Böhmischer Standard zum kleinen Preis
Smetanas Má Vlast ist für alle Tschechen das zweitwichtigste Musikstück nach der Hymne. Danach kommt noch die Oper Libuse, ebenfalls von Smetana. Beide geschrieben, um den tschechischen Nationalstolz gegenüber der inzwischen ungeliebten k.u.k. Monarchie zu befeuern, von einem inzwischen gehörlosen Komponisten.
Für mich sind Aufführungen und Aufnahmen dieser Sammlung sinfonischer Dichtungen am intensivsten, wenn sie von einem tschechischen Orchester mit einem tschechischen Dirigenten gespielt werden. Hier haben wir mit Kubelik zumindest einen solchen Dirigenten, und die Wiener Philharmoniker sind auch nicht weit weg. Wenn man die Orte und Sagen, um die es hier geht, kennt, kommt ein anderes Werksverständnis rüber, als es ein reines Partiturstudium möglich macht. Insofern ist die Aufnahme Spitze.
Leider ist es eine alte Mono-Aufnahme, die mit dem AMSI-Verfahren der neunziger Jahre nachbearbeitet wurde. Es ist nicht möglich, eine Klangqualität nach heutigen Hörgewohnheiten zu schaffen. Wer Perfektion möchte, sollte sich eine Aufnahme der Tschechischen Philharmonie der letzten zwanzig Jahre unter Belohlavek oder Altrichter anhören. Die Eloquence-Reihe der Klassikakzente bringt große Werke zum kleinen Preis. Ein löbliches Unterfangen! Das Booklet ist nur ein Werbeblättchen.
Für alle, die das Werk interessiert: Fahren Sie nach Prag, neben der Karlsbrücke ist das Smetana-Museum, gehen Sie auf den Vysehrad mit seiner Sarka-Statue, der Moldau davor und den Gräbern Smetanas und Kubeliks, und fahren Sie die paar Kilometer bis Tabor und zum Blanik-Berg weiter.