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    Ringo

    Aktiv seit: 05. März 2020
    "Hilfreich"-Bewertungen: 771
    44 Rezensionen
    Sladest (Blue/White/Black Splatter Vinyl) Slade
    Sladest (Blue/White/Black Splatter Vinyl) (LP)
    24.03.2025
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    4 von 5

    Die geballte Hit-Ladung

    Was für ein Best of-Album! 14 Tracks, davon 11 Singles, von denen wiederum fünf die Spitze der britischen Charts eroberten. Eine meiner ersten Slade-LPs, die gnadenlos abgenudelt wurden und nun ersetzt werden können.

    Und dann noch in farbigem „Splatter-Vinyl“, das zwar toll aussieht, aber leider nicht ganz so toll klingt. Die erste Platte enthielt auf beiden Seiten unschöne Nebengeräusche, die die Farbunterschiede quasi hörbar machten. JPC tauschte das Teil wie gewohnt anstandslos um, doch auch die zweite Platte „ratscht“ hier und da ein bisschen. Vor allem das Intro von „Look Wot You Dun“ leidet unter diesen störenden Geräuschen.

    Auch klingt die Pressung etwas... steril? Ich glaube, das trifft es am besten. Das 1973er Original ging gnadenlos zur Sache und hatte noch den richtigen Wumms (hi, Olaf). Die neue Platte klingt dagegen eher zahm. So toll die Musik auch ist, damit hätten Noddy und Co. wohl kaum die Hitparaden gestürmt.

    Trotzdem - auch diese „Sladest“ ist ein echter Hammer. Das bei der originalen LP beigeheftete Booklet liegt jetzt als 12seitige Beilage bei und enthält neben zum Teil großformatigen Bandfotos Erläuterungen zu den einzelnen Songs. Und über die Musik muss ich nun wirklich nichts mehr sagen...
    Meine Produktempfehlungen
    • Feel the Noize (The Single Box) (Limited Edition) Slade
      Feel the Noize (The Single Box) (Limited Edition) (SIN)
    Feel the Noize (The Single Box) (Limited Edition) Slade
    Feel the Noize (The Single Box) (Limited Edition) (SIN)
    24.03.2025
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    3 von 5

    Feel The Noize!

    Ein hübsches kleines Kistchen hat BMG da zusammengestellt. Sie enthält neun Singles der Gruppe Slade aus der großen Zeit von 1971-74, dazu eine weitere „Rarität“ von 1980.

    Damit sind natürlich nicht alle Singles der Band in diesem Set enthalten. Streng genommen war „Coz I Luv You“ schon die siebte (britische) Single von Slade, allerdings die erste, die die Spitze der britischen Charts erreichte. Genau so wie „Skweeze Me, Pleeze Me“, das hier jedoch in der viereinhalb Minuten-Version der Best-of-LP „Sladest“ von 1973 vorliegt (die Single war eine knappe Minute kürzer).

    Drei weitere Spitzenreiter sind mit dabei, „Merry Xmas Everybody“, ebenfalls eine Nummer Eins, fehlt jedoch. Auch vermisse ich „The Bangin‘ Man“, die 1974 immerhin Platz drei schaffte. Schade. Platz zwei gab es dann noch mal für „Far Far Away“, bevor die lange Durststrecke für Slade begann.

    Die letzte Single in dieser Box ist dann von 1980, als Slade mehr oder weniger über die Dörfer tingelte und zeitweise sogar vor dem Aus stand. Im Mai 1980 erschien die Maxi „Six Of The Best“ mit einem Sammelsurium von sechs (relativ) aktuellen Songs. Zwei davon wurden als Promo-Single für Radiostationen ausgekoppelt, um Slade weiterhin im öffentlichen Fokus zu halten. Verständlich, dass diese Platte hier als „extremely rare“ vermarktet wird, obwohl sie keine offizielle Veröffentlichung für den freien Markt war.

    Alle 10 Platten stecken in ordentlich reproduzierten Single-Covern, die offenbar aus ganz Europa stammen (in England gab es zu jener Zeit üblicherweise nur neutrale Firmencover). Leider erfährt man nirgends, aus welchem Land die Cover stammen. Hier wäre eine kleine Info, als Beiblatt oder zusätzlicher Hinweis auf dem jeweiligen Cover, sehr hilfreich gewesen. Das von "My Friend Stan“ z.B. sieht der deutschen Hülle sehr ähnlich, entpuppt sich aber bei genauem Hinsehen als spanische Ausgabe. Das Cover der 1980er Promo ist eigentlich ein der Maxi entlehntes Fake, da diese Platte damals in einer neutralen weißen Hülle verteilt wurde.

    Die Pressungen sind optisch einwandfrei. Die Platten liegen plan auf und sind perfekt zentriert. Aber: zahlreiche Papierreste der Cover trüben den Hörgenuss, sogar nach einer aufwändigen Reinigung sind - vor allem in den Ein- und Auslaufrillen - lästige Nebengeräusche zu hören, was leider zu Punktabzug führt. Ansonsten ist der Sound OK, obwohl die Dynamik der Originale einfach unerreicht ist.

    Insgesamt gefällt mir Slades „Feel The Noize - The Singlez Box“ ausgesprochen gut. Die Musik ist und bleibt grandios, und ich kann nur hoffen, dass BMG oder wer auch immer weiterhin Platten dieser Band veröffentlicht.
    Meine Produktempfehlungen
    • Merry Xmas Everybody (Snowflake Marble Vinyl) Slade
      Merry Xmas Everybody (Snowflake Marble Vinyl) (MAX)
    Welcome To The Vault (Limited Box Set) Steve Miller Band
    Welcome To The Vault (Limited Box Set) (CD)
    08.02.2025
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Mehr als nur Abracadabra

    Für alle, die wie ich Steve Miller erst in den 1970ern oder sogar noch später entdeckt haben, ist diese Box eine echte Offenbarung. 1976 lief Rock‘n Me im deutschen Radio rauf und runter und verschaffte Steve Miller seine erste Notierung in den deutschen Singlecharts. Und ein paar Jahre später kam dann Abracadabra, seine erste Nummer eins. Doch das ist nicht der „einzige“ Steve Miller.

    Dass Miller eigentlich ein Blues-Player ist, zeigt uns vor allem CD1. Schon die 1969er Live-Version von Blues with a Feeling ist ein echter Hammer. Bei Crossroads, 1973 live eingespielt, wird ein gewisser Eric Clapton mit Sicherheit blass vor Neid.

    CD2 enthält dann u.a. The Joker in der bekannten Albumversion und dazu das bereits erwähnte Rock‘n Me in gleich zwei bis jetzt unveröffentlichten Studioaufnahmen. Klasse! Bei Love is Strange zeigt Mr. Miller, dass er auch Reggae spielen kann.

    Gleich mehrere Songs aus dem 1976er Album Fly Like an Eagle finden wir auf CD3. Den Titelsong gibt es in zwei verschiedenen Versionen, die einen interessanten Vergleich ermöglichen. Meine persönlichen Favoriten sind jedoch die alternativen Takes von Mercury Blues und der Single Jet Airliner. Vor allem der letztgenannte Titel ist noch etwas ungeschliffener als die endgültige Fassung und glänzt mit einem schönen, aber leider nur kurzen Gitarrensolo am Ende. Tja, und fast zum Schluss kommt dann doch noch Abracadabra.

    Der Klang ist top, nur hier und da fallen die Live-Tracks ein wenig ab.

    Das Set wird durch eine Konzert-DVD, ein Buch und ein paar nette Beilagen komplettiert, die in einer solchen Box nicht fehlen dürfen. Ich weise nur auf die 10 Gitarrenplektren hin. Ja: ZEHN!!!

    Welcome to the Vault - für mich eine klare Kaufempfehlung.


    Some Dreams Some Dreams (CD)
    29.12.2024
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    3 von 5

    Schön. Oder?

    Ich hab mich riesig gefreut, mal wieder etwas von A Flock Of Seagulls zu hören. Das erste „richtige“ neue Album seit 1995!

    Und die Jungs legen mit SOME DREAMS, dem Titeltrack, auch gleich ordentlich los. Das Stück hat zwar nicht ganz die Qualität von I RAN, ist aber trotzdem ein starker Opener. Klasse Synthiesounds, ein straighter Rhythmus, ein paar Gitarrenlicks und dazu Mike Scores Stimme… passt.

    Flotte Popsongs und Balladen (ganz toll: CASTLES IN THE SKY) wechseln ab. Die Seagulls bleiben ihrem ursprünglichen Stil treu. Auch die Produktion muss sich nicht verstecken, besonders gefällt mir der warme Analog-Sound der Synthies.

    Die ersten Tracks sind schnell durchgehört, und dann… ja, dann macht sich doch recht schnell Ernüchterung breit. Irgendwann plätschert das Album nur noch so vor sich hin, fast scheint es, als ob Mike Score und Co. ab der zweiten Hälfte die Ideen ausgehen. Schade.

    SOME DREAMS enthält ein paar tolle Tracks, die leider nicht für ein ganzes Album reichen. Trotzdem: reinhören lohnt sich auf jeden Fall.
    Songs For A Nervous Planet Tears For Fears
    Songs For A Nervous Planet (CD)
    05.12.2024
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Eine Reise durch vier Jahrzehnte

    Tears For Fears - Songs For A Nervous Planet (2 CDs, 22 Tracks, Laufzeit Studio-Tracks: 15 Minuten, Live-Tracks: 91 Minuten)

    Tears For Fears ist auch eine dieser Bands, die schon mehr als 40 Jahre auf dem Buckel haben. Seit die DJ-Legende John Peel ihren Song „Pale Shelter“ im BFBS auflegte (und auch die nachfolgenden Singles kräftig pushte), höre ich diese Gruppe sehr gerne.

    Nun also „Songs For A Nervous Planet“, ein Live-Album, das komischerweise mit vier neuen Studio-Tracks beginnt, von denen mir „Say Goodbye To Mum And Dad“ und „Astronaut“ ausgesprochen gut gefallen. Und dann geht’s auch schon los mit rund anderthalb Stunden Live-Musik vom Feinsten. Tears For Fears zeigen eindrücklich, dass sie auch nach 40 Jahren noch gute Konzerte geben können.

    Dabei finde ich es irgendwie amüsant, dass Curt Smith den „Haufen Backing-Tapes“ extra erwähnt. Ganz ohne geht es auch diesmal nicht, aber wenn z.B. auch Depeche Mode oder Jean-Michel Jarre auf ihren Konzerten reichlich Gebrauch davon machen, ist das OK.

    Für mich ist „Songs For A Nervous Planet“ ein rundum gelungenes Album.
    The Early Beatles (180g) (mono) The Beatles
    The Early Beatles (180g) (mono) (LP)
    02.12.2024
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Zurück zu den Wurzeln...

    ...geht Capitol mit dieser Veröffentlichung. Das amerikanische Plattenlabel Vee-Jay hatte Anfang 1964 mit einigen Verzögerungen das britische LP-Debüt auf Parlophone „Please Please Me“ - reduziert auf 12 Tracks - als „Introducing The Beatles“ veröffentlicht, obwohl sie die Rechte an den Songs streng genommen bereits verloren hatten. Nach einigen gerichtlichen Streitereien wurden weitere Pressungen ab Mitte Oktober 1964 untersagt, die Vee-Jay jedoch bis Anfang 1965 fröhlich weiter vertrieb.

    Danach übernahm Capitol die frühen Beatles-Veröffentlichungen. Dave Dexter jr. kürzte das Parlophone-Album auf 11 Titel, um seiner Linie treu zu bleiben. „I Saw Her Standing There“ war schon auf „Meet The Beatles“ erschienen, „Misery“ und „There’s A Place“, interessanterweise zwei Lennon/McCartney-Kompositionen, fielen ebenso unter den Tisch (und kamen erst 1980 auf dem Capitol-Album „Rarities“ zu Ehren).

    Erneut mixt Capitol das Mono-Album aus den Stereo-Bändern. Während die Beatles-Experten seit je her der Meinung sind, dass auch „Love Me Do“ (hier mit Andy White am Schlagzeug und Ringo Starr am Tamburin) und „P.S. I Love You“ dieser Prozedur unterzogen wurden, überrascht uns Bruce Spizer nun, dass von diesen beiden Songs die originalen Mono-Mixe verwendet wurden. Ich möchte mich nicht mit den Fachleuten anlegen, vertraue aber meinen Ohren, die ebenfalls zu besagtem Stereo zu Mono-Mix (sog. „fold-down“) tendieren.

    Das Album wurde am 22. März 1965 - auf den Tag genau zwei Jahre nach der britischen Veröffentlichung von „Please Please Me“ - auf den Markt gebracht, verkaufte sich jedoch bei Weitem nicht so gut wie die anderen Capitol-Alben. Auch mir gefällt ehrlich gesagt das Parlophone-Original besser, darum gibt es diesmal nur 4 Sterne in der Gesamtwertung, obwohl Aufmachung und Pressqualität wie gewohnt die volle Punktzahl verdienen. Noch kurz ein Hinweis zur Lautstärke: Seite 1 entspricht dem Level von „Meet The Beatles“, Seite 2 ist um 2 dB lauter.

    Wie dem auch sei: „The Early Beatles“ ist ein gelungener Abschluss dieser 2024er Serie, die hoffentlich bald mit weiteren Veröffentlichungen fortgesetzt wird!
    Meine Produktempfehlungen
    • 1964 US Albums In Mono (180g) The Beatles
      1964 US Albums In Mono (180g) (LP)
    Beatles '65 (180g) (mono) The Beatles
    Beatles '65 (180g) (mono) (LP)
    02.12.2024
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Persil ’65 in Deutschland...

    ...„Beatles ’65“ in den USA. Aber noch schreiben wir 1964, Capitol hat in diesem Jahr drei Beatles-Alben plus den Doppeldecker „The Beatles‘ Story“ in einer Auflage von über 15 Millionen Stück an den Fan gebracht. Die letzte Beatles-LP des Jahres blickt dann auch schon positiv in die Zukunft, was auch der Titel unterstreichen soll.

    Die gerade aktuelle Scheibe in England heißt „Beatles For Sale“. Dave Dexter jr. überlegt nicht lange, schreitet kurz entschlossen zur Tat und übernimmt die ersten sechs Songs dieser Platte 1:1 für die A-Seite der neuen Capitol-LP, packt die beiden Carl Perkins-Nummern „Honey Don’t“ und „Everybody’s Trying To Be My Baby“ auf die B-Seite und findet mit „I’ll Be Back“ noch einen bislang ungenutzten Track von „A Hard Day’s Night“.

    Als Zugpferd kommt noch die Hit-Single „I Feel Fine“ / „She’s A Woman“ dazu, und schon ist das nächste 11 Tracks-Album reif für die Plattenpresse.

    Während die acht Songs von „Beatles For Sale“ im originalen Mono-Mix zu hören sind, hat George Martin für die restlichen drei erneut spezielle Abmischungen für den amerikanischen Markt angefertigt. Vor allem die beiden Tracks der Single fallen durch stark hinzu gefügten Nachhall auf.

    Bei der 2024er Neuauflage von „Beatles ‘65“ fällt auf, dass Seite 1 um ca. 4 dB leiser geschnitten ist als Seite 2. Warum? Ich weiß es nicht. Auch in der wie immer 4-seitigen Beilage gibt es eine Überraschung: zwei Abschnitte von Bruce Spizers gewohnt sehr informativem Text werden am Ende noch einmal wiederholt. Kann passieren, hätte aber eigentlich auffallen müssen.

    Trotzdem sind Cover und Pressqualität auch bei dieser Platte über alle Zweifel erhaben. Es macht einfach Spaß, eine neue Platte abzuspielen, die auch ohne vorherige Reinigung absolut rausch- und knisterfrei läuft. Und damit kommen wir so langsam zur letzten neuen US-LP dieser 2024er Serie.
    Meine Produktempfehlungen
    • The Early Beatles (180g) (mono) The Beatles
      The Early Beatles (180g) (mono) (LP)
    Something New (180g) (mono) The Beatles
    Something New (180g) (mono) (LP)
    02.12.2024
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Zweiter Sieger

    Tja, da hat Capitol das Nachsehen: United Artists bringt die Songs des Films „A Hard Day’s Night“ als erste auf den amerikanischen Markt. Capitol kontert das Ganze mit einem nur drei Wochen später angesetzten Album, das neben fünf Filmsongs - den Titelsong hatten sie schon flugs als Single veröffentlicht - sechs neue Beatles-Songs enthält. Dabei sind sie sich nicht zu schade, sogar die deutsche Version von „I Want To Hold Your Hand“ mit drauf zu packen.

    Die fünf Filmsongs sind dabei in der Abmischung identisch mit jenen auf dem United Artists-Soundtrack, d.h. „I’ll Cry Instead“ ist auch hier 20 Sekunden länger und „And I Love Her“ ist erneut „single-tracked“.

    Aber auch „Any Time At All“ und „When I Get Home“ klingen für europäische Ohren ungewohnt, da George Martin von diesen Titeln spezielle Mixe für den amerikanischen Markt angefertigt hat.

    Trotzdem bleibt dieses Album nur zweiter Sieger: während der United Artists-Soundtrack die Spitze der US-Charts innehat, muss sich „Something New“ mit dem zweiten Platz begnügen. Aber dennoch finde ich, dass auch diese LP einen Platz in jeder gut sortierten Beatles-Sammlung verdient hat. Bevor ich es vergesse: Aufmachung und Pressqualität sind erneut erstklassig, auch wenn die Platte noch einmal um 2 dB lauter ist als „Meet The Beatles“.

    Und damit nähern wir uns so langsam den Beatles im Jahr 1965.
    Meine Produktempfehlungen
    • Beatles '65 (180g) (mono) The Beatles
      Beatles '65 (180g) (mono) (LP)
    A Hard Day's Night (Original Motion Pictures Soundtrack) (US Version) (180g) (mono) The Beatles
    A Hard Day's Night (Original Motion Pictures Soundtrack) (US Version) (180g) (mono) (LP)
    02.12.2024
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    United Artists hat die Nase vorn...

    ...und dreht Capitol mit dem Soundtrack des ersten Beatles-Films eine lange Nase. Acht neue Songs kommen auf die Platte, obwohl im Film nur sieben zu hören sind. Wie das? Ganz einfach: zunächst sollte noch „I’ll Cry Instead“ mit dabei sein, hat’s dann aber doch nicht geschafft, die zweite Darbietung von „Can’t Buy Me Love“ zu ersetzen. Doch da stand die Tracklist für das Album schon fest, obendrein wurde für die hier vorliegende Mono-Fassung der ursprüngliche, um 20 Sekunden längere Mix genutzt. Die Stereo-LP sowie die britischen Mono- und Stereo-Platten/CDs enthalten die kurze Version.

    Auch „And I Love Her“ klingt anders: hier ist Pauls Stimme nicht wie auf den britischen Veröffentlichungen gedoppelt aufgenommen, sondern größtenteils nur „single-tracked“ zu hören. Das end-riff ist übrigens vier Mal enthalten.

    Aufgestockt wurden die acht Tracks mit vier Instrumental-Fassungen von Beatles-Songs, die das George Martin Orchestra beigesteuert hat. „I Should Have Known Better“ klingt dabei wie diese happy-go-lucky-Filmmusik, die man aus vielen Unterhaltungsfilmen der 1960er kennt: locker, poppig, flockig. „And I Love Her“ fährt das Tempo gewaltig zurück, „Ringo’s Theme“ kennen wir so ähnlich aus dem Film, genauso wie die abschließende Instrumental-Fassung des Titelsongs, die hier reichlich verjazzt ist. Arrangieren kann der Beatles-Produzent, das muss man ihm lassen.

    Lohn des Ganzen: die Millionen-Marke wird in nur vier Tagen geknackt, 14 Wochen bleibt „A Hard Day’s Night“ an der Spitze.

    Auch dieses Album gefällt mir wieder ausgesprochen gut, obwohl ich auch hier einen Stern für den Klang abziehen muss: Seite 1 der LP ist noch einmal um 2 dB lauter als „Meet The Beatles“, außerdem kommt mir der Titelsong merkwürdig verwaschen vor. Hier klingt das britische Pendant eindeutig frischer.

    Überraschung dann auf Seite 2: die ersten Sekunden von „I Should Have Known Better“ haben deutlich hörbare Lautstärkeschwankungen, so als ob das Master-Tape beschädigt worden ist. Und tatsächlich - ein Vergleich mit früheren Pressungen von United Artists (UAL 3366) und Capitol (SW-11921), beide in Mono, zeigt, dass die Aufnahmen hier noch einwandfrei waren. Echt schade!

    Inwieweit Sie das nun stört, bleibt Ihnen überlassen. Ich jedenfalls freue mich, dass ich diese Platte nun rausch- und knisterfrei hören kann. Und Capitol fummelt derweil schon längst etwas Neues zusammen, wetten?
    Meine Produktempfehlungen
    • Something New (180g) (mono) The Beatles
      Something New (180g) (mono) (LP)
    The Beatles' Second Album (180g) (mono) The Beatles
    The Beatles' Second Album (180g) (mono) (LP)
    02.12.2024
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Noch immer auf Platz eins...

    ...war das Capitol-Debüt „Meet The Beatles“, als die zweite Beatles-LP nachgeschoben wurde. Erneut war es Dave Dexter jr‘s. Aufgabe, diesen Longplayer zusammen zu tackern. Die Songs des Parlophone-Debüts „Please Please Me“ schieden aus, da Vee-Jay endlich die Kurve gekriegt hatte und damit gerade Platz 2 der US-Charts belegte. Auch andere Songs waren aus rechtlich etwas vertrackten Gründen nicht unbedingt so einfach zu nutzen, doch Capitols Rechtsabteilung ließ es einfach drauf ankommen.

    So finden wir auf „The Beatles‘ Second Album“ die fünf übrig gebliebenen Tracks des bereits ausgeschlachteten „With The Beatles“-Albums, zwei B-Seiten und dazu die Swan-Single „She Loves You“ / „I’ll Get You“ (ein cleverer Schachzug, da diese Platte auch gerade zum Chartstürmer wurde). Diese 9 Tracks sind natürlich etwas wenig für ein Album, und so luchst Dexter jr. seinen britischen Kollegen noch zwei Titel ab, die dort erst zwei Monate später auf den Markt kommen: „Long Tall Sally“ und „I Call Your Name“. Macht 11, muss reichen.

    Und wie es reicht: „The Beatles‘ Second Album“ stößt seinen Vorgänger „Meet The Beatles“ vom Thron und bleibt selbst fünf Wochen ganz oben. D. D. jr. kann sich eine weitere Kerbe in den Colt schnitzen.

    Was heißt das für uns? Auch dieses Album gehört in jede ernsthafte Beatles-Sammlung. Cover und Pressung sind erneut erstklassig, dazu überrascht uns „Thank You Girl“ mit einigen zusätzlichen Harmonica-fill-ins, die auf der britischen Single nicht enthalten sind. „I Call Your Name“ ist der echte Mono-Mix mit dem entsprechenden Intro, bei der die Kuhglocke von Beginn an zu hören ist. OK, das haben wir inzwischen auf zig anderen CDs gehört, aber die Tracks von „With The Beatles“ dagegen sind wieder von Stereo auf Mono gemischt worden und enthalten daher sehr gut hörbare Gesangsspuren. Bei „She Loves You“ schließlich sind die Schnitte nicht ganz so deutlich zu hören, was jedoch mit Sicherheit an den zusätzlich angefertigten Bandkopien liegt.

    Einen Stern beim Klang ziehe ich ab: teilweise kommt mir das Album etwas verzerrt vor, was zum einen an den Bandkopien, zum anderen am wiederum extrem lauten Vinylschnitt liegen mag. Andererseits: im Vergleich mit der originalen Pressung von 1964 ist der Sound absolut authentisch. Was will man mehr? Ach, noch ein Album? OK, warum nicht...
    Meine Produktempfehlungen
    • A Hard Day's Night (Original Motion Pictures Soundtrack) (US Version) (180g) (mono) The Beatles
      A Hard Day's Night (Original Motion Pictures Soundtrack) (US Version) (180g) (mono) (LP)
    Meet The Beatles (180g) (mono) The Beatles
    Meet The Beatles (180g) (mono) (LP)
    02.12.2024
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    So ganz nüchtern betrachtet...

    ...hat Dave Dexter jr. gar keinen schlechten Job gemacht. Nachdem sämtliche 1963 auf kleineren Labels in den USA erschienenen Beatles-Platten floppten (selbst „She Loves You“ auf dem Swan-Label war da keine Ausnahme), hat er sich - ganz in seiner Eigenschaft als Verantwortlicher der ausländischen Sparte von Capitol - beharrlich geweigert, die Beatles in den USA zu veröffentlichen. Erst, als Beatles-Manager Brian Epstein Dexters Boss Alan W. Livingston überreden konnte, es doch wenigstens mit „I Want To Hold Your Hand“ zu versuchen und die Single quasi über Nacht Amerika überrollte, musste alles ganz schnell gehen.

    „Wir brauchen ein Album. Sofort!“ hieß die Devise, und Mr. Dexter sah sich plötzlich in der Rolle, eine LP zusammen zu zimmern, die der erfolgreichen Single ebenbürtig ist. Dass er seine Aufgabe mit Bravour gelöst hat, können wir uns nun selbst anhören, denn am 22.11.2024 hat Capitol noch einmal begonnen, die US Alben von 1964/65 zu veröffentlichen. Zwar gab es die ersten acht Capitol Alben (abgesehen von „The Beatles‘ Story“) 2004 und 2006 schon einmal auf CD (die U.S. Albums-Box von 2014 zählt jetzt aufgrund des Mischmaschs von originalen US-Mixen und 2009er (britischen) Remasters nicht), aber jetzt liegen diese Alben nach rund 30 Jahren - soll ich sagen: endlich? - wieder als Vinylpressungen in Mono vor.

    Los geht es also mit „Meet The Beatles“, für das Mr. Dexter nicht nur wie damals in den USA üblich die aktuelle Single, sprich „I Want To Hold Your Hand“, sondern auch gleich deren amerikanische und britische B-Seite mit übernahm. Damit waren 3 Tracks im Sack, 12 sollte die LP haben, fehlten also noch 9. „With The Beatles“ war gerade in England aktuell, also schnappte sich Dexter einfach die acht darauf enthaltenen Beatles-Originale, sprich 7 Songs von Lennon/McCartney und einen von George Harrison. Dazu als einzige Coverversion „Till There Was You“ aus dem US-Musical „The Music Man“, und fertig. Der Erfolg erschien wie programmiert: „Meet The Beatles“ toppte die US-Billboard-Charts und biss sich so lange an der Spitze fest, bis es 11 Wochen später vom Nachfolger „The Beatles‘ Second Album“ abgelöst wurde.

    Und jetzt, 60 Jahre später, lautet die Frage: muss man das heute noch haben? Ich sage, absolut! Denn „Meet The Beatles“ ist nicht nur eine für uns Europäer neue Zusammenstellung alter Hits, sondern - so abgedroschen das vielleicht auch klingen mag - ein unvergleichliches Zeitdokument. Es ist schwer vorstellbar, dass die Beatles den amerikanischen Markt mit den originalen (also britischen) Alben „Please Please Me“ oder eben „With The Beatles“ in diesem Maße erobert hätten.

    Hinzu kommt, dass die Amis den Beatles-Songs einen ganz eigenen Touch verpasst haben. Beide Spuren der ursprünglichen Stereo-Aufnahmen wurden separat klanglich neu bearbeitet und dann wieder auf Mono zurück gemischt. Wenn ich das beigelegte Foto der Tape-Box richtig deute, wurde der linke Kanal mit den Instrumenten um 11 dB verringert, während der rechte mit dem Gesang um 6 dB verstärkt wurde. Klingt jetzt nach ziemlicher Murkserei, hatte aber den Effekt, dass dadurch der Gesang klarer und deutlicher klang wie selten zuvor. Etwas merkwürdig erscheint mir jedoch, dass dieses Verfahren auch auf „I Want To Hold Your Hand“ und „This Boy“ angewendet wurde - diese beiden Songs lagen ohnehin nur in Mono vor, hätten also von einer derartigen Neubearbeitung in keinster Weise profitiert. Aber auch wenn die britischen Originale früheren Tonband-Generationen entstammen und dadurch einen Tick sauberer klingen: die US-Mixe fetzen uns geradezu um die Ohren. Der Wow-Effekt ist unbeschreiblich.

    Großen Anteil daran hat nicht zuletzt Kevin Reeves, der die neuen Schnitte anfertigte. Dabei hat er meiner Meinung nach das beste aus den alten Bändern herausgeholt, aber auch etwas mit der Lautstärke übertrieben. Die 2024er Auflage von „Meet The Beatles“ ist satte 4 dB lauter als das 1964er Original, was dem Abtastdiamanten in Sachen Spurtreue schon einiges abverlangt. Klar, dadurch wird der Rumpel-/Rauschabstand noch einmal deutlich verbessert, da das Vinyl allerdings extrem sauber und rauscharm ist, war das eigentlich nicht nötig. Insgesamt betrachtet sind die Pressungen absolut top.

    Die Cover sind nun hochglänzend und sehr gut reproduziert, dazu gibt es Nachdrucke der originalen Capitol-Werbe-Innenhüllen und pro LP eine vierseitige Beilage mit u.a. Liner-Notes vom amerikanischen Beatles-Experten Bruce Spizer.

    Klare Kaufempfehlung! Und wir sehen uns später bei „The Beatles‘ Second Album“ wieder, OK? Bis dann!
    Meine Produktempfehlungen
    • The Beatles' Second Album (180g) (mono) The Beatles
      The Beatles' Second Album (180g) (mono) (LP)
    Drive My Car Bill Wyman
    Drive My Car (CD)
    27.11.2024
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Überraschung

    Ich bin erst jetzt auf dieses Album gestoßen, aber angenehm überrascht. Fünf der Songs hat der Ex-Stones-Bassist (mit-) geschrieben, dazu gibt es ein paar Songs von u.a. Bob Dylan und Taj Mahal. Der Titelsong stammt ebenfalls aus Bills Feder und hat mit dem gleichnamigen Beatles-Song nur den Namen gemein.

    Das ganze Album, aufgenommen in Bills Homestudio, groovt angenehm unaufgeregt vor sich hin. Schnell werden Erinnerungen an J. J. Cale wach, den Mr. Wyman auch als hauptsächliche Inspiration nennt.

    Bei aller Begeisterung fallen mir jedoch zwei Sachen auf: erstens ist der Gesang mehr ein Gehauche, zweitens erscheint das Album mit der Zeit etwas eintönig, was dann auch einen Stern Abzug bei der Musik bringt.

    Trotzdem gefällt mir „Drive My Car“ ausgesprochen gut. Ich habe es jetzt schon mehrfach durchgehört und gebe eine klare Kaufempfehlung.
    1964 US Albums In Mono (180g) The Beatles
    1964 US Albums In Mono (180g) (LP)
    25.11.2024
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Leute, wie die Zeit vergeht!

    Am 15.11.2004, also vor ziemlich genau 20 Jahren, brachte Capitol die 4 CD-Box „The Beatles - The Capitol Albums Vol. 1“ auf den Markt. Wir Nicht-Amis waren baff: das waren also die amerikanischen Beatles-LPs! Für den amerikanischen Markt wurden die britischen Alben gnadenlos zerstückelt, dazu Singles und EP-Tracks fröhlich mitverwurstet, selbst vor dem eingedeutschten „I Want To Hold Your Hand“ machte Capitol nicht halt. Das Ergebnis: eine Menge Platten mit gerade mal 11 oder 12 Songs pro Stück, die noch nicht mal eine halbe Stunde liefen. Einige davon wie „Something New“ oder „Beatles ‘65“ fanden sogar den Weg nach Deutschland, das manchmal noch Beatles-verrückter schien als England und USA zusammen.

    Und nun, seit genau drei Tagen (und bei einigen Anbietern bereits vergriffen), gibt es gleich sieben dieser US-Alben (eine davon ist eine Doppel-LP) schön zusammen in der Box „The Beatles: 1964 US Albums In Mono“, womit die Zeit nochmal um weitere 40 Jahre zurückgedreht wird. Wobei streng genommen etwas geschummelt wird: „The Early Beatles“, die auf 11 Tracks reduzierte US-quasi-Neuauflage des britischen LP-Debüts „Please Please Me“, erschien erst 1965. Genauer gesagt am 22. März, genau zwei Jahre nach dem englischen Original.

    Ich gehe jetzt nicht im Einzelnen auf die Platten ein, nur so viel: Auf dem Doppeldecker „The Beatles‘ Story“, den es nur in dieser Box und nicht separat gibt, finden wir einen anderweitig unveröffentlichten Ausschnitt von „Twist And Shout“ aus der Hollywood Bowl. Akustisch alles andere als ein Highlight (John kreischt sich die Seele aus dem Leib, um gegen den Lärm der Fans anzukämpfen), aber wie es immer so schön heißt: historisch wertvoll!

    Die Platten befinden sich in einer stabilen Auszieh-Box und wurden sehr liebevoll reproduziert. Die Fotos der Hochglanzcover erscheinen etwas dunkler als auf den originalen Platten, die Texte wurden - erkennbar an der leicht andersgearteten Schriftart - neu gesetzt. Wie schon bei der blauen „Beat The Meetles“-Neuauflage angemeckert, ist der „File Under...“-Text oben rechts in einer nicht ganz so akkuraten Schriftart gesetzt.

    Sämtlichen Platten wurden gefütterte Innenhüllen spendiert (so mag ich das!), die originalen Capitol-Werbe-Innenhüllen liegen als Nachdruck bei. Jede LP enthält eine vierseitige Beilage mit Liner-Notes von Bruce Spizer. Alle Platten wurden analog von den Original-Bändern in Mono überspielt.

    Die Pressungen sind absolut top. Schwarzes, rauschfreies Vinyl, für meinen Geschmack etwas zu laut, aber dennoch mit jenem fetzigen Klang überspielt, der amerikanische Platten der damaligen Zeit auszeichnete. Ganz große klasse!
    Meine Produktempfehlungen
    • Meet The Beatles (180g) (Limited Edition) (Opaque Blue Vinyl) (in Deutschland exklusiv für jpc!) (mono) The Beatles
      Meet The Beatles (180g) (Limited Edition) (Opaque Blue Vinyl) (in Deutschland exklusiv für jpc!) (mono) (LP)
    2 Kommentare
    Anonym
    26.11.2024
    ja, und was für eine Geldmacherei
    weil es 40 Jahre sind, kostet auch jede Scheibe 40 €
    Gruß an Raffzahn
    Jackie-Brown
    28.11.2024

    yeah yeah yeah

    a) Ringo bringt's wieder mal auf den Punkt.
    b) hoffentlich kommt bald die "berühmte" Metzger-Platte, oder werden's die Amis wieder überkleben !
    Mind Games (The Meditation Mixes) (Limited Edition) (Ultra Clear Vinyl) John Lennon
    Mind Games (The Meditation Mixes) (Limited Edition) (Ultra Clear Vinyl) (LP)
    12.10.2024
    Pressqualität:
    4 von 5

    Wenn sanft das rückwärtse Piano erklingt...

    John Lennon - Mind Games Meditation Mixes, 3LP-Set, Laufzeit ca. 100 Minuten bis unendlich


    Manchmal denke ich, ihr habt alle Recht: ein echter Beatles-Fan muss schon ein wenig verrückt sein. Warum sonst kauft man sich für einen knappen Hunni die Mind Games Meditation Mixes als 3LP-Set, wenn man vorher schon weiß, was einen erwartet? Denn das Ganze geistert schon seit dem 1. Mai 2024 durch den Äther, ursprünglich als Lumenate-App zum „Mental Health Awareness Month“ angeboten. Und schon da hatte ich den Verdacht, dass ein gewisser K. Lauterbach seine Finger mit im Spiel hatte, von wegen als Soundtrack zum „legalize it“ und so...

    Aber gut, farbige Platten - in diesem Fall komplett durchsichtig - haben mich schon immer fasziniert. Und außerdem wollte ich wissen, was es mit diesen neun Endlosrillen auf Seite 6 auf sich hat. Also hinein ins Vergnügen!

    AUFMACHUNG:
    Schön. Dreifach-Aufklappcover, silbern verspiegelt. Die Platten stecken in gefütterten Innenhüllen, die mit verschiedenen Wellenmustern bedruckt sind.

    MUSIK:
    Hmmm - soll man das jetzt Musik nennen? Hier und da erkennt man Johns Stimme, fast unendlich verlangsamt, dazu ein paar gedehnte Akkorde, dann wieder nervenzerfressende Geräusche... wer zum Einschlafen gerne Revolution 9 der Beatles hört, wird seine Freude haben. Übrigens sind die beiden längsten Tracks je rund 21 Minuten lang, die Angabe „bis zu über 33 Minuten“ stammt noch von Lumenate und war auch dort schon falsch.

    Die Endlosmantras - oder Mantren? - sind, tja, immerhin interessant. Man muss schon arg aufpassen, die Nadel richtig aufzusetzen. Dann loopt es für ein paar Sekunden, bevor die Nadel in die Endlosrille rutscht, was leider ein unschönes Geräusch verursacht. Das war damals bei Sgt. Pepper zumindest technisch besser gelöst. Sie wissen schon, auf Seite 2 der LP. Aber dann kann man die Platte laufen lassen, bis die Nadel heiß gelaufen ist und die Rille qualmt.

    Ich will hier nicht den Inhalt der Loops spoilern, es hat halt viel mit dem Song Mind Games zu tun, aber irgendwo erkennt man dann doch einen Schnipsel aus Bring On The Lucie. Ach so, hidden tracks wie auf den CDs gibt es hier übrigens nicht. Sterne auch nicht.

    PRESSQUALITÄT:
    Hier bin ich etwas enttäuscht. „Made in Germany“ klebt auf der Hülle, trotzdem knistert es hier und da vernehmlich. Sehr ärgerlich, wenn man gerade so schön wegschlumm..., pardon, meditiert, und dann reißt einen so ein doofes Geräusch aus den schönsten Träumen.

    Trotzdem klare Kaufempfehlung. Wie eingangs gesagt: muss schon ein wenig verrückt sein...
    Ein Kommentar
    Anonym
    14.10.2024

    Genau so ist es !

    Schöne Aufmachung, große Erwartungen, naja, Irgendwie gefühlt wie 1969 als ich Two Virgins kaufte. Space-galacto-Sound, klingt aber eher wie aus der Hölle als wie aus dem Himmel. Surrender to the Void. Check it, sofort ! Gehts ? Naja, nicht so recht....
    Preßqualität bei Platte 1 und 2 sehr gut, nur auf Platte 3 am Anfang ärgerliche Geräusche. Was sonst ?
    Die Zwischenendrillen auf Seite 6 sind echt der Gag des Sets. Aber unpraktisch. Man muß jedesmal den Tonarm von Hand zum nächsten Mantra weiterschieben. Echt ?! Yeah ! Das gabs m.E. nur bei Transcriptions-Records.
    Eine neonrosafarbene Bonus-Disk, die mit 78 spielt, wäre schön gewesen, gibts nächstes mal !
    Masters Collection (The Pye Years) (180g) (Limited Numbered Edition) (White Vinyl) Masters Collection (The Pye Years) (180g) (Limited Numbered Edition) (White Vinyl) (LP)
    09.11.2022
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Gut gemacht!

    Mit dieser Veröffentlichung gibt die Masters Collection Serie von Music On Vinyl einen gelungenen Einstand. Diese Doppel-LP enthält neben den vier Singles von The Spectres & Traffic Jam die ersten elf Singles von Status Quo auf PYE, jeweils mit A- und B-Seite. Alle 30 Tracks sind chronologisch geordnet und umfassen die Jahre 1966-73.

    Klar, diese Songs finden sich in jeder halbwegs gut sortierten Quo-Sammlung. Trotzdem macht dieses Doppelalbum gute Laune: das aufklappbare, stabile Cover enthält im Inneren kurze Informationen zu jedem einzelnen Track, die Platten in weißem Vinyl sind in gefütterten, schwarzen Innenhüllen verpackt.

    Der Klang geht in Ordnung. Hier und da rauscht es ein bisschen, aber so und nicht anders kennt man diese Aufnahmen. Etwas störend ist für mich dieser Mono-Stereo-Mischmasch. Seite A ist komplett in Mono, doch schon Pictures Of Matchstick Men ist abweichend von der originalen Single in Stereo. Bei diesem Mix sind die psychedelischen Phasingeffekte nicht vorhanden, der Song klingt dadurch deutlich zurückhaltender. Black Veils Of Melancholy und Ice In The Sun sind in einer Pseudo-Stereofassung enthalten, die nicht gerade eine Offenbarung ist. Obwohl ich ein erklärter Stereofan bin (insgesamt neun Titel sind in diesem Format zu hören), hätte ich zumindest von diesen beiden Songs die Monoversion bevorzugt.

    Begeistert bin ich von der Qualität der Platten. Perfekt zentriert, bis auf eine minimale Welle plan aufliegend, und dazu frei von unerwünschten Nebengeräuschen, wenn man von einem leichten Vinylrauschen bei den jeweils letzten Titeln der 2. LP absieht. So macht Vinylauflegen und -hören definitiv Spaß! Und die Musik der frühen Quo ist eh eine Klasse für sich.

    Mein Fazit: fünf Sterne!
    The Many Faces Of The Beach Boys (180g) (Limited Edition) (Blue/Yellow Transparent Marbled Vinyl) The Many Faces Of The Beach Boys (180g) (Limited Edition) (Blue/Yellow Transparent Marbled Vinyl) (LP)
    27.10.2022

    Sandstrandgelb und Ozeanblau

    Ganz ehrlich: diese Doppel-LP habe ich nur wegen des farbigen Vinyls gekauft. Aber es gibt auch was nettes zu hören.


    LP 1 enthält nämlich ganz frühe Aufnahmen der Beach Boys aus den Hite & Dorinda Morgan Sessions, die zu einem Zeitpunkt entstanden sind, als sie noch gar nicht so hießen. Klar, Komplett-Sammler haben das alles schon im Regal stehen, aber diese Zusammenstellung hat doch ihren Reiz. Eternal Trips Kokomo stammt natürlich aus einer ganz anderen Epoche, aber gut.


    LP 2 fällt dagegen doch deutlich ab. OK, die Surf City Allstars mit Al Jardine und David Marks tingeln noch immer ausgiebig durch das sonnige Kalifornien und Umgebung (alleine für dieses Jahr sind über 30 Gigs auf ihrer Homepage gelistet), aber so sehr sie sich auf Seite 3 dieser Do-LP auch bemühen, mir sind die echten Beach Boys lieber.


    Seite 4 bietet uns dann noch ein halbes Dutzend Songs, die Ende der 60er Jahre entstanden sind und eher für Beatles-Fans interessant sein könnten. Denn sowohl Grapefruit (bei denen sich mit George Alexander ein weiterer der Gebrüder Young - bekannt von AC/DC und den Easybeats - an der Gitarre tummelt) als auch Mortimer wurden damals von den Beatles gefördert und von Apple unter Vertrag genommen. Mirage schließlich coverte den Beatles-Song Tomorrow Never Knows 1966 auf Single.


    Die Platten wurden in Frankreich gepresst und zeigen, dass die Franzosen ihr Handwerk verstehen. Beide LPs sind zwar leicht schüsselförmig, liegen aber trotzdem völlig plan auf und sind einwandfrei zentriert. Und noch besser: bis auf ein minimales Knistern in der Einlaufrille von Seite 4 gibt es keine unerwünschten Nebengeräusche. Sehr gut!


    Die Angabe STEREO ist jedoch irreführend. Auf LP 1 sind lediglich 3 Titel stereo, Seite 3 dann komplett, auf Seite 4 finden wir einen bunten Mix aus Mono, fake Stereo und echtem Stereo.


    Interessante Zusammenstellung auf einwandfrei gepressten Schallplatten. 4 Sterne.
    Revolver (2022 Mix) (Limited Super Deluxe Edition) The Beatles
    Revolver (2022 Mix) (Limited Super Deluxe Edition) (CD)
    10.09.2022
    Musik:
    5 von 5

    Es sind die Beatles!

    Ja, es ist wieder so weit: unter der Regie von Giles Martin erscheint mit REVOLVER das nächste Beatles-Album als Super Deluxe Edition. Und wie immer wird es ein Erfolg werden, denn nur Tage nach der Ankündigung hat die Box Platz 1 der JPC Verkaufsliste erobert.

    Die Zusammenstellung dieser Boxen hat sich bewährt: Martin jr. durfte das ursprüngliche Album neu abmischen, dazu gibt es eine Reihe von Studio-Outtakes, das Album noch mal in Mono und eine EP mit der non-Album-Single PAPERBACK WRITER. Alles zusammen mit einem 100-seitigen Buch in einer Pappschachtel untergebracht, die diesmal bei LPs und CDs gleich groß ist.

    Das vorab online gestellte TAXMAN zeigt, wo es lang geht: wie schon bei den früheren Neuauflagen hat Giles Martin eine solide Neuabmischung angefertigt, bei der die Instrumente im Gegensatz zum ursprünglichen Mix zum Teil deutlich klarer und vor allem viel besser im Stereopanorama angeordnet sind. Klasse!

    Und dennoch ist alles irgendwie anders. Denn jetzt konnte man nicht auf die Multitracks zurückgreifen, sondern musste die einzelnen Instrumente per Computer separieren. Schon melden sich die unvermeidlichen Nörgler zu Wort, die das Ergebnis blutleer oder künstlich finden. Einige haben gar unerwünschte Artefakte gehört! Per Software werden Frequenzgänge und Dynamikumfänge analysiert, der arme Steuereintreiber wird bis ins kleinste Fitzelchen seziert.

    Gut, jeder wie er mag. Mir persönlich gefällt der neue Mix. Das restliche Album wird ebenso gut klingen. Auch die Outtakes (von denen ich wie immer nicht genug bekommen kann) und das Buch werden mir gefallen, davon bin ich schon jetzt überzeugt. Jedenfalls wurde ich in dieser Hinsicht noch von keiner Beatles-Box enttäuscht.

    Andererseits bin ich alles andere als begeistert von der äußerst selbstbewussten Preisgestaltung. Nur zur Erinnerung: Vor gut einem Jahr kostete George Harrisons 8 LP-Box ALL THING MUST PASS genau so viel, wie nun für die 4 LPs plus 1 EP von REVOLVER verlangt wird. Da wird der Beatles-Bonus für meinen Geschmack ein bisschen zu stark ausgereizt.

    Zudem würde auch diesmal das komplette Set mit der (von iTunes genannten) Laufzeit von rund 162 Minuten so gut wie auf 2 CDs passen. Aber nein, CDs 1 und 4 laufen jeweils knapp 35 Minuten, CDs 3 und 4 je runde 41, und die 5. CD schießt mit noch nicht mal 11 Minuten den Vogel ab.

    Eine BluRay mit Surround-Mix suchen wir übrigens dieses Mal vergeblich. Diese Tracks können wir uns, natürlich gegen ein kleines Extra, separat herunterladen. So kann man auch aus wenig viel machen. Sorry Leute, aber dieses Fanausquetschen kostet euch den 5. Stern.

    Trotzdem freue ich mich auf die neue Box. Wie schon gesagt: es sind die Beatles!
    8 Kommentare
    Anonym
    28.10.2022
    Man darf bei hochwertiger Musik nicht danach gehen, wie voll die CD mit Minuten ist. Gute Musik ist schließlich Kunst. Mag keine Zusammenstellungen, die hinten und vorne nicht passen, aber viele Minuten haben. Vielleicht gibt es auch einen Sinn hinter der Aufteilung. Ausserdem wer kann schon 70 Minuten hintereinander Musik hören?
    Anonym
    21.10.2022

    NICHT Giles Martin sondern Sam Okell

    Leider ein häufig gemacht Fehler:
    Giles Martin ist - wie sein Papa - nur der PRODUZENT der Remixe!!
    Den Remix hat schon bei allen anderen Neuveröffentlichungen der letzten Jahre Sam Okell angefertigt.
    Dass der mehr Ahnung hat als Giles, hat er obendrein bewiesen, als er korrekterweise das "aaah" von "A day in the life" Paul zugeordnet hat.
    Giles war der Meinung, John würde in Pauls Teil Leadgesang machen und das näselige Falsett im Hintergrund wäre Paul! :-D
    Immerhin darf Giles bei den Neuauflagen die "Session" tracks abmischen, also die Bonustracks.
    Anonym
    03.10.2022

    Outtakes?

    Um welche Outtakes soll es sich denn hier handeln? Outtakes sind Songs, die in den Sessions aufgenommen wurden, aber aussortiert wurden. Davon kann hier keine Rede sein. Sie reden von Probeaufnahmen, bevor die endgültige Fassung feststeht. Das sind aber keine Outtakes und daher uninteressant.
    Ringo
    28.10.2022

    Outtakes? Immer her damit!

    Wie ich sehe, hat die Nutzung des Wortes ''Outtakes'' in meiner Rezension vom 10.09.2022 für einige Diskussionen gesorgt. Darum kurz zur Erläuterung: Seitdem Beatles-Experte Mark Lewisohn 1988 in seinem Buch ''The Complete Beatles Recording Sessions'' den Begriff Outtake mit ''A piece of recorded tape, not to be used as a master'' erklärte, aber nicht weiter auf die Art der Aufnahme (also Demo, Rehearsal oder Session-Take) einging, nutze ich dieses Wort allgemein für unveröffentlichte Aufnahmen. Damit sind, auch wenn uns dieses Set eben KEINE NEUEN Songs wie z.B. ''If You Got Troubles'' oder ''12-bar Original'' präsentiert, nach Lewisohns Definition auf CD/LP 2 und 3 insgesamt 31 Outtakes enthalten.

    Dabei finden wir Demos wie John Lennons ''Yellow Submarine'' oder ''She Said She Said'', George Harrisons Premiere von ''Love You To'' (noch unter dem Arbeitstitel ''Granny Smith Take One''), dazu eine Handvoll Tracks, die 1995/96 bereits auf ''Anthology 2'' und der CD-Single ''Real Love'' zu hören waren (dort allerdings meist kürzer bzw. anders abgemischt) und - endlich! - die heiß begehrten Session-Takes. Auch der rare Mono-Mix RM 11 von ''Tomorrow Never Knows'' ist dabei, der nur auf der allerersten Pressung der britischen Mono-LP verwendet und kurz darauf von George Martin wieder einkassiert und durch RM 8 ersetzt wurde. Auch dieser ist streng genommen ein Outtake, wird er doch hier - anders als auf der damaligen LP - von Ton-Ingenieur Geoff Emerick mit ''RM eleven'' angesagt. Trotzdem - zumindest für mich - eine erfreuliche Ergänzung, da die LP inzwischen doch arg abgenudelt war.

    Am besten gefallen mir dabei der ''unnumbered mix'' von ''Got To Get You Into My Life'', alle drei Durchläufe von ''And Your Bird Can Sing'' (ja, auch die Giggel-Version, die im Gegensatz zu ''Anthology 2'' OHNE die ursprüngliche Gesangsspur zu hören ist) und Take 15 von ''She Said She Said''. Oh, nicht zu vergessen ''Doctor Robert'', der hier inklusive der dritten Strophe und dazu endlich ohne die Ausblende am Schluss enthalten ist. Für mich ein echtes Highlight!

    Brauchen wir das nun alles? Ich sage: unbedingt! Auch, wenn man sich Studiogespräche wie z.B. das zwischen Paul McCartney und George Martin bei ''Eleanor Rigby'' (Paul beantwortet die Frage nach dem Unterschied bei den Streichern zwischen mit und ohne Vibrato ehrlich mit ''Errm, not much'') vielleicht nur ein bis zwei Mal anhört, sind diese Aufnahmen ungemein interessant. Und - wie immer - ich hätte mir mehr Outtakes gewünscht. Von Harrisons ''I Want To Tell You'' sind gerade 38 (!) Sekunden zu hören, obwohl mindestens fünf Takes aufgenommen wurden. Und ''Good Day Sunshine'', sogar sechs Mal auf Tonband archiviert, ist auf diesen Session-Discs überhaupt nicht enthalten. Für mich ein absolutes No-Go.

    Soviel zu den Outtakes. Der neue Mix von Giles Martin und Sam Okell, dessen Erwähnung ich ebenfalls sträflich unterschlagen hatte (ja, die einen knechten, die anderen streichen den Ruhm ein), gefällt mir fast ausnahmslos gut. Er bietet ein breiter gefächertes Stereo-Spektrum, mehr Bass, noch mehr Drums (Ringo hat bei diesem Album wirklich unerhört gut getrommelt!) und teilweise bislang ungehörte Instrumente, die in der 1966er Abmischung schlicht und einfach untergegangen waren. Auf der anderen Seite klingen manche Tracks erstaunlich zahm, fast schon wie chemisch gereinigt. Dabei war ''Revolver'' für mich eher ein rohes, ungeschliffenes Album, das stets ordentlich Stimmung in die Bude brachte. Aber da das Original - sei es als LP oder 1987er bzw. 2009er CD - weiterhin im Regal steht und bei Bedarf jederzeit aufgelegt werden kann, ist das OK.

    Den neuen Mono-Transfer muss ich dagegen nicht unbedingt haben. Der ''originalste'' davon befindet sich auf den alten Mono-LPs, ein weiterer in der Mono-Box von 2009. Und die vier Tracks der EP hätte man gerne auf die anderen CDs verteilen können.

    Bleibt noch das wie erwartet erstklassige Buch, das uns wie gewohnt aufschlussreiche Einblicke in die Studio-Aufnahmen bietet und dazu mit zahlreichen Fotos, Song-Skizzen und -Texten, Tape-Boxen usw. illustriert ist. Gäbe es das doch nur separat...

    Unverändertes Fazit: 4 Sterne.
    LedZep
    19.10.2022

    Outtakes sind Outtakes

    Tut mir leid, aber ihr Vorrezensent hat recht.
    Alternativfassungen sind keine Outtakes und es ist schon wichtig zu wissen womit hier geworben wird.
    Auch ich finde die Enlosverwurstung alternativer Takes machchmal etwas übertrieben, zumal sie oft so vermarktet werden, als könne man nochmal mindestens das gleiche "kassieren", wie für die bekannten Originale. Nichts dagegen, wenn man eine CD / LP zum Selbstkostenpreis dazupackt, um den (wieder Mal) Neukauf eines guten Albums zu rechtfertigen. Wieviele Alben hat man schon etliche Male gekauft, ohne dass es sich jedes mal wirklich gelohnt hätte.
    Anderes sehe ich das bei echten Outtakes (je nach Qualität). Wenn es sich soundtechnisch um halbwegs mit dem finalen Album konforme Aufnahmen handelt, die damals lediglich der Spielzeit wegen oder der mangelden Konformität mit dem Albumflow geopfert wurden, dann nehme ich sie gern, gern auch zusammen mit den zum Albumrelease gehörenden (non-Album-Singels oder Single B-Seiten.).
    Da lasse ich mit mir auch über den Preis reden ...
    TomS
    10.10.2022

    Boxen-Preise

    Sehr gut zusammengefasst. Aber beim Thema Preise: den Wuchervogel des Jahres schießen G'n'R mit der Illusions-Box ab, 7 CD's für 270,- €uronen! Auch die Super-Duper-Deluxe Boxen von Macca waren vom Preis-Leistungs-Verhältnis so gestaltet, dass ich sie hab stehen lassen. Aber man hofft halt in Label-Kreisen, und das legt das Erscheinungsdatum nahe, dass diese Veröffentlichungen auf dem Gabentisch landen, man veröffentlicht eben nicht im Mai/Juni. Die Spritpreise steigen ja auch nicht zu Ferienbeginn! Ob diese Preisspirale angesichts steigender Lebenshaltungskosten weiter gedreht werden kann, muss sich zeigen. Die Illusions-Box ist glatter Wucher, das hier ist mit dem 100-Seiten Buch (für mich) gerade noch im Rahmen.
    schriibli Top 100 Rezensent
    06.10.2022

    Zum anonymen Kommentar "Outtakes?"

    Korrektur: Es handelt sich dabei um diverse sog. "Takes", welche nicht unbedingt lediglich Probeaufnahmen sein müssen. Diese mögen für Sie persönlich vielleicht uninteressant sein - Andere (und das sind nicht Wenige) finden sie durchaus spannend.
    Musicwasmyfirstlove
    15.11.2022

    Nicht Giles Martin sondern Sam Okell

    Stimmt, aber der Mixer ist der Techniker und bedient die Regler und der Produzent, zumindest bei einem Remix, trägt die Handschrift, wie die Regler zu bedienen sind. Meine Meinung. Das ist im Studio bei den Originalaufnahmen sicher etwas anders.
    Let It Be (180g) (Limited 50th Anniversary Super Deluxe Special Edition) (HalfSpeed Mastering) The Beatles
    Let It Be (180g) (Limited 50th Anniversary Super Deluxe Special Edition) (HalfSpeed Mastering) (LP)
    17.10.2021
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    ''I hope we passed the audition...'' (John Lennon, 30.1.1969)

    The Beatles: Let It Be (Limited 50th Anniversary Super Deluxe Special Edition) (4 LPs/1 EP, 180g Half-Speed Mastering, Laufzeit 165 Minuten, 108-seitiges Buch, 2021)

    Selten hat eine neue Veröffentlichung der Beatles für derart kontroverse Vorab-Diskussionen gesorgt wie diese Neuauflage ihres letzten Albums ''Let It Be''. Worüber wurde im Vorfeld nicht alles gemeckert: Kein Roof Top-Gig, keine schnelle Version von ''Two Of Us'', weder ''Commonwealth'' noch ''Suzy Parker'', das ''Get Back''-Album von Glyn Johns schnöde von krächzenden Bootlegs kopiert und dann überhaupt die Musik von zwei CDs auf fünf CDs aufzublähen - eine Unverschämtheit! Obendrein haben ein paar ganz Schlaue noch festgestellt, dass sogar die Schriftart nicht mehr dem Original entspricht - also nee, wer soll sich sowas kaufen?

    Ganz ehrlich: Ich bin auch nicht über die auf den ersten Blick dürftig erscheinende Ausbeute an neuen Outtakes begeistert. Zumal, wenn man an die weit über 100 Stunden Bandmaterial denkt, die während der sog. ''Get Back''-Sessions im Januar 1969 aufgenommen wurden. Wobei - nüchtern betrachtet - vieles davon nur wie langweiliges Herumgeschrammel ohne echte Highlights erscheint, aber für den Fan natürlich unverzichtbar ist. Gut, jammern wir nicht über das herum, was NICHT drauf ist, sondern konzentrieren uns auf das, was uns die Deluxe-Sets bieten.

    Zunächst wäre das: Eine ansprechend gestaltete Box, bei der man durch vier Ausstanzungen die Fotos der Beatles sehen kann. Ist doch schon ganz hübsch. Merkwürdig allerdings: Wenn die Vorderseite der Box oben liegt, befindet sich die Öffnung auf der linken Seite...? Hm.

    LP- und CD-Boxen unterscheiden sich deutlich in der Größe, was auf den Produktfotos nicht auf Anhieb ersichtlich ist. Demgemäß sind auch die Bücher unterschiedlich groß: 31x31 cm in der LP-Kiste, nur 25x30 cm bei den CDs. Auch erscheint das Buch der LP-Box dank Hochglanz-Einband und etwas stärkerem Papier hochwertiger als das der CD-Box. Inhaltlich ist bis auf die Hinweise bzgl. LPs/CDs kein Unterschied feststellbar, nur wurde das Layout von Texten und Bildern dem jeweiligen Format angepasst.

    Das Buch widmet sich, anders als das drei Tage zuvor erschienene ''Get Back''-Buch (siehe Produktempfehlung), größtenteils dem musikalischen Inhalt dieser Box. Die graphische Gestaltung ähnelt dabei ein wenig dem ''Scrap-Book'' aus der 2021er Harrison-Box zu ''All Things Must Pass'': Das Ganze ist collagenartig, fast schon nostalgisch anmutend zusammengefügt, aber alles andere als langweilig strukturiert. Paul McCartney, Giles Martin und Glyn Johns schildern ihre Sicht des Ganzen, John Harris hinterfragt Mythos und Wirklichkeit der Aufnahmesessions, Kevin Howlett steuert den Haupttext des Buches bei.

    Zu jedem Song der ''Let It Be''-LP sowie einigen weiteren sind ausführliche Aufnahmedaten sowie zusätzliche Infos abgedruckt, die Daten der LPs 2-5 muss man sich jedoch im Text etwas mühsam zusammensuchen. Zahlreiche Fotos und die inzwischen obligatorischen Tape-Boxen lockern das Ganze auf. Sehr schön, genau so habe ich mir das gewünscht.

    Die Platten stecken in gefütterten Innenhüllen in separaten Covern, wobei sich LPs 2 und 3 ein Klappcover teilen. Die Aufmachung überzeugt, vor allem das Cover der ''Get Back''-LP (Nr. 4) ist eine echte Augenweide (auch wenn man den Hinweis auf Angus McBean verschludert hat, der das Coverfoto schoss - genauso wie das der ersten Beatles-LP ''Please Please Me''). Info am Rande: Die CDs/BluRay stecken in separaten Papphüllen, die in einem zusätzlichen Aufklappcover untergebracht sind.

    Ich bewerte hier die Vinyl-Box, aber da LPs und CDs das Gleiche enthalten (die Blu-Ray beinhaltet noch einmal zusätzliche Dolby/DTS/High Res-Abmischungen des eigentlichen Albums, also OHNE die Tracks der CDs 2-5!), gilt das hier Geschriebene vom musikalischen Inhalt her auch für die CD-Box.

    LP 1 (35:11 Minuten)
    präsentiert uns das Album ''Let It Be'' im neuen Remix. Wie bei Giles Martin und Sam Okell üblich, ist die neue Abmischung klarer, aber auch etwas bassstärker als das Original. Ansonsten sind die Unterschiede nur marginal, sodass man schon genauer hinhören muss. Dann allerdings besticht z.B. ''Two Of Us'' durch John und Pauls stereomäßig etwas getrennte Stimmen, bei ''Let It Be'' werden wir mit einem ebenfalls in stereo abgemischten Piano sowie einer insgesamt erweiterten Räumlichkeit überrascht.

    In diesem Sinne geht es weiter, selbst so ein Schnipsel wie ''Maggie Mae'' gewinnt durch den neuen Mix. Bei ''The Long And Winding Road'' sind die Beatles nun deutlicher zu hören, obwohl der Song nach wie vor mit Orchester und Chor zugezuckert wird. Immerhin wird Pauls Klavierspiel am Ende nicht mehr völlig unter der Harfe begraben. ''Get Back'' schließlich beginnt mit einem zwar klaren, aber etwas verstümmelten Gitarrenakkord, klingt dann aber sogar noch eine Nuance frischer als auf ''Let It Be... Naked'' von 2003.

    Insgesamt gefällt mir der neue Mix. Und um noch einen netten Gruß an die Nörgelfraktion loszuwerden: Allein bis jetzt haben wir mit ''Dig A Pony'', ''I've Got A Feeling'' und ''One After 909'' schon drei Aufnahmen des Roof Top-Gigs gehört!

    LP 2 (40:52 Minuten)
    enthält 14 Tracks der Apple-Sessions, schön chronologisch vom 22.-31.1.1969 geordnet (Track 14 ist vom 3.1.1970). Einiges kennen wir dabei schon von ''Fly On The Wall'', das dem 2003er Album ''Let It Be... Naked'' beilag. Georges Anspielung auf Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich aus ''I Me Mine'' war z.T. schon auf ''Anthology 3'' zu hören, hier ist nun auch Pauls Reaktion darauf enthalten.

    Auf dieser Platte begegnen sich Licht und Schatten: ''Can You Dig It?'', ''Get Back'' [Take 19] und besonders die rockige Version von ''One After 909'' [Take 3] sind echte Highlights, während Studio-Diskussionen wie ''I Don't Know Why I'm Moaning'' - zumindest für mich - den Hörgenuss deutlich trüben. Aber gut, manche mögen ja auch solche Gesprächsfetzen.

    Ach so, auch ''Don't Let Me Down'' ist hier in der Roof Top-Version vom 30.1.1969 zu hören. Nun sind's schon vier...

    Auf LP 3 (32:42 Minuten)
    gibt es dann Rehearsals und Apple Jams. Auch diese sind in der ''richtigen'' Reihenfolge zu hören: Die ersten vier Songs wurden vom 2.-8.1.1969 in Twickenham aufgenommen, die übrigen stammen wiederum aus den Apple-Studios. Erneut sind Ausschnitte oder sogar vollständigere Aufnahmen der Tracks bereits auf ''Let It Be... Naked'' und ''Anthology 3'' enthalten.

    Ich nehme es gleich vorweg: Mit dieser Platte kann ich am wenigsten anfangen. So sehr ich auch Studio-Outtakes mag, hier sind meist nur unfertige Übungs-Sessions zu hören. Interessant für Beatles-Infizierte, aber sehr oft werde ich diese Scheibe nicht auflegen. Auch haben die meisten Songs nichts mit ''Let It Be'' zu tun, sondern sind später auf der LP ''Abbey Road'' erschienen. Warum hat man sie dann nicht gleich vor zwei Jahren auf deren Deluxe Edition gepackt?

    Aber gut, immerhin stellt uns John mit ''Gimme Some Truth'' kurz einen neuen Song vor, den er später solo aufnehmen wird. Auch Take 8 von ''Get Back'' gefällt mir gut, und bei ''Without A Song'' darf dann sogar Billy Preston mal ran ans Mikro. Auch Take 28 von ''Let It Be'' steht eindeutig auf der Plus-Seite: Er war für mich nicht nur ein absolutes Highlight des gleichnamigen Films, sondern mit genau dieser Aufnahme endeten damals die ''Get Back''-Sessions.

    LP 4 (42:55 Minuten)
    Nun wird es Zeit für den 1969er Glyn Johns Mix des Albums. Auch hier haben die Experten was zu meckern: Zunächst sind diese Aufnahmen einfach von einem Bootleg gezogen worden, da man bei Apple die Original-Bänder verschusselt hat. Scheint zu stimmen, wenn ich die Aufnahmen mit den entsprechenden Raubpressungen vergleiche und hier und da signifikante Ähnlichkeiten feststellen kann. Trotzdem klingen die Sachen nun klar besser.

    Außerdem soll es in Wirklichkeit der Mix von 1970 sein, was man gleich an den vertauschten Stereo-Kanälen merkt. OK, wenn's nicht mehr ist, stöpseln wir jetzt einfach die Lautsprecher um oder setzen den Kopfhörer anders herum auf.

    Dann aber tun sich plötzlich Welten auf: Schon ''One After 909'' ist einfach klasse und steckt mit seiner tollen Stereo-Abmischung selbst den 2021er Martin/Okell-Mix in die Tasche. Bei den anderen Titeln fällt auf, dass Glyn Johns den Studio-Gesprächen etwas mehr Raum lässt, was in diesem Zusammenhang gar nicht mal schlecht ist.

    ''For You Blue'' wartet dann mit einer echten Überraschung auf: hier ist eine andere, neu aufgenommene Gesangsspur von George Harrison zu hören, die sich spürbar von denen auf den Bootlegs unterscheidet. OK - damit handelt es sich wohl wirklich um den ''neuen'' Mix von 1970. Ist das jetzt schlimm? Nein, für mich ist das eher eine willkommene Ergänzung!

    Einige Songs sind in einem anderen Aufnahmetake als auf dem endgültigen Album dabei, weitere wie das ''Medley: I'm Ready (Aka Rocker) / Save The Last Dance For Me / Don't Let Me Down'' oder ''Teddy Boy'' fehlen auf der ''richtigen'' LP gänzlich.

    ''Dig It'' ist mit über vier Minuten deutlich länger und enthält sogar noch Pauls Gesang, der später herausgemischt wurde. ''The Long And Winding Road'' war in genau dieser Version schon auf ''Anthology 3'' enthalten, klingt hier jedoch etwas unsauber. ''Get Back'' noch einmal als Reprise an den Schluss des Albums zu setzen, ist für mich auch keine schlechte Idee. Trotzdem: Sämtliche Vorschläge Glyn Johns' wurden seinerzeit von den Beatles abgelehnt, bevor sich Phil Spector der Sache annahm und... den Rest kennen Sie.

    Und nun stellen wir den Plattenspieler auf 45 Upm, denn...

    LP 5 (13:20 Minuten)
    ... gilt eigentlich als EP oder Maxi-Single. Vier Titel enthält dieses Teil, und ich muss sagen, die hätten auch noch auf die anderen Platten gepasst.

    Zwei davon - ''Across The Universe'' und ''I Me Mine'' - sind 1970er Mixe von Glyn Johns, die bisher nur auf Raubpressungen veröffentlicht waren (wobei vor allem ''I Me Mine'' sogar ein wenig danach klingt). Die beiden anderen Songs erklingen im neuen 2021er Sound, bei denen die Unterschiede zu den bisherigen Veröffentlichungen wieder sehr subtil sind, sieht man von der halben Minute Studio-Gespräch vor ''Don’t Let Me Down'' ab.

    Nach insgesamt 165 Minuten ist der Spaß vorbei. Für die LPs ist das OK, wobei der Wunsch nach mehr Musik auch hier bestehen bleibt.

    Kommen wir zur Qualität der Pressungen. Die LPs wurden bei Optimal gefertigt und sind einfach top. In der letzten Zeit habe ich selten derart rausch- und knisterfreie Platten gehört. Einziger Wermutstropfen ist die nicht ganz korrekte Zentrierung von LP 1, die sich aber nicht weiter negativ bemerkbar macht. Das Mastering (Half-Speed von Miles Showell) ist ebenfalls fehlerfrei. Das entsprechende Zertifikat hat man sich diesmal offenbar gespart, stattdessen weist ein Werbezettel auf die CD-Box und das ''Get Back''-Buch hin.

    Diese Box bildet (bis jetzt) einen würdigen Abschluss der Beatles-Alben als Deluxe-Ausgabe. Die fünf Sterne vergebe ich in voller Überzeugung.
    Meine Produktempfehlungen
    • The Beatles, Get Back Peter Jackson
      The Beatles, Get Back (Buch)
    Ein Kommentar
    joboco
    18.10.2021

    TOP Rezension!

    Ihre sehr ausführliche und in der Substanz sehr ergiebige Rezension stimmt mit meinen Einsichten und Eindrücken zu 100 Prozent überein.
    Vielen Dank dafür!!
    The Beatles, Get Back Peter Jackson
    The Beatles, Get Back (Buch)
    15.10.2021

    Mit den Beatles im Studio


    The Beatles: Get Back (248-seitiges Buch, Verlag Droemer-Knaur, deutsche Ausgabe, 2021)

    Rund sechs Wochen vor dem Start der Film-Doku ''Get Back'' am 25. November erschien das gleichnamige Beatles-Buch am 12. Oktober 2021.

    ''Was ist das denn nun? Eine erweiterte Auflage des Buches, das wir in den Deluxe-Ausgaben von ''Let It Be'' finden, oder...? '' solche und ähnliche Fragen waren im Vorfeld häufiger zu hören. Auch der JPC-Produkttext (''Dieses großformatige und hochqualitativ ausgestattete Buch begleitet die Beatles bei ihren Studio-Sessions im Januar 1969, bei denen das letzte, legendäre Album Let It Be entstand'') hilft da nur bedingt.

    Nein, dieses Werk ist eine neue Auflage des 1970er Buches, das den Erstausgaben der LP ''Let It Be'' beilag. Nun allerdings mit deutlich größerem Umfang, besserer ''Haptik'' (ja, so heißt das jetzt), mehr Fotos und noch mehr Text. Die Bilder sind, abgesehen von ein paar etwas unscharfen Schnappschüssen, durchweg klasse. Einige hat man schon gesehen, aber OK. Was mir nicht so gefällt: Die zahlreichen Abzüge aus dem Film erinnern mit einer Größe von ca. 38x64 mm eher an Briefmarken. Unverzüglich zeigt sich, wie abhängig man inzwischen von diesen doofen Handys ist - ich war kurz davor, die Bildchen mit zwei Fingern größer zu ziehen. Andererseits waren auch im ''alten'' Buch seitenweise ähnliche Mini-Fotos zu sehen, noch dazu in deutlich schlechterer Qualität.

    Abgesehen von Vorwort (Peter Jackson), Einleitung (Hanif Kureishi) und Nachwort (John Harris) kommen in diesem Buch fast durchweg die Beatles zu Wort. Enthalten sind nämlich Abschriften der Gespräche, die sie während der Probeaufnahmen ihres ursprünglich geplanten Konzertes führten (erst später einigte man sich darauf, das Ganze als LP mit dem Titel ''Let It Be'' zu veröffentlichen).

    Was soll ich sagen: Das Buch macht süchtig! Ich wollte nur mal fünf Minuten reinschauen, und schon war ein halber Tag rum. Welch ein Unterschied zu der 1970er Ausgabe: Die Auswahl der Texte ist auffallend anders. Peter Jackson hat den Film offenbar wirklich völlig neu geschnitten und dabei dem z.T. etwas langatmigen Original neuen Schwung verliehen. Auch die chronologische Anordnung der Texte gefällt mir entschieden besser als bei der damaligen Edition.

    Also, kommen Sie mit und seien Sie live dabei, wie sich die Vier während der Aufnahmen in den Twickenham Film-Studios über alltäglichen Krimskrams unterhalten. Neben der Frage, wo man denn schließlich auftreten soll, stehen Banalitäten wie ''Schmecken Brötchen jetzt mit oder ohne Butter besser?'' auf der Tagesordnung. Gemeinsam schwelgt man in alten Zeiten, albert herum, jammt und probt vergnügt vor sich hin, bevor... ja, bevor dann doch recht bald erste Reibereien zu Tage treten. Vor allem Paul ist Feuer und Flamme für dieses Projekt, während George dem Ganzen nichts abgewinnen kann. So eckt der Beatles-Bassist mit seinem Enthusiasmus nicht nur zunehmend bei seinen Kollegen an, es wird auch schnell klar, dass er sich in seiner Chefrolle unbehaglich fühlt.

    Trotzdem klingt das alles eher undramatisch. Irgendwie scheint Jackson ein Händchen dafür zu haben, auch negative Szenen ins positive Licht zu rücken, und so tut auch das Buch niemandem weh. Selbst als George die Faxen dicke hat und die Band verlässt, macht sich keineswegs Panik breit. Während Paul die Sache noch gar nicht richtig gecheckt hat (er dachte, George wäre nur gegangen, um sein Plektrum zu holen), überlegt John bereits, ob sie Eric Clapton als Ersatzmann einspannen sollen. Immerhin bringt Paul Ringos Frau Maureen vorsorglich ein paar Akkorde bei, damit sie notfalls einspringen kann.

    Doch zunächst machen die Drei als Trio weiter, und als George nach elf Tagen Beatles-Auszeit - nun in den Apple-Studios - wieder dazu stößt, ist Schicht mit dem aufwändig geplanten Konzert. Stattdessen soll es nun ein Album geben, darüber hinaus als Höhepunkt einen Live-Auftritt auf dem Dach des Apple-Gebäudes.

    Diesem Ereignis widmet das Buch immerhin 24 Seiten, anschaulich ergänzt durch z.T. doppelseitige Fotos und Interviews mit Leuten von der Straße (schließlich haben die Beatles ordentlich Rabatz auf dem Dach gemacht!). Auch das eher dilettantische Eingreifen der Polizei wird minutiös geschildert. Zum Kringeln, wie sich die Bobbys z.B. von der Apple-Empfangsdame Debbie Wellum auf den Arm nehmen lassen. Da macht sich der Verdacht breit: Sollte das alles nur ein abgekartetes Spiel gewesen sein? Denn schon am 7. Januar hat sich Paul mit Regisseur Michael Lindsay-Hogg über genau eine solche Szenerie unterhalten, als vom Roof Top-Gig noch gar keine Rede war...

    Sei's drum. Das Spektakel hatte seinen Höhepunkt, und abgesehen von einer letzten Aufnahme-Session am Tag danach ist das Buch damit ebenfalls zu Ende.

    Und jetzt, gerade drei Tage nach der Veröffentlichung, hat ''Get Back'' die Spitze der JPC-Bücherverkaufsliste erreicht. Muss ich mehr sagen? Ob Sie das Buch nun als Ergänzung des Films lesen oder sich beim Schmökern das ''Let It Be''-Album anhören: Das Teil ist jeden Cent wert!
    Meine Produktempfehlungen
    • Let It Be (180g) (Limited 50th Anniversary Super Deluxe Special Edition) (HalfSpeed Mastering) The Beatles
      Let It Be (180g) (Limited 50th Anniversary Super Deluxe Special Edition) (HalfSpeed Mastering) (LP)
    All Things Must Pass (50th Anniversary Edition) (180g) (Limited Super Deluxe Box) All Things Must Pass (50th Anniversary Edition) (180g) (Limited Super Deluxe Box) (LP)
    08.08.2021
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    4 von 5

    Endlich entspectorisiert?

    George Harrison: All Things Must Pass (Limited Super Deluxe Box, 8 LPs, 180g, Laufzeit ca. 267 Minuten, 68-seitiges Buch, 2021)

    KURZFASSUNG:
    Schön aufgemachte Box mit acht LPs, einem hübschen Begleitbuch und ordentlichem, aber z.T. stark komprimiertem Klang.

    LANGFASSUNG:
    Ganz ehrlich? OK, George Harrison war nie der geborene Rock'n'Roller. Vielmehr galt er als der ''stille Beatle'', der es schwer hatte, sich gegen die tonangebenden Herren Lennon und McCartney durchzusetzen. Viele seiner Songs wurden von ihnen kurzerhand abgelehnt, aber trotzdem bereichern einige seiner Kompositionen, z.B. ''While My Guitar Gently Weeps'', ''Something'' oder ''Here Comes The Sun'' ganz entscheidend den Beatles-Katalog. Als dann im April 1970 Schluss mit den Fab Four war, trommelte George zahlreiche Kollegen zusammen und packte etliche seiner abgewiesenen sowie ein paar neue Songs auf eine Doppel-LP, die mit einer weiteren Platte mit Studio-Jams gar zum Triple-Album mit über 100 Minuten Spieldauer anwuchs.

    Für viele gilt dieses Album, ''All Things Must Pass'' betitelt, als das beste George Harrisons, wenn nicht sogar als bestes Solo-Album eines Ex-Beatles überhaupt. Auch, wenn hier eben kein Rock'n'Roll, sondern eher gemäßigtere bzw. zum Teil sogar bedrückende Klänge vorherrschten. Trotzdem warf das Album mit ''My Sweet Lord'' und ''What Is Life'' zwei gepflegte Hits ab. 2001 erschien das Set zum 30. Jubiläum in einer erweiterten Version, bei der Harrison bereits anmerkte, wie gerne er das Ganze von diesem ''Wall of Sound''-Bombast befreien würde.

    Nun, dieses Vorhaben konnte George Harrison, der am 29. November 2001 starb, nicht mehr in die Tat umsetzen. Doch nachdem seit längerer Zeit feststeht, dass das 50. Jubiläum von ''All Things Must Pass'' mit einer umfassenden Neuauflage angemessen gewürdigt wird, beschäftigt genau diese Frage nach der so genannten ''Entspectorisierung'' viele Fans schon im Vorfeld. Wie wird der Remix klingen? Gibt es endlich die ersehnte Reduzierung des von Co-Produzent Phil Spector verursachten ''Wall of Sound''? Wir werden es hören.

    Denn nun ist es endlich soweit. Wie inzwischen üblich, erscheint das Ganze in den unterschiedlichsten Formaten und bietet dem Fan damit die Möglichkeit, den Umfang des Pakets ganz nach dem noch vorhandenen Platz im Beatles-Regal (bzw. dem Füllstand der Geldbörse) selbst zu bestimmen.

    Die absolute Uber-Komplett-Box dürfte für die meisten eh unerschwinglich sein, ich wüsste auch nicht, wohin mit den Gartenzwergen. Die 5 CD/1 BluRay-Box überschreitet kaum das Größenmaß einer Single, entsprechend klein fällt das enthaltene Buch aus. Also blieb für einen Vinyl- und Bücher-Freak wie mich nur eine Entscheidung: es müssen die LPs sein.

    Nur welche? Das 3er Set entspricht vom musikalischen Inhalt her dem Original-Album (allerdings in neu abgemischter Form) und enthält zudem eine Replik des ursprünglichen Posters sowie ein 8-seitiges Beiheft mit einigen Fotos und Anmerkungen von Dhani Harrison und Paul Hicks zum neuen Remix des Albums, die 5 LP-Box wurde bei ansonsten gleichem Inhalt um 2 LPs mit 17 weiteren Session-Tracks auf insgesamt 40 Songs erweitert.

    Alles sehr schön, aber die 8 LP-Kiste legt nochmal ein ordentliches Pfund obendrauf. Hier sind nicht nur jene 70 Tracks drin, die wir auch in der CD/BluRay Super Deluxe Edition-Box finden, sondern dazu ein Buch, das in diesem Format in den anderen Editionen nicht enthalten ist. Die drei LPs des Original-Albums sind in einer eigenen Box untergebracht, die fünf weiteren in einem anderen, einer EMI-Tape-Box nachempfundenen Behältnis. Die Platten an sich stecken in gefütterten Papierhüllen (hier hatte mal endlich jemand ein Herz für Plattensammler!), separat dazu liegen dem Set farbige Hüllen bei, die vom Design her den 1970er Originalen entsprechen (bei den drei Album-LPs) bzw. ähnlich gestaltet wurden (bei den fünf übrigen Platten).

    Stürzen wir uns zunächst auf das Buch: LP-groß, Hardcover, aber mit rund 12 mm Dicke doch recht schmal geraten. Trotzdem: inkl. Einband umfasst das Teil 68 Seiten. ''Track by track'' wird hier jeder einzelne Song des Albums vorgestellt, bis auf wenige Ausnahmen auf jeweils einer Doppelseite. Nach einer kurzen Einleitung inkl. Aufnahme-Datum und -Studio kommt neben einigen Mitwirkenden vor allem der stille (Ex-) Beatle ausgiebig zu Wort und plaudert ein wenig über die Entstehungsumstände, Aufnahmen, Musiker usw.

    Zahlreiche Fotos lockern das Ganze z.T. collagenartig auf, nicht umsonst wird dieses Buch auch als ''Scrapbook'' bezeichnet. Auch Tagebucheinträge, Tape-Boxen und nicht zuletzt etliche handgeschriebene Songtexte Harrisons sind zu sehen, der offenbar jedes beschreibbare Medium für seine Ideen nutzte: Notizzettel, Briefumschläge, Plattenhüllen... alles sehr nett und dekorativ zusammengestellt. Die letzten Seiten sind auch hier für Anmerkungen Dhani Harrisons und Paul Hicks' zum neuen Remix des Albums reserviert.

    So schön das Buch auch ist: ich vermisse genauere Angaben, wer denn nun auf welchen Tracks welche Instrumente gespielt hat. Leider gibt es auch hier nur die allgemeine Übersicht der an diesem Album beteiligten Musiker. Aber gut, das war damals offenbar ein ständiges Kommen und Gehen, und wenn man dann auch noch solche Banalitäten notieren soll, nur weil 50 Jahre später irgendjemand danach fragen könnte...

    OK, jetzt legen wir endlich die LPs auf.

    LP 1, 2 und 3
    enthalten ''All Things Must Pass'' in einem neuen Mix, der hauptsächlich Georges Stimme stärker in den Vordergrund treten lässt. Dadurch erscheint das Album in einem neuen Klang, der zunächst klarer, aber auch ungewohnt ist. Manchmal drängt sich dabei der Eindruck auf, Georges Stimme wurde nachträglich auf den Instrumental-Track gepappt, ohne auf die nötige Homogenität zu achten. Das ist bestimmt nicht jedermanns Ding, und so gibt es hier zumindest Raum für Diskussionen. Die Höhen wurden etwas zurückgenommen, dafür erscheint der Bass kräftiger. Hier und da sind auch Instrumente zu hören, die im bisherigen Mix schlichtweg untergegangen waren.

    Und Spector? Genau: in den vier Songs, bei denen sich Spector am leidenschaftlichsten ausgetobt und das Ganze mit seinem ''Wall of Sound'' förmlich zugekleistert hat (ich spreche von ''Wah-Wah'', ''Let It Down'', ''Awaiting On You All'' und ''Art Of Dying''), wird deutlich, dass der Produzent die Aufnahmen mit einem derart gewaltigen Echo versehen hat, das sich wohl nicht mehr so einfach herausmischen lässt. Hier gerät die von vielen herbeigesehnte ''Entspectorisierung'' an seine Grenzen. Andererseits: durch die neue Abmischung wurde das Ganze wenigstens ein bisschen gemäßigt. Und schließlich haben wir das Album 50 Jahre lang genau so und nicht anders gehört!

    Eine Sache wird Ihnen bestimmt auch auffallen: beim Remix von ''Isn't It A Pity (Version Two)'' muss irgendwas schief gelaufen sein. Die Instrumente während des Solos laufen derart asynchron, dass es in den Ohren weh tut. Was da genau passiert ist, weiß ich nicht. Jedenfalls war das bei der Original-LP noch nicht so.

    Die Studio-Jams der dritten LP wurden übrigens nicht neu abgemischt, auch wenn das vielleicht durch einen Hinweis im Buch suggeriert wird (''2020 Stereo Mixes''). Das ist auch so gut wie nicht möglich, da diese Aufnahmen hauptsächlich auf Zweispurbändern erfolgten. Trotzdem geht es ordentlich ab bei diesen Tracks, die Band (oder soll ich sagen diese Ansammlung von exzellenten Musikern?) explodiert förmlich im Studio, vor allem Eric Clapton sticht mit seinem gekonnten Gitarrenspiel hervor. Auch Georges Geburtstagsständchen für seinen (Ex-) Kollegen John Lennon ist dabei (und wird immer noch im Tempo variiert, was mich nach wie vor abtörnt). Beim Intro von ''Thanks For The Pepperoni'' wurde Chuck Berry bestimmt blass vor Neid, ''Out Of The Blue'' kommt etwas ruhiger, spacig/bluesiger daher.

    Kleine Anmerkung zu ''I Remember Jeep'': laut Begleitbuch wurde dieser Track als ''Jam Peace'' schon am 29. März 1969 bei den Sessions für Billy Prestons erste Solo-LP aufgenommen, also schon über ein Jahr vor den eigentlichen Aufnahmen für Georges Triple-Album. Zunächst wurde das Teil unter dem Bandnamen Plastic Ono Band gelabelt, da John und Yoko an der Abmischung der Overdubs am 12. Mai 1969 teilnahmen. Während genau dieser Session hat George angeblich einen Synthie-Part auf seinem Moog live eingespielt. Das ist jedoch höchst unwahrscheinlich, denn diese Geräusche (Musik möchte ich das jetzt nicht nennen) stammen eindeutig erkennbar von seinem Experimental-Album ''Electronic Sound'', das ebenfalls im Mai 1969 veröffentlicht wurde. Das Stück ''No Time Or Space'' enthält ab ca. 10:20 Minuten exakt die gleichen Zisch- und Zwitscherlaute, die Harrison wohl kaum während einer Live-Einspielung auf den Punkt genau reproduzieren konnte. Und ganz unter uns: so einen wohnzimmerschrankgroßen Synthesizer nimmt man nicht mal eben so zu einer Session mit, das Ding muss ordentlich aufgebaut bzw. installiert werden. Aber gut, die Story liest sich nett, also stänkern wir nicht länger rum. Denn schon geht es weiter:

    LP 4 und 5
    enthalten insgesamt 15 Demoaufnahmen George Harrisons, die er zusammen mit Ringo Starr am Schlagzeug und Klaus Voormann am Bass am 26. Mai 1970 eingespielt hat. Hier hören wir nun endlich ursprüngliche Aufnahmetakes in Minimal-Besetzung, ohne viel Brimborium, ohne Overdubs und vor allem... ohne Spector. Lediglich ''What Is Life (Take 3)'' wurde mit weiteren Instrumenal- und Gesangs-Spuren erweitert, wobei Klaus Voormann bei dieser Gelegenheit seinen Bass beiseitelegte und stattdessen zur Gitarre griff.

    Hier zeigt sich, was schon John Lennon immer favorisierte: Den Song schreiben, ab ins Studio, aufnehmen, fertig. So gut, wie manche dieser Takes klingen, fragt man sich schon, warum das Ganze mit Overdubs ohne Ende fast bis zur Unkenntlichkeit ausgewalzt werden musste. Man kann auch sagen, hier spielt nicht Lennons, sondern Harrisons Plastic Ono Band. Wobei Ringos Schlagzeugsound mich kolossal an die Get Back-Sessions der Beatles erinnert, die ja später von Herrn Spector zu Let It Be... Sie kennen die Geschichte. Kurz: Diese beiden Platten sind einfach klasse!

    Weitere 15 Demos, nun vom 27. Mai 1970, finden wir auf

    LP 6.
    Hier hören wir George Harrison als Solisten, wie er Phil Spector Demos seiner neuen Songs vorspielt. Dabei begleitet er seinen Gesang meist nur auf der Akustischen (bei ''Wah-Wah'', ''Hear Me Lord'' und ''Nowhere To Go'' greift er zur E-Gitarre). ''Beware Of Darkness'' und ''Let It Down'' gab es übrigens schon auf der Neuauflage des Albums von 2001, der zweitgenannte Track war dort allerdings mit zusätzlichen Overdubs versehen.

    Diese Aufnahmen kursieren seit Mitte der 1990er Jahre unter dem Titel ''Beware Of ABKCO!'' als Raubpressung auf dem Schwarzmarkt. Waren sie dort (bis auf ''Wah-Wah'') in einer strikten Stereo-Aufteilung von Gesang (links) und Gitarre (rechts) abgemischt, sind sie nun in Mono (Gesang) mit etwas auf Stereo getrimmter Gitarre zu hören. Auch hat man die Stücke neu editiert (also z.B. von unerwünschten Pausen befreit). Leider wurden dabei auch Ansagen und kurze Erläuterungen Georges zum größten Teil herausgeschnitten. Auch die ''elektrische'' Einleitung von ''Cosmic Empire'' fiel der Schere zum Opfer, erst beim zweiten Versuch griff Harrison bei diesem Track zur Akustischen.

    Dadurch wurden diese 15 Aufnahmen um insgesamt rund sieben Minuten, also von 50 auf 43, gekürzt. Hat man das etwa gemacht, damit sie komplett auf dieser sechsten LP untergebracht werden konnten? Ich will es nicht hoffen. Denn komischerweise sind auf der als Behausung dienenden Tape-Box zwei (!) LPs mit Demos vom 27. Mai 1970 gelistet. War das ursprünglich so geplant?

    Fast bin ich geneigt zu sagen, dass die Raubpressung... (nein! Das darf man nicht!).

    Kommen wir nun zu den beiden letzten Platten, die auf der Tape-Box wiederum als nur eine (!) LP mit dem Titel ''Party Disc'' gelistet sind.

    LP 7 und 8
    schließen das Set (wie auch in der 5 LP-Box) mit weiteren 17 Session-Outtakes und Studio-Jams ab. Das ist für Fans wie uns natürlich die reinste Fundgrube. Zehn Tracks des Albums sind nun noch einmal in einer anderen Studio-Version enthalten und bieten damit einen schönen Einblick in die Entstehung dieser Titel. Und nun auch endlich in einem nicht so mit Echo und Nachhall zugematschten Klang. Danke! Schade allerdings, dass nicht alle Songs des Albums auf diese Art zu hören sind. Immerhin war im Vorfeld der Veröffentlichung zu erfahren, dass über 100 Stücke aus den Archiven für diese Neuveröffentlichung bearbeitet wurden.

    ''Isn't It A Pity (Take 14)'' macht den Anfang. Nicht mal eine Minute lang, aber dank Georges humoristischen Einlagen sehr witzig. ''Wah-Wah'', nun als Take 1 und ohne Overdubs, ist erstaunlich trocken abgemischt (in diesem Frühstadium des Songs hatte Spector also noch nicht zugeschlagen). Auch andere Tracks sind als Rohfassung enthalten, wobei das flotte ''What Is Life (Take 1)'' erneut durch Claptons emsige Gitarrenarbeit heraussticht. Ach ja, ''It's Johnny's Birthday (Take 1)'' kommt nun auch ohne diese albernen Tempoänderungen aus und setzt außerdem durch auf dem endgültigen Mix nicht mehr enthaltene Slide-Gitarren zusätzliche Akzente.

    Darüber hinaus finden wir weitere, nicht auf dem Album enthaltene Stücke, darunter eine frühe Fassung von ''Down To the River (Rocking Chair River Jam)'', die in einer neuen Aufnahme erst 2002, also ein Jahr nach Harrisons Tod, posthum auf der LP ''Brainwashed'' erschien.

    Schön auch, dass der Beatles-Song ''Get Back'' hier, anders als auf der John Lennon / Plastic Ono Band-Box, nicht nur als kurzes Fragment, sondern als richtiger (Jam-)Track zu hören ist. Leider auch nur rund zwei Minuten lang, da das Band erst während des Songs gestartet wurde. Trotzdem absolut interessant, denn damit haben sowohl John als auch George den gleichen Song von Paul während einer Studio-Session neu eingespielt. Obwohl McCartney ja allgemein für das Ende der Beatles verantwortlich gemacht wurde, war er bei seinen (ehemaligen) Mitstreitern also doch nicht so stark in Ungnade gefallen, dass sie seine Titel nicht mehr spielen wollten.

    Den Schlusspunkt bildet ''Woman Don't You Cry For Me (Take 5)'', eine Aufnahme, die wie auch ''It's Johnny's Birthday'' vom 7. Oktober 1970 stammt. Doch zu diesem Zeitpunkt waren die eigentlichen Aufnahmen an ''All Things Must Pass'' (abgesehen von Overdubs) bereits seit drei Monaten abgeschlossen. Harrison nahm ''Woman...'' schließlich neu auf und veröffentlichte den Titel 1976 auf seiner LP ''33 1/3''.


    So, damit wären die acht LPs geschafft. Ich auch, obwohl ich gerne noch mehr dieser ''Party Discs'' gehabt hätte. Was fehlt? ''What Is Life'' gab es auf dem 2001er Set als sehr schöne Instrumental-Fassung mit Trompete und Oboe, auch hatte George auf dieser Doppel-CD sein ''My Sweet Lord'' noch einmal neu interpretiert und wurde dabei gesanglich von Sam Brown unterstützt. Diese Tracks suchen wir auf der 2021er Ausgabe vergeblich. Des Weiteren wie schon gesagt die restlichen Albumtracks als Alternativfassungen. Plant hier etwa schon jemand etwas für das 60. Jubiläum...?

    Nun zum Klang. Wie schon erwähnt, wurden die Album-Tracks neu abgemischt und klingen dadurch etwas klarer als bisher. Aber wie sieht es mit der Lautstärke aus? Lassen wir mal die Experten zu Wort kommen: ''Die Lautstärke der Songs muss dem heutigen Zeitgeist entsprechen.'' Aha. Auch Dhani Harrison wird in dieser Richtung zitiert. Gut, wer natürlich Songs von George Harrison und Motörhead in die gleiche Playlist packt, wird sich freuen, dass alles gleich laut ist. Aber mal ehrlich: machen Sie so etwas?

    Mit steigender Lautstärke geht natürlich auch ein Verlust an Dynamik einher. Hatten die 1970er LPs (deutsche Pressung, Best.-Nr. 1C192-04707/8/9 Y) noch einen Dynamikumfang von ca. 8-12 dB, schrumpfte dieser bei der 2001er Auflage (''Printed in the EU'', 7243 5 30474 1 2) auf mickrige 6-8 dB zusammen. Die hier besprochene Ausgabe von 2021 schlägt in die gleiche Kerbe.

    Die Überraschung dabei: der 1970er Vinyl-Oldie hatte sogar noch derart ''Luft zum Atmen'', dass die Dynamikspitzen (also z.B. bei Trommelschlägen oder ähnlichem) locker um 4 dB lauter sein konnten als bei den Nachfolge-LPs. Hier sind diese Spitzen nämlich rigoros abgeschnitten. Aber wenn das dem heutigen Zeitgeist entspricht...

    Immerhin wurden die LPs vier bis acht weitaus ohrenfreundlicher gemastert. Hier gibt es Dynamikumfänge von bis zu 18 dB! Ein Traumwert, den ich mir bei den ersten drei Platten ebenfalls gewünscht hätte.

    Schnell noch zur Pressqualität der LPs, die ja in letzter Zeit häufig ein Kritikpunkt ist. Auch bei diesem Set läuft nicht alles zu 100 Prozent glatt. Schon beim Auspacken fällt auf, dass einige der Platten leicht schüsselförmig, also nicht ganz plan sind. Vor allem bei LP 2, 7 und 8 macht sich das bemerkbar. Bei LP 6 ist das Mittelloch so klein, dass sich die Platte nach dem Auflegen kaum noch vom Plattenteller lösen lässt. Gut, alles kein Grund zum Drama, die Platten laufen einwandfrei durch. Störender sind da eher sichtbare Schlieren in der Auslaufrille von LP 2 sowie hier und da auftretende Knistergeräusche bei allen LPs, die jedoch bei einem erneuten Anhören der gleichen Stelle nicht mehr zu hören sind. Das spricht für unschöne Pressrückstände im Vinyl.


    Trotz der angesprochenen Nickligkeiten bin ich absolut begeistert von dieser 8 LP-Box. Die neue Abmischung ist in Ordnung (auch wenn sie vielleicht nicht jedermanns Sache ist), die Aufmachung klasse, und die zusätzlichen Tracks absolute Spitze. Es hat sich gelohnt, so lange auf diese Neuauflage von George Harrisons ''All Things Must Pass'' zu warten. 5 Sterne!
    3 Kommentare
    Anonym
    07.12.2021

    Harrison

    In der Kürze liegt die Würze!!!
    Ringo
    25.08.2021

    Hallo joboco,

    Vielen Dank für Ihr positives Feedback! Darüber habe ich mich sehr gefreut. Dann hat sich die Mühe gelohnt.
    Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Spaß an All Things Must Pass.
    Vielleicht treffen wir ja bei der Jubiläumsausgabe von Let It Be noch mal aufeinander. Wann immer die erscheinen wird…
    Viele Grüße Ringo
    joboco
    16.08.2021

    Vielen Dank für Ihre Rezension!

    Ich bin beeindruckt von den Mühen,die Sie sich bei Ihrer Rezension gemacht haben!!Vielen,vielen Dank!
    Ich selbst besitze die 5CD/BluRay Ausgabe,die bis auf die verschiedenen Sound-Formate inhaltlich mit der 8LP-Ausgabe identisch ist.
    Mein Bewertung stimmt mit Ihrer hundertprozentig überein!
    Hardware Billy F Gibbons
    Hardware (CD)
    28.07.2021
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Billy kanns noch!

    Billy F Gibbons (ZZ Top): Hardware (CD, 2021, Laufzeit 37 Minuten)

    Ein Hinweis vorab: Am 28.7.2021 verstarb Dusty Hill, der Bassist von ZZ-Top, im Alter von 72 Jahren. Diese Rezension habe ich einige Tage davor verfasst. Ruhe in Frieden, Dusty!

    Was macht man, wenn man ein neues Album mit seiner Band aufnehmen will, aber die Kumpels nicht aus dem Quark kommen? Man macht es eben selbst. Wie Billy F Gibbons kürzlich über seine ZZ Top-Mitstreiter berichtete, bombardiert er sie schon seit Jahren mit Ideen zu einem neuen Album, aber Frank und Dusty können sich nicht aufraffen.

    Gut, dann eben Billy F Gibbons solo. Und ehrlich: ich höre da keinen Unterschied. Hardware rockt und rotzt wie ZZ Top in ihren besten Zeiten. Billy knarzt dazu wie eh und je, seine Stimme scheint mit den Jahren noch böser geworden zu sein.

    My Lucky Card fetzt als Blues-Kracher ordentlich los, She's On Fire legt dann vom Tempo her ordentlich zu. Bei Shuffle, Step & Slide kann man einfach nicht still sitzen bleiben, Vagabond Man nimmt das Tempo wieder deutlich zurück und lässt Erinnerungen an ZZ Tops Rough Boy wach werden.

    In dieser Art geht es munter weiter, mal schnell, mal langsam. Hey Baby, Que Paso erinnert mich irgendwie an das gute alte Sir Douglas Quintet, bevor Mr. Gibbons sich im letzten Stück, Desert High, entspannt zurücklehnt und sich als Geschichtenerzähler präsentiert. Das wiederum lässt uns unmittelbar an Surrounded By Time von Tom Jones denken, auch wenn Billy sich mit rund dreieinhalb Minuten deutlich kürzer als Tom fasst. Überhaupt kurz: die CD ist mit gerade einmal 37 Minuten auf dem Niveau früherer LPs hängen geblieben, hätte aber für mich gerne länger sein können.

    Der Klang ist stark komprimiert und auf maximale Lautstärke gebürstet. Nicht jedermanns Sache, aber absolut zur Musik passend.

    Klasse, Billy. Wenn deine Jungs sich lieber weiter die Sonne auf den Pelz brennen lassen wollen, mach ruhig solo weiter.
    Close Up Elvis Presley
    Close Up (CD)
    26.07.2021
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Einmal Mäuschen spielen

    Elvis Presley - Close Up
    4-fach CD, RCA/Sony Music 2003/2018, Gesamtlaufzeit: 3 Stunden, 45 Minuten und 47 Sekunden

    Seit einigen Jahren durchforsten diverse Plattenfirmen ihre Archive und veröffentlichen Aufnahmen daraus, die der breiten Öffentlichkeit bisher nicht zugänglich waren. Dadurch soll der Fan die Möglichkeit erhalten, etwas tiefer in die Materie einzusteigen. Auch Close Up von Elvis Presley ist eine Veröffentlichung dieser Art.

    Aufmachung:
    Die 2003 erschienene 4er CD-Box Close Up ist 15 Jahre später im kleineren DVD-Format neu aufgelegt worden. Insgesamt 89 Titel mit einer Gesamtlaufzeit von dreidreiviertel Stunden laden uns zu einem Blick hinter die Kulissen ein. Drei CDs enthalten dabei Aufnahmen diverser Studio-Sessions, die vierte ein komplettes Live-Konzert. Was sofort auffällt: Die CDs sind aufgrund des Mini-Formats der Box nicht gerade einfach entnehmbar.
    Ein 48-seitiges Booklet mit zahlreichen Fotos, ausführlichen Liner-Notes sowie detaillierten Aufnahmedaten komplettiert das Paket. Close Up wurde demnach zu dem Zweck konzipiert, einen Einblick in die Studio-Arbeit des Kings of Rock and Roll zu ermöglichen. OK, dann schauen bzw. hören wir mal rein.

    Musik:
    Die vier CDs sind thematisch geordnet. Beginnen wir mit der ersten:

    CD 1, Stereo Masters from the 50s, enthält 20 Tracks aus insgesamt fünf Aufnahmesessions von Januar bis Mai 1957. Was sofort auffällt: die Songs liegen hier allesamt als 2-Spur-Aufnahmen vor und sind damit in Stereo zu hören. Neben einigen bekannten Aufnahmen sind auch etliche Studio-Outtakes enthalten, also Versionen, die es später nicht auf Platte (oder CD) geschafft haben.
    Sehr schön ist z.B. I Beg Of You, das hier als Take 11 vorliegt und damit einen interessanten Vergleich mit Take 12 zulässt, den wir auf CD 5 der Box Complete 50s Masters finden. Dann wiederum entdecken wir bei Young And Beautiful, dass Elvis auch ordentlich Spaß an der Arbeit im Studio hat.
    Absolutes Highlight von CD 1 ist ohne Zweifel Jailhouse Rock. Wie oft hat RCA bei diversen Best-of-Platten und -CDs versucht, den Titel auf Stereo zu trimmen. Dabei hätte man nur ins Archiv schauen müssen und schon… andererseits klingt Elvis‘ Gesang hier so alleine auf dem linken Kanal etwas verloren. Erst der letztlich veröffentlichte Mono-Mix sorgt dank ausgewogener Balance für den richtigen Punch.
    Leider schnappt die Studiotür schon nach 49:19 Minuten wieder zu. Schade, die Archivbänder hätten mit Sicherheit deutlich mehr hergegeben.

    CD 2, Movie Gems, bietet mit 25 Tracks einen Einblick in Elvis‘ Filme von 1960/61. Das Rezept ist das gleiche wie auf CD 1, nur dass die Aufnahmen hier in ordentlichem Mehrspur-Stereo vorliegen. Etliche dieser Songs hört man nicht jeden Tag, außerdem ist der King of Rock and Roll auffallend oft auf eher schmusig gebürstet. Nebenbei werden mehrere der Tracks abgebrochen und müssen neu gestartet werden, sei es, weil Elvis einen Texthänger hat oder die Band sich verspielt. Laufzeit: 66:19 Minuten.

    CD 3 offenbart uns The Magic Of Nashville. Diese 21 Songs umspannen einen Zeitraum von 1960 bis 1968. Dabei zeigt z.B. schon Take 1 von Make Me Know It, dass Elvis und seine Musiker keineswegs unvorbereitet ins Studio gegangen sind. Auch von weiteren Titeln ist der jeweils erste Versuch zu hören, daneben sind aber auch teilweise Take 15 oder 16 enthalten.
    Egal, ob Elvis nun rockt, bluest oder gospelt - diese CD enthält die meiner Meinung nach beste Auswahl dieses Sets, ist mit 54:48 Minuten jedoch erneut recht kurz geraten.

    CD 4, der letzte Silberling, enthält den Mitschnitt eines Konzertes vom 18. April 1972 aus San Antonio in Texas. Warum jetzt plötzlich eine Live-CD? Ich weiß es nicht, hätte mir stattdessen weitere Outtakes in der Art der ersten drei CDs gewünscht. Aber OK, Elvis scheint gut aufgelegt zu sein, auch wenn man einige Songs schon in einer besseren Live-Version gehört hat. Hits wie All Shook Up, Teddy Bear oder Don’t Be Cruel werden geradezu hastig abgespult, andererseits bringt Elvis mit Love Me Tender die Girls auch 1972 noch immer zum Kreischen. 55:21 Minuten.

    Allein die ersten drei CDs bescheren Close Up in der Rubrik Musik satte 5 Sterne.

    Klang:
    Hier gibt es ebenfalls fünf Sterne. Die Live-CD kann dabei nicht ganz mithalten, klingt aber immer noch sehr ordentlich.

    Alles in Allem eine tolle Sache für Fans, die mal etwas anderes als die 234. Zusammenstellung der immer gleichen Hits haben möchten.
    Zweimal 5 Sterne macht - leider nur 4, denn einen verscherzt sich das Set aufgrund der relativ kurzen Gesamtlaufzeit. Diese 225:47 Minuten hätten auch locker auf drei CDs Platz gehabt.
    Who (Limited Edition) (6 x 7" + CD) Who (Limited Edition) (6 x 7" + CD) (SIN)
    02.07.2021
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Hübsches kleines Kistchen.


    The Who: Who (Limited Edition, 6 Singles, 1 CD: Acoustic – Live at Kingston)

    Über das Album wurde schon alles gesagt, darum schnell ein paar Worte über die Single-Box. Die sechs Siebenzöller enthalten das komplette Album, dazu den Song Beads On One String im so genannten Yaggerdang Remix, der ein bisschen rockiger daherkommt. Das Set enthält zusätzlich die CD mit dem Acoustic Live Konzert in Kingston von 2020.

    Alles ist hübsch aufgemacht, die Singles stecken in extra dicken Einzelcovern, die allesamt Ausschnitte des von Peter Blake gestalteten LP-Covers zeigen. Die CD ist ebenfalls einer Vinyl-Scheibe nachempfunden (ich weiß bis heute nicht, wie diese schwarzen Dinger im CD Player laufen können). Das Ganze ist nummeriert, meine Box ist in den Fünftausendern.

    Der Klang ist auch hier auf Who-Lautstärke getunt, aber die Pressqualität ist in Ordnung. Schönes ruhiges Vinyl, ordentlich zentriert. Single Nr. 6 hat einen leichten, aber völlig unkritischen Höhenschlag.

    Klar, dass dieses Teil eher was zum Sammeln als zum Hören ist, es sei denn, man möchte sich alle 3-4 Minuten sportlich betätigen. Trotzdem gibt es von mir volle 5 Sterne.
    Salisbury (Expanded Edition) Uriah Heep
    Salisbury (Expanded Edition) (CD)
    29.06.2021
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Es wird besser... oder nicht?

    Uriah Heep: Salisbury (Expanded Edition, 2 CDs, 2016, Laufzeit 109 Minuten)

    Nach dem enttäuschenden Auftakt dieser Do-CD-Serie (siehe ''Very 'Eavy, Very 'Umble'') geht es mit dem Heep-Album ''Salisbury'' in die zweite Runde. Erneut präsentieren sich die beiden CDs im Digipack, auch die Aufmachung des 20-seitigen Booklets ähnelt der des Debütalbums. ''Rare Bandfotos''? Nein, auch jetzt nicht.

    Auch diesmal hat Andy Pearce das Original-Album neu remastert (CD 1, 38:12 Minuten) und dabei den Klang stark mittenbetont. Vor allem die Drums klingen jetzt eher matt als frisch. Haben die Master-Bänder im Laufe der Jahre so sehr an Klang verloren? Scheint fast so, denn die zweite CD klingt deutlich besser, wurde allerdings auch 1989-1995, also über 20 Jahre vorher, neu abgemischt.

    CD 2 (70:52 Minuten) lässt zu Beginn unschöne Erinnerungen an ''Very 'Eavy, Very 'Umble'' wach werden, denn auch der jetzige Opener ''High Priestess'' enttäuscht durch einen überraschend hinzugefügten, dritten (!) Loop der Anfangssequenz. Doch schon bei ''Time To Live'' ändert sich das Blatt: Hier gibt es tatsächlich einen anderen Aufnahme-Take. Hensley verausgabt sich an der Orgel, auch Byron zeigt, wie gut er bei Stimme ist. Klasse!

    ''The Park'' offeriert uns deutlich mehr Park-Atmosphäre, wurde allerdings wieder künstlich verlängert, wobei die Wiederholung der Anfangssequenz gar nicht mal schlecht gelungen ist. Mit ''Simon The Bullet Freak'' folgt die Rückseite der deutschen Single von ''Lady In Black'', hier allerdings erkennbar anders abgemischt.

    Das Gleiche gilt für ''Bird Of Prey'', auch wenn man wieder daran herumgeschnippelt hat. Lasst doch einfach den Sch..., genau wie die stupide Endlosschleife in den letzten zweieinhalb Minuten von ''Lady In Black''. ''Salisbury'', den Titelsong, gibt es zum Schluss gleich zwei Mal: Zunächst in einer anderen, etwas ruhigeren, aber dennoch klareren Abmischung, danach in einer Live-Version, die ohne Orchester natürlich ungewohnt klingt, aber auch vom Sound her nicht mithalten kann. Wenigstens glänzt das Duo Box/Hensley mit grandiosen Soli und sorgt damit für eine kleine Versöhnung.

    Trotzdem: Auch wenn diese Neu-Edition immerhin ein paar nette ''alternative'' Songs enthält, kann sie bei weitem nicht überzeugen. Schade, auch wenn ''Salisbury'' immer noch ein klasse Album ist.
    The Magician's Birthday (Deluxe Edition) Uriah Heep
    The Magician's Birthday (Deluxe Edition) (CD)
    27.06.2021
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Danke, es reicht.


    Uriah Heep: The Magician's Birthday (Deluxe Edition, 2 CDs, 2017, Laufzeit 106 Minuten)

    Wir sehen Licht am Ende des Tunnels: ''The Magician's Birthday'' ist die fünfte und gleichzeitig letzte Do-CD dieser Serie. Doch auch bei der wird es nicht besser. CD 1 (37:44 Minuten) enthält das neue Remaster, CD 2 (68:17 Minuten) den gleichen Murks wie die vier ersten CDs.

    Einige elektronisch ''gephaserte'' Instrumental-Passagen bringen bei ''Blind Eye'' etwas Abwechslung, bei ''Silver White Man'' (das 1975 auf David Byrons erstem Soloalbum ''Take No Prisoners'' veröffentlicht worden war und hier in der drei Jahre früher aufgenommenen Heep-Version vorliegt) stören sie jedoch. Der zweite Titel ist immerhin noch zusätzlich als Instrumental-Fassung zu hören und zeigt damit, wie toll der Song mal geklungen haben muss. Den Abschluss bildet eine Komposition des Heep-Bassisten Gary Thain: ''Gary's Song/Crystal Ball''.

    Im Gegensatz zu den ersten vier Do-CDs klingen nun auch die Songs der zweiten CD ähnlich mittenbetont wie auf CD 1. Die ''Sunrise''-Single überrascht zudem mit einem heftigen Fehler bei 2:06 Minuten, den ich normalerweise reklamiert hätte. Aber da diese CD bei mir eh in der Versenkung verschwinden wird, lohnt sich der Aufwand nicht.

    Auch wenn ''The Magician's Birthday'' für sich betrachtet ein tolles Album bleibt, kann ich auch die letzte Do-CD dieser Serie von 2016/17 nicht empfehlen. Zwar freue ich mich stets, wenn durch Nachforschungen in den Archiven alternative Versionen zu Tage treten, natürlich auch von Uriah Heep, aber bei so einem dilettantischen Rumgeschnippel wie hier sage ich nur: Danke, es reicht.
    1 bis 25 von 44 Rezensionen
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