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    Kerstin1975 Top 25 Rezensent

    Aktiv seit: 08. August 2013
    "Hilfreich"-Bewertungen: 290
    690 Rezensionen
    Die Wunderfrauen Stephanie Schuster
    Die Wunderfrauen (Buch)
    18.02.2021

    Absolut gelungen, eine wunderbare Fortsetzung!

    Buchinhalt:

    Inzwischen schreibt man die 1960er Jahre und nach Krieg und Wirtschaftswunder ist Deutschland im Aufschwung. Das Leben geht weiter und auch bei den vier Frauen hat sich vieles verändert. Luises Laden läuft prima, Marie hat mittlerweile drei Kinder, die alleinerziehende Helga arbeitet inzwischen als Frauenärztin und auch Annabell bekommt noch einmal Nachwuchs. Die Freundschaft der vier Frauen hat sich entwickelt und man hilft sich gegenseitig. Doch nicht alles ist rosarot – ein medizinischer Skandal erschüttert Annabells Ehe und auch so manche Geister der Vergangenheit drängen wieder an die Oberfläche….


    Persönlicher Eindruck:

    Erneut nimmt Autorin Schuster ihre Leserschaft mit an den Starnberger See zu Luise, Helga, Marie und Annabell. Wir befinden uns inzwischen in den Swinging Sixties, zwischen Rock’n’Roll, Wirtschaftswunder und Hippiezeit. Erneut taucht man als Leser ein in das tägliche Leben der vier Protagonistinnen und erlebt kleine und große Ereignisse in den jeweiligen Familien.

    Wie schon in Band 1 der Trilogie ist man sofort mittendrin in der heimeligen Wohlfühlatmosphäre, die die Autorin gekonnt rüberbringt. Es ist ein Gefühl von Zugehörigkeit und Geborgenheit, das einen bis zum Schluss nicht mehr los und die Seiten nur so dahinfliegen lässt. Die Erzählung ist tiefgängig und sowohl Plot als auch Figuren sind wunderbar ausgearbeitet.

    Luise und ihr Laden sind nach wie vor Dreh- und Mittelpunkt der Geschichte. Der Laden ist nicht nur ein Ort des Einkaufs, er ist für viele ihrer Kunden ein Treffpunkt, der nicht nur Luises Familie über die Jahre hin geprägt hat. Marie und Martin auf ihrem Leutstettener Bauernhof haben inzwischen eine große Kinderschar und auch auf dem Land läuft nicht alles rund. Annabell hat nach ihrer zweiten Geburt mit einem harten Schicksalsschlag zu kämpfen, denn auch sie ist ein Opfer des Skandals rund um das Beruhigungsmedikament Contergan – ihre Tochter hat Fehlbildungen an beiden Armen. Helga, die inzwischen als Gynäkologin in der Seeklinik arbeitet, bringt ihre Patientinnen mit Verhütungsmitteln in Kontakt und kann zudem ihre fast in die Brüche gegangene Freundschaft mit Luise neu festigen.

    Diese Reihe ist ein absolutes Lesehighlight. Man erlebt anhand der handelnden Personen hautnah die deutsche Nachkriegsgeschichte, Erlebnisse, die unsere Eltern erzählen, werden hier noch einmal lebendig. So manche Leser wird sich bei der Lektüre an das ein oder andere aus seiner eigenen Kindheit und Jugend zurückerinnern. Von allem nur das Beste ist ein wundervoller Roman, den man am liebsten gar nicht mehr weglegen möchte, hat man einmal mit dem Lesen begonnen.

    Mehrere noch offene Handlungsfäden aus dem ersten Band werden hier gekonnt fortgeführt und so kommt es auch in diesem Band dazu, dass es zwei spannende Cliffhanger gibt, die jetzt schon neugierig machen auf den abschließenden dritten Teil.

    Alles in allem ein vielschichtiger, lebendiger Roman aus der jüngeren Vergangenheit, mit authentischen, liebevoll gezeichneten Figuren mit ihren kleinen und großen Problemen, Nöten aber auch Freuden. Sprich: eine Geschichte, die erzählt von ganz normalen Leuten, die beispielgebend sind für eine Zeit, in der es endlich wieder aufwärts ging. Eine absolute Leseempfehlung! Top!

    Blackburn, L: Ruhe vor dem Sturm Blackburn, L: Ruhe vor dem Sturm (Buch)
    14.02.2021

    Spannender Abschluss der Trilogie

    Buchinhalt:

    Bei einem Taucheinsatz auf dem Lake Porter können die Ermittler zwei Jugendliche bergen – einen davon leider nur noch tot. Schnell wird Ermittlerin Anissa Bell klar, dass der Fall mit einem Fall aus ihrer persönlichen Vergangenheit zusammenhängt. Und während Anissa schließlich ins Fadenkreuz des Täters gerät, hat ihr Kollege Gabriel Chavez alle Hände voll zu tun, einen tödlichen Anschlag zu vereiteln…



    Persönlicher Eindruck:

    „Die Ruhe vor dem Sturm“ beschließt die dreiteilige Lake-Porter-Reihe und wartet noch einmal mit allem auf, was einen Roman spannend und dramatisch macht. Lynn Blackburn ist es hier wieder vortrefflich gelungen, den Leser mit hineinzuziehen in ee packende Krimihandlung mit einem Schuss Romantik – denn auch die Liebe kommt in dieser Reihe nicht zu kurz.

    Während in den Vorgängerbänden bereits die Kollegen die große Liebe fanden, ist es in diesem Abschlussband Chefermittlerin Anissa Bell und der Undercover-Ermittler Gabriel Chavez, die sich hier näher kommen – trotz einiger Missverständnisse und Anlaufschwierigkeiten.

    Der Lake Porter ist auch diesmal wieder Schauplatz und man fiebert als Leser auch diesmal wieder mit, wer wohl hinter dem Verbrechen, das aus Mord, Schussverletzungen, Entführung und Anschlägen besteht, steckt.

    Gut gefallen hat mir die Art, wie die Autorin den Spannungsbogen über die fast 400 Seiten konstant hoch hält und erst ganz am Ende klar wird, wer der Täter ist. Den Figuren haucht sie gekonnt Leben ein und neben alten Bekannten aus den ersten beiden Bänden lernt man auch zahlreiche neue Charaktere kennen.

    Die Frömmigkeit der Hauptfiguren ist dabei ein zentraler Bestandteil des Romans, der christliche Grundton der Erzählung mäßig stark ausgeprägt – wobei das Buch dadurch an einigen Stellen eine etwas „amerikanische“ Prägung bekommt. Gut, die Autorin stammt aus South Carolina. Als störend empfand ich das Ganze nicht. Themen wie Hoffnung und Gottvertrauen, aber auch (Selbst-)Zweifel und Loslassen spielen in der Handlung eine wesentliche Rolle.

    Obwohl der Roman Teil einer Trilogie ist, könnte man ihn wunderbar auch ohne Vorkenntnisse genießen, die Handlung ist in sich abgeschlossen. Zu Beginn werden einem nochmal alle Hauptfiguren vorgestellt und man findet leicht einen Zugang zu dieser Reihe.

    Mein Fazit: Der Roman ist eine Empfehlung an alle, die Krimi gepaart mit niveauvoller Romantik gerne mögen und es spannend aber dabei nicht blutig haben möchten. Ein intelligenter Wohlfühlkrimi für spannende Lesestunden!
    Der Wind und Wellen lenkt Der Wind und Wellen lenkt (Buch)
    12.02.2021

    Melancholisch-depressiver Roman, leider ziemlich langweilig und zäh. Konnte mich nicht vom Hocker reißen.

    Buchinhalt:

    Um den Tod seines Zwillingsbruders, der im Zweiten Weltkrieg zu Tode kam, zu verarbeiten, veröffentlicht der einfache Fischer Robert ein Gedicht in einer Zeitung. Doch das ist nicht alles – sein Lebensprojekt ist ein Leuchtturm, den er aus „Erinnerungssteinen“ baut. Jahrzehnte später kommt Roberts Großnichte Annie nach Maine, denn ihr Onkel ist schwer krank und liegt im Koma. Wird Annie die vielen Fäden aus Vergangenheit und Gegenwart stimmig zusammenfügen können?


    Persönlicher Eindruck:

    Anders als die zahlreichen begeisterten Leser kann ich diesem Buch so gut wie keine Begeisterung abgewinnen. Im Gegenteil: ich war glaub ich noch nie so enttäuscht von einem Buch aus einem christlichen Verlag. Dieser sehr emotionale und in seiner Erzählung mehr als depressiv-melancholische Roman, der in einem kleinen Fischerdorf an der Küste Maines spielt, hatte für mich auf etwas mehr als 400 Seiten keinerlei Spannung. Die Erzählung plätschert bis zum Ende einfach so dahin. Trotz der Dramatik und dem Potential, die dieser Geschichte innewohnt, konnte mich die Autorin nicht fesseln – was ich sehr bedauere.

    Hauptthema der Handlung sind Tod, Trauer und Erinnerung. Auf zwei Zeitlinien erzählt Amanda Dykes die Geschichte der beiden Zwillingsbrüder Robert und Roy einerseits, andererseits die von Annie, Roys Enkeltochter, die 60 Jahre später den Küstenort besucht, als ihr Großonkel im Koma liegt und dessen Erinnerungen sowie ihre eigenen sortiert und aufwärmt.

    Es fällt mir schwer hier zu vermitteln, weshalb die Geschichte so gar nicht meins war. Es ist nicht nur der etwas gewöhnungsbedürftige Erzählstil im Präsens oder der mehr als flache Spannungsbogen. Es ist auch die Art, wie die Geschichte den Leser runterzieht. Es ist diese düstere Grundstimmung, das jammervolle Element, das nahezu jede im Buch vorkommende Person prägt. Schade, denn die Erzählung rund um das tägliche Leben der Hummerfischer von Maine war detailreich und nachvollziehbar, auch das Setting der Landstriche an der nordamerikanischen Ostküste. Gut gefallen haben mir auch solche Kleinigkeiten wie die gegenseitigen Lebenszeichen der beiden Nebenfiguren Ed und Sully, oder auch der Zusammenhalt der Dorfbewohner.

    Dem gegenüber stehen dann wieder Dinge wie: Einfacher Fischer ohne dementsprechende Fachkenntnis baut kurzerhand Leuchtturm aus einfachen Steinbrocken. Oder: Sündhaft teure Fresnellinse (das ist die Linse für das Licht des Leuchtturmes) wird bei Brand zerstört – dann baut man einfach schnell mal selber eine neue. Nein, das war unrealistisch und nicht glaubwürdig. Hier wirkt die Idee mehr als künstlich und zu sehr konstruiert-gewollt.

    Der christliche Aspekt des Romans spielt eigentlich erst in der zweiten Hälfte eine Rolle, ist dann aber prägend für die Geschichte. Hoffnung ist ebenfalls ein Thema – wird aber von der allgegenwärtigen Trauer nahezu verdrängt.

    Mein Fazit: Ein Roman für Leser, denen eine durchgängig depressive Grundstimmung nichts ausmacht – ich fand es weniger angenehm. Schade, dieser Roman war so gar nicht mein Fall.
    Die Erben von Seydell - Die Schicksalsjahre Sophie Martaler
    Die Erben von Seydell - Die Schicksalsjahre (Buch)
    09.02.2021

    Spannender, vielschichtiger zweiter Teil der Gestüt-Saga. Hat mir sehr gut gefallen!

    Buchinhalt:

    Mittlerweile ist es 1914 und die nächste Generation steht schon in den Startlöchern – sowohl auf Gut Seydell in Deutschland als auch auf Los Pinos in Spanien. Dort hat Alexander seine liebe Not mit Tochter Cristina, die Hals über Kopf in einen jungen Anarchisten verliebt ist und gegen ihren Vater rebelliert. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, ist Alexander gerade geschäftlich in Frankreich, wird dort fälschlicherweise für einen Franzosen gehalten und in die Armee eingezogen. Auf dem Schlachtfeld stehen sich kurz darauf Vater und Sohn als Feinde gegenüber….


    Persönlicher Eindruck:

    Nahtlos schließt der zweite Band der Gestüt-Saga an die Geschehnisse von Band 1 an, wobei der Schwerpunkt diesmal eindeutig in der Vergangenheit liegt. Sowohl auf Seydell als auch auf Los Pinos hat sich einiges verändert, beide Güter laufen gut und die jüngere Generation ist nun flügge. Während sich Alexander in Spanien eine eigene Existenz aufgebaut hat, brodelt es in Ludwigs Familie gewaltig – Ludwig enterbt Robert, nachdem er erfahren hat, dass dieser nicht von ihm sondern von seinem Bruder ist und schickt ihn auf eine Militärakademie.

    Die ist schließlich der Grundstein dafür, dass sich Vater und Sohn wenig später nach Beginn des Ersten Weltkrieges auf dem Schlachtfeld als Feinde gegenüber stehen. Dabei spielt ein zugegeben merkwürdiger Umstand eine Rolle, wonach Alexander für einen Franzosen gehalten und ins französische Heer eingezogen wird. Ob das hundertprozentig realistisch sein kann, vermag ich so nicht zu sagen – schließlich ist Französisch nicht seine Muttersprache und die Franzosen müssten das merken (schon allein wegen der militärischen Fachausdrücke und weil sich Alexander ohne weiteres in seiner Rolle als Offizier zurechtfindet), die Autorin schafft dadurch aber einen spannenden Wendepunkt in ihrer Geschichte.

    Ein Großteil des Romans beleuchtet die Wirren und Gräuel des Krieges, zahlreiche historisch belegte Ereignisse und Personen sind in die Handlung eingewoben und sorgen für ein fundiertes Grundgerüst. So werden zum Beispiel die Giftgasangriffe der Deutschen in Flandern und die Gefechte in Verdun näher beleuchtet.

    Mir hat dieser zweite Band eigentlich noch besser gefallen, als der erste. Selbstverständlich sollte man diesen Roman nicht für sich allein stehend lesen, alles baut aufeinander auf und geht gleich auf der ersten Seite nahtlos weiter. Ich hatte nie Probleme, mich unter all den vorkommenden Personen zurechtzufinden, auch die Landkarten in den Umschlagklappen bzw. im Buch dienen dem Verständnis und geben dem Leser das Gefühl, mittendrin zu sein.

    Die Dramatis personae sind authentisch und in ihren Handlungen nachvollziehbar angelegt, sympathisch und facettenreich. Der glaubhafte, flüssige Erzählstil nimmt den Leser sofort gefangen und man legt das Buch gar nicht wieder so leicht aus der Hand.

    Mein Fazit nach nunmehr zwei Bänden: eine tolle und vielschichtige Familiensaga, die ihresgleichen sucht – ich bin schon sehr gespannt auf den Abschlussband. Eine absolute Leseempfehlung für alle, die Familiengeschichten aus der jüngeren Vergangenheit und historische Romane im Allgemeinen zu schätzen wissen!

    Ein neuer Anfang für die Liebe Susan Anne Mason
    Ein neuer Anfang für die Liebe (Buch)
    05.02.2021

    Schöner historischer Liebesroman im Kanada der 1920er Jahre - hat mir gut gefallen!

    Buchinhalt:

    1919 macht sich Quinten Aspinall von England aus auf nach Kanada, um seine drei jüngeren Geschwister zu finden, die über das British Home Children-Programm als billige Arbeitskräfte auf Farmen vermittelt wurden. Dass die drei gar keine Waisen sind und nur aufgrund der Armut der Mutter im Waisenhausgelandet sind, kümmert dabei niemanden. Doch Quinten hat noch einen weiteren Auftrag: die Nichte seines Arbeitgebers finden, die es ebenfalls nach Kanada verschlagen hat. Zusammen decken Julia und Quinten die Lebensumstände auf, unter denen die englischen Waisenkinder leben müssen – auch Quintens kleine Brüder….


    Persönlicher Eindruck:

    In diesem soliden historischen Roman veranschaulicht Autorin Mason das Schicksal der Kinder des British Home Children-Programms, bei dem über die Dr. Barnardos-Heime mehr als 100.000 englische Kinder, vorwiegend Waisen, unter anderem nach Kanada verschifft wurden, wo sie ein oftmals armseliges und menschenunwürdiges Dasein als billige Farmarbeitskräfte fristen mussten. So auch die drei jüngeren Geschwister der männlichen Hauptfigur, Quinten.

    Die Beschreibung des Lebens der Kinder auf den Farmen ist bedrückend – schlechter behandelt als das Vieh, halb verhungert und misshandelt findet Quinten seine beiden jüngeren Brüder auf zwei Farmen im ländlichen Kanada. Nur seine Schwester Becky scheint es besser getroffen zu haben, sie arbeitet bei einer reichen Familie. Trotzdem hat Quinten es mehr als schwer, die drei wieder nach Hause zu holen – die Verträge binden jedes Kind bis zum 18. Lebensjahr fest an den Arbeitgeber und machen sie zu Leiebeigenen ohne jedwede Lobby und Hilfe.

    Julia, die weibliche Hauptfigur und Nichte von Quintens englischem Arbeitgeber, hat ebenfalls ihr Päckchen zu tragen. Auch sie will nicht nach England zurück, jedoch aus einem ganz anderen Grund.

    Gut gefallen haben mir Schreibstil und Bildhaftigkeit der Geschichte – bereits nach wenigen Seiten ist man mittendrin und die Seiten fliegen nur so dahin. Obwohl nicht gerade wenig Personen im Roman vorkommen, vermag die Autorin ihnen allen eine gewisse Tiefe zu verleihen, so dass ich nie Schwierigkeiten hatte, sie zu verorten oder zuzuordnen. Auch die Nebenfiguren sind mit einer Liebe zum Detail ausgearbeitet, ebenso die Höhen und Tiefen, die den historischen Kontext der Geschichte bilden.

    Wie es sich für einen christlichen Roman gehört spielen Themen wie Vergebung, Gottvertrauen und Nächstenliebe eine zentrale Rolle, der christliche Aspekt der Geschichte ist jedoch unaufdringlich in die Handlung eingewoben.

    Was für meinen Geschmack etwas zu schnell und reibungslos abgewickelt wurde, war (ohne zuviel verraten zu wollen) die Sache mit Dr. Hawkins und Julia. Selbstverständlich ist Vergebung ein zentrales Thema – dennoch kommt für mich in der Szene, die ich meine, Gerechtigkeit und Reue zu kurz und werden überhaupt nicht hinterfragt.

    Auf jeden Fall ein lesenswerter Roman in einem ähnlichen Stil wie der von Karen Witemeyer und Tamera Alexander, der viele schöne Lesestunden und Stoff zum Nachdenken beschert und den ich guten Gewissens weiter empfehlen kann!
    Erinnerungen aus Glas Erinnerungen aus Glas (Buch)
    02.02.2021

    Vieles war zu sehr gewollt und konstruiert - so konnte mich die Geschichte als Ganzes nicht überzeugen, leider.

    Buchinhalt:

    Holland in den 1940er Jahren: der Krieg in Europa tobt und Hitlers Machtapparat deportiert auch die Juden aus Amsterdam. Während Eliese, selber Jüdin, als Registrierungskraft in einer Sammelstelle arbeitet, schmiedet sie mit ihrer Kindheitsfreundin Josie den Plan, so viele jüdische Kinder wie möglich an den Behörden vorbei zu schmuggeln und zu retten…

    75 Jahre später deckt Ava bei ihrer Arbeit für die Kingston-Stiftung ein Netz aus Lügen und Habgier auf, das seinen Ursprung in eben jenen dunklen Zeiten hat: wie hängen ihr Urgroßvater William Kingston, die Kingston-Millionen und der Holocaust zusammen? Und was verbindet Ava mit Eliese und Josie? Die Wahrheit könnte erschütternder nicht sein….


    Persönlicher Eindruck:

    Basierend auf einer wahren Begebenheit breitet Autorin Dobson eine Geschichte auf zwei Zeitlinien vor dem Leser aus, die am Schluss auf wundersame Weise einen gemeinsamen – und zweifellos erschütternden – Nenner und Zusammenhang haben.

    Während in den Niederlanden zur Zeit des Nationalsozialismus Tausende Juden deportiert werden und ihr Leben in den Vernichtungslagern im Osten lassen, haben die beiden Hauptfiguren Josie und Eliese ihr ganz eigenes Leben als Teil dieser Ereignisse. Das Ziel, das sich nach und nach in ihren Köpfen festigt, ist die Rettung von jüdischen Kindern. Holocaust und Widerstand sind zentrale Themen, die dem historischen Teil Tiefe und Dramatik verleihen und diese Passagen ohne Frage spannend und brisant machen.

    Dem gegenüber steht der Gegenwartsteil um die Familie Kingston, ihrerseits stinkreiche Schirmherren einer Stiftung, die gemeinnützige Organisationen großzügig unterstützt. In dieser Funktion tritt auch Ava in Erscheinung, die auf einer Kaffeeplantage in Uganda recherchiert und nach und nach ein erschütterndes Familiengeheimnis aufdeckt, das die tiefsten Abgründe, die in Menschen möglich sind, ans Licht befördert.

    Soweit, so gut. Es ist schwer, ein Gesamt-Statement abzugeben, denn überzeugen konnte mich nur der historische Teil, zumindest auf weiter Stecke. Vieles an dem Roman wirkt für meinen Geschmack zu sehr konstruiert und gewollt. Alle Hauptfiguren haben letztendlich irgendwie miteinander zu tun, was an für sich ja nicht schlecht ist, hier aber an vielen Stellen künstlich und nicht nachvollziehbar wirkt.

    Josie und Eliese als Hauptfiguren der Vergangenheit waren schön ausgearbeitet, viele andere aus dem Pool der nahezu zahllosen Personen, die sonst noch auftauchen sind dagegen austauschbar und bleiben nicht im Gedächtnis.

    Der rote Faden, der sich für mich durch den ganzen Roman zieht, ist das große Durcheinander an Namen, Personen und deren Verflechtungen. Ich hatte oft das Gefühl, nicht wirklich mitzubekommen, was nun Sache ist. Möglicherweise ist die Art der Erzählung auch schuld daran – die kapitelweisen Wechsel erfolgen sehr abrupt, es wechseln dabei Vergangenheitsform und Gegenwartsform mit Ich-Erzählung. Das hat für mich den Lesefluss etwas gestört und hätte mit durchgängiger Zeitform sicher flüssiger gewirkt.

    Der christliche Aspekt an sich ist unaufdringlich und dezent in den Roman eingewoben und liefert Stoff zum Nachdenken und Reflektieren des Gelesenen.

    Schade, doch letztendlich konnte mich dieses Buch nicht überzeugen. Die Autorin wollte für meinen Geschmack einfach zu viel und verschenkte dadurch das Potential, das der historische Teil der Geschichte für sich allein stehend hätte bringen können.
    Babylon-Mysterium Babylon-Mysterium (Buch)
    29.01.2021

    Rasante Agenten-Action

    Buchinhalt:

    Ein archäologischer Sensationsfund und die Entführung seiner Familie ruft Lion Daniels und seine Freunde abermals auf den Plan: die mysteriöse Geheimorganisation, die schon einmal versuchte, die Weltherrschaft an sich zu reißen, versucht mit allen Mitteln, Jackie zurückzubekommen. Dabei schrecken die Männer auch nicht vor weiteren Morden zurück….


    Persönlicher Eindruck:

    Im vorliegenden zweiten Band der Lion-Daniels-Reihe rund um ein Team von Geheimagenten geht es auch diesmal um jede Menge Action, knallharte Verfolgungsjagden und eine mysteriöse Geheimorganisation, die die Kontrolle über die Menschheit an sich reißen will. Im Mittelpunkt steht ein geheimnisvoller, jahrtausendealter Stern, der sich in einer Höhle in Ägypten befindet. Mithilfe dieses Pentatraxon genannten Artefakts soll ein weiterer Schritt in Richtung Babylon-Plan erfolgen.

    Lions Familie wird entführt, um Jackie wieder in die Gewalt der Organisation zu bringen und so bleibt Lion, Ariel & Co. nichts anderes übrig, als abermals ihr Leben zu riskieren.

    Soweit, so gut. Der Roman wartet ohne Frage jede Menge Agenten-Action auf und erscheint als eine Art moderne Mischung aus „Kobra-übernehmen Sie!“ und „James Bond“. Abenteuer und Nervenkitzel sind garantiert und Freunde des spannenden Abenteuerromans werden sicher auf ihre Kosten kommen.

    Was mich etwas gestört hat: die Figuren. Obwohl sie nun schon zwei Bände Zeit hatten, sich zu entwickeln, bleiben sie eindimensional und flach, besonders die Neuen / Nebenfiguren. Viele erscheinen mir austauschbar und oft wusste ich zunächst nicht, wer zu wem und auf welche Seite gehört. Schade, denn der Autor weiß, wie man spannende Geschichten schreibt.

    Ebenso der Babylon-Plan bzw. das Gesamtvorhaben der Geheimorganisation… während in Band 1 noch mehr Gewicht auf dem „Meister“, also dem ultimativen Bösewicht lag, erschien er hier nur einmal kurz und hatte so gut wie keine weitere Funktion. Was ist denn nun der Zusammenhang mit dem Turmbau zu Babel und warum ist dieser dreidimensionale Stern so ungemein wichtig für die „Dunkle Seite“? Man erfährt es leider bis zum Schluss nicht.

    Der christliche Aspekt zieht sich wie ein roter Faden durch das Jugendbuch und wirkte auf mich trotzdem dezent und unaufdringlich. Obwohl der Roman für Jugendliche zwischen 12 und 14 Jahren konzipiert ist, kann der Roman auch Erwachsenen Spaß machen. Alles in allem eine spannende Reihe, wenn auch dieser zweite Band ein paar Durchhänger hatte. Ich bin auf jeden Fall auf den finalen, dritten Band gespannt und erhoffe mir Antworten auf meine zahlreichen noch offenen Fragen. Wer Spannung und Agentengeschichten mag, ist hier ganz sicher nicht verkehrt!
    Das Glück kommt per Express Das Glück kommt per Express (Buch)
    26.01.2021

    Herzlicher Kurzroman zur Westernzeit mit liebenswerten Figuren und christlichem Touch

    Buchinhalt:

    Texas, 1895: Claires Leben in der Frauenkolonie von Harpers Station wird von einem Augenblick auf den nächsten auf den Kopf gestellt, als ein Brief ihrer kleinen Schwester Polly eintrifft und Claire zum Bahnhof bestellt. Dort steigt niemand anderes als Claires Jugendliebe Pieter van Duren aus dem Zug und drückt ihr unversehens Pollys Baby in die Arme. Was dachte sich Polly nur dabei, den Säugling in Claires Obhut zu geben – und warum ausgerechnet ist Pieter, der ihr das Herz einst brach, der Bote?


    Persönlicher Eindruck:

    In einem herzerwärmenden Kurzroman entführt uns die Autorin Karen Witemeyer erneut ins Texas des 19. Jahrhunderts. Der neuerliche Besuch in der Welt ihrer „Harpers Station Reihe“ beschert dem Leser ein Wiedersehen mit inzwischen lieb gewonnenen Figuren der Reihe. Hauptperson hier ist diesmal Claire Nevin, die in Harpers Station einst ein neues Zuhause fand und inzwischen in der Krankenstation arbeitet.

    Wie es sich für einen Kurzroman gehört, hält sich die Geschichte gar nicht lang mit Vorgeplänkel auf sondern kommt nach wenigen Seiten auf den Punkt: Claire soll sich um das Baby ihrer kleinen Schwester kümmern, die der alkoholkranke Vater in New York kurzerhand auf die Straße gesetzt hat. Zudem ist Claires große Liebe von damals der Überbringer der wertvollen Fracht und Claire muss sich ihrer Vergangenheit alsbald stellen.

    Pieter als männliche Hauptfigur macht einen bodenständigen und soliden, teilweise auch dickköpfigen Eindruck, er liebt Claire nach wie vor und erhofft sich eine gemeinsame Zukunft mit ihr und dem Baby. Für diese Zukunft hat er konkrete Pläne und versucht Clair seine ehrbaren Absichten zu beweisen. In Erzählungen und kurzen Rückblenden erfährt der Leser, was damals Claires Herz hat brechen lassen und wie sehr sie heute noch mit sich ringt. Ein Zwischenfall in Harpers Station führt letztendlich dazu, dass sie sich jetzt entscheiden muss, was sie will.

    Der Kurzroman ist in der Reihe „Kleine Auszeit Romane“ bei Francke erschienen und kommt in hochwertiger Hardcover-Ausgabe daher – ideal als Mitbringsel beim Krankenbesuch oder als kleines Geschenk statt Blumen. Ein Kleinod auf fast 150 Seiten, das ich von A bis Z sehr genossen habe.

    Der christliche Aspekt ist wunderbar stimmig und unaufdringlich in die Handlung eingewoben und befasst sich mit dem Thema Vergebung, Freundschaft und (Gott-)Vertrauen.

    Ein Muss für alle Freunde christlicher Westernromane und selbstverständlich guten Gewisses eine Leseempfehlung für alle, die niveauvolle Geschichten mit Happy End-Garantie zu schätzen wissen!
    Wo wir Kinder waren Kati Naumann
    Wo wir Kinder waren (Buch)
    26.01.2021

    Mitreißende, authentische Familiengeschichte über 4 Generationen - absolute Leseempfehlung!

    Buchinhalt:


    1898 gründete Albert Langbein im thüringischen Sonneberg seine Puppenfabrik – und legt damit den Grundstein für eine vier Generationen umfassende Dynastie der Spielzeugproduktion, die zwei Weltkriege, deutsche Teilung, Brände und Verstaatlichung übersteht. Vier Generationen Langbeins hauchen dem Unternehmen Leben und Seele ein und die Fabrik ist Dreh- und Angelpunkt des Familienlebens.

    120 Jahre später ist vom Familienzusammenhalt nichts mehr zu spüren. Streit und Missgunst unter der Erbengemeinschaft vergiften zunehmend die schönen Erinnerungen, die sich die drei Urenkel des Firmengründers, Jan, Iris und Eva, bewahrt haben. Erst, als eine Langbein-Puppe im Internet auftaucht, kehrt die Vergangenheit in Form von Kindheitserinnerungen zurück und mit ihr die längst verloren geglaubte Familientradition....


    Persönlicher Eindruck:


    „Wo wir Kinder waren“ nimmt den Leser mit in eine facettenreiche, authentische und liebevoll erzählte Familiengeschichte, die sich über vier Generationen erstreckt. Es ist ein Roman, der sich an die Familiengeschichte der Autorin anlehnt und in kapitelweisem Wechsel Vergangenheit und Gegenwart zu einem tiefgründigen, stimmigen Ganzen verwebt. Dabei ist der Stil bildhaft und heimelig, man fühlt sich als Leser sofort zuhause und zugehörig am Langbein‘schen Küchentisch.

    Die Autorin vermag gekonnt die fiktionalen Elemente und die historischen Gegebenheiten miteinander zu verbinden und schafft dadurch eine ganz eigene Atmosphäre, der man sich beim Lesen nicht entziehen kann: sie schildert Familienleben, Alltag und die Arbeit in der Fabrik, auch kleinere Anekdoten der jeweiligen Epoche und ruft dem Leser dabei die Erzählungen der eigenen Eltern oder Großeltern in Erinnerung.

    Es ist dabei gerade die Beschreibung des täglichen Lebens in den einzelnen Generationen, die mir besonders gefallen hat, seien es nun Kaiserreich, Weimarer Republik, 2. Weltkrieg oder die DDR. Die Figuren haben Tiefgang und sind absolut glaubwürdig, gerade weil sie das Leben unzähliger Menschen der damaligen Zeit so beispielhaft und authentisch beschreiben.

    „Die Fabrik ist das Herz“ ist dabei ein Satz, den Mine Langbein bereits zu Beginn aufgreift und der sich über alle vier Langbein-Generationen spannt. Dem Leser wird dadurch plastisch vor Augen geführt, dass es sich beim Puppenmachen in dieser Familie um mehr als nur um einen Beruf handelt. Es ist eine Berufung, der alle Generationen treu bleiben. Auch Krieg und deutsche Teilung, Verstaatlichung und Enteignung ändern nichts daran: es ist auch eben der Familienzusammenhalt, der die Langbeins Höhen und Tiefen überstehen lässt.

    Mit dem Gegenwartsteil spannt die Autorin gekonnt einen Bogen, der die offenen und noch losen Fäden der Vorväter gekonnt miteinander verbindet und schließlich auch den Grund für den jahrelangen Familienstreit, der irgendwann nach dem Krieg entstand, aufdeckt.

    Ein Familienstammbaum, geschichtlicher Abriss über das Zeitalter der Spielzeugproduktion in Thüringen und ein Interview mit der Autorin in Bezug auf ihre persönliche Familiengeschichte runden dieses absolut empfehlenswerte Buch ab.

    „Wo wir Kinder waren“ ist wahrlich nicht nur irgendein historischer Roman unter vielen – das Buch hat mich emotional sehr gefesselt und absolut begeistert. Eine ungetrübte Leseempfehlung – mein Buchhighlight 2021!
    Kamecke, L: Die Frauen von Gut Falkensee Kamecke, L: Die Frauen von Gut Falkensee (Buch)
    21.01.2021

    Erster Teil einer westpreußischen Familiengeschichte zur Zeit kurz nach der Jahrhundertwende - hat mich gut unterhalten!

    Buchinhalt:

    Westpreußen, kurz nach 1900: Durch Ernteausfälle und Pferdeseuchen steht es schlecht um Gut Falkensee: den von Bargelows steht das Wasser bis zum Hals. Die vermeintlich einzige Rettung: eine arrangierte Ehe zwischen der ältesten Tochter Charlotte und Baldur von Krambach, einem reichen Witwer. Jedoch schlägt Charlottes Herz für den Polen Karol, in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Charlotte ist dennoch pragmatisch: sie stellt das Schicksal ihres elterlichen Gutes über ihre Liebe und trifft eine Entscheidung, die nicht nur ihr eigenes Leben grundlegend verändert….



    Persönlicher Eindruck:

    Mit den „Frauen von Gut Falkensee“ hat Autorin von Kamecke einen opulenten Start in ihre Westpreußen-Saga vorgelegt: zeitlich kurz nach der Jahrhundertwende 1900 angesiedelt, nimmt die Geschichte den Leser mit auf ein westpreußisches Gut, in das Leben der adligen Familie von Bargelow und deren drei Kinder, zweier Töchter und einem Sohn.

    Das Leben der Familie aber auch des Gesindes wird bildhaft und eingängig beschrieben, auch wenn ich mir eine Landkarte gewünscht hätte, um mir die Schauplätze und Orte besser verdeutlichen zu können. Man taucht als Leser sofort ein in eine vergangene Zeit, in der arrangierte Ehen an der Tagesordnung waren und eine Frau als Leiterin eines Gutes nicht geduldet wurde.

    So ergeht es im Roman der zwanzigjährigen Charlotte, der Hauptfigur der Geschichte. Obwohl sie sich brennend für Ackerbau und Gutsverwaltung interessiert, ihr Studium der Künste in Paris zugunsten wissenschaftlicher Vorlesungen schwänzt und ihrem Vater so manchen guten Tipp gibt, duldet die gestrenge Mutter nicht, dass Charlotte ihr Leben selbst bestimmt. Frauen haben in der damaligen Zeit nicht mehr als folgsame Ehefrauen und Mütter zu sein – so nimmt es auch nicht Wunder, dass Charlotte alsbald mit einem reichen Witwer verheiratet wird, der im Gegenzug das in Schieflage geratene Familiengut finanziell großzügig unterstützt.

    Charlotte war für mich wirklich schwer einzuschätzen. Während sie zu Beginn des Romans tough und selbständig wirkt und weiß, was sie will, wandelt sie sich immer mehr zu einer pragmatischen und an vielen Stellen harten Frau, die ihrer Mutter gar nicht unähnlich ist. Die Liebe zu Karol, seinerseits Pole und Freiheitskämpfer für seine Heimat, wirft sie mehr oder minder weg. Das Gut (und später ihr Kind) ist das hehre Ziel und als sie nach einem dramatischen Unfall die Gelegenheit bekommt, zumindest zeitweise die Geschäfte auf dem Gut zu führen, wähnt sie sich am Ziel ihrer Wünsche.

    Nicht gefallen an ihr hat mir, wie schnell sich von Ablehnung ihres Ehemannes über einvernehmliche Zuneigung (der Mann kann ihr ja auch so einiges bieten!) bis hin zum Egoismus bei ihr die Einstellung wechselt wie bei anderen die Unterwäsche. In Bezug auf ihre „Beziehung“ zu Karol erscheint sie wie ein quengelndes Kind, wenn sie nicht alles so bekommt, wie sie es gerne hätte und wie es in ihren Lebensentwurf passt. Gerade gegen Ende läuft vieles für meinen Geschmack leider etwas zu glatt und wunschgemäß, aber darüber kann ich im Hinblick auf den zweiten Teil hinwegsehen.

    Für mich eine spannende Familiengeschichte mit historischem Bezug, die dem Leser vielfach die Gelegenheit bietet, mit zu lieben, mitzuleiden und vor allem mit zu fiebern. Eine Leseempfehlung kann ich hier ohne weiteres aussprechen!

    Mikschi, T: Als der Mond zu sprechen begann Mikschi, T: Als der Mond zu sprechen begann (Buch)
    17.01.2021

    Spannender Indianerroman, bildhaft erzählt

    Buchinhalt:

    1865, Sand Creek, Minnesota: nach einem verheerenden Massaker unter den dort lebenden Cheyenne ist der 8-jährige Ma’tscheschke einer der letzten Überlebenden. Schweren Herzens gibt sein Vater Bizhiu seinen Sohn in die Obhut von David, einem desertierten Soldaten – seinem Jugendfreund und dem einzigen Weißen, dem er vertraut. Zusammen machen sich die beiden schließlich auf den beschwerlichen Weg an die großen Seen, wo Ma’tscheschkes Großmutter im Reservat der Ojibwe lebt. Die Lebensbedingungen für die Indianer dort sind katastrophal und die weißen Siedler bedrängen die Ureinwohner mehr und mehr. Ein Überleben der alten Lebensweise im Einklang mit der Natur scheint es langfristig nicht mehr zu geben….


    Persönlicher Eindruck:

    Bereits ein zweites Mal nimmt uns Tanja Mikschi mit auf eine Reise in die Vergangenheit und in die Jagdgründe der Ojibwe: „Als der Mond zu sprechen begann“ ist der Fortsetzungsband zu „Auf den Pfaden des Luchses“, kann aber auch gut für sich allein und ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Zusammen mit Ma‘tscheschke, einem Cheyenne-Jungen, macht sich der Leser auf eine abenteuerliche Reise zwischen zwei Welten - der Welt der Weißen, die unaufhaltsam das weite Land bevölkern und der Welt der Indianer, die dem Leben und den Traditionen ihrer Vorfahren mehr und mehr entrissen werden.

    Bereits auf den ersten Seiten taucht man ein in einen spannenden Western, der die Welt des jungen Indianers plastisch vor Augen führt. Dieses Mal ist der Schauplatz das Sumpfland um die großen Seen im Norden der USA, wo die Ojibwe, oder die, die davon noch übrig sind, ein trauriges Dasein unter prekären Bedingungen fristen.

    Das Leben schwer macht ihnen dabei ein unermüdlicher, von seinem Tun fast wahnhaft überzeugter Geistlicher, der den Indianern die weiße Lebensart mehr oder minder aufzwingt. Seine Saat scheint an vielen Stellen aufzugehen – ein Teil der Bewohner des Reservats nimmt mehr und mehr weiße Gepflogenheiten an, hält sich Hühner und baut Blockhäuser. Ein anderer Teil, darunter Ma’tscheschkes Angehörige, wollen von alledem nichts wissen, leben weiterhin als Halbnomaden in Wigwams und halten fest an alten Bräuchen und ihrem traditionellem Lebensstil.

    Bindeglied zwischen beiden Welten ist David, ehemaliger Soldat und inzwischen eine Art Trapper und Waldläufer, Ziehvater von Ma‘tscheschke und Vater von Silas. Er verkörpert beide Seiten und der Fortschritt macht auch vor seinem Leben nicht Halt. In gewisser Weise ist er ein Paradebeispiel dafür, sich Gedanken darüber zu machen, wie man das Beste aus beiden Welten in Einklang miteinander bringen kann, wenn man nur will.

    Der Schreibstil des Romans ist sehr eingängig und die Seiten fliegen beim Lesen nur so dahin. Freunde fundiert recherchierter Western- und Indianerliteratur werden ganz sicher auf ihre Kosten kommen. Man sollte dabei aber nicht außer Acht lassen: die Geschichte ist auf weiten Strecken sehr parteiisch. Alles, was indianisch ist, ist gut und alles, was von den Weißen kommt, generell schlecht. Hier macht es sich der Roman in meinen Augen etwas zu leicht. Selbstverständlich steht es völlig außer Frage, dass das Thema Internatsschulen, die in den letzten Kapiteln zur Sprache kommen, der vielleicht grausamste Eingriff der Weißen in das Leben der indianischen Bevölkerung gewesen sind. Dennoch muss bei aller Tragik der Gedanke einer kritischen Betrachtung von Pro und Contra auf beiden Seiten (Weiße und Indianer) erlaubt sein, und die kam in meinen Augen leider etwas kurz.

    Wie auch immer der Leser das nun sehen mag – der Roman bietet auf seinen 500 Seiten einen spannenden und bildhaften Einblick in das Leben, die Traditionen, Spiritualität und Überlieferungen der Indianer des Sumpflandes. Der Plot erstreckt sich über viele Jahre und man ist als Leser eine lange Zeit mit dabei auf dem Lebensweg authentischer und liebenswerter Figuren.

    Alles in allem unterhält der Roman der den Leser gut und sorgt für spannende Lesestunden.

    Das letzte Licht des Tages Kristin Harmel
    Das letzte Licht des Tages (Buch)
    10.01.2021

    Großartiger Schicksalsroman einer Winzerfamilie im 2. Weltkrieg - hat mich emotional sehr aufgewühlt. Ganz großes Kino!

    Buchinhalt:

    Frankreich zur Zeit des 2. Weltkriegs: Zusammen mit seinem Kellermeister Théo und dessen Frau Céline versteckt der Winzer Michel auf seinem Weingut in der Champagne Waffen für die Résistance und jüdische Flüchtlinge. Als seine Frau Inès herausfindet, dass Michel mit Céline ein Verhältnis hat, lässt sie sich zu einer Tat hinreißen, die das Schicksal des Weinguts und seiner Bewohner für immer nachhaltig verändert.

    70 Jahre später reist die junge Liv mit ihrer Großmutter ebenfalls in die Champagne – was sie nicht weiß: die Reise ist eine Reise in die Vergangenheit ihrer Großmutter und in ihre eigene….




    Persönlicher Eindruck:

    Mit „Das letzte Licht des Tages“ ist der Autorin ein wahrhaft tiefschürfender, emotional aufwühlender Schicksalsroman gelungen, der beim Leser für schlaflose Nächte und Nachdenken sorgt. Schauplatz ist das Weingut Chauveau, Wiege erlesener Weine und edlen Champagners – und das Zuhause von Michel und seiner Ehefrau Inès.

    Während Michel für seinen Wein lebt und in Kellermeister Théo und dessen Frau Céline Gleichgesinnte gefunden hat, hat Inès kein Händchen dafür und liebt stattdessen das Savoir Vivre in der Stadt. Als Inès eines Tages dahinter kommt, dass ihr Ehemann Waffen und auch Flüchtlinge in den verzweigten unterirdischen Kellern versteckt, entscheidet sie sich für ihren Gatten, lässt sich aber zu einer schwerwiegenden Tat hinreißen, als sie dahinter kommt, dass Michel in Céline eine Seelenverwandte sieht und mit ihr ein Verhältnis hat.

    Der Autorin gelingt es vortrefflich, die Champagne vor dem inneren Auge des Lesers sichtbar zu machen, die handelnden Personen entwickeln sich im Laufe des Romans nachvollziehbar und nehmen den Leser mit in eine dunkle Zeit europäischer Geschichte. Dabei stehen Themen wie persönliche Schuld und deren Auswirkungen sowie Sühne für das, was sich nicht mehr ändern lässt, im Vordergrund.

    Hauptfigur ist unbestritten Inès, die mit ihrem Tun das Schicksal aller Bewohner des Weinguts für immer verändert. Sie büßt ein Leben lang für das, was durch ihre Tat entstand. Es sei dahingestellt, ob man sie dafür hasst, mit ihr Mitleid hat oder Teile ihrer Handlungen eventuell nachvollziehen kann – ich war von Anfang bis Ende gefesselt von dem, was die Geschichte bietet. In meinen Augen steigert sich der Spannungsbogen im Lauf der Handlung aufs Äußerste und hält am Ende mehrere spannende Wendungen bereit, die bis zum Schluss mehrere Aha-Effekte liefern.

    Die Geschichte spielt in zwei Zeitlinien, die sich gegen Ende zu einer vereinen. Gemeinsam mit Liv, jener Enkelin, die sich zusammen mit ihrer Großmutter auf eine Reise zu den Stätten aus deren Jugend begibt, erfährt man als Leser Stück für Stück die Details, die den Roman schließlich zu Livs eigener Geschichte machen. Dabei spielen Liebe und Verrat, Sühne und Tod, aber auch Hoffnung und Neuanfang eine tragende Rolle.

    Eine absolute Leseempfehlung für alle, die Wert legen auf tiefgründige, oft auch nicht wirklich leichte Kost. Denn der Roman ist kein Buch, das man mal so zwischendurch weg liest. Man muss sich schon darauf einlassen, um sich seiner ganzen Fülle auch wirklich bewusst zu werden.

    Insgesamt war der Roman für mich ganz große Erzählkunst, bei der sich am Ende alle Puzzleteile zu einem stimmigen Ganzen vereinen, so dass ich abschließend nur eins sagen kann: Wow!
    Groeper, K: Mohawk Love Groeper, K: Mohawk Love (Buch)
    04.01.2021

    Interkulturelle Liebesgeschichte um ein deutsches Au-Pair in Kanada

    Buchinhalt:

    Nach ihrem Fachabitur zieht es die junge Krissy aus dem beschaulichen Bayern nach Kanada, wo sie für ein Jahr als Au-Pair das Kleinkind ihrer Gastfamilie betreuen soll. Nach anfänglichen Schwierigkeiten lebt Krissy sich in dem fremden Land ein, findet in ihrem Englischkurs schnell Freunde und fühlt sich frei – fern von zuhause und ihrem despotischen Vater. Als sie eines Tages überfallen und vor ein fahrendes Auto gestoßen wird, lernt sie den Einheimischen Jordan kennen, einen Lehramtsstudenten. Krissy verliebt sich – doch wie sagt man seinen Eltern, dass der neue Boyfriend ein waschechter Indianer ist?


    Persönlicher Eindruck:

    Deutsches Au-Pair verliebt sich in Kanada in einen Indianer - überwiegend beschreibt der Plot in Slice-of-Life-Szenen den Alltag und das Leben der Jugendlichen Krissy, die in einer Gastfamilie lebt und sich dort um den Nachwuchs ihrer Arbeitgeber kümmert. Baby füttern und wickeln, mit ihm spielen, im Haushalt helfen – all das ist Thema, genauso wie das Finden neuer Freunde und allerlei Freizeitaktivitäten.

    Dabei werden Themen wie die Ausbeutung von Au-Pairs in Gastfamilien als billige Putzkräfte genauso angesprochen, wie Familienanschluss und Geborgenheit bei denen, die das große Los gezogen haben. So plätschert der Roman Seite um Seite dahin. Was zu Beginn sehr informativ und interessant wirkt und auch wirklich Spaß beim Lesen macht, zieht sich zunehmend bis fast zum Ende – ohne wirklich Spannung oder irgendeine Art von Highlight.

    Krissy lernt mehr oder minder zufällig Jordan kennen, einen jungen Mohawk und kommt durch ihren neuen Freund in Berührung mit der indianischen Kultur. Auch hier liest man gerne und mit Freunden – man erfährt viel über den Stand der indigenen Bevölkerung innerhalb der weißen Mehrheit Kanadas, über familiäre Strukturen, Traditionen, Feste und über das Denken der First Nations.

    Krissy als Hauptfigur war für mich recht schwer einzuschätzen. Sie verändert sich von der unangepassten Schülerin hin zur eigenständigen, emotional gereiften Persönlichkeit. Ich habe keinerlei Erfahrungen mit der Arbeit als Au-Pair, allerdings verwunderte mich, dass sie im Lauf der Handlung immer weniger arbeitete und Freizeitgestaltung immer mehr ihren Tagesablauf bestimmte. Für mich klang das alles nicht wirklich realitätsgetreu. Müsste sie als Au-Pair nicht vorwiegend in der Familie sein, sich um das Kind kümmern und um die ihr aufgetragenen Hausarbeiten? Und müsste sie in ihrer Freizeit nicht auch mal für ihren Sprachkurs lernen – schlicht, mehr Zeit im Hause ihrer Gastfamilie verbringen? Bei Krissy ist das jedenfalls anders, sie zieht fast täglich wie eine Touristin mit Freunden um die Häuser und scheint auch über massig Geld für Restaurantbesuche, Konzerte und Kino verfügen – obwohl Kanada als „teures Pflaster“ beschrieben wird. Das passt alles nicht ganz so zusammen.

    Erst gegen Ende der Geschichte erzeugt das Verschwinden von Jordans Schwester ein gewisses Spannungselement, das sich jedoch auf wenigen Seiten relativ unspektakulär auflöste. Ebenso Krissys Bestreben, ihren Auslandsaufenthalt um ein weiteres Jahr zu verlängern. Ich hätte an dieser Stelle mehr Gegenwehr ihrer Eltern erwartet, die das alles jedoch fast genauso rosarot sahen, wie ihre Tochter.

    Alles in allem war es ein leichter (Liebes-)Roman für zwischendurch, der auf weiten Strecken einfach so dahinplätscherte und bedauerlicherweise wenig Spannung aufwartete, obwohl das Potential eindeutig vorhanden gewesen wäre.
    Palais Heiligendamm - Ein neuer Anfang Michaela Grünig
    Palais Heiligendamm - Ein neuer Anfang (Buch)
    01.01.2021

    Bildgewaltige, vielschichtige und mitreißende Familiengeschichte um eine Hoteliersfamilie zur Zeit des Ersten Weltkriegs.

    Buchinhalt:

    Deutschland, 1912: die Berliner Hoteliersfamilie Kuhlmann hat sich mit dem neu eröffneten Hotel Palais Heiligendamm in Doberan eine neue Existenz aufgebaut, da erscheinen auch schon dunkle Wolken am Horizont: während das in Heiligendamm etablierte Grandhotel der größte Konkurrent ist, interessiert sich Paul, der Sohn von Kuhlmanns, mehr für Musik als für die Arbeit im Hotel. Diese scheint hingegen Elisabeth, der mittleren Tochter in die Wiege gelegt. Wird die Zeit um den Ersten Weltkrieg einen Wandel einläuten und wird sich Elisabeth mit dem Palais behaupten können? Nicht nur das Schicksal der Kuhlmanns ist mit dem Hotel dicht verwoben….



    Persönlicher Eindruck:

    Ich bin begeistert! Bereits auf den ersten Seiten entspinnt sich eine opulente, bildgewaltige Familiensaga mit sympathischen Figuren, die einen als Leser sofort gefangen nimmt. Selten konnte mich ein Buch dermaßen überzeugen, von der ersten bis zur letzten Seite.

    „Ein neuer Anfang“ ist der erste Teil der zweibändigen Reihe rund um das Palais Heiligendamm. Die Autorin beschreibt Familiengeschichte, Arbeit im Hotel und die einzelnen Schicksale so bildhaft und packend, dass man am liebsten gar nicht mehr mit dem Lesen aufhören würde.

    Im Mittelpunkt des Geschehens stehen natürlich die Kuhlmanns, eine aus Berlin stammende Hoteliersfamilie. Hauptfigur des Ganzen: die 19jährige Tochter Elisabeth, die mit Herzblut für das Hotel lebt, sich aber den konservativen Konventionen ihrer Zeit ausgesetzt sieht, die an der Schwelle zu einer neuen Ära steht. Elisabeth ist tough und hat Ahnung, aber nicht, weil sie das Hotelfach gelernt hat, sondern weil sie gesunden Menschenverstand und ein Händchen für die Geschicke des Hotelgewerbes besitzt. Immer mehr mausert sie sich bis hin zur Geschäftsführerin, der die Zeit, in der die Geschichte spielt, alles abverlangt.

    Auch die anderen Figuren haben Tiefe und Profil – ich wüsste keine, die der Autorin nicht gelungen wäre. Seien es nun Johanna, die einen jüdischen Arzt liebt, Paul, der seine homosexuelle Beziehung zu Oberkellner Robert im Verborgenen auslebt oder auch Minna, das Stubenmädchen, das sich im Lauf der Zeit zur Chefköchin des Hotels hocharbeitet – alle sind mir auf den fast 600 Seiten ans Herz gewachsen.

    Ein großer Einschnitt in der Hintergrundhandlung ist ganz sicher der Ausbruch und Verlauf des Ersten Weltkrieges, der das Leben der damaligen Zeit nachhaltig beeinflusst. Auch das Palais bleibt davon nicht verschont und Elisabeth und ihre Familie müssen sich immer neuen Herausforderungen stellen.

    Die Gräuel des Krieges, der keine Gewinner, sondern nur Verlierer schafft, werden dabei zu keiner Zeit ausgeklammert. Detailreich und gut recherchiert verwebt die Autorin Fiktion und historische Fakten zu einem spannenden, gehaltvollen Ganzen mit durchgehendem Spannungsbogen.

    Die Geschichte ist eine bildgewaltige Mischung aus Familiensaga und historischen Roman und vereint sowohl Spannung und Drama, als auch Liebe, Familie und großartige Charaktere. Für mich ein absolutes Lesehighlight, das ich voll und ganz weiter empfehlen kann und bei dem ich den zweiten Band auf keinen Fall verpassen möchte!
    In den Schuhen einer anderen Austin Lynn
    In den Schuhen einer anderen (Buch)
    26.12.2020

    Bewegendes Drama aus der Zeit des 2. Weltkriegs, um Freundschaft, Verrat und Vergebung

    Buchinhalt:

    England, kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs: Auf dem Landgut ihrer Eltern freundet sich die schüchterne Audrey mit Eve, der Tochter einer Angestellten an. Die beiden werden beste Freundinnen und auch der hereinbrechende Krieg und die persönlichen Verluste können der Freundschaft nichts anhaben. Als Rettungswagenfahrerinnen lernen sie schließlich zwei amerikanische Soldaten kennen und erhoffen sich beide ein Leben in den USA, als der Krieg vorbei ist – doch den Preis, den die beiden Frauen zahlen müssen, ist hoch und stellt nicht nur ihre Freundschaft sondern auch ihr ganzes bisheriges Leben in Frage….


    Persönlicher Eindruck:

    Ein wahrhaft bewegendes Drama aus der Zeit während und nach dem Zweiten Weltkrieg: die Geschichte zweier junger Frauen, die unterschiedlicher kaum hätten sein können und deren Kindheitsfreundschaft im Laufe der Jahre zahlreiche schwere Prüfungen über sich ergehen lassen muss.

    Zum einen ist da Audrey, die schüchterne, unbedarfte und zu Beginn reichlich naive Tochter aus adligem Hause, buchstäblich mit dem goldenen Löffel im Mund geboren aber todunglücklich in ihrem Leben zwischen lieblosen Eltern, der Schule für höhere Töchter und gemobbt von Mitschülern. Ein Mädchen, das alles hat und doch so wenig vom Leben bekommt – und andererseits die lebenslustige, mutige Eve, Tochter einer Zofe und gewohnt, in ärmlichen Verhältnissen zurecht zu kommen. Die beiden Mädchen verbindet schnell eine Freundschaft, der auch der Krieg mit all seinen Schrecken nichts anhaben kann.

    Gut gefallen hat mir die Art der Erzählung, die mich als Leser sofort ein Teil der Geschichte hat werden lassen: wie schon aus anderen Romanen von Lynn Austin gewohnt, ist man auch hier nach wenigen Augenblicken mittendrin und kann kaum mehr mit Lesen aufhören, hat man einmal das Buch in die Hand genommen.

    Der geschichtliche Hintergrund ist gut recherchiert, der Schrecken des Krieges und die Bombennächte, die Zerstörung und Hoffnungslosigkeit gut vermittelt. Auch das Leben der beiden Protagonistinnen verändert sich dadurch Stück für Stück. Vieles erleben die beiden ähnlich, auch wenn die Standesunterschiede nie ganz verschwinden – durch den Tod ihrer beiden Mütter schweißt es die beiden noch enger zusammen.

    Freundschaft und Liebe sind ein zentrales Thema, die biblische Geschichte vom Guten Hirten ein zentraler Pfeiler, der sich wie ein roter Faden durch die Geschichte webt. Mehrere spannende Wendungen geben der Geschichte eine ganz eigene Dynamik und münden dann im letzten Drittel in dem Verrat, der die Freundschaft der beiden und ihrer beider Leben vor eine letzte Zerreisprobe stellt.

    Ich muss ehrlich sagen: ich habe mehrfach während des Lesens mit Eves aber auch Audreys Einstellung gehadert. Keine von den beiden ist perfekt, beide Figuren haben Ecken und Kanten, vereinen Licht und Schatten. Und genau das ist es, was die Geschichte so authentisch macht. Ohne zu viel verraten zu wollen: beide machen gerade am Ende eine erstaunliche Wandlung durch. Ich wüsste nicht, ob ich an Audreys Stelle alles so klaglos hingenommen oder an Eves Stelle zunächst so abgebrüht und am Ende so einsichtig gehandelt hätte.

    Es ist ein Roman mit viel Stoff zum Nachdenken, auch wenn gerade am Schluss einiges ziemlich glatt läuft und manchem Leser vielleicht an einigen Stellen etwas unglaubhaft erscheint. Das ist aber meiner Meinung gar nicht der wunde Punkt: es geht vielmehr um Freundschaft, Verrat und Verzeihen, um grenzenlose Verzweiflung aber auch um Hoffnung und eine Chance aus der Trostlosigkeit.

    Mein Fazit: eine absolute Leseempfehlung, ein starker historischer Roman aus der jüngeren Vergangenheit mit christlichem Bezug. Einfach klasse!
    Lotte Lenya und das Lied des Lebens Eva Neiss
    Lotte Lenya und das Lied des Lebens (Buch)
    22.12.2020

    Flache Aneinanderreihung von biografischen Stationen, konnte mich nicht überzeugen, leider.

    Buchinhalt:

    Im Berlin der 20er Jahre lernt die bislang unbekannte Bühnenschauspielerin Lotte Lenya den Komponisten Kurt Weill kennen und lieben. Über ihn und seine Beziehungen wird sie Teil der Künstlerkreise, denen auch Berthold Brecht angehört. Mit der „Dreigroschenoper“ wird die junge Frau alsbald zum gefeierten Star….


    Persönlicher Eindruck:

    Lotte Lenya und das Lied des Lebens ist einer der derzeit so populären „biografischen Romane“ um eine junge Künstlerin der Kriegs- und Nachkriegszeit. Auf zwei Zeitebenen erzählt die Autorin vom künstlerischen Werdegang der Sängerin, Bühnenschauspielerin und Tänzerin der Berliner Bohème.

    Lotte Lenya, mit bürgerlichem Namen Katharina Blaumauer, entstammt der Wiener Arbeiterschicht und kommt aus ärmlichen Verhältnissen. Schon früh, mit 15 Jahren, flieht das Mädchen aus dem Elternhaus, in dem Schläge und der Alkoholismus des brutalen Vaters vorherrschen. Mit fünf Jahren sah sie im Zirkus einst einen Seiltänzer, seitdem ist Lotte fest davon überzeugt, selbst Tänzerin, Künstlerin und Schauspielerin zu werden.

    Schön und gut, das sind die Phantasien eines Kindes. Dennoch hängt Lotte dieser Spleen bis ins Erwachsenenalter nach, sie fühlt sich für die Bühne geboren und tut alles, um sich diesen Traum zu verwirklichen – Prostitution inclusive. Was mir allerdings in der eher episodenhaften Erzählung fehlt: Hat sie die Schauspielerei oder das Singen überhaupt gelernt? Da ich nichts über sie weiß, als das, was das Buch erzählt, würde ich sagen: nein. Zumindest erfährt man nichts davon. Vielmehr umgibt sie sich mit allerlei Mäzenen – allen voran der reichen Familie Kaiser, bei der sie auch wohnt – und heiratet schließlich den jüdischen Komponisten Kurt Weill, für meinen Geschmack eine Art Hau-Ruck-Aktion aus Leidenschaft, mehr oder weniger unüberlegt.

    Es tut mir leid, aber ich wurde über 350 Seiten nicht warm mit der Hauptfigur, auch die anderen Charaktere, die im Roman auftauchen, wirken blass und eindimensional. Lottes proletarische Herkunft kann sie auch durch allen Glamour und Glitter ihres späteren Erfolges nicht wirklich ablegen, ich denke hier an ihr erstes Aufeinandertreffen mit den strenggläubigen jüdischen Eltern ihres Mannes.

    Die Erzählung erstreckt sich von den Roaring Twenties bis in die 30er Jahre und die Machtergreifung der Nationalsozialisten, eine Epoche, die durchaus Potential gehabt hätte. Bedauerlicherweise blieb die ganze Geschichte aber episodenhaft und holprig aneinander gestückelt. Zu Beginn fand ich die Geschichte ganz nett und ausbaufähig, doch je weiter die Handlung fortschritt, desto eintöniger und oberflächlicher wurde sie.

    Genau umgekehrt der Schreibstil: gerade zu Beginn wirkt die Erzählweise gestelzt und wenig flüssig. Viele Sätze mußte ich noch einmal lesen, was Gift ist für einen kontinuierlichen Lesefluss – nein, die Autorin konnte mich trotz gut beschriebener Künstlerszene und kleinen Einblicken in die politischen Gegebenheiten der damaligen Zeit nicht vom Hocker reißen.

    Schade, dass das Potential der Geschichte so wenig genutzt wurde. Für mich war es der inzwischen dritte (und damit auch letzte) Versuch, in diesem so gehypten Genre Fuß zu fassen. Was im Roman jetzt wirklich biografisch war und was Fiktion, kann ich am Ende gar nicht benennen, für mich war das Ganze einfach zu flach und oberflächlich. Um mich mitreißen zu können, muss einfach mehr kommen – vielleicht bin ich als Vielleser auch zu sehr verwöhnt.

    Etzkorn, K: Tlingit Moon Etzkorn, K: Tlingit Moon (Buch)
    19.12.2020

    Lesenswerte Mischung aus interkultureller Lovestory gepaart mit spannendem Umweltkrimi.

    Buchinhalt:

    Josephine „Joe“ Cunningham reist im Zuge ihrer Doktorarbeit nach Alaska, um ein dortiges Forschungsprojekt zu unterstützen. Auf ihrem Weg ins Forschungscamp lernt sie den Buschpiloten Gooch kennen, der dem Volk der Tlingit angehört und seinem Ruf als Weiberheld alle Ehre macht. Joe findet schnell Freunde in der Station und auch die Forschungen laufen gut – bis eines Tages Messungen manipuliert und Daten gehackt werden. Joe und ihre Freunde decken einen massiven Umweltskandal auf und auch die Beziehung zu Gooch steht immer wieder vor einer Zerreisprobe….




    Persönlicher Eindruck:


    Den Leser erwartet in diesem Roman eine interessante und eingängige Mischung aus Umweltkrimi und interkultureller Liebesgeschichte vor der wilden und ungezähmten Kulisse Alaskas. Der Schreibstil ist eingängig und plastisch, die Figuren haben Profil und man fühlt sich schon auf den ersten Seiten hinein gesogen in eine spannende Story, die einen in Alaskas Wildnis entführt.

    Womit ich allerdings nicht wirklich warm wurde, ist die weibliche Hauptfigur. Joe stammt aus einer reichen Anwaltsfamilie, ist buchstäblich mit dem goldenen Löffel im Mund geboren und steht unter der Fuchtel ihrer ebenso dominanten wie oberflächlichen Mutter. Kein Wunder, dass sie Reißaus nimmt und in einer Forschungsstation am anderen Ende des Kontinents quasi „untertaucht“.

    Was mich an Joe gestört hat, ist ihre wahnsinnig nervige, schnippische und gewollt „humorvolle“ Art. Egal, was andere sagen oder tun, von Joe erntet jeder einen bissigen Kommentar und sie hat auch wirklich auf die simpelsten Fragen eine freche Antwort. Wäre sie im Roman nicht als Anfang Zwanzig beschrieben, hätte ich den Eindruck, es handelt sich um einen pubertären Teenager. Kaffeesüchtig und morgenmuffelig meckert sie sich durch den Roman, irgendwann hat man ihre Art einfach satt – da hat sich jedes dann noch so gut gemeinte schriftstellerische Stilmittel einfach tot gelaufen. Warum Gooch so viel Geduld mit ihr hat, ist mir mehr und mehr ein Rätsel: läuft es mal nicht so, wie Joe es sich vorstellt, mutiert sie zur größten Zicke vor dem Herrn.

    Gooch als männliche Hauptfigur ist eine indianische Mischung aus Frauenschwarm, tätowiertem Bad Boy und in seiner Tradition verwurzeltem Helden, der seit dem ersten Aufeinandertreffen ein Auge auf Joe geworfen hat. In Bezug auf Joe ist er möglicherweise auch ein Teil Vaterersatz aber in erster Linie heißer Lover mit Erfahrung und der Freund, in dessen Familie Joe die Nestwärme erfährt, die sie in ihrer eigenen Familie vermisst.

    Die Sekundärhandlung der Geschichte ist ein Öko-Krimi mit spannenden Recherchen, Überwachungen und Fluchten, der sich um die bedrohte Landschaft und Tierwelt Alaskas dreht. Zusammen mit ihren beiden Freunden, der begeisterungsfähigen Trisha und dem Computer-Nerd Barney versucht Joe, einem Umweltskandal auf die Schliche zu kommen.

    Gut gefallen hat mir der Einblick in die Sagenwelt und Kultur der Ureinwohner Alaskas, der Tlingit – die sich ziemlich von den weitläufig bekannteren Prärieindianern Nordamerikas unterscheidet. Als Leser erfährt man sehr viel über ihre Denkweise und Traditionen, ihre Lebensweise früher und in der Gegenwart.

    Wer sich durch das eher langweilige und etwas lieblose Cover nicht abschrecken lässt (schließlich ist das Cover der erste Eindruck, den man von einem bis dato noch unbekannten Buch erhält), den erwartet eine durchaus lesenswerte Mischung aus Lovestory und Umweltkrimi, wobei ich an der Krimihandlung fast noch mehr Spaß hatte, als an der Beziehungskiste.
    Die Erben von Seydell - Das Gestüt Sophie Martaler
    Die Erben von Seydell - Das Gestüt (Buch)
    19.12.2020

    Start in eine Familiensaga um zwei verfeindete Brüder, deren Streit Generationen beeinflusst.

    Buchinhalt:

    London, 1947: die junge Elisabeth erbt von ihrem Onkel ein Gestüt im Norden Deutschlands. Sie ist allerdings nicht die einzige Erbin: auch der Spanier Javier ist erbberechtigt. Für Elisabeth wäre die Erbschaft ein Glücksfall – nach einem Verkauf des Anwesens könnte sie die Schulden zurückzahlen, die ihr verstorbener Mann hinterlassen hat, das kann sie allerdings nicht allein entscheiden. Stück für Stück kommt sie hinter das Geheimnis ihrer Vorfahren, den Streit zweier bis aufs Blut verfeindeter Brüder, der die Geschicke des Guts Seydell bis in die Gegenwart prägt…




    Persönlicher Eindruck:


    „Das Gestüt“ ist der erste Band der Trilogie rund um das Gestüt Seydell, um den generationenübergreifenden Streit zweier Brüder, die sich zeitlebens spinnefeind waren: Alexander und Ludwig von Seydell. So beschreibt dieser erste Teil auch in weiten Teilen die Geschehnisse im späten 19. Jahrhundert, der Gegenwartsteil ist mehr oder weniger eingestreut. Durch die beiden Zeitlinien erfährt der Roman eine gewisse Spannung, wobei es allerdings einige Zeit dauert, bis sich die Tiefe der Erzählung einstellt.

    Der Kern, der dem Familienstreit zugrunde liegt, ist die Liebe der beiden ungleichen Brüder zu derselben Frau, was sich immer mehr auswächst und schließlich in einer erbitterten Trennung mündet. Alexander nimmt den einzigen Zuchthengst auf seine Flucht mit und sucht sein Glück im spanischen Navarra.

    Mir hat beim Lesen der historische Teil besser gefallen als die Abschnitte rund um Elisabeth, zahlreiche eingestreute historischen Begebenheiten und Personen wie die englische Queen Victoria oder die verheerende Cholera-Epidemie in Hamburg geben dem Roman ein fundiertes Gerüst.

    Trotz der zahlreichen Figuren und Schauplätze verliert man als Leser den Faden nicht, eine Landkarte und ein Personenregister sind im Vorderteil vorhanden. Die Sprache und Erzählweise machen das Buch zu einem leichten Roman, der einige schöne Lesestunden beschert, auch wenn der Schluß mitten in der Handlung natürlich auf den zweiten Band hinweist. Als Einzelband ist das Buch nicht geeignet.

    Die beiden zerstrittenen Brüder und ihr weiterer Lebensweg nach der Trennung sind gut und bildhaft beschrieben, die Arbeit und das Leben auf dem Gestüt sind nachvollziehbar und atmosphärisch. Viele Handlungsfäden werden geöffnet und machen neugierig auf die Fortsetzung. Thema sind Familie, Hass, Liebe aber auch Betrug und die Hoffnung auf einen Neubeginn.

    Mein Fazit: ein leichter, aber dennoch spannender Beginn einer Familiensaga, die sich in zwei Zeitebenen abspielt und Lust auf mehr macht. Ich werde auf jeden Fall dran bleiben!

    Vergiss kein einziges Wort Dörthe Binkert
    Vergiss kein einziges Wort (Buch)
    18.12.2020

    Mitreißende, lebendige Familiensaga, die berührt, bewegt und dem Leser in vergangene Zeiten mitnimmt. Einfach klasse!

    Buchinhalt:

    Es ist das Jahr 1921, als Luise, die jüngste der sieben Strebel-Geschwister im schlesischen Gleiwitz auf die Welt kommt. Wenige Jahre später bricht der Zweite Weltkrieg über ihre Heimat herein, eine Zeit, die Luises Leben und das ihrer Familie nachhaltig prägen wird. Unbeschwerte Kindheit, Freundschaft und Familie, aber auch Leid, Tod und Entbehrung liegen nahe beieinander – in einer Grenzregion zwischen Deutschland und Polen, die doch in erster Linie immer Heimat und Zuflucht gewesen war….


    Persönlicher Eindruck:


    Mitreißend und bewegend schildert die Autorin das Leben in Schlesien, dem einstigen Industrierevier des Deutschen Reiches – anhand der Großfamilie Strebel, ihrer Freunde und Nachbarn im schlesischen Gleiwitz.

    Bereits auf den ersten Seiten ist man als Leser mitgerissen und kann sich kaum mehr von den Seiten lösen, hat man einmal mit dem Lesen begonnen. Der Schreibstil ist wunderbar und man ist sofort ein Teil dieser packenden Saga, die sich zwischen 1921 und 2003 erstreckt.

    Auch wenn zunächst Luise, die jüngste der Strebel-Kinder, die heimliche Hauptfigur der Autorin ist, kommen auch alle anderen Figuren nicht zu kurz. Trotz der vielen Namen und Familien hatte ich nie Schwierigkeiten, die einzelnen Personen zuzuordnen – im Gegenteil: man ist beim Lesen irgendwie ein Teil der Nachbarschaft und hautnah dabei, sei es nun bei Luises erster Kindheitsfreundin, dem ersten Schultag oder dem ganz normalen alltäglichen Leben zwischen Paulstraße und Annastraße.

    Das Namensregister zu Beginn des umfangreichen Buchs ist hilfreich, auch wenn es nicht man wirklich zum Verständnis notwendig wäre. Das Glossar am Schluß umreißt die wichtigsten geschichtlichen Fakten, in denen der Roman eingebettet ist.

    Der Schwerpunkt der Handlung liegt auf den Jahren vor und während des Zweiten Weltkriegs, der Familie Strebel und die anderen Bewohner ihrer Umgebung nachhaltig beeinflusst. Anschaulich wird beschrieben, wie sehr Schlesien eingebettet zwischen Deutschland und Polen war und wie sehr sich die Menschen doch in erster Linie als Schlesier sahen, ungeachtet der gerade aktuellen politischen Situation.

    Die zahlreichen in sich verwobenen Lebensgeschichten schaffen ein unvergleichliches Panorama und eine Bildgewaltigkeit der Erzählung. Die Figuren sind dabei durchweg liebevoll, nachvollziehbar und tiefgängig gestaltet, auch die Nebenfiguren. Ihr Leben, ihre Hoffnung und auch ihr Leid machen deutlich, wie sehr Glück und Schmerz doch beieinander liegen – gerade in dieser düsteren Zeit. Gut gefallen hat mir, dass ich vieles von dem, was ich aus Erzählungen von Zeitzeugen dieser Zeit kenne, im Buch in der ein oder anderen Weise wiedergefunden habe.

    Das Hauptaugenmerk liegt bei diesem Roman nicht – wie bei vergleichbaren Romanen aus den deutschen Ostgebieten üblich – auf Vertreibung und Flucht, sondern auf dem Schicksal derer, die (zumindest eine Zeitlang) in Gleiwitz / Gliwice, sprich Schlesien, zurückblieben. Was ich schade fand, ist die Tatsache, dass gerade im letzten Drittel die Zeit nur so dahinfliegt und sich oft ein oder mehrere Jahre in nur einem Kapitel abspielen. Man hätte gut noch einen zweiten Band nachlegen können, Stoff dazu gab‘s reichlich.

    Mit über 600 Seiten ist der Roman ein richtiger Wälzer, doch auch der geht irgendwann zu Ende. Der Epilog, der sich letztendlich in der Gegenwart abspielt, rundet die Geschichte gekonnt ab und lässt trotzdem noch Raum für weiterführende Gedanken. Luises Epilog hat mich beim Lesen sehr berührt.

    Mein Fazit: ein mitreißender, lebendig beschriebener Roman mit wunderbaren Figuren, die den Leser in ihre Zeit und Gedanken mitnehmen. Eine absolute Leseempfehlung, die ihresgleichen sucht, einfach klasse!
    Gut Greifenau - Silberstreif Hanna Caspian
    Gut Greifenau - Silberstreif (Buch)
    18.12.2020

    5. Teil einer Familiensaga um eine Grafenfamilie aus Pommern, hier zur Zeit der Weimarer Republik – hat mir gut gefallen.

    Buchinhalt:
    Pommern im Herbst 1923: Konstantin ist inzwischen Gutsherr und hat Schulden – die Hyperinflation und die dadurch entstandene Geldentwertung treffen die Adligen genauso, wie die Bediensteten. Die vermeintlich einzige Rettung: Sommergäste. Auch wenn dadurch wieder Geld in die Kasse fließt und mit der Rentenmark das Gröbste überstanden scheint, hat die Familie von Auwitz-Aarhayn auch noch familiäre Probleme. Katharina kann endlich Medizin studieren, sieht sich aber den Anfeindungen ihrer männlichen Kommilitonen ausgesetzt und gleichzeitig macht Konstantins dominante Mutter der Familie auf dem Gut das Leben schwer….

    Persönlicher Eindruck:
    „Silberstreif“ ist der inzwischen fünfte Band der Saga um die Grafen-Familie, der Schauplatz wechselt zwischen den Familienzweigen auf dem pommerschen Gut und dem in Berlin. Wir befinden uns inzwischen in der Weimarer Republik, der Erste Weltkrieg ist beendet und das Kaiserreich abgeschafft. Durch die verheerende Geldentwertung weiß Konstantin nicht, ob er das Familiengut halten kann, denn Erspartes ist schon am nächsten Tag nichts mehr wert und die Entbehrungen des Krieges sind noch lange nicht vorbei. Auch in Berlin herrschen Hunger und Not in der Bevölkerung. Während die einen sich auf die Veränderung einlassen, sehen sich andere nach der Vergangenheit und dennoch stehen alle am Vorabend einer ganz neuen Ära.
    Ich wußte vorab nicht, dass es sich bei diesem Roman um einen Teil einer größeren Saga handelt. Trotzdem fasste ich beim Lesen nach kurzer Zeit Fuß in der Handlung und konnte dem Roten Faden der Erzählung alsbald folgen. Dennoch würde ich das Buch nicht als Einzelroman empfehlen, da die Handlung auf die Vorgängerbände aufbaut und man mit Vorwissen einfach noch mehr Genuss beim Lesen hat.
    Gut gefallen hat mir, dass sich die Geschichte auf mehreren Ebenen abspielt: Hauptaugenmerk ist zweifellos das Gut in Pommern, Konstantins Familie. Daneben ist man als Leser aber auch zu Besuch bei den Verwandten in Berlin: der Schwestern des Grafen und ihrem Gatten, dem Sohn eines reichen Fabrikanten und man wird zudem Zeuge des Lebens der Angestellten auf Gut Greifenau.
    Trotz der Fülle an Namen und Personen findet man sich schnell zurecht, ein Namensregister und mehrere Landkarten erleichtern das Verständnis.
    Der Schreibstil ist angenehm eingehend, die Figuren ausgefeilt und sympathisch. Der historische Bezug ist in meinen Augen gut recherchiert und vermittelt dem Leser ein gutes Gefühl, den Roman in der Geschichte Deutschlands zu verorten. Nachvollziehbar fand ich, wie die Personen das politische Geschehen erleben und wurde Zeuge des Wandels zwischen Monarchie, Krieg und Demokratie, der sich in den gut fünf Jahren innerhalb der Erzählung abspielt.
    Was mir persönlich allerdings komplett fehlte, war eine Bildhaftigkeit hinsichtlich des Schauplatzes. Die Geschichte hätte sich überall in Deutschland abspielen können – dass der Roman in Pommern spielt, hatte keinerlei Wirkung, Einfluss oder Effekt. Ich hatte mir eigentlich erhofft, dass die Autorin die Landschaft und den Menschenschlag Pommerns vor meinem inneren Auge lebendig macht, wie es andere vergleichbare Romane konnten. Leider Fehlanzeige – das hat mich etwas enttäuscht. Gerade der Schauplatz war ein Kriterium für meine Wahl dieses Romans.
    Das Augenmerk liegt unzweifelhaft auf den Personen, das Setting an sich bleibt oft farblos und erzeugte wenig Kopfkino. Dennoch fühlte ich mich gut unterhalten, keine Frage.
    Der Schluss ist offen und die Geschichte endet mitten in der Handlung, so dass ich von einem weiteren Band ausgehe, der dann wahrscheinlich zu Beginn des Zweiten Weltkriegs spielt. Alles in allem kann ich die Reihe jedem empfehlen, der vor opulenten Familiengeschichten nicht zurückschreckt und historische Romane der jüngeren Vergangenheit zu schätzen weiß.
    Miller, C: Die zweifelhafte Miss DeLancey Miller, C: Die zweifelhafte Miss DeLancey (Buch)
    18.11.2020

    Unterhaltsamer Regency-Roman mit christlicher Botschaft, empfehlenswert!

    Buchinhalt:
    England im beginnenden 19. Jahrhundert: Für die 25jährige Clara ist ihr Leben in einer Sackgasse angekommen: von ihrem Geliebten sitzen gelassen und ohne Mitgift hat sie kaum eine Chance, noch einen Mann abzubekommen. Im Gegenteil – durch ihren nichtsnutzigen und spielsüchtigen Bruder kam sie erst in den Schlamassel und die Familie wird nun von allen Seiten geschnitten. Als sie in einem Sturm von einem Unbekannten gerettet wird, scheint sich das Blatt zu wenden – ihr Retter ist allerdings ein Bürgerlicher und für ihre traditionelle Mutter alles andere als standesgemäß….

    Persönlicher Eindruck:
    Von Carolyn Miller kenne ich bereits einen anderen Regency-Roman. Auch hier in der vorliegenden Geschichte nimmt sie den Leser mit ins alte England, diesmal ins Seebad nach Brighton. Die Kulisse und die damalige Zeit sind wieder gut beschrieben, man hat als Leser sofort die typisch englische Küstenlandschaft vor Augen und ist hineinversetzt in alte Zeiten.
    Clara als Hauptfigur ist typisch für ihre Zeit: als adlige Frau war das einzige Bestreben, eine möglichst gute (und für die ganze Familie rentable) Partie zu machen – Tanztees, Bälle und gesellschaftliche Anlässe waren das Parkett, auf dem man zukünftige Heiratskandidaten kennen lernte. Wäre da nicht Claras „Makel“: durch die Spielschulden ihres Bruders ist ihre Mitgift nahezu bei Null und zudem wurde sie von ihrem Liebsten für eine andere verlassen. Alles keine guten Voraussetzungen.
    Die männliche Hauptfigur der Geschichte ist Ben, ehemaliger Kapitän seiner Majestät und Claras Retter in Nöten. Dumm nur, dass Ben keinen Adelstitel und auch kein nennenswertes Vermögen besitzt. Auch wenn ziemlich schnell klar ist, dass die beiden sich alles andere als egal sind, leugnet Clara jedwede Anziehungskraft. Sie freundet sich mit Bens beiden Schwestern an und schon die bloße Freundschaft mit zwei bürgerlichen Frauen ist für Claras Mutter ein Graus.
    Sehr gut gefallen hat mir, dass ich mich beim Lesen in diese alte Zeit versetzen konnte und die Gedanken und Gefühle der Figuren gut rüber kamen. Standesdünkel und Renommee waren das A und O, auf die Gefühle der jungen Damen wurde wenig bis gar keine Rücksicht genommen. Mich wunderte an vielen Stellen auch, wie leichtfertig man Heiratsanträge annahm, auch wenn sich das Paar nur ein- oder zwei Mal bei einer Tanzveranstaltung sah und im Grunde sich gar nicht kannte.
    Ansprechend war auch die Passage, in der es um Bens ehemaliges Schiff Ansdruther, einen Ostindienfahrer, ging. Man erfuhr doch einiges über den historischen Kontext, dieser Teil hätte für meinen Geschmack noch ausführlicher sein dürfen.
    Insgesamt war der Roman spannend, wenn auch der Spannungsbogen in der Mitte einen leichten Hänger hatte. Der Schluß war Top und natürlich gab es ein Happy End. Wie es allerdings dazu kam und welche Irrungen, Wirrungen und Ränkespiele die Hauptfiguren durchleben mussten, konnte Frau Miller sehr gut vermitteln. Für alle Freunde von Jane Austen eine Leseempfehlung – ich jedenfalls habe diesen historischen Roman mit christlichem Hintergrund sehr genossen und fühlte mich bis zum Schluss prächtig unterhalten!
    Hunter, D: Liebe, Lügen, Schneegestöber Hunter, D: Liebe, Lügen, Schneegestöber (Buch)
    05.11.2020

    Süß überzuckerter Weihnachts-Kurzroman mit Liebe, ein bisschen Kitsch und natürlich Happy End

    Buchinhalt:

    Innenausstatterin Layla ist auf die Hochzeit ihrer Cousine eingeladen – diese hat sich ausgerechnet Laylas Ex-Verlobten geangelt. Als dann auch noch ihre Begleitung absagt, schlägt sie zusammen mit Seth Murphy auf der Feier auf, dem besten Freund des Bräutigams. Im Laufe des Abends gibt Seth vor den versammelten Gästen vor, Layla an Heiligabend zu heiraten – diese Falschmeldung verselbständigt sich danach sofort und Layla kommt nicht mehr wirklich aus dieser Nummer heraus. Zumal sie einen lukrativen Auftrag nur dann in Aussicht gestellt bekommt, sofern sie Seths Haus für einen Weihnachtsevent in festlichem Glanz erstrahlen lässt….


    Persönlicher Eindruck:

    Wie Cover und Titel vermuten lassen, erwartet den Leser hier eine zuckersüße Weihnachtsgeschichte mit Liebe, Herzschmerz und allerlei Klischee. Natürlich habe ich das bereits vorher so erwartet und war nicht überrascht – die Geschichte ist eingängig erzählt und für einen kuscheligen Winterabend genau das Richtige.

    Die Kurzgeschichte ist ein Band aus der Reihe „Kleine Auszeit Roman“ aus dem Francke-Verlag, bestens geeignet als kleines Mitbringsel oder für einen Krankenbesuch. Auf nicht ganz 200 Seiten erzählt die Autorin eine leichte Geschichte mit sympathischen Figuren, die man einfach mögen muss.

    Natürlich bedient die Story auch das ein oder andere Klischee. Der Freund von Laylas Verlobtem schmust diesen Laylas Cousine, weil er selbst ein Auge auf Layla geworfen hat. Auf der Hochzeit der Cousine lässt Seth die Bombe platzen: an Weihnachten wird geheiratet! Natürlich weiß Layla nichts davon und ist schockiert – unternimmt ihrerseits aber auch nichts, um die Sache richtig zu stellen. Als dann noch ein potentieller Auftrag mit dem Schmücken von Seths Haus zum Stille-Nacht-Event dazu kommt, arrangiert sich Layla mit der Situation.

    Die Ereignisse gehen – wie bei einem Kurzroman üblich – recht schnell und unkompliziert von statten, ohne viele Wendungen. So fliegt man als Leser ruck-zuck durch die Seiten und hat nach kurzer Zeit das Buch auch schon ausgelesen. Es ist keine hohe Literatur, aber das will das Büchlein auch nicht sein.

    Layla und Seth als Hauptfiguren machten für mich einen soliden und sympathischen Eindruck, Jessica als Biest und Zicke vom Dienst empfand ich ebenfalls glaubwürdig und authentisch.

    Gut gefallen hat mir die Beschreibung der Weihnachtsvorbereitungen. Man war hautnah dabei, wie Layla Seths Haus zum Stille-Nacht-Event dekoriert und wie amerikanische Weihnachten so aussehen. Einen christlichen Aspekt (kleine Gebete in Gedanken) gab es selbstverständlich auch.

    Ein durchaus empfehlenswertes, kleines Buch zum selber lesen oder verschenken – in schöner, hochwertiger Aufmachung.
    Mach nie die Augen zu Elizabeth Goddard
    Mach nie die Augen zu (Buch)
    29.10.2020

    Spannender Krimi mit bodenständigen Figuren - jedoch auch minimalen Schwächen, die den Lesegenuss aber nicht schmälern.

    Buchinhalt:

    Während sie im Urlaub Bären in der Wildnis Wyomings fotografiert, beobachtet Tatortfotografin Harper einen Mord. Zunächst will ihr niemand glauben, da sie auf der Flucht vor dem Täter alle Beweismittel verliert – dann jedoch tauchen immer mehr Spuren auf, die ihre Behauptung stützen. Zusammen mit ihrem Jugendfreund Heath, den sie zufällig wieder trifft und der unweit des Tatorts eine Ranch besitzt, macht sich Harper auf die Suche nach dem Mörder. Was sie nicht weiß: sie gerät dabei selbst immer tiefer in dessen Schusslinie….



    Persönlicher Eindruck:

    „Mach nie die Augen zu“ ist eine recht gelungene Mischung aus niveauvollem Krimi und christlichem Roman, der mich von Anfang bis Ende gut unterhalten hat. Die Landschaft und das Setting beschreibt die Autorin bildhaft und man findet sich als Leser bereits nach wenigen Seiten mitten in der spannenden Handlung.

    Der Personenkreis des Krimi-Romans ist überschaubar, die Figuren bodenständig und sympathisch. Wer auf toughe Cowboys und das ländlich geprägte Wyoming steht, kommt hier vollkommen auf seine Kosten.

    Im Mittelpunkt der Handlung steht die Tatortfotografin Harper, die mit ihrer Schwester Emily einen Roadtrip per Campingmobil macht. Aufgrund eines Traumas in der Jugend zieht es die beiden noch einmal nach Grayback, wo sie als Kinder einst aufwuchsen – hier kommt auch Heath ins Spiel. Er war schon in der Kindheit Harpers bester Freund und nach dem zufälligen Wiedersehen knüpfen die beiden an ihre alte Freundschaft an.

    Gut gefallen hat mir die Art der Erzählung, wie man als Leser bereits zu Beginn Teil der Ermittlungen wird und über viele überraschende Wendungen nicht auf den Täter kommt – obwohl ihm immer wieder einzelne Kapitel gewidmet sind. Harper und Emily geraten mehr und mehr ins Fadenkreuz, dennoch hilft Harper der örtlichen Polizei.

    Hier bin ich auch schon bei meiner Kritik. Ich glaube nicht, dass es so leicht möglich wäre, selbst bei den Ermittlungen zu helfen, wenn man so wie Harper persönlich involviert ist. Eine Zeit lang ist sie sogar Verdächtige, später dann arbeitet sie mit dem örtlichen Sheriff am Fall mit. Gut – dem Roman tut es zwar keinen Abbruch, aber es ist eben wenig realistisch.

    Erst ziemlich am Schluss laufen die Fäden der Ermittlungen bei einer Person als Täter zusammen und man wußte tatsächlich lange Zeit nicht, wer der ominöse „Richter“ wohl ist – allerdings waren in meinen Augen seine Motive nicht so recht schlüssig und glaubhaft. Ohne hier zu viel zu verraten: die Holocaustsache kam erst auf den letzten Seiten ins Gespräch und wurde über 300 Seiten auch nie nur einmal erwähnt, obwohl Harpers Vergangenheit direkt damit zusammenhängt. Es erschein mir, als wäre das der Autorin noch gegen Ende eingefallen, ohne die bereits geschriebenen Kapitel dahingehend anzupassen – aus diesem Grund ist es für mich ein Fremdkörper, der nicht so recht zum Rest passen will.

    Mein Fazit: ein durchaus unterhaltsamer, spannender Krimi mit minimalem christlichen Bezug, der – abgesehen von den erwähnten Schwächen – durchaus lesenswert ist.
    Das Lichtenstein Das Lichtenstein (Buch)
    24.10.2020

    Absolut überzeugender Auftakt in einer Trilogie rund um ein Berliner Warenhaus zur Zeit des Ersten Weltkriegs. Hier stimmt einfach alles!

    Buchinhalt:

    Berlin, 1913: Das Lichtenstein ist eines der führenden Mode- und Warenhäuser der Stadt. Die junge Hedi tritt dort ihre erste Anstellung als Ladenmädchen an und ist fasziniert von dieser Welt, den Modekollektionen und der Opulenz an Waren. In der Schneiderin Thea findet sie eine Freundin und steigt aufgrund ihres Talents bei Farben und Stoffen schon bald ins Atelier auf. Dann jedoch zerstört ein Brand die Träume der Lichtensteins – und während aus den Trümmern alsbald die Zukunft entsteht, steht Deutschland vor einem Scheideweg: dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges…



    Persönlicher Eindruck:

    Kurzum: ich bin begeistert von diesem authentischen und bildgewaltigen Auftakt in eine Trilogie rund um die Vergangenheit Berlins in Sachen Mode. Mitreißend und absolut begeisternd nimmt die Autorin den Leser mit in eine Epoche, in der Tradition und Moderne, Glück und Träume, aber auch Realität und Kriegsdrama so eng beieinander liegen. Anhand des „Lichtenstein“, eines Warenhauses, werden mehrere Erzählstränge gekonnt miteinander verwoben, wechselnd begleitet man in den jeweiligen Kapiteln unterschiedliche Personen in deren persönlichem Alltag.

    Jacob Lichtenstein und sein Bruder Ludwig, die das Warenhaus leiten, könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Jacob sich der Moderne nicht verschließt und das Geschäft in eine wirtschaftlich solide Zukunft führen will, versucht Ludwig alles, im Steine in den Weg zu legen. Es geht ihm dabei gar nicht so sehr um das Haus – vielmehr kann er nicht ertragen, dass er sich mit Jacob die Leitung teilen muß.

    Hedi, das Ladenmädchen und heimliche Hauptfigur, hat Talent und steigt schon bald in der Hierarchie von der einfachen Hilfskraft auf ins Atelier, in dem sie Näherin Thea und auch den Konfektionär Hannes kennen lernt. Sie war mir gleich zu Beginn sympathisch und ihre Entwicklung im Lauf des Romans ist erstaunlich aber nie unglaubwürdig.

    Der Wert, der auf die Entwicklung der Figuren im Lauf der Geschichte gelegt wird, ist beachtlich, auch bei Nebenfiguren. Die Liebe der Autorin zu ihrem Werk ist deutlich sichtbar, auch zu Details und vermeintlichen Kleinigkeiten. Man erfährt als Leser sehr viel über die Epoche, in der Berlin in Modekreisen führend war, über das Entstehen von Kollektionen und über die Arbeit in einem so großen Warenhaus. Das alles war zu keiner Zeit trocken sondern spritzig und lebendig, so, als wäre man selbst ein Teil davon.

    Genau das hat mir an dem Roman so gut gefallen: alle handelnden Personen bilden eine Art Familienverband; die Angestellten stehen auch in schweren Zeiten für ihren Betrieb ein und die Chefs fordern nicht mehr, als sie selbst auch zu geben bereit sind. Das Schicksal der einzelnen Personen ist gekonnt miteinander verknüpft und sorgt während der Lektüre für ein spürbares Gemeinschaftsgefühl beim Leser.

    In der zweiten Hälfte ist der Erste Weltkrieg das Hauptthema. Leid, Ängste und Kriegsversehrtheit werden zu keiner Zeit ausgeklammert. Das Bild, das die Autorin zeichnet, ist realistisch und authentisch, die Art der Erzählung bildhaft und plastisch. Hier berührte mich besonders das Schicksal von Hannes, der nach seiner Kriegsverwundung zunächst am Leben verzweifelt.

    Das Buch verfügt über ein Namensregister der Dramatis Personae und ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen aus der Branche sowie ein Register real existierender Personen, die im Roman genannt werden.

    Mein Fazit: Eine absolute Leseempfehlung, die man ganz sicher nie bereut! Eine wirklich durchweg runde, stimmige Sache von Anfang bis Ende, die Lust auf mehr macht!
    Dorweiler, R: Die Gabe der Sattlerin Dorweiler, R: Die Gabe der Sattlerin (Buch)
    16.10.2020

    Ein rundum gelungener historischer Roman, der mich wunderbar unterhalten hat - kann ich absolut weiter empfehlen!

    Buchinhalt:

    Schwarzwald, im ausgehenden 18. Jahrhundert: Die junge Charlotte arbeitet als talentierte Sattlerin in der Werkstatt ihres Vaters. Als sie eines Tages einen mehr als doppelt so alten Mann heiraten soll, ergreift sie die Flucht: zusammen mit ihrem Pferd macht sie sich auf eine Reise in eine ungewisse Zukunft. Von einer Räuberbande entführt verschlägt es sie schließlich nach Marbach, einem Gestüt in dem der Württembergische Herzog edle Pferde züchtet. Wird Charlotte fernab der Heimat ein neues Leben beginnen können?


    Persönlicher Eindruck:

    „Die Gabe der Sattlerin“ ist ein atmosphärisch dichter und durchweg spannender historischer Roman, der Seinesgleichen sucht. Gleich zu Beginn schon taucht man als Leser ein in eine bildgewaltige Erzählung, die einem das 18. Jahrhundert lebendig vor Augen führt.

    Charlotte ist eine mutige junge Frau, die nicht davor zurück schreckt, alles was sie kannte zurückzulassen: um der Vernunftehe mit einem Amtmann, den sie nicht liebt, zu entgehen, macht sie sich auf und fürchtet sich auch nicht, als sie in ein Räuberlager verschleppt und von den finsteren Gesellen auch noch erpresst wird.

    Die Figuren waren allesamt authentisch und tiefgängig, seien es nun historisch belegte Personen wie der Dichter und Regimentsarzt Friedrich Schiller, der Räuberhauptmann Hannikel oder der württembergische Herzog Carl Eugen. Auch die fiktiven Charaktere waren plastisch und stimmig angelegt – so haben mir neben Protagonistin Charlotte der junge Räuber Schorsch und Charlottes Schwarzwälderhengst Wälderwind besonders gut gefallen.

    Der Spannungsbogen erstreckt sich über die ganze Geschichte und steigert sich entlang des roten Fadens bis zum Finale, das zwar fast etwas zu rosig für die meisten Figuren ausgeht, mich aber deswegen nicht gestört hat. Im Gegenteil: der Schluß ist rund und stimmig und bietet sogar noch Raum für eine Fortsetzung oder weitere Gedanken.

    Das Setting ist wunderbar beschrieben und die Hintergründe sorgsam und gut recherchiert. Ein Personenregister zu Beginn und ein Nachwort mit weiteren Hintergrundinformationen runden das Ganze schließlich ab.

    Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für diesen historischen Roman, der alles andere als trocken und verstaubt ist – für Pferdefreunde bietet er zudem viele Informationen das Gestüt Marbach betreffend. Eine absolut runde Sache, die auf etwas mehr als 400 Seiten wunderbar unterhält und den Leser in alte Zeiten zurück versetzt!

    351 bis 375 von 690 Rezensionen
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