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    Kerstin1975 Top 25 Rezensent

    Aktiv seit: 08. August 2013
    "Hilfreich"-Bewertungen: 290
    702 Rezensionen
    Die Erben von Seydell - Die Heimkehr Sophie Martaler
    Die Erben von Seydell - Die Heimkehr (Buch)
    18.04.2021

    Bildgewaltiger, spannender Abschluss einer opulenten Familiensaga über 60 Jahre deutscher Geschichte

    Buchinhalt:

    1923: Alexander von Seydell musste unter Mordverdacht aus Navarra fliehen. In England, bei seinem Sohn Robert, begegnet er nach Jahren seiner großen Liebe Luise, doch die Zweisamkeit währt nur kurz. Währenddessen zwingt die Hyperinflation nach dem Ersten Weltkrieg das Gestüt Seydell in die Knie. Wird es weiter bestehen können und was werden dereinst die beiden Erben Javier und Elisabeth in der Lüneburger Heide vorfinden?


    Persönlicher Eindruck:

    Mit dem dritten Band ihrer Gestüts-Trilogie nimmt Sophie Martaler ihre Leser abermals mit in eine Zeit des Auf- und Umbruchs. Wir schreiben inzwischen das Jahr 1923, der Große Krieg ist zu Ende und die Beschwernisse der Weimarer Republik, die Hyperinflation sowie die Bedrohung durch den aufkeimenden Nationalsozialismus machen auch nicht vor dem Gestüt Seydell Halt.

    Mittlerweile hat die dritte Generation das Licht der Welt erblickt: Elisabeth, die Tochter von Bruno und Enkelin von Luise, steht für eine neue Zeitrechnung. Auch andere Charaktere, wie Brunos illegitimer Sohn Harald oder auch Javier, der Enkel von Alexander in Spanien, lernt man kennen. Dabei wächst insgesamt auch die Fülle an Namen und Personen, die dem Geschehen Leben einhauchen: spätestens an dieser Stelle hätte ein (leider nicht vorhandenes) Namensregister oftmals weitergeholfen – man braucht jedenfalls einige Zeit, um jede Figur an ihrem Platz zu verorten.

    Die Geschichte beginnt noch immer auf zwei Zeitebenen, die sich aber gegen Ende des Romans in einer vereinen. Gerade das letzte Viertel hatte eine derartige Spannung und Brisanz inne, die fast mit Händen zu greifen war und die den Leser buchstäblich an die Seiten fesselte.

    Sehr gut recherchiert war auch diesmal die historische Einbettung der Romanhandlung in geschichtliche Fakten. Besonders spannend fand ich dabei die Passagen am Übergang von Weimarer Republik hin zum Dritten Reich. Aber auch die Spionagetätigkeit von Roberts englischer Ehefrau Mary oder die einzelnen, ganz persönlichen Schicksale und Verflechtungen von Herrschaft und Gesinde gaben dem Roman Tiefe und Intensität.

    Der Schluss ist harmonisch und rundet die Familiensaga gekonnt ab, es werden dabei zwar nicht alle offenen Handlungsfäden und Fragen beantwortet – das ist auch gar nicht die Absicht der Autorin. Vielmehr lässt die Geschichte am Ende Raum für eigene Überlegungen und die Fantasie des Lesers. Und möglicherweise eine Fortsetzung in der nächsten Generation.

    Alles in allem ein gelungener Abschlussband einer Familiensaga, die sich über 60 Jahre europäischer Geschichte erstreckt und die mich als Leser bis zum Schluss mitgerissen hat. Deshalb wohlverdient volle Bewertungspunktzahl und eine absolute Leseempfehlung!
    Bevor ich dich traf Jody Hedlund
    Bevor ich dich traf (Buch)
    15.04.2021

    Spannende, mitreißende Geschichte um eine junge Frau aus ärmlichsten Verhältnissen - und dem Traum vom Neuanfang

    Buchinhalt:

    London im 19. Jahrhundert: in tiefster Armut lebt die junge Mercy mit ihren Eltern und Geschwister in einem Londoner Armenviertel. Kinderreichtum, prekäre Lebensverhältnisse, Hunger und Tod bestimmen den Alltag. Mehr oder weniger zufällig erfährt Mercy, dass ein Schff nach Kanada aufbricht, um Frauen aus England einen Neuanfang in der Neuen Welt zu ermöglichen. Mercy schließt sich der Gruppe an und erfährt erst auf dem Ozean: das Schiff ist ein Brautschiff...


    Persönlicher Eindruck:

    Mit „Bevor ich dich traf“ legt Autorin Jody Hedlung den Grundstein ihrer mehrbändigen Brautschiff-Saga. In einem mitreißenden, spannenden Roman voller Tragik macht sich der Leser zusammen mit Hauptfigur Mercy auf den beschwerlichen Weg per Schiff von der Alten in die Neue Welt.

    Zunächst ist der Schauplatz allerdings ein Londoner Armenviertel und man wird Zeuge von Perspektivlosigkeit, Kinderarmut, Krankheit und Tod. Mercy kümmert sich nicht nur um ihre eigenen Geschwister sondern auch um die Kinder ihrer Nachbarn. Doch auch sie ist nicht gefeit vor Hunger und dem Tod derer, die ihr am Herzen liegen. Mercy hat ein großes Herz und stellt ihr eigenes Schicksal immer wieder hinten an, sie ist ein lebendes Beispiel von Nächstenliebe und Mitgefühl. Auf dem Schiff schließlich kommt sie mehr oder minder zufällig zu der Aufgabe, dem jungen Schiffsarzt zu assistieren – so kommen sich die beiden schließlich auch näher. Wären da nicht die großen Standesunterschiede…

    Joseph Colville ist ein Lord und ein unsteter Geist. Sesshaftigkeit ist so gar nicht seins und so heuert er abermals auf einem Schiff als Schiffsarzt an – aber er macht im Laufe der Handlung eine große Entwicklung und Veränderung durch. Mercys Beispiel verändert seine Sicht auf die Welt und so kommt es, dass er sich in Kanada schließlich für ein eigenbestimmtes Leben der „Bräute“ einsetzt.

    Den beiden Protagonisten stehen etliche Nebenfiguren gegenüber, Gute als auch weniger Gute. Ein besonderes Ekel ist der fanatische Pfarrer Scott, der es sich auf die Fahnen geschrieben hat, jede der Frauen so schnell wie möglich – nahezu meistbietend – zu verschachern. Aber auch liebenswerte Figuren, wie die junge Sarah oder die geheimnisvolle Miss Lawrence vervollständigen das Bild eines durchweg gelungenen, christlich geprägten, historischen Romans.

    Für mich war es sehr schwer, das Buch wieder aus der Hand zu legen, nachdem ich einmal mit dem Lesen begonnen hatte. Jody Hedlund ist auf jeden Fall ein Garant für Spannung und authentische Erzählungen aus dem 19. Jahrhundert, denn die Grundzüge der Geschichte sind wahre Begebenheiten, die sie gekonnt mit fiktiven Passagen mischt.

    Eine absolute Leseempfehlung, ich bin heute schon auf die Fortsetzung mehr als gespannt. Volle Punktzahl, absolut keine Frage!
    Die Hofgärtnerin - Frühlingsträume Rena Rosenthal
    Die Hofgärtnerin - Frühlingsträume (Buch)
    13.04.2021

    Leider kein Kabinettstück. Als leichter Historienroman aber ganz okay.

    Buchinhalt:

    Die junge Marleene träumt im Oldenburg des ausgehenden 19. Jahrhunderts von einer Lehre als Gärtnerin – doch diese ist ausschließlich Männern vorbehalten. Marleene verkleidet sich sodann als Junge und heuert als „Marten“ in der Hofgärtnerei als Lehrling an…


    Persönlicher Eindruck:

    Im ausgehenden 19. Jahrhundert ist es für die Hauptfigur Marleene nicht leicht, ihre Träume und Wünsche zu verwirklichen. Von ihrem verstorbenen Vater, seinerseits Gärtner in der Oldenburger Hofgärtnerei, hat das Mädchen die Liebe zu den Pflanzen geerbt. Sie möchte nur eines: eine Gärtnerlehre beginnen. Da das Frauenbild dieser Epoche das nicht vorsieht und Frauen als nicht vernunftbegabt angesehen wurden, sieht Marleene nur eine Möglichkeit: sie muss als Mann durchgehen. Mit abgeschnittenen Haaren und Männerkleidern erreicht sie das Gewünschte: sie wird eingestellt. Doch sie muss sich behaupten – gegen die Kollegen, die beiden Juniorchefs und ihren Arbeitgeber.

    Diese „Hosenrolle“ im Stil von Lilo Pulvers „Gustav Adolfs Page“ hat mich an dem Roman gereizt. Ein Mädchen, das für ihren großen Traum alles tut und sich auch von Standesdünkel und Konventionen davon abhalten lässt. Marleene als Hauptfigur ist sehr schwer einzuschätzen. Einerseits erscheint sie tough und fortschrittlich, andererseits auch naiv und devot in ihrem Verhalten. Das ändert sich erst ganz zum Schluss, als Cliffhanger für Band 2.

    Die überwiegenden Nebenfiguren sind facettenreich und glaubhaft angelegt, dabei gefiel mir besonders der Gärtner Bruno und die Arbeiterin Greta – von ihnen wird man sicher in Band 2 noch mehr hören. Dem gegenüber fand ich die Sache mit den Pflanzendiebstählen und dem letztendlichen Übeltäter nicht gelungen und reichlich konstruiert-gewollt.

    Das Setting und die damalige Welt vermag die Autorin plastisch und überzeugend darzustellen, die Recherche bezüglich der Pflanzenwelt und dem Schauplatz Gärtnerei ist tiefgründig erfolgt. Was mir weniger gut gefallen hat, sind die Längen, die die Geschichte immer wieder aufweist und die sie auf eine stolze Länge von 650 Seiten bringen. Vieles hätte gestraffter erzählt werden können, ohne Einbußen bei der Handlung – warum man aber auf den letzten 15 Seiten dann förmlich durch die Handlung rast, ist mir völlig unverständlich.

    Es fällt mir schwer, zu einer abschließenden Bewertung zu kommen, die dem Gesamtwerk gerecht wird. Ich wurde von dem Roman zweifellos gut unterhalten – es ist eine leichte Lektüre und ganz bestimmt als Einstieg in das Genre geeignet. Dennoch fand ich die Geschichte sehr ausschweifend, ohne dass auf weiten Strecken etwas passierte. Meiner Meinung ist der Roman einfach zu lang und zu aufgebläht. Von mir gibt es eine mittlere Bewertung von 3 Sternen, denn es ist da durchaus noch Potential und Luft nach oben. Ein Kabinettstück ist das Buch für mich nicht.

    Fertig ist die Laube Renate Bergmann
    Fertig ist die Laube (Buch)
    05.04.2021

    Die Online-Omi gärtnert - Ein tolles Buch, hat mich 100% überzeugt!

    Buchinhalt:

    Gunter, der Lebensgefährte von Oma Renates Freundin Gertrud, muss wegen der Bandscheibe ins Krankenhaus. Die beiden rüstigen alten Damen bekommen derweil von ihm den Auftrag, sich um seinen Garten in der Kleingartenanlage „Abendfrieden“ zu kümmern. Doch mit ein bisschen Gießen hier und Harken da ist es nicht getan – Gunters Garten ist verwahrlost und vermüllt. Für eine Renate Bergmann aber alles kein Problem – sie packt ihre Gummistiefel und das Handy ein und macht sich auf den Weg ins Laubenpieper-Idyll. Zwischen Kopfsalat, dem pedantischen Platzwart und allerlei verschrobenen Parzellennachbarn gibt es so einiges an Abenteuern zu erleben…


    Persönlicher Eindruck:

    Im nunmehr schon 15. Band schickt Torsten Rhode seine betagte Rentnerin Renate Bergmann wieder hinaus, ihre Erlebnisse zu berichten – diesmal direkt aus der Laubenkolonie „Abendfrieden“, wo sie und ihre Freundin Gertrud sich derzeit um den Garten von Gertruds Lebensgefährten kümmern.

    Es ist eine Erfolgsgeschichte, die auch nach so vielen Bänden noch immer zieht und ihren absoluten Reiz hat. Die Rentnerin aus Berlin-Spandau, selbst schon 82 Jahre alt, erzählt mit viel Humor und Schlagfertigkeit von ihren Erlebnissen und hält der heutigen Gesellschaft auch mehr als einmal den Spiegel vor. Hauptthema ist das „Garteln“, ihre Erfahrungen mit Gemüse, Laube und Gartennachbarn – witzig und charmant verpackt und auch für die Städter ohne eigenes Grün mehr als interessant.

    Man lernt auch bereits aus den anderen Bänden bekannte Nebenfiguren wie ihre Freunde Gertrud, Ilse und Kurt, Renates Tochter Kirsten mit Esoterikfimmel nochmal neu kennen und käme auch prima ohne Vorkenntnisse schnell in den Genuss dieses kurzweiligen, spritzigen und trotz allem Witz auch mit sehr vielen nachdenklichen Untertönen versehenen Romans.

    Gut gefallen hat mir die Bildhaftigkeit und Lebendigkeit der Erzählung. Vor dem inneren Auge des Lesers entsteht sofort nach wenigen Seiten ein Bild und ich kann mit Fug und Recht sagen: ich war gerne zu Gast in der Kleingartenanlage. Die Figuren sind alle facettenreich gestaltet, die Passagen, die Frau Bergmann aus ihrer Jugend mit einstreut, authentisch und überzeugend. So wird jeder Leser irgendwo die eigene Nachbarschaft, die Erzählungen von Eltern oder Großeltern oder auch das Selbsterlebte wiederfinden in dem, was und die Rentnerin uns hier erzählt.

    Einen Bogen und Rahmen für die Erzählung ist zweifelsohne Gunters Krankenhaus- und Reha-Aufenthalt (von dem man erst mal so gut wie nichts erfährt, weil Gunter ist schwerhörig und telefonieren ist nicht so einfach) und seine Rückkehr am Schluss, die dann noch mit einem schönen Happy End aufwartet, das ich aber an dieser Stelle nicht verraten möchte.

    Eine absolute Leseempfehlung und eine tolle Geschichte aus vielen kleinen Geschichten, die zusammen ein großes stimmiges Ganzes bilden. Bleibt nur zu hoffen, dass es bis zum nächsten Buch der „Online-Omi“ nicht ganz so lange dauert!

    Das Leben, ein ewiger Traum Das Leben, ein ewiger Traum (Buch)
    02.04.2021

    Spannende Reise auf die dunklen Seiten des Millionen-Molochs Berlin in den 1920er Jahren

    Buchinhalt:

    Im Berlin der goldenen 20er Jahre tritt die junge Witwe Magda ihren Dienst als neue Polizeiärztin in der Millionenmetropole Berlin an. Sie erlebt bei ihrer Arbeit keineswegs die glitzernde, mondäne Fassade sondern die Düsternis von Kriminalität, Mord, Prostitution und Kinderhandel. Gleich ihr erster Fall lässt die Medizinerin nicht mehr los: ein kleines Mädchen wird Zeuge des Mordes ihrer beiden Eltern – der Fall führt Magda in eine Welt aus Kinderhandel und prekärer Armut. Kein Kind sollte in solchen Verhältnissen groß werden…


    Persönlicher Eindruck:

    Die Golden Twenties – wer hat kein Bild vor Augen, wenn es um das Berlin der 20er Jahre geht…. Charleston, Tango, schillernde Revuen – ein neues Aufblühen der Metropole nach dem Ersten Weltkrieg. Doch dieser Roman beleuchtet ein anderes Berlin der 1920er Jahre. Hier stehen die Schattenseiten der Millionenstadt im Vordergrund, eine Welt zwischen bitterer Armut, Prostitution, Kinderhandel und Mord. Mittendrin die neue Polizeiärztin Magda Fuchs, die sich nach dem Tod ihres Mannes in Berlin ein neues Leben aufbauen will. „Das Leben ein ewiger Traum“ ist der erste Teil der Polizeiärztin-Reihe, die unverblümt all das beleuchtet, was der Große Krieg und dessen Ende schließlich mit sich brachte.

    Neben Magda erzählt der Roman auch die Geschichte von mehreren anderen Frauenfiguren, die ihren Platz in der neuen Freiheit suchen: da wären unter anderem Celia, Tochter aus reichem Hause und unglücklich zwangsverheiratet oder Doris, ein Mädchen vom Lande, das in der großen Stadt groß rauskommen und vom Film entdeckt werden möchte. Oder aber die Anwältin Ruth, die Magda in die Welt von Emanzipation und weiblicher Kunst einführt.

    Daneben wird man als Leser Zeuge vom Leben und Leiden der beiden Kinder Elke und Kulle, zwei völlig unterschiedliche Charaktere, deren Schicksal sich allerdings sehr ähnelt. Ich hoffe, ich begegne ihnen in den Folgebänden und werde Zeuge ihres weiteren Lebens und ihrer Entwicklung.

    Alle Figuren und deren Geschichten zeigen ein stimmiges Bild einer vergangenen Zeit, ein Bild, das sich unter der Schale aus Glitzer und Glamour verbirgt. An vielen Stellen jagt die durchaus auch mal brutale Beschreibung der Realität dem Leser eine Gänsehaut voller Grauen über den Körper.

    Mir hat diese Mischung aus Frauen- und historischem Roman sowie Krimi sehr gut gefallen, es war mir beim Lesen kaum möglich, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Der Schreibstil und die Art, wie das Autorenduo den Figuren Leben einhaucht, fand ich sehr eingängig und bildhaft. Die Protagonisten agierten glaubwürdig und waren genauso wie das Setting bildgewaltig angelegt, so dass ich – nicht nur nach dem Cliffhanger am Schluss – absolut gespannt bin, wie diese Reihe weiter geht.

    Ein gelungener Roman, der das Berlin von Damals von einer ganz anderen, unverklärten Seite zeigt und dabei weder mit Spannung noch mit Esprit geizt. Eine absolute Leseempfehlung!

    Fritz und Emma Barbara Leciejewski
    Fritz und Emma (Buch)
    30.03.2021

    Ganz nett aber nicht herausragend und auch leider ohne länger bleibenden Eindruck.

    Buchinhalt:

    2019: Marie, die Frau des neuen Pastors in der kleinen pfälzischen Gemeinde, kommt nur schwer mit dem Landleben zurecht. Bei der Organisation der 750-Jahr-Feier lernt sie nach und nach die Bewohner des kleinen Dorfes kennen, unter ihnen auch Fritz und Emma. Die beiden sind 92 Jahre alt und waren einst ein Paar – doch mittlerweile seit über 70 Jahren zerstritten und es herrscht Funkstille. Schließlich wittert Marie hier eine Aufgabe: sie will die Beiden wieder versöhnen und unbedingt wieder zusammenbringen…


    Persönlicher Eindruck:

    Die Autorin nimmer den Leser in diesem Roman mit auf zwei Zeitebenen in Gegenwart und Nachkriegszeit, in der Fritz und Emma noch jung waren und ihre einstige Liebe zerbrach. Ich war ehrlich gesagt beim Lesen ziemlich verwundert. Anhand der Leseprobe hatte ich etwas ganz anderes erwartet, nämlich einen Roman mit Schwerpunkt Nachkriegszeit, der mich mitnimmt in das Leben von Fritz und Emma, den im Titel propagierten Protagonisten und das Leben in dieser Epoche. Falsch gedacht – es ist ein Gegenwartsroman mit vielen episodischen Rückblenden, der Schwerpunkt liegt eindeutig bei Marie, der Pfarrersfrau.

    Genau mit dieser hatte ich ein Problem. Marie ist jung und kommt nur schwer zurecht mit ihrem Leben auf dem Land – sie kann nicht kochen, nicht basteln, nicht singen und hat auch sonst kein Händchen für die Gemeindearbeit ihres Mannes. Einzig die 750-Jahr-Feier des Dorfes, zu deren Organisation sie mehr oder minder gedrängt wird, bringt sie zusammen mit den Bewohnern. Zwei davon sind die 92jährigen Fritz und Emma, einst ein Paar, doch seit über 70 Jahren heillos zerstritten.

    An dieser Stelle wittert Marie ihre Chance, etwas zu tun zu bekommen. Und genau hier scheidet sich die Meinung der Autorin von meiner. Marie will unbedingt die Beziehung der beiden Alten kitten, dabei ist doch ihr Mann der Pfarrer und sie nur die Gattin – ich würde es noch akzeptieren, wenn ihr Mann sich in das Leben der beiden einmischen würde, aber Marie geht das schlichtweg überhaupt nichts an. Schon gar nicht ohne irgendeinen Auftrag von Seiten der Betroffenen. Das würde Marie bei mir genau einmal versuchen… Zudem waren beide später mit anderen Partnern verheiratet, haben sogar Kinder und haben mit der Jugendbeziehung schon lange abgeschlossen. Man muss nicht auf Teufel-komm-raus jede längst abgehakte Geschichte wieder neu aufwärmen – so meine Meinung. Zudem wären die beiden alt genug, selbst tätig zu werden. Wenn sie das offensichtlich nicht möchten, hat man das einfach zu akzeptieren.

    Ich empfand Maries Bestreben hier mehr als übergriffig. Marie tut das Ganze auch nicht aus christlicher Nächstenliebe – nein, die ganze Aktion dient nur dazu, dass sie ihre eigene Langeweile los wird und endlich was zu tun kriegt.

    In Rückblenden nimmt man Teil am Leben von Fritz und Emma, von Kriegstragödie und persönlichem Schicksal. Diese Passagen waren zweifelsohne bewegend, hier hätte die Autorin viel mehr Potential nützen können, hätte sie den Schwerpunkt ganz auf das einstmals verliebte Paar gesetzt. Der Schreibstil selbst ist eingängig und die Geschichte kurzweilig – bietet allerdings an vielen Stellen lediglich altbekannte, triviale Sonntag-Abend-Herzschmerz-Unterhaltung. So wirklich überzeugt bin ich nicht von dem Roman, der leider auch relativ schnell den Grund für das Zerwürfnis zwischen Fritz und Emma preisgibt.

    Fazit: ganz nett, aber nicht so herausragend, wie andere, vergleichbare Romane aus Kriegszeit / Gegenwart und leider ohne bleibenden Eindruck. Schade….
    Das Dünencafe Sina Beerwald
    Das Dünencafe (Buch)
    23.03.2021

    Sehr gut recherchierte, interessante Historienpassagen, doch mit den Figuren wurde ich nicht warm. Schade, hatte mir mehr erhofft....

    Buchinhalt:

    Sylt, kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges: Moiken setzt alles daran, das Hotel „Strandvilla“ und das dazugehörige Dünencafé in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Hyperinflation und persönliche Tiefschläge machen ihr Vorhaben nicht einfach, doch Moiken lässt sich nicht unterkriegen. Noch immer trauert sie ihrer großen Liebe, dem Fotografen Boy, hinterher, dann jedoch tritt der Ingenieur Adam von Baudissin in ihr Leben, der ein Jahrhundertprojekt auf der Insel verwirklichen will: den Hindenburgdamm, eine Verbindung zwischen Insel und Festland…


    Persönlicher Eindruck:

    Im zweiten Teil ihrer Sylt-Reihe entspinnt Autorin Sina Beerwald einen fundiert recherchierten historischen Roman von der Insel Sylt. Wir schreiben mittlerweile die goldenen 20er Jahre, der Große Krieg ist zu Ende und wie alle Menschen sehnt sich auch Hotelinhaberin Moiken nach einem Neuanfang. Mit ihrer jüngeren Tochter Frieda lebt sie im Hotel „Strandvilla“ und trotz der Ressentiments der männlichen Bevölkerung scheint sie als Hotel- und Cafébesitzerin ihre Sache recht gut zu machen.

    Weniger Glück hat Moiken allerdings mit den Männern. Noch immer trauert sie Boy hinterher, der inzwischen mit der gemeinsamen 20jährigen Tochter in Berlin lebt und mehr schlecht als recht über die Runden kommt. Boy ist für Moiken den ganzen Roman über die schillernde, hochstilisierte und verklärte Männerfigur, die für sie auf einem ganz hohen Sockel steht und gegen die keiner ihrer letztendlich drei Ehemänner bestehen kann. Moiken als Hauptfigur sollte eigentlich Identifikationsfigur für den Leser sein – ich jedenfalls wurde zu keiner Zeit warm mit der Frau.

    A Propos Figuren. Der Roman ist wunderbar recherchiert, die historischen Zusammenhänge und die Passagen über das damalige Inselleben und den Bau des Hindenburgdammes sind hervorragend recherchiert und sehr spannend für den Leser. Vor dem inneren Auge kann man sich einwandfrei zurückversetzen in die Zeit der Weimarer Republik. Aber die Figuren…. Es tut mir leid, sagen zu müssen: die historischen Passagen können noch so gut gemacht sein, das reicht einfach nicht, wenn man als Leser auf 500 Seiten keinerlei Bezug zu den Figuren aufbauen kann, ja wenn einem die Hälfte davon sogar mehr oder weniger unsympathisch ist.

    Ein Beispiel dafür ist Emma, Moikens ältere Tochter. Sie rebelliert von Beginn an gegen ihre Mutter, beseelt von dem Vorhaben, diese und ihren Vater Boy wieder zusammenzubringen, koste es, was es wolle. Dadurch wirkt die 20Jährige eher wie ein Kleinkind. Das ist doch Moikens Problem, aber nicht das von Emma!

    Letztendlich überwog am Schluss bei mir die Tatsache, dass mir die Gefühle in dieser Geschichte gänzlich fehlten. Weder konnte ich einen knisternden Funken zwischen Moiken und Boy wahrnehmen, noch zwischen Moiken und Adam. Vielmehr ging mir nach einer Weile „Boy hier, Boy da, Boy überall“ so dermaßen auf die Nerven, dass ich ein Bedürfnis, den dritten Band zu lesen, leider gar nicht verspüre.

    Schade, aber mehr als 3 Sterne von 5 kann ich nicht vergeben.

    Zu Befehl, Frau Doktor! Karen Witemeyer
    Zu Befehl, Frau Doktor! (Buch)
    18.03.2021

    Spannender, klassischer Western mit christlicher Botschaft: sehr empfehlenswert!

    Buchinhalt:

    Texas, 1890: vier ehemalige Kavalleriesoldaten um Hauptmann Matthew Hanger lehren Viehdiebe und allerlei Gangster das Fürchten: Als „Hangers Reiter“ sorgen die Männer im Wilden Westen für Sicherheit. Eines Tages brauchen sie selbst Hilfe: als einer der Ihren angeschossen wird, treffen die Reiter auf Josephine, die als „Doktor Jo“ eine Arztpraxis betreibt. Die junge Frau ist tough und lässt sich so leicht nichts gefallen, was wiederum Matt, dem Anführer der Reiter gut gefällt – die sofort aufkeimenden Gefühle füreinander lassen sich nicht leugnen. Dann wird Josephine von Gangstern entführt….


    Persönlicher Eindruck:

    Auch im neuen Roman von Erfolgsautorin Karen Witemeyer fühlt man sich als Leser sofort zu Hause: ihre Westernromane mit klassischen Helden und feinem, christlichen Touch sind jedes Mal ein absolutes Leseerlebnis. So auch hier: Vier Reiter ziehen als Rächer der Wehrlosen und Hüter von Recht und Gesetz durch die Texanische Prärie. Ihr Anführer ist Matt, ein ehemaliger Kavallerieoffizier und der Westernheld schlechthin. Zusammen mit seinen Kameraden sind die Reiter lebende Legenden und dementsprechend vorauseilend ihr Ruf.

    Josephine „Jo“ Burkett ist Ärztin, lässt sich als Frau in einer Männerdomäne nichts gefallen und arbeitet hart an ihrem tadellosen Ruf als Medizinerin. Als die Reiter und Doktor Jo aufeinandertreffen, entspinnt sich ein spannendes und bildgewaltiges Abenteuer, das jeden Westernfan zutiefst begeistert.

    Handlung und Setting sind facettenreich und bildgewaltig, man ist bereits auf den ersten Seiten mittendrin und fiebert mit den Charakteren mit. Wie immer bei Witemeyer sind die handelnden Personen liebevoll und tiefgängig gestaltet und der Plot fein recherchiert und überzeugend ausgearbeitet. „Zu Befehl, Frau Doktor!“ ist ein klassischer Western, wie man ihn aus den Filmen der 60er Jahre kennt, es könnte genauso eine Verfilmung mit Leinwandlegenden wie John Wayne, Burt Lancaster oder Robert Mitchum sein. Frau Witemeyer kann was, das sieht man auch in diesem Roman.

    Wie für einen Roman aus einem der christlichen Verlage üblich enthält die Geschichte auch einen christlichen Aspekt, der Themen wie Gottvertrauen und Nächstenliebe beinhaltet. Dabei ist der christliche Bezug dezent und unaufdringlich in die Handlung eingewogen und passt an allen Stellen harmonisch in das Gesamtgefüge.

    Für den ersten Teil der „Hangers Horsemen“-Reihe kann ich absolut überzeugt eine Leseempfehlung aussprechen, ein Buch für alle, die niveauvolle historische Romane über das 19. Jahrhundert zu schätzen wissen und für Westernfans sowieso.

    Die Insel der Wünsche - Stürme des Lebens Anna Jessen
    Die Insel der Wünsche - Stürme des Lebens (Buch)
    15.03.2021

    Dramatischer Schicksalsroman mit poetischem, detailreichem Schreibstil - dieser erste Teil der Helgoland-Trilogie hat mir sehr gut gefallen!

    Buchinhalt:

    Hamburg, 1887: die aus ärmlichsten Verhältnissen stammende Tine Tiedkens verdingt sich am Hamburger Hafen als Blumenmädchen, um ihre Eltern und die neun Geschwister durchzubringen. Eines Tages kauft ein vornehmer Herr ein Blumensträußchen bei ihr und verspricht ihr Arbeit in seinem Hotel auf Helgoland. Die Insel wird dann zu Tines Traum vom Ende der Armut. Eines Tages schafft sie es dorthin, wird aber rüde abgewiesen. Tine lässt sich nicht entmutigen – und wächst immer mehr aus sich hinaus…


    Persönlicher Eindruck:

    Dieser erste Teil der Helgoland-Trilogie von Anna Jessen besticht durch eine federleichte, bildgewaltige, ja fast poetische Art der Erzählung, die den Leser bereits auf den ersten Seiten in ihren Bann zieht. Der Schreibstil ist farbenprächtig und nimmt den Leser mit auf diese so einzigartige rote Insel inmitten der Nordsee, beschreibt mit Herzblut Land und Leute sowie das Leben zur damaligen Zeit.

    Doch bevor es soweit ist, befinden wir uns im Hamburg des 19. Jahrhunderts, im Gängeviertel und am Hafen, wo Tine und ihre Familie in bitterster Armut leben. Hunger, elende hygienische Zustände und die Trunksucht des Vaters bestimmen Tines Leben. Mit dem Verkauf von Blumen an die Reisenden auf den großen Schiffen verdient sie ein paar Pfennige, fast der einzige Lebensunterhalt der 12köpfigen Familie. Die Armut der Tiedkens ist bei der Lektüre zum Greifen nah, es bleibt wohl kein Leserauge trocken bei der Beschreibung der mehr als prekären Zustände. Als dann Helgoland als Begriff an Tines Horizont erscheint, jene Insel, auf der die Reichen und Schönen der damaligen Zeit Urlaub machen, träumt sich das Mädchen dorthin und ergreift schließlich die Gelegenheit.

    Tine als Hauptfigur hat Identifikationspotential und man ist als Leser Zeuge, wie sich das junge Mädchen vom Aschenputtel aus Hamburg zum Zimmermädchen hocharbeitet und sich schließlich in Henry Heesters verliebt, der ihre Gefühle erwidert. Gut gefallen hat mir auch Fritzi, ihre geistig zurück gebliebene kleine Schwester, die sich im Haushalt des Pfarrehepaars ebenfalls prächtig entwickelt und ihren Defizit zu großen Teilen ablegt.

    Schwerer zu beurteilen war für mich Henry Heesters. Zum Zeitpunkt seiner Heirat mit Tine fast doppelt so alt wie sie macht er lange Zeit auf mich einen eher seltsamen Eindruck. Was ist sein Bestreben? Ist es wirklich die Liebe zu Tine oder imponiert ihm die Möglichkeit, das junge Mädchen nach seiner Façon zur Gattin an seiner Seite formen zu können? Man erfährt es nicht wirklich. Tines Naivität legt sich im Laufe der Zeit, doch trotzdem fand ich, dass die schnelle Heirat über diverse Standesunterschiede hinweg leider auch ein gewisses „Geschmäckle“ hatte.

    Tine ist das Paradebeispiel für Großherzigkeit, Manieren und Strebsamkeit. Man möchte meinen, Henry stünde für Verantwortungsbewusstsein und die große Liebe – ohne jetzt zu viel verraten zu wollen wendet sich dieser Gedanke um 180 Grad zum Schluss dieses ersten Bandes. Ich jedenfalls hätte diese Entscheidung von ihm nicht erwartet.

    Das Ende schließt vorläufig mit einem spannenden Cliffhanger, der Lust auf den nächsten Band macht. Zusammen mit der detailreichen Landkarte der Insel und der sehr angenehmen Schreibweise war es auf alle Fälle ein Vergnügen, Helgoland und seine Bewohner kennen zu lernen.

    Eine absolute Leseempfehlung, ich kann Band 2 kaum erwarten!
    Die Sterne über Falkensee Luisa von Kamecke
    Die Sterne über Falkensee (Buch)
    07.03.2021

    Sehr spannende Fortsetzung der Familiensaga aus Westpreußen in den 1920er und 30er Jahren

    Buchinhalt:

    Westpreußen, 1925: die Ehe der Gutsbesitzertochter Isabella mit dem Getreidehändler Julius steht unter keinem guten Stern. Julius ist Ortsgruppenleiter der NSDAP und ganz auf einer Linie mit der Doktrin seiner Partei – das unabhängige und weltoffene Wesen seiner Frau passt ihm gar nicht. Zudem kommt, dass Isabella einfach nicht schwanger wird und Julius seine politischen Felle davonschwimmen sieht. Als er sie auf einer Ferienreise vergewaltigt, will Isabella die Scheidung – doch das bringt ungeahnte Konsequenzen für die Familie mit sich….


    Persönlicher Eindruck:

    Im zweiten Band der Westpreußen-Saga ist inzwischen einige Zeit vergangen und die nächste Generation der von Bargelows steht im Mittelpunkt. Hintergrund der Geschichte ist die Weimarer Republik und die Machtergreifung der Nationalsozialisten, die auch das Leben in Westpreußen verändert.

    Isabella von Bargelow, die Tocher von Alice und Stieftochter von Konrad sowie der ekelhafte Julius Kirchner sind in diesem Band die Hauptfiguren. Auch diesmal schafft er die Autorin, die handelnden Personen tiefgängig und nachvollziehbar anzulegen – seien es nun die Protagonisten oder auch die zahlreichen Nebenfiguren, die dem Plot Leben und Intensität einhauchen.

    Isabella ist sehr lange Zeit die behütete Gutsherrntochter, aufgewachsen mit allen Annehmlichkeiten, Kammerfräuleins und dem sprichwörtlichen goldenen Löffel im Mund. Ihre Mutter wünscht sich nichts mehr, als eine reiche, adlige Partie für ihre Tochter. Als der auserkorene Zukünftige dann Isabellas Freundin heiratet, scheint zunächst alles verloren. Dann stürzt sich Isabella in eine Heirat mit dem Lebemann Julius, der ebenfalls wohlhabend aber bürgerlich ist.

    Julius ist das Ekel schlechthin. Ich glaube, er erhofft sich durch die Einheirat in den Gutsbetrieb lediglich mehr Kundschaft für seinen Getreidehandel – Isabellas Gedanken und Wünsche sind ihm vollkommen egal. Als glühender Anhänger von Hitler und Mitglied in der NSDAP macht er keinen Hehl aus seiner Einstellung: seine Frau solle möglichst schnell und viele Kinder bekommen und zu Hause bleiben, er erlaubt ihr noch nicht einmal Fahrten mit ihrem eigenen Automobil oder die Besuche bei Fine, die inzwischen ein Mädchenpensionat in Deutsch Eylau leitet.

    Die historischen Begebenheiten und die Gräuel der Nazis klammert dieser Roman zu keiner Zeit aus, vieles vermittelt die Autorin höchst subtil (ich denke hier an die Passagen über Frau Schubbke in der Nervenklinik oder die Pogrome gegen jüdische Geschäftsleute, wie Isabellas Hutmacherin oder dem Tierarzt Leonhard Kampmann).

    Gerade in den letzten Kapiteln, als es nach der Scheidung von Julius für Isabella doch noch die große Liebe gibt, steht diese auf reichlich sandigem Untergrund und man weiß auch als Leser nicht, ob es für die beiden eine gemeinsame Zukunft geben wird.

    Der Schluss ist harmonisch in Bezug auf die Gesamthandlung, allerdings trotzdem so weit offen gehalten, dass die Möglichkeit für einen weiteren, dritten Band möglich bleibt. Die gesamte Handlung spielt sich zwischen 1925 und 1936 ab, somit noch vor dem Zweiten Weltkrieg, und beschreibt auf eindringliche Weise das Leben der Menschen in der damaligen Zeit.

    Ich kann für „Sterne über Falkensee“ auf jeden Fall eine Leseempfehlung aussprechen, man müsste noch nicht mal den ersten Band kennen, um Freude an dem Roman haben zu können. Eine gelungene Fortsetzung einer großartigen Reihe!
    Glückskinder Teresa Simon
    Glückskinder (Buch)
    28.02.2021

    Vieles war nicht wirklich authentisch und realitätsnah, hat mich daher nicht komplett überzeugen können.

    Buchinhalt:

    München 1945: der Krieg ist zu Ende und die amerikanische Besatzungszeit beginnt. In der zerbombten Stadt ist alles Mangelware – Heizmaterial, Kleidung, Lebensmittel. Wer es sich leisten kann und über das nötige Tauschmaterial verfügt, deckt sich auf dem Schwarzmarkt ein. Dort lernt Antonia (Toni), die mit ihrer Familie bei ihrer Großtante Vev untergekommen ist, den verwegenen Louis kennen, der auf wundersame Weise Zugriff auf alle möglichen Waren hat. Dann jedoch wird eines Tages die holländische KZ-Zwangsarbeiterin Griet in der Wohnung von Tonis Familie zwangseinquartiert…


    Persönlicher Eindruck:

    Mit „Glückskinder“ legt die unter dem Pseudonym Teresa Simon schreibende Brigitte Riebe einen Roman aus dem besetzten Nachkriegsdeutschland vor und schildert anhand zweier ganz unterschiedlicher Frauen die Sorgen und Nöte, aber auch die Wünsche und Hoffnungen einer ganzen Generation.

    Während Antonia relativ behütet aufwächst und zusammen mit ihrer Mutter und anderen Verwandten bei ihrer Großtante Vev unterkommt, kämpft Griet van Mook schon in der Kriegszeit ums Überleben. Als politische Gefangene aus dem holländischen Widerstand überlebt Griet KZ, Zwangsarbeit und Todesmarsch. Dass sie unter falschem Namen lebt, verschweigt sie. Im von den US-Amerikanern besetzten München schlägt sie schließlich Wurzeln und ihre Geschichte verbindet sich mit der von Antonia.

    Die erste Hälfte des Romans empfand ich als sehr spannend und farbenprächtig. Die historischen Gegebenheiten der damaligen Zeit verweben sich hier gekonnt mit dem Leben und Alltag der Figuren und man scheint nur so durch die Seiten zu fliegen. Nach etwa der Hälfte lässt dieses Gefühl allerdings spürbar nach. Vieles, was hier aus der Besatzungszeit geschildert und beschrieben wird, ist in meinen Augen wenig realistisch – so rennen Toni und Griet bei jedem erdenklichen Problem zu den Amerikanern, wo ihnen auch sofort und ohne lang nachzufragen Hilfe zu Teil wird. Seien es nun persönliche Probleme, benötigte Medikamente oder der Berufswunsch des aus Kriegsgefangenschaft geflohenen Bruders – die Amis werden’s schon wuppen. Absolut vorbei war es dann bei dem „Problem“, die Besatzer um einen BH für Tonis kleine Schwester zu bitten. Nein, mit solchen Hämmern verspielt die Geschichte letztendlich jegliche Art von Authentizität.

    Mal ganz abgesehen davon: aus zuverlässiger Zeitzeugenquelle weiß ich: so, wie der Roman die Beziehung zwischen den Amis und Deutschen hier beschreibt, war es in Wirklichkeit nicht. Natürlich soll ein Roman in erster Linie unterhalten und wem der historische Hintergrund nicht so wichtig ist, der nimmt daran natürlich auch keinen Anstoß...

    Bezüglich der Figuren überzeugte mich letztendlich nur Toni. Bis relativ gegen Ende hatte ich keinen wirklichen Einblick, wie die Familienverhältnisse im Haus Neureuther wirklich sind und wer zu wem gehört, dazu waren die Charaktere zu eindimensional und austauschbar. Griet als Gegenpart von Toni ist aufgrund ihrer Vergangenheit unzweifelhaft zu bedauern, nimmt aber im Laufe der Handlung auch alles mit, was sie kriegen kann.

    Im Laufe des Romans tauschen die beiden Hauptfiguren ihre ganzen Liebhaber schließlich einmal komplett durch und natürlich gibt’s bei beiden ein Happy End – als Leser war ich jedoch nach 500 Seiten nicht ganz so happy und hatte mir ehrlich gesagt mehr erhofft.

    Mein Fazit: eine eigenartige Mischung aus einerseits spannenden Passagen mit bildgewaltigem Plot und andererseits nicht authentischen Verflechtungen der handelnden Personen. Für mich daher nur eine mittlere Bewertung.
    Turansky, C: Weiter als der Ozean Turansky, C: Weiter als der Ozean (Buch)
    21.02.2021

    Spannende und berührende Geschichte mit tollen Figuren, ein wahrer Pageturner!

    Buchinhalt:

    Weil ihre verwitwete Mutter schwer erkrankt, werden die drei kleinen Geschwister von Laura McAlister in ein Waisenhaus gebracht. Ohne Zustimmung der Mutter, die ihre Kinder zurück haben will, verschifft das Kinderheim die Geschwister nach Kanada, wo sie als billige Arbeitskräfte auf Farmen arbeiten sollen. Das will Laura nicht hinnehmen und versucht, zusammen mit dem jungen Anwalt Andrew, die Kinder zu finden. Da Andrew im Auftrag der Regierung einen Bericht über die Kinderverschickung schreiben soll, gelingt es den beiden, zumindest Garth und Katie ausfindig zu machen. Doch ihre „Besitzer“ wollen die Kinder nicht herausgeben…


    Persönlicher Eindruck:

    „Weiter als der Ozean“ ist bereits der zweite Roman zum Thema British Home Children-Programm, den ich lese. Zwischen den 1860er und 1930er Jahren verschiffte England über 100.000 Kinder nach Kanada, wo sie oft ein trauriges Dasein als billige Arbeitskräfte fristeten. Dabei scherte es die Heime wenig, ob es sich wirklich um Waisen handelte oder ob es noch Eltern gab.

    So auch im vorliegenden Roman: das Schicksal, von dem die Autorin hier erzählt, fußt auf wahren Begebenheiten. Die drei Geschwister Garth, Katie und Grace kommen in ein Heim, nachdem die verwitwete Mutter schwer erkrankt und sich eine Weile nicht um ihre Kinder kümmern kann. Dass die drei eine volljährige Schwester haben, die sich um sie kümmern will, ist dabei unerheblich – Laura ist nicht der Vormund und so haben weder sie noch die Mutter irgend ein Recht an den drei Kleinen.

    Es ist erschreckend, was Katie auf ihrer Arbeitsstelle in Kanada erlebt und wie sie behandelt wird: kaum zu essen, kein liebevolles Wort und einen Schlafplatz im Stall, arbeitet die 14Jährige von früh bis spät. Ihrem Bruder ergeht es ähnlich. Auch wenn ihn sein „Besitzer“ ordentlich behandelt, gibt er den Jungen nicht heraus, als er erfährt, dass dieser noch Familie hat, die ihn wiederhaben möchte.

    Die Beschreibung des damaligen Lebens in den Kinderheimen und auf der Verschickung in die Neue Welt ist bildhaft und nachvollziehbar gestaltet. Die handelnden Personen sind tiefgründig und glaubhaft angelegt, so dass man sich gleich zu Beginn in die McAlisters einfühlen und mit ihnen hoffen und bangen kann.

    Der Roman, der im christlichen Verlag Gerth Medien erschienen ist, weist an vielen Stellen dezente christliche Botschaften auf und behandelt Themen wie Gottvertrauen, Hoffnung und das sichere Wissen um Gottes Geborgenheit, auch in zunächst aussichtsloser Situation.

    Im Nachwort erläutert die Autorin einige historische Details zum British Home Children-Programm und deutet an, dass eine Fortsetzung zu diesem Roman in Arbeit wäre, denn der Schluss ist offen und macht aufgrund des Cliffhangers neugierig, wie es weiter geht und ob es für die McAlisters ein Happy End geben wird. Der Verbleib der Jüngsten, Grace, ist noch komplett im Dunkeln, so dass ich mich heute schon auf den 2. Band freue.

    Mein Fazit: ein berührender, spannender und bildgewaltiger Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht. Eine absolute Leseempfehlung, keine Frage!
    Die Wunderfrauen Stephanie Schuster
    Die Wunderfrauen (Buch)
    18.02.2021

    Absolut gelungen, eine wunderbare Fortsetzung!

    Buchinhalt:

    Inzwischen schreibt man die 1960er Jahre und nach Krieg und Wirtschaftswunder ist Deutschland im Aufschwung. Das Leben geht weiter und auch bei den vier Frauen hat sich vieles verändert. Luises Laden läuft prima, Marie hat mittlerweile drei Kinder, die alleinerziehende Helga arbeitet inzwischen als Frauenärztin und auch Annabell bekommt noch einmal Nachwuchs. Die Freundschaft der vier Frauen hat sich entwickelt und man hilft sich gegenseitig. Doch nicht alles ist rosarot – ein medizinischer Skandal erschüttert Annabells Ehe und auch so manche Geister der Vergangenheit drängen wieder an die Oberfläche….


    Persönlicher Eindruck:

    Erneut nimmt Autorin Schuster ihre Leserschaft mit an den Starnberger See zu Luise, Helga, Marie und Annabell. Wir befinden uns inzwischen in den Swinging Sixties, zwischen Rock’n’Roll, Wirtschaftswunder und Hippiezeit. Erneut taucht man als Leser ein in das tägliche Leben der vier Protagonistinnen und erlebt kleine und große Ereignisse in den jeweiligen Familien.

    Wie schon in Band 1 der Trilogie ist man sofort mittendrin in der heimeligen Wohlfühlatmosphäre, die die Autorin gekonnt rüberbringt. Es ist ein Gefühl von Zugehörigkeit und Geborgenheit, das einen bis zum Schluss nicht mehr los und die Seiten nur so dahinfliegen lässt. Die Erzählung ist tiefgängig und sowohl Plot als auch Figuren sind wunderbar ausgearbeitet.

    Luise und ihr Laden sind nach wie vor Dreh- und Mittelpunkt der Geschichte. Der Laden ist nicht nur ein Ort des Einkaufs, er ist für viele ihrer Kunden ein Treffpunkt, der nicht nur Luises Familie über die Jahre hin geprägt hat. Marie und Martin auf ihrem Leutstettener Bauernhof haben inzwischen eine große Kinderschar und auch auf dem Land läuft nicht alles rund. Annabell hat nach ihrer zweiten Geburt mit einem harten Schicksalsschlag zu kämpfen, denn auch sie ist ein Opfer des Skandals rund um das Beruhigungsmedikament Contergan – ihre Tochter hat Fehlbildungen an beiden Armen. Helga, die inzwischen als Gynäkologin in der Seeklinik arbeitet, bringt ihre Patientinnen mit Verhütungsmitteln in Kontakt und kann zudem ihre fast in die Brüche gegangene Freundschaft mit Luise neu festigen.

    Diese Reihe ist ein absolutes Lesehighlight. Man erlebt anhand der handelnden Personen hautnah die deutsche Nachkriegsgeschichte, Erlebnisse, die unsere Eltern erzählen, werden hier noch einmal lebendig. So manche Leser wird sich bei der Lektüre an das ein oder andere aus seiner eigenen Kindheit und Jugend zurückerinnern. Von allem nur das Beste ist ein wundervoller Roman, den man am liebsten gar nicht mehr weglegen möchte, hat man einmal mit dem Lesen begonnen.

    Mehrere noch offene Handlungsfäden aus dem ersten Band werden hier gekonnt fortgeführt und so kommt es auch in diesem Band dazu, dass es zwei spannende Cliffhanger gibt, die jetzt schon neugierig machen auf den abschließenden dritten Teil.

    Alles in allem ein vielschichtiger, lebendiger Roman aus der jüngeren Vergangenheit, mit authentischen, liebevoll gezeichneten Figuren mit ihren kleinen und großen Problemen, Nöten aber auch Freuden. Sprich: eine Geschichte, die erzählt von ganz normalen Leuten, die beispielgebend sind für eine Zeit, in der es endlich wieder aufwärts ging. Eine absolute Leseempfehlung! Top!

    Blackburn, L: Ruhe vor dem Sturm Blackburn, L: Ruhe vor dem Sturm (Buch)
    14.02.2021

    Spannender Abschluss der Trilogie

    Buchinhalt:

    Bei einem Taucheinsatz auf dem Lake Porter können die Ermittler zwei Jugendliche bergen – einen davon leider nur noch tot. Schnell wird Ermittlerin Anissa Bell klar, dass der Fall mit einem Fall aus ihrer persönlichen Vergangenheit zusammenhängt. Und während Anissa schließlich ins Fadenkreuz des Täters gerät, hat ihr Kollege Gabriel Chavez alle Hände voll zu tun, einen tödlichen Anschlag zu vereiteln…



    Persönlicher Eindruck:

    „Die Ruhe vor dem Sturm“ beschließt die dreiteilige Lake-Porter-Reihe und wartet noch einmal mit allem auf, was einen Roman spannend und dramatisch macht. Lynn Blackburn ist es hier wieder vortrefflich gelungen, den Leser mit hineinzuziehen in ee packende Krimihandlung mit einem Schuss Romantik – denn auch die Liebe kommt in dieser Reihe nicht zu kurz.

    Während in den Vorgängerbänden bereits die Kollegen die große Liebe fanden, ist es in diesem Abschlussband Chefermittlerin Anissa Bell und der Undercover-Ermittler Gabriel Chavez, die sich hier näher kommen – trotz einiger Missverständnisse und Anlaufschwierigkeiten.

    Der Lake Porter ist auch diesmal wieder Schauplatz und man fiebert als Leser auch diesmal wieder mit, wer wohl hinter dem Verbrechen, das aus Mord, Schussverletzungen, Entführung und Anschlägen besteht, steckt.

    Gut gefallen hat mir die Art, wie die Autorin den Spannungsbogen über die fast 400 Seiten konstant hoch hält und erst ganz am Ende klar wird, wer der Täter ist. Den Figuren haucht sie gekonnt Leben ein und neben alten Bekannten aus den ersten beiden Bänden lernt man auch zahlreiche neue Charaktere kennen.

    Die Frömmigkeit der Hauptfiguren ist dabei ein zentraler Bestandteil des Romans, der christliche Grundton der Erzählung mäßig stark ausgeprägt – wobei das Buch dadurch an einigen Stellen eine etwas „amerikanische“ Prägung bekommt. Gut, die Autorin stammt aus South Carolina. Als störend empfand ich das Ganze nicht. Themen wie Hoffnung und Gottvertrauen, aber auch (Selbst-)Zweifel und Loslassen spielen in der Handlung eine wesentliche Rolle.

    Obwohl der Roman Teil einer Trilogie ist, könnte man ihn wunderbar auch ohne Vorkenntnisse genießen, die Handlung ist in sich abgeschlossen. Zu Beginn werden einem nochmal alle Hauptfiguren vorgestellt und man findet leicht einen Zugang zu dieser Reihe.

    Mein Fazit: Der Roman ist eine Empfehlung an alle, die Krimi gepaart mit niveauvoller Romantik gerne mögen und es spannend aber dabei nicht blutig haben möchten. Ein intelligenter Wohlfühlkrimi für spannende Lesestunden!
    Der Wind und Wellen lenkt Der Wind und Wellen lenkt (Buch)
    12.02.2021

    Melancholisch-depressiver Roman, leider ziemlich langweilig und zäh. Konnte mich nicht vom Hocker reißen.

    Buchinhalt:

    Um den Tod seines Zwillingsbruders, der im Zweiten Weltkrieg zu Tode kam, zu verarbeiten, veröffentlicht der einfache Fischer Robert ein Gedicht in einer Zeitung. Doch das ist nicht alles – sein Lebensprojekt ist ein Leuchtturm, den er aus „Erinnerungssteinen“ baut. Jahrzehnte später kommt Roberts Großnichte Annie nach Maine, denn ihr Onkel ist schwer krank und liegt im Koma. Wird Annie die vielen Fäden aus Vergangenheit und Gegenwart stimmig zusammenfügen können?


    Persönlicher Eindruck:

    Anders als die zahlreichen begeisterten Leser kann ich diesem Buch so gut wie keine Begeisterung abgewinnen. Im Gegenteil: ich war glaub ich noch nie so enttäuscht von einem Buch aus einem christlichen Verlag. Dieser sehr emotionale und in seiner Erzählung mehr als depressiv-melancholische Roman, der in einem kleinen Fischerdorf an der Küste Maines spielt, hatte für mich auf etwas mehr als 400 Seiten keinerlei Spannung. Die Erzählung plätschert bis zum Ende einfach so dahin. Trotz der Dramatik und dem Potential, die dieser Geschichte innewohnt, konnte mich die Autorin nicht fesseln – was ich sehr bedauere.

    Hauptthema der Handlung sind Tod, Trauer und Erinnerung. Auf zwei Zeitlinien erzählt Amanda Dykes die Geschichte der beiden Zwillingsbrüder Robert und Roy einerseits, andererseits die von Annie, Roys Enkeltochter, die 60 Jahre später den Küstenort besucht, als ihr Großonkel im Koma liegt und dessen Erinnerungen sowie ihre eigenen sortiert und aufwärmt.

    Es fällt mir schwer hier zu vermitteln, weshalb die Geschichte so gar nicht meins war. Es ist nicht nur der etwas gewöhnungsbedürftige Erzählstil im Präsens oder der mehr als flache Spannungsbogen. Es ist auch die Art, wie die Geschichte den Leser runterzieht. Es ist diese düstere Grundstimmung, das jammervolle Element, das nahezu jede im Buch vorkommende Person prägt. Schade, denn die Erzählung rund um das tägliche Leben der Hummerfischer von Maine war detailreich und nachvollziehbar, auch das Setting der Landstriche an der nordamerikanischen Ostküste. Gut gefallen haben mir auch solche Kleinigkeiten wie die gegenseitigen Lebenszeichen der beiden Nebenfiguren Ed und Sully, oder auch der Zusammenhalt der Dorfbewohner.

    Dem gegenüber stehen dann wieder Dinge wie: Einfacher Fischer ohne dementsprechende Fachkenntnis baut kurzerhand Leuchtturm aus einfachen Steinbrocken. Oder: Sündhaft teure Fresnellinse (das ist die Linse für das Licht des Leuchtturmes) wird bei Brand zerstört – dann baut man einfach schnell mal selber eine neue. Nein, das war unrealistisch und nicht glaubwürdig. Hier wirkt die Idee mehr als künstlich und zu sehr konstruiert-gewollt.

    Der christliche Aspekt des Romans spielt eigentlich erst in der zweiten Hälfte eine Rolle, ist dann aber prägend für die Geschichte. Hoffnung ist ebenfalls ein Thema – wird aber von der allgegenwärtigen Trauer nahezu verdrängt.

    Mein Fazit: Ein Roman für Leser, denen eine durchgängig depressive Grundstimmung nichts ausmacht – ich fand es weniger angenehm. Schade, dieser Roman war so gar nicht mein Fall.
    Die Erben von Seydell - Die Schicksalsjahre Die Erben von Seydell - Die Schicksalsjahre (Buch)
    09.02.2021

    Spannender, vielschichtiger zweiter Teil der Gestüt-Saga. Hat mir sehr gut gefallen!

    Buchinhalt:

    Mittlerweile ist es 1914 und die nächste Generation steht schon in den Startlöchern – sowohl auf Gut Seydell in Deutschland als auch auf Los Pinos in Spanien. Dort hat Alexander seine liebe Not mit Tochter Cristina, die Hals über Kopf in einen jungen Anarchisten verliebt ist und gegen ihren Vater rebelliert. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, ist Alexander gerade geschäftlich in Frankreich, wird dort fälschlicherweise für einen Franzosen gehalten und in die Armee eingezogen. Auf dem Schlachtfeld stehen sich kurz darauf Vater und Sohn als Feinde gegenüber….


    Persönlicher Eindruck:

    Nahtlos schließt der zweite Band der Gestüt-Saga an die Geschehnisse von Band 1 an, wobei der Schwerpunkt diesmal eindeutig in der Vergangenheit liegt. Sowohl auf Seydell als auch auf Los Pinos hat sich einiges verändert, beide Güter laufen gut und die jüngere Generation ist nun flügge. Während sich Alexander in Spanien eine eigene Existenz aufgebaut hat, brodelt es in Ludwigs Familie gewaltig – Ludwig enterbt Robert, nachdem er erfahren hat, dass dieser nicht von ihm sondern von seinem Bruder ist und schickt ihn auf eine Militärakademie.

    Die ist schließlich der Grundstein dafür, dass sich Vater und Sohn wenig später nach Beginn des Ersten Weltkrieges auf dem Schlachtfeld als Feinde gegenüber stehen. Dabei spielt ein zugegeben merkwürdiger Umstand eine Rolle, wonach Alexander für einen Franzosen gehalten und ins französische Heer eingezogen wird. Ob das hundertprozentig realistisch sein kann, vermag ich so nicht zu sagen – schließlich ist Französisch nicht seine Muttersprache und die Franzosen müssten das merken (schon allein wegen der militärischen Fachausdrücke und weil sich Alexander ohne weiteres in seiner Rolle als Offizier zurechtfindet), die Autorin schafft dadurch aber einen spannenden Wendepunkt in ihrer Geschichte.

    Ein Großteil des Romans beleuchtet die Wirren und Gräuel des Krieges, zahlreiche historisch belegte Ereignisse und Personen sind in die Handlung eingewoben und sorgen für ein fundiertes Grundgerüst. So werden zum Beispiel die Giftgasangriffe der Deutschen in Flandern und die Gefechte in Verdun näher beleuchtet.

    Mir hat dieser zweite Band eigentlich noch besser gefallen, als der erste. Selbstverständlich sollte man diesen Roman nicht für sich allein stehend lesen, alles baut aufeinander auf und geht gleich auf der ersten Seite nahtlos weiter. Ich hatte nie Probleme, mich unter all den vorkommenden Personen zurechtzufinden, auch die Landkarten in den Umschlagklappen bzw. im Buch dienen dem Verständnis und geben dem Leser das Gefühl, mittendrin zu sein.

    Die Dramatis personae sind authentisch und in ihren Handlungen nachvollziehbar angelegt, sympathisch und facettenreich. Der glaubhafte, flüssige Erzählstil nimmt den Leser sofort gefangen und man legt das Buch gar nicht wieder so leicht aus der Hand.

    Mein Fazit nach nunmehr zwei Bänden: eine tolle und vielschichtige Familiensaga, die ihresgleichen sucht – ich bin schon sehr gespannt auf den Abschlussband. Eine absolute Leseempfehlung für alle, die Familiengeschichten aus der jüngeren Vergangenheit und historische Romane im Allgemeinen zu schätzen wissen!

    Ein neuer Anfang für die Liebe Susan Anne Mason
    Ein neuer Anfang für die Liebe (Buch)
    05.02.2021

    Schöner historischer Liebesroman im Kanada der 1920er Jahre - hat mir gut gefallen!

    Buchinhalt:

    1919 macht sich Quinten Aspinall von England aus auf nach Kanada, um seine drei jüngeren Geschwister zu finden, die über das British Home Children-Programm als billige Arbeitskräfte auf Farmen vermittelt wurden. Dass die drei gar keine Waisen sind und nur aufgrund der Armut der Mutter im Waisenhausgelandet sind, kümmert dabei niemanden. Doch Quinten hat noch einen weiteren Auftrag: die Nichte seines Arbeitgebers finden, die es ebenfalls nach Kanada verschlagen hat. Zusammen decken Julia und Quinten die Lebensumstände auf, unter denen die englischen Waisenkinder leben müssen – auch Quintens kleine Brüder….


    Persönlicher Eindruck:

    In diesem soliden historischen Roman veranschaulicht Autorin Mason das Schicksal der Kinder des British Home Children-Programms, bei dem über die Dr. Barnardos-Heime mehr als 100.000 englische Kinder, vorwiegend Waisen, unter anderem nach Kanada verschifft wurden, wo sie ein oftmals armseliges und menschenunwürdiges Dasein als billige Farmarbeitskräfte fristen mussten. So auch die drei jüngeren Geschwister der männlichen Hauptfigur, Quinten.

    Die Beschreibung des Lebens der Kinder auf den Farmen ist bedrückend – schlechter behandelt als das Vieh, halb verhungert und misshandelt findet Quinten seine beiden jüngeren Brüder auf zwei Farmen im ländlichen Kanada. Nur seine Schwester Becky scheint es besser getroffen zu haben, sie arbeitet bei einer reichen Familie. Trotzdem hat Quinten es mehr als schwer, die drei wieder nach Hause zu holen – die Verträge binden jedes Kind bis zum 18. Lebensjahr fest an den Arbeitgeber und machen sie zu Leiebeigenen ohne jedwede Lobby und Hilfe.

    Julia, die weibliche Hauptfigur und Nichte von Quintens englischem Arbeitgeber, hat ebenfalls ihr Päckchen zu tragen. Auch sie will nicht nach England zurück, jedoch aus einem ganz anderen Grund.

    Gut gefallen haben mir Schreibstil und Bildhaftigkeit der Geschichte – bereits nach wenigen Seiten ist man mittendrin und die Seiten fliegen nur so dahin. Obwohl nicht gerade wenig Personen im Roman vorkommen, vermag die Autorin ihnen allen eine gewisse Tiefe zu verleihen, so dass ich nie Schwierigkeiten hatte, sie zu verorten oder zuzuordnen. Auch die Nebenfiguren sind mit einer Liebe zum Detail ausgearbeitet, ebenso die Höhen und Tiefen, die den historischen Kontext der Geschichte bilden.

    Wie es sich für einen christlichen Roman gehört spielen Themen wie Vergebung, Gottvertrauen und Nächstenliebe eine zentrale Rolle, der christliche Aspekt der Geschichte ist jedoch unaufdringlich in die Handlung eingewoben.

    Was für meinen Geschmack etwas zu schnell und reibungslos abgewickelt wurde, war (ohne zuviel verraten zu wollen) die Sache mit Dr. Hawkins und Julia. Selbstverständlich ist Vergebung ein zentrales Thema – dennoch kommt für mich in der Szene, die ich meine, Gerechtigkeit und Reue zu kurz und werden überhaupt nicht hinterfragt.

    Auf jeden Fall ein lesenswerter Roman in einem ähnlichen Stil wie der von Karen Witemeyer und Tamera Alexander, der viele schöne Lesestunden und Stoff zum Nachdenken beschert und den ich guten Gewissens weiter empfehlen kann!
    Erinnerungen aus Glas Erinnerungen aus Glas (Buch)
    02.02.2021

    Vieles war zu sehr gewollt und konstruiert - so konnte mich die Geschichte als Ganzes nicht überzeugen, leider.

    Buchinhalt:

    Holland in den 1940er Jahren: der Krieg in Europa tobt und Hitlers Machtapparat deportiert auch die Juden aus Amsterdam. Während Eliese, selber Jüdin, als Registrierungskraft in einer Sammelstelle arbeitet, schmiedet sie mit ihrer Kindheitsfreundin Josie den Plan, so viele jüdische Kinder wie möglich an den Behörden vorbei zu schmuggeln und zu retten…

    75 Jahre später deckt Ava bei ihrer Arbeit für die Kingston-Stiftung ein Netz aus Lügen und Habgier auf, das seinen Ursprung in eben jenen dunklen Zeiten hat: wie hängen ihr Urgroßvater William Kingston, die Kingston-Millionen und der Holocaust zusammen? Und was verbindet Ava mit Eliese und Josie? Die Wahrheit könnte erschütternder nicht sein….


    Persönlicher Eindruck:

    Basierend auf einer wahren Begebenheit breitet Autorin Dobson eine Geschichte auf zwei Zeitlinien vor dem Leser aus, die am Schluss auf wundersame Weise einen gemeinsamen – und zweifellos erschütternden – Nenner und Zusammenhang haben.

    Während in den Niederlanden zur Zeit des Nationalsozialismus Tausende Juden deportiert werden und ihr Leben in den Vernichtungslagern im Osten lassen, haben die beiden Hauptfiguren Josie und Eliese ihr ganz eigenes Leben als Teil dieser Ereignisse. Das Ziel, das sich nach und nach in ihren Köpfen festigt, ist die Rettung von jüdischen Kindern. Holocaust und Widerstand sind zentrale Themen, die dem historischen Teil Tiefe und Dramatik verleihen und diese Passagen ohne Frage spannend und brisant machen.

    Dem gegenüber steht der Gegenwartsteil um die Familie Kingston, ihrerseits stinkreiche Schirmherren einer Stiftung, die gemeinnützige Organisationen großzügig unterstützt. In dieser Funktion tritt auch Ava in Erscheinung, die auf einer Kaffeeplantage in Uganda recherchiert und nach und nach ein erschütterndes Familiengeheimnis aufdeckt, das die tiefsten Abgründe, die in Menschen möglich sind, ans Licht befördert.

    Soweit, so gut. Es ist schwer, ein Gesamt-Statement abzugeben, denn überzeugen konnte mich nur der historische Teil, zumindest auf weiter Stecke. Vieles an dem Roman wirkt für meinen Geschmack zu sehr konstruiert und gewollt. Alle Hauptfiguren haben letztendlich irgendwie miteinander zu tun, was an für sich ja nicht schlecht ist, hier aber an vielen Stellen künstlich und nicht nachvollziehbar wirkt.

    Josie und Eliese als Hauptfiguren der Vergangenheit waren schön ausgearbeitet, viele andere aus dem Pool der nahezu zahllosen Personen, die sonst noch auftauchen sind dagegen austauschbar und bleiben nicht im Gedächtnis.

    Der rote Faden, der sich für mich durch den ganzen Roman zieht, ist das große Durcheinander an Namen, Personen und deren Verflechtungen. Ich hatte oft das Gefühl, nicht wirklich mitzubekommen, was nun Sache ist. Möglicherweise ist die Art der Erzählung auch schuld daran – die kapitelweisen Wechsel erfolgen sehr abrupt, es wechseln dabei Vergangenheitsform und Gegenwartsform mit Ich-Erzählung. Das hat für mich den Lesefluss etwas gestört und hätte mit durchgängiger Zeitform sicher flüssiger gewirkt.

    Der christliche Aspekt an sich ist unaufdringlich und dezent in den Roman eingewoben und liefert Stoff zum Nachdenken und Reflektieren des Gelesenen.

    Schade, doch letztendlich konnte mich dieses Buch nicht überzeugen. Die Autorin wollte für meinen Geschmack einfach zu viel und verschenkte dadurch das Potential, das der historische Teil der Geschichte für sich allein stehend hätte bringen können.
    Babylon-Mysterium Babylon-Mysterium (Buch)
    29.01.2021

    Rasante Agenten-Action

    Buchinhalt:

    Ein archäologischer Sensationsfund und die Entführung seiner Familie ruft Lion Daniels und seine Freunde abermals auf den Plan: die mysteriöse Geheimorganisation, die schon einmal versuchte, die Weltherrschaft an sich zu reißen, versucht mit allen Mitteln, Jackie zurückzubekommen. Dabei schrecken die Männer auch nicht vor weiteren Morden zurück….


    Persönlicher Eindruck:

    Im vorliegenden zweiten Band der Lion-Daniels-Reihe rund um ein Team von Geheimagenten geht es auch diesmal um jede Menge Action, knallharte Verfolgungsjagden und eine mysteriöse Geheimorganisation, die die Kontrolle über die Menschheit an sich reißen will. Im Mittelpunkt steht ein geheimnisvoller, jahrtausendealter Stern, der sich in einer Höhle in Ägypten befindet. Mithilfe dieses Pentatraxon genannten Artefakts soll ein weiterer Schritt in Richtung Babylon-Plan erfolgen.

    Lions Familie wird entführt, um Jackie wieder in die Gewalt der Organisation zu bringen und so bleibt Lion, Ariel & Co. nichts anderes übrig, als abermals ihr Leben zu riskieren.

    Soweit, so gut. Der Roman wartet ohne Frage jede Menge Agenten-Action auf und erscheint als eine Art moderne Mischung aus „Kobra-übernehmen Sie!“ und „James Bond“. Abenteuer und Nervenkitzel sind garantiert und Freunde des spannenden Abenteuerromans werden sicher auf ihre Kosten kommen.

    Was mich etwas gestört hat: die Figuren. Obwohl sie nun schon zwei Bände Zeit hatten, sich zu entwickeln, bleiben sie eindimensional und flach, besonders die Neuen / Nebenfiguren. Viele erscheinen mir austauschbar und oft wusste ich zunächst nicht, wer zu wem und auf welche Seite gehört. Schade, denn der Autor weiß, wie man spannende Geschichten schreibt.

    Ebenso der Babylon-Plan bzw. das Gesamtvorhaben der Geheimorganisation… während in Band 1 noch mehr Gewicht auf dem „Meister“, also dem ultimativen Bösewicht lag, erschien er hier nur einmal kurz und hatte so gut wie keine weitere Funktion. Was ist denn nun der Zusammenhang mit dem Turmbau zu Babel und warum ist dieser dreidimensionale Stern so ungemein wichtig für die „Dunkle Seite“? Man erfährt es leider bis zum Schluss nicht.

    Der christliche Aspekt zieht sich wie ein roter Faden durch das Jugendbuch und wirkte auf mich trotzdem dezent und unaufdringlich. Obwohl der Roman für Jugendliche zwischen 12 und 14 Jahren konzipiert ist, kann der Roman auch Erwachsenen Spaß machen. Alles in allem eine spannende Reihe, wenn auch dieser zweite Band ein paar Durchhänger hatte. Ich bin auf jeden Fall auf den finalen, dritten Band gespannt und erhoffe mir Antworten auf meine zahlreichen noch offenen Fragen. Wer Spannung und Agentengeschichten mag, ist hier ganz sicher nicht verkehrt!
    Das Glück kommt per Express Das Glück kommt per Express (Buch)
    26.01.2021

    Herzlicher Kurzroman zur Westernzeit mit liebenswerten Figuren und christlichem Touch

    Buchinhalt:

    Texas, 1895: Claires Leben in der Frauenkolonie von Harpers Station wird von einem Augenblick auf den nächsten auf den Kopf gestellt, als ein Brief ihrer kleinen Schwester Polly eintrifft und Claire zum Bahnhof bestellt. Dort steigt niemand anderes als Claires Jugendliebe Pieter van Duren aus dem Zug und drückt ihr unversehens Pollys Baby in die Arme. Was dachte sich Polly nur dabei, den Säugling in Claires Obhut zu geben – und warum ausgerechnet ist Pieter, der ihr das Herz einst brach, der Bote?


    Persönlicher Eindruck:

    In einem herzerwärmenden Kurzroman entführt uns die Autorin Karen Witemeyer erneut ins Texas des 19. Jahrhunderts. Der neuerliche Besuch in der Welt ihrer „Harpers Station Reihe“ beschert dem Leser ein Wiedersehen mit inzwischen lieb gewonnenen Figuren der Reihe. Hauptperson hier ist diesmal Claire Nevin, die in Harpers Station einst ein neues Zuhause fand und inzwischen in der Krankenstation arbeitet.

    Wie es sich für einen Kurzroman gehört, hält sich die Geschichte gar nicht lang mit Vorgeplänkel auf sondern kommt nach wenigen Seiten auf den Punkt: Claire soll sich um das Baby ihrer kleinen Schwester kümmern, die der alkoholkranke Vater in New York kurzerhand auf die Straße gesetzt hat. Zudem ist Claires große Liebe von damals der Überbringer der wertvollen Fracht und Claire muss sich ihrer Vergangenheit alsbald stellen.

    Pieter als männliche Hauptfigur macht einen bodenständigen und soliden, teilweise auch dickköpfigen Eindruck, er liebt Claire nach wie vor und erhofft sich eine gemeinsame Zukunft mit ihr und dem Baby. Für diese Zukunft hat er konkrete Pläne und versucht Clair seine ehrbaren Absichten zu beweisen. In Erzählungen und kurzen Rückblenden erfährt der Leser, was damals Claires Herz hat brechen lassen und wie sehr sie heute noch mit sich ringt. Ein Zwischenfall in Harpers Station führt letztendlich dazu, dass sie sich jetzt entscheiden muss, was sie will.

    Der Kurzroman ist in der Reihe „Kleine Auszeit Romane“ bei Francke erschienen und kommt in hochwertiger Hardcover-Ausgabe daher – ideal als Mitbringsel beim Krankenbesuch oder als kleines Geschenk statt Blumen. Ein Kleinod auf fast 150 Seiten, das ich von A bis Z sehr genossen habe.

    Der christliche Aspekt ist wunderbar stimmig und unaufdringlich in die Handlung eingewoben und befasst sich mit dem Thema Vergebung, Freundschaft und (Gott-)Vertrauen.

    Ein Muss für alle Freunde christlicher Westernromane und selbstverständlich guten Gewisses eine Leseempfehlung für alle, die niveauvolle Geschichten mit Happy End-Garantie zu schätzen wissen!
    Wo wir Kinder waren Kati Naumann
    Wo wir Kinder waren (Buch)
    26.01.2021

    Mitreißende, authentische Familiengeschichte über 4 Generationen - absolute Leseempfehlung!

    Buchinhalt:


    1898 gründete Albert Langbein im thüringischen Sonneberg seine Puppenfabrik – und legt damit den Grundstein für eine vier Generationen umfassende Dynastie der Spielzeugproduktion, die zwei Weltkriege, deutsche Teilung, Brände und Verstaatlichung übersteht. Vier Generationen Langbeins hauchen dem Unternehmen Leben und Seele ein und die Fabrik ist Dreh- und Angelpunkt des Familienlebens.

    120 Jahre später ist vom Familienzusammenhalt nichts mehr zu spüren. Streit und Missgunst unter der Erbengemeinschaft vergiften zunehmend die schönen Erinnerungen, die sich die drei Urenkel des Firmengründers, Jan, Iris und Eva, bewahrt haben. Erst, als eine Langbein-Puppe im Internet auftaucht, kehrt die Vergangenheit in Form von Kindheitserinnerungen zurück und mit ihr die längst verloren geglaubte Familientradition....


    Persönlicher Eindruck:


    „Wo wir Kinder waren“ nimmt den Leser mit in eine facettenreiche, authentische und liebevoll erzählte Familiengeschichte, die sich über vier Generationen erstreckt. Es ist ein Roman, der sich an die Familiengeschichte der Autorin anlehnt und in kapitelweisem Wechsel Vergangenheit und Gegenwart zu einem tiefgründigen, stimmigen Ganzen verwebt. Dabei ist der Stil bildhaft und heimelig, man fühlt sich als Leser sofort zuhause und zugehörig am Langbein‘schen Küchentisch.

    Die Autorin vermag gekonnt die fiktionalen Elemente und die historischen Gegebenheiten miteinander zu verbinden und schafft dadurch eine ganz eigene Atmosphäre, der man sich beim Lesen nicht entziehen kann: sie schildert Familienleben, Alltag und die Arbeit in der Fabrik, auch kleinere Anekdoten der jeweiligen Epoche und ruft dem Leser dabei die Erzählungen der eigenen Eltern oder Großeltern in Erinnerung.

    Es ist dabei gerade die Beschreibung des täglichen Lebens in den einzelnen Generationen, die mir besonders gefallen hat, seien es nun Kaiserreich, Weimarer Republik, 2. Weltkrieg oder die DDR. Die Figuren haben Tiefgang und sind absolut glaubwürdig, gerade weil sie das Leben unzähliger Menschen der damaligen Zeit so beispielhaft und authentisch beschreiben.

    „Die Fabrik ist das Herz“ ist dabei ein Satz, den Mine Langbein bereits zu Beginn aufgreift und der sich über alle vier Langbein-Generationen spannt. Dem Leser wird dadurch plastisch vor Augen geführt, dass es sich beim Puppenmachen in dieser Familie um mehr als nur um einen Beruf handelt. Es ist eine Berufung, der alle Generationen treu bleiben. Auch Krieg und deutsche Teilung, Verstaatlichung und Enteignung ändern nichts daran: es ist auch eben der Familienzusammenhalt, der die Langbeins Höhen und Tiefen überstehen lässt.

    Mit dem Gegenwartsteil spannt die Autorin gekonnt einen Bogen, der die offenen und noch losen Fäden der Vorväter gekonnt miteinander verbindet und schließlich auch den Grund für den jahrelangen Familienstreit, der irgendwann nach dem Krieg entstand, aufdeckt.

    Ein Familienstammbaum, geschichtlicher Abriss über das Zeitalter der Spielzeugproduktion in Thüringen und ein Interview mit der Autorin in Bezug auf ihre persönliche Familiengeschichte runden dieses absolut empfehlenswerte Buch ab.

    „Wo wir Kinder waren“ ist wahrlich nicht nur irgendein historischer Roman unter vielen – das Buch hat mich emotional sehr gefesselt und absolut begeistert. Eine ungetrübte Leseempfehlung – mein Buchhighlight 2021!
    Kamecke, L: Die Frauen von Gut Falkensee Kamecke, L: Die Frauen von Gut Falkensee (Buch)
    21.01.2021

    Erster Teil einer westpreußischen Familiengeschichte zur Zeit kurz nach der Jahrhundertwende - hat mich gut unterhalten!

    Buchinhalt:

    Westpreußen, kurz nach 1900: Durch Ernteausfälle und Pferdeseuchen steht es schlecht um Gut Falkensee: den von Bargelows steht das Wasser bis zum Hals. Die vermeintlich einzige Rettung: eine arrangierte Ehe zwischen der ältesten Tochter Charlotte und Baldur von Krambach, einem reichen Witwer. Jedoch schlägt Charlottes Herz für den Polen Karol, in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Charlotte ist dennoch pragmatisch: sie stellt das Schicksal ihres elterlichen Gutes über ihre Liebe und trifft eine Entscheidung, die nicht nur ihr eigenes Leben grundlegend verändert….



    Persönlicher Eindruck:

    Mit den „Frauen von Gut Falkensee“ hat Autorin von Kamecke einen opulenten Start in ihre Westpreußen-Saga vorgelegt: zeitlich kurz nach der Jahrhundertwende 1900 angesiedelt, nimmt die Geschichte den Leser mit auf ein westpreußisches Gut, in das Leben der adligen Familie von Bargelow und deren drei Kinder, zweier Töchter und einem Sohn.

    Das Leben der Familie aber auch des Gesindes wird bildhaft und eingängig beschrieben, auch wenn ich mir eine Landkarte gewünscht hätte, um mir die Schauplätze und Orte besser verdeutlichen zu können. Man taucht als Leser sofort ein in eine vergangene Zeit, in der arrangierte Ehen an der Tagesordnung waren und eine Frau als Leiterin eines Gutes nicht geduldet wurde.

    So ergeht es im Roman der zwanzigjährigen Charlotte, der Hauptfigur der Geschichte. Obwohl sie sich brennend für Ackerbau und Gutsverwaltung interessiert, ihr Studium der Künste in Paris zugunsten wissenschaftlicher Vorlesungen schwänzt und ihrem Vater so manchen guten Tipp gibt, duldet die gestrenge Mutter nicht, dass Charlotte ihr Leben selbst bestimmt. Frauen haben in der damaligen Zeit nicht mehr als folgsame Ehefrauen und Mütter zu sein – so nimmt es auch nicht Wunder, dass Charlotte alsbald mit einem reichen Witwer verheiratet wird, der im Gegenzug das in Schieflage geratene Familiengut finanziell großzügig unterstützt.

    Charlotte war für mich wirklich schwer einzuschätzen. Während sie zu Beginn des Romans tough und selbständig wirkt und weiß, was sie will, wandelt sie sich immer mehr zu einer pragmatischen und an vielen Stellen harten Frau, die ihrer Mutter gar nicht unähnlich ist. Die Liebe zu Karol, seinerseits Pole und Freiheitskämpfer für seine Heimat, wirft sie mehr oder minder weg. Das Gut (und später ihr Kind) ist das hehre Ziel und als sie nach einem dramatischen Unfall die Gelegenheit bekommt, zumindest zeitweise die Geschäfte auf dem Gut zu führen, wähnt sie sich am Ziel ihrer Wünsche.

    Nicht gefallen an ihr hat mir, wie schnell sich von Ablehnung ihres Ehemannes über einvernehmliche Zuneigung (der Mann kann ihr ja auch so einiges bieten!) bis hin zum Egoismus bei ihr die Einstellung wechselt wie bei anderen die Unterwäsche. In Bezug auf ihre „Beziehung“ zu Karol erscheint sie wie ein quengelndes Kind, wenn sie nicht alles so bekommt, wie sie es gerne hätte und wie es in ihren Lebensentwurf passt. Gerade gegen Ende läuft vieles für meinen Geschmack leider etwas zu glatt und wunschgemäß, aber darüber kann ich im Hinblick auf den zweiten Teil hinwegsehen.

    Für mich eine spannende Familiengeschichte mit historischem Bezug, die dem Leser vielfach die Gelegenheit bietet, mit zu lieben, mitzuleiden und vor allem mit zu fiebern. Eine Leseempfehlung kann ich hier ohne weiteres aussprechen!

    Mikschi, T: Als der Mond zu sprechen begann Mikschi, T: Als der Mond zu sprechen begann (Buch)
    17.01.2021

    Spannender Indianerroman, bildhaft erzählt

    Buchinhalt:

    1865, Sand Creek, Minnesota: nach einem verheerenden Massaker unter den dort lebenden Cheyenne ist der 8-jährige Ma’tscheschke einer der letzten Überlebenden. Schweren Herzens gibt sein Vater Bizhiu seinen Sohn in die Obhut von David, einem desertierten Soldaten – seinem Jugendfreund und dem einzigen Weißen, dem er vertraut. Zusammen machen sich die beiden schließlich auf den beschwerlichen Weg an die großen Seen, wo Ma’tscheschkes Großmutter im Reservat der Ojibwe lebt. Die Lebensbedingungen für die Indianer dort sind katastrophal und die weißen Siedler bedrängen die Ureinwohner mehr und mehr. Ein Überleben der alten Lebensweise im Einklang mit der Natur scheint es langfristig nicht mehr zu geben….


    Persönlicher Eindruck:

    Bereits ein zweites Mal nimmt uns Tanja Mikschi mit auf eine Reise in die Vergangenheit und in die Jagdgründe der Ojibwe: „Als der Mond zu sprechen begann“ ist der Fortsetzungsband zu „Auf den Pfaden des Luchses“, kann aber auch gut für sich allein und ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Zusammen mit Ma‘tscheschke, einem Cheyenne-Jungen, macht sich der Leser auf eine abenteuerliche Reise zwischen zwei Welten - der Welt der Weißen, die unaufhaltsam das weite Land bevölkern und der Welt der Indianer, die dem Leben und den Traditionen ihrer Vorfahren mehr und mehr entrissen werden.

    Bereits auf den ersten Seiten taucht man ein in einen spannenden Western, der die Welt des jungen Indianers plastisch vor Augen führt. Dieses Mal ist der Schauplatz das Sumpfland um die großen Seen im Norden der USA, wo die Ojibwe, oder die, die davon noch übrig sind, ein trauriges Dasein unter prekären Bedingungen fristen.

    Das Leben schwer macht ihnen dabei ein unermüdlicher, von seinem Tun fast wahnhaft überzeugter Geistlicher, der den Indianern die weiße Lebensart mehr oder minder aufzwingt. Seine Saat scheint an vielen Stellen aufzugehen – ein Teil der Bewohner des Reservats nimmt mehr und mehr weiße Gepflogenheiten an, hält sich Hühner und baut Blockhäuser. Ein anderer Teil, darunter Ma’tscheschkes Angehörige, wollen von alledem nichts wissen, leben weiterhin als Halbnomaden in Wigwams und halten fest an alten Bräuchen und ihrem traditionellem Lebensstil.

    Bindeglied zwischen beiden Welten ist David, ehemaliger Soldat und inzwischen eine Art Trapper und Waldläufer, Ziehvater von Ma‘tscheschke und Vater von Silas. Er verkörpert beide Seiten und der Fortschritt macht auch vor seinem Leben nicht Halt. In gewisser Weise ist er ein Paradebeispiel dafür, sich Gedanken darüber zu machen, wie man das Beste aus beiden Welten in Einklang miteinander bringen kann, wenn man nur will.

    Der Schreibstil des Romans ist sehr eingängig und die Seiten fliegen beim Lesen nur so dahin. Freunde fundiert recherchierter Western- und Indianerliteratur werden ganz sicher auf ihre Kosten kommen. Man sollte dabei aber nicht außer Acht lassen: die Geschichte ist auf weiten Strecken sehr parteiisch. Alles, was indianisch ist, ist gut und alles, was von den Weißen kommt, generell schlecht. Hier macht es sich der Roman in meinen Augen etwas zu leicht. Selbstverständlich steht es völlig außer Frage, dass das Thema Internatsschulen, die in den letzten Kapiteln zur Sprache kommen, der vielleicht grausamste Eingriff der Weißen in das Leben der indianischen Bevölkerung gewesen sind. Dennoch muss bei aller Tragik der Gedanke einer kritischen Betrachtung von Pro und Contra auf beiden Seiten (Weiße und Indianer) erlaubt sein, und die kam in meinen Augen leider etwas kurz.

    Wie auch immer der Leser das nun sehen mag – der Roman bietet auf seinen 500 Seiten einen spannenden und bildhaften Einblick in das Leben, die Traditionen, Spiritualität und Überlieferungen der Indianer des Sumpflandes. Der Plot erstreckt sich über viele Jahre und man ist als Leser eine lange Zeit mit dabei auf dem Lebensweg authentischer und liebenswerter Figuren.

    Alles in allem unterhält der Roman der den Leser gut und sorgt für spannende Lesestunden.

    Das letzte Licht des Tages Kristin Harmel
    Das letzte Licht des Tages (Buch)
    10.01.2021

    Großartiger Schicksalsroman einer Winzerfamilie im 2. Weltkrieg - hat mich emotional sehr aufgewühlt. Ganz großes Kino!

    Buchinhalt:

    Frankreich zur Zeit des 2. Weltkriegs: Zusammen mit seinem Kellermeister Théo und dessen Frau Céline versteckt der Winzer Michel auf seinem Weingut in der Champagne Waffen für die Résistance und jüdische Flüchtlinge. Als seine Frau Inès herausfindet, dass Michel mit Céline ein Verhältnis hat, lässt sie sich zu einer Tat hinreißen, die das Schicksal des Weinguts und seiner Bewohner für immer nachhaltig verändert.

    70 Jahre später reist die junge Liv mit ihrer Großmutter ebenfalls in die Champagne – was sie nicht weiß: die Reise ist eine Reise in die Vergangenheit ihrer Großmutter und in ihre eigene….




    Persönlicher Eindruck:

    Mit „Das letzte Licht des Tages“ ist der Autorin ein wahrhaft tiefschürfender, emotional aufwühlender Schicksalsroman gelungen, der beim Leser für schlaflose Nächte und Nachdenken sorgt. Schauplatz ist das Weingut Chauveau, Wiege erlesener Weine und edlen Champagners – und das Zuhause von Michel und seiner Ehefrau Inès.

    Während Michel für seinen Wein lebt und in Kellermeister Théo und dessen Frau Céline Gleichgesinnte gefunden hat, hat Inès kein Händchen dafür und liebt stattdessen das Savoir Vivre in der Stadt. Als Inès eines Tages dahinter kommt, dass ihr Ehemann Waffen und auch Flüchtlinge in den verzweigten unterirdischen Kellern versteckt, entscheidet sie sich für ihren Gatten, lässt sich aber zu einer schwerwiegenden Tat hinreißen, als sie dahinter kommt, dass Michel in Céline eine Seelenverwandte sieht und mit ihr ein Verhältnis hat.

    Der Autorin gelingt es vortrefflich, die Champagne vor dem inneren Auge des Lesers sichtbar zu machen, die handelnden Personen entwickeln sich im Laufe des Romans nachvollziehbar und nehmen den Leser mit in eine dunkle Zeit europäischer Geschichte. Dabei stehen Themen wie persönliche Schuld und deren Auswirkungen sowie Sühne für das, was sich nicht mehr ändern lässt, im Vordergrund.

    Hauptfigur ist unbestritten Inès, die mit ihrem Tun das Schicksal aller Bewohner des Weinguts für immer verändert. Sie büßt ein Leben lang für das, was durch ihre Tat entstand. Es sei dahingestellt, ob man sie dafür hasst, mit ihr Mitleid hat oder Teile ihrer Handlungen eventuell nachvollziehen kann – ich war von Anfang bis Ende gefesselt von dem, was die Geschichte bietet. In meinen Augen steigert sich der Spannungsbogen im Lauf der Handlung aufs Äußerste und hält am Ende mehrere spannende Wendungen bereit, die bis zum Schluss mehrere Aha-Effekte liefern.

    Die Geschichte spielt in zwei Zeitlinien, die sich gegen Ende zu einer vereinen. Gemeinsam mit Liv, jener Enkelin, die sich zusammen mit ihrer Großmutter auf eine Reise zu den Stätten aus deren Jugend begibt, erfährt man als Leser Stück für Stück die Details, die den Roman schließlich zu Livs eigener Geschichte machen. Dabei spielen Liebe und Verrat, Sühne und Tod, aber auch Hoffnung und Neuanfang eine tragende Rolle.

    Eine absolute Leseempfehlung für alle, die Wert legen auf tiefgründige, oft auch nicht wirklich leichte Kost. Denn der Roman ist kein Buch, das man mal so zwischendurch weg liest. Man muss sich schon darauf einlassen, um sich seiner ganzen Fülle auch wirklich bewusst zu werden.

    Insgesamt war der Roman für mich ganz große Erzählkunst, bei der sich am Ende alle Puzzleteile zu einem stimmigen Ganzen vereinen, so dass ich abschließend nur eins sagen kann: Wow!
    Groeper, K: Mohawk Love Groeper, K: Mohawk Love (Buch)
    04.01.2021

    Interkulturelle Liebesgeschichte um ein deutsches Au-Pair in Kanada

    Buchinhalt:

    Nach ihrem Fachabitur zieht es die junge Krissy aus dem beschaulichen Bayern nach Kanada, wo sie für ein Jahr als Au-Pair das Kleinkind ihrer Gastfamilie betreuen soll. Nach anfänglichen Schwierigkeiten lebt Krissy sich in dem fremden Land ein, findet in ihrem Englischkurs schnell Freunde und fühlt sich frei – fern von zuhause und ihrem despotischen Vater. Als sie eines Tages überfallen und vor ein fahrendes Auto gestoßen wird, lernt sie den Einheimischen Jordan kennen, einen Lehramtsstudenten. Krissy verliebt sich – doch wie sagt man seinen Eltern, dass der neue Boyfriend ein waschechter Indianer ist?


    Persönlicher Eindruck:

    Deutsches Au-Pair verliebt sich in Kanada in einen Indianer - überwiegend beschreibt der Plot in Slice-of-Life-Szenen den Alltag und das Leben der Jugendlichen Krissy, die in einer Gastfamilie lebt und sich dort um den Nachwuchs ihrer Arbeitgeber kümmert. Baby füttern und wickeln, mit ihm spielen, im Haushalt helfen – all das ist Thema, genauso wie das Finden neuer Freunde und allerlei Freizeitaktivitäten.

    Dabei werden Themen wie die Ausbeutung von Au-Pairs in Gastfamilien als billige Putzkräfte genauso angesprochen, wie Familienanschluss und Geborgenheit bei denen, die das große Los gezogen haben. So plätschert der Roman Seite um Seite dahin. Was zu Beginn sehr informativ und interessant wirkt und auch wirklich Spaß beim Lesen macht, zieht sich zunehmend bis fast zum Ende – ohne wirklich Spannung oder irgendeine Art von Highlight.

    Krissy lernt mehr oder minder zufällig Jordan kennen, einen jungen Mohawk und kommt durch ihren neuen Freund in Berührung mit der indianischen Kultur. Auch hier liest man gerne und mit Freunden – man erfährt viel über den Stand der indigenen Bevölkerung innerhalb der weißen Mehrheit Kanadas, über familiäre Strukturen, Traditionen, Feste und über das Denken der First Nations.

    Krissy als Hauptfigur war für mich recht schwer einzuschätzen. Sie verändert sich von der unangepassten Schülerin hin zur eigenständigen, emotional gereiften Persönlichkeit. Ich habe keinerlei Erfahrungen mit der Arbeit als Au-Pair, allerdings verwunderte mich, dass sie im Lauf der Handlung immer weniger arbeitete und Freizeitgestaltung immer mehr ihren Tagesablauf bestimmte. Für mich klang das alles nicht wirklich realitätsgetreu. Müsste sie als Au-Pair nicht vorwiegend in der Familie sein, sich um das Kind kümmern und um die ihr aufgetragenen Hausarbeiten? Und müsste sie in ihrer Freizeit nicht auch mal für ihren Sprachkurs lernen – schlicht, mehr Zeit im Hause ihrer Gastfamilie verbringen? Bei Krissy ist das jedenfalls anders, sie zieht fast täglich wie eine Touristin mit Freunden um die Häuser und scheint auch über massig Geld für Restaurantbesuche, Konzerte und Kino verfügen – obwohl Kanada als „teures Pflaster“ beschrieben wird. Das passt alles nicht ganz so zusammen.

    Erst gegen Ende der Geschichte erzeugt das Verschwinden von Jordans Schwester ein gewisses Spannungselement, das sich jedoch auf wenigen Seiten relativ unspektakulär auflöste. Ebenso Krissys Bestreben, ihren Auslandsaufenthalt um ein weiteres Jahr zu verlängern. Ich hätte an dieser Stelle mehr Gegenwehr ihrer Eltern erwartet, die das alles jedoch fast genauso rosarot sahen, wie ihre Tochter.

    Alles in allem war es ein leichter (Liebes-)Roman für zwischendurch, der auf weiten Strecken einfach so dahinplätscherte und bedauerlicherweise wenig Spannung aufwartete, obwohl das Potential eindeutig vorhanden gewesen wäre.
    351 bis 375 von 702 Rezensionen
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