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    Heimacker Top 100 Rezensent

    Aktiv seit: 25. Mai 2020
    "Hilfreich"-Bewertungen: 699
    316 Rezensionen
    Sonaten für Violine & Klavier

    Sonaten für Violine & Klavier (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    04.11.2023
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Der junge Mozart

    Zum 250. Geburtstag Wolfgang Amadeus Mozarts war der übliche Hype für solche Jubiläen im Gange. Es wurde so ziemlich alles aufgeführt und eingespielt, was der Salzburger komponiert hat. Darunter auch seine gesamten Sonaten für Klavier und Violine aus seiner Jugendzeit. Später drehte sich dann die Gewichtung der beiden Instrumente zumindest zur Gleichberechtigung. Wolfgang Hentrich, u.a. erster Konzertmeister der Dresdner Philharmonie und Professor an der Dresdner Musikhochschule, und Camillo Radicke, Konzertreisender vor dem Herrn, nahmen sich der Stücke an und gaben sie im wunderbaren Schloss Albrechtsberg an den rechtselbigen Hängen Dresdens. Beide sind begnadete Musiker. Dementsprechend ist die Qualität der Aufnahmen. Sogar einen Satz aus einer Sonate aus Mozarts Kindheit können wir als Zugabe hören. Das besagte Schloss mit seinem gediegenen Ambiente bot viele Jahre lang eine Bühne für klassische Kammerabende. Im Moment sind die Veranstaltunge etwas rar. Die Corona-Zäsur wirkt nach. Im Text des Begleitheftes wird viel über Mozart geschwärmt und auch ein wenig verklärt. Er bleibt eben unerreicht. Die Platte ist voller angenehmer, leichter, fröhlich machender Musik.
    Matthias Grünert - Orgelträume

    Matthias Grünert - Orgelträume (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    02.11.2023
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Vogtländischer Querschnitt

    Super-Konzert-Wochenenden mit Kurzauftritten im Stundentakt durch die Kirchen der Region erfreuen sich in den letzten Jahren großer Beliebtheit. Meist bereist ein Teil des Publikums mit dem Solisten die Spielorte. Man nennt es Orgelmarathon oder, wie im vorliegenden Fall, Orgelarena. Matthias Grünert spielt in sehr alten aber auch erst neu gebauten oder restaurierten Kirchen. Ebenso ist der Querschnitt des Klanges und Stimmumfanges der Instrumente. Eines haben die Kirchen und ihre Orgeln gemein: Sie werden mit viel Engagement und Hingabe gepflegt. Das Begleitheft gibt hier in Wort und Bild Auskunft. Bei der vorliegenden Qualität der Aufnahmen werden die Stücke sicher nicht während der Arena aufgezeichnet worden sein. Die Werkauswahl reicht von Barock bis Gegenwart, vom Bachchoral bis Offenbachs Galop infernal (!). Der Solist beherrscht den Kirchenraum mit seinem Nachhall. Ein angenehmes Hörerlebnis. Eine Empfehlung nicht nur für Liebhaber.
    Mechthild Bach - Meine Liebe hat er mit sich genommen (Clara und Robert Schumann - Eine Liebe in Liedern und Worten)

    Mechthild Bach - Meine Liebe hat er mit sich genommen (Clara und Robert Schumann - Eine Liebe in Liedern und Worten) (CD)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    01.11.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    1 von 5

    Clara Schumann in ihrer Zeit

    Die vorliegende Platte ist ein hübscher Auszug aus Clara Schumanns Leben von ihrer Kindheit bis zum Tod ihres Gatten. Die Texte stammen aus der leicht verklärten Biographie Berthold Lietzmanns aus dem Jahre 1903. Als Musik dienen vorwiegend Lieder und Klavierstücke Robert Schumanns und befreundeter Zeitgenossen. Zwei Werke Claras sind auch dabei. Das gute Konzept wie auch der Text im Begleitheft stammen vom Pianisten Lucius Rühl, einem erfahrenen Mann, wenn es um musikalisch-literarische Abende geht. Er liebt offenbar die Romantik und die Zeit davor. Zumindest ist sein Text im Stile Lietzmanns geschrieben. In 77 Minuten kann man natürlich kein umfassendes Bild einer Künstlerin zeichenen. Es ist eine gelungene Zusammenstellung aus Wort und Musik, die Neugierig macht. Technisch ist die Aufnahme weitestgehend gut gemacht. In den hohen Tönen habe ich Frau Bach etwas leiser gedreht. Herrn Schütz dann dafür wieder etwas lauter. Eine Platte zum Anhören und weitergeben.
    Sonaten & Partiten für Violine BWV 1001-1006

    Sonaten & Partiten für Violine BWV 1001-1006 (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    31.10.2023
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Traum der Geigenvirtuosen

    Die Kompositionen Johann Sebastian Bachs für die Sologeige sind Pflicht für alle Geigenvirtuosen. Die Möglichkeit zu bekommen, die Stücke aufzunehmen, ist wohl eine Art Ritterschlag für einen Geiger. Die vorliegenden Aufnahmen sind in doppelter Hinsicht besonders: Hartmut Schill, Konzertmeister der Robert-Schumann-Philharmonie, spielt die Stücke exzellent, ohne Pathos, auf den Aufnahmeort zugeschnitten. Die Chemnitzer Jakobi-Kirche ist die zweite Besonderheit. Zum Aufnahmezeitpunkt war sie noch im Innenausbau nach den Zerstörungen des Zweiten Welzkriegs. Die Kirche war leer. Der lange Nachhall trägt den Geigenton. Im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten würde dies nicht funktionieren. Für ein Rezital ist es wunderbar. Es sind 31 Sätze Geige solo, und es kommt keine Langeweile auf. Die drei Fugen, die große Ciaccona und das als Zugabestück auf den Bühnen dieser Welt unverwüstliche Gavotte en Rondeau der E-Dur Partita sind für mich die Höhepunkte. Das Begleitheft gibt kurze Auskünfte zu Werk, Aufnahmeort, Künstler und seine Beziehung zu den Stücken. Die Doppel-CD war ein Benefiz-Projekt für den Kirchenbau. Inzwischen ist der Ort mit Leben erfüllt. Aber vieleicht gehen ja immer noch 5 Euro vom Kaufpreis in die Kollekte. Nach dem Bau kommt schließlich die Erhaltung.
    K3 - Die drei Klavierkonzerte

    K3 - Die drei Klavierkonzerte (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    28.10.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Modernes vom Feinsten

    Wann erlebt man es schon, dass drei wunderbare, stilistisch unterschiedliche Klavierkonzerte eines Gegenwartskomponisten auf einer Platte vereint sind? Stephan König hat hier drei Konzerte geschrieben, die von der großen modernen Klassik über die kleinere Kammerform bis zum Jazzensemble reichen. Für alle drei Stücke gilt, dass man als Hörer einen leichten Zugang hat und kein Fachmann sein muss. Er wolle keine Brücken zwischen den Genres bauen, sondern im Tal den Grund erforschen, auf denen die verschiedenen Stile gemeinsam stehen - hat er so ähnlich geäußert. Auch diese Bodenständigkeit hört man den Konzerten an. Man kann den Jazz-Guru, wie er mal genannt worden sein soll, in Leipzig erleben. Als musikalischen Leiter von Opern- und Theaterinszenierungen, wie auch beim Jazz. Die Platte gehört zu den Schätzen im Verborgenen. Man sollte mehr Werbung dafür machen.
    Gilgamesch (Oratorium)

    Gilgamesch (Oratorium) (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    27.10.2023
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Berauschende Geschichtsstunde

    Bohuslav Martinu war einer der großen begnadeten Komponisten der einstigen Tschechoslowakei. Er kehrte dem Land zwar schon in jungen Jahren den Rücken, anfangs zur Ausbildung, später als politischer Exilant, wird aber seit den neunziger Jahren im heutigen Tschechien als Nationalkomponist gefeiert und oft aufgeführt. Einen besonderen Stellenwert in seinen Werken haben die Vokalkompositionen, deren wohl gewaltigstes Werk hier vorliegt. Es ist ein Rausch für die Sinne. Aus der Gilgamesch-Geschichte hat sich Martinu drei Episoden herausgesucht: Die Zivilisierung des Gefährten Enkidu durch die Tempel-Hure, Enkinus unerwarteten Tod und die Beschwörung seines Geistes für die Jenseitserfahrung. Es ist ein emotional sehr aufrührendes Werk. Hier erleben wir es in der englischen Originalversion mit Muttersprachlern als Solisten und Sprecher. Manfred Honeck, seit vielen Jahren gern gesehener Gast in Prag, ist mit der Tschechischen Philharmonie bestens vertraut und führt sie zu einer Spitzenleistung. Einen besonderen Part hat der Chor. Der Prager Philharmonische Chor gehört seit vielen Jahren zur Weltspitze. Lukas Vasilek als relativ junger Chorleiter erlebt gegenwärtig einen wahren Hype mit seinen Chören. Das Begleitheft enthält auch einen deutschen Text zur Werksentstehung und Rezeption und ein deutsches Libretto. Begleitmaterial und Verpackung sind schon allein ein Kunstwerk. Im deutschsprachigen Raum habe ich noch nicht von einer Aufführung in den letzten Jahren erfahren. In Böhmen wird es gelegentlich gespielt. Eine Empfehlung für alle mit Sinn für Geschichte und große Gefühle.
    Orchesterwerke "Kamarinskaya"

    Orchesterwerke "Kamarinskaya" (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    05.09.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Russische Tanzleidenschaft

    Es gibt wohl keine Oper eines russischen Komponisten, in der das Ballett ausgespart wird. Tanzszenen sind wunderbare dramaturgische Mittel im Musiktheater. Glinka als Pionier der russischen Sinfonik war auch auf diesem Terrain meisterhaft. In Tanz und Ballett wird die Leidenschaft des Komponisten für die russische Folklore besonders offensichtlich. Neben den Tänzen aus seinen beiden Opern Ruslan und Ljudmila sowie Ein Leben für den Zaren ist besonders die Kamarinskaya ein lebhafter Beleg dafür. Die anderen Nummern gehen dafür mehr ins Lyrische, mit russischer Seele. Das Moskauer RSO und ihre Maestros haben diese Musik in der Muttermilch gehabt. Entsprechend toll klingen die Interpretationen. Überhaupt ist die Zusammenstellung der Stücke auf der vorliegenden Platte eine echte Hommage an Glinka und seine Orchestermusik. Leider auf deutschen Bühnen kaum beachtet.
    Kammermusik

    Kammermusik (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    04.09.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Von den russischen Anfängen

    Während sich im deutschsprachigen Raum seit dem 16. Jahrhundert eine musikalische Tradition abseits der Kirchenmusik entwickelt hat, ist dies im Reich des Zaren erst mit Glinka so richtig belegt. Glinka als Zeitgenosse der Frühromantiker von Weber, Schubert, Schumann usw. propagierte einen russischen Nationalstil. Allerdings nicht unbedingt für seine eigenen Werke. Er reiste mehrfach quer durch Europa, liebte die spanische Folklore und den romantischen Kompositionsstil. Natürlich gibt es auch viel russische Seele und Dramatik in seiner Musik. Das hier im Original gespielte Trio Pathétique ist bestes Beispiel dafür. Mehr Gefühl geht nicht. Die Donizetti-Serenata und das Septett sind deutlich europäischer gehalten. Dagegen sind die Klavierlieder, von denen drei in Trio-Besetzung auf der Platte enthalten sind, rein "russisch" motiviert. Das Consortium Classicum ist ein Ensemble solider Künstler, die in allen Epochen zu Hause sind. Dementsprechen hoch ist die Qualität der Interpretationen. Die Zusammenstellung der Stücke gibt einen guten Überblick über Glinkas Kammermusik. Auf deutschen Konzertpodien kommt nur die Ruslan-Ouvertüre vor. Für den Rest bleibt nur die Konserve. Hörenswerte Platte!
    Werke für Violine & Orchester

    Werke für Violine & Orchester (SACD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    08.08.2023
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    der "späte" Schumann

    Robert Schumann waren nur 46 Jahre auf diesem Planeten vergönnt. Diese sind allerdings sehr ereignisreich gewesen. Das Ende war weniger schön. Sein Kompositionsstil wich zum Teil deutlich von dem seiner Zeitgenossen ab. Die Einen sahen es als Schwäche an, für die Anderen war es seine persönliche Note. Insbesondere die Orchestrierung der großen Werke ist mitunter speziell. Bei seinen letzten Kompositionen glauben manche Kritiker, die beginnende psychische Erkrankung Schumanns herauszuhören. Ulf Wallin beschäftigt sich in seinem Begleithefttext mit dieser Ansicht und führt sie, zu recht, ad absurdum. Von den drei vorliegenden Violinwerken entstammen zwei der letzten Schaffensperiode des Komponisten. Das Cellokonzert hat er etwas früher geschrieben. Das Arrangement für Violine als Soloinstrument kam erst in seinen letzten Jahren zustande. Alle drei Stücke sind schöne hochromantische Kompositionen. Ulf Wallin und die Schumann-Philharmonie unter Frank Beermann spielen stilgetreu. Mit viel Vibrato, Dynamik und Affektion. Dem Solisten liegt die Violinliteratur aus dieser Zeit. Sie bietet den Musikern zur Interpretation. Für den Hörer oft ein Gewinn. Und Schumann ist d e r Romantiker schlechthin. Die drei Stücke wurden in letzter Zeit gern auf einer Platte vereint. Diese hier gehört zweifellos zu den guten Ausgaben.
    Werke für Violine & Klavier

    Werke für Violine & Klavier (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    28.07.2023
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Perfekte kleine Platte

    Er soll sehr viel geschrieben haben, der Zdenek Fibich. Bekannt ist davon leider wenig. Die Kammermusik für Geige und Klavier ist in seinem Schaffen eher in Episoden vorhanden. Dafür sind die Stücke um so charmanter. Auch für den nicht unbedingt auf Klassik im Allgemeinen und Kammermusik im Besonderen geeichten Hörer. Es sind locker-leichte Stücke zum Entspannen, vorwiegend aus der jugendlichen und leider auch dramatischen Zeit des Komponisten. Die Aufnahmen sind m.E. in jeder Hinsicht Spitze. Die beiden Altmeister Suk und Hála haben ein halbes Jahrhundert die Musik auf den böhmischen Bühnen, im Rundfunk und auf dem Plattenmarkt geprägt. Die Musik der Romantiker ihrer Heimat haben sie im Blut. Sie spielen technisch brillant mit dem typisch tschechischen Humor. Das Begleitheft beinhaltet auch eine deutsche Übersetzung des kurzen Textes. Schöne Platte, auch zum Verschenken geeignet.
    Klavierwerke

    Klavierwerke (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    28.07.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Böhmische Miniaturen

    Zdenek Fibich hat in den letzten zehn Jahren seines kurzen Lebens (er starb mit neunundvierzig) die eindrucksvollsten seiner Kompositionen geschrieben. Verliebt in eine ehemalige Schülerin, achtzehn Jahre jünger mit hoher künstlerischer Begabung, erlebte er einen Schub an Kreativität. Dass er dafür seine Frau verließ, ohne für klare Verhältnisse zu sorgen, nahm ihm die Öffentlichkeit übel. Seine Werke wurde weniger gespielt, und er verdiente sein Geld als Operndramaturg. Die vielen kleinen Klavierstücke aus dieser Zeit sind meist seiner neuen Liebe gewidmet. Als Geburtstagsgeschenk, als erotische Anspielungen und als "Stimmungen, Eindrücke und Erinnerungen" (so heißt die Sammlung der vier Opera) an gemeinsam Erlebtes. Berühmt wurde das Stück Nr. 139 "Abende auf Zofín", dessen Melodie später im Orchesteridyll "Im Abendlicht" zum Ohrwurm wurde. Neben Auszügen aus den "Stimmungen" sind noch fünf Gemäldestudien op. 56 auf der Platte enthalten. Ebenfalls Werke aus den letzten Lebensjahren. Alle Stücke sind wunderbare romantische Klaviermusik, auch von fortgeschrittenen Klavierschülern spielbar. Der Pianist Radoslav Kvapil ist d i e Institution im böhmischen Klavierrepertoire schlechthin. Seine Gesamtaufnahmen von Worzischek bis Janácek haben Refenrezstatus. Der heute Neunundachtzijährige hat in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts für die weltweite Verbreitung der Kompositionen aus unserem Nachbarland gesorgt. Die vorliegenden Aufnahmen wurden vor dreißig Jahren für Unicorn gemacht. Kvapil spielt auch die einfachen Stücke mit einer Leidenschaft, die sie nach mehr klingen lassen.
    Orchesterwerke Vol.5

    Orchesterwerke Vol.5 (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    27.07.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Gelungener Abschluss

    Mit der abwechslungsreichen e-Moll-Sinfonie und den beiden Ouvertüren aus späten Opern das Komponisten findet die Fibich-Reihe mit dessen Orchesterwerken einen hübschen Abschluss. Der Trauermarsch aus der Braut von Messina, einem Frühwerk, als Schlusspunkt ist dramaturgisch etwas gewagt. Außer dem letzten Werk stammen die anderen Kompositionen aus Fibichs glücklichen Jahren mit neuer Liebe und daraus resultierendem Tatendrang. Dies ist zweifellos hörbar. Positiv ist auch die Entwicklung der Vater-Sohn-Zusammenarbeit als Produzent und Dirigent der fünf Fibich Platten von Naxos. Die Teile vier und fünf der kleinen Serie sind deutlich besser musikalisch geleitet und produziert. Es ist zwar immer noch kein Hochglanz, aber inzwischen hörenswert. Man hat für die vorliegenden Aufnahmen auch Orchester und Studio gewechselt. Die Produktionen klingen wesentlich romantischer, voluminöser und runder. Inzwischen haben sich die Stilecs bei Naxos etabliert. Vielleicht kann man die ersten drei Ausgaben einer Revision unterziehen. Fibich hat es nicht in die erste Reihe der böhmischen Komponisten geschafft. Sein Idyll für Orchester "Im Abendlicht" blieb ein One-Hit-Wonder (s. Teil 1 der Reihe). Immerhin.
    Orchesterwerke Vol.4

    Orchesterwerke Vol.4 (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    25.07.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Programm- und Auftragswerke

    Im Reigen seiner sinfonischen Werke hat Zdenek Fibich auch ein überschauberes Werk an Schauspielmusiken und Auftragswerken geschrieben. Neben den drei Ouvertüren gibt es auf dieser Platte noch Ballettmusik aus der Oper Hedy, einen Marsch aus dem Schlussteil der Hippodamia-Trilogie und vier sogenannte Bühnenbilder zu damalige aktuellen Anlässen im Prager Musikleben. Diese sind nicht bei den Anlässen selbst aufgeführt worden, sondern in anderen Konzertveranstaltungen dieser Zeit. Obwohl Fibich nicht die Reputation eines Dvorák oder Smetana erreichte, wurden seine Werke von renommierten Dirigenten wie Adolf Cech uraufgeführt. Die vorliegenden Werke schrieb Fibich über sein ganzes Komponistenleben verteilt. Dabei ist er sich stilistisch treu geblieben. Viel schöner Bläserklang, Fanfaren, wiederkehrende harmonische Wendungen und böhmisches Flair. Marek Stilec hat die fünf auf der Platte enthaltenen Ersteinspielungen gut vorbereitet. Insgesamt heben sich die Aufnahmen stilistisch und aufnahmetechnisch deutlich positiv von den ersten drei Teilen des Gesamtaufnahmeprojekts ab. Wesentlich mehr Romantik und vollerer Klang. Eine kurzweilige Zusammenstellung.
    Orchesterwerke Vol.1

    Orchesterwerke Vol.1 (CD)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    25.07.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Anfang und Ende

    Zdenek Fibich wird von den Dramaturgen immer als das von Dvorák und Smetana verschattete dritte Genie der böhmischen Romantik dargestellt. Hinzu kommt die hinterwäldlerische Kindheit und die schwere Zeit in Vilnius und danach. Solche Lebensläufe haben erstaunlicherweise viele böhmische Komponisten. Außer bei Suk hat es sich kaum auf die Kompositionen niedergeschlagen. Die beiden vorliegenden Werke stammen aus unterschiedliche Epochen seiner Entwicklung. Die F-Dur-Sinfonie hat viel schönen Bläserklang mit lokalem Colorit. Die Eindrücke vom Lande wurden in den glücklichen Jahren vor Fibichs frühem Tod geschrieben. Sie unterscheiden sich dennoch nicht eklatant von der zwanzig Jahre älteren Sinfonie. Es ist schöne Musik im typischen Stile der Meister in dieser Zeit und dieser Region. Marek Stilec nimmt mit seiner Interpretation den Stücken den böhmischen Zauber. Es geht hintereinander weg, wie bei einer Militärparade. Es passt nicht und das Orchester wird überfordert. Hinzu kommt die durchschnittliche Aufnahmequalität. Keine Brillanz, mitunter unausgewogen in den Instrumentengruppen. Hier fehlt ein guter Produzent. Wer die Sinfonik Fibichs kennenlernen möchte, ohne Ansprüche an die musikalische und technische Qualität zu stellen, wird mit den Aufnahmen zufrieden sein.
    Klavierquartette op.37 & op.50

    Klavierquartette op.37 & op.50 (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    26.06.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Bemerkenswerte Besetzung

    Die Internationale Juon Gesellschaft hat in den letzten Jahrzehnten viel geleistet, um den Menschen und Musiker Paul Juon vor dem Vergessen zu bewahren. Seit letztem Jahr baut die Paul Juon Gesellschaft auf den Ergebnissen auf und ist damit zumindest in der Schweiz erfolgreich. Belege sind die Aufführungsnachweise auf der Homepage der Gesellschaft und die Tatsache, dass es diesen Herbst einen Kammermusikwettbewerb unter dem Namen des Komponisten geben wird. Trotzdem ist Paul Juon in unseren Landen völlig unbekannt. Es gibt namhaftere Komponisten seiner Zeit mit spektakuläreren Kompositionen. Die beiden Klavierquartette sind sehr interessant. Die Klavierstimme ist feinste russische Schule und die Melodik ist irgendwo zwischen nordischer und böhmischer Folklore angesiedelt. Das Besondere ist die ständig wechselnde, etwas verrückte Rhythmik und eine Dynamik, die sich im Schlusssatz der Rhapsodie bis ins Inferno steigert. Absolut bemerkenswert ist die Zusammensetzung des Ensembles. Dass man diese vier Koryphäen für dieses Projekt begeistern konnte, ist schon beeindruckend. Die künstlerische Qualität ist hervorragend. Der Text im Begleitheft kann im Niveau nicht ganz mithalten. Klavierquartette fristen im Allgemeinen kein Nischendasein auf den Konzertbühnen. Die beiden Juon-Quartette gehören allerdings nicht dazu. Schöne Platte mit nicht ganz üblicher Kammermusik.
    Streichsextett op.68

    Streichsextett op.68 (CD)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    26.06.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    1 von 5

    Verborgene Romantik

    Arnold Krug ist nicht mit großem Werkekatalog oder hervorstechenden Einzelkompositionen in die Geschichte eingegangen. Es gibt eigentlich nur das hier eingespielte Sextett, was in den einschlägigen Kreisen bekannt ist. Und auch nur deshalb, weil es einen Preis eines Geigenbauers gewonnen hat, der Werke für seine Instrumentenkreationen Violotta und Cellone beauftragt hatte. Zehn Jahre später hat er sich nach einem Bankrott das Leben genommen. Nicht unser Komponist. Der war zu diesem Zeitpunkt schon verschieden. Ich hatte gehofft, das Sextett mal mit den beiden genannten Originalinstrumenten zu hören. Krug hat extra ausgedehnte Passagen für die beiden Exoten vorgesehen. Aber leider sind Violotta und Cellone im Museum geblieben. Das Stück ist schwelgerische Romantik, wenn man es so spielt. Das Klavierquartett aus der Jugend des Komponisten, auch dafür soll es einen Preis und lobende adlige Worte gegeben haben, hat eine hübsche rein romantische Struktur und mit dem nächtlichen Ritt als Scherzo und dem Karneval als Kehraus-Finale sogar ein wenig Programmatik. Das Linos Ensemble spielt die Stücke stringent, temporeich und absolut unromantisch. Leise Töne sind der Künstler Sache nicht. Es geht forsch und kompromisslos vom Hocker. Mein Klassik liebender Hund hat beim nächtlichen Ritt fluchtartig den Salon verlassen und kam auch beim Carneval nicht zurück. Das hat er nun davon. Hier wäre weniger Kraft und breitere Dynamik mehr gewesen. Der Begleithefttext Stefan Weymars ist informativ und war mangels Quellenlage bestimmt nicht einfach zu recherchieren. Wer Krug hören will, dem sei die Platte empfohlen. Viel mehr gibt es von ihm nicht, weder auf dem Markt noch auf der Bühne.
    Violinkonzert op.61

    Violinkonzert op.61 (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    19.06.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Feiner Elgar-Abend

    Edward Elgar ist berühmt durch seine Märsche und Hymnen, die jedes Jahr bei den Proms zum Standardrepertoire gehören. Seine Sinfonien gelten als Wiedergeburt der englischen Klassik nach Purcell und Händel. Er spielte Fagott und Violine. Als Komponist war er Autodidakt. Ich bin ausgesprochener Fan seiner Musik. Die Bandbreite ist enorm. Die hier vorliegenden Aufnahmen sind Beweis dafür. Das Violinkonzert ist sehr dynamisch, Solist und Virtuose stehen ständig in einem emotionalen Spannungsfeld, von filigran bis gewaltig ist alles dabei. Die Melodien gehen ins Ohr. Die fluffige, kleine Serenade rundet den Konzertabend wunderbar ab. James Ehnes ist weder auf der Bühne noch in seinem Spiel ein Poser. Ihm geht es um den Klang. Das Philharmonia unter Andrew Davis gehen diesen Weg mit. Keine überzogenen Experimente. Der Begleithefttext schildert die einzelnen Stücke ohne großen musiktheoretischen Exkurs. Die beiden Werke werden gern auf den Bühnen gegeben. Insbesondere die Serenade ist relativ oft zu erleben. Der Solist ist in Deutschland gelegentlich unterwegs. Die Platte ist zum wiederholten Hören geeignet.
    Serenade für Tenor,Horn & Streicher op.31

    Serenade für Tenor,Horn & Streicher op.31 (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    19.06.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Jugendlich bis meisterhaft

    Benjamin Britten gilt als einer der Hauptvertreter der neuen Klassik des 20. Jahrhunderts von der Insel. Von wenigen Ausnahmen abgesehen sind seine Werke mehr traditionell als Avantgarde. Dies machte und macht ihn bei einem breiten Publikum beliebt. Von den vorliegenden Stücken wird die Serenade in Konzerten gern gespielt. Sie ist mit der Solistenkombination Horn und Sänger außergewöhnlich. Die Aufnahmen sind historisch - künstlerisch wertvoll, aber nicht dem heutigen Aufnahmestandard entsprechend. Mit Karajan, Giulini, Goossens und Bolt sind die Spitzenmaestros der fünfziger und sechziger Jahre am Pult. Die erwähnte Serenade singt Peter Pears, der Lebensgefährte des Komponisten. Dem Hornisten Dennis Brain war damals eine große Karriere beschieden. Leider wurde ihm sein Hang zu schnellen Autos mit Mitte Dreißig zum Verhängnis. Die vier ausgewählten Werke umspannen zehn Jahre kompositorischen Schaffens, von der Anfangszeit mit den Rossini-Arrangements und den Bridge-Variationen bis zum etablierten Künstler nach der Rückkehr aus dem amerikanischen Exil während des Krieges. Die Serenade und die Purcell-Variationen stammen aus dieser Zeit. Sie sind schon wesentlich komplexer. Die stilistische Entwicklung ist unverkennbar. Der englische Text im Begleitheft ist kurz, informativ und leicht verständlich. Interessante Aufnahmen schöner Musik.
    Klavierkonzert Nr.5 op.72

    Klavierkonzert Nr.5 op.72 (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    14.06.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Bühnenzauber

    Die Kompositionen Kapustins sind auf die Bühnenwirksamkeit ausgelegt. Stile sind Nebensache, alles ist erlaubt. Es sind Show-Programme für Virtuosen. Ich habe Frank Dupree mit Obi Jenne im Klavierkonzert Nr. 5 gesehen und war begeistert. Es wird wohl wenig Pianisten geben, die Kapustin so spielen können. Dupree ist gelernter klassischer Pianist und Schlagzeuger. Und genau dieses Verständnis wird für diese Musik gebraucht. Exakter Rhythmus und Virtuosität am Klavier. Die Kompositionen sind komplett ausgeschrieben. Damit sind sie für Jazzer uninteressant. Kein Raum für Improvisation. Wenn ich die Künstler nicht auf der Bühne erlebt hätte, würde mir der Zugang zu den Stücken schwerer fallen. Es ist nicht alles Sonnenschein. Manche Passagen mit Akkordgehämmer, Besentrommel und Abschlagbecken wollen auch überstanden sein. Der Begleithefttext ist kurz und informativ mit ein wenig Politik. Außer bei Frank Dupree, der bei seinen Konzerten zwischen Beethoven und Kapustin wechselt, habe ich die Musik des Letzteren noch von keinem anderen Künstler im Bühnen-Repertoire gefunden. Die Musik bedient eine hörenswerte Niesche moderner Klassik mit Stilelementen des Jazz. Ein Kauf lohnt sich, ein Konzert noch mehr.
    Symphonien Nr.3 & 4

    Symphonien Nr.3 & 4 (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    25.05.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Gewaltiger Schlusspunkt

    Die beiden auf dieser Platte vereinten Sinfonien hat Christian Sinding jenseits des sechzigsten Lebensjahres geschrieben. Man kann sie also getrost als Spätwerke bezeichnen. Was bei ihm kaum eine Rolle spielt, denn stilistisch ist er sich bei allen seinen Sinfonien treu geblieben. Volltönende, ständig vorwärts drängende Kompositionen. Wenig Ruhepunkte in den langsamen Sätzen bzw. Trio-Passagen. Ist die F-Dur-Sinfonie noch so etwas wie Richard Strauss ohne Programm, so geht die Rhapsodie in einem gewaltigen Ritt durch die einzelnen Episoden. Der Winter findet keine Ruhe und der Frühling kommt als Märzensturm. Es wird von Interpreten und Publikum viel abverlangt. Die NDR Radiophilharmonie und Maestro Porcelijn haben sich der undankbaren Aufgabe bravourös gestellt. Sindings Stil ist exklusiv. Nichts für Freunde des leisen Tons. Der Text Michael Kubes im Begleitheft weicht nur in der konkreten Werksbeschreibung von dem der anderen Sinding-CDs von cpo ab. Schön, dass das Gedicht, das der Rhapsodie zu Grunde liegen soll, mit enthalten ist. Die Platte ist eine Rarität für die Sammlung.
    Violinkonzert op.82

    Violinkonzert op.82 (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    24.05.2023
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Historischer Genuss

    David Oistrach war einer der großen Geiger des letzten Jahrhunderts. Sein a stimmte er 8 Hz höher als üblich. Der Ton wurde damit silbriger und strahlender. Hinzu kam seine unvergleichliche Virtuosität, die auch in schnellen Passagen jede Note zum Klingen brachte. Die vorliegenden Aufnahmen aus den fünfziger Jahren sind historisch zu betrachten. Sie entsprechen natürlich nicht den heutigen Hochglanzeinspielungen. Aber sie dokumentieren zweifellos das Können der Künstler - Solisten, wie Orchester und Maestros. Das selten gespielte Kabalewski-Konzert wird vom Komponisten selbst geleitet. Kabalewski ist mehr als Pianist bekannt. Mancher Klavierschüler ist an seinen Etüden verzweifelt. Sein kurzes Violinkonzert fällt mit den spätromantischen Passagen ein wenig aus der Zeit. Die Werke Alexander Glazunows und Reinhold Gliéres sind dagegen reine Romantik im musikalischen wie im umgangssprachlichen Sinne. Das Glazunow-Konzert erklingt hin und wieder im Konzertsaal. Es ist für Solisten wie Orchester ein dankbares Stück. Spätestens wenn der Trompeter zu Beginn des dritten Satzes sein Signal bläst, ist das Publikum wieder wach. Die sehr kurz geratene Platte findet mit Gliéres Romanze dramaturgisch einen schönen Abschluss.
    Streichquartette Nr.1 & 2

    Streichquartette Nr.1 & 2 (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    21.05.2023
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5

    Besonderes Produkt

    Die Eltern des Komponisten folgten dem Trend der Zeit, als deutsche Handwerker und Künstler ins Russische Reich zogen, weil sie sich dort bessere Perspektiven versprachen als in Sachsen oder Preußen. Und so kam Reinhold Gliére im damals noch russischen Kiew zur Welt. Nach der Oktoberrevolution und unter der Diktatur Stalins war es dann für die Deutschen und ihre Nachkommen schwierig. Entweder sie wurden verfolgt und kamen um, wie der Trompeter Oskar Böhme, oder sie wurden linientreu wie Gliére und bekamen hohe Ämter und dreimal den Stalinorden umgehängt. Harte Zeiten. Dies ist wohl einer der Gründe, warum man Gliére lange Zeit auch in Russland nicht gespielt hat. Inzwischen nimmt man sich seiner Werke wieder an. Seine Streichquartett sind schönste Spätromantik. Als Schüler der Moskauer Schule in der Linie Tschaikowski, Tanejew, Arensky schrieb er mehr europäisch mit volksliedhaftem Einschlag, als die Petersburger Fraktion um die Mächtigen Fünf. Trotzdem widmete er sein zweites Streichquartett Nikolai Rimski-Korsakow, einem ihrer Vertreter. Die Stücke entstanden zur Jahrhundertwende noch im Zarenreich. Es sind musikalisch schon eine Reihe von Reibungen und Wendungen enthalten, die auf die kommende Zeit verweisen. Das Gliére Quartet, ein internationales Ensemble von Orchestermusikern renommierter Klangkörper, interpretiert die Werke stilgerecht mit viel Spielfreude. Die vielen Stimmungswechsel, wie im Variationssatz von Opus 2 oder die Folklore der Schlusssätze des g-Moll-Quartetts kommen toll rüber und nehmen den Hörer gefangen. Das Begleitheft mit leicht verständlichem englisch-polnischen Text (es ist eine polnische Plattenmarke) ist mit Aquarellen des zeitgenössischen polnischen Malers Bartlomiej Michalowski bebebildert. Die Platte ist damit für Aug' und Ohr ein schönes Kunstwerk.
    Symphonien Nr.1 & 2

    Symphonien Nr.1 & 2 (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    21.05.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5

    Mit majestätischer Wucht

    Die beiden vorliegenden Sinfonien Christian Sindings sind keine typischen romantischen Sinfonien. Es sind mehr Rhapsodien mit abgeschlossenen Themen, immer fortschreitend. Die d-Moll-Sinfonie ist düster, schwer und laut. Mehr Depression als Freude. Es ist wohl die norwegische Herkunft des Komponisten mit ihren kalten und dunklen Tagen, die sich hier niederschlägt. Die zweite Sinfonie ist freundlicher und feierlicher, aber ebenfalls bar jeder Leichtigkeit. Es war die Zeit der Jahrhundertwende und des musikalischen Umbruchs. Sindings Stil ist unentschlossen. Die Aufnahmen sind gut und emotional. Dausgaard kennt die skandinavische Musik, und weiß sie zu interpretieren. Was sich aus den Kompositionen herausholen läßt, hat er herausgeholt. Der Text im Begleitheft enthält eine Biographie nach Jahreszahlen und etwas Prosa sowie teilweise theoretische Erklärungen zu den Werken. Meist gut verständlich. Im Konzertsaal kommt Sinding nicht vor, was wohl in seiner angeblichen Sympathie zu den Nazis begründet liegt. Die Musik hat was von Walhalla.
    Septette Nr.1 & 2

    Septette Nr.1 & 2 (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    11.05.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5

    Sinfonien im Kleinen

    Friedrich Fesca folgt mit den beiden Septetten dem Trend der Frühromantik, Sinfonik im Salon erlebbar zu machen. Große Orchester und entsprechende Konzertsäle blieben immer noch Sache des Adels und der Akademien. Die Streicherbesetzungen mit Klavier und Bläsern sind sehr interessant, gehen aber ein wenig in die Richtung Klavierkonzert für Arme. Das teilweise virtuose Klavier dominiert. Fesca war selbst Pianist. Die Septette erreichen nicht die Qualität der Kompositionen von Mendelssohn, Raff etc. aus dieser Zeit. Es sind dennoch hörenswerte Stücke im schönsten romantischen Stil, angenehm für den Hörer, nicht verkopft. Das Linus-Ensemble spielt forsch und nicht zu verklärt, was mir persönlich gefällt. Sicher ist es kein Originalklang der damaligen Zeit. Muss es auch nicht sein. Das Begleitheft mit einem Text Dr. Hagels ist in den ersten drei Seiten allgemein verständlich. Der Rest ist nur von Fachleuten erfassbar. Eine schöne Platte mit interessant besetzter Kammermusik, die nicht langweilt.
    Klavierkonzerte Nr.1 & 2

    Klavierkonzerte Nr.1 & 2 (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    09.05.2023
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5

    Nichts für kleine Hände

    Jan Lisiecki wagt sich auf der vorliegenden CD an ein Virtuosenprogramm, wie es wohl schwieriger und schöner kaum sein kann. Mendelssohns Klavierkonzerte sind zwar von Studioaufnahmen her bekannt, wegen ihrer Ansprüche an den Solisten - physisch wie spieltechnisch - nur selten im Konzert zu hören. Ähnliches gilt für die drei Solo-Stücke. Die Lieder ohne Worte werden gelegentlich gegeben. Ich hatte das Glück, die auf der Platte vereinten Künstler mit dem g-Moll Konzert auf der Bühne zu hören. Der Solist ist ein Phänomen. Mit welcher scheinbaren Gelassenheit er durch Läufe und vollhändige Passagen geht, ist ein Erlebnis. Mendelssohn hat seine Konzerte, wie damals üblich, vom Klavier oder ersten Pult aus geleitet. Bei Virtuosenkonzerten kein Problem. Insofern ist diese Aufgabe für das großartige Orpheus Chamber Orchestra gut lösbar. Der Solist hat das Programm dramaturgisch gut zusammengestellt. Vom fulminanten Beginn über die abwechslungsreichen Variations sérieuses, dem etwas dunkleren d-Moll-Konzert zu einem leichten Finale mit verträumter Zugabe. Die Qualität der Aufnahmen ist technisch perfekt. Das Begleitheft hat einen kurzen Text mit Zitaten des Solisten und hübschen Fotos. Lisiecki bleibt mit der Mendelssohn-Platte auf dem hohen Niveau, das er schon bei den Chopin-Aufnahmen gezeigt hat.
    76 bis 100 von 316 Rezensionen
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