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    jommelli Top 50 Rezensent

    Aktiv seit: 25. August 2010
    "Hilfreich"-Bewertungen: 2534
    197 Rezensionen
    Sämtliche Streichquartette Sämtliche Streichquartette (CD)
    21.04.2016
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Großartig!

    Das erstmals eingespielte c-moll Quartett des 14-jährigen Bruch ist ein Geniestreich und den besten Werken, die Mozart und Mendelssohn in diesem Alter schrieben, ebenbürtig. Nicht umsonst verwendete Bruch die beiden Mittelsätze wenige Jahre später in seinem offiziell ersten Quartett geringfügig bearbeitet wieder. Doch auch die beiden "späteren" Werke des 18- und 22-jährigen sind voll genialer Züge und lassen nicht ahnen, dass Bruch später tragischerweise als Reaktionär abgestempelt und einzig auf sein erstes Violinkonzert reduziert wurde.
    Das Diogenes-Quartett präsentiert sich hier als eine der allerersten Kammermusik-Formationen. Präzision, Intonation, Tempogestaltung und besonders ein unwiderstehliches Temeprament machen diese preiswerte Aufnahme, die so manch hochpreisige Produktion auf die Plätze verweist, zu einem Muss für Streichquartettliebhaber. Sehr erfreulich ist auch die großartig natürliche Klangqualität dieser Studioeinspielung, die nichts Steriles an sich hat. Klare Kaufempfehlung!
    Arminio Arminio (CD)
    29.03.2016
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Empfehlenswert

    Händels von der Nachwelt unverständlicherweise ziemlich vernachlässigte Oper Arminio (1737) erhält nun 15 Jahre nach der ersten und bislang einzigen Gesamtaufnahme unter Alan Curtis eine zweite Chance auf CD. Und das ist ein Glück, denn die alte Aufnahme hatte zwar in den drei Hauptrollen exzellente Sängerinnen, litt aber unter einem recht schwachen Orchester und einem schlechten Tenor. Bereits in den ersten Takten der Ouverture lässt G. Petrou seine fabelhafte „Armonia Atenea“ höchst engagiert und hochdramatisch aufspielen- und diese unter Hochspannung stehende Grundhaltung behält er im Wesentlichen bei, wobei man meinem Geschmack nach viele Tempi etwas weniger rasant, mache Akzente etwas weniger scharf hätte nehmen können. Was der oft temperamentlose Curtis zu wenig hatte, hat Petrou zu viel.
    Das größte Plus der neuen Aufnahme ist M.E. Cencic in der für den Kastraten Annibali geschriebenen Titelrolle. Die nicht besonders hoch liegende, doch an entscheidenden Stellen spektakulär in die Sopranlage reichende Tessitura ist für Cencic`s sehr maskulines und höchst modulationsfähiges Organ wie geschaffen. Im Vergleich dazu wirkt V. Genaux bei Curtis relativ blass, die Bravourarie des dritten Aktes ist ein Höhepunkt zeitgenössischer Countertenor-Kunst! Layla Claire in der extrem umfangreichen und anspruchsvollen Rolle der Tusnelda ist eine ebenbürtige Partnerin. Leider bin ich mit der Partie des Sigismondo alles andere als glücklich. Der junge Koreaner Vince Yi verfügt zwar über eine blitzsaubere Intonation, stupende Höhe und makellose Koloraturtechnik, doch klingt sein merkwürdig knabenhaftes Timbre meist sehr stählern, künstlich und in der Höhe leicht schrill. Ein spitzzüngiger englischer Rezensent schrieb vom Klang eines „angry schoolboy“, was die Sache sehr gut trifft. Man vergleiche hier nur die makellose Dominique Labelle in der alten Curtis- Aufnahme. Es stellt sich also durchaus die Frage, ob eine Kastratenrolle immer mit einem Sopranisten besetzt werden muss, was klar zu verneinen ist, wenn man nicht gerade einen Fagioli oder Sabadus zur Verfügung hat.
    Die kleineren Partien sind allesamt bestens besetzt, wobei mir besonders der kernige Tenor von J. Sancho in der Rolle des Römers Varo sehr gefallen hat.
    Insgesamt ist die Neueinspielung auf jeden Fall wegen der großartigen Leistungen des Primarierpaares anschaffenswert, auch wenn ich insgesamt aus obengenannten Gründen nur vier Sterne vergeben kann.

    Missa Divi Xaverii ZWV 12 Missa Divi Xaverii ZWV 12 (CD)
    11.03.2016
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Großartig!

    Es ist schon sehr verwunderlich, dass es hier zahlreiche 1- und 2-Sternebewertungen ohne jegliche Begründung gibt. JPC sollte eigentlich nur Textrezensionen zulassen, da so leicht ein verzerrtes Bild entstehen kann. Die Aufnahme von Zelenkas Xaver-Messe und -litanei ist nämlich nichts weniger als eine kleine Sensation. Die Musik ist von überbordender Fantasie, Kunstfertigkeit und Vitalität, die Interpreten setzen die großbesetzten immens komplexen Werke kongenial um, besonders die virtuosen Blechbläser (selten habe ich bessere Naturhörner gehört!) leisten Gewaltiges. Wer Zelenkas Stil mag, sollte sich also nicht durch anonyme, völlig unbegründete Negativstimmen abschrecken lassen, sondern diese Aufnahme, die einen Höhepunkt der Zelenkadiskographie darstellt, unbedingt kaufen!
    Ein Kommentar
    Anonym
    22.03.2016

    Bravo!

    Schön dass es Menschen wie Sie gibt, die es verstehen Ihr Wissen und Ihre Leidenschaft zu teilen. Immer wieder gerne lese ich Ihre kompetenten Bewertungen. Alles Gute!
    Matthäus-Passion Matthäus-Passion (CD)
    29.02.2016
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Musik und Interpretation auf höchstem Niveau

    J.H. Rolles Passionsvertonung entstand 1748, also noch zu Lebzeiten Bachs, gehört aber einer völlig anderen musikalischen Welt an, die sich zwischen den Polen des galant-empfindsamen Stils sowie des allmählich beginnenden Sturm-und-Drangs bewegt. Der begeisterten Vorrezension kann ich nur zustimmen. Ich kenne keine nachbachische Passion, in der der Evangelientext so originell, plastisch und kunstvoll vertont wurde. Nicht umsonst erlangte Rolle als Komponist geistlicher Dramen überregionale Anerkennung. Weniger aufregend fand ich die Rahmenchöre, Arien- und Ensemblestücke, die in ihrer melodiösen Gefälligkeit (Ausnahmen sind eine dramatische Bassarie und ein sehr originelles Terzett) stark an C.H. Graun`s verbindliche Tonsprache erinnern. Die schlanken, jungen Stimmen und das präzise und federleichte Spiel des Orchesters lassen keine Wünsche übrig. Eine empfehlenswerte Neuerscheinung, die sicherlich einen wertvollen Beitrag zu einer größeren Bekanntheit Rolles leistet, der einen Vergleich mit den bekannteren Namen seiner Generation nicht zu scheuen braucht!
    Sinfonien, Kammermusik & Arien Sinfonien, Kammermusik & Arien (CD)
    28.02.2016
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    1 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Nur im Ansatz gelungen

    Placidus von Camerloher gehörte um 1750 zu den bekanntesten Komponisten im deutschen Sprachraum und wurde (wohl etwas übertrieben) einem so bedeutendem Komponisten wie Niccolò Jommelli als ebenbürtig geschätzt. Daher ist es sehr erfreulich, dass nun endlich eine Cd vorliegt, die es ermöglicht, diesen Komponisten näher kennenzulernen. Es erklingen drei charmante Sinfonien sowie jeweils zwei Kammermusikwerke, Gallichone-Soli und Arien, was einen repräsentativen Querschnitt durch das Schaffen des Freisinger Domkapellmeisters ergibt. Stilistisch bewegen sich die durchweg solide, aber nur in Ansätzen wirklich originell komponierten Werke am Scheideweg zwischen generalbassorientiertem Spätbarock und stark von gesanglicher Melodik geprägtem frühklassischen Stil. Leider lässt die Interpretation durch das auf historischen Instrumenten musizierende Ensemble „ Neue Freisinger Hofmusik“ viele Wünsche offen. Am besten gelungen sind die beiden langen, wohl aus einem lateinischen Schuldrama stammenden Dacapo-Arien, in denen der junge Bassbariton M. Winckhler sein gepflegtes Organ sehr vorteilhaft präsentiert. Leider schweigt sich das ansonsten recht gute Booklet über den größeren inhaltlichen Zusammenhang dieser beiden Stücke aus, deren Textbedeutung somit im Dunklen bleibt. In den Instrumentalwerken ist die Intonation der der sehr dünn und scharf klingenden Streicher höflich gesagt nicht immer optimal und die Tempogestaltung in den schnellen Sätzen gerät leicht überhastet, was auf Kosten der Präzision geht. Eine sehr trockene, kleinste Unebenheiten gnadenlos hörbar machende Akustik trägt zu dem insgesamt recht unbefriedigenden Gesamteindruck bei. So kann man nur hoffen, dass sich demnächst ein auf höchstem internationalen Standard spielendes Originalklangensemble Camerlohers und seiner hörenswerten Musik annimmt.
    Artaserse Artaserse (CD)
    14.02.2016
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    2 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Leider nicht besonders überzeugend

    Da ich keine Lust hatte, mir knapp 3 Stunden lang irgendwo zwischen Napoleon und Ghadafi angesiedelte Fantasieuniformen in dämmriger Beleuchtung anzusehen, habe ich die CD der Artaserse-Aufführung vom Sommer 2012 bestellt.
    Vielleicht ein Fehler- denn ohne visuelle Ablenkungen und in besserer Klangauflösung kommen die Schwächen dieser Produktion sicherlich stärker zum Tragen als bei der DVD. Zunächst ist da einmal Shootingstar Fagioli in der einst von Farinelli verkörperten und musikalisch am reichsten ausgestatteten Rolle des Arbace. Überhört man einige Startschwierigkeiten in der ersten Arie, fallen aber dennoch das sehr manierierte Drücken von Tönen im tiefen Register und etliche keineswegs makellos intonierte hohe Spitzentöne, besonders in den oftmals zu exzessiv ausgezierten Dacapos auf. Insgesamt macht die Stimme einen etwas matten und angestrengten Eindruck, was auch an der problematischen Akustik in Valle d´ Itria liegen mag. Trotzdem verkörpert Fagioli (vor allem in der atemberaubend schweren Arie des dritten Aktes, die derzeit kein anderer Counter zu bewältigen im Stande wäre und in der Sänger auch deutlich an seine Grenzen kommt), eindrucksvoll das untergegangen geglaubte Ideal des Kastratengesanges.
    Alle anderen Darsteller stehen bei durchwegs guten, aber keineswegs besonders inspirierten und im Detail technisch oftmals nicht einwandfreien Leistungen deutlich hintern dem Primo Uomo zurück, wobei der ziemlich knarrende Alt von Sonia Prina schon bessere Zeiten gesehen haben dürfte.
    Am problematischsten ist das auf Originalinstrumenten musizierende und im wesentlichen aus Streichern und Continuo bestehende Orchester, das sich zwar durch beherztes Zupacken, aber nicht eben durch besondere Intonationsreinheit geschweige denn klangliche Delikatesse auszeichnet und deutlich unter dem üblichen hohen Standard anderer europäischer Originalklangensembles bleibt, wobei sich Dirigent und Cembalist C. Rovaris durch unangenehme Tempoexzesse zu profilieren versucht. (Das berühmte „Pallido il sole“ wird quälend langsam buchstabiert, während viele Bravourarien völlig verhetzt werden)
    Als Ganzes wirkt die 1730 entstandene Oper vor allem durch den recht monochromen Orchestersatz sehr viel schwächer als die nur wenig später für Dresden geschriebene Cleofide mit ihrer deutlich verfeinerten Kompositionsweise und kann daher nur speziell interessierten Hörern zum Kauf empfohlen werden.
    p.s.: Booklet leider wie so oft nur mit kleiner Einführung ital./engl. und ohne jegliche Gesangstexte.

    Requiem Requiem (CD)
    12.02.2016
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Hörenswerte Ersteinspielung!

    Mit fast 2 Stunden Spielzeit dürfte Simon Mayr´s „Requiem summum“ eines der längsten, wenn nicht das längste Opus dieser Gattung sein. Über die verzwickte Entstehungsgeschichte, bei der in 2 Sätzen auch der junge Donizetti beteiligt war, schreibt Dirigent Franz Hauk ausführlich im Beiheft.
    Das ganze Stück ist allerdings ein hybrides Gebilde, dem ich nicht den Ehrentitel „Meisterwerk“ zuerkennen würde. Während Introitus und Kyrie (beide Sätze gehen auf das bereits von P.A. Pelucchi bei Agora eingespielte kleinere g-moll Requiem Mayrs zurück) ernste Größe und kontrapunktische Kunst aufweisen, ist das Dies irae eine typisch italienische Miniaturoper mit virtuos-prächtigen, sehr profan klingenden Arien und Cabaletten, die bei einem heutigen Hörer eher Schmunzeln als Bewunderung hervorrufen. Sanctus und Agnus Dei fallen mit ihrem extrovertiert-heiteren Durklang und den begleitenden Becken völlig aus der Rolle und wirken in einer Totenmesse deplaziert, während das düstere Libera me wieder zu der feierlichen Trauerstimmung des Anfangs zurückkehrt. Ob dieses stilistisch zwischen spätem Mozart und frühem Verdi angesiedelte Requiem dauerhaften Eingang ins Konzertrepertoire finden wird, kann durchaus bezweifelt werden.
    Die klanglich und musikalisch ausgezeichnete Aufnahme jedenfalls lohnt die Anschaffung, man hört wieder etliche Stimmen aus dem Umkreis der Münchner Musikhochschule, die man schon in früheren Hauk-Mayr-Einspielungen positiv kennengelernt hat. Leider ist der bekannteste Name im Solistenensemble, der Tenor Markus Schäfer, mit seinem spröden und unangenehm ins Nasale gehenden Timbre eine große Enttäuschung. Insgesamt hat Naxos aber mit dieser Weltpremiere seine inzwischen beachtlich angewachsene Mayr-Reihe um eine weitere interessante und hörenswerte Neuheit ergänzt.
    Große Messe e-moll für Chor, Orgel und Orchester Große Messe e-moll für Chor, Orgel und Orchester (CD)
    16.01.2016
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    2 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Gute Musik nicht optimal interpretiert

    Das 1866 zeitgleich mit Bruckners e-moll-Messe entstandene Werk ist auch für einen modernen Hörer sehr überzeugend, da Herbeck die vielschichtigen kirchenmusikalischen Traditionen seiner Zeit auf originelle und meisterhafte Weise verbindet. So finden sich neben prachtvollen Fugen, romantischen Tuttiausbrüchen und innerlichen Kantilenen auch jede Menge cäcilianisch beeinflusste Rückbezüge zu vorbarocker Klanglichkeit ohne hierbei in blasse Epigonalität zu verfallen.
    Leider bin ich mit dem sehr kompakten und wenig differenzierten Klang des Philharmonischen Chores München (Leitung A. Hermann) nicht glücklich. Wehmütig denkt man an die leuchtenden Soprane der Wiener Sängerknaben, für deren Vorgängerinstitution (k.k. Hofkapelle) das Werk geschrieben wurde. Sehr ungünstig wirkt auch die trockene und glanzlose Konzertsaalakustik sowie der blecherne Klang der (höchstwahrscheinlich elektronischen) Orgel.
    Mit entsprechenden Kräften in einer guten Kirchenakustik wäre es ein reines Vergnügen diese wunderschöne Messe öfters anzuhören, so kann man immerhin froh sein das unverständlicherweise völlig in der Versenkung verschwundene Stück kennengelernt zu haben.
    Arien für Countertenor - London Arien für Countertenor - London (CD)
    08.01.2016
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Große Überraschung

    Nach der sehr enttäuschenden Vinci-CD von Filippo Mineccia 2014 habe ich erst gezögert das neue Ariosti-Album zu kaufen, doch die Neugierde auf eine CD mit Ersteinspielungen dieses völlig zu Unrecht im Schatten Händels stehenden Komponisten hat dann gesiegt- und welche Überraschung! Zunächst einmal lernen wir hier einen Opernkomponisten kennen, der sich- obwohl fast 20 Jahre älter als Händel- stilistisch seinem damaligen Londoner Konkurrenten nicht nur annähert sondern im Bezug auf Melodiereichtum, emotionale Tiefe und satztechnische Raffinesse als absolut ebenbürtiger Partner erweist. Kein Wunder, dass bei einer der hier aufgenommenen Arien nicht klar feststeht, ob sie von Händel oder Ariosti stammt. Höhepunkt für mich ist ein großes Accompagnato in Des-Dur(!), das mit seinen gewagten Modulationen in unerwartete harmonische Bereiche ein erschütterndes Klangbild eines seelisch leidenden Helden darstellt- und zwar ausdrucksvoller als dies Händel in seinen berühmten Opern-Accompagnatos (z.B. Rodelinda, Giulio Cesare) jemals geschafft hat! Doch eine ebenso große Überraschung ist die enorme Entwicklung, die Mineccia in den letzten beiden Jahren durchlaufen hat. Zwar ist sein Material von Haus aus spröder als das seiner berühmten Kollegen Jaroussky, Fagioli oder Sabadus , doch vermag es der Sänger inzwischen hervorragend seine stimmlichen Ecken und Kanten geschickt für gesteigerten Ausdruck zu nutzen, wozu es keineswegs immer nötig ist „schön“ zu singen. Etliche der herrlichen Arien sind mir mehr unter die Haut gegangen als so manch glatter Ziergesang bekannterer Countertenöre. Über jede Kritik erhaben ist das plastische, direkte und doch dezente Spiel des Ensembles Odyssee. Fazit: Thematisch und musikalisch eines der erfreulichsten Sängerrecitals der letzten Zeit, klare Kaufempfehlung! P.S. Kommentar und Textübersetzung auch auf Deutsch- es geht also doch!
    Italienische Kantaten & Konzerte Italienische Kantaten & Konzerte (CD)
    06.01.2016
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    2 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Leider im Ganzen nicht überzeugend

    Die neue CD von Accent wirft ein sehr erfreuliches Licht auf den als Komponist italienischer Kantaten bislang nicht sonderlich bekannten J.D. Heinichen. Alle Kompositionen zeichnen sich durch ein hohes kompositorisches Niveau aus. In diesem Zusammenhang erweist sich Countertenor Terry Wey, den ich für einen der besten Vertreter seiner Zunft halte, als kongenialer Interpret. Leider kann man das von Marie F. Schröder nicht sagen, deren an und für sich recht enger Sopran in der hohen Lage sehr scharf und oftmals schlecht intoniert klingt. Dass dann gerade eine Sängerin mit diesem problematischen Stimm-Material bei ihren Dacapo-Verzierungen nicht maßhält, sondern stilistisch völlig über die Stränge schlägt und damit auf ganzer Linie scheitert stimmt sehr traurig. Ebenfalls nicht begeistert hat mich das dünne und etwas eckige Spiel der Batzdorfer Hofkapelle, das durch eine trockene und glanzlose Akustik nochmals leidet. So bleibt diese CD trotz der großartigen Leistung von Terry Wey weit hinter den Erwartungen und Möglichkeiten zurück.
    Sämtliche 88 Klaviersonaten Sämtliche 88 Klaviersonaten (CD)
    07.12.2015
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    1 von 5
    Klang:
    1 von 5
    Künstlerische Qualität:
    1 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Indiskutabel

    Meisterwerke sind die 88 Klaviersonaten Cimarosas wahrlich nicht, vom Komponisten sicherlich auch nicht als solche gedacht. Die im Durchschnitt etwa 2 Minuten währenden Stückchen sind allenfalls ein Nebenprodukt des international zu Recht berühmten Opernkomponisten. Im besten Fall hört man aparte klassische Themenstrukturen, die aber niemals wie bei Haydn oder Mozart üblich musikalisch anspruchsvoll durchgeführt werden. Im schlechtesten Fall vernimmt man geistlose Alberti-Bässe, standardisierte Floskeln und oberflächliches, oftmals lediglich etüdenartiges Passagenwerk.
    In einer exzellenten, geistvollen Interpretation könnte so manche kleine Sonate durchaus ansprechend sein. Doch mit einem Pianisten, der die an und für sich belanglose Musik meistens lieblos und völlig verhetzt herunterdrischt (Hammerklavier in der übelsten Bedeutung des Wortes) und dabei regelmäßig gravierende technische Schwächen offenbart, die eines Erstsemesterstudenten unwürdig wären, gerät diese Einspielung zur Qual.
    Partenope Partenope (CD)
    27.11.2015
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Gute Neueinspielung

    Partenope zählte bislang nicht zu meinen Lieblingsopern von Händel, was wohl daran lag, dass ich das Werk nur in der in vieler Hinsicht unbefriedigenden Kuijken-Aufnahme von 1979 kannte.Die Neueinspielung unter Minasi ist im Vergleich dazu sowohl in sängerischer als auch in orchestraler und klangtechnischer Hinsicht klar überlegen. Sehr zu begrüßen ist, dass sich hier zwei bislang nicht aufgenommene Arien für Arsace und Armindo aus der Zweitfassung von 1737 finden. Ebenfalls aus dieser Version stammt die klanglich brilliantere Höhertransponierung letztgenannter Partie für den Kastraten Conti , was zu einer deutlichen Aufwertung der in der Urfassung weniger bedeutenden Rolle führt. Und mit Emöke Barath´s perfekt geführtem, strahlenden und ausdrucksvollem Sopran hört man hier die die größte Überraschung dieser Aufnahme. Wie schade, dass dieser hochbegabten jungen Sängerin nicht die Titelrolle zugesprochen wurde! Wobei wir auch schon beim einzigen wirklichen Wermutstropfen der sonst sehr verdienstvollen Einspielung wären:Karina Gauvin verkörpert mit ihrem leicht dunkel timbriertem Sopran die für sie zu hoch liegende Titelrolle leider alles andere als makellos, die heikle Eröffnungsarie mit ihren Koloraturpassagen und hohen C´s gerät sogar fast zum Debakel. Vieles in den anderen Arien klingt besonders in der Höhe recht angestrengt. Star-Counter Jaroussky, in der musikalisch am reichsten gestalteten Rolle des Arsace scheint mit seinem in der Höhe leicht zu Grelle und Härte neigendem Mezzosopran deutlich über seinen stimmlichen Zenit hinaus zu sein, überzeugt aber immer noch durch ausdrucksvolle charakterliche Gestaltung und stupende Koloraturtechnik. (Man höre aber zum Vergleich nur einmal die drei 1999 von David Daniels für Virgin kongenial makellos gesungenen Arsace-Arien, darunter das bravuröse „Furibondo spira il venta“, bei dem Jaroussky m.E. doch recht deutlich an seine Grenzen kommt.) J.M.Ainsley`s leicht baritonaler, sehr nobel klingender Tenor begeistert genauso wie der modulationsfähige Alt von Teresa Iervolino, die das Privileg hat, die einzige von herrlich knatternden Naturhörnern begleitete Arie der Oper singen zu dürfen.Das Ensemble Pomo d´oro überzeugt in Tempo und Phrasierung meistens, wobei mir manchmal zu viel nervöses Cembalogelichter im Hintergrund die Hörfreude etwas getrübt hat. (Besonders übertrieben in Arsaces „Sento amor“ im ersten Akt, das dadurch unnötig unruhig wirkt)Höchst lobenswert ist das Beiheft und die auch auf Deutsch verfügbare musikhistorisch profunde Einführung sowie das viersprachige Libretto- in Zeiten billiger Downloads schon fast ein Luxus.Insgesamt eine sehr gute Händel-Gesamtaufnahme, die die alte Kuijken-Einspielung überflüssig macht, insgesamt aber vor allem wegen der Defizite in der Titelrolle leider nicht den Rang einer Referenzeinspielung beanspruchen kann.

    Le Temple de la Gloire Le Temple de la Gloire (CD)
    13.11.2015
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Rameau light

    Freunden französischer Barockmusik ist sicherlich die fulminante Ouverture zu dem 1745 entstandenen und ein Jahr später überarbeiteten „Temple de la gloire“ bekannt. So ist es sehr erfreulich, nun zum ersten Mal das gesamte Werk kennenlernen zu können, da die einzige, gekürzte Einspielung unter J.C.Malgoire von 1982 nur auf LP existiert. Doch leider folgt dem raffiniert instrumentierten Geniestreich zu Beginn (die aparten Piccoloflöten und Hörner tauchen erst wieder gegen Ende des letzten Aktes auf) eines der konventionellsten Bühnenwerke, die ich von Rameau kenne. Das liegt sicherlich auch an dem schwachen Libretto Voltaires, das ziemlich schamlos der Idee des französischen Absolutismus unter Louis XV huldigt und in dem sich der große Aufklärer und geistige Vater der französischen Revolution wieder einmal in seiner ganzen widersprüchlichen Janusköpfigkeit präsentiert. Zwar gibt es gravitätische Chöre, elegante Orchestersätze und einige wenige virtuose Arien (darunter eine spektakuläre Vogel-Arie mit der das Stück endet), doch hatte ich hier wie selten sonst bei Rameau das Gefühl der geschickt, aber recht uninspiriert angewendeten Schablone. Hinsichtlich der Qualität der Aufnahme ist ein eindeutiges Urteil schwer: Während die Soprane und der Chor erstklassig sind, gibt es Defizite bei den männlichen Sängern: Matthias Vidal verfügt zwar über einen hellen, sehr maskulinen Tenor und macht insgesamt einen guten Job, scheitert aber doch an der Höhe und Leichtigkeit der für den großen Haute-Contre Jélyotte geschriebenen Partien. Hier hat J.P. Fouchecourt nie erreichte Maßstäbe gesetzt. Der Bass von A. Bouet agiert insgesamt recht schwerfällig. Am stärksten hat mich die Entscheidung des Dirigenten gestört, das Cembalo nur bei den Rezitativen und klein besetzen Solostücken zu verwenden, wodurch eine ganz wesentliche Klangfarbe fehlt und der Orchestersatz Rameaus sehr ausgedünnt klingt. Der Verzicht auf das durch Quellen klar nachgewiesene Tambourin in den Tänzen trägt auch nicht gerade zur Klangbereicherung bei, zumal der Klang von „Les Agrémens“ an und für sich recht zart und etwas dünn ist. Insgesamt schwankt meine Bewertung zwischen 3 und 4 Sternen, passt aber wegen des hohen diskographischen Werts und der opulenten Aufmachung als reich illustriertes Buch (deutsche Einführung inklusive) besser in den oberen Bereich. Rameau-Freunde können mit einer guten, aber nicht perfekten Aufnahme ihre Sammlung komplettieren.

    Ann Hallenberg - Arias for Luigi Marchesi (The Great Castrato of the Napoleonic Era) Ann Hallenberg - Arias for Luigi Marchesi (The Great Castrato of the Napoleonic Era) (CD)
    30.08.2015
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Annäherung an einen großen Kastratensänger

    Es ist immer ein sehr interessantes aber auch problematisches Unterfangen, einen Sänger vergangener Jahrhunderte klanglich wiederauferstehen zu lassen, noch dazu wenn es sich um einen Kastraten handelt. Da es schon etliche Aufnahmen von Opern gibt, in denen Luigi Marchesi sang, hat man ein relativ klares Bild über die stimmlichen Möglichkeiten dieses Superstars der Zeit zwischen 1780 und 1805. Es fallen vor allem der exorbitant große Stimmumfang (klein f bis d ´´´) und die oft gegen Ende der Arien platzierten halsbrecherischen Koloraturen auf, die einen heutigen Interpreten vor große Schwierigkeiten stellen. Nicht einmal Franco Fagioli mit seinen außergewöhnlichen Gaben wäre in der Lage die meisten für Marchesi geschriebenen Arien adäquat zu singen. So ist Ann Hallenberg, die ihr einmaliges Können inzwischen auf zahlreichen Aufnahmen eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, derzeit wohl die einzige Künstlerin, die sich guten Gewissens dieser Herausforderung stellen kann.
    So bravourös sich der schwedische Star-Mezzo in dieser neuen CD auch schlägt – in den stimmlichen Extremlagen des tiefen Contr´alto- sowie des hohen Sopranregisters, die oft in gewaltigen Sprüngen unmittelbar aufeinander folgen, werden die Grenzen eines modernen Mezzosoprans deutlich. Wenn man alten Berichten folgt, muss Marchesis Stimme gerade in diesen für heutige Sänger oft problematischen Randlagen durch besondere Fülle und Strahlkraft erstaunt haben.
    Makellos wie immer bewältigt Ann Hallenberg allerdings die unglaublichsten Koloraturketten. Hierbei dürfte sie derzeit weltweit die Nummer eins sein. Sehr interessant ist, dass viele der aufgenommenen exzessiven Verzierungen von Marchesi selbst stammen und man eine Cherubini-Arie in zwei im Detail sehr unterschiedlichen Versionen anhören kann.
    Musikalisch sind die harmonisch oft recht schlichten, durchweg in Dur stehenden und meist dem ab 1780 üblichen zweiteiligen Schema (langsame kantable Einleitung und virtuose Schluss-Stretta) folgenden Arien relativ zahm und vorhersehbar. Wie schade, dass Mozart nie die Möglichkeit hatte für den gleichaltrigen Marchesi zu komponieren.
    Wenig glücklich bin ich mit dem Originalklangensemble, das mit nur 11 Streichern (darunter nur 1 Cello aber 2 Kontrabässe) relativ dünn klingt. Es stellt sich auch die Frage, ob für Kompositionen, die 1790 und später geschrieben wurden, ein sehr deutlich hörbares Cembalo-Continuo die beste Lösung ist.
    Zusammenfassend ist das neue Album wie immer bei Ann Hallenberg auf sehr hohem Niveau, hat mich aber (anders als das ebenfalls dieses Jahr erschienene„Agrippina“-Recital) aus obengenannten Gründen nicht 100% begeistert.
    Luther in Worms (Oratorium) Luther in Worms (Oratorium) (CD)
    05.07.2015
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Erstklassig!

    "Luther in Worms" beweist eindrücklich, dass um 1870 auch noch neben Wagner und Brahms allerbeste Musik in Deutschland komponiert wurde. L. Meinardus war (ähnlich wie M.Bruch) sicher ein Konservativer, der die Tradition Mendelssohns und Schumanns weiterführte ohne die Umwälzungen der Neudeutschen zu übernehmen, doch seine Musik ist mit keiner Note reaktionär oder bieder, ganz im Gegenteil. Besonders die atemberaubende kontrapunktische Meisterschaft in den bis zu achtstimmigen Chören ist auch für einen heutigen Hörer überaus attraktiv und wirft die Frage auf, wie ein so talentierter Komponist derart in Vergessenheit geraten konnte.
    Auf höchstem Niveau auch die erstklassige Studioaufnahme, die keine Wünsche übrig lässt. Eine der erfreulichsten Erstveröffentlichungen von CPO seit Jahren. Vielen Dank dafür!
    Ouvertüren-Sinfonien Ouvertüren-Sinfonien (CD)
    08.05.2015
    Klang:
    3 von 5
    Musik:
    3 von 5

    Originelle Musik, etwas ruppig interpretiert

    Die vorliegenden Ouverturen-Sinfonien stellen ein originelles Bindeglied zwischen beiden Gattungen dar. Wie oft bei Fasch überzeugen Musizierlust, Virtuosität und formale Klarheit, was freilich manchmal auch auf Kosten der musikalischen Tiefe geht.
    Eleganz und Understatement sind wie gewohnt Luger Rémys Stärken nicht gerade, sein etwas hemdsärmeliger Ansatz, der auch oft vor ruppigen Kontrasten, überdrehten Tempi und eckigen Phrasierungen nicht zurückschreckt, paßt aber für die durchweg in Dur stehenden, extrovertierten und lebendigen Stücke nicht schlecht, auch wenn ich mir mehr Rafinesse beim Orchesterklang gewünscht hätte. Die sehr trockene, präzise aber reichlich glanzlose Akustik trägt ihrerseits nicht dazu bei, den Klang zu veredeln. Insgesamt keine CD für die einsame Insel, aber eine gute Aufnahmei von im besten Sinne des Wortes unterhaltender Musik zwischen Spätbarock und aufkommender Frühklassik.
    Sopran-Kantaten "Tirsi" Sopran-Kantaten "Tirsi" (CD)
    20.09.2014
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    100% gelungene Weltpremieren!

    Nach einigen gelungenen Einspielungen im Bereich alter Musik präsentiert sich die hervorragende, aber insgesamt noch zu wenig bekannte Sopranistin Y. A. Fernandez nun mit einem weiteren Schatz. Auch wenn Jommelli, dessen 300. Geburtstag dieses Jahr völlig zu Unrecht vom Jubiläum seines viel bekannteren Kollegen Gluck überschattet wird, dank einiger hervorragender Aufnahmen von Opern und geistlicher Musik kein ganz Unbekannter mehr in der Szene ist, blieben Aufnahmen seiner Musik die große Ausnahme in den letzten Jahren.
    Man fragt sich erstaunt warum, denn die vorliegenden vier Kantaten beweisen wieder einmal, welch erstklassiger und origineller Komponist der Wahl-Stuttgarter auch zu Beginn seiner internationalen Karriere war. Immer wieder hört man in diesen frühen, noch stark vom Stile Pergolesis beeinflussten Kantaten erstaunlich kühne und eigenständige harmonische und melodische Wendungen, die man in der Zeit um 1750 kaum für möglich gehalten hätte, doch auch bei den weniger experimentellen Stücken bleibt die teilweise fast opernhaft zugespitzte Spannung von Anfang bis Ende erhalten, was nicht zuletzt an der makellosen Sängerin und ihrem hervorragend begleitenden kleinen Originalklangensemble liegt. Es bleibt nur zu hoffen, dass überaus verdienstvolle Weltpremieren wie diese auch bei anderen Interpreten die Entdeckungslust in Sachen Jommelli beflügeln. Uneingeschränkte Kaufempfehlung!
    Tisbe Tisbe (CD)
    17.09.2014
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Geglückte Repertoirebereicherung

    Von G. A. Brescianello gibt es nicht gerade viele Cds zu finden, umso erfreulicher ist es, dass CPO nun erstmals überhaupt eine Oper des Wahl-Stuttgarters zu Gehör bringt. Was bei den Instrumentalwerken auf der schon 12 Jahre alten Aufnahme des Barockorchesters Basel sehr positiv auffiel, setzt sich hier fort: Einfallsreich unterhaltende und gut zu hörende aber nie banale Musik, die stilistisch zwischen Spätbarock und galantem Stil anzusiedeln ist. Das schon 1719 komponierte, aber nie aufgeführte Werk dürfte einige der frühesten Beispiele dieser Satzart mit klopfenden Bässen und breiter Harmonik in Deutschland enthalten und wirkt im Vergleich zu Werken, die Bach, Händel oder Telemann zu dieser Zeit schrieben, extrem modern. (Man höre z.B. die Bravourarie „Fiero leone“ aus dem 2. Akt) Leicht ermüdend wirken nur die eigentlich schön tänzerischen, aber von Brescianello zu oft verwendeten, schwingenden Dreiertakte. Sehr überzeugend agiert das Stuttgarter Barockorchester „Il Gusto Barocco“: Hier stimmt einfach alles: Präzision, Klangvolumen, Ausdruck, Tempi. Die vier Solisten sind alle sehr gut bis gut, gehören aber nicht in die allervorderste Linie der Alte-Musik-Szene. Nina Bernsteiners leicht in den Mezzo tendierender Sopran neigt im oberen Register etwas zu angestrengter Härte, Tenor Julius Pfeifer agiert öfters mit zu engem Timbre und Matteo Bellotto lässt Volumen wirkliche Baß-Profundität im tieferen Register vermissen. Warum die Rolle der Schäferin (!) Licori mit einem Countertenor besetzt wurde, der in der Höhe ausgesprochen grell klingt und leider nicht immer sauber intoniert, ist mir ein Rätsel. Genauso unverständlich ist es, warum die zwei prächtigen, von Hörnern begleiteten Chöre, die mit solistischen Trios abwechseln sollen, nur von den vier Solisten ohne Verstärkung gesungen werden, wodurch der beabsichtigte Solo-Ripieno-Effekt völlig entfällt. Hier hat man an der falschen Stelle gespart. Trotz dieser kritischen Anmerkungen ist die Produktion aber unterm Strich geglückt und kann jedem an entlegenem Repertoire Interessierten zum Kauf empfohlen werden!
    Geistliche Musik Geistliche Musik (CD)
    15.09.2014
    Klang:
    2 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Hertel als sakraler Gebrauchsmusiker

    Die vorliegende CD stellt sehr schön dar, welche Art von sakraler Gebrauchsmusik Hertel für seinen frommen Mecklenburger Herzog und seinen pietistischen Hof schrieb. Während die prachtvolle dopplechörige Kantate "Jauchzet dem Herrn" auch ein heutiges Publikumin ihrer Pracht und gediegenden Satzkunst für sich einnehmen kann, sind die lange (und über 24 Minuten fast ausschliesslich in langsamstem Tempo sich dahinschleppende) Choralkantate "Ich ruf zu Dir" sowie die Kirchenmusik zum Ende des siebenjährigen Krieges mit ihren in Zeitlupe deklamierten Chorälen sehr zeit- und ortsgebunden und allenfalls von musikhistorischem Interesse. Gleiches gilt für die beiden sehr konventionellen a capella-Motetten. Sehr schade ist, dass zu der Kantate "Die ihr das Glück" nur die schwungvolle und prachtvolle Sinfonia aufgenommen wurde, die Neugier auf das Werk gemacht hat, das vielleicht einen günstigeren Eindruck als die beiden obengenannten Gebrauchsmusiken gemacht hätte.
    Der NDR-Chor kommt wegen der halligen Akustik der Hamburger Johannis-Kirche und einer räumlich sehr weit hinten liegenden Plazierung leider sehr verwaschen und text-unverständlich an, das zu weit nach vorn gezogene Mecklenburgische Barockorchester macht einen guten Job, wenngleich es oftmals an Volumen und Verve fehlt.
    Eine durchausd interessante Aufnahme für speziell Interessierte, wer noch nichts von Hertels geistlicher Musik kennt, sollte aber besser mit einer der beiden hervorragenden CPO-Produktionen der musikalisch wesentlich ergiebigeren Weihnachts- oder Passionsmusik beginnen.
    Pomona Pomona (CD)
    29.08.2014
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Köstliche Unterhaltung

    In der 1702 entstandenen, äußerst delikat und abwechslungsreich gearbeiteten "Operetta" präsentiert sich der genuin begabte Melodiker Keiser von seiner besten Seite: Virtuose Dacapo-Arien stehen neben unprätentiösen Liedchen und kleinen Tänzen mit Gassenhauer-Potential, Unterhaltung und Anspruch müssen hierbei kein Widerspruch sein. Für Händel-Kenner sehr interessant: Der jüngere Komponist hat einige melodische Floskeln dieses Werkes fast wörtlich übernommen und über seine gesamte Schaffenszeit immer wieder verwendet, was sehr für den nachhaltigen Einfluss Keisers auf Händel spricht. Die nicht weniger als neun hochkarätig besetzen Solisten und die kleine, einfühlsam musizierende Capella Orlandi mit Streichern, Blockflöten und Oboen lassen keinerlei Wünsche übrig. Leichtgewichtige, aber nie oberflächliche Barockmusik auf höchsten Niveau, klare Kaufempfehlung!
    Anna Bonitatibus - Semiramide, La Signora Regale Anna Bonitatibus - Semiramide, La Signora Regale (CD)
    13.07.2014
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    La Signora tremolante

    Am Vibrato scheiden sich die Geister- als wohldosiertes stimmliches Ausdrucksmittel an besonders expressiven Stellen war es bereits zur Barockzeit üblich und kann im besten Fall eine gesteigerte emotionale Wirkung hervorrufen, ein zu starkes Vibrato wurde schon seit eh und je als geschmacklos oder Zeichen stimmlichen Verfalls gesehen. In der ersten Hochphase der historischen Aufführungspraxis verbannten Sängerinnen wie Emma Kirkby das Vibrato nahezu völlig aus dem Katalog der stimmlichen Möglichkeiten. Cecilia Bartoli bewies dann ab den 1990ger Jahren, wie wohltuend und erfreuend sinnlich das gekonnt eingesetzte Schweben der Stimme sein kann. Anna Bonitatibus, über deren Alter das Internet trotz intensiver Suche nichts preisgibt, jedoch will oder kann dieses Stilmittel nicht mehr befriedigend und wohldosiert einsetzen, was ihr z.B. in Händels Tolomeo vor 6 Jahren noch einwandfrei möglich war. Leider wird im vorliegenden Fall das permanente Vibrato fast durchgehend zu einem äußerst unschön flackernden, sehr schnell regelrecht penetranten Tremolo, das wie die Karikatur einer alternden Operndiva wirkt und mir ein durchgehendes Anhören der CD verleidet hat. Das ist umso bedauerlicher, als die Bonitatibus in diesem hochinteressanten, mit nicht weniger als 14 Ersteinspielungen aufwartenden Album ansonsten über hervorragende Technik, ein großes dynamisches Spektrum und stilsichere emotionale Darstellungskraft, die sie in der Figur der „Signora reale“ äußerst glaubwürdig erscheinen lässt, verfügt. Die editorische Idee, der Figur der Semiramis vom Barock bis zur Frühromantik eine musikalische Referenz zu erweisen und dabei dem heutigen Hörer hervorragende Musik von so entlegenen Komponisten wie Bernasconi, Borghi oder Nasolini zu präsentieren ist großartig. Die dreisprachige, prächtig bebilderte und historisch bestens recherchierte Edition trotzt beeindruckend der grassierenden billigen Downloadpraxis, doch das schönste „Artwork“ nützt nichts, wenn der musikalische Anteil so wenig überzeugend wie im vorliegenden Fall ausfällt- schade!
    Nassauische Hofmusik Nassauische Hofmusik (CD)
    13.07.2014
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Erfreuliche Entdeckungen

    Bishlang unbekannte Kompositionen teils völlig obskurer Meister aus dem Umfeld der früheren Nassau-Weilburgischen Hofkapelle präsentiert Hänssler Profil in einer erstklassigen Edition. Die makellose Interpretation der um 1780 entstandenen Vokal-und Instrumentalwerke, die sich alle auf beachtlichem kompositorischen Niveau befinden, wird durch die hervorragende Akustik der Weilburger Schlosskapelle bestens ergänzt. Höhepunkte sind das extrem virtuose Naturhornkonzert von Punto-Stich und die spektakuläre geistliche Bass-Arie von Rothfischer, von dem überhaupt keine anderen Kompositionen erhalten geblieben sind.Klare Kaufempfehlung!
    Bass-Kantaten Bass-Kantaten (CD)
    29.05.2014
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Wichtiger Beitrag zur Graupner-Renaissance

    Obwohl die Stimme von Klaus Mertens mittlerweile deutlich hörbare Altersschwächen aufweist, merkt man immer noch, dass er einer der ganz "Großen" seines Fachs war. Graupners manchmal nicht leicht zu hörende, doch immer interessante und sehr abwechslungsreiche Kantaten aus fast 4 Jahrzehnten Schaffenszeit erfahren so eine sehr gute, wenn auch nicht optimale Wiedergabe. Jedem an erstrangiger und sehr origineller Barockmusik jenseits von Bach,Händel, Telemann oder Buxtehude interessierten Hörer sei diese Produktion daher zum Kauf empfohlen.
    Der Fall Babylons WoO 63 (Oratorium 1839/40) Der Fall Babylons WoO 63 (Oratorium 1839/40) (SACD)
    18.05.2014
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    2 von 5
    Klang:
    2 von 5
    Künstlerische Qualität:
    1 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Zu Recht vergessen

    Spohr hatte das Pech, in seiner Jugend im Schatten Beethovens und Webers zu stehen, in reiferen Jahren überflügelten ihn jüngere Kollegen wie Mendelssohn, Schumann und Wagner. Dem heutigen Hörer sind – wenn überhaupt- einige Instrumentalkonzerte, Sinfonien und etwas Kammermusik bekannt. Gerade darum ist es besonders interessant, Spohrs letztes Oratorium kennenzulernen, das etwa zeitgleich mit Mendelssohns Paulus entstanden ist. Doch schon nach wenigen Minuten stellt sich gähnende Langeweile ein, alles hat man bei anderen Meistern irgendwie schon mal gehört, nur eben spannender, gehalt- und temperamentvoller. Epigonale Musik von A-Z ohne jeglichen genialen Funken. Einzig in den von einer Militärtrommel reizvoll begleiteten Kriegerchören blitzt ansatzweise so etwas wie Originalität auf. Leider wird der ungünstige Eindruck maßgeblich durch die behäbig-provinziell musizierte und klanglich sehr verwaschene Liveaufnahme aus Braunschweig unterstützt. Lieblos agierende Instrumentalisten, ein mulmiger Chor und Solisten, deren Deutsch im Falle des Soprans und der Belsazar-Partie unter aller Kritik ist.
    Allenfalls mit erstrangigen Kräften hätte dieses zu Recht vergessene Stück den Ansatz einer Chance, beim heutigen Zuhörer Interesse zu wecken. Leider nicht empfehlenswert!
    3 Kommentare
    Anonym
    10.06.2014

    "Jomellis" Kritik ist unangemessen und nicht nachvollziehbar

    Die Vorlage der CD-Aufnahme von Louis Spohrs "Der Fall Babylons" war in mehrfacher Hinsicht längst überfällig,
    nicht zuletzt auch deswegen weil Louis Spohr zurecht einer der führenden Komponisten der 1. Hälfte des
    19. Jahrhunderts war.
    Interessanter ist in diesem Zusammenhang jedoch die Frage, warum seine Rezeption in der Musikwelt in der Zeit nach
    1860 relativ wenig Wiederhall fand und Spohr erst jetzt allmählich wiederentdeckt wird?
    Louis Spohr war Wegbereiter auch jener Komponisten, die in der Rezension von "Jomelli" explizit
    genannt wurden. Die tonale Modulationsdichte, die speziell in diesem Werk, immer wieder zum Ausdruck kommt, war für
    diese Zeit ein neues (revolutionäres) musikalisches Ausdrucksmittel, auf das sich implizit auch
    Richard Wagner bezog.
    Dieses Oratorium spiegelt wieder, wahrscheinlich wie kein anderes in dieser Zeit, in welchem gesellschaftlichen
    Umfeld es entstanden ist.
    Die Künstler des aufstrebenden Bürgertums der Vormärz-Zeit suchen nach neuen (musikalischen)
    Ausdrucksmitteln. Die Erweiterung der musikalischen Grenzen, jenseits der Gefälligkeit feudaler Hofmusik, war
    das künstlerische Programm, für das auch Beethoven einige Jahre früher schon Pate stand.
    Freiheit ist das Thema, Freiheit von feudaler Bevormundung und Unterdrückung. Und Freiheit ist explizit auch das
    Thema dieses Oratoriums. Befreiung der Juden vor dem Tyrannen Belsazar. Es ist in diesem Zusammenhang
    sicherlich kein Zufall, dass Spohr sich dieses biblischen Stoffes bedient hat.
    "Jomelli" schreibt in seiner Babylon Rezension: "alles hat man bei anderen Meistern irgendwie schon mal
    gehört, nur eben spannender gehalt- und temperamentvoller".
    Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Die musikalische Spannbreite, die in diesem Oratorium zum Ausdruck kommt,
    stellt deutlich dar, mit welcher kompositorischen Meisterschaft und Genialität hier Louis Spohr agiert.
    Angefangen von imposanten Chören, filigranen Fugen und wunderbaren Melodien in den Arien, aber auch plastischen
    Rezitativen, in dem z.B. die Verkündung des "Menetekels" an den Babylonischen König durch Spohrs
    Instrumentierung buchstäblich sichtbar wird, war für diese Zeit eine absolut neue, revolutionäre Tonsprache.
    Für mich viel entscheidener ist aber noch die Tatsache, wie sensibel Spohr diese Mittel einsetzt. Es ist eben nicht einfache
    Effekthascherei. Stellvertretend hierfür steht z.B. der Chor der Babylonierinnen in der Nr. 22 in diesem Oratorium.
    Die Babylonierinnen preisen Ihren König ("So lange Nebo's bleicher Schein der stillen Nacht gebietet...wird
    deine Macht bestehen."). Gleichzeitig führt die Melodie chromatisch abwärts. Es entsteht ein seltsames Missverhältnis
    zwischen den Worten und der Melodie. Während (als "Lippenbekenntnis") der babylonische
    König gepriesen wird, deutet sich musikalisch schon dessen Untergang an. Hier von fehlendem
    "genialen Funken" zu sprechen, wie "Jomelli" es tut, ist völlig unverständlich. Im Babylon-Oratorium gibt es
    viele Beispiele, die zeigen, wie Spohr durch bemerkenswerte harmonische Wendungen den gesungenen Text unterstützt,
    aber auch, wie im obigen Beispiel, bewußt konterkariert. Dies ist nicht immer gefällig, will es auch nicht sein,
    aber es ist authentisch und das ist das beste Kompliment, das man diesem Komponisten machen kann.
    Spohrs Werk lapidar abzutun, nach dem Motto "alles schon mal gehört", für jemanden, wie "Jomelli", der im 21. Jahrhundert lebt,
    und die Musikentwicklung ab 1860 bis zur Neuzeit bereits kennt, ist unangemessen.
    Mir bleibt nur zu sagen, versuchen Sie sich einen Moment lang vorzustellen, welchen Eindruck diese Musik
    für Menschen in dieser Zeit gemacht haben mag. Ich könnte mir vorstellen, dass auch Sie sich Spohrs
    musikalischer Kraft nicht verschließen können.
    Wir können uns gerne darüber unterhalten, was bei der vorliegenden Aufnahme Ihrer Meinung nach vielleicht nicht so gut
    gelungen ist, was Sie vielleicht anders empfinden würden, aber nicht in einer derartigen pauschalen Weise. Ich habe diese CD's mehrfach
    gehört. Ich konnte weder ein "lieblos agierendes Orchester" - , noch einen "mulmigen" Chor feststellen. Eher besticht der Chor in weiten Teilen
    durch seine herausragende Transparenz.
    Den Solisten darüber hinaus ihr zum Teil nicht ganz akzentfreies Deutsch vorzuwerfen, ist selbst "unter aller Kritik".
    Anonym
    16.12.2018

    Teile die Einschätzung des Rezensenten

    Das sehe ich genauso. Spohr stand nicht im Schatten von irgendwem, sondern durch seine mittelmäßige Arbeit konnte er sich nie durchsetzen. Wäre er ein Spitzenkomponist gewesen, wei Beethoven oder Mendelssohn, hätte sich seine Musik auch durchgesetzt. Es hat seine Gründe, warum man seine Werke noch nie komplett eingespielt hat, während Beethoven, Mozart, Haydn, Bach und andere längst schon komplett vorhanden sind und auch in den Aufführungssälen permanent präsent sind.
    Anonym
    17.10.2014

    Völlig verfehlte Einschätzung Spohrs

    Allein der erste Satz offenbart Pauschalität und Unsinn dieses Beitrags: Hier wird eine Nischenexistenz unterstellt, die Spohr zu keiner Zeit fristen musste, am ehesten noch in der Zeit nach 1845, wo er aus rein ökonomischen Gründen mehr publizieren musste - seine älteste Tochter galt es nach desaströser Ehe materiell zu unterstützen - als seinem strengen Wertmaßstab vielleicht entsprach. Auch stand er als junger Komponist nicht in irgendeinem 'Schatten' - in Wien konnte er 1813/14 erfolgreich Quartette, Quintette sowie gemischte großbesetzte Kammermusik veröffentlichen, bereits sein frühes d-Moll- Violinkonzert fand regen Zuspruch - , schon gar nicht in dem von Weber und dies erst recht nicht als Instrumentalkomponist. Als solcher war Spohr spätestens seit seiner Frankfurter Zeit bis in das erste Jahrzehnt seiner Kasseler Jahre d e r anerkannt führende Tonschöpfer in Deutschland, in England beinahe unumstritten und von Cherubini ob seines überraschend neuartigen Quartettstils bewundert. Ein Verdikt von der Art "epigonale Musik von A-Z" steht Ihnen angesichts eines doch wohl begrenzten Überblicks nicht zu. An Ihrer Urteilskraft muss man überdies zweifeln, registriert man die Präferenzen für Gebel und Graupner.
    La Clemenza di Tito La Clemenza di Tito (CD)
    15.05.2014
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Erfreuliche Weltpremiere zum Gluck-Jahr

    Zum 300. Geburtstag erscheint nun endlich die erste Gesamteinspielung einer der wichtigsten Gluckopern vor der Reform 1762. Die 10 Jahre zuvor für Neapel geschriebene „Clemenza di Tito“ stellt mit ihrem überbordenden Reichtum an Formen, Farben und Affekten einen absoluten Höhepunkt der Gattung Opera seria in ihrer Spätphase dar und so ist die Weltpremiere ein diskographisches Ereignis, zumal die sehr großzügig auf 4 CDs untergebrachte völlig ungekürzte Edition mit Einleitungstext und viersprachigem Libretto erfreulich der immer weiter grassierenden billigen Downloadpraxis trotzt.
    Werner Erhardt konnte für die vier Hauptrollen erstrangige Kräfte verpflichten. Die beiden größten Rollen Sesto (1752 für den Kastraten Caffarelli geschrieben und derzeit stimmlich optimal nur von Franco Fagioli ausführbar, der aber leider für diese Produktion nicht gewonnen werden konnte) und Vitellia erfahren in ihrer Interpretation durch Raffaella Milanesi und Laura Aikin eine technisch und musikalisch ausgezeichnete Umsetzung. Rainer Trosts leicht baritonal gefärbter, sehr flexibel und individuell klingender Tenor eignet sich hervorragend für die Titelrolle. Das einmalig schöne Timbre von Valer Barna-Sabadus in der etwas kleineren, aber äußerst fein gestalteten Rolle des Annius erzielt die größtmögliche Wirkung und macht den erst 27 jährigen Sänger zum heimlichen Star dieser Einspielung.
    Leider muss man bei der Servilia von Arantza Ezenarro aufgrund eines viel zu starken Tremolos und nicht immer 100% souveräner Koloraturtechnik deutliche Abstriche machen. Ein echter Ausreißer nach unten ist leider der Publio von Countertenor Ferri-Benedetti, der weder über die Höhe noch die Technik für diese nachrangige, aber trotzdem sehr anspruchsvolle Partie besitzt und teils sehr unschöne, schrille und manchmal sogar regelrecht falsche Töne von sich gibt.
    Kritisch angemerkt werden sollte auch die mit nur 13 Streichern recht kleine Kernbesetzung des Ensembles, die den klaren Quellen über eine sehr viel größere Anzahl von Spielern am Teatro San Carlo klar zuwiderläuft und bei den Arien mit Blechbläsern keine optimale Balance gewährleistet. Hier wurde definitiv an der falschen Stelle gespart.
    Alles in allem kann die Aufnahme aber in jedem Fall zum Kauf empfohlen werden, da die Kritikpunkte deutlich hinter den Vorzügen zurücktreten.
    126 bis 150 von 197 Rezensionen
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