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    hanslick

    Aktiv seit: 08. Juli 2011
    "Hilfreich"-Bewertungen: 275
    70 Rezensionen
    Regine Crespin singt französische Lieder Regine Crespin singt französische Lieder (CD)
    24.03.2015
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Klassiker

    Einsame Spitzenklasse, auch wenn die Tessitura der Berlioz-Lieder für mein Empfinden zu hoch liegt- eine Transposition für einen Alt würde besser passen. Das aber ist angesichts dieser Meisterleistung eine Marginalie. Berlioz - kein Zyklus, eher eine lockere Reihe faszinierender Gesänge, von Crespin spannend und wundervoll vorgetragen. Unter den anderen Liedern gefallen mir die von Poulenc nur noch und nur dann, wenn sie so gesungen werden wie hier - man hört die oberflächliche Komposition nicht ! Man bedauert, daß die Penelope der Crespin in faktisch ungenießbarer akustischer Gestalt vorliegt - was hätte diese Ausnahmesängerin auch später noch aus der Rolle gemacht ! Meistpunktzahl überall, ohne Vorbehalt zu empfehlen.
    Gerard Souzay - Melodies Gerard Souzay - Melodies (CD)
    24.03.2015
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    1 von 5
    Klang:
    2 von 5
    Künstlerische Qualität:
    1 von 5
    Repertoirewert:
    1 von 5

    Honi soit

    Als ich das Datum der Aufnahme las, bin ich erschrocken : 1984 !! Und das, wo doch die Stimme Souzays ab den späten 50er Jahren in einem konstanten Abstieg begriffen war. Nun, sie klingt hier noch passabel, es gibt kaum die dann typischen asthmatischen Zwischenatmer, wie sie auf der noch späteren Denon-Aufnahme der Fauré-Lieder störend hervortreten. Aber hélas, das Repertoire ist zu bekannt und die Nuits d'été von Berlioz werden hier in einer schläfrig-klassischen Diktion gegeben, wozu die durchweg, mit Verlaub, lieblos zu nennende Begleitung das ihrige beiträgt, die Stimme ist mürbe wie ein Butterkeks ohne Schokolade..... Was die aus den 1950ern stammenden Bonus-Tracks anbelangt, die natürlich hervorragend sind (man höre die Villon-Vertonung von Debussy !), so sind sie keineswegs zum ersten Mal auf CD, wie die Decca hier angibt; die ganze Auswahl ist verfügbar auf GALA (Roussel - Padmavati mit Martinon und Souzay als Allauddin !; auch hier Bonus) und also die hier vorliegende Kopplung entbehrlich bis ärgerlich. Decca verkauft das unter "Most wanted Recitals" und findet keinen Begleittext nötig, druckt eine Kopie der Original-LP-Rückseite ab, die so klein geraten ist, daß man den dortigen Text nur unter dem Elektronenmikroskop lesen kann - wenn ich solche Veröffentlichungen sehe und höre, weiß ich, daß die Compact Disc im Sterben liegt. Oder doch nicht ? Hier einmal keine Empfehlung von mir, leider. Man höre die frühen Souzay-Aufnahmen, nicht diese hier !
    David Hansen - Rivals, Arien für Farinelli & Co David Hansen - Rivals, Arien für Farinelli & Co (CD)
    08.03.2015
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Unvergleichlich

    Es ist mir unverständlich, wieso das erste Angebot dieser Platte mitsamt meinem hymnischen Lob- und Preis-Text darüber gelöscht wurde, jetzt muß ich nochmal loben. Dieser Sänger ist an Stimmumfang, Projektion und Virtuosität unerreicht und unerreichbar, er läßt alle Fagiolis und Jarousskys weit hinter sich, vor allem was sein künstlerisches Empfinden und Gestalten anbelangt. Man mag zu Kastratenmusik so oder so stehen, diese Platte ist unverzichtbar. Was manchen Gesangs-Monomanen befremdet : dieser Counter säuselt und verziert nicht, er schmettert - es ist eine silberne, gewiß keine goldene Stimme, wenn auch noch entwicklungsfähig. Ich weiß bei jedem Anhören nicht so recht, was ich besser finde, die rasanten Koloraturen oder den lyrischen Vortrag ("sento due fiamme...)- Kurz: hier gibt es keine möglichen Rivalen. Hut ab vor diesem Sänger! Und den Text drinlassen mit der CD !
    Phantasy für Viola & Orchester Phantasy für Viola & Orchester (CD)
    07.03.2015
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Nebenwerke - nicht nebensächlich

    Bax hatte die gelegentlich unheimliche Gabe, die Musik anderer vorauszuahnen und zu komponieren. Hier Dance of Wild Irravel - das ist La Valse von Ravel auf Irisch; sehr willkommen die Einfügung in die ganze Gruppe der vier frühen Orchesterstücke, die nicht ganz zusammenpassen, aber jedes für sich Highlights sind - namentlich der langsame, schon etwas feenhafte Satz und eben der Schluß. Die anderen Vorahnungen übrigens sind Spring Fire - der Anfang nimmt Schönbergs Gurrelieder-Vorspiel vorweg, und vor allem der erste Satz der 5. Sinfonie - das ist der Marsch aus Schostakowitschs Siebenter, mehr als zehn Jahre vorher komponiert und besser ! Die Viola-Fantasie läßt den großen Abstand spüren, der Bax von Max Bruch und dessen Schottischer Fantasie trennt ; hier durchaus schön und anspruchsvoll suitenhaft bearbeitete Lieder, dort, bei Bax, ein tief persönliches Statement, auch und gerade wenn er irische Lieder verwendet, eigentlich ein Konzert und fast eine politische Stellungnahme, bedenkt man seine Verbindung zum irischen Unabhängigkeitskampf. Die drei Stücke am Schluß werden immer als neoklassizistische Musik befremdet wahrgenommen - sie scheinen nicht zu Bax zu passen. De facto ist der Neoklassizismus hier eine Maske, die nach der Overturen-Exposition (also nach 2 1/2 Min.) abgelegt wird. Im langsamen Satz kommt hinter der Maske die ganze Unheimlichkeit der Elfen- und Feenwelt hervor, an die Bax ja geglaubt hat. So als wäre die zeitgenössische Welt der zwanziger Jahre mit ihrem sound of prosperity, welchselbe ja oft Schiebergeschäften sich verdankte, nur ein Spuk gewesen vor der ewigen Zauberwelt. Das muß man nicht, kann man aber sehr wohl so sehen. Wie dem auch sei - wie immer bei Bax faszinierende Musik, professionell und gelassen, sehr klangschön, nur bei der Solobratsche gelegentlich mit etwas zuviel Druck vorgetragen; die Naxos (bzw. Marco-Polo-)Einspielung der Overture usw. durch das Orchester aus Preßburg unter Wordsworth wird dadurch aber nicht überflüssig, so wenig wie die Irravel- Einspielung von Bryden Thomson (kompakt und knallig) bei Chandos. Meistpunktzahl für das Repertoire; auch wer Bax noch nicht kennt, findet hier einen guten Einstieg in seine Klangwelt.
    Streichquartette Nr.1 & 2 Streichquartette Nr.1 & 2 (CD)
    11.06.2014
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Klangkonserve ohne Verfallsdatum

    Machen wir einmal die Begriffs-Schublade des Hobbykritikers weit auf : Magistrale Darstellung zweier Spitzenwerke der Kammermusik, deren Autor mit überlegener Technik und hinreißender Klangmagie Botschaften eines urbanen Neoklassizismus vorträgt, ebenso elegant wie ekstatisch, sophisticated wie anrührend, die Verklärung des Ästhetizismus eines Kosmopoliten im Kunstlicht der Großstadt von heute. Das Griller Quartet hat die endgültige Interpretation gegeben - es war zugleich das Uraufführungsensemble. Schon daran kann man sehen, wie in der Moderne Aufstieg und Zenit einer ästhetischen Bewegung direkt nebeneinanderliegen können (ein Jahr von der UA des B-Dur-Quartetts bis zur Aufnahme) -und dann bricht es ab und erst Ende des Jahrhunderts bzw. später greift dann das beste neue Ensemble für solche Musik, das Maggini-Quartett bei Naxos die Werke nocheinmal auf, um sie mit neuer Klangtechnik, aber als bereits Geschichte gewordene darzubieten. Die Moderne hat viele Impulse gegeben, und wenig bewegt, das ist das etwas bittere Fazit der Perspektiven auch und gerade nach solchen Meisterwerken wie diesen. Die Aufnahme des Griller Quartet kann nicht veralten, sie ist übrigens von den Dutton Laboratories vorzüglich aufbereitet worden und wird zu einem lächerlich niedrigen Preis verkauft - Folge sicher auch der Selbstzerstörungstendenz der Unterhaltungsindustrie. Kurzer, aber sehr informativer Text (nur engl.) im Booklet.
    Enigma Variations op.36 Enigma Variations op.36 (CD)
    11.06.2014
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Nur das Bekannteste ?

    Man gehe von hier sogleich zu der neuerdings erhältlichen großen EMI-Kassette mit allen Boult-Aufnahmen der Werke Elgars, um nicht über den gewiß schönen und charakteristischen Werken hier die Fülle seiner treuen Interpretationen zu versäumen ! Gewiß sind die Variationen soetwas wie eine Privatmythologie des Komponisten und die Märsche, ursprünglich militärisch inspiriert, der offizielle Elgar - für die Klarheit der Musiksprache und die Sorgfalt der Ausarbeitung besagt das aber keinen Unterschied. Boult ist hier ganz in seinem Element und das LPO spielt at its best - was will man mehr ? Wie immer etwas kühles Klangbild mit gut definierter Räumlichkeit, magerer nur englischer Booklettext - egal. Was braucht ein englischer Hörer viel zu wissen über eine Musik, für deren Anhörung er das nationale Fähnchen jederzeit in Bereitschaft hat und schon mit der leeren Hand zu wedeln beginnt, sobald die ersten Töne des "Pomp & Circumstance" Nr. 1 erklingen ? - Siehe das BBC-Filmchen mit Jiri Belohravek im WWW !
    Symphonien Nr.1 & 2 Symphonien Nr.1 & 2 (CD)
    11.06.2014
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Nobilmente

    Das Titelwort erscheint bei Elgar zwei Mal - jeweils im ersten Satz der ersten und dem der zweiten Symphonie. Das kommt nicht von ungefähr. Aber dieser Adel (des Ausdrucks oder des Ranges der Musik) war nicht einfach zugängliche Eigenschaft, herstellbar wie eine Phrasierung. In der ersten Symphonie gehört er dem ersten, langsam=weitausgreifenden Thema, das in keine Auseinandersetzung mit dem zweiten, springenden eintritt; alle Entwicklung kommt aus diesem zweiten und dann kehrt das erste fast unbeeindruckt wieder - Adel könnte hier auch heißen : sich nicht einzulassen mit dieser Welt. Die zweite Symphonie handelt eher von der Diskrepanz zwischen einer (verglichen mit der ersten) harmonisch farbigeren Entwicklung im Hochrelief und ihren Beunruhigungen, die immer drängender im langsamen Satz (Bass-Pizzicati) und anderswo die sei es elegische, sei es hochgemute Melodik fast konterkarieren - der Adel dieser Musik wirkt mehr erkämpft denn als ein Geburts-Adel... Hervorragende Aufnahmen Boults, die ja inzwischen in der großen EMI-Kassette neu vorliegen und hier nicht weiter besprochen werden müssen - hingewiesen sei noch auf das mir bislang unbekannte "In the South" - eine wunderbar üppige, mitreißende Italien-Musik Elgars, viel besser als Richard Straussens. Etwas kühles, räumlich gut definiertes Klangbild, und da schafft es der 87jährige Boult doch noch, in der zweiten Symphonie ein Presto zu dirigieren, daß die Fetzen fliegen ! Der Booklettext reflektiert mehr die Geschichte des Dirigenten als die Musik. Sei's drum !
    Symphonien Nr.1-4 Symphonien Nr.1-4 (CD)
    30.05.2014
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Fragezeichen der Musikgeschichte

    Engagierte und sorgfältig musizierte Darstellung eines der rätselhaftesten Werke der jüngeren Musikgeschichte, das ich kenne. Klangtechnisch gute, wenngleich nicht herausragende Produktion - die räumliche Definition hat etwas gelitten, das Klangbild ist insgesamt recht weich und kompakt; diese Musik würde von einer kalt analytischen Darstellung mehr profitieren. Aber gibt es nicht Wichtigeres als diese technischen Anmerkungen ?

    In der europäischen Geniebewegung, die Ende des 19. Jahrhunderts krisenhaft wurde und nach einigen retardierenden Momenten (z.B.Brahms) in das Gewimmel der Avantgarden zerbarst, denen kein kämpfendes Heer mehr folgte, in dieser Bewegung war Magnard der Idiosynkratiker. Bei ihm gibt es keine glaubhaften produktiven Formverläufe mehr, ihre Elemente scheinen ihre Bedeutung mehr zu verstecken als zu zeigen. Die Werke entwickeln sich nicht, sie springen zwischen diskursiven und verkündigenden Äußerungen hin und her; er ist weder Romantiker noch Klassizist und wenn die zeitgenössische Kritik das "Klassische" an ihm lobte, konnte sie nur den kleinsten verläßlichen Nenner seines Künstlertums meinen. Folgt man seiner Musik hörend, muß man sich fragen, was hier überhaupt zu verstehen wäre von ihren Absichten wie von ihren Erfüllungen. Betrachten wir Magnards geistige Physiognomie, klärt sich einiges. Dieser Komponist wollte nicht verstanden werden, er gibt nur gebrochenen Ausdruck, ausgehöhltes Pathos. Auch jene Stellen, die "wie Rameau" oder "wie Wagner", "wie Bruckner" sich anhören, bezeugen keinen Einfluß dieser Musiker, sondern Annäherungsversuche eines Überempfindlichen, die bald wieder abgebrochen werden. Seine Art von "musique pure" meidet jede Berührung mit ihrer Gesellschaft und jede Aussage. Die Werke sind Gestalt gewordene Haltung, unversöhnlich. (Warum, wissen wir eigentlich nicht.) Sie enttäuschen auch den, der so manche "großartige" Geste gern nachfühlend genießt. Das "Zyklische" kann bei Magnard keine Werkform prägen, es bleibt wie ein Plakat aufgehängt, isoliert vom wirklichen Geschehen. Sehr charakteristisch aber sein Verfahren : er trägt anfangs schnell, ja geschäftig viele Einzelgedanken vor, die aber nicht entwickelt werden, um sodann mit einem oder zwei weitausgreifenden, aber ebenfalls kaum entwickelten Themen eine Beruhigung zu inszenieren. Typisch auch die kontrapunktische "Durchführung" von Themen, die einander fremd bleiben müssen (dies meist in den Ecksätzen der Sinfonien). - Wäre nach alledem nicht "Verstehen" eine Beleidigung des Komponisten ? Selbst die Nummer 163 der "Musik-Konzepte" über Magnard vom Februar dieses Jahres gesteht nach längeren technischen Erörterungen ihre Ratlosigkeit gegenüber der Bedeutung des Erklingenden ein - das freilich ist grundsätzliches Problem dieser Publikationsreihe. -- In der Erinnerung bleibt aber doch etwas : zum Beispiel das "Religioso" der 1.Sinfonie, weil es sich selbst so viel Gewicht verschafft, daß es als Form-Aussage der Zerfallstendenz des Komponisten widersteht, ebenso der "Chant varié" der 2. Sinf., aber auch wie aus großer Ferne dringende Einschübe, etwa das Einstimmen der Instrumente auf einen Ton in der 4. Sinfonie. Wo die geistige Verbindlichkeit, die wir Stil nennen, schwindet, gewinnt das "Material" der Musik ein Eigenleben, das dann Schönberg und seine Nachfolger dazu verführte, es zum Modell einer neuen Kunstlehre zu ernennen. Es ist aber ein Produkt des Zerfalls, der Freisetzung des Unqualifizierten oder der wie auch geistvollen Laune, und daher kommen die "Überraschungen" im Formverlauf, auf die Magnard so stolz war. 'Etwas machen, als ob es gewachsen wäre' - das ist der Traum des Menschen, der an der Technik seiner Kultur zweifelt, ja verzweifelt. Vielleicht ist es besser, Magnard auch beim Hören seiner Werke als Unverstandenen stehen zu lassen und seine Haltung nicht als künstlerische "Größe" zu verkleinern : das hieße nur, ihr das Siegel des Mißverständnisses aufzudrücken. Es bleibt eine offene Frage, wieso man sich musizierend oder hörend damit beschäftigen soll ? Auch an dieser rätselhaften Kunst wird, einem Wort Goethes folgend, jede neue Generation wieder Neues und Anderes zu lernen finden.
    Ein Kommentar
    Anonym
    18.09.2018

    magnard sinfon ien

    erin nert an adornos verriss des m enschen und komponisten jean sibelius
    Gitarrenwerke Gitarrenwerke (CD)
    28.05.2014
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Hoch auf den Interpreten

    Meine Empfehlung gilt hier ausschließlich dem vorzüglichen Gitarristen, kaum dem Repertoire. Sehr direkt und nah aufgenommene, warm klingende Gitarre, der Vortrag vermittelt sogleich mit den ersten Tönen den Eindruck großer Ernsthaftigkeit, ja Andacht. Aber ist Regondis Musik wirklich der passende Gegenstand dafür ? Letztlich sind das Stücke aus dem Schatten der großen Opernliteratur, in dem die Gitarristen des 19. Jahrhunderts mit Bearbeitungen und Variationen ihr Konzertleben fristeten. Derlei endlos verzierte Arienthemen, gerne eingeleitet durch ein tiefsinniges Largo oder Andante con moto, waren pièces de résistance für die Abende, an denen außerdem Sänger sich mit Parodien produzierten, das Harmonium oder die Tischorgel ihren Auftritt hatten usw. Das hier eingespielte Nocturne übrigens zeigt sich auch mit seiner in staccato-Repetitionen vorgetragenen Melodie als ein Stück für Violine, nicht für ein Zupfinstrument. Die Virtuosität, die von Regondi gefordert und von Mesirca fast beiläufig geleistet wird, trägt melancholische Züge, das macht sie für mich umso angenehmer - obgleich ich durchaus auch gerne mal eine hochvirtuose Opernparaphrase à la Giuliani höre, bei der der Gitarrist gleichsam auf die Pauke haut. Am besten gefallen mir hier, wen wundert's, die Etüden, schlichte Melodien mit einem kontrastierenden Mittelteil, die nicht exzessiv verziert und schön harmonisiert sind - auch hier eindringliche Interpretation ohne Schaustellung. Bei alledem soll aber nicht vergessen sein, daß gerade ein Musiker wie Mesirca, auch wenn er immer selbstlos hinter die Musik zurücktritt, die er spielt, bei anderem Repertoire viel besser aufgehoben ist - ich meine seine hervorragende, nicht genug zu rühmende "Haitian Suite" mit Musik von Frantz Casséus! Wegen der Gitarrenkunst also eine runde Empfehlung von mir. - Das Booklet enthält eine veritable Kurz-Studie über den Komponisten, allerdings nur in Englisch.
    Gerard Souzay sings Handel, Rameau and Lully Gerard Souzay sings Handel, Rameau and Lully (CD)
    28.05.2014
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Akustische Kammerbühne

    Was von Souzay, zumal aus seinen früheren Jahren, wieder zugänglich wird, ist hochwillkommen, er war ein lebendes modèle de style, dessen Stimme nur leider recht früh in den siebziger Jahren wie durchscheinend wurde und von immer kürzerem Atem leben mußte. Die hier enthaltenen Arien (leider nichts von seinen Mozart- und Meyerbeer-Aufnahmen...) haben zwar den Touch des Musealen (überaus bedächtige und aufmerksame Begleitung durch Leppard), sind aber schon so nuanciert und nicht selten zart gesungen, daß sie auf einer normalen Opernbühne untergingen - sie werden für dieses Rezital gleichsam auf eine Kammerbühne versetzt. Es ergibt sich auch die Gelegenheit, den Sänger einmal mit sich selbst zu vergleichen. Z.B. "Si tra i ceppi" aus Berenice hat er 1950 (unter Lindenberg, Pariser Orchester) nicht wesentlich anders, aber mit noch eindringlicherer, frischerer Diktion und stärkeren Akzenten gegeben - die Version hier ist geklärt, innerlich ruhig und erfreulich. Dasselbe gilt auch für Rameaus "Amour - Nature" aus Castor et Pollux, so wie er es hier darbietet - hervorragende, wenngleich altertümlich anmutende bedächtig-innige Begleitung. Aber welch ein Unterschied dann 9 Jahre später in der Gesamtaufnahme unter Harnoncourt ! Der Dirigent unterdrückt den Sänger fast (auch akustisch kommt die Stimme schwer durch die Begleitung), vor allem aber hetzt er ihn mit eigenwilligen, um nicht zu sagen zickigen Phrasierungen und Akzentsetzungen in 2'50" (gegen 4'40" hier !) durch die Arie, sodaß nicht selten Stimme und Begleitung stark auseinanderdriften. Diese Kammer-Versionen stehen bei einem solchen Vergleich allemal besser da als die angeblich historisch informierten Gesamtaufnahmen. Man kann hier wieder einmal hören, wieviel mit dieser Generation der vor 1920 Geborenen für die Oper und den Kunstgesang überhaupt verlorenging. Es wäre wünschenswert, wenn die Archive der Decca und Philips e tutti quanti nicht immer so häppchenweise wiederveröffentlicht würden...
    Konzertstück für Fagott & Orchester Konzertstück für Fagott & Orchester (CD)
    23.03.2014
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Das Repertoire zählt

    Wichtig ist die Einspielung wegen der vier Tondichtungen, die sonst nicht geschlossen vorliegen. Berwald wird immer ein wenig zwischen den Stühlen sitzend gesehen - weder üppig romantisch noch asketisch klassizistisch. Er war ein Selfmademan und kümmerte sich nicht um solche Kategorisierungen. Die Tondichtungen zeigen sich als Ableger, nicht Studien zu seinen Sinfonien. Hier wie dort derselbe Personalstil, in dem Themen zu Motiven schrumpfen und diese zu Modulen. Die heiteren und ernsten Grillen sind de facto athematisch und spielen mit den kürzesten, aber prägnant rhythmisierten Thema-Zellen wie mit Bällen. In den anderen Stücken kommen fast pathetische Gesten hinzu, die aber auch modular eingesetzt, das heißt wie auf dem Rasterpapier nebeneinandergesetzt werden (die Sinfonien sind genauso gearbeitet). Das Konzertstück für Fagott ist bis zur Trockenheit konventionell. Die Einspielung leidet etwas unter ihrem sehr akademischen Stil und der Weichzeichnung des Klanges; im Vergleich etwa mit Ulf Björlins Einspielung der "Grillen" für EMI Matrix Nr.1 mit dem LPO (70er Jahre) kommt hier weniger der Witz Berwalds als seine quasisinfonische epische Seite zum Ausdruck; dasselbe gilt für die dort wie hier eingespielte "Golconda"-Ouvertüre : es fehlt der Biß. Es ist eben ein wenig schade, daß diese Inkarnation schönsten künstlerischen Eigensinns, die Berwald war, nur von wenigen Spitzeninterpreten ernst genommen wird - rühmliche Ausnahme bei den Sinfonien immer noch Neeme Järvi. Das Repertoire zählt - deshalb trotzdem meine Empfehlung.
    Messe d-moll Messe d-moll (CD)
    18.03.2014
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    3 von 5

    Interessante Enttäuschung

    Die zwei eingespielten Werke wirken wie Pflichtübungen - in doppeltem Sinn. Pflicht für den Gottesdienst so wie Pflicht für die Stilentwicklung Hoffmanns. Die Missa ist retrospektiv, wobei der Blick zurück unscharf zwischen Haydn und Mozart pendelt - soll heißen weltlicher Schwung und Farbigkeit, nicht wirklich überzeugende Linien des Gesanges bzw. Themen, eine etwas undifferenzierte Freude (immerhin in d-moll) wird auf den Hörer übertragen. Das Miserere ist womöglich historistisch - hier versucht Hoffmann, etwas wie Palestrinastil im frühen 19.JH zu schreiben - was herauskommt, ist wie ein Musik-Design, aufgeprägte Backförmchen (etwa die zwei Fugen : ohne jede künstlerische oder textliche Begründung). Summa : der Komponist meinte, nicht bloß komponieren zu sollen, sondern über Geschichte verfügen zu können als Fortschreibender oder Wiederbelebender. Das trübt den Eindruck selbst und gerade bei einem an Hoffmann Interessierten wie mir. - Guter Klang, solide, aber nicht begeisternd gesungen und gespielt. Der Booklettext nähert sich einer Expertise, gibt aber für die Missa eine Auftragssituation bei polnischen Prämonstratenserinnen an und folgert, es sei doch sehr kirchenangemessen und sparsam komponiert worden !?! Also Prämonstratenserinnen verfügen über ein Orchester mit Pauken und Trompeten, um in einer Kirche (!!!) ihre Messe zu singen ??? - Über den Dirigenten steht im Booklet, er hätte Zustände der Extase und Trance mit seiner eigenen Musik erreichen wollen und Studien bei den Schamanen in Nepal betrieben. Jüngst trat er hier in FR auf - mit nachrangigen Werken , ebenso wie auf dieser CD. (Ives, Takemitsu, Brahms OP 11). Freilich, ein Perfektionist, der alles im Griff hat. Aber bei solchen Werken ? Frage : Was um Gottes willen ist mit den Schamanen in Neapel, äh Nepal passiert ???
    British Composers - Elgar/Stanford/Parry British Composers - Elgar/Stanford/Parry (CD)
    08.03.2014
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Quality Street ?

    Bunte Mischung von ernsten und weniger ernsten Stücken aus der Musik-"Renaissance" in England 1880ff. Wer sich schon immer gefragt hat, wo diese Renaissance eigentlich herkam, muß hier erfahren : aus dem (eigentlich fast unfruchtbaren) Schoß Johannes Brahms' !! Elgars erste Sinfonie (hier nicht enthalten) wurde als Brahms' Fünfte bezeichnet, Stanford steht tief in seinem Schatten, Parry nutzt den Einfluß der, naja, Vaterfigur für die Stärkung seines nervös hin und hergebeutelten künstlerischen Seelenkostüms. Elgar zeigt sich von seiner liebenswürdigen Seite, ohne daß seine stets vorhandene Melancholie zum Schweigen käme ("Dream Children"!!), Stanford bezeugt in seiner Sinfonie restlose Servilität gegenüber dem deutschen Klassizismus, in seiner religiösen Musik die eigentümlich englische Selbstzufriedenheit In The Almighty GOD, die für uns Kontinentale kaum nachvollziehbar scheint. Parry ist für mich eine Entdeckung : starke spätromantisch-klassizistische Aussagen in einfachen, aber wirksamen Instrumentalfarben und Kontrasten.
    -- In der englischen Küche zeigt sich der Nationalcharakter im Nebeneinander des Rohen und Gekochten. Auch in der Musik : das Gekochte wird fast zerkocht, das Rohe liegt wie Geröll dazwischen. Das ist relativ zu verstehen : wenn bei Parry ein Sonatensatz durchaus großer Gedankenarbeit und Verfeinerung seinen Aufbau verdankt, so erscheint er "roh" in den starken Farben der Instrumentation, auch gelegentlich in der Dramaturgie. Komponiert Elgar ein parfümiertes Liebeslied, dann ist es parfümiert wie das Einstecktüchlein eines Gecken. Eine abwechslungsreiche Reise durch diese ersten englischen Musik-Jahrzehnte, in fast durchweg hochrangigen Aufnahmen dargeboten - nur bei den Anthems und Services von Stanford (CD 4) machte die Aufnahmetechnik nicht mit - es kratzt, wenn forte gesungen wird. Gutes Booklet, nur englisch und ohne die gesungenen Texte, wie in dieser Reihe üblich. Auch wenn das eine Angstblüte der sterbenden EMI war, ist es doch schade, daß es solche Kassetten erstmal nicht mehr gibt.
    Arthur Bliss - British Composers Edition Arthur Bliss - British Composers Edition (CD)
    08.03.2014
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Gegenwart des Komponisten

    Ich weiß, daß es diese EMI-Sachen nicht mehr lange gibt, dennoch :

    Ein Teil der hier vorgelegten Aufnahmen entstand durch Bliss selbst oder "in the presence of the composer". Aber welche Gegenwart, um es einmal so zu übersetzen, hat Bliss noch ? Zumindest nicht eine genuin romantisch-nostalgische, wie es seine Herkunft vielleicht nahelegen könnte. Bliss ist eindeutig Ingenieurs-Komponist, seine Werke durch Brillanz, Virtuosität und Eleganz gekennzeichnet, ein Grenzgänger der Tonalität überdies. Seine Affinität zu Ballett und Film bringt seine Kunst nicht um ihre Konzentration und ihren starken Ausdruck, der aber immer kalkuliert ist, nicht einmal den Schein des Naturwüchsigen annimmt. Bliss neigt, als rechter Ingenieur, zur Katastrophenthematik. Jedes Ballett hat seine desaströsen Elemente, vollends die Filmmusik "Things to come" ergeht sich in einer Weltuntergangsszene, der man ihre technische Bewältigung fast nicht mehr glauben kann, so eindrücklich die Musik auch vorgetragen wird. Was konnte ihm nicht gut liegen ? Ganz klar : Religion und Pastorale. Die ChristusFigur in "Miracle in the Gorbals" geht musikalisch spurlos am Hörer vorüber - (übrigens auch ein Katastrophenstück, das mit einem Selbstmord beginnt und mit dem Mord am Erlöser endet) - , die "Pastoral" scheint, ein seltener Augenblick bei diesem Meister, ohne Selbstvertrauen. Typisch auch für den Ingenieur : anrührende Wirkung entfalten ausgerechnet die vertonten Rätselspüche "A Knot of Riddles". Insgesamt eine Reihe hervorragender Aufnahmen, für mich am besten die "reinen" sinfonischen oder Konzert-Werke, aber jede Note, die Bliss komponiert hat, trägt eine sehr deutliche Physiognomie - für jeden an noch zeitgenössischer Musik Interessierten eine aufregende Begegnung. Informatives nur englisches Booklet ohne die gesungenen Texte.
    David Hansen - Rivals, Arien für Farinelli & Co David Hansen - Rivals, Arien für Farinelli & Co (CD)
    20.10.2013
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Unvergleichlich

    Bevor ich zu meiner Lobeshymne ansetze, eine Bemerkung:
    Wir Menschen leben in einer Welt, in der die Natur sich stetsfort erneuert, die Kultur aber, unsere zweite, künstliche Natur, immer älter wird über alle Moden und Zeitgeistwechsel hinweg. Niemand würde im Spätmittelalter oder der Renaissance leben wollen, die materiellen Zeugnisse dieser Epochen fristen ein manchmal glänzendes, manchmal ärmliches Leben im Asyl unserer Museen. Aber die Musik gibt uns direkte Mitteilung vom Lebensgefühl der früheren Zeiten - ohne deren oft leiblich bedrängende Mißgeschicke. Und hier liegt eine Gefahr: Musik ist distanzlos, sie drängt sich in unser Ohr und wir müssen teilnehmen, auch und gerade wo wir vielleicht einzelne Harmonien oder Melodien nurmehr als Reizmittel des Sentiments mißverstehen. Daher die Aufgabe der Musik-Aufführung : weniger eine Darbietung vergegenständlichter "Originalklänge" zu geben denn eine sprechende Darstellung des Stils, denn nur Stil vermag die Distanz zu schaffen, in der das Geistige gedeiht - und in der das Gefühl sich erfüllt und Genuß wird.
    Nun zur Lobeshymne : man kommt in Verlegenheit, will man diese Wunderstimme mit nur technischen Begriffen beschreiben. Perfekter Sitz, perfekte Führung, riesiger Tonumfang, treffsichere Attacke, klare Projektion, auf Hochglanz poliertes Silber - ja, das ist es. Dazu aber sichere Rhythmik und Diktion, und ein Stilgefühl, das die ja nicht unmittelbar gefühlshaften Arabesken-Arien niemals an das Kulinarische verrät. Eine hochelegante und sehr virile Gesangskunst wird entfaltet - hier ist hörbar kein Kanarienvogel am Werk. Mir persönlich gefällt zu alldem noch besonders die, nunja : Tiefe seiner Stimme, etwa in der Ripresa von "Taci, o di morte"... Ergreifend ! - Das begleitende Orchester ist nicht so ganz erfreulich (Akzente zu oft als Drücker in den Streichern, pumpernde Rhythmen...), das Booklet meint mit hübschen Marketingbildern dem Verdacht entgegentreten zu müssen, hier singe kein ganzer Mann... Egal ! Wer so singen kann, ist unvergleichlich und hat keine Rivalen. Hut ab vor diesem Sänger !
    Streichquartett Nr.1 Streichquartett Nr.1 (CD)
    18.10.2013
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    1 von 5

    Vergebliche Liebesmüh, die erste

    Glenn Gould sagte einmal in einem Interview über sein frühes Vorbild Schnabel, dieser spiele Beethoven mit souveräner Nichtachtung der Taktstriche bzw. Taktgrenzen. Nun, so komponierte er auch. Oder doch nicht ganz ? Durchweg ist festzustellen, daß er zwar die Grenze der orthodoxen Tonalität kühn überschreitet, dann aber stehenbleibt und mit zu langen Phrasen auf der Stelle tritt. Für die fehlende Entwicklung soll dann eine Intensität des Spiels oder der Klangfarbe entschädigen, die in dieser Musik keine Bedeutung entfalten kann (mangels Syntax). Kurz und schmerzhaft : es ist abstrakter Schwulst, was hier erklingt. Auf dem Papier mag die Musik gut aussehen - das ist kein Grund, sie zu loben. Der Autor des Booklet-Textes meint sie mit der Einschätzung adeln zu dürfen, sie sei so frei, "sich selbst nicht zu verstehen " - nebenbei eine olle Kamelle aus dem Süßwarenregal Adornos; ich hatte gehofft, soetwas als Rechtfertigung für desorientierte Postromantik niemals mehr lesen zu müssen, es deckt die bare Zusammenhanglosigkeit. Das Pellegrini-Quartett spielt wie immer engagiert und wurde wesentlich klangschöner aufgenommen, als es live klingt (hier in FR immer wieder zu überprüfen). Die Altistin singt den nach altem Poetenschweiß riechenden Text Dehmels alles andere als idiomatisch - und übrigens definitiv nicht den abgedruckten Text, sondern noch mehr !! Eine bedauerliche Produktion, ihr Lieben von JPC, von der ich mir kaum vorstellen kann, daß sie noch die Pseudoavantgardisten (sprich Schönberg-Webern-Boulez-Gielen-Verehrer) zu begeistern vermag. Und wen sollte sie sonst interessieren ?
    Harfenquintett Harfenquintett (CD)
    18.10.2013
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Dämon als Baumeister

    Ich kann es hier kurz machen und gleich mein Lob verkünden : vorzüglich animiert und präzise gespielt und gesungen, prächtig und mit sauberer Ortung aufgenommen, bietet diese CD ein Bild des Künstlers, das man von seinen Erzählungen (die allesamt nach den Stücken hier entstanden) nicht erwartet hätte. Denn wo er in der Literatur bizarr und sprunghaft, auch sarkastisch auftritt, gibt er sich hier auf's Schönste gezähmt, beherrscht, ausgeglichen und stetig bauend. Das Harfenquintett führt vor, wie aus einer Thema-Zelle nur durch geringste Verschiebungen und Erweiterungen oder Spiegelungen ein faszinierender Verlauf immer ähnlicher und immer verschiedener scharfumrandeter Gestalten entsteht, wie Wolken vorbeiziehen und immer neue Gesichter bilden. Das Trio ist freier, schweift in elegante Verzierungen aus und ist nicht so ernst wie die Wahl der Tonart vermuten lassen könnte; hier fällt auf, daß zwar Beethoven das Vorbild abgab, nur eben nicht das Geistertrio, sondern sein Schwesterwerk - als wollte der Komponist Hoffmann jener Sphäre nicht zu nahe kommen, in der seine Literatur dann beheimatet sein wird. Wertvoll, wenngleich viel einfacher gebaut, auch die italienischen Duette (mit Booklet-Panne beim Text des ersten) als Beitrag zur Kenntnis dieses außerordentlichen Künstlers. Hervorragender (!!!) Booklet-Text von einem Wissenschaftler, der nicht übertrieben spezialistisch formuliert. Mein Lob !
    Ein Kommentar
    Anonym
    02.03.2017

    Harfenquartett Hoffmann

    Die Kritik ist mir zu wenig auf den Gesang eingegangen. Ein hervorragendes Duett mit ausnehmend schönen Lieern
    Klavierquintett Klavierquintett (CD)
    18.10.2013
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    1 von 5

    Vergebliche Liebesmüh, die zweite

    Schnabel zeigte schon in seinen frühen Kompositionen, welche Probleme ihn später bei seinen großen Formaten nicht mehr loslassen würden : er hatte kein Maß für die Phrasenlänge und den Abstand zur spätromantischen Tonalität, der er doch nicht mehr angehören konnte. So komponiert er etwa im mittleren der drei Triostücke einfach weiter, auch wenn ihm das musikalische Material ausgeht, so setzt er in den Liedern nicht selten eine kurze prägnante Klavierfigur in ein Feld statischer Klänge; das Ganze klingt besonders im Gesang formlos und poesiewidrig, er hätte das "Gesänge" nennen müssen, nicht Lieder. Die Sonate ist keine, sondern eine Folge von Stücken, die eben so viel Charakter entfalten, daß sie nicht zusammenpassen. An Stelle einer Entwicklung, womöglich "Arbeit" tritt hier ein Hin und Her zwischen Stimmungen und Gesten auf, das keinen Zusammenhang stiftet. Das Klavierquintett schließlich schneidet, mit Verlaub, Grimassen; oder wie soll man die kaum als Klang-Gesten erfahrbaren Schübe von Ereignissen sonst nennen ? Es ist alles vage : vage pathetisch, vage empfindsam usw. Man vergleiche dazu die zeitgenössische Produktion : Fauré OPP 89, 115, Reynaldo Hahn 1921, Arnold Bax 1914, auch ein riesiges Stück, und ich will nicht so boshaft sein, noch Turinas OP 1 (1907) zu nennen, ein Gesellenstück, aber von welcher Güte ! Alle Interpreten entledigen sich ihrer Aufgabe mit Fleiß und Ausdrucksvermögen, namentlich Frau Kamphues, die den undankbarsten Part hat. Klanglich eine saubere und schöne Aufnahme, leider vergeblich. Ich schreibe diese wie die erste Rezension über das 1.Streichquartett aus Enttäuschung, nicht mit Spott. Was die im Booklet entfalteten Theorien angeht : wenn die musikästhetische Achse Brahms-Schönberg-Webern-Boulez gebrochen ist, kann sie mit Hilfe dieses Komponisten nicht repariert werden; die Kutsche wird nie mehr fahren.
    Ein Kommentar
    Anonym
    18.10.2013
    Tolle Kritik - Danke!
    Sonaten für Cello & Klavier op.16 Nr.1-3 Sonaten für Cello & Klavier op.16 Nr.1-3 (CD)
    31.08.2013
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Das gute Gespräch

    Mancher, der über unsere Kultur- und besonders Musik-Geschichte nachdenkt, stellt sich vielleicht die Frage "Was wäre wenn ?" Zum Beispiel : wenn es Beethoven nicht gegeben hätte ? Wäre die Entwicklung vom Sturm und Drang über die kurze klassische Periode wirklich zur Romantik gegangen, wie wir sie kennen ? Lag, mit anderen Worten, wirklich die Entgrenzung und Auflösung nicht nur der Formen, sondern auch der technischen Standards des Komponierens, die wir mit den Namen Schubert und Schumann verbinden, im Schoß der Geschichte ? An zweitrangig erscheinenden Komponisten wie Onslow und Rejcha, auch ETA Hoffmann kann man es nachprüfen. Und da sieht und hört man : Nein, statt zur Geniekunst mit ihrem umstürzlerischen Imperativ konnte die klassische Tonsprache auch zu einer sehr verfeinerten Konversation von Stimmen bzw. Instrumenten führen. Und dies, über Rejcha, der noch mit Beethoven befreundet war, zu seinem Schüler Onslow und vielleicht weiter - auch wenn der Klassizismus des 19. Jahrhunderts dann die Züge des Konstruktivismus annehmen wird, soll heißen : sich mehr und mehr anstrengen muß. Bei Onslow : ein langer und reicher Diskurs der Motive und Antworten, der sich gleichweit von hier störender "Gefühlstiefe" wie von allzu rationalistischen Denkübungen hält, weltläufig und großzügig; er war ein Kosmopolit, der nicht wahllos Einflüssen sich hingab, sondern seinen eigenen Weg gegangen ist. Damit brachte er die Kritik in Verlegenheit, sie fand für ihn nur die Epitheta "französischer Beethoven" oder "französischer Schubert" !! Seine reifen Cellosonaten werden hier in feiner und wohlklingender Darstellung hörbar gemacht - eine auch klangtechnisch gelungene Produktion. In dieses Gespräch läßt man sich immer wieder gerne hineinziehen.
    Ida Haendel - Chaconne Ida Haendel - Chaconne (CD)
    31.08.2013
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Der Klang der späten Tage

    Ida Haendel kurz vor ihrem achtzigsten Geburtstag im Studio, mit zwei verschiedenen (!) Pianisten und solo - ein Recital mehr für ihre persönlichen Freunde... Sie geigt mit vollem Einsatz, aber es greift der Bogen eben nicht mehr jeden Ton, zuweilen wird er hörbar (zu) stark auf die Saite gedrückt, und ihre Interpretationen sind nicht immer meine Sache. Ich möchte nicht den Beckmesser machen, aber eine Bach-Chaconne von achtzehn Minuten Länge, die vor allem Gefühl transportiert, scheint mir nicht ganz angemessen - es bedeutet für das Stück, daß hier hoch aufgeladene Episoden aneinandergereiht werden, als werde das Werk auf eine "persönliche Botschaft" befragt, - die es doch gar nicht enthalten muß. Ich habe zum Vergleich nochmals die alte Kremer-Aufnahme (Philips) gehört, die vergleichsweise kalt und kurz ist - sie nimmt dem Werk aber keinen ästhetischen Wert ! Und daß Miss Haendel die Chaconne 1995 für Testament auch schon so spielte (aber technisch besser), ist kein Argument. Am besten gelungen hier die virtuosen Stücke, also der Saint-Saens und Wieniawski; bei Mozart ziehe ich auch um der klassischen Gleichmäßigkeit der Tempi und Betonungen und der Balance zwischen den Instrumenten Grumiaux und Haskil vor (1958 !!!) Der Klang insgesamt etwas hallig, das Klavier sehr im Vordergrund - das Klangbild wirkt etwas (mit Verlaub) aufdringlich.
    Elendes Booklet mit einem kurzen Interview mit der alten Dame, die mich trotz alledem immer wieder musikalisch berührt.
    Encore Encore (CD)
    21.08.2013
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Verkannte Prophetin

    Anna Russell war einmalig. Eine Frau, die ihre Satire mit umwerfendem Charme und Witz vortrug und keine Mühe scheute, ihrem Publikum mit allen denkbaren und undenkbaren Mitteln ästhetische Einsichten zu verschaffen. So hat sie hier nicht nur eine selbstkomponierte Verdi-Oper nach Shakespeares Hamlet im Programm, sondern spielt (!?) auch, wenn es nötig ist, Horn und Dudelsack , sowie, als Begleitung ihrer Folk-Anthologie, Gitarre !!! Leider hat Sony die wenigen erhaltenen Bänder von ihr in neue Zusammenstellung gebracht und ist obendrein nur noch diese (zweite) CD erhältlich. Hoffentlich wird alles von ihr mal in quasi historisch-kritischer Ausgabe erhältlich sein ! Was sie hier über die Fragwürdigkeit moderner "Folksongs" mitzuteilen hat sowie über die Pseudo-Avantgarde der "Poetry with Jazz", stammt zwar aus den fünfziger Jahren, gilt aber für modernes Kunstliedschaffen allgemein und es ist schon merkwürdig, die im ersten Track karikierten Künstler-Posen mit ihrer Märtyrerhaltung des Unverstandenen, gleichwohl Populären im zeitgenössischen Literaturbetrieb, etwa den Poetry Slams, wiederzuerkennen. Ein großes Vergnügen ! Allein für die Erfindung des "Music Appreciation Talk" gebührt ihr eine Krone in unserem Musikleben, das sie leider 2006 endgültig hinter sich ließ.
    British Composers - Delius/Howells/Hadley British Composers - Delius/Howells/Hadley (CD)
    29.04.2013
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Sammlerstücke

    Wohl keines der hier enthaltenen Werke kann beanspruchen, im Mittelpunkt des Interesses an englischer Musik des zwanzigsten Jahrhunderts zu stehen - und Delius war kein Engländer. Um so wichtiger die engagierten Interpretationen, die man hier zu hören bekommt. Ich zäume das Pferd mal vom Schwanz her auf : Hadley (CD 5) gibt eine in Text und Handlung überladene Neufassung der Geschichte vom verlorenen Sohn, auf stabilem Fundament einfacher, zurückhaltend orchestrierter Bausteine zur Wirkung gebracht - dies alles soll die Hills of Derbyshire als Heimat dieses Sohnes verherrlichen, die auch direkt besungen werden - ein Zusammenhang, der mir kaum plausibel erscheint. -- Aus der recht großen Produktion von Howells (CD 3 und 4) zwei Streichquartette, das Requiem "Hymnus Paradisi" und das Konzert für Streichorchester, alles raffinierte kontrapunktische Musik, die aber immer wieder an Formeln klebt und in ihrer Eloquenz, wenn ich so sagen darf, vergleichgültigt wirkt. Das Requiem etwa, immerhin anläßlich des Todes seines einzigen Sohnes (im Alter von neun Jahren) komponiert, drückt weniger Trauer aus denn so etwas wie therapeutisch empfohlene depressive Zuversicht : "The Lord is my Shepherd" - das ist sicher auch seiner strikt konservativen Grundhaltung geschuldet; ein wehmütig stimmendes Hauptwerk. Das Kernstück der Kassette aber, Delius' dröge Vertonung von Nietzsches Zarathustra, vermag hierzulande wohl keinen Übermenschen mehr hinter dem Ofen hervorzulocken. Rudolf Kaßner kennzeichnet dies Anti-Christentum deutlich in seinen Erinnerungen : "Der durchaus widerwärtige Titel eines modernen Musikstückes, Messe des Lebens, kommt aus der Mentalität der neunziger Jahre, die ihrerseits ihre Wurzeln in Darwin, im Monismus der Wissenschaft, in Haeckel hat, sich aber auf Nietzsche berufen konnte..." (Umgang der Jahre, EA 1949, S.258). Bleibt anzumerken, daß der anfangs so gefeierte "Wille" (zur Macht ?) im Verlauf des Werkes immer mehr kontemplativ verdämmert ! Delius scheint hier insgesamt weniger den Text Nietzsches als -- van de Veldes Bucheinband (für die Insel) vertont zu haben. Gute Verständlichkeit des deutsch gesungenen Textes, bei diesem Ensemble keine Selbstverständlichkeit. Was also macht die Kassette wirklich hörenswert ? Die zwei Werke am Anfang, die "Songs of Sunset" (Dowson) und "An Arabesque" (Jacobsen) - ganz vorzüglich eingespielte, ergreifende Stücke. Es liest sich seltsam, aber : sobald einmal bei Delius nicht die kalte-schöne Linie dominiert, sondern die mürbe Stimmung der Resignation und des Gedenkens an bessere Tage, überzeugt seine Musik meine Ohren viel mehr als im Vollgefühl ihrer Kraft und ihres Selbstgenusses. Selbst bei der Jacobsenschen Anrufung Pans und der Liebe sagen die verhangene Atmosphäre und die gedehnten Phrasen mehr über die Wirklichkeit des Lebens, als ihr Komponist wahrhaben wollte. Eine Empfehlung mit Einschränkungen also, zum Kennenlernen.
    Orchester- & Chorwerke Orchester- & Chorwerke (CD)
    29.04.2013
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Vor und nach dem Sommer

    Sehr gut gespielte und präzis aufgenommene Sammlung musikalischer Ansichtspostkarten, bei denen ich mich nur frage, von welchen Ländern und Orten diese Karten zu uns kommen ? Ohne respektlos sprechen zu wollen, ähneln diese Stücke solchen der Hotelmalerei, auf denen nordische Gebirge über tropischen Wäldern im Abendrot erglühen... Schwer vorstellbar, daß der Komponist mit Hingabe immer wieder zu solchen Bildern zurückkehrte. Wichtig hier neben den Klassikern "The Walk to the Paradise Garden" usw. die zwei Stücke, die der blinde, gelähmte Alte seinem Schüler Eric Fenby diktierte : "A Song of Summer" und "Cynara" nach Ernest Dowson, ein Gedicht über den Schatten, den eine große, aber vergangene Liebe über jede spätere Neigung wirft. Wohl nur der immer vorzügliche John Shirley-Quirk vermag diese Elegie vor dem Abgleiten in Larmoyanz zu bewahren. Übrigens merkwürdig, daß Delius' Jahr nur aus einer Jahreszeit zu bestehen scheint : dem Sommer ! War dies die einzige Zeit, die ihm lebenswert erschien ? Oder entsprach sie am besten seinem Hang zum Vollmenschentum, das die Natur nur in ihrer stärksten und sinnlichsten Wirkung genießt ? Nichts für ungut, aber wie treffend sagte es der Italiener Ennio Flaiano : "Wir leben nur noch, indem wir auf den Sommer warten, wie die Bademeister." (Blätter von der Via Veneto)
    Arien - "Hasse Reloaded" Arien - "Hasse Reloaded" (CD)
    24.04.2013
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Historisch desinformiert

    "Sabadus" nennt er sich also neuerdings, the artist formerly known as Barna-Sabadus. Ich gebe zu, ich konnte mir den Doppelnamen auch nicht merken. Großer Stimmumfang, treffsichere Projektion, rasante Phrasierung, sorgfältige Verzierungen - das alles sind Pluspunkte, und solch ein Sänger überragt so manchen Konkurrenten im hohen Stimmfach. Aber die CD überzeugt nur in einer Hinsicht - im Schöngesang. Die historisch informierte Aufführungspraxis erlebt mit solchen Produktionen ein Menetekel. Denn hier ist ein Punkt ihrer Entwicklung erreicht, wo sie unaufhaltsam zur Klangdekoration wird. Die rabiaten Vivaldi- und Bach-Interpretationen der Goebel, Biondi e tutti quanti sind so rasch veraltet, wie sie auf den Markt kamen; die Elemente musikalischer Sprache, die man aus den Lehrbüchern und Partituren etwa des Barocks entnehmen zu können glaubte, wurden zu veräußerlichten, fast schon fetischistischen Methoden, mit denen etwa Harnoncourt die Musik des 19. und 20. Jahrhunderts bearbeitete und Grimassen hervorbrachte (sein Dvorak, Bruckner !). Wo man dort aufführend die Geschichte umschreiben wollte, weil man an der umstürzenden Kraft originalen Komponierens verzweifelte (was, wenn nicht dies ist die Lehre aus Jahrzehnten staatlich subventionierter Revolution in Permanenz ?), da hebt man hier einzelne Stücke aus dem Tumulus der Vergangenheit und bietet sie, auf Hochglanz poliert, einem letztlich ratlosen Konsum an. Daran sind nicht die hier Agierenden schuld, sie lassen sich treiben und der Sänger bietet Beweise seines großen, aber letztlich historisch und kulturell ortlosen Könnens. Schöngesang ohne Physiognomie - der Figuren-Charakter etwa des Iarba, dessen vier Arien aus der Didone Abandonnata geboten werden, ist nicht erkennbar. Welch ein Verlust, vor allem, wenn man die gewiß nicht vollkommene Einspielung der "Cleofide" von William Christie (1986) im Ohr hat, in der jede Figur scharf gezeichnet und lebendig auf der Hörbühne erscheint. Schöngesang, wie gesagt, in starker Einfarbigkeit. Barna-Sabadus behauptet in seinem Begleittext, er wolle Hasses Musik von ihrem Ruch befreien, verschnörkelt und verstaubt zu sein. WAS ist diese Musik, wenn nicht verschnörkelt ?? - Über den Grad ihrer Verstaubung mag man verschiedener Ansicht sein. - Mozart soll einmal geschrieben haben : "Hasse will auch zu Herzen gehen". Das tut er hier nicht. Heinrich Lübke sagte einmal zu einer Sängerin nach ihrem Konzert :"Sie haben schön gesungen, und mehr als schön geht nicht." Wirklich nicht ?
    Beecham Edition - The English Collection Beecham Edition - The English Collection (CD)
    20.04.2013
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Delius-Festival ??

    The final Verdict, wie das im Gramophone-Magazin immer so schön heißt, vorweg : sehr gut remasterte Aufnahmen, teils schon in Stereo gemacht, von einigen von Beechams Lieblingswerken - die nicht unbedingt auch unsere Lieblinge sind oder werden müssen. Leider ließ sich die Opulenz, die bei diesem Dirigenten offenbar immer dazugehörte, nicht über die Zeiten und die Bandgeräte retten.
    Es ist ja durchaus die Frage, was bei Delius für ein Stil vorliegt, wenn überhaupt einer. Gewiß ist er kein Spätromantiker, trotz seiner Sehnsucht nach fernen Ländern, seiner Faszination durch scheiternde Liebesgeschichten, seiner farbigen Instrumentierung, seiner Rücksichtslosigkeit gegenüber klassischen Methoden und Modellen. Vieles verkehrt sich bei ihm in's Gegenteil : die fernen Länder, die er schildert, kannte er und hatte allenfalls Heimweh; die scheiternden Liebesgeschichten kannte er nicht, sie waren als absolutes Schicksal das, was er als Abenteurer gerade nicht hatte; sein Orchester weist viele Farben auf, scheint aber zwanghaft festgelegt auf Linien-Schönheit, die dann farbig ausgefüllt wird; schließlich geht sein Komponieren in erstarrende Zeichnung über und ist insofern mehr als jedes klassische Modell, nämlich nicht entwicklungsfähig oder zeugend. Seine Farben rührt dieser Meistermaler übrigens immer kalt an. Im Ganzen ergibt sich die unverwechselbare Physiognomie des - Jugendstils ! Rührt daher seine Popularität in England, die ihm Beecham, wie man liest, hart erkämpfen mußte, oder ist er nicht vielmehr ein Vorbote des "internationalen Stils", wie er dann von der Generation nach ihm in Beton gegossen werden sollte, ein Kosmopolit, der überall ein wenig verstanden wird, so wie die schwungvollen Linien eines Jugendstil-Inserates, das für Reformkorsetts und -Anzüge wirbt ? - Sehr lohnend hier die Liederzyklen "Songs of Sunset" und vor allem "Sea Drift", aber auch die letzte CD, die uns den eigenartigen Mischstil Bantocks vorführt sowie eine "in presence of the composer" entstandene Aufnahme von "The Garden of Fand" von Bax, bei der ich nur bedaure, daß sie so bescheidene Klangqualität hat - was muß das für eine Aufführung gewesen sein. Insgesamt eine etwas einseitige, aber faszinierende Auswahl englischer Stücke, ein Spiegelbild, wie gesagt, der Dirigentenpersönlichkeit Beecham.
    26 bis 50 von 70 Rezensionen
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