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    jommelli Top 50 Rezensent

    Aktiv seit: 25. August 2010
    "Hilfreich"-Bewertungen: 2534
    197 Rezensionen
    Amadis des Gaules (Deluxe-Ausgabe im Buch) Amadis des Gaules (Deluxe-Ausgabe im Buch) (CD)
    09.11.2012
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Referenzaufnahme!

    Eigentlich ist es unvorstellbar, dass von Johann Christian Bachs letzter und musikalisch ausgereiftester Oper Amadis de Gaule bislang nur eine über 20 Jahre alte, unter dem Gesichtspunkt historischer Aufführungspraxis völlig indiskutable Aufnahme auf Deutsch unter H. Rilling existiert. Jetzt endlich liegt eine Referenzaufnahme dieses Meisterwerks vor, die in keiner Hinsicht Wünsche übrig lässt. Das bislang nicht weiter bekannte Label „Ediciones Singulares“ präsentiert in Kooperation mit dem im venezianischen Palazzo Bru-Zane ansässigen Zentrum für romantische französische Musik die 1779 für Paris geschriebene Oper in prachtvoller Aufmachung als reich illustriertes 140-Seiten-Buch mit fundierten Kommentaren zu Werk, Entstehung und Uraufführung samt vollständigem Text (alles nur auf Englisch und Französisch) Leider findet man dort zu den hierzulande weitestgehend unbekannten Solisten keine Beschreibungen, was sehr schade ist, denn sowohl die vier Hauptrollen als auch die kleineren Nebenrollen sind erstklassig besetzt. Besonders beeindruckend sind der dramatische Sopran von Hjördis Thiébaut als Zauberin Arcabonne und der schlanke graziöse Tenor Philippe Do`s in der heiklen Haute-contre-Titelrolle. Großartig agiert das großbesetzte slowakische Originalklangensemble „Solamente Naturali“ verstärkt durch die Musica Florea Bratislava unter Didier Talpain, der schon vor einigen Jahren mit Hummels „Mathilde von Guise“ vollständig überzeugte. Die unglaublich abwechslungsreiche, hochdramatische und prachtvoll instrumentierte Partitur des seinem Vater stilistisch so wenig verwandten J.C.Bach erfährt hier die bestmögliche Wiedergabe, kein Vergleich mit renommierteren Ensembles braucht gescheut zu werden.
    Sehr bald wird dem Hörer auch klar, wie viel Mozart seinem 24 Jahre älteren Kollegen und Freund musikdramatisch zu verdanken hatte. Ein großes diskographisches Ereignis, uneingeschränkte Kaufempfehlung.
    L'Oracolo in Messenia L'Oracolo in Messenia (CD)
    02.10.2012
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Überzeugende Rekonstruktion!

    Eines gleich vorweg: Von Vivaldis Oper L`Oracolo di Messenia, 1737 in Venedig uraufgeführt und für eine 1740 in Wien geplante, aber durch den Tod Kaiser Karls VI verhinderte Aufführung umgearbeitet, hat sich keine Note erhalten. Anhand des Textbuches hat Fabio Biondi hier eine Version rekonstruiert, die sich im wesentlichen auf Geminiano Giacomellis (1692-1740) Oper Merope von 1734 stützt, die Vivaldi offensichtlich schätze und - in der Barockzeit noch kein ehrenrühriges Verfahren- hemmungslos plünderte. Welche Arien dies für die Wiener Fassung freilich genau waren ist pure Spekulation. Von den 26 aufgenommenen Nummern stammen nur 9 vom Prete rosso selbst, bis auf je eine Arie von Broschi und Hasse hören wir hier einschließlich sämtlicher Recitative also hauptsächlich Musik Giacomellis. Für den Freund des Unbekannten ist das natürlich höchst erfreulich, denn Giacomelli war bis auf die berühmte für Farinelli komponierte Nachtigallen-Arie (auch aus Merope, aber hier nicht aufgenommen) bislang de facto in den Cd-Katalogen nicht vertreten und man begegnet einem zu seiner Zeit sehr modern, elegant und virtuos, wenn auch nicht besonders tiefsinnig schreibenden Komponisten an der Schwelle vom Barock zum galanten Stil . Ohne das Zugpferd Vivaldi freilich hätte eine Oper Giacomellis allein wohl kaum eine Produktion in so prominenter Besetzung erfahren.
    Und hier liegt auch die Stärke der künstlerisch und klanglich ausgezeichneten und relativ nebengeräuscharmen Liveaufnahme: 4 handverlesene Mezzosopranistinnen stehen einem hohen Sopran, einem Tenor (Magnus Staveland) und einem Countertenor (Xavier Sabata) gegenüber. Bis auf das recht matte Organ des letzteren erfreuen alle Interpreten durchgängig durch hohes und höchstes vokales Niveau. Vivica Genaux, die die größte Rolle des Epitide singt, ist stimmlich in Höchstform, doch auch Ann Hallenberg als Merope sowie Romina Basso und Franziska Gottwald in kleineren, aber nicht weniger anspruchsvollen Partien lassen die Aufnahme zu einem wahren Mezzo-Fest werden. Shootingstar allerdings ist die 22-jährige Julia Lezhneva, die ihr herausragendes Talent und ihre geradezu circensischen Koloraturkünste in zwei hochvirtuosen Arien (darunter R. Broschis berühmtes für seinen Bruder Farinelli geschriebenes "Son qual nave") aufs eindrucksvollste unter Beweis stellt.
    Europa galante unter Fabio Biondi kehrt nach einer etwas ruhigeren Phase leider wieder in die Unarten überhetzter Tempi, knalliger fff-Akzente und teils alberner Agogik zurück, was aber den Ausnahmerang dieser Einspielung nicht wesentlich schmälert. Uneingeschränkte Kaufempfehlung!
    ________________________________________

    Cecilia Bartoli - Mission (Deluxe-Ausgabe im Hardcover-Booklet) Cecilia Bartoli - Mission (Deluxe-Ausgabe im Hardcover-Booklet) (CD)
    22.09.2012
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Überzeugendes Plädoyer für Steffani

    Agostino Steffani ist jedem Freund und Kenner alter Musik schon längst kein Unbekannter mehr. Obwohl es von vielen seiner Werken Cd-Einspielungen gibt und sein Einfluss auf Händel musikwissenschaftlich bestens erforscht ist, bedarf es wohl tatsächlich eines Superstars vom Range der Bartoli inklusive des entsprechenden medialen und digitalen Rummels mit durchgestylten Fotoserien (sehr gewöhnungsbedürftig) und Ankündigungen von Donna-Leon-Roman und Ipad-Spiel zum Thema, um diesen großartigen Komponisten einem breiteren Hörerkreis bekannt zu machen.
    Ich möchte mich hier im Wesentlichen auf die rein musikalische Seite beschränken- und die ist hervorragend! 21 Ersteinspielungen zum Teil traumhaft schöner Musik von höchster emotionaler Tiefe (das ergreifende Lamento "Deh non far" hat das Zeug zu einem echten Barockhit zu werden) und blendender Virtuosität sprechen für sich. Steffani hat all den Hype um seine spektakuläre Biographie (war er möglicherweise selbst ein Kastrat und in einen Mordfall am Hannoverschen Hofe verwickelt? etc. etc. ) nicht nötig, um in ihm einen der hervorragendsten Komponisten des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts zu erkennen, der sich vorbildlich um die Verschmelzung von französischem und italienischen Stil verdient gemacht hat.
    Mit Cecilia Bartoli Gesang ist es wie mit New York- you love her or you hate her.
    Man könnte viel herummeckern an ihren altbekannten Manierismen (unerträglich z.B. das künstlich aufgesetzte Gähnen am Ende einer Schlummer-Arie), ihren Spitzentönen, die nur vor dem Mikrofon gute Wirkung erzielen und ihren oftmals nervig rollenden R`s.
    Trotzdem überzeugt mich das neue Album völlig, da es ihr auf manchmal fast schon kongeniale Art und Weise gelingt, einen völlig zu Unrecht im Schatten der "Großen" stehenden Meister wie Steffani aus dem engen Winkel der Spezialistenszene zu bringen. Dass P. Jaroussky hier souverän und unspektakulär als Sekundant zur Verfügung steht ist zudem sehr erfreulich.
    Bestnoten auch für das liebevoll gemachte und trotz des m.E. unnötigen modischen Schnickschnacks hoch informative Booklet. Uneingeschränkte Kaufempfehlung!
    Arie & Sinfonie Arie & Sinfonie (CD)
    01.09.2012
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Betörend schön!

    Johann Georg Reutter war für den Musikliebhaber bislang eine fast ausschließlich lexikalische Größe, was sich nach Anhören dieser neuen Cd aber sicherlich ändern wird. Entgegen einigen abwertenden Urteilen aus früherer Zeit haben wir es hier nämlich nicht mit einem drögen Kleinmeister, sondern einem hochsensiblen und fantasievollen Komponisten an der Schwelle zwischen Barock und Klassik zu tun. Insgesamt ist Reutters Stil eher konservativ und gehört der Sphäre von Komponisten wie Fux, Conti oder Caldara an, was vielleicht zu der Missachtung seiner Werke beitrug. Aus heutiger Sicht ist gerade diese Tatsache besonders interessant, da die solide satztechnische und kontrapunktische Verarbeitung besonders angenehm auffällt. Das Ensemble Nuovo Aspetto präsentiert hier neben einem an der Grenze zur Spielbarkeit liegendem Clarintrompetenkonzert (atemberaubend von H. Rux auf der Naturtrompete gespielt) 2 Sinfonien und einem wundervollen kleinen "Pizzicato" (Violine solo und Streicher) 6 große Dacapoarien aus Opern und Oratorien Reutters, die sich allesamt durch Verwendung eines solistischen Hackbretts (Salterio) auszeichnen. Die exzellente Sopranistin Olivia Vermeulen und die Hackbrettvirtuosin Elisabeth Seitz verzaubern den Hörer von der ersten Minute an. So betörend schöne Musik habe ich schon lange nicht mehr gehört, was neben der kongenialen Interpretation vor allem an den erstklassigen Kompositionen liegt. In Punkto Verwendung des Salterio im 18. Jahrhunderts schließt diese Cd eine veritable diskographische Lücke und darf mit Fug und Recht als Referenzaufnahme gelten.
    Insgesamt eine der erfreulichsten Neuerscheinungen im Bereich alter Musik der letzten Jahre, uneingeschränkte Kaufempfehlung!
    Symphonien Nr.1-4 Symphonien Nr.1-4 (CD)
    02.07.2012
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Lohnende Ausgrabungen!

    Im Vorwort zu dieser Edition schreibt Dirigent G. Schmalfuß sehr geheimnisvoll über die Entdeckung der Symphonien 3 und 4 von Cartellieri, die bislang als verschollen galten: Weder Bibliothek noch Land werden genannt.
    Ob solch kriminalistischer Hype bei einem überwiegend doch sehr wenig bekannten Komponisten der Wiener Klassik gerechtfertigt ist, mag dahingestellt sein, Tatsache ist jedoch, dass es sich um erstklassige und spannende Entdeckungen handelt. Verglichen mit den bekannten Werken der Epoche sind Cartellieris Symphonien recht kurz, im Falle der dreisätzigen zweiten mit nur 11 Min. Spieldauer handelt es sich fast schon um eine Miniatur.
    Ansonsten stellen die Werke was polyphone Satzkunst, reiche Harmonik und originelle Instrumentation anbelangt, einen sehr eigenständigen Weg dar, der neben Beethovens ersten beiden Symphonien durchaus gleichwertig bestehen kann. Neben hoher dramatischer Dichte fällt auch immer wieder ein leichter, serenadenhafter Tonfall auf, der im Finale der 3. Sinfonie mit einem geradezu Offenbach`schen Knalleffekt endet.
    Das taiwanesische Evergreen S.O. das aus hochbegabten Studenten besteht, macht unter der kompetenten, präzisen und schwungvollen Leitung von G.Schmalfuß einen hervorragenden Job, besonders die Bläser agieren brilliant, kleinere Abstriche muss man nur am Streicherklang machen.
    Sehr schade ist - anders als sonst bei CPO üblich- dass der Bookletbeitrag hier äußerst unbefriedigend geraten ist. Nicht einmal die Tonarten der Werke (c-moll, Es, C, Es) werden genannt und anstatt jede einzelne Symphonie zu besprechen wird nur sehr pauschal über den ganzen Zyklus geschrieben Manche Behauptungen („es gibt kein profiliertes Seitenthema und keine Durchführungen im Haydnschen Sinne“) sind schlichtweg falsch. Anstatt sämtliche Musiker des Orchesters und ihre Universitätsabschlüsse detailliert aufzuführen, hätte man lieber in eine profunde musikwissenschaftlichen Einführung investiert. Trotzdem: Uneingeschränkte Kaufempfehlung!
    Ein Kommentar
    sweetian
    15.12.2012

    Super Kommentar!!

    Ich find, Sie haben schöner geschrieben als die Verfasser der Werkeinführungstexte im Booklet. Zu Erklärung, warum die Orchestermusiker genannt werden - es handelt sich um ein taiwanesisches Symphonieorchester, und dort ist es üblich, um den unsichtbaren Orchestermusikern Respekt zu zollen, dass sie namentlich und mit ihrem Abschluss im CD-Booklet anzuführen. Ich bin auch erstaunt, dass cpo diese für Deutschland überhaupt nicht übliche Art übernimmt (da kommt der Dirigent ja dem Gott nahe), finde ich sehr mutig und lebenswert, auch wenn das dazu führt, dass man das dicke Booklet kaum aus der CD-Hülle herauskriegt...
    Il Trionfo di Clelia Il Trionfo di Clelia (CD)
    11.02.2012
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Großartige Einspielung

    Spätestens seit Cecilia Bartolis eindringlichem Einsatz für den Gluck der „nicht-reformatorischen“ Periode, hat eine breite Öffentlichkeit zu hören bekommen, wie phantasievoll und gekonnt der Meister auch jenseits von „Orfeo“ und „Alceste“ gearbeitet hat. Doch immer noch sind Gesamtaufnahmen großer Opere serie dieser Periode Raritäten auf Opernbühnen und CD.
    So ist die erste Gesamtaufnahme des „Trionfo di Clelia“, mit dem 1763 (also kurz nach dem revolutionären Orfeo, aber ganz im Geiste des spätbarocken Zeremonienstückes komponiert) das Theater in Bologna eingeweiht wurde, ein diskographisches Großereignis. Das über drei Stunden lange Werk wartet mit einer Fülle verschiedenster Arien auf, die längste 11 Minuten, die kürzeste nur knapp 2 Minuten lang. Auch stilistisch finden wir hier eine unglaubliche Bandbreite: Von schmelzender Italianità bis hin zu handfesten, fast rustikalen Klängen. Virtuoses Passagenwerk steht neben stringenter, schmuckloser, von der Reform beeinflußten Deklamation. Orchestral verwendet Gluck von der schlichten Streicherbegleitung bis hin zum sinfonischen Orchester mit voller Holz- und Blechbläserbesetzung alle Schattierungen. Zwar herrscht die Dacapoform vor, doch Gluck experimentiert häufig mit freieren Formen, so dass keinerlei Monotonie in der Abfolge der meist horrend schweren Arien aufkommt.
    Die klanglich und künstlerisch ausgezeichnete Aufnahme besticht durch die emotionale Wahrhaftigkeit und technische Virtuosität durchweg aller Mitwirkenden, die außer M.E. Nesi hierzulande nur wenig bekannt sind, was sich aber nach diesem fulminanten Cd-Debut hoffentlich ändert.
    Einziger Wermutstropfen: MDG hat leider am Booklet gespart und bringt den komplexen und intrigenreichen Operntext nur auf Italienisch. Wenigstens die paar Seiten mehr einer englischen Übersetzung hätte man investieren können. Trotzdem: Uneingeschränkte Kaufempfehlung!
    Il Teuzzone RV 736 Il Teuzzone RV 736 (CD)
    05.12.2011
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Mittelmäßige Oper in inspirierter Interpretation

    Vivaldis 1718 für Mantua geschriebene Oper ist verglichen mit späteren Schöpfungen wie Atenaide, Fida ninfa oder Griselda musikalisch eher bescheiden angelegt. Die zumeist kurzen Arien sind satztechnisch in der Regel recht simpel, manchmal hart an der Grenze zur Banalität, doch dafür sehr sanglich und eingängig, barocke Popmusik gewissermaßen. Etliche Melodien stammen aus früheren Opern oder tauchen in späteren wieder auf, so dass der Kenner hier eine nur mäßig originelle Komposition mit zahlreichen dejá-entendus vorfindet.
    Jordi Savall und sein Ensemble treffen diesen im besten Sinne unterhaltenden Tonfall des in einem fiktiven China spielenden Intrigenstücks sehr gut. Stimmlich herausragend ist der mit einem sehr individuellen Timbre begabte Sopranist Paolo Lopez in der Titelrolle, die allerdings 1718 von einer Frau gesungen wurde. Merkwürdigerweise besetzt Savall dafür die anspruchsvolle Kastratenrolle des Cino mit einer weiblichen Stimme.
    Verglichen mit der einzigen bislang verfügbaren Tactus-Gesamtaufnahme von 1996 die weder musikalisch noch klanglich internationalem Standard entspricht -hier wird Cino von dem Katastrophen-Counter Angelo Manzotti in Grund und Boden gesungen und das Barockensemble kratzt auf unterstem Schulorchesterniveau- wirkt Savalls Einspielung wie eine Offenbarung.
    Leider verschweigt das Booklet, dass es sich wohl um einen Zusammenschnitt mehrerer Liveaufnahmen handelt, was man leider allzu deutlich an Nebengeräuschen, kleinen Unsauberkeiten bzw. Intonationsschwankungen und in kurzen Abständen teils stark voneinander abweichendem Raum-Hintergrundklängen hört. Alles in allem aber eine empfehlenswerte Einspielung, die Vivaldis einziger Oper mit chinesischem Sujet das angemessene interpretatorische Niveau bietet.
    Weihnachtskantaten Vol.2 Weihnachtskantaten Vol.2 (CD)
    01.11.2011
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Hörenswert doch nicht so aufregend wie Vol. 1

    Nachdem mich Folge 1 der weihnachtlichen Gebel-Kantaten kompositorisch restlos begeistert hat, war ich nun ungemein auf die zweite Folge der Edition gespannt. Leider befinden sich die beiden hier erstmals eingespielten Kantaten trotz hohen satztechnischen Niveaus und vieler schöner Momente nicht auf dem exzeptionellen Niveau der letztjährigen Veröffentlichung. Zum einen ist die Instrumentalbesetzung spartanischer und mithin glanzloser (in der zweiten Hälfte der ersten Kantate und der gesamten zweiten sind nur Streicher besetzt), doch fehlen vor allem im Vergleich zu den anderen Werken völlig die genialen melodischen und kontrapunktischen Einfälle (Siehe hierzu meine Kritik von Vol.1). Ja die Kantate „Begebt Eure Leiber“ fällt sogar weitgehend in die zwar klangschönen aber doch recht schablonenhaften Unverbindlichkeiten des galanten Stils ab.
    Dafür gefällt mir die etwas ruhigere und verinnerlichtere Interpretation diesmal besser. Jeder an Sakralmusik des 18.Jahrhunderts Interessierte sollte sich diese editorisch ausgezeichnete CD also in jedem Falle zulegen.
    Ein Kommentar
    Dansenberg
    01.10.2019

    Nur eine "Fest-Kantate"

    Die zweite Kantate ist ja für den Sonntag nach Epiphanias gedacht, daher handelt es sich um eine Kantate für die gewöhnlichen Gottesdienste im Kirchenjahr, was die geringe Instrumentalbesetzung erklären könnte.
    Germanicus TVWV deest Germanicus TVWV deest (CD)
    31.10.2011
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Verdienstvolle Ersteinspielung

    Telemanns Opernschaffen steht immer noch stark im Schatten seiner Zeitgenossen Händel und Vivaldi und ist an den internationalen Opernhäusern und in den CD-Katalogen stark unterrepräsentiert. Umso erfreulicher ist es, dass nun erstmals eine ganz frühe Oper des knapp 20-jährigen Komponisten, allerdings mit einigen Erweiterungen aus späterer Zeit, auf CD vorliegt. Da die Rezitative verloren gegangen sind, wird die intrigenreiche Handlung von einem Sprecher knapp zusammengefasst, was der Geschlossenheit der Oper aber keinen Abbruch tut. Wer fürchtet, hier ein unausgegorenes oder gar langweiliges Frühwerk vorzufinden, wird sich wundern: Der junge Telemann verfügt virtuos über die gesamte Palette barocker Ausruckskunst, vom klagenden Lamento bis hin zur wutschnaubenden Koloraturgaloppade. Im Vergleich zu Händels erster deutscher Oper Almira kann man eine absolute Gleichwertigkeit von Gestaltungskraft und emotionaler Tiefe feststellen. Die Orchesterbesetzung ist mit solistischen Paaren von Travers- und Blockflöten, Oboen, Hörnern, Trompeten und Fagotten ausgesprochen farbenreich. Da einige Arien der Oper nicht mehr erhalten sind, wurden insgesamt 5 inhaltlich passende Ergänzungen aus anderen Werken vorgenommen, von denen aber merkwürdigerweise nur 2 von Telemann selbst stammen. Die anderen Arien von Melchior Hofmann und Heinichen sind zwar interessant, fallen aber hörbar aus dem stilistischen Kontext heraus.
    Die Live-Aufnahme mit dem sächsischen Barockorchester unter Leitung von G. Schwarz überzeugt im instrumentalen Bereich hundertprozentig, dafür bleiben bei den Solisten in zwei (leider gewichtigen) Fällen Wünsche übrig. Countertenor M.Rexroth kämpft hörbar mit der Höhe und Elisabeth Scholl, die die mit 12 Arien größte und anspruchsvollste Partie zu bewältigen hat, enttäuscht auf ganzer Linie. Die sonst so hervorragende Sopranistin entwickelt oft ein befremdliches Vibrato und hat bei mangelnder Textverständlichkeit erhebliche Intonationsschwierigkeiten, besonders in der erschreckend eng und gequetscht wirkenden Höhe. Offenbar hatte sie keinen guten Tag, man hätte besser einige Arien im Studio neu aufgenommen oder sogar weggelassen, denn Telemann hat die schönsten Höhepunkte der Oper seiner Primadonna Agrippina zugedacht, die eine makellose Interpretin verlangt.
    Insgesamt aber eine höchst verdienstvolle Edition, an der kein Liebhaber Telemanns und der Barockoper Oper vorbeikommt.
    Sesostri (Opera seria in 3 Akten) Sesostri (Opera seria in 3 Akten) (CD)
    22.07.2011
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Geglückte Ehrenrettung

    Zwei Jahre nachdem J.B.Otero mit Artaserse eine nur teilweise geglückte Rehabilitation des Opernkomponisten Terrdellas unternommen hatte, erscheint beim selbem Label endlich das Meisterwerk des unter misteriösen Umständen 1751 zu Tode gekommenen Katalanen aus dessen Todesjahr. Anders als die fast 10 Jahre früher entstandene Oper präsentiert sich Terradellas in Sesostri erstaunlich gereift: Obwohl am starren formalen Seria-Konzept der Zeit vor Glucks Reformen (nur durch ein Terzett und 3 kurze Accompagnatos durchbrochener Wechsel von Secco und Dacapo-Arie) nichts geändert wurde, gelingt dem Komponisten eine für seine Epoche höchstmögliche Verfeinerung aller Parameter: Absolute Souveränität im Umgang mit der menschlichen Stimme, virtuose Beherrschung aller emotionalen Schattierungen, hohe Differenzierung der einzelnen Formteile, ungewöhnlich reiche Klangfarben durch Einbezug von Holz- und Blechbläsern sowie eine ausgereifte Harmonik lassen jede Arie zu einem quasi konzertanten Ereignis für sich werden. Einzig Jommelli (von dem das Gerücht umgeht, er habe den verhassten Kollegen ermorden lassen) verfügte zu dieser Zeit über eine vergleichbare Meisterschaft bei der Opernkomposition. Atemberaubend hoch sind die technischen und musikalischen Anforderungen an alle Mitwirkenden, deren Rollen nahezu gleichwertig konzipiert sind, was um 1750 keineswegs die Regel war. Kein Wunder, dass Terradellas zu seiner Zeit zu den führenden Komponisten weltweit gezählt wurde und höchste Zeit, dass er nun endlich aus dem Nebel der Vergessenheit tritt!
    Anders als bei Artaserse überzeugt die vokale Besetzung in der Neuproduktion fast durchgehend. Besonders hervorgehoben werden sollten der hochdramatische Sopran von A.Pendatchanska und der agile Tenor von K.Tarver. Einzig Sunhae Im, die bereits in der früheren Produktion mitgewirkt hat, kann mit ihrem dünnen, oftmals scharfen und nicht immer perfekt intonierten Sopran in der Titelrolle nicht vollständig überzeugen. Sehr schade ist außerdem, dass Otero keinen hohen Countertenor verpflichten konnte, der der frauenstimmenlastigen Klangpalette etwas Abwechslung hätte beifügen können, zumal bei der Uraufführung in Rom sämtliche vier Sopranpartien von Kastraten gesungen wurden.
    Insgesamt jedoch liegt mit dieser sorgfältigen und inspirierten Produktion endlich eine Referenzaufnahme in Sachen Terradellas vor, was nicht hoch genug bewertet werden kann.
    Sinfonias & Concerti - "Con spirito" Sinfonias & Concerti - "Con spirito" (CD)
    02.06.2011
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Geistreiche Unterhaltung auf höchstem Niveau

    Es gibt selbst in Zeiten, in denen die Archive größtenteils abgegrast zu sein scheinen immer wieder veritable Überraschungen: Die hier eingespielten Concerti und Sinfonien von J.W.Hertel (bis auf das Fagottkonzert in a-moll Erstaufnahmen) gehören allemal dazu. Der Titel der Cd „Con spirito“ hält was er verspricht. Die Musik ist nicht nur geistreich, beseelt und temperamentvoll, sondern auch voll hintergründiger Tiefe und raffinierter Kunstfertigkeit- vom Niveau her manchem Werk der Bach-Söhne nicht nur ebenbürtig, sondern meiner Ansicht nach gelegentlich sogar überlegen. Der hohe kompositorische Wert wird bestens durch die makellose Interpretation des Baseler Barockorchesters und des fabelhaften Solisten S. Azzolini, der wohl der derzeitig weltbeste Barockfagottist sein dürfte, unterstützt. Eine helle Freude, unbedingte Kaufempfehlung!
    Lukas Passion (1748) Lukas Passion (1748) (CD)
    12.04.2011
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Wertvolle Wiederentdeckung

    Innerhalb von nur einem Vierteljahr legt CPO nun nach der Kapitänsmusik 1738 und der Trauermusik für Karl VII 1745 mit der Lukaspassion aus dem Jahre 1748 ein drittes großes Werk aus Telemanns später, stark vom galant-empfindsamen Stil geprägten Schaffensperiode vor. Obwohl Telemann zu dieser Zeit schon über zwei dutzend Passionen komponiert hatte, findet sich keine schwach oder gar lieblos geschriebene Nummer, was einen wesentlich höheren Prozentsatz an guter und sogar allerbester Musik im Vergleich zu den meisten Vokalwerken Händels darstellt. Richtig barock ist eigentlich nur die rezitativische Passionserzählung mit den dramatischen Turba-Chören, wohingegen die betrachtenden Arien stark an jüngere Komponisten wie Graun oder Hasse erinnern, wobei es immer wieder erstaunt, wie mühelos sich Telemann (im Gegensatz etwa zu Bach) dieses damals moderne Idiom zueigen gemacht hat. So manche Arie wie das eindringliche „Die freudigen Himmel“ mit seinen kühn-bewegenden Mediantklängen hätte es verdient, als Sternstunde kompositorischer Inspiration einem größeren Publikum bekannt zu sein. Die klanglich recht befriedigende Live-Aufnahme mit ausgezeichneten Solisten -besonderes Lob gebührt der Sopranistin Veronika Winter, die mit 6 der insgesamt 10 Arien den Löwenanteil der Partitur technisch und musikalisch erstklassig bewältigt- und einem schlank musizierenden Orchester wird dieser wertvollen Entdeckung voll gerecht. Nachdrückliche Kaufempfehlung!
    Ein Kommentar
    Anonym
    01.04.2015
    ...mit allem einverstanden bis auf das sehr unbefriedigende Klangergebnis Anne Bierwirth.
    Trauermusik für Karl VII TWV4:13 "Ich hoffete aufs Licht" Trauermusik für Karl VII TWV4:13 "Ich hoffete aufs Licht" (CD)
    04.03.2011
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Äußerst lohnende Ausgrabung

    Telemanns Trauermusik für Kaiser Karl VII von 1745 ist auf den ersten Blick betrachtet ein Gelegenheitswerk, doch umso mehr überrascht die Fülle hervorragender Musik in dem gut einstündigen Werk. Ähnlich wie in der letztes Jahr veröffentlichten Kapitänsmusik findet sich keine schwach oder gar lieblos komponierte Nummer. Dies stellt einen wesentlich höheren Prozentsatz an guter und sogar allerbester Musik im Vergleich zu den meisten Vokalwerken Händels dar. Interessant ist auch festzustellen, wie mühelos sich Telemann hier das Idiom des damals gerade modernen galanten und empfindsamen Stils zueigen gemacht hat. So manche Arie hätte es verdient, als Highlight barocker Gesangskunst einem größeren Publikum bekannt zu sein. Der kurze Chor „Ach dass müssten zu Schanden werden“ erscheint in seiner radikalen Musiksprache sowie der eigenwilligen Besetzung mit gedämpften Trompeten und Pauken selbst dem heutigen Hörer avantgardistisch.
    Die Aufnahme mit guten, wenn auch nicht herausragenden Sängern und einem schlank musizierenden Orchester wird dieser schönen Entdeckung voll gerecht. Nachdrückliche Kaufempfehlung!
    Ein Kommentar
    Anonym
    13.08.2024

    Händel schlechter als Telemann?

    Jedem das Seine. Für andere, die Händels "Dixit Dominus", die Anthems, die Opern und Oratorien als einsame Sternstunden der Musikgeschichte begreifen, wäre Telemanns wässrig-dürftige Allerweltsmusik pure Psycho-Folter. Dazu passend: die hausbackene sängerische Armut der meisten Telemann-Interpreten. Schon Reinhard Goebel musste vor langen Jahren die "Hamburger Ebb' und Flut" gehörig mit Witz und Tempo aufpeppen, damit das Stück hörenswert wurde. Schade, dass andere davon so wenig gelernt haben.
    Hamburgische Kapitänsmusik (1738) Hamburgische Kapitänsmusik (1738) (CD)
    12.01.2011
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    2 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Originelles Werk in problematischer Akustik

    Telemanns Kapitänsmusik von 1738 mag ein Gelegenheitswerk sein, doch man findet in dem gut zweistündigen Werk, das sich aus einem sakral-ernsten Oratorio mit Chorfugen und expressiv harmonisiertem Schlußchoral sowie einer eher leichtgewichtigen Serenata mit zahlreichen Anspielungen auf die damalige Tagespolitik zusammensetzt keine schwach oder lieblos komponierte Nummer. Dies stellt einen wesentlich höheren Prozentsatz an guter und sogar allerbester Musik im Vergleich zu den meisten Vokalwerken Händels dar. Interessant ist auch festzustellen, wie mühelos sich Telemann hier das Idiom des damals gerade modernen galanten und empfindsamen Stils zu eigen gemacht hat.
    Die Interpretation dieses beachtlichen und höchst originellen Werks ist keineswegs makellos, da besonders bei den 6 Solisten eine starke Inhomogenität bezüglich Intonation und Technik festzustellen ist, was angesichts der Live-Situation aber durchaus entschuldbar ist. Insgesamt ist der Gesamteindruck recht befriedigend. Ganz anders bei der klanglichen Situation: Die überaus hallige und im Bassbereich unangenehm verschwommene Akustik der riesigen Basilika Knechtsteden erweist der feinnervigen Partitur Telemanns einen Bärendienst: Chor, Oboen, Hörner und die aparte Trommel verschwimmen gleichsam im off des Hintergrunds, unnötig zu erwähnen, dass dadurch die Textverständlichkeit extrem leidet.
    Auch wenn die Aufnahme nicht auf der Höhe der meisten anderen H.Max-Einspielungen bei CPO ist, kann sie aufgrund des hohen Niveaus der Komposition und der wie immer exzellenten Bookletqualität jedem Barockmusikfreund nachdrücklich empfohlen werden.
    Franco Fagioli - Canzone e Cantate Franco Fagioli - Canzone e Cantate (CD)
    27.11.2010
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Ein großartiger Sänger

    Nach seinem sensationellen Rollendebut als Demetrio in Händels Berenice legt der erst 29-jährige argentinische Countertenor nun seine erste CD mit Kammerkantaten des Barockzeitalters vor. Bei dieser subtilen, oft zerbrechlichen Musik gibt es keinerlei Schummeln und Verstecken, jede Nuance muß perfekt sitzen. Und Fagioli enttäuscht in keiner Sekunde. Egal ob Monteverdi, Händel oder Vivaldi- immer findet der Sänger den optimalen technischen und musikalischen Ausdruck. Dabei erstaunt einmal mehr sein stupender Stimmumfang, der scheinbar mühelos vom tiefen Contraltoregister bis in die hohe Sopranlage (b2) reicht.
    Natürlich drängt sich hier ein Vergleich mit dem nur 3 Jahre älteren Jaroussky auf, der ja in den letzten Jahren eine kometenhafte Karriere gemacht hat. Unmittelbar kann man die beiden Sänger mit Vivaldis Kantate „Pianti sospiri“ vergleichen. Während Jaroussky (2005!) das virtuose Werk perfekt aber hauptsächlich schön, knabenhaft schlank und emotional etwas unterkühlt singt, glüht Fagiolis Stimme in jeder Note vor Leidenschaft und- ungewöhnlich für einen Countertenor- Erotik, wobei vor allem die samtige und Weiche tiefe Lage betört.
    Während bei dem Franzosen in letzter Zeit ein gewisser bedauerlicher Zug in Richtung steriler Glätte und Härte (besonders im Sopranregister) festzustellen ist, scheint für den Argentinier nach oben hin alles offen. Meinem Empfinden nach verkörpert er und nicht unbedingt Jaroussky das versunkene Stimmideal der Kastratenepoche am besten.
    Ein großartiger Sänger, eine wunderbare CD, schade nur, dass man Fagioli knappe 47 Minuten singen hört. Die beigefügten Instrumentalstücke sind völlig unnötig, es wäre besser gewesen, hier beispielsweise noch ein oder zwei weitere Kantaten aufzunehmen.
    Trotzdem uneingeschränkte Kaufempfehlung!
    Philippe Jaroussky - Caldara in Vienna Philippe Jaroussky - Caldara in Vienna (CD)
    13.11.2010
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Höchst verdienstvolle Aufnahme

    Endlich widerfährt dem bedeutenden Antonio Caldara die Ehre von zwei Stars der alte-Musik-Szene interpretiert zu werden und somit den Weg aus dem Schattendasein des musikwissenschaftlichen special interest zu finden. Während Caldaras frühes Schaffen durch einige gute Einspielungen brauchbar dokumentiert ist, war von den späten Wiener Opern des Meisters, die eine sehr eigenwillige Verbindung von streng barockerr Durcharbeitung des Satzes mit den Manieren des eben erst aufgekommenen galanten Stils darstellen, kaum etwas zu hören.
    Umso erfreulicher ist die Begegnung mit bestens gearbeiteter, sehr eigenständiger Musik, die allen Emotionen des barocken Musiktheaters den optimalen Ausdruck verleiht, eine echte Alternative zu den immergleichen Händel- und Vivaldiaufnahmen.
    Philippe Jaroussky befindet sich auf der Höhe seiner Kunst und hat zur Zeit höchstens den noch recht unbekannten Franco Fagioli als Konkurrenten zu fürchten.
    Obwohl an einigen Stellen leichte Härten besonders im höheren Sopranregister zu konstatieren sind, passt der gelegentlich etwas glatt-metallische und immer noch sehr knabenhafte Klang seiner Stimme anders als bei dem letztjährigen J.C.Bach-Album sehr gut zu der kontrapunktischen und relativ intellektuellen Klangsprache Caldaras.
    Gerade im emotionalen Bereich bleiben dann doch noch einige Wünsche offen, gerade wenn man die Cd mit der gleichzeitig erschienenen, so überaus berührenden neuen Einspielung von Simone Kermes (Colori d´amore) vergleicht. Meine Bewertung schwankt daher zwischen 4 und 5 Sternen, passt aber wegen des hohen diskographischen Wertes und der exzellenten und für heutige Zeiten geradezu luxuriösen Bookletausstattung besser in die höchste Kategorie.
    Kantaten II Kantaten II (CD)
    08.11.2010
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    2 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Große Enttäuschung

    Nach dem überwältigenden Eindruck der ersten Kantatenfolge bei Carus waren die Erwartungen hoch. Leider kommt Folge 2 – diskographisch mit lauter Weltpremieren genauso wichtig- interpretatorisch der herausragenden Qualität von Vol. 1 in keinster Weise gleich.
    Jürgen Ochs und die Raststatter Hofkapelle musizieren die groß angelegten Werke nämlich mit nur 8 Sängern und einem solistisch besetzten Streichquintett. Ungeachtet der Tatsache, dass diese Minimalbesetzung den eindeutigen Quellen, die belegen, dass W.F. Bach in Halle mit etwa 40 Sängern und 15 Streichern arbeitete, zuwiderläuft, stellt sich vor allem in den groß besetzten Teilen mit Trompeten und Pauken ein klanglich sehr bedenkliches Ungleichgewicht ein.
    Sehr bedauerlich ist auch die Tatsache, dass die Soloarien auch von den an und für sich guten Chorsängern bestritten werden, die mit den immens virtuosen Anforderungen, besonders im Koloraturbereich, hoffnungslos überfordert sind.
    Sehr schade, dass man für die herrlichen Stücke nicht die idealen Interpreten der ersten Folge gewinnen konnte und sich so über einen mageren und dünnen Klang sowie zahlreiche interpretatorische Schwächen ärgern muss.
    Ein Kommentar
    aficionado
    10.12.2010

    Besetzungsstärke

    Eindeutige Quellen, die belegen, dass W.F. Bach in Halle eine Chor von 40 Sängern zur Verfügung hatte? Martin Falck hat das behauptet, aber ohne Quellen zu nennen, und ohne auf die originalen Stimmen hinzuweisen, die jetzt wieder mit dem zurückgekehrten Archiv der Singe-Akademie wieder einsehbar sind. Schon Peter Wollny hatte in seiner Dissertation von 1993 Falcks Angaben relativiert. Tatsache ist: wie wissen nicht, wie viele Sänger in Halle mitsangen. Stimmenmaterial gibt es nur einmal für jeden Part, was auf solistische Besetzung oder höchstens 3 Sänger pro Stimme hindeutet; Notenmaterial für Vokalripienisten existiert nicht. Die "eindeutigen Quellen" würde ich gerne benannt sehen ...
    Kantaten I Kantaten I (CD)
    07.11.2010
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Großartige Einspielung!

    Schon die ersten Takte der Kantate „Ach dass Du“ machen dem Hörer klar, dass man es hier mit einer herausragenden Einspielung zu tun hat. Selten gehen diskographischer Wert, höchste musikalische Inspiration sowie technische und klangliche Makellosigkeit so Hand in Hand wie in dieser eminent verdienstvollen Neueinspielung. Chor, Orchester und die 4 exzellenten Solisten beglücken hier von der ersten bis zur letzten Minute.
    Wer die (bis auf die erste) noch nie eingespielten Kantaten des ältesten Bach-Sohnes mit offenen Ohren hört, wird sich verwundert fragen, wieso derart wertvolle Musik so lange unbeachtet in den Archiven schlummern konnte. Lange 17 Jahre ist es her, seit Hermann Max in 2 Folgen einige Kantaten eingespielt hat. Offenbar bedurfte es erst des 300-jährigen Jubiläums, um sich dieses großartigen, innovativen und individuellen Komponisten auch im Bereich der Sakralmusik gebührend zu erinnern- großes Lob hierfür dem Carus-Verlag.
    Eine herausragende Aufnahme, unbedingt zugreifen!
    Weihnachtskantaten Vol.1 Weihnachtskantaten Vol.1 (CD)
    27.10.2010
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    geniale Begabung

    Kurz nach Erscheinen der herausragenden CD mit Weihnachtskantaten von Graupner erfreut CPO den Kenner nun mit einer Ersteinspielung etwa zur selben Zeit (kurz vor 1750) entstandener geistlicher Musik des um eine Generation jüngeren Georg Gebel .
    Während Graupner die musikalische Miniatur pflegt (seine Kantaten dauern nur etwa eine Viertelstunde) präsentiert Gebel umfangreiche Kompositionen von 30 und 40 Minuten Dauer.
    Gemeinsam ist bei beiden Cd-Veröffentlichungen, dass die vertonten Texte jeden Bezug auf vordergründigen Weihnachtsjubel vermeiden und sich stattdessen in theologische Spitzfindigkeiten zu den Themen Gnade, Schuld und Erlösung verwickeln, die selbst dem kirchennahen heutigen Hörer recht fremd vorkommen dürften.
    So verwundert es auch nicht, dass in Gebels Kantaten bis auf wenige Ausnahmen ein intellektueller, verinnerlichter Tonfall voll musikalischer Kühnheiten vorherrscht. Höhepunkte der CD sind für mich die bereits erstaunlich an Mozarts Melos erinnernde zehnminütige Altarie mit konzertanter Oboe in der ersten sowie die aufregende chromatische Chorfuge in der zweiten Kantate, in der Gebel eine nur mit dem Begriff „genial“ richtig zu würdigende Begabung offenbart. Leider hält Gebel die Spannung in den langen Werken nicht durchweg durch.
    Minimale Einschränkungen- gerade im Vergleich zur der oben erwähnten, exzeptionellen Graupnereinspielung- muss ich bei Interpretation und der etwas hallig-verwaschenen Akustik machen. Ludger Remy neigt besonders in den Rezitativen und Chorälen zu etwas zu nachdrücklich-gemächlicher Deklamation sowie in der Bassarie mit konzertanten Hörnern zu einem unnötig ruppigen Klangbild. Trotzdem kann diese CD jedem Kenner und Entdecker vernachlässigter Meisterwerke ganz nachhaltig empfohlen werden. Man kann auf baldige Fortsetzung dieser verdienstvollen Edition gespannt sein!
    Weihnachtskantaten Weihnachtskantaten (CD)
    09.10.2010
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Beglückende Entdeckungen

    Wer bei der vorliegenden Graupner-CD prunkvollen und leichtgängigen Weihnachtsjubel á la Telemann erwartet, wird zunächst vielleicht etwas irritiert sein. Was die Besetzung anbelangt, gibt sich der Darmstädter Hofpaellmeister unspektakulär: 4 Solostimmen und eine kleine ebenfalls solistisch besetzte Instrumentalgruppe aus Streichern und Oboen mit Continuo, mehr nicht. Und doch präsentiert das vorzügliche Ensemble unter Leitung von H.Max hier einen atemberaubend dichten musikalischen Kosmos. Komplex polyphone Passagen nach bewährter Barockart wechseln mit hochvirtuosen, manchmal fast opernhaften Koloraturpassagen im damals modernen galanten Stil ab. Verblüffend ist hier, mit welcher Virtuostät, ja oftmals geradezu bizarren Eigenwilligkeit in Metrum, Rhythmus und Melodik der Komponist zu einer hochindividuellen Ausdeutung der sperrigen Texte gelangt. Diese eigenwillige Klangrede ohne direkte Vorbilder kann besonders den heutigen gebildeten Hörer ansprechen, für die Zeitgenossen Graupners mögen derartige Experimente eher befremdlich gewirkt haben.
    In dieser eigenwilligen Mischung aus formalem Konservativismus und gleichzeitig einer für die Zeit um 1740 nahezu avantgardistischen Klangsprache drängt sich ein Vergleich mit Bach oder Zelenka auf, die ja ebenfalls in formal traditionsverbundenen Gattungen ihre kühnsten Ideen und ihre ganz persönliche Sicht der empfindsamen Klangsprache der angehenden Frühklassik erprobten. Interpretation und Klang sind über jede Kritik erhaben. So wird diese CD zu einer der beglückendsten Barock-Neuveröffentlichungen der letzten Zeit. Uneingeschränkte Kaufempfehlung!
    Symphonien Nr.2 & 4 Symphonien Nr.2 & 4 (CD)
    24.09.2010
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Rundum überzeugende Ersteinspielung

    Kallivoda ist schon seit längerem ein Geheimtipp für Entdecker jenseits des bis zur Erschöpfung ausgereizten symphonischen Standardrepertoires. So spannend auch die bisherigen Veröffentlichungen waren, erst mit dieser CD (und zwar mit der 4. Sinfonie) ist der Funke wirklich übergesprungen. Während die 2. und die beigegebene Konzertouverture trotz aller Gediegenheit und Originalität noch in relativ vorhersehbaren Bahnen verbleiben, stellt die um 1830 komponierte 4. wirklich etwas Besonderes dar. Formale und harmonische Behandlung sind bei größter Achtung der Tradition unkonventionell, bisweilen sogar fast bizarr, aber nie geht dem Meister der Sinn für große Spannungsbögen zugunsten kleiner Details verloren. Kein Wunder, dass Schumann dieses Werk sehr schätzte, erinnern seine eigenen Symphonien in manchem sehr an Kallivoda, ja man geradezu den Eindruck, hier – und nicht etwas bei dem wesentlich konventionelleren Spohr- das „missing link“ zwischen Beethoven und der um eine Generation jüngeren Frühromantikern gefunden zu haben. Mit präziser Energie widmen sich die Interpreten diesem sträflich vernachlässigten Meisterwerk, das hoffentlich seinen Weg in die Konzertsäle finden wird. Sehr zu loben ist auch die auf hohem wissenschaftlichen Niveau verfasste Analyse im booklet. Freuen wir uns auf die nächste Folge Kallivoda bei CPO!
    Sanctus Petrus et Sancta Maria Magdalena Sanctus Petrus et Sancta Maria Magdalena (CD)
    25.08.2010
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Großartige Weltpremiere

    Eine der erfreulichsten Neueinspielungen zum Auftakt des Musikherbstes legt Oehms mit dem klanglich und musikalisch exzellenten Live-Mitschnitt (Ludwigsburger Schlossfestspiele 2008) des Hasse-Oratoriums „Sanctus Petrus et Sancta Maria Magdalena“ vor.
    Das für die legendären Sängerinnen des Ospedale dell´Incurabili in Venedig um 1735 geschriebene Werk, das unmittelbar zu dem berühmteren Miserere (das übrigens separat schon mehrmals aufgenommen wurde) überleitet, besticht musikalisch durch allerhöchste Qualität. Einmal mehr wird durch diese überaus verdienstvolle Weltpremiere klar, wie sehr Hasse durch Abkehr von barocker Formeln und Hinwendung zu empfindsam-kantabler Gestik die Musikgeschichte nach vorne brachte. Man höre sich nur das große zentrale Duett der Titelhelden an, das mehr an Mozart denn an die unmittelbaren Zeitgenossen Händel oder Bach erinnert. Leider wurde hier der Mittelteil und das Dacapo gestrichen, um eine Veröffentlichung auf einer CD zu ermöglichen, was sehr schade ist.
    Michael Hofstetter hatte das große Glück ein erstrangiges Sängerensemble um die Star-Mezzosopranistin Viviva Genaux dirigieren zu können. Dabei kommt dem heutigen Hörer sehr entgegen, dass die zwei männlichen Partien, die ursprünglich auch von Frauen gesungen wurden, hier mit Countertenören besetzt sind, was der Farbigkeit des Klangeindrucks ungemein förderlich ist. Obwohl alle 5 Solisten exzellent singen -das etwas vibratoreiche und opernhaft deklamierende Timbre von Jacek Laszkowski ist Geschmackssache- sticht besonders der junge Terry Wey in der Rolle des heiligen Petrus hervor: Seine wunderschöne Stimme und makellose Technik lassen ihn für eine große Karriere prädestiniert erscheinen.
    Das Orchester der Ludwigsburger Festspiele erweist sich als kongenialer Begleiter dieses Sängerfestes. Es stimmt einfach alles: Ersteinspielung eines unterschätzten Meisterwerks, großartige Interpreten, perfekte Akustik und ein gründlich recherchiertes Beiheft mit Texten und Übersetzung- uneingeschränkte Kaufempfehlung!
    176 bis 197 von 197 Rezensionen
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