zu erleben. Der Solist ist in Deutschland gelegentlich unterwegs. Die Platte ist zum wiederholten Hören geeignet.
    Serenade für Tenor,Horn & Streicher op.31 Serenade für Tenor,Horn & Streicher op.31 (CD)
    19.06.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Jugendlich bis meisterhaft

    Benjamin Britten gilt als einer der Hauptvertreter der neuen Klassik des 20. Jahrhunderts von der Insel. Von wenigen Ausnahmen abgesehen sind seine Werke mehr traditionell als Avantgarde. Dies machte und macht ihn bei einem breiten Publikum beliebt. Von den vorliegenden Stücken wird die Serenade in Konzerten gern gespielt. Sie ist mit der Solistenkombination Horn und Sänger außergewöhnlich. Die Aufnahmen sind historisch - künstlerisch wertvoll, aber nicht dem heutigen Aufnahmestandard entsprechend. Mit Karajan, Giulini, Goossens und Bolt sind die Spitzenmaestros der fünfziger und sechziger Jahre am Pult. Die erwähnte Serenade singt Peter Pears, der Lebensgefährte des Komponisten. Dem Hornisten Dennis Brain war damals eine große Karriere beschieden. Leider wurde ihm sein Hang zu schnellen Autos mit Mitte Dreißig zum Verhängnis. Die vier ausgewählten Werke umspannen zehn Jahre kompositorischen Schaffens, von der Anfangszeit mit den Rossini-Arrangements und den Bridge-Variationen bis zum etablierten Künstler nach der Rückkehr aus dem amerikanischen Exil während des Krieges. Die Serenade und die Purcell-Variationen stammen aus dieser Zeit. Sie sind schon wesentlich komplexer. Die stilistische Entwicklung ist unverkennbar. Der englische Text im Begleitheft ist kurz, informativ und leicht verständlich. Interessante Aufnahmen schöner Musik.
    Klavierkonzert Nr.5 op.72 Klavierkonzert Nr.5 op.72 (CD)
    14.06.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Bühnenzauber

    Die Kompositionen Kapustins sind auf die Bühnenwirksamkeit ausgelegt. Stile sind Nebensache, alles ist erlaubt. Es sind Show-Programme für Virtuosen. Ich habe Frank Dupree mit Obi Jenne im Klavierkonzert Nr. 5 gesehen und war begeistert. Es wird wohl wenig Pianisten geben, die Kapustin so spielen können. Dupree ist gelernter klassischer Pianist und Schlagzeuger. Und genau dieses Verständnis wird für diese Musik gebraucht. Exakter Rhythmus und Virtuosität am Klavier. Die Kompositionen sind komplett ausgeschrieben. Damit sind sie für Jazzer uninteressant. Kein Raum für Improvisation. Wenn ich die Künstler nicht auf der Bühne erlebt hätte, würde mir der Zugang zu den Stücken schwerer fallen. Es ist nicht alles Sonnenschein. Manche Passagen mit Akkordgehämmer, Besentrommel und Abschlagbecken wollen auch überstanden sein. Der Begleithefttext ist kurz und informativ mit ein wenig Politik. Außer bei Frank Dupree, der bei seinen Konzerten zwischen Beethoven und Kapustin wechselt, habe ich die Musik des Letzteren noch von keinem anderen Künstler im Bühnen-Repertoire gefunden. Die Musik bedient eine hörenswerte Niesche moderner Klassik mit Stilelementen des Jazz. Ein Kauf lohnt sich, ein Konzert noch mehr.
    Symphonien Nr.3 & 4 Symphonien Nr.3 & 4 (CD)
    25.05.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Gewaltiger Schlusspunkt

    Die beiden auf dieser Platte vereinten Sinfonien hat Christian Sinding jenseits des sechzigsten Lebensjahres geschrieben. Man kann sie also getrost als Spätwerke bezeichnen. Was bei ihm kaum eine Rolle spielt, denn stilistisch ist er sich bei allen seinen Sinfonien treu geblieben. Volltönende, ständig vorwärts drängende Kompositionen. Wenig Ruhepunkte in den langsamen Sätzen bzw. Trio-Passagen. Ist die F-Dur-Sinfonie noch so etwas wie Richard Strauss ohne Programm, so geht die Rhapsodie in einem gewaltigen Ritt durch die einzelnen Episoden. Der Winter findet keine Ruhe und der Frühling kommt als Märzensturm. Es wird von Interpreten und Publikum viel abverlangt. Die NDR Radiophilharmonie und Maestro Porcelijn haben sich der undankbaren Aufgabe bravourös gestellt. Sindings Stil ist exklusiv. Nichts für Freunde des leisen Tons. Der Text Michael Kubes im Begleitheft weicht nur in der konkreten Werksbeschreibung von dem der anderen Sinding-CDs von cpo ab. Schön, dass das Gedicht, das der Rhapsodie zu Grunde liegen soll, mit enthalten ist. Die Platte ist eine Rarität für die Sammlung.
    Violinkonzert op.82 Violinkonzert op.82 (CD)
    24.05.2023
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Historischer Genuss

    David Oistrach war einer der großen Geiger des letzten Jahrhunderts. Sein a stimmte er 8 Hz höher als üblich. Der Ton wurde damit silbriger und strahlender. Hinzu kam seine unvergleichliche Virtuosität, die auch in schnellen Passagen jede Note zum Klingen brachte. Die vorliegenden Aufnahmen aus den fünfziger Jahren sind historisch zu betrachten. Sie entsprechen natürlich nicht den heutigen Hochglanzeinspielungen. Aber sie dokumentieren zweifellos das Können der Künstler - Solisten, wie Orchester und Maestros. Das selten gespielte Kabalewski-Konzert wird vom Komponisten selbst geleitet. Kabalewski ist mehr als Pianist bekannt. Mancher Klavierschüler ist an seinen Etüden verzweifelt. Sein kurzes Violinkonzert fällt mit den spätromantischen Passagen ein wenig aus der Zeit. Die Werke Alexander Glazunows und Reinhold Gliéres sind dagegen reine Romantik im musikalischen wie im umgangssprachlichen Sinne. Das Glazunow-Konzert erklingt hin und wieder im Konzertsaal. Es ist für Solisten wie Orchester ein dankbares Stück. Spätestens wenn der Trompeter zu Beginn des dritten Satzes sein Signal bläst, ist das Publikum wieder wach. Die sehr kurz geratene Platte findet mit Gliéres Romanze dramaturgisch einen schönen Abschluss.
    Streichquartette Nr.1 & 2 Streichquartette Nr.1 & 2 (CD)
    21.05.2023
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5

    Besonderes Produkt

    Die Eltern des Komponisten folgten dem Trend der Zeit, als deutsche Handwerker und Künstler ins Russische Reich zogen, weil sie sich dort bessere Perspektiven versprachen als in Sachsen oder Preußen. Und so kam Reinhold Gliére im damals noch russischen Kiew zur Welt. Nach der Oktoberrevolution und unter der Diktatur Stalins war es dann für die Deutschen und ihre Nachkommen schwierig. Entweder sie wurden verfolgt und kamen um, wie der Trompeter Oskar Böhme, oder sie wurden linientreu wie Gliére und bekamen hohe Ämter und dreimal den Stalinorden umgehängt. Harte Zeiten. Dies ist wohl einer der Gründe, warum man Gliére lange Zeit auch in Russland nicht gespielt hat. Inzwischen nimmt man sich seiner Werke wieder an. Seine Streichquartett sind schönste Spätromantik. Als Schüler der Moskauer Schule in der Linie Tschaikowski, Tanejew, Arensky schrieb er mehr europäisch mit volksliedhaftem Einschlag, als die Petersburger Fraktion um die Mächtigen Fünf. Trotzdem widmete er sein zweites Streichquartett Nikolai Rimski-Korsakow, einem ihrer Vertreter. Die Stücke entstanden zur Jahrhundertwende noch im Zarenreich. Es sind musikalisch schon eine Reihe von Reibungen und Wendungen enthalten, die auf die kommende Zeit verweisen. Das Gliére Quartet, ein internationales Ensemble von Orchestermusikern renommierter Klangkörper, interpretiert die Werke stilgerecht mit viel Spielfreude. Die vielen Stimmungswechsel, wie im Variationssatz von Opus 2 oder die Folklore der Schlusssätze des g-Moll-Quartetts kommen toll rüber und nehmen den Hörer gefangen. Das Begleitheft mit leicht verständlichem englisch-polnischen Text (es ist eine polnische Plattenmarke) ist mit Aquarellen des zeitgenössischen polnischen Malers Bartlomiej Michalowski bebebildert. Die Platte ist damit für Aug' und Ohr ein schönes Kunstwerk.
    Symphonien Nr.1 & 2 Symphonien Nr.1 & 2 (CD)
    21.05.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5

    Mit majestätischer Wucht

    Die beiden vorliegenden Sinfonien Christian Sindings sind keine typischen romantischen Sinfonien. Es sind mehr Rhapsodien mit abgeschlossenen Themen, immer fortschreitend. Die d-Moll-Sinfonie ist düster, schwer und laut. Mehr Depression als Freude. Es ist wohl die norwegische Herkunft des Komponisten mit ihren kalten und dunklen Tagen, die sich hier niederschlägt. Die zweite Sinfonie ist freundlicher und feierlicher, aber ebenfalls bar jeder Leichtigkeit. Es war die Zeit der Jahrhundertwende und des musikalischen Umbruchs. Sindings Stil ist unentschlossen. Die Aufnahmen sind gut und emotional. Dausgaard kennt die skandinavische Musik, und weiß sie zu interpretieren. Was sich aus den Kompositionen herausholen läßt, hat er herausgeholt. Der Text im Begleitheft enthält eine Biographie nach Jahreszahlen und etwas Prosa sowie teilweise theoretische Erklärungen zu den Werken. Meist gut verständlich. Im Konzertsaal kommt Sinding nicht vor, was wohl in seiner angeblichen Sympathie zu den Nazis begründet liegt. Die Musik hat was von Walhalla.
    Septette Nr.1 & 2 Septette Nr.1 & 2 (CD)
    11.05.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5

    Sinfonien im Kleinen

    Friedrich Fesca folgt mit den beiden Septetten dem Trend der Frühromantik, Sinfonik im Salon erlebbar zu machen. Große Orchester und entsprechende Konzertsäle blieben immer noch Sache des Adels und der Akademien. Die Streicherbesetzungen mit Klavier und Bläsern sind sehr interessant, gehen aber ein wenig in die Richtung Klavierkonzert für Arme. Das teilweise virtuose Klavier dominiert. Fesca war selbst Pianist. Die Septette erreichen nicht die Qualität der Kompositionen von Mendelssohn, Raff etc. aus dieser Zeit. Es sind dennoch hörenswerte Stücke im schönsten romantischen Stil, angenehm für den Hörer, nicht verkopft. Das Linus-Ensemble spielt forsch und nicht zu verklärt, was mir persönlich gefällt. Sicher ist es kein Originalklang der damaligen Zeit. Muss es auch nicht sein. Das Begleitheft mit einem Text Dr. Hagels ist in den ersten drei Seiten allgemein verständlich. Der Rest ist nur von Fachleuten erfassbar. Eine schöne Platte mit interessant besetzter Kammermusik, die nicht langweilt.
    Klavierkonzerte Nr.1 & 2 Klavierkonzerte Nr.1 & 2 (CD)
    09.05.2023
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5

    Nichts für kleine Hände

    Jan Lisiecki wagt sich auf der vorliegenden CD an ein Virtuosenprogramm, wie es wohl schwieriger und schöner kaum sein kann. Mendelssohns Klavierkonzerte sind zwar von Studioaufnahmen her bekannt, wegen ihrer Ansprüche an den Solisten - physisch wie spieltechnisch - nur selten im Konzert zu hören. Ähnliches gilt für die drei Solo-Stücke. Die Lieder ohne Worte werden gelegentlich gegeben. Ich hatte das Glück, die auf der Platte vereinten Künstler mit dem g-Moll Konzert auf der Bühne zu hören. Der Solist ist ein Phänomen. Mit welcher scheinbaren Gelassenheit er durch Läufe und vollhändige Passagen geht, ist ein Erlebnis. Mendelssohn hat seine Konzerte, wie damals üblich, vom Klavier oder ersten Pult aus geleitet. Bei Virtuosenkonzerten kein Problem. Insofern ist diese Aufgabe für das großartige Orpheus Chamber Orchestra gut lösbar. Der Solist hat das Programm dramaturgisch gut zusammengestellt. Vom fulminanten Beginn über die abwechslungsreichen Variations sérieuses, dem etwas dunkleren d-Moll-Konzert zu einem leichten Finale mit verträumter Zugabe. Die Qualität der Aufnahmen ist technisch perfekt. Das Begleitheft hat einen kurzen Text mit Zitaten des Solisten und hübschen Fotos. Lisiecki bleibt mit der Mendelssohn-Platte auf dem hohen Niveau, das er schon bei den Chopin-Aufnahmen gezeigt hat.
    Werke für Klavier & Orchester Werke für Klavier & Orchester (CD)
    09.05.2023
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5

    Brüder im Geiste

    Es ist ein schönes Konzertprogramm, das uns Jan Lisiecki hier präsentiert. Es ist wohl nicht nur das Herkunftsland seiner Eltern und sein Name, die eine gewisse Affinität zu Chopin generiert haben. Es sind auch Musikverständnis und Interpretation, die zwischen den beiden jungen Männern passen. Zum Aufnahmezeitpunkt ist der Solist im gleichen Alter wie der Komponist, als er die Stücke geschrieben hat: Beide um die Zwanzig. Chopin lebte noch in Warschau. Lediglich das Eingangsstück ist zwei Jahre nach seinem Weggang entstanden. Der Solist spielt scheinbar schwerelos, leicht klingen die brillanten Läufe, keine Note wird verschluckt. Es ist ein Genuss zuzuhören. Die Elbphilharmonie unter Maestro Urbanski bleibt zurückhaltender Begleiter. Das Begleitheft ist schön bebildert und hat ein kurzen, interessant geschriebenen Text. Die Deutsche Grammophon spielt in Sachen Aufnahme- und Produktqualität ohnehin in einer anderen Liga, als die meisten anderen Label. Das Opus 22 und die unverwüstlichen Mozartvariationen über Don Giovannis Arie, mit der er Zerlina rumkriegen will, sind gängiges Bühnenrepertoire. Die anderen drei Werke sind Raritäten. Ein rundum tolles Produkt.
    Die 3 Cellokonzerte Die 3 Cellokonzerte (CD)
    08.05.2023
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5

    Ein Cello-Leben

    An Hans Pfitzner scheiden sich die Geister. Er wird politisch in die rechte Ecke gerückt, seine polemischen Schriften werden dem musikalischen Schaffen vorgezogen, und er wurde zeitlebens von der Sonne eines Richard Strauss überstrahlt, was ihn sehr kränkte. Es gibt wenige Künstler, die seine Werke auf die Bühne bringen. Schade drum. Bleiben nur Einspielungen, und auch die sind rar. Die drei Cellokonzerte auf der vorliegenden Platte sind wunderbar melodiöse Musik, manchmal ein wenig traurig, dann wieder tänzerisch - beste Unterhaltung. David Geringas spielt sehr kraftvoll, auch in den lyrischen Passagen hält er einen starken Ton. Die virtuosen Teile beherrscht er problemlos. Das Orchester unter Maestro Albert ist ein solider Begleiter. Trotz hübscher Einfälle in der Orchestrierung bleiben es Virtuosenkonzerte. Es gibt nicht viel Cello-Literatur von dieser Qualität. Für den bekennenden Antisemiten Wagner veranstaltet man Festspiele und für den kulturpolitisch in Erscheinung getretenen Pfitzner bleibt der Katzentisch. Der Text im Begleitheft spart dieses Thema glücklicherweise aus. Dafür hat der Autor große Freude an der Erkenntnis, dass Pfitzner Teile seines Jugendkonzertes in seinem Spätwerk verwurstelt hat. Das haben wohl ziemlich alle Komponisten so gehalten. Es lässt an der Qualität der Werke keinen Zweifel. Erstaunlich, was Musikwissenschaftler alles herausfinden! Schöne Aufnahmen zum häufigen Genuss.
    Klaviertrios Nr.2 & 5 Klaviertrios Nr.2 & 5 (CD)
    06.05.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5

    Lyrisches für den Salon

    Fesca Junior teilte das Schicksal vieler großer Künstler. Sie schafften den 30. Geburtstag nicht. Einst waren es Seuchen wie Tuberkulose und Typhus, heute sind es Alkohol und Drogen. Seine Biografie liest sich wie ein Reiseabenteuer. Er wirkte in einer künstlerischen Umbruchphase von der fröhlich leichten Wiener Klassik in die verklärte deutsche Romantik. Seine Klaviertrios sind beides - sehr lyrisch, mit den Stilmitteln der Romantik in Komposition und Interpretation einerseits und dem leichten Zugang für das Publikum andererseits. Schöne Melodien, etwas Folklore und immer etwas speziell in der Struktur. In seinem informativen Begleithefttext hat Dr. Friesenhagen Teile einer Schumann-Rezension eingefügt. Darin warnt ihn der etablierte Robert davor, aus Gefallsucht gegenüber den Damen zu oberflächlich zu komponieren. Da war er wohl etwas neidisch. Was soll ein junger Mann von Anfang Zwanzig denn anderes tun, als den Mädels imponieren zu wollen?! Die Musik ist sehr unterhaltsam und überall, wo ein Klavier steht, aufführbar. Trotzdem ist sie aus dem heutigen Konzertleben verschwunden. Das Trio Paian interpretiert die Stücke, wie man sie in einem Salon oder Kaffeehaus spielen würde. Wunderbar dynamisch, manchmal verträumt und leicht. Eine Bereicherung für die Plattensammlung.
    Lieder, orchestriert von Max Reger Lieder, orchestriert von Max Reger (CD)
    05.05.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5

    Beste Romantik

    Die vorliegenden Aufnahmen haben in mehrfacher Hinsicht einen ganz besonderen Reiz. Mit Schubert und Reger begegnen wir zwei Komponisten, die Anfang und Ende der Romantik bedeuten. Beide Workaholics, beide jung gestorben, beide begnadete Liedkomponisten - wenngleich bei Reger die Orgelkompositionen einen breiteren Raum eingenommen haben. Die Orchestrierungen der Schubertlieder sind dem kleinen Max wunderbar gelungen. Die Texte sind auch im umgangssprachlichen Sinne höchst romantisch. Und dies kommt in den Arrangements noch stärker zum Ausdruck als in den reinen Klavierversionen. Die auf der Platte vereinten Künstler sind und waren ebenfalls eine Qualität der Extraklasse. Klaus Mertens ist auf Werke außerhalb des Opernrepertoirs spezialisiert. Die Stimme tragend (die Technik hat ihm ein wenig Hall unterlegt), sehr gute Textverständlichkeit und eine große Dynamik. Camilla Nylund ist hier am Beginn ihrer Karriere. Eine große lyrische Stimme mit enormen Umfang auch in den unteren Lagen, mittlerweile in allen Gesangsfächern gefeiert. Besonders in den Wagner- und Straußopern. Heute würde die vorliegende Produktion wohl kaum noch möglich sein. Schon aufgrund der Zeitpläne und Gagen der Künstler. Die NDR-Radiophilharmonie ist auf Plattenaufnahmen abonniert und erfahren. Der inzwischen verstorbene Werner Andreas Albert leitet sie den Werken entsprechend zurückhaltend mit aufbrausenden Vor- und Zwischenspielen. Das Begleitheft ist kurz und informativ. Die Lieder Schuberts sind auf den Bühnen präsent - die Regerschen Orchestervarianten weniger. Sehr schöne Platte.
    2 Kommentare
    Anonym
    24.04.2023

    Werner Andreas Albert

    Eine schöne Rezension, aber irgend etwas ist schief gegangen. Der Name des Dirigenten ist natürlich Werner Andreas Albert, nicht Werner Andreas Steffens
    Heimacker Top 100 Rezensent
    06.05.2023

    Mea culpa

    Danke für den Hinweis. Schon korrigiert.
    Symphonie Nr.3 h-moll op.50 Symphonie Nr.3 h-moll op.50 (CD)
    27.04.2023
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5

    Berliner Romantik

    Ernst Rudorff war ein Kind aus vermögendem Hause. Humanistische Bildung, Kunst und Kultur, Freundschaften in der Künstlerszene, geebneter akademischer Weg - alles vorhanden. Wenn er nicht gerade Bäume rettete oder Briefe schrieb, komponierte er auch. Und das in einem gewissen Personalstil. Die im Begleitheft erwähnte Bemerkung Eduard Hanslicks, Rudorff sei ein Anhänger der musikalischen Dreieinigkeit Synkope, Vorhalt und Dissonanz, ist unüberhörbar. Er soll Traditionalist gewesen sein. Das Alte bewahren. Alles Neue wird schlechter. In seinen Heimatschutzvereinen hatten Juden und Frauen nichts verloren. Daran nahm zu seiner Zeit niemand Anstoss. Musikalisch gehörte er zu den Brahms-Anhängern. Keine Programm-Kompositionen. Die vielen Sprünge, kurzen dynamischen Episoden, langen Synkopen-Reihen und plötzlichen Ausbrüche und Wendungen machen seine Musik auf der einen Seite abwechslungsreich, andererseits laufen die Stücke dadurch nicht rund. Die h-Moll-Sinfonie ist dafür ein gutes Beispiel. Die Orchestervariationen, die fünfunddreißig Jahre älter sind, funktionieren anders. Sie entsprechen dem Zeitgeschmack und sind vom Publikum leichter zu erfassen. Die Aufnahmen sind musikalisch wie technisch gut gemacht. Es ist erstaunlich, wie sicher Maestro Beermann das Orchester durch den Synkopenwald führt. Das Begleitheft hat einen interessanten und allgemein verständlichen Text. Rudorff wird kaum auf die Bühne kommen. Das Volk kennt ihn nicht und die meisten Dramaturgen und Musiker wohl auch nicht. Trotzdem eine schöne Platte für den Sonntagnachmittag.
    76 bis 100 von 311 Rezensionen
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